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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen"

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ZEITSCHRIFT 

FÜR 

VERGLEICHENDE SPRACHFORSCHUNG 

AUF DEM GEBIETE 



DES 



DEUTSCHEN, GRIECHISCHEN und LATEINISCHEN 



HERAUSGEGEBEN 



Dr. ABALBE&I KUHN, 

LEHRER AM CÖLN. GYMNASIUM IN BERLIN. 



DRITTER JAHRGANG. 



BERLIN. 



FBRD. DUMMLERS VERLAGSBUCHHANDLUNG. 
1854. 



7-5" 



Namen der bisherigen mitarbeiten 

Director Ahrens in Hannover. 

Dr. Th. Aufrecht, jetzt in Oxford. 

Prof. Th. Benfey in Göttingen. 

Prof. Ag. Benary in Berlin. 

Prof. F. Bopp in Berlin. 

Sophus Bugge in Christiania. 

Dr. Corssen in Pforte. 

Profi G. Curtius in Prag. 

Prof. A. Dietrich in Pforte. 

Dr. Lorenz Diefenbach in Frankfurt a. M. 

Dr. Ebel in Filehne. 

Dr. Förstemann in Wernigerode. 

Hofrath J. Grimm in Berlin. 

Dr. M. Haug in Tübingen. 

Hofrath Holtzmann in Heidelberg. 

Adjunkt Dr. Kirchhoff in Berlin. 

Dr. K. v. Knoblauch in Tübingen. 

Dr. A. Kuhn in Berlin. 

Prof. H. Leo in Halle. 

Dr. Fried. Pfeiffer in Breslau. 

Prof. A. F. Pott in Halle. 

Dr. £. Bosselet in Berlin. 

Prof. R. Roth in Tübingen. 

Prof. A. Schleicher in Prag. 

Prof. H. Schweizer in Zürich. 

Dr. H. Steinthal, jetzt in Paris. 

Dr. Strehlke in Danzig. 

Dr. A Weber in Berliih 

Prof. Weinhold in Grätz. 

Dr. Westphal in Tübingen. 

Fr. Woeste in Iserlohn. 

Prof. Zyro in Bern. 



2 



Sachregister. 



plur. ib.; gen. auf ai im lat 156; 
nom. plur. der 2ten dekl. im lat. 
auf is 160; gen. sg. der u-dekl. 
im osk. 206; skr. dat. auf äya 359 ; 
nom. sg. conson. stamme 422. 
Komparation — suffixe 84. 296; 
altlat. ios 267 ; werden oft verdop- 
pelt oder gehäuft 287 und a. a. o. 
des Superlativ im deutschen 288; 
comparativbildungen im goth. 290. 
Komposita, accent derselben 8; der 
possessiven comp. 24 ff; klassen 
ders. im griech. 189; ge tische mit 
dava 190; deren erster theil eine 
eigeiischaftsbestimmung des zwei- 
ten enthält im lat. 262; mit stare 
285 ; mit partic. praes. 386 ; thema- 
vocal im lat. 386; mit dem no- 
minativ 387. 
Konjugation. Starke und schwache 
tempora im griech. 187 ff; einthei- 
lung derselben im griech. 142 ff; 
endungen dei 3. pl. im osk. 214. 
422; end. des imp. im osk. 216; 
a&ov 352; formen auf se, so, sso, 
sim, sem, im lat. 366 ff; die per- 
sonalendungen mit o& im griech. 
485; a&a, sti 435. 
Konjunctionen 390 ff. 
Konsonanten, aus- und ab fall, Ver- 
einfachung doppelter im osk. 21 Off; 
klassification derselben 224 ff; aus- 
fall durch vocalverläng. ersetzt 232 ; 
consonantenwechsel zur Unterschei- 
dung der tempora verwandt 419; 
Verdoppelung einfacher im osk. 424. 
425. 

b wegfall vor s im lat. 292; aus 
m entstanden 347; ß&xia^f 411. 
c Wechsel von c und g im osk. 
208; im lat. 348; c, g vor t 
in h erweicht im umbr. 248; 
wegfall von c u. g vor s 248. 
250. 
c natur dies, laute 65. = lat. g 39 9. 
ch = sk 40 ff. 326. 
dd im deutschen = skr. mf 71; 
Wechsel mit gg ebd. ; ausfall des 
d vor j im lat. 249 ; d wird s 
vor t im latein. 253 ff; fällt vor 
t zuweilen aus im lat. 288; d 
aus t vor r erweicht im lat. 296. 
354 ; d und t im auslaut unor- 
ganisch 345 ; Wechsel mit g 70. 



346; aus t nach liquiden 848; 
6 aus t vor j 363. 

f vor t im altn. zu p verhärtet 32 ; 
aus dh, #40; Wechsel von f 
und p im osk. 208. 419; von 
f und v 209. 

g wechselt mit sk 70; mit d 70. 
846; y = skr. j 179; Wechsel 
mit c im osk. 208; c, g vor t 
zu h erweicht .im umbr. 248; 
wegfall von c, g vor s im umbr. 
248. 250; ausfall dess. zwischen 
2 vocalen im umbr. und osk. 
273. 277; ausfall vor m im lat. 
343; lat. g = skr. c 399. 

hv wechselt mit p, pf 79 ff; h aus 
f im lat. 242 ; ausfall desselben 
zwischen 2 vocalen 242; und 
vor. conson. 250; skr. h=goth. 
h 429. 

j, aus altem d 326 ff. 

k — griech. x aus y hervorgegan- 
gen 86; = p im osk. 214; x 
==p im griech. 401 ff; ausfall 
vor ox 406; ab fall im anlaut 
433. 

1 fehlt im zend 9; fällt zuweilen 
aus nach consonanten 80; Wech- 
sel mit n im deutschen 428 ; im 
skr. 489. 

m aus labialen hervorgegangen 7 Off. 
438 ; geht vor s in n über im lat. 
293; abfall und ausfall 342; 
aus f 411. 

n abfall desselben im auslaut 101 ; 
im inlaut des altn. vor s 236; 
im inlaut des lat. 242. 247. 295. 
298; aus 1 im lat. 289; n geht 
nicht in r über im lat. 345; 
aus m entstanden 856; Wechsel 
mit 1 im deutschen 428; im 
skr. 489. 

p = skr. c 169; xp aus an her- 
vorgegangen 170; Wechsel mit 
f im osk. 208. 419; aus k im 
osk. 214; im skr. 402. 405; 
der caussalia 408; im lat. aus k 
410; zahlverhältnifs des n in 
griech. wurzeln 418. 

r, Wechsel mit 1 9. 13; Wechsel 
mit v 14. 21; ausspräche dess. 
im nord. auslaut 38 ; durch Wie- 
derholung entstanden 56; aus d 
hervorgegangen 69; aspirirende 



Sachregister. 



kraft dess. 151; schwanken des 
auslauts zwischen s und r im 
lat. 268 ; ausfall dess. vor s im 
lat. 272; schwankende Stellung 
des q im inlaut 276; r aus v 
im lat. 389; ausfall im gr. 411. 

a vor (jp fallt zuweilen ab 76; aa 
aus labialen mit folg. j entstan- 
den 185 ; <r=9 169. 379 ; ausfall 
des s vor m im lat. 245; aus 
t 247; schwanken des auslauts 
zwischen s und r im lat. 268; 
s rest alter komparativbildung 
an präpositionen im lat. 292; 
euphonisches s im sanskrit 294; 
abfall dess. nach r im lat. aus- 
laut 295 ; ausfall zw. 2 vocalen 
im lat. 298 ; einschub dess. vor t 
852; abfall im anlaut 433. 

t geht zu s über 247 ; ausfall zw. 
2 cons. im lat. 252. 262; fol- 
gendem r assimilirt im lat. 252; 
geht vor t in s über im latein. 
253; im griech. 289; t vor s 
im lat. fallt aus 288; tritt vo- 
kalisch auslautenden wurzeln an 
371; im lat. an stelle von gr. 
B- und skr. dh 424; Wechsel 
von 0- und % 435. 

v, Wechsel mit m 18. 67. 161 ; mit 
r 14. 21; mit g 63. 64; mit f 
66. 209; mit h 177; aspirirt 
vorhergeh. conson. 209; ausfall 
zw. 2 vocalen 286; angels. v 
entspr. goth. ahd. i, j 353. 

z, im goth. an der stelle von skr. 

y 84; im osk. miaut Vertreter 

eines r des lat und umbr. 128 ; 

aus palatalen entstanden 433. 

Konsonanteneinschub, des d 26; des 

v 39; von nasalen 64. 
Konsonantenverbindungen, an , <r<p 

aus sv hervorgegangen 66. 76; ks 

aus ki im osk. 132; (JXt X aus <** 

326; von s mit mutis im skr. und 

ihre Vertretung im prakrit 328 ff; 

xt = skr. x 378. 
Lautverschiebung, ausnahmen davon 

45. 
Metaplasmus, fem. auf ü> u. mv 104 ff; 

der mit manus gebildeten kompo- 

sita 388. 
Metathesis des q 411. 
Paraschemaüsmen 78. 



Participia pass. in den germ. spra- 
chen 15; präs. act in den indog. 
sprachen, starke und schwache for- 
men 338 ff; perf. act. 841; fut 
pass. 347 ff; perf. pass. 854. 

Passivkennzeichen , abfall desselben 
im umbrischen 3 8 ff. 

Perfecta, ihr Ursprung im lat. 14. 

Präpositionen 391 ff. 

Pronomina. Deklin. der fem. im goth. 
84 ff; im lat 85. 

Prosthese im altn. 238. 

Quantität, fortrücken derselben 31. 

Rectionsfahigkeit verbaler substantiva 
und adjectiva 358. 

Reduplication, ersatz derselben durch 
vokalveratärkung der wurzel 232; 
bei anlautender doppelconsonanz 
im griech. 414. 

Spiritus asper, unorganisch 154. 298. 
412. 

Stämme. Nominalstämme auf an 20: 
auf o) und utq 81 ff; auf evc; 78; 
auf as 20; auf evq 21; feminin- 
stämme auf ä im skr. 84 ff; auf 
a (17) oft gleichbedeutend mit sol- 
chen auf o» 88 ff; appellativa auf 
o> von unvermehrten verbalstämmen 
gebildet 89; auf 10) 90; auf w 
aus abkürzung hervorgegangen 91; 
auf i, ü, ä im skr. und goth. 96 ff; 
auf * und v im griech. 97; auf itf 
unda6*98; weibliche auf v 108 ff; - 
auf ivq 141 ; auf ia aus part ab- 
geleitet im lat 298; erweiterung 
consonantischer stamme durch i im 
lat 298. 344; auf mv im griech. 
299 ; stamme auf u wechseln mit 
solchen auf im lat 300; im osk. 
421 ; erweiterung der participial- 
stämme im deutschen u. lat 339; 
im osk. 425; auf at, <*t, er?, o? 
339 ff; erweiterung durch S und c 
349 ; goth. auf thar 364 ; der masc. 
auf a im lat und rjq im griech. 
372 ff; stamme auf i wechseln mit 
solchen auf 374. 381; fem. auf 
es im lat. 875; stamme auf v im 
griech. 375; Ursprung der stamme 
auf ra und la im skr. 881; auf i 
im osk. 419. 
Verbalstämme auf tv — a», ov — w 
77; auf sco, axo) chämi 326. 383; 
auf twvfiißy avvvfn 388 ; durch p 
1* 



10 



Wortregister 



blöm 237. 
botn 386. 
domr 231. 
Ebbi 31. 
egdhir 57. 
fair 287. 
tt 282. 
Fiörgyn 886. 
Frigga 336. 
garnir 198. 
Gjüki 31. 
haddr 180. 
band 31. 
hankr 31. 
begri 56. 
bekla 179. 
hraufa 33. 
hreistr 34. 
hreyfa 82. 
brtfi 238. 
Hroptatyr 33. 
Hroptr 82. 
hrudr 34. 
hrüfa 32. 
Kraft 82. 
hval 59. 
hrydja 3 3 ff. 
Jduna 158. 
jafurr 29. 
jöforr 29. 
Jdrr 80. 
Jür 80. 
likam 237. 
rnaur 50. 
metod 850. 
myra 50. 
ntf 282. 
oeglir 46. 
prosta, proste 485. 
reyfari 88. 
ras 84. 
RID 2 6 ff. 
rjüfo 88. 
roe 82. 
rabba 32. 
rofVa 82. 
nu 84. 
ryde 38. 
b6 282. 

skaka, skekja 430. 
skald 428. 
skrubba 33. 
skryde 33. 
spaekia 488. 



sparka 439. 
spialk 439. 
spik 324. 
spilkor 439. 
spiör, spidrr 437. 
spott 323. 
temja 231. 
tjaeder 52. 
vakr 336. 
valr 54. 
vei 237. 
Tggr 336. 
theirrar, theirri 85. 
thidiir 52. 
thrir 151. 

7) feuere deitsche 
dialette. 

albele 58. 
ammer 54. 
amsel 54. 
backen 403. 
barbe 58. 
bars, barsch 49. 
bersch 49. 
biene 55. 
bolch 48. 
breme, bremse 57. 
bossaar 55. 
bossbart 55. 
deichsei 343. 
dohle 54. 
dröhne 57. 
daft 434. 
ei 71. 
ende 891. 
erfahren 413. 
enle 51. 
feind 203. 
ferse 325. 
fore 58. 
frosch 70. 
fort 413. 
gefahr 413. 
geier 58. 
geifs 46. 
glas 852. 
gott 884. 
grolle 52. 
gttbe 49. 
gufe 49. 
hanke 431. 
heher 56. 
heiger 56. 



. hoppe 69. 
hommer 50 



kanker 52. 

karpfen 51. 

kochen 403. 

krabbe 46. 

krabbenie 46. 

kr&he 45. 

kranich 47. 

krebs 46. 

krick-ente, -elster 44. 63. 

kriechente 44. 

kflchlein 44. 63. 

kukuk 43. 63. 

Lampe 432. 

langen 49. 

lambe 45. 

mark 69. 

mester 282. A 

miegamke, miegämerken 

66. 
miere 50. 
mjoch 148. 
mttcke 47. 
mnlbe 49. 
mfilling 49. 
moräne 58. 
niemand 345. 
padde, paddex 70. 
pflog 80. 
pitterschilge 147. 
pitterschjttg' 147. 
pogge 57. 70. 
prahm 413. 
prai 80. 
prusten 485. 
qnappe 49. 
racke 47. 
rake 65. 
rauke 55. 
reiher 47. 56. 65. 
röche 58. 
sahn 58. 
Schacher 480. 
schackelster 431. 
schäck 481. 
Schenkel 431. 
schicken 481. 
Schild 384. 
schirpen 483. 
schlafittel 148. 
schmant 438. 
schmerl, Schmerling 54.58. 
schrobben 33. 



Wortregister. 



11 



smant 438. 
smänten 438. 
so 76. 
spack 438. 
sp&hnen 324. 
spaken 438. 
spakerig 438. 
spakig 438. 
spalk, spalken 439. 
spalten 437. 
Spanferkel 324. 
sparen 416. 
sparteln 325. 
spatt 323. 



speit 437. 

sperber 51. 

Sperling 51. 

spint 54. 

spör, gspör 439. 

spor, sporen 324. 

sporkel, sporkel 439. 

sprehe 59. 

sprok, sprokkel, sprokke- 

len 438. 
sprokware 438. 
stern 152. 
stoom 433. 
stooven 434. 



thunfisch 58. 
tinke 58. 
umber 58. 
wacker 836. 
wal 59. 
wanst 435. 
weihe 56. 
wespe 80. 
widehoppa 69. 
zähmen 231. 
zappeln 433. 
zirpen 433. 
zwine 149. 



aas 112. 163. 
aara* 140. 
aßäoou 163. 
aßo> 163. 
ayyaoos«357. 
dyytXoq 357. 
ayioq 156. 
ayqoq 209. 334. 
ayxavgot; 163. 
ayxi, 392. 
ayxovgoq 163. 
ayo) 209. 
deXoq 163. 
df^otpotraq 164. 
aiq 163. 
af'crat 165. 
'A&m 152. 
aMq 109. 136. 
aXl 433. 
dxoi>u) 77. 
dXtvqov 77. 
dXxviöv 48. 
dXxvüJraq 48. 
aXXd 390. 
aXXoq 439. 
'AfiaX&tla 103. 
itfittviav 135. 
dfitpaSioq 363. 
ajifC 392. 
änjvo&a 154. 
dvOoq 154. 
av&QQ>noq 240. 
dvra 392. 
avTtiv 392. 
avTj 392. 
äot.oq 406. 
aoa<ria> 406. 



B. GrleeMmlie sprachen. 



doaarjTtjQ 406. 
änaq 404. 
<*Q**X Vf l 56. 69. 
aot-, tyt- 391. 
aoccrTov 164. 
dgvtvTtiQ 77. 
a^oToov 353. 
ct^ovga 77. 
uQTOXonoq 403. 
a^ro^onoc 403. 
danatga) 325. 
ctocra 141. 
aaiTjf 152. 

«T£0CXTO? 410. 

utq{xt}<; 410. 

av 168. 

ata 110. 

avAiJ 165. 

avQtj 164. 

«T'^i-ov 163. 

avxöq 8. 

a»"w 166. 

av<ws 162. 

*A(fqo6hfi 175. 

a*&* 46. 

a> 168. 

",4a5a 173. 

Awoq 173. 

/9acrxe 327. 

ßavßdv etc. 165. 

ßavvoq 165. 

/fctyaS 58. 

ßütfQoq, ßüriaroq2H6. 

ßldioi 384. 

ßQaSvq 347. 

fta&w 410. 

ßqdaatßv 143. 



ßqOToq 347. 
ßQovxoq, ßqovxoq 56. 
0ras 50. 
ßvqpal 50. 
ya/low? 136. 
yacrTi}^ 435. 
rai'a? 172. 
y/Jlws 371 ff. 
yfyavoq 47. 
T^ac 376. 
?tfa 46. 

yXtixw, yXrjxotv 105. 
yoftoq 42. 
yot'j'Of (yorv) 141. 
T'oiUAo? 52. 
ygi/i// 53. 
ywi'i} 86. 
datfiwv 343. 
6Ww 165. 343. 
äaxov 357. 
6Wa> 165. 
<H 139. 390. 
Sitöoina 143. 
Sianoiva 356. 

JltfMHpWV 175. 

cfypov 388. 
Jaiivri 175. 
o"i'a), äiscrxc 327. 
?a? 369. 
fyjf<Av? 46. 65. 
felxocrt 134. 
*£ö>ijv 143. 
% 98. 
*i 390. 
('uiaqiav 142. 
«o? 213. 
ri'^ 37?. 



16 



Wortregister. 



liveo 157. 
loquor 158. 407. 
losna 369. 
lucerna 385. 
lucius 49. 
luna 369. 
mactare 270. 
mactus, macte 270. 
mage 85. 
magis 277. 
magmentum 270. 
maistratus 277. 
majestas 295. 
Majus 278. 
manus 800. 
maritimus 246. 
matrimus 245. 
Medama, Medma 244. 
medioxirau8 248. 
medulla 69. 
meliosem 267. 
mensis 64. 
mergo 69. 
mergus 54. 69. 
merula 54. 71. 
micaro 898. 
milvufl 49. 
minam 266. 
Minatius 266. 
minnerrimufl 250. 
minimus 244. 
Minius 266. 
minus 85. 266. 
minternae 262. 
minutius 266. 
mirlus 54. 
momentum 291. 
mons 399. 
mox 291. 389. 
raullus 49. 
musca 47. 
naucum 873. 
naucus 374. 
nectere 250. 
nempe 891. 
nepos 851. 
neuter 256. 
nimis 278 ff. 
noster 257. 
nox 291 ff. 
nusquara 292. 
ob 392. 
ocior 376. 
oculus 370. 



I olus 380. 

opacus 171. 
| opimus 245. 
; optimus 246. 395. 

os 325. 

ostium 325. 

ovum 373. 

oxime 248. 

]/pä 301. 

Paestum 301. 

pallidus 6S. 

palpebrae 414. 

palpitare 414. 

palumba 45. 

pandere 409. 

pannus 437. 

parcus, parco 416. 

paries 371. 

parra 51. 

parricida 252. 

pars 214. 

parus 51. 

parvus 416. 

pater 350. 

patrimus 245. 

paulum 416. 

paucus 416. 

pauper 416. 

pax 370. 

peccare 402. 

pecten 877. 

pectus 377. 

pecu 47. 

pedester 258. 

Pedum 249. 

pejor, pessimus 200 ff. 
249. 395. 402. 

pellis 415. 

penes 299 ff. 

penitus 300. 

penus 299 ff. 

perca 49. 

perendie 395. 

perfica 210. 

periculum 413. 

peritus 413. 

peraa 415. 
| peraieies 368. 398. 
i pessimus 200. 249. 
■ pessimale 249. 
j piea 51. 
i picus 5 1 . 

pila 413. 

piscis 50. 



I Pleninenses 302. 

pleores 280. 
jPlestina 302. 
i plisima 280. 

Plistia 302. 

ploirume 280. 

ploro 18. 

plourouma 280. 

plous 266. 280. 

pluo 13. 
j plus 280. 
1 plusima 280. 

pollen 413. 
I polliceor 158. 409. 
I pollit 413. 
: pollubrum 158. 

polluo 158. 

polteo 36. 

pone 168. 

popina 403. 

por- 250. 252. 395. 

porricio 158. 395. 

porrigo 158. 

Porrima 250. 

porro 157. 250. 252. 

porta 413. 

portare 413. 

portendo 157. 

portus 413. 

pos 212. 243. 394. 

possideo 158. 

post 168. 212. 394. 

posterus 251. 

postremus 244. 

postumus 246. 

Postvorta 251. 

pot- 157. 395. 

po 

potis 279. 

prae 156. 265. 395. 

praedopiont 39. 

praefica 210. 

Praeneste 259. 301. 

praeses 370. 

praesto 285. 

praestus 285. 
I praeter 251. 286. 

prandium 268. 
( preoium 414. 
! prex 370. 
,pri 283. 

pridem 284. 

pridie 284. 

primores 266. 



Wortregister. 



17 



primus 242. 

prior 266. 283. 

Priscus 273. 278. 282, 

pristinus 282. 

priverus 284. 

privignus 284. 

privus 284. 

prod 265. 396. 

prodius 265. 

pronus 899. 

prope 248. 391. 

Prosa 251. 

protinam 267. 

protinus 267. 

proximus 247. 

pruina 168. 

pulex 50. 

pnrime 244. 

quater 296. 

quatuor nebst comp. 296, 

405. 
querquedula 44. 
quies 371. 
quinquatrus 254 ff. 
quippe 391. 
quotidie, quotannis 404. 
quotumus 246. 
quotus 404. 
raja 58. 
ratis 353. 
recalcitrare 157. 
recens 291. 
red- 156. 396. 
redivivus 157. 
refercire 157. 
religare 157. 
remus 353. 

repens 291 .,«>j 

replere 157. 
res 86. 
retro 251. 
revereri 167. 
rex 370. 
rumpo 9. 33. 
ras 246. 
Kustimum 247. 
sacrima 244. 
salmo 58. 
salvns 280. 
sapa 412» 
sapere 412. 
satis 278. 
Satumus 385. 
scandere 429. 



scelus 323. 428. 
scintilla 413. 
secius 266. 
securis 212. 341. 
secus 266. 
Seja 298. 
Semen 298. 
semper 279. 
septimatrus 254 ff. 
Septimontium 262. 
septimus 244. 
septunx 244. 
Sequester 258. 
sequor 874. 405. 
sermo 369. 
sero 298. 
serpeiis 52. 
si 390. 
sibus 207. 
sinister 252. 
sinistimus 246. 280. 
socius 19. 374. 405. 
sol 869. 
sollennis 280. 
sollers 280. 
sollistimus 246. 280. 
soror 350. 
sparus 437. 
8pintnrnix 54. 
spuo 325» 
Stella 152. 
stillare 435. 
stlatus 157. 
sturnus 48. 
sub 394. 
sublestum 286. 
sublimis 874. 
subter 251. 
sucus 412. 
sulcus 80. 
summus 242. 
super 394. 
supercilium 281. 
supremus 244. 
suspicio 363. 
susurro 369. 
taciturnus 385. 
tego 822. 
temo 843. 
tenus 267. 
ter 295. 
terminus 349. 
terni 295. 
terreo 272. 



testis 384. 

tetrao 52. 

tetrax 52. 

thynnus 58. 

tinca 58. 

tippula 56. 
jtonitru 852. 

torcular 410. 
| torqueo 409. 
Uorreo 252. 272. 
Itorus 372. 



trames 292. 
jtrans 292. 349. 
I trepit 410. 
itres 151. 

trini 295. 
I tripudiare 349. 
; tueri 878. 

turdus 55. 

Tuscus 272. 

uls 288. 

ultis 288. 

ultra, ultimus 86. 243. 
246. 288. 

ulula 51. 

umbra 58. 

unguo 64. 

ungusta 269. 

upüpa 55. 69. 

uspiam, usquam, nsque 
292. 

uter 256. 

vea 373. 

Venilia 300. 

vellus 380. 411. 

venter 485. 

ventus 800. 

Venus 220. 271. 380. 

venustus 220. 380. 

vermis 46. 

yespa 50. 

vesper, vespera 169. 

vester 257. 

via 373. 

vicesimus 246. 

vicissim 291. 

viginti 399. 

villus 411. 

virgo 351. 

viridis 199. 

vitrum 852. 

vix 291. 

volupe 209. 

vox 466. 

2 



18 



Wortregister. 



vultus 354. 

2) OtUMh. 

(vgl. 8. 218 — 222). 

akono 418. 
actnd 215. 
acnm 209. 
Alafaterna 263. 
alfa 263. 
allo 210. 
amno 211. 418. 
ampert 129. 
amprnfid 365. 
angetnzet 207. 209. 215. 

424. 
anter 251. 
arnipo 420. 
aaserom 210. 
az 293. 
cado 211. 
carneis 211. 
castrous 206. 420. 
castru 129. 353. 
cebnust 214. 
censamur 216. 
censazet 422. 
censtur 132 ff. 217. 421 
Clutunmm 264. 
comono 211. 418. 
contrud 251. 
dat 419. 
deicans 215. 
deivaid 206. 
deivatuns 182. 216. 
egmo 205. 
eestint 214. 
ehtrad 251. 
eituas 210. 419. 
eizo 128. 
eko 258. 
ekks 292. 
entrai 251. 
esuf 130. 423. 
ezum 216. 
fakus 210. 
famelo 210. 
fortis 213. 291. 
futri 849. 
|/haf 208. 
haftest 207. 419. 
Hetriculum 260. 
hipid, hipust 207. 419. 
ino 212. 



lamatir 215. 
likitud 408. 

ligis 217. ! 

Linternns 261. 
lixa 422. 
Maesios 278. 
maia, maimaa 206. 277. 
j manim 206. 
jmeddix 217. 349. 
jmeddixud 131. 210. 
medicat 420. 
minstreis 282. 
nepon 420. 
neaimum 249. 421. 
Nuceria, Knvkrinnm 263. 
peremust 181. 
— pert 213. 
pertemest, pertemnstl81. 

418. 
pertumum 131. 419. 
perom 395. 
petora 405. 
poizo 128. 217. 424. 
pomtis 131. 214. 
posmom 132. 212. 243. 
povs 213. 216. 
praefticus 207. 210. 425. 

praesentid 425. 

pruhipid 207. 

pruhipust 207. 

prnter 251. 

puturuspid 256. 

eiom 217. 

sipas 207. 

8ivom 213. 

svai 390. 

tacusim 212. 

tangino 212. 

tribarakavum 79. 

tribarakkiuf 425. 

trutum 212. 

umbrateis 211. 

urust 207. 

vincter 215. 

vfü 373. 

zicolom 128. 210. 419. 

3) Umbrisch.Volskisch 

aknu 418. 
ander, anter 251. 
J/bif 40. 
cimo 243. 290. 
Clitumnus 261. 



Gombifim 40. 

deve 260. 

Ecetra 258. 

eiscnrent 40. 

ero 128. 

etrn 257. 273. 

foni 41. 

fons 41. 

fos 41. 

fratrex 349. 

gomio 42. 

hondra, bondomo 288 ff. 

hont, hnnt 34. 36. 

huntak 36. 

huntia 36. 

hutra, hondra, hondomo 

36. 243. 397. 
ivenka, ivenga 345. 
kam 211. 396. 
knmio 42. 
kupifia 40. 
medix 422. 
Mesius 278. 
mestru 273. 282. 
neip 891. 
nersa 420. 
nertru 252. 
nesimei 249. 
opeter 39. 
ostensendi 37. 
Ostra 259. 
pacer 870. 
panta 404. 
perae 277. 
pernaio 277. 
Perugia 277. 
petur 405. 
pir 880. 
podruhpei 256. 
poni 41. 
pora 128. 424. 
prehubia 38. 
pretra 251. 286. 
preve 284. 
prinuvato 284. 
prumum, promnm 243. 

246. 
prusikurent 406. 
pure, porsi, porse, porsei 

34. 
pus 243. 

pustra, pustra 251. 
putrespe 256. 
puze 216. 



Wortregister. 



19 



ri 419. 
seso 34. 
sevo 41. 
sistiatieiis 425. 
somo 243. 
subocau 39. 
testru 252. 
tiom 217. 
traf 397. 
Trasimenus 276. 
trifor 420. 
Turskum 272. 
uhtur 272. 
ulu, ulo 41. 
upetu 39. 
us, os 259. 276. 



Uscosinm 259. 
vea 373. 
vef 42. 

Velestrom 260. 
Velitrae 259. 
♦velus 260. 

4) Sabinisch. 

alpu 263. 
Amiternum 263. 

5) Mittellatein, and 
roman. sprachen. 

amerellus 54. 



caraba 46. 
carabus 52. 
carpio 52. 
falloir 323. 
gambero 50. 
hairo 56. 
heron 56. 
huppe 69. 
pecchia 55. 
perche 49. 
pesce 49. 
que 35. 
gperga 49. 
Spurcalia 439. 
taccola 54. 
tacula 54. 



». Sangltrfttopraelteii. 



1) Sanskrit n. Prikrit 

|/ainh 64. 

aiphus 64. 

axi 370. 379. 

agni 357. 

agra 376. 

angiras 357. 

]/aj 209. 

aja 432 ff. 

ajra 209. 334. 

yanj 64. 

anji 64 ff. # 

ar»4a 71. 

atas 352. 

ati 391. 

atithi 384. 

adhama 242. 

adhas 852. 391. 

adhi 392. 

anti 392. 

anya 439. 

apara 169. 

aritra 853. 

arnas 880. 

av&k 171. 

a9ru 357. 

a9va 411. 

asi 64. 

astbi 325. 

abar 166. 

ahi 46. 64. 65. 

Abir budhnya 336. 



ati 66. 

avis 393. 

a 9 u 376. 

it 390. 

itara 273. 

idanimaya 158. 

ina 212. 

ishira 154. 

uxau 240. 

ugra 336. 

ucca 170. 395. 

ut 394. 

uttara, uttama 243. 289. 

udan 379. 

upa 392. 

upari 394. 

uru 376. 

ulüka 51. 

ushas 172. 880. 450. 

ürnanäbha 56. 70. 

ürtikä 68. 

ürmi 383. 

Vrch 326. 

eka 274. 

ekatara 404. 

edhi 321. 

eva 333. 

oshtha 325. 

kakubh 345. 

kakuba 345. 

katara 256. 

katipaya 403. 

karkata 52. 

kalarava 45. 



käkala 58. 54. 
kädamba 45. 
karava 45. 
kita 53. 
kupyämi 11. 
kürma 58. 68. 
krkana 44. 
1/krp 342. 
krimi 46. 
kf9a 415. 
]/krsh 247. 334. 
kokila 43. 
^xad 426. 
xira 330. 
xura, xurika 427. 
khaga 431. 
|/kbaj 429. 
kbaja u. s. w. 
|/khanj 429. 
|/khad 426. 
kbala 428. 
ykh&v 433. 
j/khad 426. 
^khid 427. 
^gach 326. 
guru 376. 
♦grbhra 53. 
grävan 376. 
gbarma 346. 
Vghr 846. 
j/cak 417. 
cakora 56. 70. 
catusbpäd 6. 
cattaro 6. 

2* 



430. 



68. 



20 

catur, catvä'ras 6. 405. 

capalayate 438. 

]/car 413. 

]/cal 413. 

carman 415. 

cataka 59. 

cikila 416. 

chaga, chagala 432. 

j/chand 428. 

chala 323. 

chavi 433. 

chaga 432. 

]/chid 427. 

churika 427. 

jat& 179. 

jatf 179. 

jajhara 435. 

jaräs 376. 

jasu 201. 

jära 376. 

jüta 79. 

jhilli 52. 

taditna 390. 

ytaa 355. 

tanayitnn 352. 

tarkn 409. 

|/tas 382. 

taskara 382. 

tasyu 382. 

tiyu 152. 

tara 152. 

tittiri 52. 

tiras 397. 

tu 390. 

yt&h 252. 272. 

tras 272. 

tri 150. 

tridha 435. 

tvac 417. 

]/dam 231. 

daman 342. 

däva 166. 189. 

V^di9 189. 

duhitr 350. 

devapiyu 201. 

deha 189. 

dyu 161. 

druna 57. 

dvar 209. 

dhanus 380. 

dhariman 342. 

dharma 199. 

dhära 435. 

J/dhü 434. 



Wortregister. 

dhöpayati 484. 

dhüma 434. 

dhüli 434. 

dhrshnu 489. 

dhenu 439. 

napat 351. 

naptr 351. 

navya 368. 

]/nah, nadh 250. 

ni, nis 394. 

)/pac 403. 

patatra 15. 

parahnam 169. 

Parjanya 336. 

pa$u 47. 

paccat 169. 394. 

paka 377. 

päjas 370. 

p&^i 403. 

päpa 342. 401. 

päpman 342. 

parävata 51. 67.' 

pärshni 325. 415. 

pala 50. 

pika 51. 

pitr 350. 

pita Dyaus 350. 

pitsat 53. 68. 

piy&ru 201. 

Vpiy 200 ff. 

piyu 201. 

piyatnu 201. 

puras 156. 167. 240. 

purä 240. 

puru 156. 

pürvam 168. 

j/pr, par 280. 

prdaku 415. 

Prcni 386. 

pe9ala 333. 

pecas 333. 

pra 394. 

prati 156. 

pratijivana 157. 

priyate 414. 

|/pruth 435. 

pust 187. 

pha 436. 

phata 436. 

}/phan 447. 

phana 437. 

>/phal 436. 

phala 437. 

phalaka 437. 



phalgn 488. 
phalguna 438. 
ph&9ta 437. 
phala 437. 
phalguna 438. 
phu^a 436. 
phu(kaxa 486. 
phulla 437. 
phena 436. 
bambhara 54. 
)/budh 40. 343. 
budhna 335. 343. 
brhaspati 380. 
bradhna 343. 
bhaga 367. 
bhariman 342. 
bhartr 351. 
bhäryä 351. 
bhasvati 450. 
bhuvana 343. 
bhüman 343. 
bhümi 344. 
bheka 57. 70. 
bhramara 57. 
bhrätr 351. 
bhrü 99. 
maxika 47. 
maxu 389. 
}/majj 69. 
majjan 69. 
mandüka 70. 
madgu 69. 
manyate 11. 
Man* 341. 
]/mah 278. 
matr 350. 
m&s 64. 
mürkha 326. 
mrta 347. 
mrdu 347. 
myax 398. 
yadi 390. 
Yyam 344. 
yama 344. 
yajya 156. 
y&vat 213. 
^yuch 326 ff. 
yuvan 377. 
yuva9a 345. 
yoshit 341. 
ric 13. 408. 
rudhiräm 5. 
rodasi 336. 387. 
laghüs 5. 375. 



Wortregister. 



21 



}/lap 158. 407. 
lipis 374. 

lap, lumpämi 9. 33. 
vacas 406. 
vamra, vamraka 66. 
varivas 376. 
vartaka 53. 
vartika 68. 
valükä 54. 
valmika 66. 
vastr 450. 
vahu 170. 
vä 394. 
v&c 406. 
}/vanch 326. 
vahas 170. 
vi 396. 400. 
vich 326. 
vidhava 396. 
vira 240. 
|/vrk 410. 
vrka 411. 
veka 56. 70. 
vyala 57. 71. 
$akala 179. 
9akuni 52. 
9akrt 416. 
9ankha 53. 
faphara 51. 
$arabha 46. 
9arman 343. 
9a?a 378. 432. 
9&kha 357. 
9&rdüla 415. 



9uka 43. 63. « 

faiva 335. 

9yena 57. 

9ravasya 398. 

9van 3. 

9vas 367. 389. 

9vätra 367. 

9veta 890. 

}/sac 405. 

sacivas 405. 

sacis 374. 406. 

sanä 389. 

saipdita 342. 

j/sap 405. 

sam 396. 

sarpa 52. 

sarva 280. 

süra, sürya 368. 451. 

süri 377. 

soma 369. 

]/skand 428. 

]/skhad 323. 426. 

j/skhal 323. 

skhalita 323. 

str 152. 

}/sthag 322. 

j/sthal 322. 

j/sthä 322. 

j/sphat 323. 

sphata 436. 

sphati, sphatika 323. 

|/sphal, sphul 437. 

sphigi 324. 

sphic 324. 



sphuta 436. 

sphutkara 436. 

j/sphutt, sphu^t 323. 

j/sphur 324. 414. 439* 

ysphai 324. 

syona 433. 

svar 369. 

svasr 350 ff. 

ha^sa 44. 

hari 199. 

hariman 342. 382. 

hirä 199. 

|/hu 484. 

hrshye 11. 

hyas 390. 

hlad 187. 

yhvr 187. 

2) Zend. (Altpers.) 

ava 8. 

cvans, cva$ 404. 
kerefs 342. 
zarvan 382. 
tat 855. 
thi 152. 
tifltrja 153. 
thri 150. 
paruwa 156. 
pereta 414. 
baga 367. 
|/budh 40. 
mat 397. 
9penta 367. 



Druckfehler und nachtrüge» 



8. 2 


z. 


- 7 


z. 


- 67 


z. 


- 72 


z. 


- 106 


z. 


-184 


z. 


-185 


z. 


-201 


z. 


-228 


z. 


-225 


z. 


-226 


z. 


-227 


z. 


-228 


z. 


-228 


z. 


-228 


z. 


-228 


z. 


-280 


z. 


-281 


z. 



232 z. 



9 v. o. begegnungen st. Be- i 
18 v. o. indem st. in dem 

10 v. o. v st. v. 

3 v. o. die st. die der 

16 v. n. fx. st. %x- 

13 v. o. Ammian st. Ammion 
10 v.u. nach- st nach 
2 v. u. wie st. von 
5 v. u. werden, st. werden 
7 v. u. überein. st. Überein 
13 v. n. gialla et. gjalla 
2 v. o. führt, st. führt 

4 v. o. dafs st. das 

17 v. o. letzteren st. letztere 
2 v. u. siggqan st. siggan 

1 v. n. stigquan st stiggan 

16 v. u. hinter m, n ist ein 

— hinzuzufügen 
4 v. o. vor denn ein — hin- 
zuzufügen 
12 v. o. gebum st. gebum 

17 v. u. vokals st vokal 



Zum Index: 
8 z. 21 v. o. sp. 1 hinzuzufügen: 
Ostara 450. 
10 z. 2. v. u. sp. 1 hinzuzufügen: 

Skuld 449 ff. 
10 z. 13 v. o. sp. 2 hinzuzufügen: 
Verdhandi, Vurdh 449. 



233 z. 8 v. o. vokale st vokal 
236 z. 18 v. o. ans st ans 

236 z. 19 v. o. übersieht st über- 

liefert 
286 z. 24 v. o. meine, st meine 

237 z. 6 v. o. m st an 

238 z 12 v. u. fhasa st frasa 
240 aspiration 

260 z. 2 v. o. fkoq 8t ftoq 

284 bi-gna st. big -na 

285 z. 4 v. u. ihren st seinen 
289 z. 1 v. o. 1. 289 st 298 
330 z. 11 v. o. verbunden 

385 z. 4 v. u. spä- ist zu streichen 

336 z. 16 v. o. nhd. wacker st ahd, 

349 z. 3 v. u. osk. meddix 

877 z. 9 v. o. obll. 

407 z. 5 v. o. cvafis, cva$ 

415 z. 17 v. u. nüfia 

417 z. 15 v. o. ahd. kliban 

428 1. 423 st. 367. 



• % 12 z. 15 v. o. sp. I hinzuzufügen: 
u EXXfi, 'EXXtiqnorvoqibl. 
12 z. 2 v. o. sp. 2 hinzuzufügen: 
EvQitfdeaaa 460. 
- 14 z. 5. v. u. sp. 2 nach Auster hin- 



zuzufügen: s. 450. 



Inhalt 



Seite 
Vergleichung des griechischen und sanskritischen accentuationssystems, 

von Bopp 1 

Altnordische namen, von Bugge 26 

Umbrisches, von demselben 34 

Sprachlich -naturhistorisches (zweiter artikel), von Förstemann . . 48 

Znsätze und bemerknngen zu vorstehendem aufsatze, von A. Kuhn . 62 

Neueste Sprachforschung, von Ebel 71 

(prj, von Curtius 75 

tv und ov als ableitungssilben, von demselben 76 

Wandel des anlautenden alten h (w) in p ; nachdrückliches und empha- 
tisches p, besonders im niederdeutschen, von F. Woeste . 79 
Beiträge zur griech. formenlehre und etymologie, von Ahrens . . . 81 

Seltene namen, von Förstemann 113 

L. Lange: Die oskische inschrift der tabula Bantina und die römischen 

Volksgerichte, angezeigt von A. Kirchhoff 126 

G. Curtius, griechische schulgrammatik. — Ahrens, griechische formen- 
lehre des homerischen und attischen dialektes , angezeigt von 

Ebel 133 

Ueber deutsche dialektforschung. — Die laut- und Wortbildung und 
die formen der schlesischen mundart. Mit rücksicht auf ver- 
wantes in deutschen dialekten. Ein versuch von dr. Karl 

Weinhold, angezeigt von Fr. Pfeiffer 144 

Drei, von M. Hang 150 

'A&qvij, itis, Ida, Iduna, von Curtius . . . , 153 

ItQoq, ishirä-s, von demselben 154 

prae, red-, pot-, von demselben 156 

idoneus, von A. Kuhn , 158 

Auszüge aus Zeitschriften, von demselben 159 



EefartJfwg**». T ** jmx* wm± «sn-iy, mm* i- s». "»m Air*x* . - IC 
Jtatiqp vjwiim gt tfwcr fi* ^nm ner 4«. -rm L*i - . . - 17< 
L*&ivau*Sa0t * £** * *& &**,. tt* Ti~ Axfrtsit ... 19 

fAt udtl t** tmt\t, rML $+hw*MT 20: 

I>* uni» %np Tas»«£«*t Ovtfrart ssrnmaea. itcoa 9bi ^saniia! 
*? aadv* Sf**g ** mhc i& fcrrsg sä «a Book «▼■**- 
1*0* 0*bV*c «* Cfcr- Abbe. Dibbbii. — OT«c « E- 

fc+tt*l«t 22 

«#•>{**♦<, r *» *»- Aafrtcfct 24 

law, 1*mr%, nm A, Kaka 24 

IT«W miyi— m- bb4 refgJekBBBfmeBBBByjBB in kaöaiaencB bb4 in 

des ttümehru dialHrtrB ? tbb W. Cortsea 94 

feto** aeaMB f zweiter artikelj. tob FerttesaaBB 30 

t;«4*r <Jee ab* 8 nad einig* daarift iiiliiilin l»ff »Ihfjra (tar 

ertikel), tob A- Kibi 32 

Vefflefcheade graauBatik des sanskrit, zead, 
HtfcaaJeeaeB, afelawbcnea, 

Franz Bopp, angezeigt tob Schweizer 33 

ptmicit*, ron dems el ben 39! 

gknia, ron A. Kahn , 39! 

birira, ron denselben 40' 

Die labiale terato alt rertreterm einer gutturalen im griechischen, von 

Cnrtias 40: 

Zar bentinischen tefel, von Bngge 411 

Ueber das alte $ und einige damit rcrbtmdene lantenrwickhmgen 

(schlaft def fünften artikels) von A. Kuhn 42< 

Pott, A. F., die Personennamen f insbesondere die Familiennamen und 
ihre Entstehungsarten; auch unter Berücksichtigung der Orts- 
namen. Eine sprachliche Untersuchung, angezeigt von 

FOrstemann 44< 

Btltragn zur geschieht« der mitteldeutschen spräche und litteratur von 

dr. Franz Pfeiffer, angezeigt von A. Kuhn 44' 

Dlo morgenröthe und die schicksalsgOttinnen , von A. Kuhn ... 441 



I. Abhandlungen. 

Vergleichung des griechischen und sanskritischen 
accentuationssystems. 

Jüie accentuation ist der veränderlichste theil des sprachli- 
chen Organismus, wie man daraus ersieht, dafs manche 
sprachen mit ihren engsten stammgenossen hinsichtlich des 
accentuationsprincips sich entzweit haben, während auch 
andererseits manche unverwandte sprachen in ihrem accen- 
tuationssystem sich begegnen. Es ist schon anderwärts 
darauf aufmerksam gemacht worden, dafs das lateinische 
und arabische in ihrem betonungsprincip in vollkommenem 
einklang miteinander stehen, indem sie beide die oxytoni- 
rung vermeiden und bei drei- oder mehrsilbigen Wörtern den 
ton auf die drittletzte silbe legen, im fall nicht die vor- 
letzte von natur oder durch position lang ist, daher im ara- 
bischen zwar katala er tödtete, kätalti sie tödteten, 
aber nicht katalta, kataltum, sondern katalta du tödte- 
test, kataltum ihrtödtetet; ein gegensatz, der in Ursache 
und Wirkung genau zu demjenigen stimmt, wodurch im 
lateinischen z. b. scripsisti, scripsistis sich von scripsimus 
unterscheiden. Bei zweisilbigen Wörtern sinkt in den beiden 
sprachen der ton von der lsten zur 2ten silbe herab, wenn 
beim wachsthum des Wortes durch flexion eine lange silbe 
als penultima erscheint. Also wie im lateinischen z. b. cö- 
lor zu colo'res sich verhält, so im arabischen z. b. ahlun 
m. 1. 1 



2 Bopp 

(volk) zu ahlüna. Um nun auch ein beispiel anzuführen 
von zwei sprachen, welche, obwohl im engsten Verwandt- 
schaftsverhältnisse zu einander stehend, doch in ihrem ac- 
centuationssystem wesentlich von einander abweichen, so 
erwähne ich zwei glieder des slawischen sprachkreises, das 
böhmische und russische. Ersteres betont immer die erste 
silbe, während letzteres in Übereinstimmung mit dem skr. 
den ton auf jeder silbe des Wortes haben kann. Ganz 
specielle Begegnungen mit dem sanskrit , die durchaus nicht 
als zufällig angesehen werden könnten, sind jedoch im rus- 
sischen betonungssystem schwer nachzuweisen ; dagegen zeigt 
das griechische, abgesehen davon, dafs es nicht vermag bei 
Wörtern von mehr als drei silben den ton auf einer, der 
drittletzten vorangehenden silbe zu tragen, und dafs eine 
lange endsilbe den ton in ihre nähe zieht, die überraschend- 
sten begegnungen mit dem sanskrit in allen theilen der 
grammatik, namentlich in der declination, in der conju- 
gation, und ganz besonders in der Wortbildung. 

Die einsilbigen stamme zeigen in beiden sprachen , die 
uns hier beschäftigen, ein eigentümliches verfahren darin, 
dafs sie mit verhältnifsmäfsig wenigen ausnahmen in den 
meisten casus den ton auf die endung herabsinken lassen, 
während eine kleine anzahl gleichsam privilegirter, im ränge 
den übrigen voranstehender casus den ton auf der Stamm- 
silbe behauptet. Ich habe diese casus in meiner sanskrit- 
grammatik, in lautlicher beziehung, die starken, die übri- 
gen aber die schwachen genannt, denn es macht sich im 
sanskrit der unterschied der beiden casusreihen nicht blofs 
in der accentuation, sondern auch in der form bemerklich, 
indem bei gewissen unregelmäfsigen Wörtern und ganzen 
Wortklassen die stark genannten casus in ihrem stamme 
lautreicher sind als die schwachen, nur dafs hinsichtlich 
der form der acc. plur. zu den schwachen casus gehört, 
während er in betreff der accentuation in der rogel den star- 
ken sich anschliefst. 

Stark sind hinsichtlich der accentuation in den bei- 
den sprachen der nomin., accus, und vocativ der 3 zahlen. 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 3 

Man vergleiche nun das skr. näüs fem. schiff mit dem 
entsprechenden wort des griech., nach dorischer form und 
mit berücksichtigung, dais der griech. dativ auf den skr. 
locativ sich stützt. 

Singular, 
sanskrit griechisch 

nom. näüs vavq 

acc. nävam vä{j=)a 

gen. nävas va(jr)6g 

loc. nävi d. va(jr)i 

Dual, 
n. a. v. nävä (vedisch) vä(/)e 

d. (abl. instr.) näubhyäm va(jr)olv 

Plural, 
nom. voc. nävas väi^sg 

acc. nävas vä(jr)ag 

gen. näväm va(jr)äv 

loc. näushü vavai. 

Zu den ausnahmen hinsichtlich der accentuation der 
einsilbigen Wörter gehört im sanskrit unter andern pvan 
(aus kvan) hund, obwohl es in den schwächsten casus, d. 
h. in denjenigen schwachen casus, deren endung vocalisch 
anfängt, sein thema zu £un zusammenzieht, woran daß 
griech. xvp sich anreiht, welches in seiner accentuation der 
grofsen mehrheit der einsilbigen Wörter folgt, so dafs z. b. 
xvvog, xvvujv dem skr. $ünas, pünäm gegenüberstehen. 

Der vocativ zieht im sanskrit bei allen Wortklassen in 
den drei zahlen den ton auf die erste silbe zurück, im fall 
er nicht von haus aus auf derselben steht. Das griechische 
hat. noch einige Überreste dieser betonungsart und stellt na- 
mentlich ndrsQ, &vyotT6Q dem skr. pitar vater, dühitar 
t o c h t e r gegenüber. Die nominative lauten im sanskrit pita, 
duhitä und die accusative pitaram, duhitaram. Bei zusam- 
mengesetzten Wörtern kann oder mufs man im griech. vo- 
cativ die Zurückziehung des accents dem umstände zuschrei- 
ben, dafs die composita in der regel die möglichst weite 
zurückschiebung des tons verlangen, so dafs also z. b. dr\- 

1* 



4 Bopp 

jUTjTSQ nur darum von dr\m(ti]g abweicht, weil in letzteren 
die dem wortstamme zukommende betonung wegen der ver 
längerten endsilbe verschoben ist. Der umstand, dafs da 
thema von Jtj^t^q (J^tjtsq) ein proparoxytonon ist, is 
auch die Ursache, dafs bei Unterdrückung des vocals de 
endsilbe der ton nicht auf die casusendung herabsinkt, son 
dem, im verhältnifs zum nominativ, zurücktritt (Jtjfif]TQog] 
Das sanskrit läfst den ton in den fällen, wo oxytonirt 
wortstämme den vocal der endsilbe vor vocalisch anfangen 
den endungen unterdrücken, in Übereinstimmung mit den 
griechischen den ton auf die casusendung herabsinken, da 
her kommt z. b. vom stamme pitar der dativ pitr-e', wi 
im griech. narQi vom stamme nctrkQ. Die nominative fty 
ttjq und &vydrr}o werden wohl ursprünglich, wie ihr 
sanskritischen schwesterformen mätä, duhitä, oxytona gewe 
sen sein, denn dafs ihr thema den ton auf der endsilbe hal 
sieht man unter andern aus den zum skr. mätaram, duhi 
taram stimmenden accusativen ^tjrega, &vyariga und au 
den pluralnominativen [tTjTiQeg, üvyaregsg, welche den ski 
mätäras, duhitaras entsprechen. 

Wir wenden uns zu den adjectiven, um darauf aui 
merksam zu machen, dafs hier eine sehr auffallende übei 
Einstimmung des griech. und skr. betonungssystems dari 
sich zeigt, dafs die beiden sprachen in denjenigen steige 
rungsformen, welche im nom. auf iyän, iwv, ishtha-s, usto- 
ausgehen, den ton möglichst weit zurückziehen; also ii 
sanskrit, welches keine accentgrenze kennt und durch ein 
lange endsilbe nicht gestört wird, immer auf die erste silfa 
des Wortes. So kommt im sanskr. von svädü-s süfs de 
comp. 8vädiyän, acc. svadiyänsam, und der superlat. sva 
dishtha-8; im gr. von r]dv-g : tjöiojv, rjSiova, tjdiovo-g. De 
grund dieser erscheinung erkennen wir darin, dafs den bei 
den sprachen die betonung des anfangs des Wortes für di 
nachdruckvollste gilt und dafs sie in dem vorliegenden fall 
die begriffssteigerung auch mit der äufsersten accentsteige 
rung zu verbinden beabsichtigen. Den logischen accec 
müssen wir den beiden sprachen völlig absprechen, den 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 5 

warum sollte in svädü-s, i]Svg die endsilbe, deren ursprüng- 
licher sinn dem sprachbewufstsein entschwunden ist, als die 
bedeutendste durch den accent begünstigt werden, in svä- 
dishthas, tfdiGvog aber die erste? Warum sollte das gestei- 
gerte wort den ton von der silbe zurückziehen, welche im 
positiv als die bedeutendste erschiene? Wenn aber das skr. 
in Übereinstimmung mit dem griech. sehr häufig die Wur- 
zelsilbe betont, z. b. in bhärämi ich trage, bharämas wir 
tragen, analog den griech. schwesterformen (piyu), cpiyo- 
iuev, so soll damit, wie ich glaube, nicht die Wurzelsilbe als 
die bedeutsamste hervorgehoben, sondern dem wortganzen 
die lebenvollste betonung gegeben werden. Dies geschieht 
bei dadämi, SiSwfXi dadurch, dafs die wiederholungssilbe, 
weil sie die erste ist, betont wird. Dem logischen accen- 
tuationsprineip würde gewifs dadämi, SiSoiui besser zusa- 
gen, oder allein als möglich erscheinen. Das griechische 
erklärt sich recht nachdrücklich gegen das logische accen- 
tuationsprineip dadurch, dafs es z. b. in 6vo{ia, 6vv£ und 
in dem vocat. äveg einen vocal betont, der eigentlich gar 
kein recht hat zu existiren, sondern nur ein unorganischer 
Vorschlag ist, wie ihn das griechische öfter den ursprüng- 
lich consonantisch anfangenden Wörtern gegeben hat. Es 
stimmt daher ovo/ua zum skr. näma (thema näman), övvl; 
zu nakhä-s und ävey zu när, welches zugleich vocativ und 
wortstamm ist. Beispiele mit vorgeschobenem e sind hXa%v$ 
und tyv&Qog. Ersteres stimmt, auch hinsichtlich der accen- 
tuation, zum skr. laghüs leicht, so letzteres zu rudhira-m 
blut (eigentlich das rothe), von einem untergegangenen 
adjeetivstamme rudhirä. 

Wir wenden uns zu den Zahlwörtern. Die einsilbigen 
sanskritstämme tri drei und shash sechs lassen dem oben 
erwähnten gesetze gemäfs in den schwachen casus den 
ton auf die endung herabsinken und es stimmt daher der 
locativ tri-shü zum griech. dativ TQi-oi und der vedische 
genitiv tri- n- am, abgesehen von dem eingeschobenen nasal, 
zum griech. t(m-wi>, dagegen der nom. neutr. tri'-n-i (aus 
tri-n-a), als starker casus mit der starken accentuation, 



8 Bopp 

Das griechische folgt demselben grundsatze, nur dafs es 
das pron. ind. rlg von dem energischeren interrog. rlg in 
den mehrsilbigen casus durch die schwächere betonungsart 
unterscheidet, daher nvog, nvi u. s. w. im gegensatze zu 
tipog, zivi. In derselben weise unterscheiden sich die inde- 
finita noiog, nooog von den fragenden notog, nooog. Die 
epischen dative rol-ot,, ral-oi stimmen durch betonung der 
lsten silbe zu den entsprechenden sanskr. locativen tö-shu 
(aus tai-shu) ta-su, und die epischen genitive tolo, olo*) 
zum skr. ta-sya, yä-sya. 

Die zweisilbigen pronominalstamme, welche ich als 
composita aus zwei verschiedenen stammen betrachte, be- 
tonen im sanskrit die letzte silbe des gesammtstammes, und 
hierzu stimmt das griech. avvo, dessen letzter theil iden- 
tisch ist mit dem skr. demonstrativstamme ta, während der 
erste mit dem zendischen und altpersischen demonstrativ- 
stamme ava dieser und dem gleichbedeutenden slaw. ovo 
(nom. m. ov', f. ova, n. ovo) übereinstimmt. Das skr. eta 
dieser gibt sich noch deutlicher als das griech. avvo ab 
compos. zu erkennen, da es sein t ebenso wie das einfache 
ta im nom. masc. und fem. durch einen zischlaut ersetzt, 
der im griech. 6, rj zum spir. asper geworden ist. Ich 
setze einige casus des betreffenden pronom. zur verglei- 
chung her: 

sanskrit griechisch 

acc. m. etäm avvov 

acc. f. etäm avvqv 

n. acc. n. etat avvo 

g. m. n. etasya avxoio 

n. pl. m. ete (aus aitai) avxoi 

acc. f. etäs avvdg 

loc. gr. d. m. n. eteshu (aus aitaishu) avxoici. 

Auch die zweisilbigen stamme des plurals der lsten 
und 2ten pers. betonen in den beiden sprachen die endsilbe. 
Man vergleiche z. b. tjpeig, V(xug y ypäg, v/uäg mit dem skri 



*) Aus Toffto, o<r*o, s. vergl. gramra. § 189. 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 9 

asme, yushme (ved.), asmän, yushmän. Im nom. 8g. stimmt 
kyw zu aham. 

Dem verbum geziemt als dem leben vollsten, thatkräf- 
tigsten redetheil auch die lebendigste betonung, d. h. die 
möglichst weite Zurückziehung des accents. Dieser anfor- 
derung genügt das griechische, soweit es die ihm gesteckte 
accentgrenze gestattet, durchgreifender als das sanskrit, wel- 
ches seit der Sprachtrennung manche Störungen in dem ac- 
centuationssystem seiner verba erfahren, dafür aber den 
vortheil bewahrt hat, dafs es bei jeder silbenzahl, wozu 
die beugung eines verbums veranlassung geben kann, den 
ton auf der ersten silbe zu tragen vermag; es sagt z. b. 
nicht nur cikirshämi ich wünsche zu thun, sondern 
auch im plural des mediums cikirshämahe, während das 
griechische in letzterer form, weil ihre endsilbe lang ist, 
den ton nicht über die vorletzte silbe hinaus heben könnte. 

Die indischen grammatiker theilen die verba in zehn 
klassen ein, die sämmtlich, etwa mit ausnähme der 7ten, 
in mehr oder minder treuer Übereinstimmung in irgend einer 
europäischen Schwestersprache, oder in mehreren zugleich 
sich wieder finden. Aber auch der 7ten klasse fehlt es 
nicht ganz an einem anhaltspunkte im kreise der europäi- 
schen glieder unseres grofsen sprachstamms, indem z. b. in 
der 3ten pers. pl. das lat. findunt dem skr. gleichbedeuten- 
den bhindanti (w. bhid) entspricht, allein in den übrigen 
personen gehen die beiden sprachen einander etwas aus 
dem wege, indem z. b. find-i-mus wenig zu bhind-mas 
und find-o, find-i-s, find-i-t noch weniger zu bhinad-mi, 
bhinat-si, bhinat-ti stimmt. Es gibt dagegen im skr. eine 
unterabtheilung der 6ten klasse, welche sich von tud-ä-mi 
(ich stofse) tud-a-si, tud-ä-ti dadurch unterscheidet, 
dafs sie einen nasal, vom organ des endbuchstaben der Wur- 
zel, in die Stammsilbe aufnimmt, und hierzu stimmen latei- 
nische verba wie tundo, jungo, findo, scindo, rumpo. Na- 
mentlich begegnet das letztgenannte verbum dem sanskr. 
lump-ä-mi (rumpo, findo), da r und 1 in beständigem 
austausch mit einander sind, und zwar so, dafs dem skr. r 



10 



Bopp 



in den europäischen schwestersprachen sehr häufig ein 
gegenübersteht, während dem zend das 1 ganz fehlt un 
hier daher r sowohl die stelle des skr. r als die des 1 ver 
tritt. Man vergleiche: 

Singular. 

lateinisch 



sanskrit 
lump-ä-mi 
lump - a - si 
lump-ä-ti 

lump-ä-mas 
lump-a-tha 
lump-ä-nti 



Plural. 



rump-o 

rump-i-s 

rump-i-t 

rump-i-mus 

rump-i-tis 

rump-u-nt. 



Sonderbar scheint die Ordnung, in welcher die indi 
sehen grammatiker ihre 10 verbalklassen auf einander fol 
gen lassen, indem sie z. b. verba wie vah-ä-mi ich fahr 
und tud-a-mi ich stofse, obwohl sie in der conjugatioi 
der specialtempora*) so genau mit einander übereinstimme] 
als ihre lateinischen schwesterformen veho und tundo, docl 
soweit auseinanderrücken, dafs sie ersteres zur lsten, letz 
teres zur 6ten klasse ziehen. Berücksichtigt man aber di 
accentuation, so wird es wahrscheinlich, dafs die indische] 
grammatiker diejenigen klassen an die spitze stellen woll 
ten, welche entweder durchgreifend oder wenigstens in 
singular act. den ton auf der lsten silbe haben. Es sin« 
deren vier; dann folgen 6 klassen, welche im singular de 
activs die 2te silbe betonen. Als beispiel diene die Ist« 
pers. präs. des indicativs: 

Iste klasse bhär-ä-mi cpay-co 

2te - £-mi üp-i 

3te - dadä-mi didw-fAi 



*) Das präsens und seine niodi und dasjenige prät., welchem formell da 
griech. imperf. entspricht. Das latein. zieht bei der 3 ten und 4 ten conjug 
auch das fut. in die reihe der specialtempora, weil es, wie anderwärts gezeig 
worden, der form nach nur ein modus des präs. ist und dem skr. potentiali 
und griech. optat. des präs. entspricht 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystenis. 11 

Ate klasse küp-yä-mi (ich zürne)*) 



5te 


str-nö-mi 


CTOQ-VV-fAL 


6te ■ 


tud-ä-mi 


tund-o 


7te 


bhinäd-mi 


find-o 


8te ■ 


tan-ö-mi 


rav-v-ucu 


9te 


kri-nä-mi (ich kaufe) vgl. 


niQ-vij-pi 


lOte 


dam-äyä-mi 


8afi-d-£a). c 



/ucitu, goth.tamja. 

Das letztgenannte beispiel gilt den indischen gramma- 
tikern nicht als verbum der lOten klasse, sondern als cau- 
sale. Ueberhaupt aber sind die verba der lOten klasse ihrer 
form nach keine primitive verba, sondern causalia, und nur 
der umstand, dafs es im sanskrit viele causalformen ohne 
causale bedeutung gibt, kann die indischen grammatiker 
veranlafst haben, eine lOte klasse primitiver verba aufzu- 
stellen. Sie ist unter andern die mutter der germanischen 
schwachen verba und hat sich hier in drei formen gespal- 
ten, wovon die erste, wozu tamja = damäyämi gehört, den 
urtypus am treusten bewahrt hat. Ich erwähne noch satja 
ich setze (mache sitzen) als schwesterform des skr. 
causale säd-äyä-mi. Schliefst man nun die lOte klasse 
von den primitiven verben aus, so umfassen die übrigen 
5 klassen, welche den ton auf der 2ten silbe haben, nur un- 
gefähr 235 verba, diejenigen klassen aber, die zur lsten ab- 
theilung hinsichtlich des accents gehören und gleichsam nach 
griechischer weise betont sind, ungefähr 1130. Am zahl- 
reichsten bedacht ist darunter die lste klasse, die für die 
deutsche grammatik von besonderer Wichtigkeit ist, weil 
mit wenigen ausnahmen alle starken verba dazu gehören. 

Erwägt man nun noch, dafs im sanskrit aus jeder Wur- 
zel desiderativa gebildet werden können wie pipäsämi ich 

*) Vgl. lat. cup-io, goth. verba wie vahs-ja ich wachse, vaia ich wehe 
(aus va-ja, skr. wz. vä wehen) saia ich säe (aus sa-ja), griechische wie 
ygtoou), aus <pgC*ua (s. vergl. gramm. § 501) und /cu^xu aus £ag/w. Letzte- 
res stimmt zum skr. hrishye (aus harshye) ich freue mich (med. s. Benfey 
gr. wl. IL 111). Noch schöner stimmt pair-t-rcu (aus fiav-U-xai) zum skr. 
män-ya-te fte = tai, 1. c. p. 34.) 



12 Bopp 

wünsche zu trinken, bibhakshami ich wünsche zu 
essen, bübodhishämi ich wünsche zu wissen, und in- 
tensiva wie ^äcakmi oder cäcak-i-mi (wz. $ak können), 
bebhedmi oder bebhid-i-mi (wz. bhid spalten), so sieht 
man, dafs im sanskrit die neigung, dem verbum in den spe- 
cialtemporen die höchste oder lebenvollste betonung zu ge- 
ben, entschieden vorwaltet, während im griechischen diese 
neigung ganz durchgreifend ist. 

Diejenigen skr. verba, welche mit irgend einer klasse 
der griechischen conjugation auf pi in näherer beziehung 
stehen, haben nebst den intensiven einen wandernden ac- 
cent, indem nämlich die schweren personalendungen, wie 
auch die silbe yä des potentialis, den ton von seinem eigent- 
lichen sitze auf sich selber herabgezogen haben. Dieselben 
silben haben auch einen, und zwar vom griechischen ge- 
theilten formschwächenden einflufs, daher z. b. von emi 
(= aiini) ich gehe der plural imas, von dädämi ich 
gebe der plural dadmäs (mit unterdrücktem wurzelvocal), 
von strnonii ich streue aus (ö aus au) der plural strnu- 
mäs. Es leidet keinen zweifei, dafs die accentverschiebung 
durch den einflufs des gewichts der endungen einer späte- 
ren zeit angehört, als die formschwächung, weil in letzte- 
rer beziehung das griechische eine merkwürdige Überein- 
stimmung mit dem sanskrit zeigt, daher z. b. iftav, SiSopev, 
OTüQvvfiev gegenüber dem singular mit breiterem thema: 

eifll, ÖlÖUJfXl, GTOQVVUl. 

In den allgemeinen temporen, d. h. in denjenigen, wel- 
che an den klassenunterschieden keinen antheil nehmen, hat 
das skr. überall den ton von dem ihm zukommenden sitze 
herabsinken lassen, und so steht z. b. das gr. Swöco, öcoaofxev 
hinsichtlich der accentuation , wie mir scheint, auf einer 
älteren stufe als das skr. däsyämi, däsyämas. Im perfect 
zeigt rirvifet eine altertümlichere, dem verbalprincip ange- 
messenere betonung als seine skr. schwesterform tutopa, 
dessen plural tutupima durch den einflufs des gewichts des 
personalausdrucks den ton bis zur endsilbe hat herabdrücken 
lassen. Das augment hat sich dagegen den ton nirgends 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 13 

entziehen lassen, weder in den zum griech. imperf. und aorist 
stimmenden präteriten, noch in den vom futurum stammen- 
den conditionalen wie ädäsyam ich würde geben, plur. 
ädäsyäma. Hinsichtlich der präterita vergleiche man z. b. 
sanskrit griechisch 

äbharam 'd(peoov 

adadäm kdidcov 

astrnavam katoQWv 

adiksham %dai£ct 

adäm döcov 

äbhüvam %(pvv 

ästhäm Hart]v 

adham giftjv 

äricam iXmov. 

Die Verwandtschaft der griech. wurzel fan (aus fax) 
und der lat. lic (linquo) mit der skr. ric (aus rik) tren- 
nen, verlassen ist zuerst von Benfey erkannt worden. 
Das betreffende verbum nimmt im skr. ebenso wie im lat. 
einen nasal auf, und so stimmen namentlich in der 3. pers. 
pl. rincanti und linquunt sehr schön zusammen. Das griech. 
und lat. 1 gegenüber dem r der asiatischen schwesterspra- 
che kann keinen anstofs geben. Ich berufe mich in dieser 
beziehung auf § 20 meiner vergleichenden grammatik. Es 
sollte jedoch in diesem § kein lautgesetz aufgestellt, son- 
dern nur auf die erscheinung aufmerksam gemacht werden, 
dafs in den verschiedenen gliedern unseres sprachstammes 
die liquidae und halbvocale wegen ihrer geschmeidigen, flüs- 
sigen natur häufig unter einander wechseln. An die bei- 
spiele, welche 1. c. gegeben sind, manche vielleicht mit un- 
recht, reihen sich noch viele andere, welche an anderen 
stellen des genannten buches sich finden, wie das lat. cras 
gegenüber dem skr. $vas (aus kvas) morgen ; plöro als Ver- 
treter des sanskr. caus. plävayämi ich mache fliefsen 
(1. c. § 746). Im plural stimmt plor-a-mus zu pläv-ayä- 
mas. Die wurzel ist im skr. plu fliefsen, wozu im lat. 
nicht nur flu sondern auch plu (pluit) gehört. So wie plor- 
ä-inus zu pläv-ayä-mas sich verhält, so ungefähr verhält 



14 Bopp 

sich das ahd. bir-u-mes (oder pirum&s) zum skr. bhäv-ä- 
mas wir sind (wz. bhü). 

In bezug auf vollständigere erhaltung der urform steht 
biruines zu bim in einem ähnlichen verhältnifs, wie etwa 
im lateinischen mavultis 2u malumus, malunt. Sollte ich 
aber unrecht haben, das althochcL birumes, birut mit 
dem sanskritischen bhävämas, bhävatha zu vermitteln, was 
nicht geschehen kann, ohne r als Vertreter des v anzuer- 
kennen, so glaube ich doch nicht in dem betreffenden §. 
veranlassung gegeben zu haben zu dem in dieser Zeitschrift 
(I. p, 573) von hrn. v. Knoblauch ausgesprochenen rath, 
dafs man sich hüten müsse, zur erklärung einer schwieri- 
gen form ein neues, anderswoher nicht zu entnehmendes 
lautgesetz aufzustellen. Von einem lautgesetze ist, wie ge- 
sagt, a. a. o. nicht die rede, sondern unter andern von 
der thatsache, dafs v in den indoeuropäischen sprachen 
öfter zu r geworden sei. Ich beharre auch jetzt noch bei 
der ansieht, dafs scrirumes wir schrieen aus scriwumes 
entartet sei, dessen w in der 3. pers. pl. scriwun (scrioun) 
und in der mhd. 1. pers. pl. schriwen, schriuwen (auch 
schrirn) wirklich erhalten ist. Perfecta der art, wie man 
scrirumes auffassen müfste, wenn es den latein. formen wie 
scripsimus*) analog sein sollte, kann ich weder dem ahd., 
noch irgend einer germanischen spräche zugestehen, son- 
dern ich erkläre die hierher gehörenden formen in überein- 

*) Ich fasse nicht nur die lat. perfecta wie scripsi, sondern Überhaupt 
alle lat. perfecta ihrem Ursprünge nach als aoriste; doch habe ich auch schon 
in meinem conjugationssystem und in den annals of oriental literature (Lon- 
don 1820 p. 43 u. 56) darauf aufmerksam gemacht, dafs man in dem si der 
perfecta wie scripsi das aus dem isolirten gebrauche entwichene perfect von 
sum erkennen könnte. Zum skr. reduplicirten prät. &sa (zugleich 1. u. 3. pers.) 
würde jedoch dieses si nicht stimmen, am wenigsten in der 3. pers. sit zu 
äsa, da es eine höchst wahrscheinlich schon» vor der Sprachtrennung eingetre- 
tene Verstümmelung des betreffenden skr. prät. ist, wodurch die 1. u. 3. pers. 
ihres personalkennzeichens verlustig gegangen sind. Sushväpa ist im sanskrit 
sowohl 1. als 3. pers. (ich schlief, er schlief); so die goth. schwester- 
form saizlep (z ein gelindes s, 1 entartung von v, s, p. 3), und wenn da3 
griech. perfect die 1. und 3. pers. unterscheidet (tItp</)o, Tirvyc für skr. 
tutopa, tutopa), so ist diese Unterscheidung insofern zufällig, als c niemals 
primitiv, sondern immer die entartung eines anderen vocals, und zwar in den 
allermeisten fällen die von a ist. 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 15 

Stimmung mit Grimm durch reduplication (vgl. Schweizer 
bd. II. p. 400). Nun könnte man zwar auch scrirumes an 
und für sich als reduplicirte form fassen, so dafs das r der 
2ten silbe als Umwandlung des s der lsten erschiene, wie 
stero ich stiefs (goth. staistaut) von dem st der Wur- 
zelsilbe nur das s in seiner, dem ahd. sehr beliebten Um- 
wandlung zu r übrig behalten hat; allein das part. scriraner 
(mhd. geschnrn und geschriuwen) widersetzt sich dieser an- 
nähme, indem das betreffende particip nirgends eine deut- 
liche reduplication zeigt, so zahlreich diese auch im goth. 
indic. und conj. des prät. sich behauptet hat. Es besteht 
z. b. neben haihaitun sie nannten kein passives part. hai- 
haitans, sondern haitans genannter. Wenn aber die ger- 
manischen passivparticipia auf die sanskritischen des redu- 
plicirten prät. med. und pass. wie tutudäna-s (aus tutud- 
mäna-s) sich stützten, wie herr v. Knoblauch annimmt, so 
müfste auch im goth. von staistaut (= skr. tutöda) ein part. 
staistautans kommen, und es müfste bei den verben ohne 
reduplication eine genauere Übereinstimmung hinsichtlich 
des wurzelvocals zwischen dem prät. ind. und part. perf. 
pass. bestehen. Es müfste z. b. von skapa ich schaffe, 
prät. sköp, ein part. skopans statt skapans, von ita ich 
esse, prät. at, pl. etum, ein part. atans oder etans für itans, 
von stila ich stehle, prät. stal, stelum, ein part. stalans 
oder stelans für stulans kommen. Da dem nicht so ist, so 
liegt nichts näher, als in den erwähnten gothischen parti- 
cipien analoga sanskritischer wie bhug-na-s gebogener 
zu erkennen, woran auch gröfstentheils die slawischen parti- 
cipia prät. pass. sich anschliefsen (s. vergl. gramm. § 834). 
Der einzige unterschied des goth. und skr. part. besteht 
darin, dafs im sanskrit das suffix unmittelbar mit der Wur- 
zel verbunden, im goth. aber ein a eingefügt wird. Man 
vergleiche bhug-na-s gebogener mit dem goth. bug- 
a-n(a)-s (them. bug-a-na). Das skr. erlaubt sich bei an- 
dern gelegenheiten ähnliche einfügungen und bildet z. b. 
pät-a-tra-m flügel (als Werkzeug des fliegens) von der 
würz. pat. Man vergleiche hinsichtlich des Suffixes und 



16 Bopp 

des eingefügten vocals. wie anch in betreff der betonnng, 
das irriecb. rfin-f-TM-r. Den sanskritischen oxytonirten 
passivpart. wie das eben erwähnte bhug-na-s entsprechen 
die griech. verbalia wie <nr;'-rö- s \ während die auf -ro-g 
zu deu im skr. ebenfalls oxytonirten bildungen auf ta-8 
stimmen. Man vergleiche 2. b.: >■ 

sanskrit griechisch 

pak- tä-s gekocht asa-To-g 

ynk-tä-s verbunden Ztvx-ro-g 

lab-dhä-s*) erlangt ä?;;t-to'-$ 

dat-tä-s**) gegeben do-ro-g 

9 cru-tä-s (aus kru-tä-s) gehört xlv-ro-g. 

Diese bildungen auf tä-s und ihre Vertreter auf na-s 
sind wie die entsprechenden formen der europäischen schwe- 
stersprachen mehr ihrer bedeutung als ihrer bildung nach 
participia, da sie nicht von irgend einem temp. des indic., 
sondern aus der wurzel selbst hervorgegangen sind. Sie 
sind daher, im sanskrit sowohl als im griechischen, auch 
hinsichtlich ihrer betonnng unabhängig von allen temporen 
des ind. pass. Dagegen entspringt z. b. im skr. von bhriya, 
thema der Specialtempora des passivs der wz. bhar, bhr, 
tragen, das part. präs. pass. bhriyä-mäna-s getragen 
werdend, welches in seiner accentuation zu bhriya -te er 
wird getragen, bhriyä-se du wirst getragen u. s. w. 
stimmt, während das act. part. präs. bhäran der tra- 
gende, (acc. bhärantam) wie die griech. schwesterformen 
(piocDV, (fkoovra zum activen präsens bhärämi, pl. bhärämas, 
(ftQ<a y (figouev stimmt. Im einklang mit dem medialen 
bhärc, bhärämahe (aus -madhe, zend. maidhe) steht auch 
das mediale part. präs. bhäramänas, dessen accenthöhe das 
griech. (pegousvog aus bekanntem gründe nicht ganz errei- 
chen kann. Die verba mit wanderndem accent lassen im 
skr. im part. präs. act. den ton in der regel auf das suffix, 
in denjenigen schwachen casus aber, deren endung vocalisch 



*) Kupliofiinch für labh-tÄ-s. 
"*) Für (I&Uh, vgl. zend. d&-to, lat. datus. 



vergleichung des griech. und skr. accentn&tionssystems. 17 

anfangt, auf diese herabsinken. In ersterer beziehung stim- 
men z. b. strnvan, strnväntam, strnvantäu (ved. auch strn- 
vantä), strnväntas genau zum griech. aroQvvg 9 aTOQVvvra, 
gtoqvvvts, GTOQvvvTtq. Im genitiv strnvatas und analogen 
casus steht dagegen das skr. sowohl in formeller, als in 
accentueller beziehung im nachtheil gegen das griechische 
und hat, wie ich nicht zweifle, sowohl den verlust desna- 
sals in allen schwachen casus, als auch die äufserste her- 
absinkung des accents in den schwächsten casus erst nach 
der Sprachtrennung erfahren. 

Im part. des reduplicirten prät. stehen formen wie tu- 
tupväns, in den schwächsten casus tutupüsh, durch ihre 
oxytonirung im einklang mit den schweren personalendun- 
gen des indic. (z. b. tutupima wir schlugen, todteten) 
und mit den entsprechenden griech. participialstäramen wie 
TsrvcpoT, deren r zu der Umwandlung stimmt, welche der 
skr. zischlaut vor der pluralen locativendung su erfahrt 
(tutupvätsu as T6TV(po(T)ai). Dem femininstamm tutupüshi 
entspricht das griech. rervq>v7a (aus rsrvcp-vGia). 

Im medium (zugleich pass.) hat das betreffende skr. 
part. den ton um eine silbe weiter als das griech. herab- 
sinken lassen und zugleich das suffix mana zu äna ver- 
stümmelt, daher tutup-äna-s gegenüber dem griech. rc- 

TVfl-fliV0-Q. 

Wenden wir uns nun zur Wortbildung im allgemeinen, 
so zeigt sich hier die überraschendste Übereinstimmung zwi- 
schen dem sanskrit und griechischen, indem in den meisten 
fallen, wo die beiden sprachen verwandte bildungssuffixe 
haben, auch die betonungsart dieselbe ist, sei es, dafs die 
wurzel oder das suffix den ton erhalte. Da in der primä- 
ren Wortbildung in der regel einsilbige wurzeln mit ein- 
oder zweisilbigen Suffixen in Verbindung treten und also 
nur zwei- oder dreisilbige Wörter erzeugt werden, so wird 
hier dem griechischen selten veranlassung gegeben, von der 
sanskritischen oder ursprünglichen betonung darum abzu- 
weichen, weil sie sich nicht mit der im erhaltenen zustand 
des griechischen unüberschreitbaren accentgrenze verträgt, 
in. i. 2 



18 Bapp 

Da ich in meiner vergleich, grammatik bei der wort- 
bildungslehre (p. 1084 — 1410) überall auch auf die Überein- 
stimmung der griech. und skr. betonung aufmerksam ge- 
macht habe, so mag es hier genügen, einen gedrängten über- 
blick der gewonnenen resultate zu geben 9 indem ich von 
den in formeller und accentueller beziehung vergleichbaren 
nominalen Wortklassen der beiden sprachen, die bereits be- 
sprochenen participien abgerechnet, einige beispiele hersetze, 
wobei jedoch die vergleichuug fast überall nur dem Suffixe, 
der betonuug und Wortklasse gilt, nicht aber der wurzel 
und der speciellen bedeutung der für die beiden sprachen 
als beispiele gewählten worter. Es ist selten der fall, dafs 
das sanskrit und seine europäischen schwestersprachen zur 
bezeichnung eines und desselben begriffs eine gemeinschaft- 
liche wurzel in Verbindung mit einem gemeinschaftlichen 
suffixe gewählt haben. Das skr. bezeichnet z. b. das ohr 
unter andern durch $rö-tra-m (eigentlich hörend eö oder 
Werkzeug des hörens) und obgleich sowohl die wurzel 
als auch das suffix dieses wortes auch im griech. bestehen, 
so giebt es hier doch kein zu erwartendes xäi/-t(>o-v, und 
überhaupt keine benennung des ohres, welche in betreff 
der wurzel oder des Suffixes mit dem skr. prötram in irgend 
einer berührung stände; dagegen zeigt das gothische, ohne 
ein zum griech. xXvw und skr. £r-no-mi (aus £ru-nö-mi) 
stimmendes verbum zu besitzen, in dem wurzelhaften theil 
von hliu-ma (them. hliu-man) ohr einen deutlichen Zu- 
sammenhang mit der skr. und griech. wurzel £ru (aus 
km), x?>v*). 

*) Ueber wurzel und suffix des goth. hliu-man 8. vcrgl. gramm. p. 124 
und 1112 ff. Da es eine anerkannte thatsache ist, dafs viele wurzeln und 
worter in den mit dem sanskrit verwandten sprachen in vielerlei formen sich 
gespalten haben, so kann aus dem goth. hliu-ma und anderen verwandten 
Wörtern des german. sprachzweigs nicht die folgerung gezogen werden, dafs 
das oben erwähnte scrirumes wir schrieen (machten hören) und das 
vom hören benannte ohr, hliu-ma, einander von haus aus fremd seien, wenn 
sie auch auf german. boden einander eben so entfremdet erscheinen, als etwa 
auf römischem clamo und clu-tus, wovon das entere, meiner Überzeugung 
nach, auf das skr. causale eräv-aya-mi ich mache hören sich stützt, da 
v und m in so enger beziehung zu einander stehen, dafs im niederbretanni- 
schen m unter denselben bedingungen zu v sich erweicht, unter welchen te- 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 



19 



Ich gebe in der folgenden Zusammenstellung verwandter 

griechischer und sanskritischer Wortklassen bei vocalisch en- 
digenden stammen den nom. sg. und bei consonantisch aus- 
gehenden das thema: 

sanskrit. griechisch, 

yog-a-s Verbindung ndX-o-g 

bhed-a-s Spaltung (poß-o-g 

has-a-s lachen xopm-o-g 

käm-a-s liebe , TQo%-o-g 

dan$-ä-s zahn (als. bei fs ender xofin-o-g 

müsh-a-s maus (als stehlende) TQO%-6-g 

tras-a-s zitternd &o-6-g 

plav-a-s schiff (als schwimmendes) %\on-6-g 

bhid-ä Spaltung (fog-d 

kship-ä das werfen cp&oQ d 

kshudh-ä hunger X a Q^ 

mud-ä freu de cpvy-i] 

tvish-i-s glänz pijv-i-g 

sac-i-s freundschaft*) $nQ-<>-S**) 

kr'sh-i-s das pflügen äyvg-i-g 

nues in ihre entsprechende media übergehen, daher z. b. ne* veul er lobt 
nicht für ne' meul, wie n4 gär er liebt nicht für n4 kär. Das verhältnifs 
von scrir-u-mSs wir schrieen, scriw-u-n sie schrieen znm skr. cansale 
cravay fasse ich so, dafs dem ursprünglichen k der würz. cru ein euphoni- 
scher Zischlaut vorgetreten sei, wodurch die Verschiebung der alten tenuis ver- 
hindert wurde, in derselben weise wie das skr. und lat. t von tud stofsen 
durch das vorgeschobene s des goth. stauta und ahd. stozu gleichsam für 
ewige Zeiten von der Verschiebung befreit wurden, wie auch unser t von is-t 
er ist (eben so goth.) auf das uralte t des skr. as-ti sich stützt, während das 
gothisch- deutsche d von sind gegenüber dem skr. sänti und lat. sunt die folge 
einer durch die vorhergehende media nicht verhinderten, oder dadurch begün- 
stigten lautverschiebung ist. Ich fasse auch das s der goth. würz, skin schei- 
nen als euphonischen Vorschlag und Schützer der alten tenuis der sanskritwurz. 
kan glänzen (wovon unter andern kanaka-m gold), deren a sich zu i ge- 
schwächt hat, wie z. b. das von panca 5-, saptan 7, im goth. fimf, sibun. 
Herr v. Knoblauch scheint über diese gegenstände anderer meinung zu sein, 
denn er erklärt die art meiner vermittelung des ahd. scrir-u-mes mit dem 
sanskr. caus. eräv-aya-mi darum für unrichtig, weil die sanskritwurz. cru, 
griech. xXv im germanischen hlu laute. 

*) Eigentlich das folgen, wz. sac aus sak folgen, vgl. lat. sequor, litt* 
seku ich folge, gr. tnofia^ Wahrscheinlich gehört das lat. socius zu die 
ser wurzel. 

**) Vgl. die san8kritw. dar (dri) zerreifsen (griech. <tegw), wovon vi 
där-ana-m krieg. 

2* 



20 Bopp 

sanskrit. griechisch, 

pac-i-s feuer (als kochendes) *(>6x-i-g 

füc-i-s rein TQoip-trg 

sväd-ti-s süfs ijö-v-g 

gur-ü-s (aus gar-ü-s) schwer ßccQ-i-g 

prth-ü-8 breit (aus prath-ü-s) alar-v-g 

lagh-ü-s leicht klax-v-g 

ä^-ü-s (aus äk-ü-s) schnell wx-it-g 
där-u holz (als gespalten werdendes) §6q-v 
bandh-u-s verwandter (als verbunden er) vix-v-g*) 
taksh-an Zimmermann (als spaltender, t&xt-ov 

bildender) 

sn6h-an freund (als liebender) elg-ev 

varsh-an stier (als besamender) ägc-tv 

sneh-an-as freunde**) xlvS-a>v-eg 

taksh-än-as zimmerleute**) cxifa-tov-eg 

nay-ana-m äuge (als führendes) Sgin-avo-v 

16c-ana-m id. (als sehendes) ylvy-av-ov 

vad-ana-m mund (als sprechender) xon-cevo-v 

vah-ana-m wagön (als fahrender) ox~ccvo-v 

dah-ana-s feuer (als brennendes) ariep-avo-g 

cal-ana-s wankend axen-avo-g 

yäc-ana das bitten rjdo-vij 

vand-anä das lobpreisen cw-ovij 

värc-as glänz ipavd-og***) 



*) Die würz, ist im skr. nac, aas nak, zu gründe gehen, vgl. lat. nee -8. 
**) Das skr. hat bei allen stammen auf an in den starken casus, den voc. 
sg. ausgenommen, ein langes ä, das griech. dagegen in der entsprechenden 
Wortklasse entweder eine durchgreifende länge, oder eine durchgreifende kürze, 
nur dafs der nom. sg. masc. zum ersatz des fehlenden Casuszeichens, oder 
des unterdrückten v (rdX-ci-q, tcU-oc-o?) einen langen vocal zeigt. Wahr- 
scheinlich ist der lange vocal im sanskrit der ursprüngliche, wofür auch die 
lateinischen stamme wie ed-ön, combib-ön zeugen. 

***) Das s gehört zum stamme (s. vergl. gramm. § 128). Ueber den vo- 
calischen unterschied (o?, t(a)-oq 1. c. § 932. anra. **), wo an ein ähnli- 
ches verhältnifs im slawischen (nebo, nebes-e) erinnert worden. Die beiden 
sprachen ergänzen einander wechselseitig, indem letztere den schliefsenden 
Zischlaut nach einem allgemeinen, alle endeonsonanten aufhebenden gesetzc, 
das griechische aber den Zischlaut zwischen zwei vocalen, wie auch sonst sehr 
häufig, verloren hat. Man berücksichtige auch den vocalischen unterschied 
verwandter lateinischer bildungen (genus, gener-i-s wie y«Vos, y«V«-og). 



vcrglcichung des griech. und skr. accentuationssystcms. 



21 



sanskrii 
säh-as kraft 

nam-as beugung, Verehrung 
tar-as Schnelligkeit 
man-as geist (als denkender) 
sär-as see (als sich bewegender) 
väc-as rede (als gesprochen werdende) $n-og 
tar-äs schnell, nom. m. f. taras, n. tar-äs tpevd-og, iftev- 

dqg } ipevdig 
dip-rä-s leuchtend 
£ubh-rä-s glänzend, weifs 
cand-rä-s mond (als leuchtender) 
apma-ra-s steinig 
madhu-rä-s süfs (honigbegabt) 
cap-a-lä-s zitternd 
tar-a-lä-s id. 
vid-u-rä-s wissend 
phena-lä-s schaumig 
ängh-ri-s fnfs (als gehender) 
äp-ru thräne (aus däp-ru) 
gtih-ya-s celandus 
i'd-ya-s celebrandus 
dr'p-ya-s spectandus 
pitr-ya-s väterlich 
div-ya-s himmlisch 
dhän'-ya-s reich**) 
das-yü-s Zerstörer, dieb***) 
pundh-yti-s feuer (als reinigendes) 



griechisch. 
t*t}S-og 
yjj&-6g 
lij&-og 
(liv-og 
tlog 



Iccfm-po-g 

Xifi-QO-g 

&sw-Q6-g 

VOGS-QO-g*) 

(poße-Qog)*) 
TQOX"Ci-l6-g 
IQcm-t-Xo-g 
(pley-v-Qo-g 
Xa\ia-Xo-g 

tS-Ql-S 

Sccx-qv 

näy-io-g 

GTvy-io-g 

ifQvy-io-g 

ndiQ-io-g 

aX-io-g 

Xnri -10-g 

ygatp-ei-g 

dgou-ev-g 



*) Ich fasse das dem o vorangehende t als Schwächung des endvocals 
des grundwortes, wie im vocativ. 

**) von dhäna, nom. dhanam, reichthum. 
***) In meiner vergl. gramm. steht aus versehen tas-yti-s. Das Verhält- 
nis des griech. suff. ev zum skr. yu, wenn ich recht habe, es mit demselben 
zu identificiren , ist so zu fassen, dafs der halbvocal, wie in der regel, sich 
zu * vocalisirt und von da zu c entartet habe Im litt, entspricht iu, z. b. 
von steg-iu-s dachdecker (sanskritw. sthag decken, gr. aity). Das goth. 
drun-ju-s schall (von verdunkelter wurzel) stimmt zu skr. abstracten wie 
man-yu-s gram und gehört hinsichtlich seiner würz, vielleicht zu dhvan 
tönen, mit der oben besprochenen vertauschung des v mit r. 



22 



Bopp 



sanskrit. 
päürush'-eya-s menschen betreffend 
ah'-cya-s anguinus 
sväp-na-s schlaf 
phal'-i-ua-s fruchtbegabt 
mal'-i-nä-s mit schmutz bedeckt 
vlrä-vant heldenbegabt 
rupa-vant gestaltbegabt, schon 
ghar-ma-s hitze 
ish-mä-s liebe 

dhu-mä-s rauch (als bewegt wer- 
dender) 
idh-ma-8 holz (als gebrannt wer- 
dendes) 
cush-man feuer (als trocknendes) 
üsh-man heifse Jahreszeit (als bren- 
nende) 
ve-man weberstuhl (webender) 
si'-man grenze (als bindende) 
at-nian seele (als sich bewegende) 
har-i-man zeit (als fortnehmende) 



griechisch. 

Todf-tlO-g 

%ovc-eio-g 

vn-vo-g 

aed'-t-vo-g*) 

uQe(c)-ivo-g**) 

doX6'if)evv 

c€fineX6-(f)wT ***) 

€pkoy-uo-g 

ccy-fio-g 

&v-fio-g 

xoQ-fto-g 

Tipev-ftov 
yvui-fiov 



öTrj-iiovf) 
i)y-e-[i6v 



*) Eigentlich mit ebene begabt. 
*'J S. vergl. granim. § 835. 

***) Das zusammentreffen der griech. und sanskr. betonung in den obigen 
beispielen mufa als zufällig erscheinen, wenn man annimmt, dafs in den griech. 
beispiclen auf tvr der ton von haus aus der vorletzten silbe zukomme, denn 
im sanskrit gilt als rcgel, die jedoch ihre ausnahmen hat, dafs Wörter, wel- 
che durch die ursprünglich identischen suffixe niant, vant (schwach mat, vat) 
von HiibstAntivcn abgeleitet werden, den ton auf derselben silbe behalten, wo 
ihn das grundwort hat. Die obigen beispiele sind daher nur darum paroxy- 
tona, weil die primitivstämme vira, rüpa* oxytonirt sind, dagegen kommt z. b. 
von vtfsu, reichthum, das derivat. vasu-mant, mit reichthum begabt; 
von aeva pferd: ac.vavant und deva-vant (s. Benf. S. V. gl.) mit pferden 
begabt, rofs reich. Wenn es aber auch im griechischen die absieht der 
spräche war, dem primitiven worte vor dem sufllx erv die ihm zukommende 
betonung zu lassen, so mufste doch unter dem einflusse der schliefsenden lange 
der uccent in derselben weise verschoben werden, wie z. b. qigiKov für skr. 
bliarntam die beiden sollen tragen, und iiftQtTijv für abharatam die 
beiden trugen gesagt wird. Was in meiner vergl. gramm. §957 über das 
acccntuationsverhaltnüs der griech. bildungen auf {vir zu den sanskritischen 
auf vant bemerkt wird, ist im sinne des eben gesagten zu berichtigen. 

f) Hierher gehören in bezug auf bildung und betonung die adjeetivstämme 
wie i«r»/7io»', ikij-fioi; Tö-ftor» 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 



23 



sanskrit. griechisch, 

sar-i-man wind (als sich bewegen- xijS-e-pov 

der, wehender) 
ät-män-as die Seelen #6i-^*cüa/-6s # ) 

vart-man weg (betretener) figä-fiar**) 

dhä-man haus (gebautes) do-fiar 

vep-man haus (wo hineingegangen ylvfi-fiar 

wird) 
vär-man hämisch (bedeckender) d-ftav 
rö-man (aus röhman) haar (wachsen- mtv-fiat 

des) 
pre-man liebe 

sthä-man stärke (von sthä stehen) 
^äk-man id. (ved. von pak können) 
nart-a-ka-8 tanz er 
dhärm'-i-ka-s pflichtgetreu 
häimant'-i-kä-s winterlich 
äksh'-i-ka-s würfelspieler (akshä 

Würfel) 
phaV-i-tä-s fruchtbegabt 
sama-tä gleichheit-J-) 
9ukla-tä weifse 
prthu-tä breite 
hä-ti-s verlassung 
pak-ti-s das kochen 
trp-ti-s Sättigung 
ytik-ti-s Verbindung 
büd-dhi-s-ft) verstand, einsieht 
pä-ti-s herrscher, herr 



Ssl-fiar 

xXav-fAccT 
qpt/A-a-xo-s*** 
TtoXefi -l-XO-Q 
addcp-i-m-Q 
ysgovT-i-xo-g 

«jtm^-i-ro-s 

levxo-Tfjv 

xaxo-rtjv 

Zij-Ti-g 

nin-ai-g 

rign-ai-q 

71V0-TI-Q 
7l6-Cl"Q 



) 



•) Das griech. suffix pm; fiw-oq stützt sich auf die starken casus des 
skr. suffixes man, nämlich auf m&n, dessen vocallänge ursprünglich wahrschein- 
lich über alle casus, etwa den voc. sg. ausgenommen, sich verbreitete (vgl. 
p. 20 anm. **) 

••) Ueber das griech. suffix par, aus par, und die bewahrung des ur- 
sprünglichen nasals am ende von compp. (dvaiftot', nxvfiov u. a.) und in den 
denominativen verben wie ovo/ttatva), xvftaCro) s. vgl. gr. §§ 497. 769. 801. 
***) Von verlorener wz., vgl. skr. pal, pal erhalten, hüten (aus pa). 

f) Ueber das ved. und zend. suff. tat, s. vgl. gramm. § 829. 

ff) Euphonisch für büdh-ti-s. 



24 Bopp 

sanskrit griechisch, 

ya-ti-s bändiger pdv-Tis 

gan-tu-s wanderer pag-rv-g*) 

dä-tavya-8 d an du 8 *do-Tio-g 

dhä-tavya-s ponendus &6-rio-g 

dä-tär geber öo-tijq 

g'an-i-tar erzeuger yev-e-Ti'jQ 

da-tri' geberin X^a-rgiö 

pro-tra-ui ohr (hörendes) vin-tgo-v 

vas-tra-m kleid nlrjx-rgo-v 

yök-tra-m band pccx-rgo-v 

dansh-tra zahn (beifsender) xie-rga 

yä-trä lebensmittel (w. yä gehen) ni-a-tga. 

In der betonung der composita herrscht wenig ein- 
klang zwischen dem vom sanskrit und griechischen befolg- 
ten princip. In der erst genannten spräche ist die oxyto- 
nirung vorwaltend, in der letzteren die möglichst weite Zu- 
rückziehung des accents. Es gibt jedoch eine klasse von 
compositen, und zwar die schönste und zahlreichste von 
allen, wo die sanskr. betonung der griechischen sehr nahe 
kommt, und unter gewissen umständen derselben vollkom- 
men gleich ist; ich meine die possessive, von den indischen 
grammatikern bahu - vrihi genannte klasse. Hier findet 
man skr. composita in grofser menge, die hinsichtlich ihrer 
betonung gleichsam auf griechischem boden entsprossen zu 
sein scheinen. Ich setze einige beispiele her: vipulä-cchä- 
ya-s schattenreich (grofsen schatten habend) maha-bä- 
hu-s grofsarmig, bahü-vidha-s vielartig, tanü-madhya-s 
dünne mitte habend, tikshna-danshtra-s spitze zahne 
habend, bandhü-kama-s zu den verwandten liebe ha- 
bend, svayam-prabha-s durch sich selbst glänz ha- 
bend, anyä-riipa-s andere gestalt habend, sadä-gati-s 
immer gang habend, nir-mala-s fleckenlos (heraus 
die flecken habend) dür-bala-s (euphon. für düsbala-s) 
schlechte stärke habend (schwach). Man vergleiche 



*) S. vergl. graimn. § 955. 



vergleichung des griech. und skr. accentuationssystems. 25 

hiermit, sowohl in ansehung der betonung als der bildung 
und wirkung, griechische composita wie noXv-axio-S) alolo- 
[*OQq>o-g, tityd-ß-viio-s, T<xvv-yk<oGOo-g , vav-fia%o-Q, avro- 
ßovXo-Qy akX6-fiOQcpo-Q) ad-nccQTio-s, dnO'&Qix-g, SvQ-(iOQ(po-Q* 
Dem sanskrit gilt es als regel, die jedoch nicht ohne aus- 
nahmen ist, dafs in Zusammensetzungen der possessiven 
klasse das erste wort die ihm im einfachen zustande zu- 
kommende betonung bewahre, daher bahü-vidha-s vielar- 
tig, weil bahü viel ein oxytonon ist; man würde aber 
bähu-vidha-s sagen, wenn bähu die betonungsart des einfa- 
chen adjectivs wäre; daher caru-locana-s schöne äugen 
habend, weil cäru schön ein paroxytonon ist. Das grie- 
chische könnte dem eben erwähnten beispiele nichts ähnli- 
ches zur seite stellen, doch glaube ich jetzt, in abweichung 
von einer anderwärts ausgesprochenen ansieht (s. vergl. gr. 
§ 979), dafs es auch im griech. die absieht der spräche 
gewesen ist, dem ersten gliede der Zusammensetzung die 
ihm im einfachen zustande zukommende betonung zu las- 
sen. Nachdem aber, in folge einer Verweichlichung, das 
gesetz aufgekommen war, dafs der ton nicht über die dritte 
silbe vom ende hinauf sich erheben dürfe — oder über die 
zweite, wenn die letzte lang ist — da mufste in den meisten 
fallen der ton von seinem Stammsitze herabsinken, und wo 
er auf demselben verweilen durfte und verweilte, wie z. b. 
in nokvxopog, da macht es nicht mehr den eindruck, dafs 
der erste theil des comp, seine angestammte betonung be- 
wahrt habe. 

Es giebt im sanskrit wie im griechischen in dieser 
compositionsklasse auch oxytona. Ich halte jedoch diese be- 
gegnung für zufallig und nehme an, dafs die beiden spra- 
chen erst nach ihrer trennung den ton der possessiven com- 
posita unter gewissen umständen auf die schlufssilbe des 
Stammes haben herabsinken lassen, wie überhaupt die her- 
absinkung des accents, d. h. die Schwächung der betonung 
des wortganzen, zu den gewöhnlichsten erscheinungen ge- 
hört, in welchen leicht verschiedene sprachen zufällig ein- 
ander begegnen können. Im skr. kann z. b. das a privat. 



26 Bugge 

bei possessiven compositen den ton nicht tragen, und so 
steht z. b. a-päd fufslos, nicht füfse habend, im nach- 
theil gegen sein griech. schwesterwort ä-noS, und Wörter 
wie a-mala-s fleckenlos, a-bala-s sehwach (nicht 
stärke habend), a-bhaya-s furchtlos im nachtheil ge- 
gen griech. proparoxytonirte composita wie ä-cpoßo-g, ä-vo- 
l*o-g. Im griechischen haben dagegen die neutralstämme 
auf og, (e(a)og) y wo sie am ende von compositen erscheinen, 
gröfstentheils mit etwas launenhafter willkühr den ton auf 
ihre endsilbe gezogen, daher z. b. dvg-fiev^gy Svg-fievig im 
nachtheil gegen sein skr. schwesterwort dür-manäs (m. f.), 
dür-manas (neut.) schlechten geist habend (euphon. 
för düs-manäs etc.). F. Bopp. 



Altnordische naraen. 

EID. 

Förstemann (in dieser zeitschr. I, 506 ff.) hat in meh- 
reren deutschen personcnnamen einen stamm EID nachge- 
wiesen; Grimm gesch. d. deutsch, spr. gibt noch Ariarith 
Coripp. Johann., Bccitoqi!; oder Bccitoqit (ein Sigamber) 
und Sigrida f. bei Irmino 17 **)• 

Es wird anziehend sein zu beobachten, dafs ein ent- 
sprechender stamm EID in vielen altnordischen namen, die 
ich hier zusammenstellen will, vorkommt. 

Masculina (männer- und götternamen) sind seltner: 

Andriör Kjallnesinga s. (vgl. Androör, Andviör u. a.). 

Atriör, Atriöi, name Oöins, auch wie es scheint, 
zuweilen Freys (Snorra Edda ed. Egilson s. 98). 

Eindriör (Endriör, Indriör) und Eindriöi, gewöhn- 
licher mannsname und beiname Thors. Statt Ein-riör (wie 
dän. Hendrik = Henrik u. a. s. Pott etym. forsch. II, 237) 

*) Also doch — gegen die äufserung Försteuianns s. 511 — spur die 
ser namensformen bei Irmino. 



altnordische namen. 27 

aus einn, vorzüglich, = einka, wie in Einherjar, Einarr u. a. 
(vgl. lat. unicus, gr. fiovog Stallb. Plat. symp. 2150), ■+• 
-riör; in run - urkunder von Liljegren.no. 313 (schwed. 
runen-inschrift) steht Inri}>r, no. 1859 (aus Grönland) 
Enri]>i, die form Einriöi wird vom cod. Worm. in 
Haustlöng (Snorra Edda ed. Arna-Magn. I. s. 282), von 
zwei papier-codd. in der Verzeichnung der namen Thors ge- 
geben (1. c. I. s. 553). 

Fastriör, name Oöins (EddaSaem. ed. A.-M. IH, 640). 

Fräriör, name Oöins (Snorra Edda ed. Egilson s. 
2236). 

Guöriör dipl. norv. IL no. 615 (2 mal) = altdeutsch 
Guderit. 

Hlörriöi, name Thors (vgl. Hlöra). 

Neriör, auch Nereiör Islend. s. I, 317. fornmanna 
s. IV, 76 (in Gautreks s. verstümmelt Neri) ; häufig beson- 
ders in den landschaften Thelemarken und Grenland (vgl. 
Munch det norske folks hist. I, 342), wo es sich noch in 
den formen Niri, Niril bewahrt. Oder vielleicht richtiger 
Ner-iör, Ner-eiör zu zerlegen? 

Viöriöi dipl. norv. II. no. 344 vielleicht = altdeutsch. 
Witterit*). 

Die quantität des vocals wechselt in den ausgaben, es 
wird Andriör, Fräriör, geschrieben; ich habe überall den 
kurzen vocal, der z. b. in Eindriör sicher ist, gesetzt. 

Häufiger sind die frauennamen auf -riör (urspr. -riöis), 
die sich zu den männernamen auf -riör, wie -friör f. zu 
-friör m., verhalten. Ich habe folgende aufgezeichnet: 

AlfriBr, Arnriör Islend. s. I, 221. 228. ^ 

Astriör, schwed. und dän. CEstrith (vgl. Asti, Ästa; 
nicht mit F. Magnusen annal. f. nord. oldk. 1846 s. 326 
für As -friör). 

Eldriör z. b. Sverres s. c. 152, dipl. norv. I. no. 
797 u. s. w. 



*) Kaum hierher Sundrcth dipl. norv. L no. 972. 974, was die her- 
ausgeber = Sundri nehmen? 



28 Bugge 

GeirriBr Islend. s. I, 89. 99. 125. 218 (all. Geirhildr), 

Guöriör (m. GuöriBr). 

Gunnriör (altdeutsch Gunderit m.). 

Gyriör wohl = GuöriBr (vgl. Gylaug dipl. norv. I. 
no. 560 = Guölaug). 

Herriör Isl. s. I, 125. 

Hildiriör Egils s. u. m. st. 

Ingiriör, Ingriör; Isriör fornmanna 8. IV, 287. 

luritba, Saxo gramm. 8. 272 ed. Müller = Jöriör?*) 

KetilriBr Islend. s. I, 88. 

Mildriör dipl. norv. II. no. 395. 807. 

Ragnriör (Rangrför) = Ragndiör (durch dissimila- 
lion, wie frebinn = frerinn, J?ry8ikr = l>ryrekr u. m., wovon 
vielleicht mehr anderswo), Randiftr. 

Sigriör, bei Saxo gramm. Siritha, Syritha; = frank. 
Sigrida. 

Steinrför isl. ärb: IV, 32. 

>6rri8r, >üri8r. 

[Ulfrid run.-urk. 146, ungewifs ob Ülf-rißr oder 
tlf-friBr]. 

Werit, Reichenau. necrol. (antiqv. tskr. 1843 — 1845 
s. 74) wohl = Veri8r**). 

Geläufig sind diese frauennamen besonders bei den 
Norwegern und Isländern gewesen, bei denen ihrer mehrere 
noch erhalten sind. 

Anlautend kann der stamm RID in keinem mir be- 
kannten namen sicher nachgewiesen werden. 

In betreff der bedeutung stimme ich mit Förstemann, 
der auf vb. riBa, reiten, fahren (ursprünglich allgemeinerer 
bedeutung) hinweist. So ist z. b. Atriör „der anreitende, 
angreifende", vgl. atreiö (kampfritt, turnier); Einriöi, Hlör- 



*) Islend. s. I, 86 haben einige handscliriften Iö-ri8r statt Idr-ciör. 
Norw. Iuri f. ist vielleicht weder, wie Landstad (norske folkeviser s. 349) 

will = altnorw. Hjördis noch = Iöriör, sondern = Gyriör. 

**) Ob Sac-reiör f. ältere Edda ed. Munch s. 77» (vgl. Nereiör = Ne- 
riör) verwandt ist, wage ich nicht zu entscheiden. 



altnordische namen. 29 

riM bezeichnen den in seinem wagen, reiö (aus rifca) durch 
die luft fahrenden gott: das rollen des donners ist das gc- 
rassel des wagens Thors, der donner heifst reiö (s, Grimm 
mythol. 151); noch fahrt in einer norwegischen sage Thor 
an der spitze des wilden zugs, der „reis" genannt wird. — 
Die namen Gunnrför, Sigriör u. s. w. zeigen die in den 
kämpf unter heim und schild reitenden mädchen an, man 
erinnere sich der trefflichen worte Müllenhoffs (allgemeine 
monatsschr. f. wiss. u. lit. 1852 s. 328): „Das ideal des 
weibes ist in der mythologie in den göttlichen oder halb- 
göttlichen Schlacht- und schicksalsjungfrauen ausgebildet, 
sowie in den mit ihnen unzertrennlich verbundenen wald- 
und wasserfrauen; auf dies ideal zielen die frauennamen 
hin, so dafs wir bei jedem der walkyrischen natur des wei- 
bes wenigstens eingedenk sein müssen. u — Man beachte 
noch mehrere von riöa ebenso wie die hier angeführten na- 
men gebildete appellati ven , so: ballriöi (Egisdrekka v. 37, 
AtlakviBa v. 21 „kühner reiter," held (vgl. altd. n. pr. Pal- 
darit) ; holtriöi Hymiskviöa v. 27 (d. i. ein hüne, nach prof. 
Keyser); myrkrifta f., tünrifta f., u. m. a. 

Jöfurr. Jorr. 

Lat. aper (goth. ibur?), ahd. epar, ags. eofor, eafor 
bezeichnen „eber"; die Angelsachsen brauchen das wort 
auch vom eberbilde des heims*). Das entsprechende wort im 
altnorw. ist jöfurr, jafurr (urspr. ifurr), was bei den dich- 
tem häufig als appellativ in der bedeutung „herr, fürst* 
vorkommt: den naturfrischen, mit der thierwelt vielfach 
verkehrenden menschen des alterthums war es ja natürlich, 
den helden, der stark und muthig wie der eber, die borstige 



*) Von diesen eberzeichen, die den heim schmücken, s. z. b. Grimm 
myth. s. 195, Munch det norske folks hist. I. s. 188. Auch bei den Sfcan- 
dinaven kommen sie vor; die sagaen erzählen von den helmen Hildisvin und 
Hildigöltr; unter den benennungen des heims in Snorra Edda (ed. Arna-M. I. 
s. 572) finden sich valhrimnir und hallhrimnir, womit man die namen des 
keulers hrinnir (s. 590), statt dessen einige handschrifteil vielleicht richtiger 
hrimnir lesen, und saehrimnir (s. 591) vergleichen kann; auch valglitnir (= 
keuler s. 590) kommt in einem mscr. unter den "Wörtern, die „heim" bedeu- 
ten, vor. 



30 Bngge 

ebergestalt über dem starrenden helme, dastand, selbst 
„eber" zu nennen. In Schweden heifst noch der donner- 
gott jofur d. i. der herr. 

Das wort kommt bei den nordischen Völkern, wie die 
entsprechenden bei den anderen Germanen«, auch in einfa- 
chen und zusammengesetzten eigennamen vor. 

Iöfurr (Iafor, Iufur) run-urk. no. 115. 117. 131. 156. 
216. 220. 254. 281. 296. fornald. s. H, 9 (vergl. H, 6). 
Langeb. scr. rer. Dan. VILL, 8. 9. 10 (wo Iuffer, Iuffuer 
geschrieben). 

Iöfurbjörn, run. -urk. no. 578. Reichenau - necrol. 
(wo die deutsche form Iburbern steht). 

Iöfurfastr, fem. Iöfurföst (Iöfuffast) run-urk. 
92. 121. 306. 418. 433. 439. 

Iöfurfriör, run-urk. 375. 147 (wo corrnpt Kifurfri]>). 

Ifrstain, run-urk. 841 mit Dieterich = Iöfur- 
steinn*). 

Diese namensformen gehören dem ferneren alterthume; 
bei den Norwegern und Isländern sind sie unüblich, nur 
das einfache Iöfurr findet sich an einzelner stelle. 

Doch in einer andern gestalt, nämlich als Iürr, Iorr, 
bewahrt sich Iöfurr länger in mehreren namen; ich will 
zuerst eine übersieht geben und dann die wortform näher 
besprechen. 

Iür(r), 16 rr z. b. Langeb. scr* r. Dan. VII, 24; in 
Ortsnamen: in Dänemark Iürsthorp Langeb. scr. r. Dan. 
VII, 4. 54, Iürlösae (s. Petersen in nord. tskr. f. oldk. II, 
89), in Norwegen Iörstaöir (Munch beskrivelse over Norge 
i middelalderen s. 72), Iorheimr (ibid s. 73), Iorass (ibid. 
s. 74), alle drei in Thröndelagen. So ist Iörsalir die 
Volksetymologie von Jerusalem; Iörsalir (Munch beskr. s. 
134) ist wahrscheinlich nach der heiligen Stadt benannt. 

Iora f. Islend. s. I, 138. 173, im Ortsnamen Iörulönd 
(Munch beskr. s. 203). 



*) Dagegen ist Ifripr run-urk 756 wahrscheinlich corrupt statt Ikripr 
(f statt f ) = Ingirigr. 



altnordische namen. 31 

Ioreiör f. (urspr. Iörheiör) fornmanna s. II, 191. tsl. 
8. an vielen stellen. 

Iorülfr, im Ortsnamen Iörülfsstaöir (Munch beskriv. 
s. 74). 

Iörunn f. ein sehr häufiger name, noch in Norwegen 
Iöran. Die form ist weder I6-rün noch, wie Petersen (nord. 
mythol. s. 281) meint, Iörunn (== Njörunn)*). 

Diese namen scheiden sich offenbar von den aus jö-r 
(pferd) gebildeten. Man könnte an jara (kämpf, woraus 
wahrscheinlich Iörundr), gen. jöru , das oft falsch jöru ge- 
schrieben wird, denken; aber der vocal 6 ist in den oben 
angeführten namen gesichert. 

Ich setze, wie oben gesagt, Ior-, Iür- gleich Iöfur-; 
die richtigkeit dieser annähme erhellt daraus, dafs ags. 
Eoforvic (York) von den Norwegern zu Iorvlk (nicht 
Iörvik, wie Munch in norsk. tskr. f. vid. og. lit. IV, 119 
will) geändert ward; dies wird auch durch die deutung 
Grimms von Iornandes als goth. I(b)urnanJ>s (diph- 
thonge inabhandl. der Berl. akad. 1845 s. 231) bestätigt. 

Der gang der Umänderung ist folgender gewesen: aus 
dem ursprünglichen ifurr : ivurr : iurr, durch fortrücken der 
quantität**) jtirr; gerade wie altnorw. haukr statt hafukr, 
Gjüki statt Gifuki s= ahd. Kipicho, bjorr statt (bifurr), bifr, 
wo auch beide formen neben einander gebraucht werden, 
norw. dial. haud statt havud (nicht mit Aasen st. hauvud) 
= altn. hafuö. 

Hier sei noch der name Ebbi (fem. Ebba) erwähnt. 
. Grimm fafst ihn wie ahd. Eppo als hypocoristische form 
(ähnliche kommen auch im altnordischen nicht selten vor) 
för Eparhart, Eparnand oder einen anderen mit epar, jöfurr 
zusammengesetzten namen; Björn Haldorsen giebt auch die 
bedeutung „senex querulus" weshalb Dietrich (runensprach- 

*) Iurvitr run-urk. 1308. 1677 nicht hierher, sondern mit Dietcrich 
corrupt statt Iuruntr ( I statt h ) = Iörundr. 

••) Diese erscheinung, die im altnordischen eine weite erstreckung hat, ist 
zuerst von Munch (z. b. gotisk formläre s. 27) übersichtlich besprochen; er 
vergleicht richtig gr. A*o5<; = Actos u. m. a.; analoges kommt in romanischen 
sprachen vor, so ilal. figliö'lo statt figliolo (s. Diez roman. spr. T } 120). 



32 Bugge 

schätz s. 57) an afi (avus) denkt. Im dänischen ist der 
name zuweilen mit Iep, Ieppe (= Jacob) verwechselt. 

Hroptr. 
Ein oft vorkommender Oöinsname; eigentlich Hroftr, 
wie er zuweilen geschrieben wird, da f vor t im altnorw. 
gewöhnlich zu p erhärtet wird (Grimm gr. I, 313 ff.) , wie 
auch im lappischen bei den aus dem nordischen entlehnten 
Wörtern und noch in einigen südwestlichen norwegischen 
dialecten (J. Aasen det norske folkesprogs gr. § 94). — 
Das wort ist wie kjaptr, kraptr u. m. a. gebildet, man mufs 
demnach einen stamm HRUF (hrjüfa — hrauf — hro- 
finn) voraussetzen; dieser hat sich in mehreren ableitun- 
gen, welche die grandbedeutung „reiben, kratzen" deut- 
lich hervortreten lassen, bewahrt: hreyfa (= rühren, be- 
rühren, reiben), nicht hreifa (und nicht mit hreifi, band, 
verwandt) s. Unger (norsk tidskr. f. vid. og. litt. I, 142), 
wo er doch falsch ahd. hroufian = vellicare (richtiger rou- 
fian = goth. raupjan) vergleicht; norw. dial. röyva (== 
id.); altn. hrufl (cutis laesio); hrüfa (scabrities, crusta), 
sv. rufva, dän. roe, läpp, ruobbe, finn. rupi, vgl. ags. hreöf 
(rauh, schäbig); isl. rubba (statt hrubba (= hreyfa); dän. 
rubbe (reiben), engl, to rub; norw. dial. rubba (fische 
abschälen), rubbe n (rauh). — Aus der grundbedeutung 
„reiben, kratzen" entwickeln sich ganz einfach die bedeu- 
tungsvariationen : verwunden, verletzen (vgl. hrufl), schaden, 
verderben, vernichten (wie in ahd. neizzan, skr. ksharayämi, 
lat. attero u. v. a.): Hroptr ist, „der verwunder", „der 
vernichter", so heifst ja mit recht Oöin, der kriegs- und 
siegsgott, dessen speer Gungnir zum tode weiht; darum 
pafst der name recht eigentlich in Grimnismäl v. 8: 

Glaösheimr heitir enn fimti (boer), 

]?ars en gullbjarta 

Valhöll viö of ]>rumir; 

cn ]?ar Hroptr kyss 

hverjan dag 

väpndauöa vera. 



altnordische namen. 30 

„Gladsheim heifst die fünfte (halle), wo golden schimmert 
Walhallas weite halle; da kiest sich Odin alle tage vom 
schwert erschlagne niänner" (Simrock). — Mehr als ap- 
pellativ, = „herr," kommt das wort in der Verbindung 
hroptr rögna Hävamäl v. 143 vor, wie ähnlich der Oöins- 
name Gautr. Oöin heifst auch Hroptatyr d. i. wohl 
„der gott der helden", vgl. Veratyr, Herjaföör; der held wird 
also, wie der gott, hroptr d. i. der schadende, verwundende 
(was auch das von Grimm in dieser zeitschr. I, 79 ff. be- 
handelte ahd. scado, ags. sceaöa = held ursprünglich be- 
zeichnet) genannt. — Petersen (nordisk mythol. s. 157) 
gibt noch die bedeutung „schwert"; ich kenne seine auto- 
ritär nicht, wenn dem aber so ist, stimmt es gut mit der 
von mir aufgestellten derivation. 

Hier mögen noch einige bemerkungen über den stamm 
HRUF folgen. — Verschieden ist das in form und bedeu- 
tung nahe anklingende RUF, altn. rjüfa (rumpere, Andere), 
ags. reöfan, goth. raubön, ahd. roubön, ags. reäfian (rapere, 
diripere), alt. reyfari (raptor); der anlaut ist von alters her 
r, wie die entsprechenden lat. rumpo, skr. rup, lup u. s. w. 
beweisen, daneben kommt aber auch unorganisch hr vor, 
so wird altn. hraufa = raufa (durchbohren, verwunden), ags. 
hreäfian = reäfian, ahd. hraupa — raupa (spolia) geschrie- 
ben, was auf Vermischung mit dem vorhergehenden stamm 
deutet; mhd. rouben gehört in der bedeutung „rapere" 
dem stamme RUF, in der bed. „fricare" dem HRUF an. 
— Ferner ist zu scheiden das mit RUF nahe verwandte 
(oder ursprünglich wohl identische) RUP, goth. raupjan 
(ausraufen), ahd. roufen, roufian, ags. reöpan, ryppan; auch 
hier wird sowohl im ahd. als im ags. mehrfach im anlaute 
hr statt r geschrieben. 

Nahe verwandt mit HRUF, rubba ist dagegen das 
daneben bestehende norw. schwed. skrubba, dän. skrubbe, 
engl, to scrub, holl. schrobben (reiben u. s. w.) (vgl. Die- 
fenbach in dieser zeitschr. II, 53), dän. dial. skrubbet (rauh) ; 
man vergl. z. b. norw. dial. skryde = ryde = altn. hryBja 
(husten). 

Hl. 1. 3 » 



34 Bugge 

Ich kann hier nicht die sich über den ganzen indo- 
europäischen sprachstamm erstreckenden, fast zahllosen ver- 
wandten dieser stamme nachweisen; die meisten hauptmo- 
mente findet man bei Benfey griech. wurzellex. I, 165 — 219, 
sehr reichliches material gibt auch Diefenbach an mehre- 
ren stellen seines gothischen Wörterbuchs. — Im sanskrit 
würde der entsprechende stamm kshrup (statt kshrap = 
kshar-p, nicht mit Benfey statt ksh(a)r-up) lauten; aus dem 
nordischen gehören z. b. hierher (ohne den schliefsenden, 
secundären labial und mit wechselnden vocalen) altn. hrüBr 
(schale, kruste), hryöja (rauhheit des halses, vergl. x£qx m 
Benfey I, 205), hreistr (schuppe), norw. dial. ras, rus 
(== id.). 

Christiania. Sophus Bugge. 



Umbrisches. 

Ich werde hier mehrere Wörter, die Aufrecht und 
Kirchhoff in ihrem meisterhaften werke „die umbri- 
schen Sprachdenkmäler" in betreff der bedeutung oder 
des Ursprunges ungedeutet gelassen haben, oder die ich an- 
ders deute, besprechen. — Die fragmentarische form wird 
von selbst ihre erklärung und entschuldigung finden. 

1) sesa T. Ig. VI* 51. kann, wie A.-K. dargelegt ha- 
ben, nur „sibi" bedeuten, aber die form ist sehr schwer 
zu erklären, und, was ich hier gebe, soll auch nur eine ver- 
muthung sein. — Ich zerlege ses-o; in o sehe ich dann 
eine Verstümmelung des demonstrativischen Suffixes hont 
(nach consonanten auch owf, o), auf den älteren tafeln hunt 
(unt, hu), das hier wohl den sinn des latein. -met hat (vgl. 
&ccvtq) und 6 avrog); mit ses vergleiche ich goth. sis = 
sibi (in betreff dessen ich auf Bopp vergleich, gramm. und 
Westphal in dieser Zeitschrift II, 177 verweise), s behaup- 
tet sich hier wie in pm, aveis u. a. (s. umbr. sprachd. I, 
104ff.). 



£ 



umbrisches. 35 

2)' pure, pörsi, porse, pörsei. Relativpronomen, wird 
als nomin. masc. beider zahlen gebraucht, s. umbr. sprachd. 
I, 137. A.-K. sind der ansieht, dafs es dem lat. qvalis 
der form nach entspreche und wie dieses auf das sanskr. 
kidi^a zurückzuführen sei; in beiden zahlen sei der ab fall 
eines s anzunehmen; rücksichtlich der bedeutung sei an 
nhd. welcher aus göth. hveleiks (qVaJis) zu erinnern. Doch 
viele Schwierigkeiten stellen öiöh dieser erklärung entgegen: 
1) die länge des thematischen i, was auch A.-K. erkannt 
haben; 2) lat. qvalis, tälis sind doch wohl ebenso wie 
regälis, mortälis u. s. w. gebildet, diesen entsprechen 
aber ümbrische formen Tefrali, sorsali u. s. w., lat. qva- 
lis würde demnach im umbrischen sicher pali lauten; 3) 
aufserdem entspricht das 1 in qv&lis, wie Pott und Benfey 
mit recht gegen Bopp behaupten, höchst wahrscheinlich 
nicht einem sanskritischen d; — wenn man das alles be- 
denkt, darf man wohl die gleichsetzung von pure mit lat. 
qvalis verwerfen. Iclr will hier eine andere erklärung ver- 
suchen. •' — : Wenn man die form beträchtet, ergiebt sich 
pure, porse, porsi, porsei unbedenklich als neutrum des 
relativpronomens poe, poi, poei (qvi); wie verträgt sich aber 
hiermit die oben angegebene bedeutung? Man mufs anneh- 
men, dafs das neutrum pure=qvöd zu einem unflectirteit 
relativpronomen überging und gleichbedeutend mit dem flec- 
tirten poe gebraucht ward. Eine treffende bestätigung bie- 
ten uns die romanischen sprachen 41 ); span. portug. 
prov. fr. qve (ital. che, wlach. ce)wird bekanntlich als cöri- 
junetion und als unflectirtes relätivpronomen gebraucht, zu 
gründe liegt lät; qvid (Diez romän. spr. 111,294), welches 
im mittellateinischen die geltung des qvöd übernimmt (vgl. 
Pott in Höfers zeitschr. HI, 142); schon die Urkunden im 
7. und &jahrh. brauchen qvid und — waa hier nicht zu 
übersehen ist — auch qvod als unflectirtes relativpro- 
nomen (Diez HI, 295). Nur sei hier zu beachten, dafe 

*) Ich mufs hier dringend anrathen, bei der ejforschung der altitalischen 
dialecte ' dfc romsmischen sprachen noch mehr als bis jetzt geschehen ist, zu 
berücksichtigen. ...-.•■ , * <:: ..." ' ■••■' : . - - 



36 Bngge 

umbr. pure im gegensatz zum roman. qve auch qvi = 
is(ii), qvi vertritt. 

Wie oben angefahrt, läfst sich pure nur als nom. 
ma8C. sg. und plur. belegen, doch ist wahrscheinlich, da£s 
es sich über alle genera erstreckt hat; in betreff der casus 
wage ich nichts zu bestimmen. 

3) hutra, hondra, (infra); hondomo (infimus). A.-K. 
I, 80. 130 vergleichen skr. uttara — uttama, gr. vaxsgog — 
varaTOQy lat. ultra— cdtimus, goth. hindar — hindumists. 
Hier ist aber, wie ich glaube, ganz verschiedenes zusam- 
mengebracht, die lautlichen Verhältnisse machen diese ver- 
gleichungen geradezu unmöglich; zu uttara — uttama ge- 
hört zwar vgtsqoq — vararog\ lat. ultra — ultimus da- 
gegen lautet eigentlich qvoltra — qvoltimus, was ich 
aus derglosse des Festus (p. 205 M) polteo pro ulteriore 
(vgl. pro-cul und Benfey griech. wurzellex. I, xvi. II, 
147) schliefse. 

Im umbr. hondra — hondomo erkenne ich eine ablei- 
tung eines demonstrativstammes HONO (hier zunächst = 
jener), von HO -HNO (s. Benfey gr. wurzellex. H, 44 ff), 
wie skr. ana, lit. anas (wozu skr. anaka, a(n)dhas, a(n)dhara, 
lat. inferus, infimus, Benfey gr. wurzellex. II, 48) von a-f- 
na, altn. hinn (wozu goth. hindar, hindumists) von hi+na. 

4) hunt (unt, hu), hont (ont, o). Pronominalsuffix, 
tritt an demonstrative (e, ero, eso, surur) mit derbedeu- 
tung des lat. -dem, und, wie ich oben vermuthete, an den 
dat. des pron. reflex. ses mit der bedeutung des lat. -met. In 
inniger Verbindung damit stehen, wie A.-K. bemerken, die 
adverbien hunta-k III, 3. IV, 32 und huntia na 15. 17, 
welche, wie es scheint, „tum" bedeuten. Schon A.-K. ha- 
ben gewifs richtig einen Zusammenhang mit dem demon- 
strativstamme HO erkannt und in den genannten adverbien 
ablative sg. der a-declination gesehen. Ich werde etwas 
weiter zu gehen versuchen, hunta-k ist ablat. sg. fem., 
so haben wir einen pronominalstamm honto; demselben 
gehört auch, wie ich glaube, hont, worin ich einen apoco- 
pirten und verdunkelten accus, sg. neutr. erkenne, die apo- 



Umbruches. 37 

cope erklärt sich leicht aus seiner enclitischen natur, mit 
der die ursprüngliche gewichtvolle form sich nicht vertra- 
gen konnte. 

In honto sehe ich eine Verbindung des zusammenge- 
setzten demonstrativstamm es hono, welchen wir oben in 
hon-dra fanden, mit to, vgl. umbr. es -tu, lat. is-te, gr. 
av-Tog, litt, szi-ttas u. a., die doppelte Zusammensetzung 
kann nicht befremden. Eine Schwierigkeit in dieser an- 
nähme liegt im i des huntia, dennoch gebe ich meine er- 
klärung nicht auf, sondern überlasse es anderen, diese 
Schwierigkeit fortzuräumen. 

5) ostensendi, T. Ig. VI*, 20. Dies wort mufs, wie 
A.-K. umbr. sprachd. II, 116 annehmen, als verbum der 
nom. pl. vasor, porsi entschieden eine 3. pers. plur. irgend 
einer form des passivums sein. Darin einen nom. pl. masc. 
eines passivischen participiums vermuthen, so dals das ver- 
bum substantivum ausgefallen wäre, darf man schon des- 
wegen nicht, weil nom. pl. masc. nie auf t endet. Eine 
finite form ist demnach darin zu suchen, aber welche? In 
-nd- (nd auf den jüngeren tafeln im inlaute statt nt, umbr. 
spr. I, 96) erkennen wir bald die endung einer 3. pers. pl. 
des activums, in dem schliefsenden t dürfen wir also das 
merkmal des passivums sehen; davon unten, ostensent kann 
nicht die 3. pers. des perfectums sein, diese mufste oste- 
nusont lauten, aufserdem wird das perfectum des passivums 
durch Verbindung des passivparticipiums mit dem präs. von 
ES gebildet. Nur eine möglichkeit will sich mir darbieten: 
ostensent mufs 3. pers. plur. des fut. I. act. sein; die form 
stimmt zum umbr. stahe-ren (statt stahe-rent, stahe-sent), 
osk. censazet (s. diese zeitschr. 11,382), * ist durch das 
vorhergehende n (statt nn) bewahrt, die entsprechende sin- 
gularform mufs osten-est sein. 

Wir haben nur noch das merkmal des passivums e zu 
besprechen, darin liegt aber die gröfste Schwierigkeit. — 
Eigentlich ist das passivum nicht durch das t, welches nur 
ein bindevocal ist, bezeichnet, sondern nach demselben ist 
der regelmäfsige passivcharacter r ausgefallen (wie in emantu 



3S Bugge 

u. a., s. umbr. lautl. § 29. 9c). Nun. ist aber der bindevo- 
cal sonst immer w, und, wenn hier statt Jessen i erscheint, 
läfst sich dies nur durch die annähme erklären, dafs über- 
all ein unbestimmter, schwebender schwa-laut gehört ward, 
den man gewöhnlich durch u, zuweilep auch durch i her 
zeichnete; im oskischen ist der bindevocal vor dem r des 
passivums e, allein daneben erscheint t (lamatir Tab. Bant. 
22). — Das altnordische kann das gut beleuchten. Wenn 
hier r im auslaute nach einem consonanten steht, wird es 
mit einem dunkeln vocalisqhen nebenlaute ausgesprochen, 
der wie ein a oder e (so am öftesten in Norwegen) oder i 
(so oft in Schweden) oder u (so im isländ. und f^reyischen 
dialect) lautet, so wird z. b. statt maör: majBar, m^Ber, 
maöir, maöur geschrieben. Merkwürdig ist, dafs in den 
meisten neunorwegischen dialecten nur dieser nebenlaut übrig 
geblieben ist, z. b. dag'e «= altn. dagr (s. Ivar Aasen det 
norske folkesprogs gramm. § 59. Munch runeskrift s. 6), 
gerade so wie in umbr. emantu u. s. w. 

Also ist, wie ich glaube, ostensend-i, statt ostensend- 
i-r, ostensent-u-r, 3. pers. plur. fiit. I. pass. = latein. 
ostendentur. — Schliefslich mufs ich bemerken, dafs der 
context, so weit ich sehe, diese erklär ung keineswegs hindert. 

6) prehubia V a 12. A.-K. fassen es mit recht als 
identisch mit prehabia V a 5, und ändern darum preha- 
bia. Ich erkenne zwar die möglichkeit, nicht aber die noth- 
wendigkeit dieser änderung an. — Wenn hier prehabia 
und prehubia neben einander auf derselben tafel vorkom- 
men, offenbart sich darin dasselbe schwanken zwischen vol- 
lerer und schwächerer form, das dem umbrischen überhaupt 
eigenthümlich ist. — Das u erklärt sich aus der einwirkung 
des nachfolgenden labials b, wie in lat. enubro = inhibenti 
Fest, (neben inebro), contubernium, nuncupo, surrupio u. a.; 
auch anderswo läfst das umbrische Schwächung des stamm- 
vocals in der composition eintreten, wenn eine besondere 
Ursache mitwirkt, so kumultu neben kumaltu, wie das 
oskische in praefucus neben facus, pertumust neben perte- 
must (vgl. in dieser zeitschr. II, 383). Hier kann man noch 



umbrisches. # 39 

die jüngere abfassungszeit der tafel V. mit in aiwchlag brin- 
gen (vgl. umbr. sprachd. II, 309). 

7) subocau ist bekanntlich = subvoco, au (welches 
nicht diphthongisch zu sprechen ist) zeigt den conjugations- 
character a neben dem u der personalendung, ohne dajfe, 
wie im lateinischen, contraction eingetreten wäre (umbr. 
sprachd. II, 132). Nun findet sich daneben subocauu ,VIJ> 
20. 20. 22. 23. 33. 34. 36. 36, das A.-K. ohne bedenken als 
irrthümlich bezeichnen. Allein schon an und für sich ist'? 
unwahrscheinlich, dafs diese nebenform, welche achtmal auf 
einer und derselben tafel (wo dagegen das sonst übliche 
subocau sich gar nicht findet) vorkommt, schlechterdings 
fehlerhaft wäre ; und noch mehr unwahrscheinlich wird dies, 
wenn gezeigt wird, dafs diese form sich sprachlich leicht 
erklären läfst. 

Ich lese subocami und glaube, dafs diese d$r tafel VU,» 
eigentümliche Schreibart ihren grund in einer abweichen- 
den ausspräche hat; subocami verhält sich zu subocau gerade 
wie osk. tribarakavum zu censaum, moltaum, v hat sich 
(wie ich in dieser zeitschr. II, 383 ff. annahm und wie ich 
noch gegen Bopp vgl. gr. s. 1235 behaupte) aus dem fol- 
genden u, um hiatus zu vermeiden, entwickelt. 

8) upetu, imperativ, erscheint überall mit der allge- 
meinen bezeichnung von hostia oder dem namen eines be- 
stimmten opferthieres verbunden. A.-K. (umbr. sprachd. 
II, 318) fassen es = lat. obito, dem es formell genau ent- 
spricht; was aber mit dem „obire hostiam" gemeint sein 
möge, dürfen sie nicht entscheiden und wagen nur zwei- 
felnd die vermuthung, es sei soviel als „sich einer hostia 
unterziehen", „dieselbe geloben", vovere. Mit grofser Wahr- 
scheinlichkeit dagegen muthmafsen sie einen Zusammenhang 
mit opeter V*> 9. 14, das als attribut zu farer (farris) ge- 
hört; mit obire ist aber hier-nichts auszurichten. — Besse- 
ren aufschlufs gewährt, wie ich glaube, die glosse des Festus 
p. 207 M. praedopiont = praeoptant; mit diesem 
opio, wovon opto, optio, optimus abgeleitet sind, ver- 
gleiche ich umbr. upetu, wo folglich e conjugationscharacter 



40 Bngge 

ist. Man übersetze demnach: (hostiam) optato „das opfer- 
thier aussuchen, auswählen" , wovon ja das lat. optare an- 
gewendet ward, vgl. optatam hostiam, alii optimam appel- 
lant eam, qvam aedilis tribus constitutis hostiis optat, qvam 
immolari velit. Fest. p. 186 M. und Osann in zeitschr. £ d. 
alterthumsw. 1851 s. 416; hierzu stimmt trefflich, was A.-K. 
(umbr. sprachd. II, 318) bemerken, dafs die durch (sacre) 
upetu bezeichnete handlung gewöhnlich vor den anderen 
mit dem opfer eines thieres verbundenen Verrichtungen statt 
findet. — Nun empfangt auch opeter licht; es ist pfect 
pcp. pass. desselben verbums und stimmt zu einem zu 
schliefsenden lat. optus, wie umbr. sepeto zu sectus; man 
darf mit fug farer opeter „far eximium", „auserlesenes ge- 
traide" übersetzen. 

9) ku-pifia, com-bifia. A.-K. (umbr. sprachd. II, 37) 
haben mit gewöhnlichem Scharfsinn dargelegt, dafs dieser 
verbalstamm den begriff des „sehens, schauens" be- 
zeichnet, und darin, wie in anzeria, aseria, ein derivatum 
erkannt, abgeleitet von einem durch das suffix io vom rei- 
nem stamme gebildeten substantivum. — Ich werde hier 
die angegebene bedeutung etymologisch zu begründen ver- 
suchen. Man vergleiche mit der umbr. wurzel bif (pif) 
zend. budh (videre), skr. budh (scire, cognoscere), griech. 
nv&; u hat sich zu i verdünnt, wie in si statt su (kaum 
statt svi) == lat. süs, gr. ovg, lg u. s. w., pir statt pur = 
gr. TtvQ u. a. (s. umbr. sprachd. I, 36 ff.); f entspricht dem 
gr. #, skr. und zend. dh, wie in rufro = Iqv&qoq, skr.ru- 
dhira, osk. mefio == skr. madhya u. a. (umbr. sprachd. 1, 91). 

10) eiscurent Vb 10. 15. fut. II. 3. pers. plur. A.-K. 
(umbr. sprachd. II, 358) schliefsen aus dem zusammenhange 
die bedeutung „einfordern, eintreiben, abholen" oder dgl.; 
eine genauere bestimmung wird uns vielleicht die etymolo- 
gie darbieten. — Man vergleiche skr. ich (desiderare, op- 
tare), litt, jezkoti (suchen, forschen), slav. iskati (id. 
fordern), ahd. eiseön (fordern, erheischen), gael. aisc f. 
(a reqvest, petition, reproach) u. a. (vgl. Diefenb., goth. wb. 
I. s. 13); sc ist die regelmäfsige Vertretung des skr. ch, 



umbrisches. 41 

so umbr. würz, persk = lat. posc = skr. prach (s. umbr. 
spr. II, 28); mit skr« vänch (wünschen), welches mit ich 
und prach zusammenhängt (vgl. Benfey gr. wurzellex. I, 
17) vergleiche ich lat. würz, usc in aer-uscare (vgl. skr. 
vap-upanä und in betreff der bedeutung skr. bh-iksh). — 
Hiernach darf man eiscurent „einfordern" übersetzen. 

11) foni, nom. sg. masc. fem. fons, fos. Die bedeu- 
tung „gnädig, günstig" ist gesichert (umbr. sprachd. II, 
139); die von A.-K. gegebene derivation ist zwar lautlich 
möglich, ich trage jedoch kein bedenken folgende, wie mir 
scheint, einleuchtende entgegenzustellen. Ich zerlege fo-fit, 
statt fau-ni, und erkenne darin eine ableitung vom ver- 
balstamme FAVe durch das suffix ni, das uns auch sonst 
im umbrischen, im substantivum po-ni begegnet, im latei- 
nischen sind aulser mehreren Substantiven (amnis, crinis, 
finis, funis, panis, penis u. a.) die adjective l&nis, segnis 
(s. Bopp vgl. gr. 8. 1201), manis, immänis (vgl. Schweizer 
in dieser zeitschr. II, 73) u. a. durch dasselbe suffix gebil- 
det — Da wir in ni eine Schwächung des Suffixes no zu 
sehen haben, stimmt zum umbr. fönt der name Faunus 
d. i. der gnädige, holde, man erinnere sich der häufigen 
anwendung der deutschen adjective „hold, gut" bei dea na- 
men göttlicher und geisterhafter wesen. 

12) sevo. Trefflich und einleuchtend ist die von A.-K. 
im glossare gegebene deutung „omnis", doch, wenn sie 
das wort durch ausfall der liquida (vgl. kumatu, mota, vu- 
tu) aus servo oder selvoas lat. sollus, gr. oljrog, skr. 
sarva entstanden sein lassen, kann ich nicht beistimmen. 
— Die liquida ist sonst nie vor v gewichen, vgl. salva, 
arves, berva (doch finden sich auch amboltu, kumaltu u. a. 
neben kumato, muta, vutu); mehr aber befremdet hier die 
abweichung von der lateinischen und oskischen spräche, be- 
sonders wenn manmitA.-K. umbr. sprachd. 11,258) ulu, 
ulo auf lat. ollus zurückfuhrt; daher sei mir eine andere 
deutung gestattet. 

Das e ist, wie ich glaube, lang und aus oi oder einem 
ursprünglichen ai entstanden (vgl. umbr. sprachd. I, 41. 47), 



42 Bugge. 

sevo also statt soivo; in diesem vermuthe ich eine Zusam- 
mensetzung von der skr. partikel sa und *aivo = gr. oiog, 
zend. aeva, osset; iw (ein); die begriffe „ alles « und 
„eins" berühren sich, s. Pott die qvin. u. viges. zählmeth. 
s. 150: „allheit ist ein collectivbegriff, das zusammenfassen 
der Vielheit in eine einheit." 

13) kumio, gomio (I«, 7. VI», 58). Verschiedene 
deutungen sind versucht worden; die der älteren interpre- 
ten sind mir nicht zur band ; A.-K. (umbr. sprachd. 1,73) 
vermuthen zweifelnd (vgl. II, 180) darin skr. pamya (qui 
domari potest, mansvetus), doch der anlaut stimmt nicht, 
denn g ist der ursprüngliche consonant, der auf den jünge- 
ren tafeln (in Übereinstimmung mit dem Verhältnisse bei den 
lingualen u. 8. lautl. § 20, 2) wieder hergestellt ist, wie ich 
(wie es scheint, mit A.-K. im glossare) gegen umbr. sp. 
lautl. § 15, 1 annehme. — Darf man in kumio, gomio 
eine ableitung durch das suffix io von einem dem griech. 
yofiog (last, von yiuo), voll sein) entsprechenden substanti- 
vum vermuthßn und si gomia „tjr acht ige saue? deuten? 

14) vef. T. Ig. Vb 12. 12. 17. 17 accus, pl. fem. (wie 
&us den dazu gehörenden adjectiven pretra und postra her- 
vorgeht) mufs, wie A.-K. umbr. sprachd. II, 360 gezeigt 
haben , der name eines mafses oder gewichtes sein. — Ich 
erkenne darin das lat. vis, mit dem es im genus stimmt; 
ei f ist accus, vom stamme üe = lat. vi, der in älteren Zei- 
ten sich bekanntlich auch über nom. und acc. plur (vis) 
erstreckt. — Was die bedeutung anlangt, erinnere ich an 
die bekannten latein. ausdrücke vis auri argentique u. a., wo 
vis „masse, menge" bezeichnet; aus dieser allgemeinen 
bedeutupg hat sich die beziehung auf ein bestimmtes 
gewicht (welches, läfst sich freilich nicht, sagen), ent- 
wickelt, vgl. pondus. 

Christiania im mai 1853. Sophus Bugge. 



Förstemann, sprachlich -naturhistorisches. 43 



Sprachlich - naturhistorisches. 

(Zweiter artikel). 

Jüngst liefs ich mir angelegen sein, eine anzahl indi- 
scher, griechischer, lateinischer, deutscher ausdrücke, wo- 
mit in diesen sprachen manche säugethiere benannt werden, 
zusammenzustellen und so anzuordnen, dafs gröfsere oder 
geringere uebereinkunft der sprachen in diesen Wörtern 
uebersichtlich würde. Soll anders das ziel, welches mir bei 
anlegung solcher Verzeichnisse vorschwebt, nicht unerreicht 
bleiben, so darf jene reihe von begriffen nicht vereinsamt 
stehn, sondern mufs von andern wörterklassen begleitet und 
gestützt werden. Ich dehne mich deshalb hier ueber die 
andern gebiete der thierwelt in derselben weise aus, muls 
jedoch, da der stoff hier nicht ganz gering ist, fuer dies- 
mal die beschränkung walten lassen, dafs ich nur die ueber- 
einstimmung der einzelnen sprachen hervorhebe, die Selbstän- 
digkeit und besonderheit einer jeden dagegen zunaechst un- 
erwogen lasse. Dies verfahren dürfte auch dem endlichen 
ergebnis zutraeglicher sein, als das vereinen des verwandten 
und des unverwandtep in derselben, durchmusterung. 

I. Uebereinstimmung aller vier sprachen. 

1) Skr. kok(ila), griech. xoxx(yy), . lat. cuc(ulo) ahd. 
gauh. 

Diese Zusammenstellung ist schon anerkannt. Pott etym. 
forsch. I, 84; Graff IV, 133. Der stamm stimmt in allen 
vier sprachen genuegend; nur das deutsche (auch im nord. 
gaukr, ags. gaec, geac, nhd. gauch) bewahrt ihn unverlän- 
gert, das lat. und skr. stimmen sogar im suffix, das griech. 
weicht ab und folgt der analogie von nreQvy, .oQrvy u. a., 
doch ist bei Hes. eine dem skr. und lat. noch naeher ste- 
hende form xavxaMaq ueberliefert. Koxxvy und nhd. kukuk 
mufs man sich hueten unmittelbar zusammenzustellen ; hier 
truegt der gleichlaut. Kukuk scheint vielmehr ganz unab- 
hängig von den aqgefuehrten Wörtern aus reiner naturnach- 
ahmung gebildet. Eher dürfte man zu gauch das skr. $uka 



44 Förstemann - 

(psittacus) halten und hierdurch einmal auf den weitem 
begriff von vogel gebracht, werden wir schwerlich engl, 
cock und nhd. kuechlein zurückweisen dürfen. Aus andern 
nicht hierher gehoerigen sprachen bietet sich des vergleich- 
baren die fülle dar. 

2) Skr. haiisa, gr. ^v, lat. anser, ahd. gansi. Gleich- 
falls eine allbekannte Verwandtschaft. Im griech. ist a dem 
v gewichen, aehnlich wie bei den griech. comparativen auf 
imv: wäre nach sonstiger griechischer sitte vielmehr das v 
ausgeschlossen, so hätte das wort, da dann auch das a 
ausgeworfen waere, nach adjectivischer art im nom. £t;s, 
gen. zeog gelautet. Vgl. ueber den lautlichen Vorgang die 
ansieht von Benfey wurzellex. IT, 191. 

3) Skr. krk(ana), gr. xiqxo, lat. querqu(edula) , nhd. 
krick ( — ente, — elster). 

Es ist ungemein schwer in Wörtern aus todten spra- 
chen die gattung eines thiers oder einer pflanze wissen- 
schaftlich zu bestimmen und auch im munde des volks 
schwankt bei weniger allbekannten naturhistorischen be- 
zeichnungen das wort oft von einer gattung auf die andere 
hinueber. Dies moege meine hier gewagte Vereinigung die- 
ser vier Wörter entschuldigen. Ueberdies stimmt, obwol 
krkana eine rebhuehner — , y.lgxog eine falkenart zu bezeich- 
nen scheint, wenigstens das lat. und deutsche wort war- 
scheinlich im begriffe ueberein, da querquedula einstimmig 
durch krickente gedeutet wird. Es scheint hier eine alt- 
herkömmliche bezeichnung wilder voegel ueberhaupt vor- 
zuliegen (ob irisch cearc nur die wilde oder auch die zahme 
ente bezeichnet, weifs ich nicht). Die deutsche form kriech- 
ente hat keinen sinn und ist nur volksetymologische ent- 
Stellung. Auch das roem. querquedula scheint auf demsel- 
ben wege der umdeutung entstanden; mir scheint der Roe- 
mer mifsbräuchlich (denn die querquedula lebt von Wasser- 
pflanzen und Schnecken) eine eichelfresserin aus dem worte 
herausgehoert und den ausdruck nach analogie von mone- 
dula, ficedula umgebildet zu haben. Lat. circus schliefse 
ich als blofse entlehnung von der Zusammenstellung aus. 



sprachlich - naturbistoriaches. 45 

Dafs im deutschen Worte die lautverschiebung mangelt, 
darf bei gutturalen weniger befremden als bei dentalen 
und labialen; der anlaut wird ueberdies durch das r ge- 
stützt. 

4) Skr. kädamba, gr. xoXvpßo, lat. palumba, nhd. lumbe. 

Dafs tauben- und taucherarten in mannigfachen spra- 
chen vielfaltige mischungen der ausdrücke erfahren haben, 
darf nicht befremden. Von seiten des begriffs steht also 
der Zusammenstellung der indischen ente mit dem griech. 
taucher und der roem. taube nichts entgegen und es kommt 
mir zu statten, dafs ich die reihe durch ein deutsches wort 
vervollständigen kann. Denn lumbe oder lumme sind dialek- 
tische bezeichnungen verschiedener taucher- sowol als tauben- 
arten (columbus arcticus u. s. w.) ; s. Oken allg. naturgesch. 
bd. VII, s. 429, 433, 437. Die identitaet dieses worts (das 
ein anlautendes h verloren haben mufs) mit columba scheint 
mir einleuchtend. Columba selbst habe ich oben nicht er- 
waehnt, da es mir nur aus dem griech. entlehnt schien; 
doch habe ich nichts dawider, wenn man oben fuer pa- 
lumba columba setzt; allerdings macht im latein. das an- 
lautende p einiges bedenken (auch parare zu skr. kr u. dgl. 
m. ist zweifelhaft). Potts Verbindung von columba mit 
skr. kalarava (etym. forsch. II, 397) scheint mir des m, r 
wegen bedenklich. 

5) Skr. kärava, gr. xogavt], lat. Corvo, ahd. hraban. 
Bopp gloss. 71; Pott etym. forsch. I, 213; Benfey II, 

132. Das ahd. cra, nhd. kraehe (vielleicht auch ags. crave, 
engl, crow) gehoert nicht sicher hieher, wenigstens macht 
der mangel der lautverschiebung etwas bedenklich. Es 
scheint sich vielmehr kra zu hraban zu verhalten wie oben 
kukuk zu gauh; d. h. auch kra ist wol ein erst spaeter 
der stimme des vogels nachgeahmtes wort (vgl. solche nach- 
ahmungen in kiebitz, Stieglitz u. a.). Merkwürdig ist die 
uebereinstimmung des Suffixes im griech. xoqwpi], ahd. hra- 
ban, ags. hräfh gegenueber dem skr. und lat. worte. Das 
lat. hat dieses suffix in cornic durch ein zweites verdun- 
kelt; ob es aber mit Benfey II, 6 fiier ein lehn wort zu 



46 Forstemaira 

halten ist? Schließlich erwaehne ich noch das auffallend 
stimmende hebr. 3t£ corvus. 

6) Skr. ahi, gr. i%i, orfi, lat. angui, ahd. onc. 
Bedeutung und form stimmen gut; vgl. Bopp gloss. 

27, 408; Griff I, 347; Benfey I, 144. Auch darin waltet 
einstimmigkeit, dafs die drei europaeischen sprachen zu 
diesen wortern Weiterbildungen mit 1 erzeugt haben, näm- 
lich gr. eyzeXvg, lat. anguilla, wozu wahrscheinlich altn. 
öglir (und eglir) gehoert. ' Das neugriech. hat eine form 
a%iXi (neben ^iAi) bewahrt, welche des nasalen einschubs 
von tyz e ^ v S> anguis, anguilla, unc entraeth, altgriech. ist 
noch i ix& va hierher gehoerig. Ahd. äl mochte ich (gegen 
Benfey 1. c.) von dieser reihe trennen; ich werde es in 
einer andern gruppe unten einfuegen. 

7) Skr. carabha, gr. xayaßo, lat. carabo, ags. eräbba. 

Lat. carabus fiier entlehnt aus dem griech. zu erach- 
ten scheint kein genügender grund. Auch im hochd. krabbe 
haftet die niedd. form bei einem seethiere wie bei so man- 
chen andern seewörtern mit recht. In Westpreu&en heilst 
eine kleine art seekrebse krabbenie (mit dem accent auf 
der letzten). Merkwürdig ist mir die uebereinstiütmung 
der abgeleiteten form im neugriech. xctgaßida*) und ahd. 
chrepiz, nhd. krebs fiier krebfe (vergl. neugriech. yiSa**\ 
nhd. geifs). Entlehnung aus hebr. 3iy>? scorpio mochte 
ich bei dieser so weit im indogerm. Sprachgebiete verzweig- 
ten familie nicht annehmen. 

8) Skr. krmi , griech. ikfuv&, lat. vermi, goth. vaurmi. 
Bopp gloss. 82, Pott etym. forsch. I, 84, Benfey II, 300. 
Der abfaü des gutturals mufs wegen des Zusammentreffens 
der europaeischen sprachen sehr frueh erfolgt sein, zumal 
da er in keiner derselben durch ein lautgesetz nothwendig 
bedingt wird; keltische, lithauische und slavische sprachen 

*) Zu xaoaßifia möchte am ersten stimmen caravele, eine noch jetzt, 
häufiger aber am ende des mittelalters , bei fast allen seefahrenden nationen 
gebräuchliche benennung fuer eine gewisse art schiffe. Im span. hat sich in 
dieser bedeutung noch das primitiv caraba erhalten. 

**) ytöa .mag aus alyldiov entstellt sein, doch könnte nicht selbst dann 
noch die Verwandtschaft mit geifs bestehn? 



sprachlich -naturhistorisches. 47 

haben den anlaut gewahrt; das litth. naehert sich in seinem 
kirminis sogar der griech. erweiterung des Wortes und be- 
stärkt die Verwandtschaft von $lj.uvg mit den andern 
sprachen. 

9) Skr. makshikä, grl [ivia, lat. musca, ahd. mücca. 
Benfey II, 43; Bopp gloss. 254; Pott etym. forsch. I, 85. 
Der bedeutungsunterschied zwischen ahd. mucca, nhd. mücke 
und den andern sprachen erregt feein bedenken. Der form 
nach verhält sich ahd. mucca zu skr. mäkshikä aehnUch wie 
lat. vacca zu skr. ukshan. 

An den schlufs dieser reihe stelle ich das allgemeine 
wort foer thier ueberhaupt. 

10) Skr. pacu, gr. ncov, lat. peeud, goth. faihu. Bopp 
gloss 213 u. s. w. Benfey II, 73 setzt zu naiv ein skr. pävu 
voraus, da allerdings echtes skr. c im griech. durch k ver- 
treten zu werden pflegt. 

II. Mangel des skr. wortes. 

1) Griech. xoqccx, lat. grac(ulo), ahd. hruoh. Pott 
etym. forsch. I, 266. Auch im nhd., scheint das wort nicht 
ganz ausgestorben; . ich finde mundartliches racke fiier, 
einen rabenartigel vogel bei Oken naturgesch. bd. VII, ß. 
334. Schwed. heifst ein vogel dieser gattung bla-kraka« 
Engl, rook ist die satkraehe. Ja auch ags. . hrägra^ ahd. 
reigir, hhd. reiher darf nicht unbedingt aus dieser Verbin- 
dung gestofsen werden, obwol es unten noch einmal unter 
einem andern gesichtspunkt zu erwaegen sein wird. Im 
neugriech. darf vielleicht herangezogen, werden xaQya, eine 
kraehenart, und zwischen diesem. icccgya und einem ags. 
hrägra bildet altgr. XQayyt] heher die vermittlupg. Sprünge 
der bedeutüng dürfen bei so verwandten voegeln. wol ge- 
rechtfertigt erscheinen. 

2) Griech. ytQavo, lat. gru, ags. crane. -Das lateinische 
liegt am weitesten ab, doch darf diese Verwandtschaft nicht 
bezweifelt werden (Grimm gesch. d. d. spr. 399; Benfey 
II, 130). Ahd. chranuh, nhd. kranich fuegen noch ein Suf- 
fix an. Man vergleiche diese gruppe mit einer obigen:' 



48 Forstemaim 

a) skr. kärava, gr. xoqwvt), lat. cornic, lat. corvo, 

ahd. hraban. 

b) lat. gru, gr. yegavo, ahd. chranuh, ags. crane. 

3) Griech. ^eA(e^ov) latein. hir(undin), ahd. swal(awa). 
Dafs^efodwV und hirundo verwandt sind, ist gemeine ansieht, 
auch bei Benfey H, 135; kuehner dürfte die Verbindung 
mit dem deutschen worte sein. Doch erwaege man die 
sanskritwurzeln car und cal, wovoä cara und cala mobilis. 
Danach MeTse die schwalbe sehr passend der bewegliche 
vogel, von ihrem beständigen schweben in der luft, minder 
geeignet von ihrer ortsveränderung als Zugvogel. Skr. c 
griech. % läfst sich mehrfach belegen; von skr. c, ahd. sw 
mangeln mir noch beispiele, doch dürfte auch dieser ueber- 
gang sich rechtfertigen lassen. Die endung awa in swa- 
lawa verhält sich ganz wie in varawa (color) und anderen, 
bietet also keine Schwierigkeit dar, zumal da andere deutsche 
mundarten demselben worte ein anderes suffix geben (niedd. 
swalk, schwälke, dän. svale, schwed. svala). 

4) Skr. ncüvy, lat. fulic, nhd. böleh. Die Zusammen- 
stellung des griech. und lat. Wortes ist alt, das mundartlich 
gebrauchte deutsche fuegt sich in sinn und form trefflich 
dazu. "Weiter ab liegen von des Hesychius nwi)!; das ge- 
meine ndvy^ und von Ciceros fulix das gewoehnliche fiilica. 

5) Griech. vrjaaa, lat. anat, ahd. anut. Graff 1,335; 
Pott etym. forsch. I, 199; Benfey II, 54. 

6) Griech. äkx(yov), lat. alc(edin), ahd. alac(ra). Das 
ahd. wort (das ich nicht ala-cra trennen möchte) verzeich- 
net Graff I, 237. Lat. aleyone ist entlehnte form neben 
dem verwandten alcedo. Der neben dem spir. lenis im 
griech. worte auftretende asper, so wie das lat. h von hal- 
cyone scheint, wie das deutsche wort schliefsen läfst, nur 
volksetymologische anlehnung an akg, so dafs man die be- 
deutung meervogel herauszuhoeren glaubte. Neugriech. dl- 
xvMvag hat stets den lenis. Vgl. auch über äXxvatv Ben- 
feys vermuthung II, 165. 

7) Griech. t/^ap, t/;apo, lat. stur-no, ahd. stara. Auch 
im griech. (neugr. \pctQovi) und im deutschen (ags. stearn) 



sprachlich - naturhistorisches. 49 

finden sich erweiterungen des worts durch n wie im lat 
sturnus. Vgl. Benfey I, 677. 

8) Griech. kevx-ioxog, lat, luc-io, nhd. laug-en. S. 
die deutsche benennung bd Oken VI, 308: im Bodensee 
und Zuerichersee laugenen und laugelein, bei Strafsburg 
lauk. Noch jetzt ist der naturgeschichtliche namen dieses 
fisches Cyprinus leuciscus. Was die Roemer unter lucius 
gemeint haben, ist nicht sicher. Dafs die heutige natur- 
geschichte den hecht darunter versteht, darf nicht mafsge- 
bend sein. 

9) Griech. ttsqxcz, lat. perca, nhd. bars, barsch. Grimm 
gramm. II, 264 vermuthet wol ohne ausreichenden grund 
entlehnung des deutschen wortes aus dem lat. Uebrigens 
scheint auch dem deutschen ausdruck ein e zuzukommen; 
in einigen mundarten heifst der fisch barsch ; vgl. ahd. ber- 
sich (Graff III, 215), welches bersich noch jetzt im sued- 
lichen Deutschland neben andern formen besteht; ags. bears 
(Ettmüller 280) , auch franz. perche. Ursprüngliche form 
waere demnach nigaxa, persca; die wunderbare ital. benen- 
nung pesce persico dürfte vielleicht bestaetigung bieten. 
Bemerkenswerth in venetianischer mundart sperga. Vgl. 
damit eine andere ansieht bei Benfey II, 82. 

10) Griech. xtoßio, lat. gobio, ahd. guva. Graff IV, 177. 
Nhd. finden sich noch die formen guebe und gufe. Soll- 
ten aber alle diese formen nur entlehnungen aus dem lat. 
sein, so darf etwa an ahd. chapo, quappa, nhd. quappe ge- 
mahnt werden, bei welchem wort ich erborgung von lat. 
capito, geschweige Verwandtschaft, nicht annehmen möchte; 
eben so wenig wie bei litth. küpe, das gleichfalls (neben 
wegele) die quappe bezeichnet. 

11) Griech. pvtäo, lat. mullo, nhd. mulbe. Die fische 
sind wahrscheinlich in allen drei sprachen nicht derselbe, 
obwol verwandt; eine karpfenart heifst außerdem am Rhein 
mülling. Das nhd. mulbe könnte darauf fiiehren, an den 
roem. milvus zu denken, indessen hat dieser fisch wahr- 
scheinlich von dem vogel den namen erhalten, aehnlich wie 

in. l. 4 



50 Förstemann 

griecb. xoga!;, lat. corvus, turdus, merula, hirundo, lupns, 
mustela, porcus, ital. sogar papagallo fische sind. 

Griech. <y<p?/x, Jat. vespa, abd. wafsa. Die Umstellung 
der consonanten ist zwar gewaltsam, doch giebt sie nicht 
grund zu mistrauen gegen die identitaet der Wörter; Pott 
etym. forsch. II, 112, 195. Anziehend waere es, wenn das 
wort sich auch im skr. aufspueren liefse, gael. speach spricht 
fuer groefsere alterthuemlichkeit der griech. form. Nhd. 
wespe und ngr. acprixa naehern sich dem lat. wort, jenes 
im stamm, dies in der endung. 

13) Griech. xdfifiaQo, lat. cammaro, nhd. hummer. Das 
lat. wort, weit verbreitet (Varro, Colum., Plin., Juven.) 
scheint nicht erst aus dem griech. entlehnt (wo wir es z. 
b. bei Dioscorides finden). Ital. gambero krebs spricht 
noch fuer assimilation des fip aus (Aß. 

14) Griech. (livqjuo, fivgfiijx, lat. formica, altn. maur. 
Pott et. f. I, 113. Grimm gesch. d. d. spr. 327. Groefeere 
annaeherung an das lat gewaehrt mundartl. flvgfia^, die 
Verbreitung des Wortes im deutschen bezeugen auch schwed. 
myra, daen. myre, mnl. miere. Die ableitung des latein. 
worts a ferendo micas mag schon das roem. sprachgefuehl 
irrthuemlich hineingelegt haben. 

15) Griech. yvULa, lat. pülic, ahd. floh. Graff III, 760, 
Pott etym. forsch. I, 87. In xfjvXka muls assimilation an- 
genommen werden. Skr. pala laus ist nur zweifelnd zu 
vergleichen (Benfey I, 676). 

16) Griech. ßva, lat. bubon, ahd. büf, uvo. GrafF I, 
172; HI, 90; Benfey U, 62. 

\ 7) Griech. l%&v, lat. pisci, goth. fiska. Ich halte die 
drei Wörter allerdings mit Benfey I, 245 fuer verwandt und 
glaube auch meinerseits an eine Zusammensetzung aus api 
-j- sku in der bedeutung mit schuppen bedeckt. Doch 
weiche ich in der erklaerung des griech. worts darin von 
Benfey ab, dafs ich nicht in ty&vg fortfall der praeposition 
und zutritt eines phonetischen *, sondern im i noch einen 
ueberrest des fortgefallenen ini zu sehn glaube. Aehnlich 



sprachlich -naturhistorisches. 51 

lassen sich vielleicht mehrere andere griech. Wörter erklae- 
ren, loxagw aus kmo%ZQ(i) u. a. m. 

Auch hier erwaehne ich am schlufs noch eine allge- 
meine bezeichnung: 

18) Griech. &ijq (cprig), lat. fera, goth. dius. 

m. Mangel des griechischen worts. 

1) Skr. pika, lat. pica, pico, ahd. speh(t). Bopp gloss. 
216; Graff VI, 324; Grimm gr. H, 53; Pott etym. forsch. 
I, 235. Dafs das sanskritwort eine art kukuk bedeutet, 
darf nicht irren, um so weniger, da selbst die beiden lat. 
formen zwei verschiedenen voegeln zu theil geworden sind. 
Lat. picus fiier pictus anzusehn ist irrthum. Grimm gr. II, 
212. Griech. Wörter wie GTtiyyoQ fink, airrij specht u. a. 
dürfen nicht unbedenklich hierher gezogen werden. 

2) Skr. ulüka, lat. ulula, ahd. ttfa, uwila. Bopp gloss. 
52; Graff I, 522. Nhd. eule. 

3) Skr. päravata, lat. parra, paro, goth. sparwa. Das 
sanskritwort bedeutet columba; der zutritt des deutschen 8 
darf hier so wenig befremden wie bei stier specht u. s. w. 
Hierher gehoeren noch ahd. sparo, ags. spearva und speara, 
engl, sparrow, nord. spörr, mhd. sparwe, nhd. Sperling u. 
s. w., auch die Weiterbildung ahd. sparwari, nhd. Sperber. 
Lat. parra mufs assimilation aus parva sein. 

IV. Mangel des lateinischen worts. 

1) Skr. $aphara, paphari, gr. xs<pcdo, ahd. charpho. 
Zu ahd. charpho stimmt nord. karfi, nhd. karpfen. Ob das 
sanskritwort, welches angeblich den cyprinus chrysoparius 
bezeichnet (Bopp gloss. 344) mit kapala verwandt ist, weifs 
ich nicht; so viel aber ist gewifs, dafs bei griech. xiyakog 
an xetpalij gedacht worden ist, gerade wie die art cypri- 
nus jeses noch jetzt in Sachsen an der Elbe, der cyprinus 
dobula in Schweden dickkopf genannt wird und die gattung 
cyprinus sich unter allen fischen (mit ausnähme etwa der 
gattung lophius) am meisten zu solchen namen eignet. Die 
Eoemer scheinen, wie Gesner vermuthet, den fisch ursprüng- 
lich squalus genannt zu haben; spaeter haben sie cephalus 
aus dem griech. entlehnt, capito eben daher uebersetzt; ich 

4* 



52 

konnte deshalb das letzte wort nicht gleich oben anniehren. 
Die ?j-aeura latein. ausdrücke carabus und carpio moegen 
erst aus dem deutschen geborgt sein, wo die ermnerung an 
den begriff köpf nie vorhanden gewesen scheint. 

2) Skr. gilli. gr. /(jviJLo, nhd. grille. VgL Bopp gloss. 
145. Das gr. yovk)u>£ weifs ich zwar nicht gleich nach- 
zuweisen, doch ist es durch neugr. yovJUog, durch den altgr. 
namen rovD.og und durch das augenscheinlich entlehnte 
lat. gryllus hinlänglich gesichert. Ein echt lat. grillus ist 
durch cicada verdrängt, das gr. ygv/uog durch rim| in 
den hintergrund geschoben und im ngr. hat sich endlich 
neben yQvU.og ein wunderbares wort xowaXcufdg vorge- 
drängt. 

3) Skr. tittiri, gr. rer(w|, altn. Jriör. Ich bemerke noch 
dazu xtTQawv und xtvQai, schwed. rjaeder. Lehnworter sind 
dagegen lat. tetrao und tetrax, auch gr. raxvgog (vgl. pers. 
tedsrew). Pott etym. forsch. LXXX, Benfey El, 238. 

V. Mangel des deutschen worts. 

1) Skr. cakuni, griech. xvxwo, lat ciconia. VgL Bopp 
gloss. 342. Das sanskritwort bezeichnet eine unbestimmte 
vogelart, dann aber auch vogel im allgemeinen, so dafs 
xvxpog und ciconia nieglich auf verschiedene voegel gehn 
dürfen. Lat. eyenus ist nur entlehnt. Deutsch könnte so- 
gar huon verglichen werden, wenn es sich mit Grimm gr. 
II, 989 aus huohan deuten liefse, 

2) Skr. sarpa, gr. i(w«(ro), lat. serp(ent). Bopp gloss. 
371 ; Benfey I, 62. 

3) Skr. karkata, gr. xagxivo, lat. cancro. Bopp gloss. 
67; Benfey H, 286. Bemerkenswerth im skr. die abgelei- 
tete form karkataka. Auffallend ist die Umstellung der li- 
quid ae im lat. In germanischen sprachen, z. b. im hoUänd«, 
ist kanker als fremdwort aufgenommen; in niedd. dialecten 
begegnet es auch in der bedeutung von spinne. S. Frisch, 
Campe, Heinsius, Adelung, von denen der letzte (gegen 
den ersten) ohne genuegenden grund dieses kanker von dem 
lat. Cancer ganz trennen will. Das volk ist einmal, wie 
wir im verlauf dieser Untersuchungen vielfach sehn, in sei- 



sprachlich - naturhistorisches. 53 

ner spräche ein schlechter naturhistoriker, und wer den 
Schmetterling zu einem sommervogel macht, darf auch 
eine grofse spinne (nur von solchen wird kanker gebraucht) 
mit einem krebs zusammenhalten, zumal da manche meer- 
krebse wirklich den arachnoiden nicht ganz unaehnlich sehn. 

In den folgenden beispielen stimmen nur je zwei spra- 
chen ueberein; fuer die beiden andern mangeln die belege. 

VT. Sanskrit und griechisch. 

1) Skr. pitsat, gr. yjirraxo, gittccxo. Bopp gloss. 217. 
Nur entlehnt scheinen das lat. psittacus und das mhd. sit- 
tech, ja vielleicht selbst das griech. wort. Zu bemerken 
sind noch die griech. formen airrag papagei und ahn] eine 
art specht. Ueber diese und noch manche andere aehn- 
liche ausdrücke, ueber deren formverhältnisse die entschei- 
dung fast unmoeglich ist, vgl. Benfey I, 535 ff. 

2) Skr. gribhra, gr. ygv7i. Bopp gloss 107. Das lat 
gryphus ist nur entlehnt, eben so das deutsche greif. Ahd. 
gir, nhd. geier möchte ich nicht hierher bringen. Vergl. 
auch Benfey II, 310. 

3) Skr. käkäla, käköla, gr. xoloio. Das sanskritwort 
bedeutet den raben, das griech. die dohle, also verwandte 
voegel. Steht etwa xoloiog fuer xoxoXoiog? Doch mag im- 
merhin die Zusammenstellung noch fuer unsicher gelten, da 
die Vermittlung der formen grofse Schwierigkeiten hat. 

4) Skr. kürma, gr. xlsftpv. Bopp gloss. 79; Benfey 
II, 308. Weiter vom skr. ab liegen die gr. formen %th)g, 

5) Skr. ki-ta, gr. xi. Bopp gloss. 74. Anders Pott 
etym. forsch. I, 203, der das griech. wort zur wurzel kshi 
stellt. Benfey I, 176 entscheidet sich fuer keine von bei- 
den Zusammenstellungen mit bestimmtheit. 

6) Skr. {jankha, gr. xoyyo. Bopp gloss. 342; Pott 
etym. forsch. 1,86; Benfey II, 161. Lat. concha ist nur 
entlehnt. Dagegen scheint zu xoy%og als abgeleitete form 
xöxlog Schnecke, aus xoyylog zu gehoeren. Benfey 1. c. 
fafst xoykog fuer xolyog aus xoyyog. 

7) Skr. vartaka, gr. onrvy. Benfey I, 334. 



54 Företemann 

8) Skr. bambhara, gr. pefAßgccx. Beide thiere, die biene 
und die cicade, scheinen von ihrem herumschwirren ge- 
nannt. Benfey II, 113. Auch gr. ßo^ißvhog gehoert eben- 
dahin. 

VII. Lateinisch und deutsch. Specialberuehrung zwi- 
schen diesen beiden sprachen tritt hier noch häufiger als 
bei den säugethieren ein. 

1) Lat. inergo, ahd. merricho. Form und bedeutung 
stimmen trefflich. 

2) Lat mirlo, ahd. smirl. Dazu nhd. schmerl, Schmer- 
ling (eine art voegel). Zwar scheint das lat. mirlus bei al- 
ten Schriftstellern nicht vorzukommen, sondern sich nur als 
uebersetzung des ahd. smirl (s. Graff) zu finden ; doch läßt 
der mangel des s vermuthen, dals wir hier wirklich ein 
verwandtes, nicht entlehntes wort haben. Oder sollte mir- 
lus gleich merula sein? 

3) Lat. merula, ahd. amisala. Das lat. wort, eigent- 
lich misula (das e ist erst folge des r) müfste also einen 
anlautenden vocal verloren haben, wie auch Benfey II, 162 
annimmt. Ahd. amero, nhd. ammer ist wol stammverwandt 
mit amsel; daher spaetlat. amerellus. 

4) Lat. falcon, ahd. falchon. Sollte das deutsche wort 
nur entlehnt sein? das gr. (pd'AxoüV bei Suidas ist es gewiß. 
Vielleicht ist das eigentlich verwandte wort vielmehr das 
altn. valr falke. Skr. valükä, grus, zu vergleichen waere 
mifslich. 

5) Lat. spint( — urnic), nhd. spint. Der spint ist 
eine spechtart, die sich in Deutschland ziemlich selten, am 
mittelmeer häufiger findet; entlehnung waere daher moeg- 
lich, doch ist sie nicht zu erweisen. 

6) Nlat. tacula, nhd. dohle. Das lat. wort, welches 
ich frueher nur aus dem ital. taccola vermuthet hatte, finde 
ich jetzt wirklich in dem chron. Modoetiense aus sec. 14 
(Muratori scriptt. rer. Ital. XII, 1135). Eine dialektische 
nhd. form dahle bringt das lat. und deutsche wort einan- 
der noch naeher. Zu kuehn waere es hiermit skr. käkäla, 



sprachlich -naturhistorisches. 55 

käkola zusammenzuhalten und das lat., ital. und deutsche 
wort durch die dissimilation des k zu erklaeren. 

7) Lat. buteon, nhd. buss-hart, buss-aar. Die Zusam- 
menstellung ist unsicher. Man erwaege auch, was Oken 
VII, 127 sagt: „inan nennt allgemein diese voegel bussarde 
nach dem franz. bussard, allein das wort besteht aus buse 
(katze) und aar, weil sie wie katzen mause fangen und da- 
her auch mauser heifsen." Grimm gr. II, 340 scheint wol 
mit mehr recht buss-hart als ursprüngliche form anzusehn. 

8) Lat. turdo, ahd. dross-ela. Graff V, 265; Pott etym. 
forsch. II, 195. Eine lautlich und begrifflich sehr gut 
stimmende Verbindung. 

9) Lat. fring-illa, ahd. finco. Graff III, 527. Zu be- 
merken die lat. nebenformen frigilla und fringuilla. Steht 
ahd. finco fuer frinco? Anderer ansieht ist Benfey I, 535, 
der finco fuer sfinco nimmt und mit griech. aniyyog und 
oni£a zusammenstellt; dann mufs freilich fringilla bei seite 
gelassen werden. Nach Oken waere der name des vogels 
nur eine nachahmung seines geschreis, was nicht sehr glaub- 
lich scheint. 

10) Lat. upupa, ahd. (witu-)hof. Graff IV, 831. An 
nhd. hüpfen ist bei diesem namen nicht zu denken, viel- 
mehr heifst der vogel nach Oken VII, 203 und Benfey ü, 
88 nur von seinem geschrei so. Wir finden das wort noch 
in der form schweifhopf wieder, womit ein dem Wiedehopf 
sehnlicher vogel bezeichnet wird. Sollte etwa auch der 
griech. pty-cnfj, der naturgeschichtlich in diese klasse von 
voegeln gehoert, dasselbe wort enthalten! Bei dem ersten 
theile waere etwa an fiiQfieQog zu denken. Das homerische 
ptooneg liegt wol fern. 

11) Lat. api, ahd. bia, Graff III, 12; Grimm gr. II, 
989; Pott etym. forsch. I, 116, 188; II, 169. Die ital. nc- 
benform pecchia weist die aphaerese auf, die im deutschen 
durchgedrungen ist. Nhd. biene fliegt noch ein suffix an. 

12) Lat. erüca, ahd. rüpa. Graff II, 360. Die mund- 
artliche form ranke scheint die Verwandschaft zu bestaeti- 



58 

zu capio) und glaube, daß allerdings die Volksetymologie, 
da die geier in Aegypten und anderwärts heilig waren, das 
wort fälschlich auf ieoog bezogen hat. Grimm in der gesch. 
d. d. spr. 51 hält vielmehr das wort ursprünglich fuer 
eine ableitung von noo^. Dafs ich den griech. spir. asp. dem 
skr. h gleichstelle, lielse sich so ohne weiteres nicht recht- 
fertigen: wie aber wenn Ft0«| aus wi + hri entstanden ist 
und ihm also ein digamma zukommt, das auch durch ßei- 
p«| bei Hesychius bestaetigt wird? Das deutsche wort frei- 
lich fuegt sich besser zur einfachen wurzel. 

3) Griech. oxi^r, engl scaup-duck. Der aztitp, eine 
eulenart, kommt nicht in Engtand, der scaup-duck nicht in 
Griechenland vor; beide voegel stimmen fast nur in ihrer 
grauen färbe ueberein; es mag daher die richtigkeit der 
Zusammenstellung noch dahin gestellt bleiben. 

4) Griech. auagiSy nhd. schmerle. Den lat. fischna- 
men merula habe ich nicht hierher gesetzt, da der fisch 
wol nur vom gleichnamigen vogel benannt ist, doch ist es 
immer auffallend, dafs auch im deutschen ein vogel und 
ein fisch schmerle heilsen. Darf man den ueberlieferungen 
trauen, so ist der griechische fisch, der noch heutzutage 
neugr. ouaoida, bei Neapel maridola genannt wird, nur ein 
Seefisch, waehrend der deutsche nur im sueisen wasser lebt; 
indessen herrscht gerade in der Ichthyologie ein schwanken 
der benennungen und eine Unsicherheit der antiken bezeich- 
nungen, die den Sprachforscher zur Verzweiflung bringen 
kann; um so mehr, da wir die antiken namen der fische so 
häufig nur auf Veranlassung der roemischen feinschmecker, 
nicht der uaturhistoriker kennen. Auch entlehnung*) und 
Verwandtschaft ist bei den fischen schwerer zu scheiden als 
irgendwo, wie namentlich die litthauischen namen der tische 
beweisen. Der grund ist woK dals die fische sich durch 



i uvQcuta mnraene, umbra umber. thynnus thanä>ch r tinca tinke. raja 
röche, barbus barbe, alburnns albele, salmo salin, fario fore dürfen nicht au- 
gefuehrt werden, wo von Verwandtschaft die rtde ist. Auscnius schon mag 
manche deutsche namen latinisirt haben. 



sprachlich - naturhistorisches. 59 

ihr dement mehr als andere thiere der allgemeinen beob- 
achtung entziehn. 

5) Griech. ngox-vt], nhd. sprehe. Die form stimmt 
genuegend, die beiden voegel sind indessen nicht identisch. 

6) Griech. ipmd, ahd. impi. Benfey II, 75. Dafs eine 
Stechmücke und eine biene hier etymologisch idehtificirt 
werden, darf nicht anstofs erregen. Lat. apis und ahd. bia, 
mit diesen Wörtern der wurzel nach verwandt, wurde schon 
zusammengestellt. 

7) Griech. «jpaAi?, 'nord. hval. Pott etym. forsch. I, 112. 
Dazu gr. (fdXawa, lat. entlehnt balaena, nhd. wal; schon 
im ahd. ohne spur des anlautenden gutturals. Ueberhaupt 
verdient der anlaut dieser Wörter genauere erwaegung. 

XI. Sanskrit und lateinisch. 

Skr. cät-aka, lat. cot-urnix. Bopp gloss. 122. 

Indem hiermit die uebersicht der mir bekannten ueber- 
einstimmungen auf diesem gebiet geschlossen ist, wünsche 
ich hier gleich das gebiet der gesammten Zoologie zu ver- 
einen und liefere deshalb am Schlüsse noch einen gedräng- 
ten ueberblick ueber das bereich der säugethiere. Ich sehe 
mich hierzu um so mehr veranlafst, als sich mir, seit ich 
meinen letzten äufsatz ueber diesen gegenständ in diesen 
blättern abfafste, noch mehrfache Zusätze und berichtigun- 
gen ergeben haben. Ich hebe diese Zusätze durch kleine 
nachweisungen hervor, enthalte mich aber sonst aller erör- 
terungen. 

I. Uebereinstimmung aller vier sprachen. 1) Skr. $van, 
gr. xvv, lat. can, goth. hun(da); 2) skr. avi, gr. öfi, lat 
ovi, goth. avi; 3) skr. gö, gr. ßof, lat. bov, goth. kö; 4) 
skr. sü(kara), gr. ov, lat. su, ahd. sü; 5) skr. a$va, gr. 
Inno, lat. equo, ahd. ehu; 6) skr. rksch, gr. ccqxto, lat. urso, 
ahd. elaho; 7) skr. müsch, gr. (av(q), lat. müs, ahd. müs; 
8) skr. udra, gr. (&v)vSqi 9 lat. lutra, ahd. ottar; 9) skr. vrka, 
gr. hvxo, lat. lupo, goth. vulfa; 10) skr. sthüra, gr. tccvqo, 
goth. stiura*). • 



*) Kuhn in Webers ztschr. I, 339 und die anm. daselbst. 



60 Föfetemann 

II G riech., lat, deutsch. 1) Griech. molo, lat pullo, 
goth. fula; 2) gr. xcmqo, lat capro, altn. hafira; 3) gr. ovo, 
lat. asino, goth. asilu (altn. asni); 4) gr. Xiovx, lat. leon, 
ahd. lewon; 5) gr. pt#>lo, lat. mulo, ahd. mul*). 

III. Skr., lat., deutsch. 1) Skr. ukschan, lat vacca, 
goth. auhsa(n); 2) skr. babhru, lat. fibro, ahd. bibar**). 

IV. Skr., griech., deutsch. 1) Skr. urana, gr. äov; 
ahd. ram; 2) skr. kapi, gr. xtjtio, ahd. afl^in); 3) skr. ghr- 
shvi, gr. %oiQO, schwed. gris"*). 

V. Skr., griech., lat. 1) Skr. vrscha, gr. tXsio, lat. 
glir**"); 2) skr. vatsa, gr. ItaXo, lat. vitulo *****). 

VI. Skr. und griech. 1) Skr. aja, gr. aly\ 2) skr. 
vrschabha, gr. kgupojr); 3) skr. rschja, gr. <Moff). 

VII. Lat und deutsch. 1) Lat. apro, ahd. ebar: 2) 
lat. inarti, ahd. marder; 3) lat porco, ahd. bare (farh); 
4) lat. haedo, goth. geiti; 5) lat. cervo, ahd. hiruz. 

VIII. Griech. und latein. 1) Griech. vgax, lat soric; 
2) gr. XW* ' at * er > 3) gr. xetarop, lat castor; 4) gr. kenogt, 
lat. lepor; 5) gr. ytwo> lat hinnu-(lo)fff). 

IX. Sanskrit und deutsch. Skr. pa^a, ahd. has(in). 

X. Griech. und deutsch. 1) Griech. kvyx, ahd. luhs; 
2) gr. Und, ahd. illitiso; 3) gr. (eU(o-)/wx, goth. fauho; 
4) gr. nogn (no(>(n), ahd. far (fersa); 5) gr. &%~ivo, ahd. 
ik-il; (i) gr. ii'fy*» goth. vi|>ru (ahd. widar)ffff); 7) gr. 
£'/<«(»<>, £</<«<(>«, nord. gimbill, gimburfffff). 

XI. Skr. und lateiu. I) Skr. waräha, lat. verre; 2) 
nkr. nrvim, lat. armcu(to)*f). 

Fiihncii wir nun alle diese Zusammenstellungen in einen 

*) HontVy I» 93. 

*'l l>*iV du* »Att*krUwttrt (ur»prttngl. == braun, fahl) das ichneumon bc 
i|»>um. «vhi'lnl dto ftu**mmoniOclluit£ nicht zu hindern. 
M » \\*\\\V\ 11. 100; Orimm. gweh. d. d. spr. 37. 
♦♦<♦> IWmW I. «10. 
,,M M Kiilm' In dta*r *oil*chr. 11. 133. 

n no»ivv i» 331. 

IM \\v\\to\ 11, (\^. auch olaho). 

im n,ntv\ u, im. 

UM! 1Mtiv\ 1 % *>M»; tirtwm fliwli. d. d. .«r*r. 8i *- 
H||n HHwmi nv^'h. d d. n|vr. 402. 
'M Kuhn tu di*»«M t*M»vht. 1. *. 378. 



sprachlich -naturlristoriaches. 61 

uebcrblick zusammen, so zeigt sich die anzahl der wort- 
gruppen, in denen je zwei, drei oder alle vier Sprachstämme 
uebereinstimmen, folgendermafsen : 



I. skr. 


griech. 


lat. 


deutsch 


20 


IL 


griech. 


lat. 


deutsch 


23 


m. skr. 




lat. 


deutsch 


5 


IV. skr. 


griech. 




deutsch 


6 


V. skr. 


griech. 


lat. 




5 


VI. skr. 


griech. 






11 


VII. 




lat. 


deutsch 


17 


vni. 


griech. 


lat. 




8 


IX. skr. 






deutsch 


7 


X. 


griech. 




deutsch 


14 


XL skr. 




lat. 




3 



119 

Also 119 verschiedene wörtergruppen zeigten sich al- 
lein in dem bereiche der Zoologie, die sich durch mehr als 
einen der vier in rede stehenden sprachstamme verfolgen 
liefsen. 

Ein anderes interesse hat es, zu sehen, in wie vielen 
Wörtern je zwei der betrachteten sprachen uebereinstim- 
men. Keducire ich daher die letzte tabelle auf die sechs 
moeglichen Verbindungen von je zwei sprachen, so ergeben 
sich folgende zahlen faer die menge der ausdrücke, in 
denen ein jedes solches sprachenpaar uebereinstimmt: 

1) skr. und lat 33 

2) skr. und deutsch 38 

3) skr. und griech. 42 

4) griech. und lat. . 56 

5) griech. und deutsch 63 

6) lat. und deutsch 65« 

Diese zahlen haben nur das interesse, zu zeigen, wie 
weit gegenwärtig die erkenntnis der sprachenidentitaet 
auf diesem gebiete gediehen ist; Schlüsse weitergehender 
art dürfen darauf vorläufig in keiner weise gebaut wer- 
den. Ohne zweifei wird sich in zukunft eine oder die an- 



62 Kuhn 

dere meiner gruppen als unrichtig erweisen; die hauptver- 
änderung aber steht diesen zahlen durch die immer groe- 
fser werdende kenntnis des sanskritischen Sprachschatzes 
in weiterem umfange bevor. Dadurch mufs die zahl der 
als verwandt erkannten wortgruppen wachsen, namentlich 
derjenigen, in denen wir uebereinstimmungen des skr. mit 
einer der europaeischen sprachen finden. Gegenwärtig wer- 
den noch fast taeglich neue treffende wortvergleichungen 
aufgestellt; wenn wir aber, vielleicht in einem oder zwei 
jahrzehenden, hierin bis zu einem annaehernden abschlusse 
gediehen sein werden, so dafs die neuen vergleichungen 
zwischen skr., griech., lat. und deutsch nur noch spaerlich 
zustroemen, dann ist es zeit aus den numerischen angaben 
ueber die zahl der verwandten Wörter folgerungen ueber 
den gegenseitigen lexicalischen abstand der sprachen zu 
machen, so wie sie jetzt schon ueber ihren lautlichen 
abstand gemacht werden können. Nur darf man nie er- 
warten, dafs beide arten der sprachdistancen unter einander 
uebereinstimmen, denn der leblose laut folgt zum theil ganz 
anderen einflüssen als das beseelte wort. 

Wernigerode. E. Förstemann. 



Zusätze und bemerkungen zu vorstehendem aufsatze 
vom herausgeben 

Der unterzeichnete hatte in einer zuletzt in Weber's 
indisch. Studien I, 321 ff. mit Zusätzen wiederabgedruck- 
ten abhandlung bereits mehrere der in dem vorstehen- 
den aufsatze behandelten Wörter besprochen, für andere 
thiernamen zunächst nur das material zur vergleichung zu- 
sammengetragen, indem er sich die ausarbeitung für spätere 
zeit vorbehielt. Durch den vorstehenden aufsatz ist nun 
manches dahin gehörige erledigt, in anderem dagegen ge- 
hen unsere ansichten auseinander und ich benutze die mir 



znsätze und bemerknngen etc. 63 

von unserm verehrten herrn mitarbeiter gewährte erlaubnifs 
seiner arbeit einige bemerkungen hinzuzufügen , die theils 
den stoff vermehren, theils andere ansichten über die ver- 
glichenen namen aufstellen sollen. 

Zu I. 1. Die möglichkeit kukuk u. s. w. mit puka 
(psittacus) zusammenzustellen liegt doch wohl etwas fern; 
die daran gereihten engl, cock und nhd. küch-lein habe 
ich (bei Weber ind. stud. I, 346) mit skr. kukkuta hahn 
verglichen, doch macht die nicht eingetretene lautverschie- 
bung noch einiges bedenken, das sich jedoch mindert, wenn 
man sieht, dafs auch andere Wörter den ursprünglichen laut- 
stand bewahrt haben, wie z. b. kricke, krickente zu skr. 
krkana eine rebhuhnart, latein. querquedula gehalten. Skr. 
krka heifst die kehle und krkavaku heifst der hahn und 
der pfau, beide werden nach ihrem rauhen, aus der kehle 
dringenden geschrei (väku von w. vac) so genannt sein, so 
dafs auch kricke, querquedula und krkana nur aus dem 
naturlaut entstandene nomina zu sein scheinen (vgL oben 
I, 3), bei denen es dann nicht auffallen kann, dafs das 
deutsche den unverschobenen laut bewahrte. In derselben 
weise wird sich auch cock, ndd. küken, hd. küchlein zu 
kukkuta erklären, zumal wenn man dabei das kickerikihahn 
unserer kinder erwägt und bedenkt, dafs auch die krick- 
ente von dem laute krück, krück, den sie von sich giebt, 
benannt sein wird. 

Zu I. 4. Vergl. Weber ind. stud. I, 346 ff. Gegen 
Bopp's vergleichung, der columba als vielleicht in Verwandt- 
schaft stehend mit den ersten beiden silben von kalarava 
ansieht und diesem auch lit« karwelis verglichen hatte, so 
wie gegen meine Zusammenstellung erklärt sich Schleicher 
altslaw. formenlehre p. 106 ff und zwar gegen die meinige, 
weil nur der Übergang des gutturals in v nicht der umge- 
kehrte vorkomme. Doch sind naheliegende beispiele für 
denselben ndd. Goden, Guden, obd. Guten (Meier Schwab, 
sagen 1. xvm) für Wodan, Wuotan, franz. Guillaume aus 
ahd. Wilihelm; sehr häufig ist die entwicklung von v : g 
in den celtischen sprachen des kymrischen stamms wie z. b. 



im brRL ^nnr. wnL rw? . jL rwjT- korm. cor zu lat. vir, 
dkr. Tin x^ t. jl I>bl vnn anr pa^knn wortern scheint 
inEiE^nu mtdx ar&. cnnr£» nuscf. mn. dum *iinir p i hpn 7 
:cv:ül sbä au:i äl «m* iiKsacbesi* nm awi e i geh obenem 
«mSan: m kaucxwa äsxisL Büfe. Axtfeer dem am ange- 
fior&SL ite *«ai^bradiGsn är. oabnx xric das wort in den 
rafcwräiSE fcrmaisL m»r& auf in Irea. knam. klom, körn. 
^i.m. wfieiri ^rünrnsa. £sn*£m sear? das Int. noch dobe 
nnce. biliar *TitramV? xa>i ösa ki aa ea worte entspre- 
•emsa wsfadk rüaani krraL knaaL. viel, arch ir. caidhean a 
xarä» drv?« wdSä n:*^t ±rwaknnmr tstScml dafe der irische 
db&rk; an A «ar wert -wJbr. a dawe besitzt, was wieder an 
kauarava vi aiaviL. 

Z* L £. Der hör *sc£ kos ha. ans&is und ahd. ünc 
(atactes* basJ&son** x* «Seser xviiie sestdh. deren ersteres 
awoerfirn !?■■!■ rnifTm i'ai ■ to* lfa elafiagk n. Roth & 
aast; ab zx ahz. ^g*£ cetera? berwedfck wm dcn ist. Ans 
der bearakamasr des pans ab des sihlififiljj.il durch skr. 
aap A.V. 1*>, TT. 5 itsL anek aayaaa die hauseidechse) 
and der so aSsdaags mxamtdftarer stzauaenden wortform 
(j : 2?» wie asf : aar«) » dxt an±* da? giekhheh tod an- 
gab =att|i t »mil. anjas^ geschossen. So wahrscheinlich 
diese zusaaxmeife&efltiEtg auf <fen ersten bück seheint, so hat 
sie doch anch ihr bedenk«: dem wenn unter vollkommen 
gleichen coosonazizverhdlaiiasen das a reo anjati == ungit 
an u geworden, das von anp==anc£ins a geblieben sein 
sollte, so Üge in dem eisen oder andern faBe sicher eine 
anomafie tot, und dato dieselbe mit Wahrscheinlichkeit den 
letzteren fall trene 7 geht daraus hervor, daüs skr. a meist 
durch l u, e 7 o vertreten est. latein. a aber gewöhnlicher 
einem skr. & entspricht. Dagegen zeigt sich skr. h durch 
lat. g vertreten, ebenso in aham zu ego» skr. anh, lax. an- 
gere, skr. anhus. lat. angustus und einen eingeschobenen 
nasal zeigt das lateinische in der wurzel gegenüber dem 
sanskrit gleichfalls in einigen wortern. nämlich asi zu en- 
sis, mas zu mensis. Dafs auch das griechische denselben 
besessen habe, geht mit grofser Wahrscheinlichkeit ans £77«- 



zusätze und bemerkungen etc. 65 

Ivg hervor, welches sich doch wohl ebenso wenig von fyig 
trennen läfst wie anguilla von anguis, und damit wäre denn 
der nasal in drei sprachen gegen das sanskrit als ursprüng- 
lich nachgewiesen, wobei noch berücksichtigt werden mag, 
dafs der name des nordischen meergottes Aegir, der un- 
zweifelhaft dem indischen Ahi entspricht (man denke nur 
an den Midgardsormr), mit ae auf altes ä weist, daö nach 
ausstofsung des nasals durch Verlängerung entstanden sein 
wird. Endlich aber scheint mir, dafs dem skr. anji ein 
anderes latein. wort entspricht, nämlich inguen, dessen Suf- 
fix sich zu dem des skr. verhält wie asthan : asthi, dadhan 
: dadhi u. s. w. 

Zu I. 7. Benfey's bedenken über gr. ndiv (gr. wlex. 
I, 73), weil organisches skr. 9 im griech. nicht auszufallen 
pflege, scheint kaum von erheblichkeit; c ist ja eben kein 
ursprünglicher laut im sanskrit, sondern nachweisbar oft 
genug aus k entwickelt, organisch kann es deshalb wohl 
kaum heifsen. Natürlich steht ihm im griechischen und 
lateinischen gewöhnlich x und c, qu gegenüber, aber daraus 
folgt nicht, dafs nicht auch in einem oder mehreren fallen ein 
dem skr. c ähnlicher laut aus altem k sich unter gleichen be- 
dingungen in diesen sprachen entwickelt haben könnte. Daß 
der laut des p ein unserem ch und griech. % ähnlicher ge- 
wesen sein müsse und dies letztere zuweilen in Überein- 
stimmung mit ihm auftrete, habe ich oben (II, 271 ff) be- 
sprochen; war aber erst die spirans an die stelle des alten 
k getreten, so kann weiter ihr ausfall nicht mehr befrem- 
den und durch denselben erklärt sich denn auch das aus 
ersatz entstandene w. 

Zu II. 1. Auch in der Mark heifst ein vogel die 
blaue räke, entsprechend dem schwed. bla-kraka; es ist 
dies ein ebenfalls dem geschlechte der raben nahverwandter 
vogel, der auch mandelkrähe genannt wird. Ags. hrä- 
gra, ahd. reigir, nhd. reiher scheint mir weder lautlich noch 
begrifflich mit der vorangestellten gruppe vereinbar. 

Zu II. 3. Die hinzufügung des ahd. swal-awa zu 
gr. #6Äi<$ov und lat. hirundin mufs so lange verworfen wer- 
111. 1. 5 



66 Kuhn 

den, bis nicht sichere beispiele für skr. c = gr. % nachge- 
wiesen sind; für c = ahd. sv mangelt es dem herrn verf. 
gleichfalls an beispielen. Aber selbst wenn man eine an- 
dere wurzel als die hier vermuthete annehmen wollte, würde 
ahd. sw sich schwer mit gr. #, lat. h vereinigen lassen. 

Zu II. 4. Vgl. noch Grimm gesch. d. d. spr. 398, 
der bereits fulica und belche verglichen hatte, sowie Graff, 
der ahd. pelicha zu fulix stellt. 

Zu II. 5. Zu den letzten beiden Wörtern habe ich 
noch bei Weber ind. stud. I, 345 das skr. äti einen was- 
servogel, in den sich die Apsarasen gleich unseren Schwan- 
Jungfrauen verwandeln gestellt, doch scheinen mir jetzt bei 
der Unklarheit der bildung dieser vier worter, nur anas und 
anut auf Verwandtschaft gegründeten ansprach machen zu 
können. 

Zu IL 12. Das ahl. ocwa, böhm. wosa, lit. wapsa, 
ahd. wessa scheinen doch für die gröfsere ursprünglichkeit 
eines Stammes vasv, vasp zu sprechen, aus welchem ccpfä 
gael. speach nur durch antritt eines neuen Suffixes weiter 
gebildet scheinen ; das griech. hat nach abfall des anlauten- 
den digamma auch das dahinter stehende 6 aufgegeben; ob 
sich die gael. form ähnlich erkläre weifs ich nicht. Pott 
etym. forsch. I, 121 sagt, dafs bei ocp^ vielleicht eine ähn- 
liche ausbildung wie aus väm zu a(pw statt gefunden habe; 
doch liegt diesem wie jenem offenbar eine form mit sv zu 
gründe, in welcher das griech. digamma zu cp übertrat; sv 
wird im griech. mehrfach durch an aus acp vertreten, wo- 
rauf ich gelegentlich zurückkommen werde und daher die 
beläge einstweilen zurücklasse. 

Zu II. 14. Zu den deutschen Wörtern gehört noch 
das engl, pis-mire. Dem lateinischen wort am nächsten 
steht skr. valmika, dem ved. vamra und vamraka zur seite 
stehen. Engl, pismire und ndd. miegamke, miegämerken, 
miegämken weisen durch den ersten theil der Zusammen- 
setzung auf die gewohnheit des thieres scharfen saft aus- 
zusprützen. Darauf möchte auch wohl vamra, vamraka 
zurückfuhren (w. vam speien) ; aus diesem scheinen valmika 



zusätze und bemerkungen etc. Q7 

für vamrika, sowie formica mit Übergang von v in f und 
livQliog, fWQfU]^ mit Übergang von j: in /*, der wohl durch 
ßvqiiai, vermittelt wird, hervorgegangen. 

Zu II. 17. Der herr verf. stützt sich bei dieser Zu- 
sammenstellung, namentlich was l%&v betrifft, auf Benfey. 
Die verwandschaft des lateinischen und deutschen wortes 
kann keinem zweifei unterliegen, obwohl die themavocale 
(i im lat., a im goth.) verschieden sind; im griech. worte 
bleibt aber mit Sicherheit nichts als der wurzelvocal ver- 
gleichbar, da der themavocal v und die consonanten x& ab- 
weichen. Grimm hat deshalb auch (gesch. d. d. spr. 396) 
nur piscis, fisks und welsh pysg zusammengestellt, denen 
wohl noch ir. iasg anzureihen ist. Das griechische %& liefse 
sich nur erklären, wenn nachzuweisen wäre, dafs sk ur- 
sprünglich ein skr. x (k -4- sh) und dies selbst wieder, wie 
mehrmals, aus xt hervorgegangen gewesen wäre, da der 
Übergang von xt zu %& analogieen hätte. 

Zu III. 1. Grimms nur vermuthungsweise aufgestellte 
ansieht hatte schon in der myth. 1222 einer anderen platz 
gemacht, was der herr verf. wohl übersehen hat. 

Zu HI. 3. Um die vergleichung von pärävata mit 
den übrigen Wörtern zuzulassen, müfsten doch die vergli- 
chenen vögel mehr ähnlichkeit zeigen, als hier der fall ist 
oder die wurzel der Wörter klar sein, dafs man sähe, es 
sei etwa eine an beiden, Sperling und taube, bemerkte eigen- 
thümlichkeit veranlassung der bezeichnung geworden. Wie 
das sanskritwort jetzt vorliegt, läfst es sich seiner etymo- 
logie nach nur auf parävat fern, die ferne zurückführen, 
freilich ohne dafs man sähe, mit welchem gründe*). Wenn 
der herr verf. den vortritt eines s im deutschen annimmt, 
sich dabei auf stier und specht stützend, so wird die Sache 
wohl umgekehrt sein; das s ist in den deutschen sprachen 
bewahrt, in den übrigen meist abgefallen, in bezug auf stier 
habe ich es in den ind. stud. I. 339. besprochen, es zeigt 



*) Parävataghni heifst die Sarasvati in einem liede des Rik und in einem 
andern wird nach Langlois von Säyana ein dämon Pärävata angenommen; 
ob in beiden fällen pärävata ebenfalls taube heifse, vermag ich nicht zu sagen. 

5* 



68 Kahn 

sich aber auch noch in zahlreichen anderen fällen, die zum 
theil bereits Pott et. f. I. 140 erwogen hatte. Ein tieferes 
eingehen auf diese erscheinung würde mich hier zu weit fah- 
ren. — Der assimilation des lat. parra aus parva läfst sich 
etwa pallidus verglichen mit ahd. falo, falw- zur seite stellen. 

Zu IV. 1. Wenn ahd. charpho mit dieser gruppe 
wirklich verwandt sein sollte, so müfste entweder das r 
unorganisch, etwa aus der endung, eingedrungen sein, oder 
die vermuthung des herrn verf., dafs der fisch nach seinem 
dicken köpfe benannt sei, ist unbegründet. 

Zu VI. 1. Skr. pitsat ist particip des desiderativs 
der w. pat fliegen und bezeichnet einen vogel im allgemei- 
nen, daraus ergiebt sich aber auch, dafs es nicht etwa ein 
8 im anlaut verloren hat, wodurch die Zusammenstellung 
mit tfjirrccxog allein einigen halt gewinnen könnte. 

Zu VI. ^2. Die Zusammenstellung beruht auf einem 
irrthum; nicht grbhra sondern grdhra heifst der geier; mit 
letzterem worte hatte daher Bopp vielleicht mit recht ahd. 
gfr, nhd. geier verglichen, die, wenn nicht identisch, jeden- 
falls wurzelverwandt zu sein scheinen. 

Zu VI. 4. Die vergleichung von kürma mit xUfipvg, 
das sich bei Hesychius findet, hat nicht allein wegen des 
durch « vertretenen langen ü (was sich allenfalls rechtfertigen 
liefse), sondern besonders wegen des doppelten u sowie des 
abweichenden themavocäles ihr bedetiken. Bopp hatte übri- 
gens a. a. o. vorsichtig nur gesagt : „Fortasse xkifif.ivg, #«- 
Xvg, quodammodo cum ktlrma cohaerent, mutato r in 1." 

Zu VI. 7. Nachweisbar sind bis jetzt nur die formen 
vartikä und ürtikä, die sich mehrmals im Kigveda finden. 
Die wurzel des griechischen und indischen wortes ist je- 
denfalls dieselbe, dagegen stimmt das suffix der gewöhnli- 
chen griechischen form -vy nicht zum indischen -aka, -ika; 
doch scheint das y späteren Ursprungs, da nach Choroe- 
boskus 1. p. 82. 25 Philemon dem stamme k zuertheilte 
(To 6qtv§ rivkg fAtv OQivyog cpaoc Sia rovy, <lHh]uwv Sä 
öid tov x cpr)6iv ogivxog) vgl. Dindorf zu Steph. Thes. s. 
v. oqtvI und Lobeck Parall. p. 124. n. 4. Sonach liegt dem 



zusätze und bemerkungen etc. 69 

griech. oqtvx, oQrvy wahrscheinlich ein ursprüngliches var- 
tuka zu gründe, das, wie man sieht, den obigen sanskrit- 
fonnen sehr nahe steht. 

Zu VII. 1. Zu mergus, ahd. merrich stimmt auch 
wohl skr. madgu, das sich Vaj.. S. 24. 34 findet und durch 
kärandava (a sort of duck Wils.) aber Vaj. S. 24. 22. durch 
jalakäka d. i. taucher (wörtlich: wasserkrähe) erklärt wird. 
Freilich läfst sich mergus nicht von mergo trennen und 
dies hat man bisher zu skr. majj gestellt, was um so we- 
nigerem bedenken unterliegt als auch in majjan, das mark, 
jj einem ursprünglichen rg entspricht, wie das deutsche wort 
zeigt ; madgu müfste deshalb mit mergo ebenfalls zu vereinen 
sein. Dies scheint lautlich auf zweierlei weise möglich, ent- 
weder nämlich ist d aus r auf umgekehrtem wege wie sonst 
häufig r aus d (vgl. z.b. umbr. j>erum= nidov, skr.padam, und 
dazu poln. pole, d. fel-d mit 1, ndd. werrer, harre u. s. w. 
= wieder, hatte) entstanden, wofür ich doch keine beläge 
wüfste, oder lat. rg, skr. jj stehen an der stelle von älte- 
rem dg, was mir das wahrscheinlichste scheint, zumal das 
lat. auch neben skr. majjan, d. mark, das vielleicht stamm- 
verwandte medulla mit d aufweist. 

Zu VII. 9. Wenn fringilla und finco stimmen soll- 
ten, so müfste das lat. f aus p hervorgegangen sein, was 
wegen des folgenden r nicht unmöglich wäre. Dem ags. 
finc, engl, finch stellen englische und schottische dialecte 
spink, gpuldspink, gowdspink zur seite, was bedeutend für 
Benfey's Zusammenstellung mit amyyog und Gm£a spricht. 
Zu fringuilla, fringutio ist noch Varro 1. 1. VII. 104 zu 
vergleichen. 

Zu VII. 10. Zu upupa ist doch wohl ohne bedenken 
moxp zu stellen, während wituhopfe namentlich wegen des 
altndd. widehoppa (bei Graff IV, 831) sein bedenken hat, # 
denn diesen stehen noch holl. hoppe (daneben auch weede), 
engl, hoopoo und hoopoe, frz. huppe zur seite. 

Zu VIII. 2. Benfey stellt gr. wll. II, 111. agd X Vfj 
und aranea zu Xa%vi] und lana, und wenn man von seiner 
wurzelableitung absieht, scheint sich diese ableitung zu 



70 Kuhn 

empfehlen, denn auch skr. ürnanäbha, ürnanäbhi die spinne 
(eigentlich: wollennabe) zeigt denselben begriff; neben tir- 
nanäbha stand vielleicht eine andere form ürnäväbha, da in 
den Veden ein spinnenartiger dämon Aurnaväbha erscheint; 
ürnäväbha müfste aber „wollengewebe habend" oder dem 
ähnliches heifsen, da väbha auf w. vap weben, mit Wech- 
sel von p und bh (vgl. I, 138 ff.) zurückzuführen sein wird. 
Die begriffe wolle sowie spinnen und weben scheinen dem- 
nach diejenigen, auf wdohe auch bei enträthselung der ety- 
mologie des lat. und griech. wortes zurückzugehn sein wird. 

Zu IX. 1. Abgesehen von der bedeutung stimmen 
die vocale zu wenig, als dafs die Verwandtschaft beider 
Wörter ^al8 wahrscheinlich angenommen werden könnte; dazu 
kommt, dafs skr. cakora wahrscheinlich eine reduplicirte 
form wäre, deren reduplicationssilbe demnach in der deut- 
schen form sich erhalten hätte, während sie doch die sprä- 
che überall sonst aufgegeben hat. 

Zu IX. 2. Skr. veka existirt nicht; es soll wohl vaka 
(a crane, ardea nivea) sein; danach würde der vocal des 
deutschen nicht zu dem des indischen wortes stimmen und 
auch was in bezug auf Grimm's vermuthung über weihe 
gesagt ist, fallen. 

Zu IX. 3. Die laute stimmen nicht; es wäre ndd. 
behe oder baihe (vgl. veda mit ndd. wet, wait), allenfalls 
bSge zu erwarten; dazu kommt engl, frog neben dem ndd. 
pogg, pogge und nhd. frosch, in deren ersterem das altn. 
sk neben g wie in fragen und forscon, rogo und posco = 
skr. prc (statt eines ursprünglichen prsk) zu stehen scheint. 
Ist aber pogge mit frosch unverwandt, so ergiebt sich viel- 
leicht eine andere Verwandtschaft mit dem sanskrit, wenn 
man nicht allzugrofses gewicht auf das o legt. Neben pogge 
steht nämlich eine andere ndd. form padde, die mit jener 
durch Wechsel von gg = dd zusammenzuhängen scheint; 
vollere formen für padde sind aber engl, paddock, ndd. 
paddex, paddexe, deren letztere das s des Suffixes nur durch 
anlehnung an eidechse bekommen haben; paddock aber er- 
scheint mir als identisch mit skr. mandüka frosch, indem 



zusätze und bemerkungen etc. 71 

deutsches dd mehrmals indischem nd entspricht, wie z. b. 
das von Grimm so schön als identisch mit skr. anda nach- 
gewiesene [addi] , egg, ei zeigt, dem sich andere wie goth. 
vaddjus, veggr, wand, skr. mandala, altn. möndul, ndd. man- 
geln, mangel-holz u. a. anreihen, vgl. Grimm über diph- 
thongen s. 39 ff. Daran schliefst sich nun ganz in dersel- 
ben weise mandüka, präkr. mandukka, e. paddock, ndd. 
paddex, padde, pogge, wobei im sanskrit das m aus einem 
labial hervorgegangen ist wie in mushti, verglichen mit 
ahd. fust. 

Zu IX. 4. Gegen die Verwandtschaft von vyäla und 
äl spricht weniger die bedeutung des ersteren = schlänge 
(denn auch anguilla und anguis stehen ja in unbestrittener 
Verwandtschaft) als die annähme einer so starken Verstüm- 
melung, wie sie für äl im anlaut angenommen wird. 

Zu X. 4. Lat. merula wird doch wohl hierher zu 
ziehen sein, zumal wenn man erwägt, dafs sm eine nur im 
ältesten lateinischen geduldete consonantenverbindung ist 
und auch a^dgig die nebenform jAaQig hat; übrigens scheint 
mir bei der Verschiedenheit der fische kaum etwas mehr 
als die wurzel gemeingut. 

A. Kuhn. 



II. Anzeigen. 

Neueste Sprachforschung. 

Wenden wir von zeit zu zeit unseren blick aus un- 
serm gebiete der Sprachforschung hinaus auf das, was außer- 
halb desselben und von anderen Standpunkten aus zu dem- 
selben zwecke geschieht, so kann das im allgemeinen nur 
einen wohlthätigen einflufs haben, indem es uns neue ge- 
sichtspunkte zeigt und uns vor einseitigkeit bewahrt. Nur 
muls freilich der ertrag lohnender sein, als er uns diesma 
zu theil wird. Da liegt zunächst vor uns: 



72 Kbel 

1) Das geheimnifs des wortes. Ein beitrag 
von Dr. Rudolf Wienbarg. Hamburg 1852. My- 
stisch ist der titel des werkes, mystisch die der abteilun- 
gen: „dem lehrling (elementarer und mythologischer teil), 
dem wanderer und künftigen (sie!) meister", mystisch die 
spräche und die ganze behandlung. Man wird uns wohl 
gern alles weitere eingehn in. diesen wüst bombastischer 

* »redensarten ohne erkennbares ziel erlassen, wenn wir ein 
paar pröbehen der etymologischen Weisheit des verf. ge- 
ben-, die wir aufs gerathewohl herausgreifen. Kehllaute 
bedeuten s. 7. „k voraus nichts anders als die höhlung, zu- 
nächst die eigenen hohlorgane: kehle, gaumen, gurgel, 
hals. Dann sonstig hohles : kelle, kessel, kahn u. s. w. Aus 
dieser grundbedeutung sind die übrigen bedeutungen, die 
fullung, Wölbung (kugel), deckung und einhegung (kapsei, 
himmel), gipfelung (kämm, köpf), des natürlichen und sitt- 
lichen Schutzes — der häufung, des Zusammenziehens (kälte), 
des Zusammenseins mit etwas (lat. cum, deutsch ge-), des 
ein- und abschnittes (kerbe, körn), der schaam und des 
geschlechts (altd. kun, lat. genus, gr. xvcd erzeugen)." S. 
121. „das licht, goth. liuhath, drückt in seiner hauptwur- 
zel lieh oder luch, ind. loch, lat. lux, etwas aus was man 
bildlich als eine aus einer dunkeln öflhung (loch) hervor- 
züngelnde weifse flammenspitze darstellen könnte." S. 192. 
ist Adam der „eidam oder eierdamm des herrn." Und so 
geht es 229 Seiten lang fort. Wen hiernach noch gelüstet 
diesen heros des „genialen geschlechts" auf seinen irrfahr- 
ten zu begleiten, der mag es auf seine eigne gefahr hin 
thun; uns schaudert und grauset. Wer dagegen zur erho- 
lung von ernsterer beschäftigung einmal eine erheiternde 
leetüre haben will, dem können wir empfehlen: 

2) Bock, erklärung der berühmtesten und 
merkwürdigsten älteren und neueren sprachen 
Europa's, Asien's, Afrika's, Amerika's und der 
Südsee-Inseln. Berlin 1853. Die „drei werke, fruchte 
fünfundzwanzigjähriger Studien", die hier nach des verf. eige- 
ner angäbe in einem bände vereinigt erscheinen, sind: „nach- 



anzeigen. 73 

Weisung des Ursprunges der formen der deutsehen verba 
oder verstehen und sprechen die neueren Völker ihre spra- 
chen noch richtig?" (neu abgedruckt) worin fast alle spra- 
chen der erde entboten werden, um den nachweis zu fah- 
ren, dafs „die neueren sprachen mit lästigen tautologieen 
überfüllt sind", und dafs die dänen ganz recht haben, „wenn 
sie dieses kauderwälsch verabscheuen" und conjugiren: jeg 
vil, du vil, han vil, vi vil, i vil, de vil, (gelegentlich auch um 
zu zeigen, dafs das schwache deutsche impf, dem türk. di 
seinen Ursprung verdanke, die pers. fürwörter aus den tatar. 
sprachen stammen u. s. w.); „analysis verbi oder erklärung 
des baues älterer und neuerer sprachen aller erdtheile," 
als deren kern wir für die indogerm. sprachen den angeb- 
lichen nachweis der entstehung sämmtlicher flexionsformen 
aus dem verbum subst. ansehn können, dessen wurzel nach 
jedesmaligem bedürfnifs als a, e, i, ar, er erscheint; endlich 
„die ältesten bewohner Aegyptens." Es ist oft ergötzlich 
zu sehn, welcher aufwand von gelehrsamkeit aufgeboten 
wird, um die einfachsten dinge z. b. die allbekannte tauto- 
logie in nous sommes nachzuweisen; wie es dabei zugeht, 
mag die erklärung des amamini aus ama- Hpevai zeigen. 
Sapienti sat! 

3) Sternberg,neue forschungen über die hoch- 
deutsche lautlehre. Erstes heft. Die stimmlaute 
und schmelzlaute. Trier 1853. ist fleifsig gearbeitet 
und hat insofern ein gewisses verdienst, als phonetische Un- 
tersuchungen in neuester zeit vielleicht über gebühr ver- 
nachlässigt sind; nur bedauern, wir, dem verf. in den mei- 
sten punkten und zwar gerade in den hauptpunkten nicht 
beistimmen zu können. Diese schrift liefert vielmehr aufs 
neue einen schlagenden beweis, wie wenig die Sprachwis- 
senschaft durch rein phonetische betrachtungen gefördert 
wird. Gegen die anordnung der voc. nach dem klänge 
in abschnitt 1, wonach die laute sich in den reihen u ü i % 
o ö e i, a ä e i, ai äi e i, au äü äi e i verdünnen, in der 
schrift das äi durch ei, das äü durch äu oder eu, das ä 
durch ä und e bezeichnet ist, wüfsten wir in der hauptsache 



74 Ebel 

nichts einzuwenden; nur können wir die tonleiter u o a ä 
ö e ü i nicht anerkennen, indem ö weder zwischen ä und 
e, noch ü zwischen e und i liegt. Wenn aber in abschnitt 
2, nachdem betonte und tonlose vocale geschieden sind, 
erstere in kurze, gehobene und gedehnte getheilt wer- 
den, denen bezüglich ein-, zwei- und dreizeitigkeit beige- 
legt wird, so können wir diesen unterschied weder hören, 
noch aus den angeführten beispielen ersehen, in welchen 
fallen der gehobene vocal eintritt; ja wir müssen sogar 
bekennen, dafs uns der „gehobene" vocal in seide, häu- 
fen eher länger erscheinen könnte, als der „gedehnte" in 
Seite, aufsen. Völlig unklar ist uns der grund der Vor- 
liebe des verf. für eine Orthographie, die z. b. währen (ve- 
ris) und währen (servare), nähmen und nämen, kam und 
lähm schreibt. 

Auch in abschn. 3. geht uns herr St. zu weit, wenn 
er als völlig tonlos nicht nur die endungen e, er u. s. w., 
sondern auch bar, haft, sam u. s. w. aufstellt; unseres erach- 
tens wird z. b. königinnen deshalb geschrieben, weil das 
in hier nicht so tonlos ist wie in königin, und selbst in 
diesem worte ist in weniger tonlos als ig. Abschnitt 4. 
enthält eine fleifsige beispielsainmlung tonloser, kurzer, geho- 
bener und gedehnter vocale. Abschn. 5. von den schmelz- 
lauten ist uns wieder meist völlig unklar; denn wenn 
wir auch einen unterschied in der ausspräche des n zwi- 
schen k in der und winter zugestehen wollten, so könnten 
wir doch nur den schmelzlaut vor weichen cons. als ge- 
dehnt, den vor harten als geschärft bezeichnen, im geraden 
gegensatze mit dem verf. Das eigentliche ziel dieser Un- 
tersuchungen erreicht abschn. 6., nämlich die behauptung, 
dafs die wurzel nicht von kurzem vocale ausgehe, sondern 
dafs der höhere, dünnere ton vom tieferen aus sich ent- 
wickele, z. b. „laufen, lofen, löf, loef, lef, lif." Das ist 
denn freilich etwas so völlig verfehltes und aller Sprachge- 
schichte widersprechendes, (danach müfste z, b. ahd. hüs 
aus nhd. haus entstanden sein), dafs wir nicht begreifen 



Curtius, miscellen. 75 

können, wie jemand, der nur einen flüchtigen blick in 

Grimm's gramm. *gethan hat, sich so weit verirren konnte. 

Filehne, im juni 1853. H. Ebel. 



III. OTJscellen. 



1. <pri. 

Die partikel cfi], wie, die zenodoteische lesart in D. B 
144 und £499 ist durch Buttmann (Lexil. I, 236 ff.) als 
eine alterthümliche conjunetion hinlänglich gerechtfertigt, 
ohne dafs eine deutung derselben bisher gelungen wäre. 
Buttmanns eigene vermuthung, dafs cfi] eine nebenform von 
ni\ sei, leidet an der allergröfsten unwahrscheinlichkeit. 
Denn wie sollte wohl das interrogative n, selbst erst aus 
x hervorgegangen, in dieser vereinzelten form zu (p wer- 
den? und wie wäre es denkbar, dafs das griechische inter- 
rogativum, sonst aufser aller berührung mit dem relativum 
in dieser vereinzelten form relative bedeutung hätte: 
xivrj&i? ä' ccyogi) cfj) xvfiara /uaxoec &akd6aijQ. 

Es ist unbegreiflich, dafs nicht wenigstens der zweite 
punkt dem scharfsinnigen Buttmann bedenken erregte; er 
hat sich offenbar durch das lateinische irre führen lassen, 
sofort anzunehmen „dafs in allen (??) sprachen die fra- 
geformen zunächst an die relativformen grenzen" (s. 
24 1 ). Ueber den laut Wechsel freilich kam man zu sei- 
ner zeit leicht hinweg. Die anmerkung 2 zu s. 241 be- 
zeichnet recht deutlich den gegensatz unserer Sprachfor- 
schung zu der damaligen. Es heifst dort „die frage, wel- 
cher von zwei so wechselnden lauten der ältere sei, ist im 
ganzen eine leere. Meist schwankt der laut in der alten 
zeit völlig und befestigt sich erst in der allmählig sich bil- 
denden (?) spräche. u Für uns ist gerade jene frage immer 
und überall die hauptfrage, und wir wissen, dafs wir, wo 
es sich um die entstehung griechischer formen handelt, kei- 



TS Cnniw 

neswegs an der wiege der menschheit stehen. — Noch we- 
niger brauchen wir bei der meinung zu verweilen, <pq sei 
mit r gleich and y entspreche dem digamma, das ja, wie 
bekannt, im relativum nichts zu thun hat. — Auch die 
vou Bothe ausgesprochene, von Benfey (wnrzell. II, 101) 
coniparatxv ansgetuhrte behauptung. qr t sei die nackte Wur- 
zel von qatro = $kr. bha kann uns nicht befriedigen, da 
nackte wurzeln wohl nur sehr selten zu partikeln gewor- 
den sind. 

Annehmbarer scheint schon Pott 's ansieht (etym. forsch. 
IL 3 IN. 9*1; entspreche dem skr. va in der bedeutung sicut. 
Aber es fehlt uns ein sicheres beispiel vom uebergang eines 
anlautenden m r in <f y und jenes va dürfen wir ja auch wohl 
in seiner gangbarsten bedeutung .oder* in ij wiederfinden. 
Dagegen ist der uebergang von sv in 6 ff durch sva = aeps 
völlig sicher gestellt, ebenso, dals c vor q bisweilen ab- 
fiült durch lakon. o-«r = e<f*w (Ahrens d. dor. p. 1 1 1), <&<£ 
= -2«rj;is <f9;r = a<ff;r (Lobeck pathol. elem. 123). So 
kommen wir auf die urform sva und dürfen qtj mit dem 
gothischen sva otTe.\. sie und sve <*.:. ut vergleichen (Grimm 
gramm. 111* s. 43 \ woraus im laufe der zeit unser so ward. 
Grimm hält es tur möglich, dais sva durch einschiebung 
eines v aus dem pronominalstamme sa entstanden sei; das 
hat aber keine Wahrscheinlichkeit. Vielmehr wird sva ein 
selbständiger pronominalstamm sein, der von seiner grund- 
bodeutung ^selbst- aus leicht zur bildung eines adverbs 
,*AYic~ verwandelt werden konnte, saut man doch von einem 
kindc. das seiner mutter sehr ähnlich sieht, es sei die 
mutter selbst. Der Übergang von «selbst- in „wie" ist 
gleichsam das gegenstück zu dem des negativen na im 
vedischen gehrauche in den von «wie*: in dem einen tritt 
die positive« in dem andern die negative seite der verglei- 
chung hervor. 

2} er und ov als ableitungssilben. 
Die Sprachvergleichung ist der zeit entwachsen, in 
welcher man einzig und allein aus dem sanskrit belehrung 



miscellen. 77 

hoffite. Räthsel, deren lösung man von Indien aus vergeb- 
lich erwartete, werden oft durch eine andre der verwandten 
sprachen gelöst*). Dahin zähle ich den glücklichen ge- 
danken Schleichers das bisher unerklärte ev der griechi- 
schen nominal- und verbalbildung mit dem slawischen ov 
zu vergleichen (formenlehre der kirchenslaw' spräche s. 
197 und 253). Ueber den pronominalen Ursprung und die 
verschiedenartige anwendung jenes ov, das unter gewis- 
sen dem slawischen eigenthümlichen lautverhältnissen zu 
ev wird, verbreitet sich Schleicher noch ausführlicher in 
der abharrdlung „über v (-ov, -ev) vor den casusendungen 
im slawischen" (februarheft der Sitzungsberichte der histor. 
philos. cl. der kaiserl. akad. d. w. in Wien 1852). Hier 
mögen nur einige daran sich anschliefsende bemerkungen 
ihren platz finden. 

Zunächst werden wir den verben auf evio noch die auf 
ovo) zur seite stellen dürfen, deren es wohl nur vier gibt: 
xoXovio vom nominalstamme xoho (xolo-g), (.loXovto bei Hes., 
nebenform von ftoksvw vom nominalstamm aoAo, die aus- 
läufer (avTOftoXoi) stolones) abschneiden, ögovco eine Weiter- 
bildung der weit verzweigten wurzel ög (og-vv-(ju, ögivw, 
or-i-or**)), endlich ccxovco, das noch räthselhaft ist. Viel- 
leicht darf man auch aus cigovga auf ein altes agovto = 
agoco schliefsen; auf dies ov könnte auch der infinit, äoö- 
fuevcu mit langer zweiter silbe führen; diese form dürfte 
aQovfiBvai zu lesen und dies ov als contraction von ovs 
(ccoovepsvcci) aufzufassen sein. In ähnlicher weise kann man 
auch die zahl der verba auf evco aus der nominalbildung 
vermehren; so führt die form äkev-gov auf akevo) als ne- 
benform von äliw, mahlen, das homerische agvevvijg = xv- 
ßictriTYiQ auf die frühere existenz des erst aus Lycophron 
nachweisbaren agvevco vom stamme agv bock (vgl. vitulor), 
die form Tekevtt] auf tsXzvu) = reUco. 

*) Um so wunderlicher ist deshalb der narae »indianisten" für compa- 
rative Sprachforscher, womit wir in dem unlängst erschienenen zweiten bände 
eines lexicalischen werkes beehrt werden. 

••) Vgl. zeitschr. II, 460. Die ebend. s. 396 von Kuhn aufgestellte an- 
sieht über das ov wäre danach zu modificiren. 



78 Curtius 

Die nomina auf ev-g betrachten die alten grammatiker 
als blofse paraschematismen derer auf o-g. Aristarch hielt 
II. üf, 84 für unecht weil ovQiqwv nicht in der bedeutung 
von ovQtov = q>vldxa)v vorkomme; dagegen heifst es im 
schol. V. ägnsQ rov avSQO(fovi]a nofinrja i)viox*jcc, ovtwq 
ovgijct. ovgog ovgsvg (bg no^nog nofinevg. Lobeck tritt die- 
ser ansieht bei (Paralipomena p. 234): Eustathius recte pa- 
raschematista dicit ut schol. IL K 84 nominibus in ög affieta, 
quorum locum obtinent ubi metro convenientiora sunt ne- 
que temere in primo ponuntur casu, nisi ad gravan- 
dum ictum i%&vßoXevg 6 negiaaog Anth. Pal. VII. n. 494 
et in fine pentametri n. 504. eadem ratione qua actBQonri- 
rtjg, rjvioxfjog, dqQiccdfjog in clausula praeferuntur. Wenn 
wir also im griechischen, worauf Schleicher ebenfalls schon 
hinwies, jenes ev (ef, e) zum theil nur in den casibus obli- 
quis und im nom. plur. finden, so ist das eine sehr merk- 
würdige Übereinstimmung mit dem slawischen gebrauche, 
zumal mit dem kirchenslawischen, wo, wie Schleicher in 
der oben bezeichneten abhandlung s. 16 mittheilt, durch 
diese endung einsilbigen Wörtern im plural mehr nachdruck 
verliehen wird. Wie Schi, dem gr. vio-g das der bedeutung 
nach entsprechende syn', dem dativ vttC^y synov-i ver- 
gleicht, so haben wir neben i)vio%og die formen rjvio%rja, i)vio- 
%rjeg neben nofino-g, nopTirjeg, nopTirjag, neben Al&ionzg 
Al&i>07iiiag, neben tjyeftoveg das spätere iiysfjLOvrjss. Andre 
homerische Wörter, welche zwar nicht kürzere bildungen un- 
mittelbar zur seite haben, aber doch auch nur in andern 
casibus als im nom. sg. vorkommen, sind: rjneQOTTrja , aa- 
TQOcfovrja^ cpovijog, cpogrjlg. In den meisten slawischen spra- 
chen hat sich aber auch eine besondere bedeutung für die 
hinzutretende silbe entwickelt, die Schi, im allgemeinen als 
eine individualisirende bezeichnet. Als solche hat diese en- 
dung besonders im neuböhmischen ihren sitz in persönlichen 
Wörtern und eigennamen; und etwas ganz ähnliches finden 
wir im griechischen, am deutlichsten in äpiarrjeg verglichen 
mit ccqigtoi, wo die endung einen ähnlichen dienst leistet 
wie in optimates verglichen mit optimi. Diese gattung wird 



miscellen. 79 

zahlreicher, wenn wir, wie uns zusteht, die eigennamen 
hinzunehmen z. b. ÜQiüTevg, MeyiGrsvg, MqxiGTevg vergli- 
chen mit TTQWTog, phyiGTog, fii'ixiorog, Kelaivevg, Mekavevg 
mit xekaivog, [i&ag, ÜQOuevg mit ngouog, JVctvrevg mit vctv- 
Tijg. Was hier durch das suffix ev wird anderswo durch 
die betonung der endsilbe hervorgebracht: 'AX^etfABvog, Ti- 
oapevog. Zur individualisirenden bedeutung können wir 
auch die anwendung des Suffixes in technischen und in Wör- 
ter des alltagslebens rechnen: ßoevg rindslederriemen , äp- 
(pufOQEvg, %ozvg als maafs neben %ovg, ropevg in verschie- 
denen bedeutungen neben rofiog. 

Endlich mag hier noch die vermuthung ausgesprochen 
werden, dafs wenigstens die verbalbildung mit sv auch in 
den italischen sprachen einen Vertreter haben dürfte. Das 
v des oskischen infinitivs tribarakavum (Cipp. Abellan. 1. 36) 
würde sich sehr einfach erklären, wenn wir es gleichsam 
als TQißaQccABVuv auffafsten, denn meine frühere erklärung 
der form als inf. perf. act. hat manches gegen sich. 

G. Curtius. 



Wandel des anlautenden alten h(w) in p; nachdrückli- 
ches und emphatisches p, besonders im niederdeutschen. 

Das anlautende h (w) wandelt sich zuweilen 
in p (hochd. pf) und diese verdickung des lauts 
dient manchmal dem nachdrucke, andere male 
der emphase im strengeren sinne des wortes. 

Für die Wandlung h(w) in p (pf) vergleiche man 
die Wörter: runge Stange; rangeln prügeln; sik wrangein 
(sik frangeln) sich schlagen mit prange stange, knüttel, 
prängel prügel, welche offenbar gleichen Stammes sind. Das 
p hier etwa aus be- erklären zu wollen, müssen wir ab- 
weisen. Unsere mundart gewährt auch: handeln un pan- 
dela (hausieren) ; pliren neben fliren (d. i. wliren augenlider) ; 
plok neben lok (ausgepflückter büschel, vgl. ags. (h)locjan. 

Schon in dem angeführten handeln und pandeln be- 



80 Woeste 

zweckt das p (woftir auch b auftritt) einen nachdruck. 
Dasselbe ist der fall in folgenden bildungen: äppel päppel, 
hamplepamp, heiapopeia, hipken pipken, holter ti polter, 
hoppel poppe], hucke puckc, hüplepüp, hüppelken püppel- 
ken, huffen un puffen, hocus pocus, engl, hodge podge, him- 
mel bimmel, holle bolle, hozel bozel, engl, hurliburli, hubble- 
bubble imd wol noch in andern mehr. 

Die eigentliche emphase ist unverkennbar, wenn, 
wie man alle tage zu hören gelegenheit hat, unsere kinder 
das p zum ausschimpfen gebrauchen, so dafs z. b. der Minna 
ein myne pyne, dem Fritz ein frits pits, der Henriette ein 
jetken petken nachgerufen wird. Ein jettken pettken bietet 
auch Firmen, v. st. I. s. 265. — Wir haben hier eine phy- 
siologische erscheinung, welche an das erinnert, was J. 
Grimm über die Ursache der lautverschiebung sagt, und 
die richtigkeit seiner ansieht bestätigt. 

Schliefslich geben wir ein paar Wörter, die nach unse- 
rer aufstelluug ihre erklärung finden. Vielleicht lassen sich 
zu den zahlreichen mit p anlautenden Wörtern in nieder- 
deutschen mundarten hie und da noch griech. verwandte 
mit spir. asp. und k, lateinische mit s und c ausmitteln. 

Unser wort plauch pflüg, ahd. phluoch enthält das 
aus Wandlung des alten h entstandene p. Offenbar fehlt 
dem goth. hoha ein 1 hinter dem ersten h, welche liquida 
sich im ags. sulh, lat. sulcus an anderer und wir glauben 
an der ursprünglichen stelle erhalten hat. Sollte nicht die 
wahre wurzel sul oder hui*) sein, und colere sammt pfle- 
gen dazu gehören? Für den so häufigen ausfall des 1 mö- 
gen hier ein paar beispiele aus unserer mundart stehn : käf- 
fen kläffen; gau schlau neben glau, scharfen auges und 
obres: kap un kloar abgemacht, für klap und kloar, vergl. 
das dän. : te passe kuemen schlimm anlaufen, für te plasse 
kuemen. 

Wie in sulh, so steht das 1 im engl, to pilfer steh- 
len, welches xk£xren\ goth. hlifan zu sein scheint. 

Auch unser prai, n. aas, neben welchem räiwesträu 
(leiehenstroh), üträiwen (leichen auskleiden) vorkommen, 
wiiil goth. liraiv sein. 

*) Vgl. hüelen. stielen und wühlen gleichbed. von der sau. die gelehrt 
hat (mit dorn priuge) brot aus der erde zu schaffen. 

Iserlohn. F. Woeste. 

Gedruckt bei A. W Sek* de in Bertis. Grins tr. lh. 



I. Abhandlungen. 



Beiträge zur grieeh. formenlehre und etymologie. 

I. Feminina auf « und cog nebst yvvr\. 

1) In meiner griech. formenlehre habe ich für die fe- 
minina auf w stamme auf Ol angenommen, z. b. AHTOI 
flir Ai]tw. Die beiden recensenten, welche das buch aus 
dem Standpunkte der sprachvergleichenden Wissenschaft be- 
urtheilt haben, herr Lange in den Gott. gel. anz. 1852 no. 
80 — 86, herr G. Curtius in den jahrb. f. phil. und pädag. 
1853 p. lff., sind beide damit nicht einverstanden. Herr 
Lange hält die annähme für sehr unwahrscheinlich, weil 
der vocativ auf oi allein, mich dazu nicht habe bestimmen 
dürfen, und auch die vergleichung der andern sprachen die 
existenz von stammen auf Ol nicht vermuthen lasse; herr 
Curtius meint kurzweg, es sei nicht abzusehen, was mich 
bewogen. Beide erklären sich für die gewöhnliche zuerst 
von Buttmann vorgebrachte ansieht, dafs jene Wörter durch 
abstumpfung von N- stammen entstanden seien. 

Wie wenig diese an sich anspräche auf beifall habe, 
werde ich später nachweisen. Was aber meine annähme 
betrifft, so hat auch herr Lange die motive derselben nur 
zum theile errathen, obgleich die form des vocativs mir al- 
lerdings einen sehr gewichtigen beweis für meine ansieht 
zu liefern scheint, da dieselbe irgend eine andere nicht ganz 
unerträgliche erklärung bis jetzt nicht gefunden hat. Aber 
gleich die griech. spräche selbst liefert ein anderes sehr 

m. 2. 6 



82 Ahrens 

merkwürdiges argument, wenn ich auch auf die zweifelhaf- 
ten genitive in -o/$ und accusative in -o7i/, wovon später, 
gar kein gewicht lege. 

Durch einen höchst zuverlässigen gewährsmann, den 
Herodian bei Choeroboscus anecdd. Bekk. p. 1209 wird näm- 
lich bezeugt „on rä ctQycuct twp ävTiyQcccpcüv hv rctlg sig 
w hiyovoaig evdeiaig ü%ov to l nQoayeygau^iivov , olov i) 
ArjTtp, i) ^Sa7i(p(p. u Diese angäbe findet ihre bestätigung 
durch eine anzahl von beispielen in inschriften, welche von 
K. Keil in dem leipz. repert. 1851. HI. p. 125 zusammen- 
gestellt sind, nämlich: C. I. no. 696 Agrefico in der grab- 

schrift einer Milesierin zu Athen, no. 2151 Jiovvaqi , 

no. 2310 <I>dvT(p, no. 3714 A&i]vcp ; ferner in cyrenäi- 

schen inschriften no. 5163 Acpzvcp zweimal und </>£/<», no. 
5164c Mvac<p, no. 5171 'Axecqi (der stein 'Axeqi); endlich 
in einer alten milesischen inschrift bei Rofs inscriptt. IQ. 
no. 228 APXIOI, welches ich zuerst als den nom. 'Ao%up 
erkannt habe, Philol. I, p. 183*). Ich fuge noch ein an- 
deres sehr altes beispiel hinzu. Auf einer alten vase, s. 
Keil annal. p. 172, ist in schrift von der rechten zur lin- 
ken der name einer nymphe XAN&OI^ den man auf ver- 
schiedene weisen zu amendiren gesucht hat. Er ist aber 
um so sicherer Savß-cp zu lesen, weil auch auf einem an- 
dern vasenbilde ( s. ebd. ) eine nymphe Sdvßa vorkommt 
und bei Hesiod Th. 356 eine Okeanide £dv&t] heifst, dem 
flusse Sdv&og entsprechend, vgl. unten no. 7. In der regel 
fehlt allerdings das Iota, auch in inschriften des vierten 
Jahrhunderts, z. b. in der attischen no. 155 MvtjGw, Kiew, 



*) Ich habe dort den sonst nicht bekannten namen 'Aogfoi durch die 
analogie des männlichen namens 'Ao/toti' gerechtfertigt, zu dem sich jener 
verhalte wie *Aq%w zu A\>x<üv, und wie überhaupt viele weibliche namen auf 
o) zu männlichen auf oir. Herr Keil wendet dagegen ein, zu den männlichen 
namen auf -iu)i> gehörten weibliche auf o), nicht auf -toi, z. b. JSW/'o)«', 
2iüG(o und ist geneigt mit Rofs einen dativ 3 Aq%Im von "Any^nQ zu erkennen. 
Aber die analogie der übrigen gleichartigen melischen grabschriften no. 22ß 
— 232 verlangt gebieterisch einen nominativ, und obenein ist die eingewandte 
behauptung nicht richtig. Gerade wie 14^wr, 'A^v/w —An/luv, 'Aqx"» ver " 
halten sich KälXwv, Ka)loi—KaXMv s. Keil inscr. Boeot- p. 18. 232, Kal- 
Xiüj C. I. no. 2338 1. 109. 110, welche beide letzteren namen bei Pape fehlen. 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 83 

Osavci, Nixri, 'jJqiotw, desgleichen in den namen auf w der 
attischen seeurkunden. Ueberhaupt finde ich kein beispiel 
der Schreibung mit iota in irgend einer attischen inschrift 
mit ausnähme jener milesischen grabschrift zu Athen. Auf 
das vorkommen der Schreibung mit i in den handschriften 
ist wenig zu geben, s. Jacobs ad Anth. Pal. p. 8, Hecker 
de Anth. p. 7. 85. 322. Aber in der Schreibung der schon 
dem Herodian för alt geltenden handschriften und jener in- 
schriften, welche zum theil zu den ältesten gehören, mit 
Lobeck Khem. p. 327 nur einen orthographischen fehler zu 
erkennen ist doch unmöglich; Lobeck kannte freilich von 
den beispielen der inschriften nur das einzige tpdvrqi no. 
2310. Es ist nicht zu bezweifeln, dafs die ausspräche und 
Schreibung mit -«in altern zeiten verbreiteter war, aber 
frühzeitig mehr und mehr abkam und nur in einzelnen ge- 
genden als ein archaismus sich länger hielt. Wie sehr aber 
diese alten nominative auf -<p för meine annähme eines 
Stammes auf Ol sprechen, ist unmittelbar einleuchtend und 
wird später noch genauer nachgewiesen werden. 

2) Aber auch die vergleichung der verwandten spra- 
chen läfst nicht allein die annähme eines Stammes auf Ol 
bei diesen Wörtern als richtig erkennen, sondern bewährt 
auch das hohe alterthum dieser bildung. Fassen wir zuerst 
das sanskrit ins äuge. Schon Pott etym. forsch. II. p. 443 
hatte die auffallende Übereinstimmung des vocativs der grie- 
chischen Wörter auf cj wie r^oi mit dem der sanskr. femi- 
nina auf ä z. b. cive bemerkt, indem ja sanskr. e und 
griech. oi bekanntermafsen sich ganz gewöhnlich entspre- 
chen, aber diese beobachtung nicht weiter verfolgt. Be- 
trachten wir nun den ganzen singular der weiblichen no- 
mina auf a näher: 
nom. dhara instr. dharajä gen. abl. dharäjäs voc. dhare 
acc. dharäm dat. dharajai loc. dharäjam. 

Die auffallende vocalwandlung des vocativs läfst sich 
auch im instr. erkennen; denn hier ist aj vor dem vo- 
cale der endung ganz ordnungsmäfsig aus e geworden. 
Wollte man die cinschiebung eines euphonischen j anneh- 

6* 



84 Ahrens 

men, welche im gen. abl. dat. und loc. statt findet, so wurde 
die Verkürzung des ä auffallend sein. Da nun obenein der 
vocativ im sanskrit wie im griechischen den reinen stamm 
darzustellen pflegt, so liegt die vermuthung nahe, dafs der 
eigentliche stamm dhare, nicht dharä, und dafs das a des 
nominativ nur eine entartung sei, gerade wie der diphthong 
des Stammes räi im nom. ras und sonst in a verwandelt 
ist. Diese vermuthung dürfte zur gewifsheit werden, so- 
bald man beachtet, dafs der vocal i das regelmäfsige femi- 
ninzeichen im sanskrit wie im griechischen ist, und dafs 
aus dem männlichen stamme dhara demnach ganz richtig 
ein weiblicher stamm dhare (statt dhara-i) abgeleitet wird. 

Im femininum der pronomina hat nur der inst, den 
alten stamm erhalten, z. b. kajä (aus ke-a) von nom. kä, 
quae. Der vocativ fehlt und im dativ kasjäi ist eine un- 
regelmäfsige Veränderung eingetreten, über welche ich in 
no. HI. reden werde. 

3) Auch das gothische bietet merkwürdige reste 
jener ältesten bildung in der starken declination der adjee- 
tiva und bei den fürwörtern. Der singular des femininums 
von blind -s und von hva-s = skr. kas (quis) lautet fol- 
gendermafsen: 

nom. gen. dat. acc. 

blinda blindaizos blindai blinda 
hvo hvizös hvizäi hvö. 

Hier entspricht im genitiv die endung zos genau der 
sanskritischen jas # ). Als stamm bleibt also blindai ganz 

*) Das goth. z muf8 in seinem laute Übereinstimmung mit dem griech. £ 
gehabt haben, weil Ulfilas dieses in eigennamen durch jenes bezeichnet. Wie 
nun £ eine nahe beziehung zum jod hat und selbst als Vertreter desselben 
dient (vgl. z. b. j>;oj- mit skr. juga-m, lat. jugum, goth. jokn.), so ist auch 
goth. z in manchen fallen für ursprüngliches j eingetreten, was am besten bei 
der comparativbildung zu erkennen ist. Man vergleiche nur die comparativ- 
suffixe in der folgenden übersieht: 

nom. masc nom. neutr. gen. 
sanskr. iyän iyas iyasas 

griech. iotv tov wvoq 

latein. ior ius iöris 

goth. iza izo izins. 

Es ist unverkennbar, dafs hier das goth. z durchaus das skr. z vertritt, 



beitrage zur griech. formcnlehre und etymologie. 85 

mit der ursprünglichen endung, dem skr. dhare entspre- 
chend, dessen e aber gerade im genitiv in ä entartet ist. 
Auch im dativ blindai ist der echte stamm erhalten, indem 
(wie Bopp vergl. gramm. p. 191. richtig erkannt hat) die 
casusendung (zai) verloren ist. Bei dem pronomen ist im 
gen. und dat. der stammvocal vor dem weiblichen i aus- 
gestofsen; aber die altnord. formen des artikels, gen. their- 
rar, dat. theirri (gotb. thizos, thizäi) lassen zufolge der laut- 
verhältnisse nach Grimms bemerkung auf altgoth. thaizös und 
thäizäi schliefsen, so dafs man auch hier auf den weibli- 
chen stamm thai zum männlichen tha zurückgeführt wird. 

4) Das lateinische hat abweichend vom sanskrit 
und vom gothischen den alten femininstamm gerade im no- 
minativ mehrerer pronomina erhalten. Denn dafs in quae, 
hae-c, illae-c, istae-c der diphthong wie gewöhnlich aus 
ai entstanden, das i aber das alte femininkennzeichen sei, 
hat bereits Max Schmidt de pronom. p. 86 sehr gut be- 
merkt (weniger bestimmt Bopp s. 387). Man kann aber 
schon hier bei dem enklitischen qua und in illä, istä, wo 
der alte diphthong nicht durch das deiktischfc anhängsei 
gestützt war, die Verkürzung in die gewöhnliche weibliche 
endung a wahrnehmen. 



-welches im griech. und lat. ausgefallen ist. Der zweite theil des Suffixes, 
ursprunglich ans, woher noch im sanskrit acc. masc. -ijänsam, ist im sanskrit 
meistens as, im lat. us (or), im griech. or, im goth. in und in andern casus 
an geworden. Auffallender weise haben weder Grimm noch Bopp das ver- 
hältnifs richtig erkannt, am wenigsten der letztere, welcher vergl. gramm. II. 
298. 307 das goth. z sehr künstlich mit dem zweiten theile der skr. und lat. 
suffixe zu identificiren sucht, indem allerdings jenes am gewöhnlichsten aus 
ursprünglichem s geworden ist. Er läfst nämlich das alte ijas in is zusam- 
menschrumpfen und erkennt diese form des suffixes einerseits in den compa- 
rativadverbien lat. magis, goth. mäis und mins (aus minis?) u. a., anderseits 
in den Superlativen wie griech. (i&yur-Toq, skr. laghish-tas, goth. sutis-ta. 
Allein dafs in jenen adverbien das s für den comparativbegriff nicht wesent- 
lich sei, erhellt noch mehr als aus lat. mage. mävult, ags. mä (magis) aus 
der vergleichung von /nirv&o) und minuo mit mins. Auch die ableitung des 
Superlativs aus dem comparativ ist eine wenig wahrscheinliche fiction und 
vielmehr croq das eigentliche superlativsuffix , vgl. z. b. hdrtgoq, txaaxoq 
und nÖTtgoq, nöatoq. Stellt man mit letzterem das entsprechende sanskr. 
katara-s, katama-s zusammen, so ergiebt sich, da das skr. suffix tama-s als 
das regelmäfsige des Superlativs dem griech. raro-q entspricht, dafs a\ oq als 
eine zusammenziehung aus xaioq zu betrachten sein wird. 



86 Abrens 

Aber auch die nomina entbehren dieser bildungsweise 
des femininums nicht. Die fünfte declination hat unver- 
kennbar eine sehr nahe beziehung zu der ersten und nicht 
wenige Wörter folgen nach belieben der einen oder der an- 
dern, vgl. Pott etym. forsch. II. p. 438. Aber man darf 
darum das e der decl. V. nicht mit Pott für eine wunder- 
liche Verwandlung des a (urspr. ä) der decl. I. halten wol- 
len, entsprechend dem ionischen ?; für altes a; denn ein 
solcher wandel ist dem lateinischen doch vollkommen fremd. 
Sondern, da schon im altlateinischen ae und e nicht selten 
wechseln und in dem worte res nach decl. V. das e selbst 
dem skr. diphthonge äi im stamme räi entspricht, so darf 
man die bildungen dieser fünften declination im allgemei- 
nen als Überreste der ältesten fcmininbildung betrachten; 
denn dafs auch einzelnes verschiedenartige sich damit ver- 
schmolzen hat, zeigt aufser res auch das masculinum 
dies. Der von der analogie der ersten declination und der 
entsprechenden feminina in den andern sprachen abweichende 
nominativ auf -s scheint gerade von diesen fremdartigen 
Wörtern angenommen zu sein, vergl. res mit dem sanskr. 
nom. ras. 

5) Der ursprüngliche diphthong dieser femininbildung 
ai, welcher im gothischen unverändert erscheint, im sanskrit 
als e (welches aber in Wahrheit richtiger durch ai auszu- 
drücken wäre wie ich ai mit Bopp durch ai bezeichnet 
habe), findet sich in einem merkwürdigen worte auch im 
griech. wieder. Die auffallende declination des Wortes yvvrj 
(dor. yvvd\ gen. yvvaixog u. s. w. hat nämlich Buttmann I. 
p. 223, dem Pott II, p. 440 zustimmt, wunderlicher weise 
aus einer composition mit dem namen E1K, also weibs- 
bild zu erklären gesucht, wogegen schon das digamma die- 
ses Stammes sprechen würde. Aber der vocativ yvvcu zu 
yvvd (ywri) entspricht ganz dem skr. dhare zu dharä, und 
auch in dem homerischen yvvaifAav^g ist der echte stamm 
yvvcti- erhalten. Das x aber in yvvaixog ist ebenso aus 
einem euphonischen j verhärtet, wie dies nach meiner dar- 
stellung in der formenlehre mit dem x im perfectum und 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 87 

in den aoristen %&tjxcc, ?jxa, 'ddtoxa der fall ist und in no. III. 
auch von dem x einiger sanskritformen nachgewiesen wer- 
den soll. Somit entspricht yvvai-xoq (abgesehen von dem 
vocale der endung) ganz einem skr. dhare-jäs statt des 
gebräuchlichen dharä-jäs und dem goth. gen. blindai-zös 
vom weiblichen adjectivum blinda. Das eingeschobene 
euphonische x hat seine rechtfertigung nur vor allen voca- 
lischen casusendungen ; aber man erkennt dafs sehr früh- 
zeitig seine wahre natur verkannt und die ganze declination 
mit ausnähme des n. sg. so durchgeführt ist, als wenn der 
stamm yvvaix- lautete; denn auch der vocativ yvvai liefe 
sich auf diesen zurückfuhren. Doch hatte die attische Volks- 
sprache, wie sie in der komödie wiedergegeben war, und 
vielleicht die sicilische (diall. II. p. 241) auch formen nach 
der gewöhnlichen decl. I. wie yvvtp, yvvai, yvvag, welche 
auch der skr. bildung dieser casus (dharäm, dharas, dharas) 
vollkommen oder mehr entsprechen. Das mit yvvtj im goth. 
stimmende wort quinö hat regelmäßige schwache declina- 
tion, quens oder queins folgt der vierten starken der feminina. 
6) Diese Zusammenstellung hat also gelehrt, dafs die 
feminina der männlichen stamme auf a ursprünglich durch 
zufügung eines i auf ai ausgingen (woraus skr. e, lat. ae 
oder e), dafs aber statt dieses diphthonges meistenteils 
gedehntes ä eingetreten ist (wofür goth. 6, ionisch -attisch 
^), welches wiederum im lateinischen, oft auch im gothi- 
schen und zuweilen im griechischen in a verkürzt ist. Alle 
verglichenen sprachen haben aber mehr oder weniger reste 
der ursprünglichen bildung bewahrt, wenigstens im singular ; 
denn auf die betrachtung des plurals kann ohne zu grofse 
weiüäuftigkeit nicht eingegangen werden. 

Derselben uralten formation gehören nun offenbar auch 
die griechischen feminina auf <o an, deren auf oi ausgehen- 
den stamm ich vorläufig schon in den vocativen wie Arixoi 
und in der altern Orthographie des nominativs wie Ar\x^ 
nachgewiesen habe. Denn das griech. oi entspricht sehr ge- 
wöhnlich ursprünglichem und goth. ai, skr. e, z. b. ^oi8a^ 
skr. veda, goth. väit. Oder, anders ausgedrückt, die ver- 



88 Ähren* 

Wandlung des ursprünglichen a in o, welche im griechischen 
mascnlinum statt findet, ist bei dieser art der bildungen 
auch auf das femininum übertragen. Sehen wir nun zu- 
nächst, inwiefern der gebrauch dieser bildungen auf cd zu 
der annähme der ursprünglichen identität mit den femininen 
auf cc (jy) stimmt. ■ 

7) Ton den wenig zahlreichen appellativen auf co sind 
verhältnifsmäfsig eine nicht geringe zahl gleichbedeutend 
mit andern gebrauchlichen formen auf ä (17). So XQ eLC * 
Hom. = ZQtia, r\%(a bei den älteren = rix 1 !* ccvSci Sapph. 
fir. 1, 10 = avfiq (ich halte jetzt avSwg für richtig) pogcpci 
Archyk = fioocpi], doxa* Eurip. El. 747 = Sozi'}, id, ßor\ 
Hesych., auch in einer alten Variante bei Hom. H. X, 601 
vgl. Lobeck Rhem. p. 320, ei Sri, öxftig Hesych. vgl. eiStj, 
öxpig id., r ?; tri, nevia Cyrill. = rrjTr) Hesych., ^tjXco 
(amme) = ß-qXri (mutterbrust) vgl. rh&rj mit beiden bedeu- 
tungen, yXix<»> 1) fpet&tolog EM. 234, 26 vgl. Hesych. yU- 
%6g, rfsiSoj?.ög, poopd* (schreckbild) vgl. Hesych. (toQfiri, 
xctTctTikrjxTixii. Offenbare feminina zu masculinen auf -og 
sind auch äv&Qcoaci, r\ yvviq naod Acixcoacv Hesych., ge- 
wöhnlich 17 äv&QO)7tog und fituti (äffe) = rj fiiftog, mima. 

Ein ähnliches verhältnifs findet sich auch bei ziemlich 
vielen der zahlreichen eigennamen. Der attische demos 
&()ia hiefs nach Steph. Byz. auch Gqicj (s. unten anm. 4 
und no. 16). Auf eine form in w weisen auch die gentilia JV 
Xfiog, 'ÜQ^acpog C. I. no. 1 1 von TiXa, 'Hyaia, vgl. A?]T(pog. 
— Die freundin der Sappho, welche von ihr selbst fr. 78 
und EM. 243, 58 Tvoiwri genannt wird, heifst bei Maxi- 
mus Tyrius XXIV. Tvqivva, was aus rvQtvva verkürzt ist; 
die mundschenkin des Ptolemaeus Philadelphus heifst Athen. 
XTTT. p. 576. IKXeivci und X, 425. e. KXivrj d. i. KXslvfj; 
die nymphe KaXXioroi ist eigentlich nichts anders als die 
AQTtfiig KctXXiaxa ; £av&w und £dv&ri sind gleichbedeutende 
benennungen einer quellnymphe , s. oben no. 1.; eines der 
sonnenrosse wird Ai&vS genannt wie die stute des Agamem- 
non At&tj Lob. p. 321. 

Andere sind ursprünglich mit weiblicheu appellativen 



. beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 89 

auf ä (ji) identisch. So Togyii von yogydg, woher auch 
ein n. p. Togyi}, Moquw s. oben, Aqyia das schiff und 
ein hundename Keil Anall. p. 189 = ägyrj die schnelle 
vgl. "Agyog den hund des Odysseus, Avyw hundename bei 
Xenoph. und Avyri schiffsname = avyij glänz, Jeivd die 
Gräe = deivij, 'Ayvd eine quellnymphe = äyviq, 'H.% d s. ob., 
Mo Q(fO) beiname der Aphrodite (Moocptf auch frauenname 
liob. p. 319) = uoQcpri wie 'A&ijvq Nixtj, KoQVcpw Vor- 
gebirge von Corcyra, wie auch ein berg bei Smyrna Ko- 
Qvyrj hiefs, = xoQvcfiq, Auch gehören hierher die Furie 
AX^xrd = i] äfajXTog und die Moire Aragna) Scholl. Od. ?;, 
197 = ,, AtQonog 1 ferner die flufsmusen NeiXw, 'AoamcS, Kr}- 
cptawy nichts anders als die feminina der flufsgötter Neilog 
u. s. w. wie die 'PoSia und ^EnxanoqYi des 'PoSiog und c JEVr- 
rdnogog s. Hermann. Opuscc. II, p. 289. 

Auch von den namen des gewöhnlichen lebens zeigen 
nicht wenige ihre identität mit den formen auf ä (?;). Ich 
will nur einige der auffallendsten beispiele zusammenstellen : 
'AxeGTifito/AxeGTipa vgl. Axiaxi\iog s. Keil Anall. p. 239, 
BiTcb, Bira, Birog — Boiw, Boia, Boiog — WvXloi, 
WvMa Diall. II. p. 225. WvUog — Kopccc&w, Ko(ial&a 
Hesych. vgl. adj. x6fÄca&og — Mefava), Mehvvw = Me?upi] 9 
MeXivva Keil Anall. p. 8., Enaya&w zu 'Endya&og — Kv- 
Qlllü) zu KvQiXloq. 

8) Die appellativa auf w sind in der regel von dem 
unvermehrten verbalstamme gebildet, z. b. aufser den oben 
genannten mi&o), tibv&cj, yetdw, äpeißw Eustath. 1471, 30, 
fieXXcü, elxri, Xe%ci. Sie haben dabei aufser doxa (Styoficu) 
niemals die ablautung des € und ei in o und ot, welche bei 
den bildungen auf ä (rj) gewöhnlich ist. Aber dies bewei- 
set nichts gegen ihre identität mit der letzteren, da in die- 
sen auch zuweilen jene lautwandlung fehlt z. b. ariyr], son- 
dern zeugt nur für das hohe alter jener bildungen. Denn 
wie 6 und o, die sich oft aus a entwickelt haben, dem 
sanskrit noch fehlen, so ist auch das guna des sanskrit 
im griechischen und deutschen zu zwei graden des ablau- 
tes entwickelt. Man vergleiche z. b. sanskr. (dvish) präs. 



90 Ahrens 

dveshami. perf. didvesha; griech. (Im) präs. leino), perf. 
Itkoixa; goth. (bid) präs. beida, prät. baid. Es stammen 
somit jene bildnngen auf io aus einer zeit, wo das griechi- 
sche wie das sanskrit nur erst eine art des guna hatte. 

9) Von appellativen auf w. die mittelst consonantischer 
suffixe gebildet sind, findet sieh aulser xivoi, xipqcig,' 
Jaaoitig Hesyeh. (vgl. txiov, cio), welches man mit yci-vtj, 
ifi'j-vt t% xki-n; vergleichen kann, nur eine merkwürdige art 
der abstracto auf -tu* vom stamme L^S (eivai), nämlich 
icrti bei Archytas und Philolaus mit seinen vorzugsweise 
im ionischen dialecte gebrauchten Zusammensetzungen ane- 
artv y tieöToi, zaxsGTiö, chiaoriu. Daneben findet sich auch 
dxecrig Hesyeh. mit der gewöhnlicheren ionischen bildung 
der abstraeta und eine dritte bildung auf -rog kann man 
vielleicht in deteo tov, rr;v aiioriov oveiav Hesyeh. erken- 
nen, da die vorgeschlagenen Änderungen deteorotv und (von 
Fix im Thesaur.) cuuctvv nicht durchaus nothwendig er- 
scheinen. Die griechische spräche hat für die bildung 
der abstraeta aus verbalstämmen folgende r- suffixe: -rig 
(gewöhnlich in - 6ig verwandelt) , -n« (woraus -aia)^ -rvg, 
-ro>\ -r/,, -rw, alle weiblich mit ausnähme von - rog. Das 
suffix -reu erscheint uun am nächsten verwandt mit -tj?, 
welches gleichfalls selten ist, z. b. ^«'«nj, tuUrt}. Aber 
dieses wird aus -riet nur durch ausfall des i entstanden 
sein, und ebenso darf -reo auch mit -na (<?<&) zusammen- 
gestellt werden. So fuhrt denn auch Plato Cratyl. p. 401. 
C. aus einem ungenannten dialecte die form iooia oder 
keiet = oioia an, welche aus ursprünglichem ia-ria entstan- 
den und ebenso wie törio, iarig vom verbalstamme E2 ab- 
geleitet ist, während das gewöhnliche ovaia vom partici- 
pium stammt wie lat. absentia. Jenes Iota thut sich durch 
das a als ionisch kund und ist nur aus icir t attisirt, eine 
form, welche ausserdem in eieoit} erhalten ist, wie bei Ga- 
len Lex. Hippocr. p. 474 nach den handschriften für ev&e- 
aui gelesen werden muis. Auch die form ^ri« erscheint 
noch in der glosse Bachm. aneedd. H. p. 361, 19 tvecria, 
tvertioia, jy xalXicrt] twv krtuv Siayiay}^ dtoyeviavog 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 91 

äpsv tov "^ yqdtfu (nämlich everia); gerade ebenso wird 
evearci qei Hesych. und EM. 390, 22 durch evsTijQia er- 
klärt und fälschlich von hog hergeleitet*). 

10) Ein sehr merkwürdiger gebrauch der bildungen 
auf -w ist derjenige, welcher von den grammatikern nicht 
ganz zutreffend als ein hypokoristischer bezeichnet wird, 
nämlich dafs sie als abkürzungen zusammengesetzter oder 
sonst längerer nomina dienen, z. b. EiSco statt EiSodia, 
'AcfQw st. 'dcpQodixrj, TavQco st. TavQOTiolog, Jrjci für dij- 
f^i]ri]Q, slQT6{ta) st. 'AgTSixidcoga wie 'AQtEfjiäq st. AyTspiSa)- 
gog, 'ETicccfQci st. 'EnaifQoSlrri wie 'EnatpQccg st. 'EnatpQodi- 
toq, Ale^d st. Ale^dvdQcc wie Ale^äg st. Ali^avSgog, J2v- 
gaxto f. ^Svpdxovoai, yleovrci f. Aeovronofag, rganB^iü f. 
Tyane&ipoQog. Ich kann mich jetzt auf eine nähere be- 
trachtung dieses interessanten gebrauches nicht einlassen 
und verweise wegen des materials auf Lobeck Rheni, p. 
31 7 ff., welcher freilich das wesen dieser formation verkannt 
hat. Offenbar ist sie ganz übereinstimmend mit der abkür- 
zung der männlichen namen wie Mrjväg, Ake£äg für Mtj- 
voöcoQog, 'Aki^avÖQog, und mit der deutschen, welche von 
Jac. Grimm gramm. III. p. 689 ff. abgehandelt ist, z. b. 
Fritz, Kunz, Götz für Friedrich, Konrad, Gottfried. 
Dafs auch solche feminina auf cd ursprünglich von der bil- 
dung auf ä (ii) nicht verschieden seien, läfst sich schwerer 
nachweisen. Es ist aber auch nicht zu verwundern, wenn 
die ursprünglich identischen formen, welche sich aber schon 
sehr früh gesondert hatten, verschiedene anwendungen ge- 
funden haben sollten. 



*) Durch ein versehen ist die glosse auch in das gloss. Herod. zu *iWtw 
I, 85 gesetzt (in der besten handschrift fehlt sie), wo aber gewöhnlich <uf<mj 
gelesen wird, wofür Gaisford aus einer handschrift evtara) aufgenommen hat, 
offenbar unrichtig, da Diogenian nicht fiVrcö geschrieben haben kann. Auch 
daran ist nicht zu denken, dafs bei Herodot ivioiit] gelesen sei. Allerdings 
ist auch VI, 128 iv t?/ avveffil;j die vulgata (gewöhnlich als gleichbedeutend 
mit ovviaxtüatt, genommen, was unmöglich), wofür jetzt aus einer handschrift 
avvtazoi aufgenommen ist. Aber L. Dindorf im Thesaur. VH. p. 1355 hat 
mit recht bemerkt, dafs dieses nicht in den Zusammenhang passe (also auch 
kein gleichgeltendes ovv*ail\i) und vermuthet h Tijffb lax^atat. Richtiger 
wird aber aus dem iv ry Zwia-cty der besten handschrift hergestellt werden 
iv %\\ \tiviaxvi, ionisch für £<rfo«'.« 



je Anna* 

11 Ich wandt mich zu einer genaueren betrachtung 
d^r Chvamaziou und xrebe zu dem zwecke zunächst eine 
t):*csK-*ti: at«r T^vinunendän formen, indem ich Zop/oi zum 
l«r*dipii* ":*t^nuirt\. 

>* . it. i\ * ~ u naci der iheren Schreibweise; aber 
i~4 4* » .itoit , jukü: s.'ii.ut in dtT xviu wo sonst das i subscr. 
irÄ^iiAh:* w^r3:. Am imhosien Ttrbannte gewüs der 
i.ihs:ibt oui»;-; oa< « . t^I I>iaII. L p. 99. Selten erschei- 
*kä. i.tnxi:ä: jüüu' 4i^ oiiJiLbci dit r- Kamen der demen ©gl«;;*) 
ia»£ Ay,<i/> <5£n **4ua und K t u*~ auch bei späteren 
Lj^cto^ Ar l.-j'«- *w Lo>.\'i Ehr<m. p. 325. Ueber aiSwg und 
1«»** ä sa-räa £>;db:<r ^«brircm. s. neu 1:n 

ii ra* r*£? ^ * c iocaski aacäi Cbotiroh. p. 1201 Bekk., 



l\c M>mr Jrrtuf*. öitttr^ ht& «uc- jn&rni-riaahäj^ farmen: a) &(jia 
Njc^iü., ?*. «."",* 2?i»*c ypt *ib?c *isc .wsjl nriuA jv^ssl tit j^ihabetische rei- 
V:»»««»i^!. *.}»:*■ n;C — <- , sliZ^rst*s»ji a.-vättO:. ▼*« ^> s;än:mL. vjpl. #*fcwi (Ar &fj/a 
£Wa$»i. - !■:. r« *t />jut s»t Jswn . :x ötut. m. *ii«f; C I- i»- 1- ist nom. 
^fc.-) «uuu;liu«:u. I ?f.M» >C^ü. "--p. üir>»*;ü. ?*ju* « «ia*; und &£W, 
— i.^. >-4 Ifc; ft*L-3 *sl*" £*£ /??/w «-i.T\£T1. : r»/.n,^. *w TVttgBOSL. p. 156, 

SS ^-/ «is «^«sriuft ml -.»i/** "*'ia "vvrtsrx laf »ic im ■i—iigff'frllt werden 
*••* ^.^-;-v 7-»< ■>.*./ -^^ S«m#^. Siuiti/^* ji ihm: t.v.^nc 3«&b. jw 1415 S^itq) 7 
Äsmisi; •■*. X':oo. 7. *_> "t.-JW ^•«•-. t ?».w».\- H«**iu e> O^fwr 
4.r / 3»i<»/A-t#^ >-fx »vu >t-;üaunm> i*j> :-.a ^rscjhK'öswr oomas aufgeführt, 
gs >-«.-> 4uxv«;.jc^. X«mniv: >■«! 7*1»«*-. xiJu.ii-..i;a. jau-ä *^M*</ deckbar wtre. 
?' "y { : . ^ t.u.--A ■.#.?■#.* JLiwi't .""w V- ;. , c " il ja»Hk Tih^gn. p. 48, 

9*.-at;ia^<.a if/^a *>;c inm>sc* ^ ?^ M x» ^:l.i:i.>; KfsiüKJki joö- irfs: bei Steph. 

^äi>c*:u . 'vsu.-'jtj «ei: jax svsi^i»« iw> *i^ui.:ib- >Cia«ta - *«*• iti 5*?phanus 

i.ü Y;a jUi&cu .iteu* JL'/tiriu.' !rar S.i rc "if ■J'. 1> 3»^ !i, Ke d<rirata 
W>«ra. *«)^u> I /»i:c f|. «5^Mj,ri.?s. S/itX'/waw • 'SvwinA»! 1 ^fT-^- *ber B^mb«» 
lä.:v^»i. :>7. i?. S/i^/*.- JL-ät.-a. Y L-*> iwü S^^/:-» T - * Vft Aret- Av. 
i^?: iu^*^:it ».- >» :.-ttiu^r **/t<»o >C-T J * ^ ^a«- *i»/««Cf Hesjvfe. nd 
li^.v'j, L tl-k. IL. £21. VittLi&tc ^.wituiji ^w««ifaj» n&wiöL. ?^ 13-7. 2*. 

9*4 wi5 &x*un?-*0 v«^ütfkäc. &ji.<a± vji ^vuk vc s^ «fckvsmoL a«5 dem 
it»iMJd..-äriÄL».-ot:a A».^*»^ :a >ca«^ A-y>t A*.\t> v-£j:. ^»i Sau. J^xkV 

<ia« ■!'.■(,■ t*-ffc*f l»r*a.-«; K^m»</«» ü*«i *3*w t /j^c* ^cli^i^a ukJ-»t l>w Nek&utttste 
i'tzut. .,<L Kji.uA Stej^ä- t*ti'/c. Harirccc. . v-rv-L. Ad,*-jJ. Liv^ 2& wo rgmn 
Tb*i*£iL. lv>. £•>. ¥•<! Kfjun,< (<o xn^h vui^. : j«*l Sstf^ä- -H>i^ni 2a^eicli eine 
M&jxibtmt atic & ^bucr. «wuoac wirU.. jj»c J^iu^i ^d«r 1^«*«*- I>as g»- 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 93 

und nach desselben zeugnifs Hort. Ad. f. 268. b auch von 
einem theile der Dorier gebraucht. In dem versausgange 
äibg xal Arjrovg vlog Hesiod. Sc. 202. h. Merc. 321 hat 
Gerhard Lectt. Apoll, p. 144 wegen des fehlerhaften Spon- 
deus mit recht Ai]roog verlangt, und dasselbe gilt von 
Aibg xal At]xovg vli h. Apoll. 545. Selbst noch Machon 
hat die alte form gebraucht in dem trimeter bei Athen. 
XÜL p. 563. KaXkicxoog Sk xrjg 'Yog xsxXrjf.dvrjg, wie Ca- 
saubonus richtig für Kodfaovovg geschrieben hat. Vorherr- 
schend ist die contraction rogyovg im ionisch -attischen 
dialecte und auch in der Doris mitior Diall. II. p. 238. Die 
Doris severior hat Togycog Diall. II. p. 204, der äolische 
dialect mit barytonesis Toqywg Diall. I. p. 118. Eine 
form Aaxbg mit dorischer Verkürzung der endsilbe glaube 
ich in dem amphiktionischen dekrete C. I. no. 1688 nach- 
gewiesen zu haben Diall. II. p. 485. Die form auf wg fin- 
det sich aber auch aufserhalb der Doris severior und der 
Aeolis in jüngeren inschriften, aus gegenden, denen die 
Doris mitior zukommt Diall. II. p. 238. 570, ja selbst in 
dem ionischen Tenos C. I. no. 2338 1. 92 <I>ei8wg, 1. 109 
KaXUwg, 1. 118 Alctvxwg. Die form XccQixholg Pind. P. 
4, 103 ist nach dem überwiegenden zeugnifs der handschrif- 
ten in XagixXovg verwandelt. 

Dat. Togyol vulg. Der gebrauch der uncontrahir- 
ten form wurde von Herodian nach Choerob. p. 1202 Bekk. 
ganz geläugnet; doch fuhrt Choeroboscus selbst IIv&6'C aus 
Pindar an, und so ist Isthm. VI, 51 bereits von Fr. Schmid 
des metrums wegen geschrieben, wo es freilich eigentlich 
locativ ist. Auch Herodian mochte es als adverbium be- 
trachten. Aaxqi vom stadtnamen Aaxw ist in der kreti- 
schen inschrift C. I. no. 2551. 

Acc. ToQyd oxytonirt nach Aristarch, Apollonius 
und Herodian, s. Schol. H. /?, 262 und i, 240 aus Herodian, 
Apoll, de pr. p. 112, Ioann. AI. p. 12, Choerob. p. 1203. 
1233 Bekk., Anecdd. Bekk. p. 1159. Dagegen Pamphilus 
und, wie es scheint, Dionysius Thrax schrieben nach Scholl. 
D. ß, 262 Af]tcü u. dgl., wie auch nicht selten in den band- 



*| Abrens 

schritten gefunden wird. Buttmann gramm. I. p. 185 und 
Lehre Aristarch. p. 260 meinen mit recht, dafs Aristarch 
(welcher daneben *;«• und alSt* von den nominativen auf 
«*^ dem wirklichen gebrauche gefolgt sei, dagegen Pam- 
philus» der ./».Tri wie r;«. und Dionysius Sidonius, der Ai]XM 
und ijiw. nur einer doctrinären gleichmacherei. Ein uncon- 
tnhirtes /oo;o« laist sich nirgends nachweisen und wird 
von den grammatikern nur supponirt. Der äolische dialect 
hatte roo; <*r harytonirt. Auch jüngere, nicht -äolische 
mschritken haben formen auf «i\ wie Jattur, Aaratv DialL 
II. p. 23S* Deiu ionischen dialect e wird eine form in -ov* 
wie lüi*;öfr Ton Gregorius dial. Ion, §35 zugeschrieben. 
Beispiele derselben sind in smvrnäischen inschriften C. I. 
no. 3223 \4ortuorr* no. 322> Jf.uovr. no. 3241 MrjtQovv, 
bei IVmocritus fr. 206 MuH. (Stob. PL 44, 16) svsgtovv, 
vgl* Ilesyeh. xr.xtfrotr. xaxi;r xara($raatr; bei Herodot 
JoiY 1. I. 2* 11. 41. Itovroir II, 59- 63. 67- 75. 152., 7V- 
iiofr Yl % 134. I3x\ Dagegen für «/».Torr II, 156 haben 
viele handsehrifteiu worunter die beste F., ^/*;r« und ohne 
Variante siud die aceusative Hv&t» I ? 24. SaoSti 1,170. 
V. 106* 124. VL 2. //«.v» Vm. 111. uzu> TBL 69 (sonst 
{ho>«?\ Auch spätere Schriftsteller der xoiri; haben zuweilen 
jene form : beispiele s. bei Intcrprvtu ad Gregor, p. 527, fer- 
ner die namen der diusniuscn X c iJL>f r. Kf;*fiGorr. \4awxovr 
Hermann Opusee. II. p. 0>9. Auf dieselbe form bezieht 
sich in wahrheil auch ein zeugniis des Choeroboscus p. 1202 
Rckk. (die ausgäbe von Gaisionl kann ich nicht nachsehen^: 
fi\»tifx*r«tf x*xi aüi; airta t:xi] ti$ o:r. olor rt]r «£r t Toiv xai 
T9 M r Jiav<|oo\ i;ri^ 7<*i7xi, i&m\ £*;« Si 6 IlgivSiavog 
ön *«*ri r»,r ,ÜVrv,jr«*r x«ri njr ./f;r«r #; airirr nxij, xai xara 
rosiir l^.ns^r rof <* w^ ri^r uT $uffro;-;ör yirerm rij¥ 
-»n^vJi jut« r»\r -trro**\ Es ist schou sehr auffallend, 
da is Choeiv>K\scns in seiner hCvh>: vollständigen abhandlang 
der decanation auf «v, d<:i aecusativ auf -orr nicht erwäh- 
nen sollte« rumal da Givgorius offenbar aus derselben quelle 
geschöpft hat* wie schon seine musterbeispiele ./»;rorF und 
«VnywV bezeugen. Wenn man aber bedenkt, dafs eine 



beitrage zur griech. formeulehre und etymologie. 95 

ionische Verwandlung des co in 01 gar nicht bekannt ist 
(sie wird böotisch oder dorisch genannt Diall. I. p. 194. 
IL p. 185, auch dies fälschlich), so kann man an einer 
corruptel nicht zweifeln. Jedoch reicht es nicht aus das 
oi überall in ov zu verwandeln, weil auch eine tqotiyi '/iw- 
vixyi des w in ov den grammatikern unbekannt ist. Viel- 
mehr beachte man, dafs eine von Choeroboscus p. 1201 
angeführte ansieht aus Arjrwg erst Arjrog und dann AijTovg 
entstehen läfst unter beruufung auf "OXvunog OvXv[mog — 
poaog vovaog — oqta ovoecc. Das ist nun gerade eine viel- 
erwähnte Toonri 'Icovix?], und man erkennt, dafs zu schrei- 
benist: ow — Ar\Tovv — 2anopovv — Sri iaxi rtjv 2an- 
epcov xal rriv AyttoV 1) alrianxi] [xal yiverai tt]V 2antf6v 
xal xi]V Atjtov] xai xard tqotu)p 'Icjvixtjv rov ö elg ti)v öv 
dicp&oyyov yiverai T))v Sanyovv xal ri]V ArjTOvv, oder 
vielmehr tfjv Sancpovv xal rrjv Ar\xovv^ da von einer Ver- 
änderung des accentes nichts bemerkt wird. Sonst werden 
freilich diese aecusative überall, wie es scheint, mit dem 
circumflex geschrieben. 

Voc. rooyol, so auch äolisch, nur voraussetzlich 
barytonirt, Scmcpoi Ale. fr. 54, mdncpoi Sapph. fr. 64. 
Daneben erscheint eine form w Wano?' Sapph. fr. 1, 10, 
welche man als Wdnopa oder Wancpo gedeutet hat. 

Der pluralis und dualis werden von Theodosius p. 
994 und Choeroboscus p. 1205 Bekk. mit den endungen 
der decl. II. vollständig durchdeclinirt. Als beglaubigte 
formen der art finde ich aber nur ToQyovg Hesiod. Th. 274, 
elxovg Eurip. Tr. 1179. Arist. Nub. 559, le%oi Hippocr. 
Epid. 2, 5, 11 und nebst le^cov, le/ovg bei spätem; auch 
fioguoi, yoßoi Hesych. soll wol pogpoi von pogubb sein. 
Athen. VII. p. 299 hat in Arist. Nub. 559 den accent elxovg*). 



*) Vgl. auch rgi'^w?, ra? TQvywiaq Hesych., wo Lobeck Rhem. p. 
324 richtig TQvyöraq, aber ohne noth tQvyovq gegen die alphabetische Ord- 
nung schreibt; es wird eine streng -dorische form sein, vgl. no. 17. Lobeck 
gibt a. a. o. an, Choeroboscus schreibe den accent efxolq vor; ich finde aber 
bei diesem nur rfxovq Ann. Oxx. IV. p. 411 wie Saiqovq p. 1207 Bekk. 
In Lobeck's worten ist dort aber überhaupt eine Verwirrung eingetreten, in- 
dem derselbe auch Buttmann gramm. § 56 a. 11 den accent tixovq beilegt, 



96 Ahrens 

Ganz vereinzelt ist die form KXw&mg in der zweiten tri- 
opischen inschrift Append. AP. 51, 14. 

12) Um diese mannichfaltigen formen richtig beurthei- 
len zu können, ist es noth wendig eine merkwürdige alte 
eigenthümlichkeit der weiblichen declination in den indo- 
gothischen sprachen der betrachtung zu unterziehen. Im 
sanskrit zeigen nämlich die auf vocal ausgehenden weibli- 
chen stamme eine neigung zur Verstärkung der ausgänge, 
deren natur am besten aus folgenden beispielen erkannt 
wird, wobei ich nur diejenigen casus des Singulars aufführe, 
die auch das griech. kennt: 

nom. acc. gen. dat. voc. 

nadi nadim nadyas nadyäi nadi 

vadhüs vadhüm vadhväs vadhvai vadhu 
dharä dharam dharayäs dharayäi dhare. 
Da die einfachen und gewöhnlichen endungen des gen. 
dat. as und e ( = ai) sind und der vocativ den reinen stamm 
darzustellen pflegt, so erkennt man leicht, dafs in den bei- 
den ersten fallen nicht die stamme nadi, vadhü anzunehmen 
siud« wie die sanskritgraimnatiken thun, sondern nadi und 
vadhu mit kurzem vocale. Denn in der abwandlung ist 
das princip durchgeführt, mit ausnähme des vocativs, den 
vocal der endsilbe zu dehnen, was im nom. acc. den stamm- 
vocal« im gen. dat. den der casusendung trifft. Dafe bei 
der dritten klasse der stamm dhare anzuerkennen sei, nicht 
dhara, ist schon oben nachgewiesen. Von jenem müiste 
nach dem principe der Verstärkung der nom. und acc. dha- 
rni und dharaim lauten: aber das i ist hier "abgeworfen. 
Im genitiv und dativ ist das y euphonisch, s. no. HL, also 
dharäväs filr dhaiv-yäs und dharayäi für dhare -yäi mit un- 
tvgehnäisigtr Verwandlung des voeals. 

Auch die gothisehe declination zeigt noch spuren je- 
nes principe*. Den sanskritischen mehrsilbigen femininen 
auf i ^nonO entsprachen im gothischen die feminina der 
«weiten starken declinanoin wie 

«ftUtviut *tt**r 4*vh wur »,Vu- KUi£t. cci selbst *i*oi\-, airöovs schreibt, 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 97 

nom. bandi acc. bandja gen. bandjös dat. bandjäi. 

Man sieht, dafs der genitiv genau dem sanskritischen 
entspricht, da goth. ö = skr. ä. Aber im nom. ist der 
vocal nicht gedehnt oder vielmehr wieder verkürzt; im acc. 
ist statt der dehnung ein a zugenommen, indem die casus- 
endung m wie gewöhnlich abgefallen ist. Wie nun im Sin- 
gular die andern casus aufser dem nom. auch zu einem 
stamme bandja (erste st. decl.) gehören könnten, so ist 
auch der ganze plural dem analog gebildet. Die im go- 
thischen sehr zerrüttete declination der stamme auf u läfst 
nichts erkennen. Dagegen finden sich wieder bei den weib- 
lichen starken adjectiven und fürwörtern, welche den sanskri- 
tischen auf ä(e) entsprechen, reste der alten bildung, wie 
nom. acc. - gen. dat. 

blinda blinda blindaizos blindäi 

hvö hvö hvizös hvizäi, 

denn die genitivendung zös entspricht hier ganz der sanskri- 
tischen yäs und im nom. acc. der pronomina das 6 dem 
skr. a aus äi. 

Das griechische ist bei den femininen, welche den 
sanskritischen auf i (nom.) entsprechen, noch einen schritt 
weiter gegangen als das gothische und hat den zusatz des 
a statt der vocaldehnung nicht blofs im acc, sondern auch 
im nom. angewandt, z. b. 
nom. yjdXrgca acc. ipdlrgiav gen. ifjahrgiäg dat. xpakrQiq. 

Zugleich sind, wie im gothischen, plural und dual ganz 
wie von Wörtern auf -iä(u]) gebildet, so dafs sich beide 
declinationen nur durch die quantität des vocales im nom. 
acc. sing, unterscheiden. In Wahrheit ist aber ursprünglich 
yjcdrgi- als stamm zu betrachten, und somit stimmen im 
gen. und dat. die endungen ag 9 a aufs genaueste mit den 
gedehnten sanskritischen äs, äi. Im nom. acc. entspricht 
ici dem skr. i. 

Ein anderes verhältnifs herrscht bei den weiblichen 
Stämmen auf v. Hier entsprechen jener skr. abwandlung 
am genauesten die oxytona auf -vg, wie 

nom. vqövg acc. vtjdvv gen. vrjövog dat. vridvi. 

III. 2. 7 



98 Ahrens 

Dais im nom. und acc. der vocal regelmäfsig gedehnt 
wird, ist jetzt hinlänglich bekannt, s. Spitzner de vers. her. 
p. 67 und Arcad. 92, 8. Hier stimmt also das griechische 
genau mit dem sanskrit, wogegen im gen. dat. die dehnung 
der endsilbe aufgegeben ist. Kein mehrsilbiges masculinum 
hat die dehnung im nom. acc. (bei den einsilbigen hat sie 
bekanntlich wieder einen andern grund) aufser dem com- 
mune ix&i$> bei welchem auch, wie sich in no. 13 zeigen 
wird, ein besonderes verhältnifs obwaltet. Der vocativ der 
femina auf -vg kommt wegen der natur ihrer bedeutungen 
nicht vor, würde aber wie im sanskrit kurzen vocal haben. 

Die feminina auf ä (?;) zeigen das princip der Verstär- 
kung in jenem ä (17) des nom. acc, welches wie im sanskrit 
aus äi d. h. verstärktem ai geworden ist. Dann gehört 
aber auch hierher die merkwürdige form Htjg Hom. II. n, 
208 für yg 9 in welcher offenbar ijg die verstärkte genitiv- 
endung = skr. äs ist, während i den stamm darstellt. Auf 
andere spuren jenes bildungsprincipes kann ich jetzt nicht 
eingehen, ohne zu weitläuftig zu werden. 

13) Die griechische spräche läfst aber auch erkennen, 
dafs die Verstärkung der femininausgänge ursprünglich nicht 
blofs eine vocalische war, sondern zugleich den accent auf 
sich zog. Dahin gehört die neigung der feminina zur oxy- 
tonirung, wie sie erscheint bei den zahlreichen bildungen 
auf -ig und -dg, welche statt der vocalischen Verstärkung 
in der weiteren flexion eine consonantische Vermehrung durch 
S angenommen haben ; aber auch bei den femininen auf « 
(t]), deren vocal die Verstärkung erfahren hat, mit vielen 
sehr lehrreichen fallen wie crolog, orolij — poog, Qoiq. Be- 
sonders merkwürdig sind die feminina auf -vg, bei denen 
die dehnung der endsilbe immer von ihrer accentuirung ab- 
hängig ist, z. b. vqSv'g und mrvg. Und hier findet sich ein 
fall, welcher recht deutlich zeigt, wie die griech. accento- 
logie der Sprachvergleichung nützen und andererseits aus 
dieser aufklärung erhalten kann. Von den mehrsilbigen 
Wörtern auf - vg, gen. - vog sind nach der lehre des zuver- 
lässigen Herodian, die in den ausgaben freilich meistens 




beitrage zur griech. formenlehre und etyraologie. 

noch vernachlässigt ist, perispomenirt *##£$, 6<pgvg, oacfvg. 
Zweifelhafter ist der accent von i£vg, welches Herodian in 
dem ovouaxixov mit dem circumflex, dagegen in der xa&6- 
Xov mit dem acut geschrieben hatte. Unter jenen Wörtern 
ist nun ocfgvg ganz sicher ursprünglich einsilbig und der 
anfangsvocal euphonisch vorgesetzt, vgl. skr. bhrü-s, ahd. 
präwa. Dafs dasselbe von ooqvg gelte, haben Pott etym. 
forsch. II. p. 297 und Benfey wurzeil. I. p. 545 unter ver- 
gleichung von xfjva u. a. erkannt ; von \%&vg hat Pott I. p. 
142 aus ferner liegenden vergleichungen dasselbe geschlos- 
sen. Beide gelehrte haben den circumflex dieser. Wörter 
nicht gekannt oder nicht beachtet. Es ist aber einleuch- 
tend, dafs derselbe die ursprüngliche einsilbigkeit derselben 
bestätigt (vgl. ÖQvg, [tvg, avg) und anderseits durch dieselbe 
erklärt wird. Es erledigt sich nun auch das bedenken, 
welches Herodian gegen das perispomenirte masculinum 
l%&vg hegte, so dafs er das wort in dieser bedeutung sogar 
paroxytoniren wollte n. fiov. ?»el$. p. 31, 17 vgl. Joann. AI. 
12. 25. Nicht weniger erklärt sich die länge des vocales 
im vocativ i%&v, richtiger ty&v, weil ja auch ein einsilbiges 
%&v diese quantität haben müfste. Das zweifelhafte wort 
\i,vg scheint von oacpvg, mit dem es in der bedeutung we- 
sentlich übereinstimmt, sammt l'ff/J, oacpvg Hesych. und 
dem derivatum iG%iov ursprünglich identisch zu sein. Denn 
die aspiraten wechseln leicht und | ist = a%. Hiernach 
erscheint auch hier der accent i^vg richtiger. 

In den erwähnten fällen beschränkt sich die kräftigung 
der endsilbe durch den accent auf nom. und acc, denn im 
gen. und dat. der Wörter auf ä (?;) erklärt sich der circum- 
flex auch durch die contraction s. no. n. Aber bei eini- 
gen femininen tritt auch im genitiv und dativ das streben 
nach accentuirung der endsilben unverkennbar hervor, zuerst 
bei yvvri) in dessen declination schon oben merkwürdige 
reste der ältesten bildung nachgewiesen sind, in yvvcuxog, 
yvvaixl ohne vocalische dehnung der endsilbe. Ferner in 
(iia, fiiag, [u%, fiiav, aber im ionischen und älteren atti- 
schen dialecte (überhaupt wol in der älteren spräche) auch 



100 Ahrens 

in andern wortern auf -i« z. b. ayvia, ayviäg, ayviä, äyvmv, 
s. die Zeugnisse der grammatiker im Thesaur. s. v. ayvict. 
Da -«v und -£ hier, wie oben gezeigt, ursprünglich die 
casusendungen sind, so ist in diesen fallen die Verstärkung 
der endsilbe durch den accent mit der vocalisehen ver- 
bunden. 

14) Machen wir nun die anwendung auf die feminin a 
in « oder die stamme in 01. Diese zeigen in ihrer ab- 
Wandlung (des Singulars) die meiste Übereinstimmung mit 
den oxytonirten femininen auf - i'v 7 d. h. sie haben die Ver- 
stärkung der endsilbe nur im nom. und acc, nicht im gen. 
und dat. Beachtet man dabei, dals das * des stammdi- 
phthonges vor folgendem vocale narurgemäfs in consonanti- 
sches y überging, dieses aber frühzeitig ausgestofsen wurde, 
so ergibt sieh zunächst folgendes Schema der ab Wandlung : 
st. /\v^04- nom. /oo;^t> acc. rooyror gen. Too- 
*<XS dat. J"ot»;oi voc. fü«>;o7. 

Mit ausnähme des acc. kommen alle diese formen, we- 
nigstens in der ältereu spräche, wirklich vor. Gröfsten- 
theils aber haben sie allerlei Veränderungen erlitten, nämlich : 

Nom. fo*>;w mit verlust des *. entsprechend dem 
skr. nom, dhara aus dharai . wie denn oft w = skr. ä ist. 
\uch dais ruweileu das innninativzeichen b - zugetreten ist, 
wie in Km^\ hat uichts auffalleödes. 

lieiu contr. /iv;,»^'. streng dorisch /oo;-^, äolisch 
f\y;*y nach den gesetzen dieser dialecte. 

Dat. eoatr. /\»o;.-i\ Dais die nncontrahirte form so 
selten isu hat ihrcu grund darin, dals i am leichtesten mit 
einem vorhergehenden vocale verschmilzt. So sind z. b. 
in de« dorischen idyllcn des Theokrit bei den neutris auf 
•*V ww^ *kn \wVtcrn auf -?c. gen. -*o^ die uncontrahir- 
ten formen vier übrigen casus sehr gewöhnlich, während 
dal su\^ immer den vvntrahirten ausgang et hat. 

Acc hx^; nirgends das 4 suhser. bewahrt, welches ja 
»weh \or oonsonanten am leichtesten der ausspräche ver- 
*ch>\mdcu mmste* So entstand die rbrm rooytiv, die in 
imtetmrtcn erhalten ist. und äolisch mit barytonesis /op/wr, 




beitrage zur grieeb. formenlehre und etymologie. 

entsprechend dem skr. dharäm. Von der im thessalischen 
dialecte allgemein gewordenen Verwandlung des co in ov 
finden sich aber^auch im ionisch -attischen dialecte einzelne 
anfange, so dafs hier das ov dem skr. ä entspricht, ohne 
dafs die Übereinstimmung zufällig durch contraction ent- 
standen wäre. So entspricht dem skr. dadämi zwar dldcoui, 
den analogen formen des Präteritums adadäm, adadäs, ada- 
dat dagegen kdiSovv, tdiSovg, tdidov. Eben so ist aus /op- 
ywv das ionische Toqyovv geworden, oder wahrscheinlich 
richtiger ToQyovv, wie Herodian geschrieben zu haben 
scheint. Der circumflex konnte sich leicht von den übri- 
gen casibus obliquis her einschleichen. Dafs nicht auch 
im nom. oj in ov überging, erklärt sich durch das in der 
zeit der Verwandlung des accusativs dort noch ausgespro- 
chene iota. Dafs auch die gewöhnliche form rooyw nicht 
aus ToQyoa, wie gewöhnlich angenommen wird, sondern 
aus ToqydiV entstanden sei, dafür spricht einerseits die 
gänzliche ungebräuchlichkeit der uncontrahirten form auf 
-oa; man vergleiche damit z. b. wie oft sich von dem ein- 
zelnen worte r^wg der accusativ rjoa sicher nachweisen läfst, 
s. no. 18. Anderseits zeugt dafür der bestbeglaubigte ac- 
cent, da aus Toqyoa ja Togyco werden mufste, was Pam- 
philus deshalb auch verlangte. Die annähme aber, dafs 
aus der älteren form ToQywv durch abfall des v Togyd ge- 
worden sei, entbehrt keinesweges der analogie. Denn nicht 
allein hat in Wahrheit der acc. in decl. HI. überall sein 
eigentliches casuszeichen m, woraus griech. v, verloren, 
vgl. noda mit skr. päd -am, lat. pedem, sondern es hat 
auch der abfall des v mehrfach nach cd statt gefunden wie 
in kay(ü, Keo), wo die annähme eines metaplasmus zu decl. 
HL nur ein nothbehelf ist. 

Voc. hat ganz die älteste form bewahrt, wo nicht der 
nom. statt seiner gebraucht wird; denn auch der accent 
ToQyol wird als der ursprüngliche des Stammes zu betrach- 
ten sein. Die äolische nebenform cJ Wdnq?' ist auf ver- 
schiedene weisen gedeutet, s. Lobeck Rhem. p. 323. Ich 
habe sie Diall. I. p. 115 mit Seidler als Wdn<po, dagegen 



102 Ahrens 

IL p. 510 wegen des äolischen ava, s. unter no. 18, als 
Wdiupa gefafst, in beiden fallen aber eine abgekürzte form 
für WccTKpoi anerkannt, ohne mit -andern auch eine neben- 
form des nominativs Wanya anzunehmen. Diese ansieht 
wird auch durch das sanskrit unterstützt, wo manche fe- 
minina auf ä statt des vocativs auf & eine verkürzte form 
auf ä haben wie ammä, s. Pott etym. forsch. II. p. 259, 
welcher im griechischen sowol Wancpo als Wanya entspre- 
chen könnte. Uebrigens ist es auch möglich, dafs in Wancp 
eine elision des oi anzuerkennen ist, da der äolische dia- 
lect gleich dem lateinischen auch elisionen der langen vo- 
cale und diphthonge über das gewöhnliche mafs hinaus ge- 
kannt zu haben scheint, was ich jetzt nur andeuten kann. 

Der plural würde nach derselben analogie der Wörter 
auf -i/g folgende formen erhalten: nom. rogyoeg, gen. /op- 
yowv, dat. r6gyoiai, acc. ToQyoag oder mit contraction 
nom. roQyovq, gen. rogywv, dat. roQyöiöi, acc. ToQyovg, 
da der contrahirte aecusativ dem nominativ nach bekannter 
regel gleichlautend sein mafs. Da also sämmtliche casus 
au/ser dem nom. und abgesehen vom accent des accus, den 
formen der decl. II. gleich waren, so ist es nicht zu ver- 
wundern, dafs einerseits der acc. den acut haben zu müs- 
sen schien (obwol der circumflex für ursprünglicher gelten 
mufs) , anderseits auch der nom. der analogie der decl. II* 
folgte. Obenein entspricht le%oi auch dem nom. plur. in 
decl. I. &eat nur mit der Verschiedenheit des vocales, wel- 
che auch sonst die Wörter auf io von denen auf ä (r/) trennt. 
Die vereinzelte form Khw&cSeg enthält wenigstens eine erin- 
nerung an die ältere bildung auf -oeg. 

15) Es bedürfen nur noch die formen des genitivs auf 
- wg in inschriften, wo der stammdialect die contraction von 
-oog in -ovg fordert, und der dativ Actvcp in der kretischen 
inschrift no. 2554 einer erklärung. Ich habe Diall. II. p. 
238 diese bildungen für jüngere der analogie der ersten 
declination gefolgte erklärt. Es scheint mir aber jetzt sehr 
denkbar zu sein, dafs dieselben auf eine uralte abwandlung 
zurückweisen, deren reste sich gerade in der Volkssprache 



beitrage zur griech. formenlehre und etyraologie. 103 

einzelner gegenden erhalten habe. Nach dem oben erläu- 
terten principe der weiblichen declination würden nämlich 
bei vollerer anwendung desselben auch die stamme auf 01 
im gen. und dat. die endungen - ccg und - # erhalten haben, 
und von einer solchen ab Wandlung sind auch noch merk- 
würdige spuren bei einigen alten volksnamen übrig. Zuerst 
in der form Kgioicc oder Kqi^a neben Kqiw, s. oben s. 92 
anm. 2. Denn ein genitiv Kpiqiag von Kpup würde laut- 
lich aufs beste dem skr. dharäjäs von dharä (statt dharäi) 
entsprechen, und aus ihm konnte sich dann leicht jene neue 
form des nom. herausbilden. Ferner eine Stadt in Argolis 
wird Olvt], Oivot], Oivcii] genannt mit dem gentile Oivaiog; 
zwei attische demen und eine Stadt auf Icaria heifsen Olvori 
gleichfalls mit dem gentile Oivoclog; eine Stadt in Elis wird 
Olvori oder Oivoia geschrieben; endlich als alter name der 
insel Sikinos ist Olvoit] überliefert. Alles dieses zusammen- 
gehalten fuhrt auf eine form Oivcp= Ohr], aus deren altem 
genitive Olvoiag, Olvoag oder Oivqiag wie Kgupag sich jene 
nominative entwickeln konnten. Qsiaoct, der name eines 
arkadischen ortes und der amme des Zeus, ist deutlich 
nichts als Oyoco die säugende von &rjocu mit der bei 
mythischen namen so beliebten bildung; das ei statt t? ent- 
spricht genauer dem skr. e in dhe (tränken), vgl. Benfey 
wurzellex. II. p. 270. Zu demselben stamme gehört 'Apal- 
&eicc, die den Zeus säugende ziege oder nymphe, mit dem 
zweiten theUe des namens, auch Trj&vg, die pflegerin der 
Bhea, die i*t]T7iQ, wie sie Homer nennt, durch reduplica- 
tion gebildet wie rt]&r}. Besonders häufig ist diese form 
der Ortsnamen im Peloponnes, wie Meooocc, ^dvxoa, <PoX6tj, 
'jilipsuioa, Kagoia, gewöhnlich Kctgva genannt, bei Polyä- 
nus Kdoa, was vielleicht mit unrecht für corrupt gilt, u. a. 

Wurden nun aber jene alten formen roQyoag, Toqyoy 
contrahirt, so entstanden daraus ohne unterschied der dia- 
lecte rogyaig, roqyq), also gerade diejenigen formen, um 
deren erklärung es sich noch handelte. 

16) Unter den ableitungen will ich nur die lokalen 
adverbia der Ortsnamen erwähnen, welche fast wie casus 



104 Ahrens 

sind. Diese bildungen sind bekannt von üvO-to, 6qkü, Kqioo. 
Zuerst Ilv&ttiSe, 0Qiw£e, Kquo£e, wo das enklitische St = 
£e in gewohnter weise an den accusativ gefügt ist. Die 
von Aristarch vorgezogene accentuation üvO-cide, s» scholl. 
II. /?, 262. Apoll, de pr. p. 112 ist ursprünglich richtiger. 
Aber auch Ilvd-aiSe, wie Pamphilus schrieb und nicht sel- 
ten die handschriflen bieten, Qqlw^e, Kgu*)£e, (nie Qqioo^e, 
Kgi<ii£e) lassen sich rechtfertigen, weil sehr natürlich, nach- 
dem die beiden Wörter Ilv&ci Se u. s. w. durch vielseitigen 
gebrauch in ein adverbium verschmolzen waren, das gesetz 
des accentes für einzelne Wörter sich geltend machen konnte. 
Dagegen Qqico^s scheint falsch. 

Auf die frage wo? ist die ursprüngliche locative form 
des Singulars in TIv&oC Pind. I. 6, 51 (aus üv&oi-i) und 
contr. Hv&oi. Mit der eigentlich dem plural zukommen- 
den endung ai sind Qqiüjöiv (unrichtig Oolcoaiv geschrie- 
ben) und Kqiwsiv dem skr. loc. plur. dharäsu entsprechend 
mit (ü = ä. Aber gebräuchlicher ist Qgiäaiv oder Oqiyjgiv 
(auch OgiaGi geschrieben), an Qola sich anschliefsend und 
gleichfalls mit der skr. form stimmend, aber hier ?7 = ä. 
Mit der endung #«», welche unmittelbar oder mittelst des 
bindevoeales o an den stamm gehängt wird, sind Uv&ca&ev 
Steph, und Piml. Isthin. L 65, Koiw&ev und QqI^&bv, Kqi- 
i;&9*\ welche dieselben vocalverhältnisse zeigen als die auf 
m«k Oa^e^en tlvftöfrw Steph. weiset auf eine form IIv&oq 
Irin, wie auch das gentile JTv&iog. Nach analogie dieser 
tWtn wird man in 0. 1. no. 305S JTOQEN nicht, wie 
ich OialK W p. ST-l vorgeschlagen habe, in Aarü&ev, son- 
dern in ,/nroi**r «u verwandeln haben, zumal da auch zu 

ikH*> \}\\ Kreta^ das gentile -/«no** lautet. Ueber üv&o)- 
**%\ v * % /lt**w*o**<rr $. no. IT. Der regelwidrige accent in 
f\»4*ie», K^ifcr scheint gaiu richtig und der alten neigung 
der feminina c\\x oxvtonirung augehörig zu sein. 

t? x Kini^e t'eminiua «eigen doppelformen auf -« und 

i-zi, >*vn, -o»w. selten «v*\y% oder wenigstens einzelne me- 
M|vUuucn an« der einen form in die andere. 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 105 

Jlv&ri ist bei Homer, Hesiod, in den hymnen an 
Apollo, auch bei Aeschylus und Herodot die herrschende 
form: nom. IlvO-ci h. Ap. 372, dat. und loc. Ilv&ot D. i, 
405. Od. &, 80. Theog. 499. h. Ap. 390, acc. IIv&<6 h. 
Ap. 183. 515. Aesch. Pr. 661. Herod. 1, 54 und in IIv&(a8e 
Od. X, 580. Scut. 480. Mit v erscheint zuerst üv&diva 
II. ß, 519 im schiffskataloge und h. Merc. 378. Pindar hat 
diese bildung beständig in den obliquen casus Ilv&tävog, 
llv&wvi (dies auch Simonid. fr. 154. Theogn. 807), nv&aivcc, 
auch UvdwvdSe Ol. 6, 37. 9, 12 und nv&covo&ev P. 5, 98 
(schon Tyrtaeus fr. 2); dagegen nom. Ilv&ob P. 4, 66. 10, 4, 
locat. IIv&oi Isthm. 6, 51, IIv&öl Ol. 7, 10. 13, 37. P. 11, 
49, auch Jlv&w&sv Isthm. 1, 65. Auch bei den spätem 
sind die locativen formen Ilv&oi und Ilvd-dSe im gewöhn- 
lichen gebrauche; der nom. Jlv&oiv scheint der guten zeit 
fremd zu sein. Die derivata wie üvO-iog, üv&uiog, IIv&6- 
ScoQog, üv&oTdfjg zeigen das v niemals. Hiernach scheint 
es klar, dafs Uv&ci die ältere form ist und das v nur ein 
jüngeres flexionsmittel bildet, wie in älwg, älwvog, dem 
sicilischen fiQwg, tfgcovog Diall. H. p. 241 , den lateinischen 
Sapphonis, Minonis. Das aufkommen dieser formen wurde 
aber auch durch die analogie der zahlreichen Ortsnamen 
auf -wj/, gen. -ävog unterstützt. 

yhr)%ci, att. ßhri%w beruht im nom. nur auf den Zeug- 
nissen in scholl. Arist. Ach. 861. 874 und Suid., wogegen 
die anderen casus gen. -ovg, dat. -ot, acc. -w gute aucto- 
rität haben, s. Lobeck ad Soph. Aj. p. 172 und Thesaur. 
Daneben ist 6 , rj yhfytav , gen. y\r\%(avog im gebrauche und 
das femininum rj yX-ffttov wird als barytonon bezeugt durch 
Arcad 16, 15. Theodos. p. 128. Aber aus Phrynich. p. 30, 
15. Arcad. p. 16, 5 folgt, dafs nach genauerem gebrauche 
das femininum ein oxytonon war, also yh^w, yXrixwvog, 
wenigstens bei Dörfern und Ioniern (bei Phrynich. ist yhri- 
Xwva für yfo]%6va, bei Arcad. xal prj diä rov ß" für xccl 
Sia rov f zu schreiben). Man erkennt hieraus, dafs ur- 
sprünglich 6 y\ri%w und rj yhyx * 8 ^ cn verhielten wie viele 



106 Ahrena 

männliche namen auf wv und weibliche auf w, dafs aber 
bei dem femininum die abwandlung mit v durch den ein- 
flufs des masculinums sich frühzeitig einschlich. 

Togyd ist die bei Homer und Hesiod herrschende 
form, wie schon in scholl. H. &, 349 bemerkt ist, nämlich 
roQyci IL X, 36, rogyovg #, 349, wo Zenodot Togyovog 
las, Togyovg Hes. Sc. 224, Togyovg als acc. pl. Th. 274, 
aber freilich rogyoveg Sc. 230, wo man ursprüngliches Jop- 
yoeg vermuthen kann; aber das scutum ist wenigstens nicht 
echt-hesiodisch. Bei Herodot ist nur rogyovg 2, 91. Pin- 
dar hat nur die formen mit v: Togyovog, Togyova. Den 
Attikern schreibt Thomas Mag. p. 194 rogyoi, rogyovg zu, 
und allerdings scheinen die tragiker die singularformen mit 
v nur in der appellativen bedeutung des gorgonenhauptes 
= yogyoveiov gebraucht zu haben, wie rogyciv Ion. 1421 
und Rhes. 306 nach der besseren lesart (Tugyw vulg.), Tog- 
yovog Erechth. fr. 17, 46, Togyova Or. 1520, während in 
diesem sinne ein Togyd, rogyovg nie sicher steht. Dagegen 
Herc. f. 881 ist statt des wunderlichen Nvxrog rogywv 
ixaroyxecpaloig \ ocpiwv la%iqfAccci wo die Lyssa Nvxrog Tog- 
ydov genannt sein soll, vielmehr zu schreiben a Nvxrog 
yogyüv \ k%. öcp. la%., so dafs yogywv epitheton zu öcpicov 
wird ; für Togyovog Phoen. 458 hat schon Valckenaer rich- 
tig die durch den bessern rhythmus empfohlene form Tog- 
yovg verlangt; Herc. s. 990 wird für aygiombv öppa Tog- 
yovog rgiqpwv oder orgicptüv, was kaum erträglich scheint, 
zu lesen sein yogyov ov crgtyeop d. i. ög&oig ocp&aXpoig. 
Dagegen im plural haben die tragiker immer rogyoveg u. 
s. w. Der frauenname Togyia scheint nie mit dem v vor- 
zukommen, aufser Stob. 7, 31 in der handschriftlichen les- 
art Togywvri oder TogyovYi Aaxedccipovicc, wofür richtig 
Togyu yi A. geschrieben ist. Das adjectivum lautet bei 
Homer und Hesiod r6gyuog, erst bei Aeschylus Prom. 793 
Togyovua TieSict, wo es sich aber auf den plural TogyovBg 
bezieht. Nimmt man zu diesem thatbestande des älteren 
gebrauches hinzu, dafs Togyd, wie oben bemerkt, = yogyq 
erscheint, so kann es kaum zweifelhaft sein, dafs Togy*» 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 107 

die echte alte form ist und das v zuerst nur als hülfsmit- 
tel der declination gedient hat, insbesondere im plural; den 
nom. roQywv dürfte selbst Pindar nicht gebraucht haben. 
In der appellativen bedeutung setzte sich das v am feste- 
sten, weil die appellativa auf (o überall aus dem gewöhn- 
lichen gebrauche kamen. 

MoQpoi, dem vorigen ganz entsprechend, zuerst bei 
Aristophanes, erscheint gleichfalls mit dem v, theils im plu- 
ral Xenoph. Hell. 4, 4, 17 MoQfiovccg, theils in appellativer 
bedeutung, wo es den schild des Lamachos bezeichnet, 
Arist. Pac. 474 fioQfiovog, Pac. 582 pogpova. 

&i]lol = ürilri s. ob. no. 7 mit acc. pl. &t]k6vag bei 
Plutarch, s. Buttm. gramm. I. p. 210. 

eix(o 9 der nom. bei Hesych. elxci, elxriv, x a ß aXT VQt 
oxfjig ohne allen grund bezweifelt, auch in Anecdd. Oxx. 
IV. p. 170, 8 erwähnt. Das wort kommt zuerst bei den 
dramatikern und Herodot vor. Jene scheinen nur die for- 
men von elxci gebraucht zu haben, gen. elxovg, acc. elxci, 
acc. pl. elxovg oder elxovg; dann elxdv in der sehr corrum- 
pirten stelle Herc. f. 1002 ist selbst sehr verdächtig, wie 
Fix richtig erkannt hat. Bei Herodot ist acc. elxci 7, 69, 
sonst elxova, elxoveg, elxovccg s. Dindorf dial. Herod. p. XVI. 
Bei den späteren ist elxdv, ovog herrschend; aber diese 
form scheint nicht weniger als bei den vorigen Wörtern eine 
secundäre zu sein. 

Bei den bisher betrachteten Wörtern haben sich über- 
all die formen auf w als die älteren, die bildungen mit v 
als jüngere, mindestens nachhomerische, dargestellt. Ein 
nominativ auf cov scheint bei keinem derselben vor dem 
vierten Jahrhundert vorzukommen, abgesehen von yoqym 
im appellativen gebrauche. Aufser Ilv&oi und yA^(ü, wo 
die flexion mit v, und zwar cov durch besondere* umstände 
begünstigt wurde, scheint sie zunächst besonders bei dem 
plural aufgekommen zu sein; alle jene Wörter gehören zu 
den wenigen auf cd, bei denen ein plural leicht vorkommen 
konnte. Anders ist das verhältnifs bei 

atjdoiv und #ۀk?wv. Hier sind die formen mit v 



108 Ahrens 

schon bei Homer und Hesiod: cojSdv Od. r, 512, arfiova 
Hesiod. opp. 203, yihfiw opp. 461, %ikiS6vi qp, 411. #, 
240. Ueberall sind die bildungen ohne v nur vereinzelt: 
cci]dovg Soph. Aj. 629, voc. ai]8oc Arist. Av. 679, voc. #g- 
hSoZ Anacr. fr. 67, Simonid. fr. 73, Arist. 1410, alles bei 
lyrikern oder in lyrischen stellen. Es ist kaum zu zwei- 
feln, dafs diese formen speciell dem lesbischen dialecte an- 
gehörten. Denn äijSovg wird in den scholien ausdrücklich 
auf ein mitylenäisches äi]dci zurückgeführt, Simonides aber 
(dem auch Aristophanes sein #6Ät<?oZ den scholien zufolge 
nachgeahmt haben soll) und Anakreon haben sich manches 
aus dem lesbischen dialecte angeeignet, letzterer gerade in 
jenem fragmente noch anderes. Bedenkt man nun aufser- 
dem, dafs auch das lateinische hirundo, inis = xefoSciv das 
n zeigt, so wird man nicht umhin können es für sehr alt 
zu halten. Eben so wird es mit aivdwv und TQvytiv sein, 
da nur die vereinzelten formen öivdovg und TQvyuig (s. oben 
s. 95 anm.) des v entbehren. Sehr zweifelhaft ist es mit den 
namen der insel 2aqSw, Denn während die älteren quel- 
len, Herodot und Arist. Vesp. 700 nur diese form haben, 
spricht anderseits das derivatum 2ctQ§6viog Herod. 1, 166. 
7, 165 (^agdtpog erst bei spätem) für JEagdciv. 

Man sieht aus dieser Zusammenstellung, dafs nur bei 
wenigen dieser schwankenden Wörter der historische that- 
bestand der griechischen spräche es erlaubt, die formen 
mit v für die altern zu halten, dafs also die ansieht, wel- 
che sogar alle feminina auf w aus N- stammen entstehen 
läfst, um so weniger gerechtfertigt erscheint, abgesehen da- 
von, dafs diese das v in nom. rogytp und voc. rogyoi un- 
erklärt lassen mufs (etwas anderes ist es mit dem äolischen 
metaplasmus von äqdciv zu dem sonst schon vorhandenen 
vocativ in -oZ). Auch die Sprachvergleichung scheint jene 
annähme wenig zu unterstützen. Wenigstens ist Bopp vergl. 
gramm. § 142 der meinung, dafs es ursprünglich gar keine 
weiblichen stamme auf v gegeben habe, wogegen freilich im 
griechischen aufser andern Wörtern besonders die zahlrei- 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 109 

feminina auf - Swv streiten, denen die lateinischen auf -do, 
gen. -dinis entsprechen. 

18) Endlich mufs ich noch die feminina rjcog und 
alöwg in betracht ziehen, welche man gewöhnlich nur 
durch das s im nom. von den Wörtern auf o) verschieden 
glaubt. Sehen wir, wie es sich mit ihrer abwandlung 
verhält. 

Nom. rjcog, aiScog. Ohne g hat nur Philetas aldw ge- 
braucht, s. Lobeck Ehem. p. 324. 

Gen. ijövg, aiSovg, äol. avcog, atäoog Diall. I. p. 118. 
Die uncontrahirte form Aoog ist Pind. N. 6, 54 mit recht 
des verses wegen statt 'Aovg hergestellt. 

Dat. t)oly aldo7. In dem versausgange aiSoi eixcov 
II. x, 238 hat Gerhard Lectt. Apoll, p. 143 mit recht alSoi 
verlangt. 

Acc. ijcü, al8w. Ueber den accent s. ob. no. 11. Die 
uncontrahirte form ?;o« wird EM. 351, 20. Et. Gud. 193, 
13. Anecdd. Oxx. I, 158, 5 ausdrücklich für ionisch erklärt 
(Et. Gud. 196, 14. Ann. Oxx. I, 158, 5 wird statt dessen 
falsch äolisch gesagt), und dieselbe ist von Gerhard a. a. o. 
mit recht statt fjai verlangt in den versausgängen rj(o Slav 
IL i, 240 und oft, ?}w <?' avrs Od. \p, 243, in i)ui tcoitov 
Hes. Opp. 572, wozu noch kommen rjd) fiifivov H. #, 565, 
rjcj fjLLfiveiv Od. er, 318. Die accusative ijovv und aldovv 
führt Gregorius dial. Ion. § 35 nach der gewöhnlichen les- 
art als ionisch auf. Aber in den meisten handschriften fehlt 
das beispiel alScS, alSovv und für rjui i]ovv hat cod. Meerm. 
'lob 'lovv, was Koen sehr gut als das richtige erkannt hat. 
Denn Gregorius spricht nur von den Wörtern auf w, und 
in den beispielen Arixw A)jtovp, ^Sanyot 2ancpovv müs- 
sen Atitw 2ct7i(pto für nom. gelten, nicht für acc. Das 
beispiel 'lovv konnte er aber diesen gewöhnlichen leicht 
aus dem ersten capitel des Herodot zufügen, welches er 
auch gleich in § 36 benutzt. Gebraucht ist r\ovv nur von den 
jüngeren dichtem Hedylus bei Athen. XI, 473, a und Leoni- 
das AP. VII, 422. Auch Herodot kennt nur ?}o> und al 3c5. 



110 Ähren* 

Voc. ijoi, aufol von den grammatikern aufgeführt wie 
Theodos. p. 998 Bekk., Joann. AL 13, 25. Aber darauf 
ist nicht mehr zu geben, als daft Theodosius unbefangen 
den plural und dual ai aiSoi u. s. f. durchdeclinirt, die doch 
gewiss nie vorkamen, wie er es denn auch selbst mit Kwg 
so macht. Man erkennt gerade nur, dafs die grammatiker 
meinten, i t ojg und cciSiog unterschieden sich nur im nom. 
von den Wörtern auf 10. Da von beiden Wörtern ein vo- 
cativ schwer vorkommen konnte, so wird sich keine beson- 
dere form dafür festgestellt haben. Jedoch scheint das 
ava der Sappho, welches Apollonius de pron. p. 596 als 
eine metaplastische form erwähnt, ein vocativ zu aviog 
zu sein, s. Diall. IL p. 516. 

Der attische dialekt hat t)wg in iu>g verwandelt und, 
im gen. mit fibergang zur sogenannten attischen decl. IL, 
weiter flectirt: gen. a», dat. &p, acc. «a>. 

Von dieser unregelmäfsigeren Umwandlung abgesehen 
zeigt aufser dem nom. doch auch der acc. deutlich eine 
Verschiedenheit von den Wörtern auf a>. Denn wie der nom. 
aldci, so ist der acc. i t ovv nur eine verfehlte erfindung 
grammatisirender dichter, und die echte Volkssprache hat 
weder einen nom. ohne g noch einen acc. mit v bei die- 
sen Wörtern gekannt. Nur dem äolischen dialekte wäre 
ein ceiior zuzutrauen, s. Diall. I. p. 113. Selbst von den 
accusativen der Wörter auf to ohne v wie AijTti unterscheiden 
sich nach den besten auctoritäten t)aj, aiSw durch den cir- 
cumflex, und dieser kommt ihnen deswegen zu, weil hier 
wirklich eine contraction statt gefunden hat Der ge- 
brauch der form t)6a im ionischen dialekte wird durch un- 
verdächtige Zeugnisse, in der alten epischen spräche durch 
die sichersten metrischen merkmale bekräftigt, während Ar}- 
roa u. dgl. nur als fictionen der grammatiker erscheinen. 
Es zeigt also der acc. die ursprüngliche Verschiedenheit 
der feminina auf wg von denen auf 10 noch sicherer als der 
nom., welcher doch in einigen seltenen fallen auch bei den 1 
Wörtern auf w ein £ angenommen hat. Die Überzeugung 
von dieser Verschiedenheit kann auch nicht dadurch ge- 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 111 

schwächt werden, wenn das äolische ava wirklich als vo- 
cativ zu avcog gehört wie Wdncpa zu Wanyxo ; es wäre dies 
nur ein specifisch äolischer metaplasmus wie dtjSöi zu äqSciv. 

Der unterschied wird noch deutlicher, wenn man den 
homerischen gebrauch genauer betrachtet. Von femininen 
auf cd finde ich in Ilias und Odyssee folgende beispiele des 
gen. dat. und acc. 

Gen. Aijxovg a, 8. S, 327. n, 849; rogyovg &, 349; 
Kalvxpovg S, 557. «, 14. #, 452. [i, 389. ? , 143. 

Dat. xQ ei °i &9 57; xccfiivol a, 27; Afjxol v, 72; «., 
607; IIv&ol i,405; &, 80. 

Acc. Arixdi (f, 497; l, 580; Geavri k, 224; TZ^w 
A, 287; Tlv&oiSs A, 581. 

Unter diesen feilen sind unter 9 des genitiys 2, wo 
der vers die uncontrahirte form nicht erlaubt, «., 8 Arjxovg 
xal,.!;, 327 AriTovg kgixvSiog\ unter 7 des dativs 4, w, 607 
Ayixoi ladoxexo, i, 405 IIv&ol &i Ttsxgtjiaa^ &> 80 Hvd-ol 
hv r]ya&irj, &, 57 XQ U0 ^ ävayxafy; unter 5 des acc. einer, 
A, 227 77>?(>cw r&ce. Man sieht hieraus deutlich, dafs die 
uncontrahirten formen, wenn sie auch wenigstens im gen. 
und dat. der homerischen spräche erlaubt waren, doch kei- 
nesweges ausschliefslich gebraucht sind. 

Ganz anders stellt sich das verhältnifs bei rjdg und 
aidrig. Nach Seber's Argus findet sich i)ovg 6 mal, ctlSovq 
3 mal, i}ol 15 mal, a\8oi 4 mal, ?J« 24 mal, alSw 7 mal. Hier- 
unter ist ein fall, wo der dativ alSoi des verses wegen auf- 
gelöset werden mufs, x, 238, 12 fälle, wo aus demselben 
gründe r\6a statt r\Gt nothwendig ist, i, 240. Ä, 723. <x, 
255. i, 151. 306. 436. ^ 7. n, 368. r, 342 — &, 565. ex, 317. 
i/>, 243. In der überwiegendsten zahl der übrigen falle ste- 
hen die formen vor der bukolischen cäsur, wo der spon-* 
deus wenig beliebt ist. Nur in vier fallen unter allen 59 
wird die herstellung der uncontrahirten form durch das 
versmafs verwehrt, nämlich: #, 470 r}ovg Srj, &, 525 rjovg 
Tgmaat, S, 188. xov g* 'Hovg ixxuvt (paeivijg dyXaog viog, 
v, 171 ovS* alSovg fidtgav '4%ovgiv. Aber an den beiden 
ersten stellen hat rjovg, wie sonst nirgends bei Homer, die 



112 Ahrens 

bedeutung von mwor. Zenodot las statt dessen an der 
ersten stelle, (gewifs auch an der zweiten, welche bei Arist. 
durch die athetese zweier verse wegfiel) aag, was nach 
Hesychius bei den Böotern in jenem sinne gebraucht würde. 
Sehr richtig urtheilt Düntzer de Zenodoto p. 51, dafs Ze- 
nodot jene auffallende form doch in handschriften gefunden 
haben mulV* und ich bin sehr geneigt sie für die echte zu 
halten, vgl. IT, 4. In der letzten jener stellen ist aiSovg 
uoioa eine bei Homer sonst ungebräuchliche ausdrucks- 
weise: es konnte statt dessen ursprünglich aiSoog aiaccv 
gestanden haben, vgl. ikxiSog aica r, 74. In S, 188 konnte 
man durch die Umstellung 'Hoog bv q exreive helfen, vgl. 
Yols z. hymn. Dem- vs. 66. Aber, man darf sich überall 
nicht wundern, wenn in unserem homerischen texte einzelne 
fehler gegen ein verdunkeltes altes Sprachgesetz vorkom- 
men. Auf jeden fall ist es klar, dafs bei i)(og und alSaig 
in der homerischen spräche der gebrauch der uncontrahir- 
ten formen viel häufiger war als bei den Wörtern auf ca. 

Fragt man nun aber, woher die eigentümliche ab- 
wandlung der beiden Wörter rühre, nämlich ohne contrac- 
tion ijiag, r t 6og^ i;oi", i)oct, so ist es sicher, dafs der eigent- 
liche stamm nicht HO sein kann, weil dieser der zweiten 
declination folgen würde, sondern dafs in i)6og einer der 
consonanten ausgefallen sein mufs, welchen die griechische 
spräche so viel feindschaft gezeigt hat, nämlich der Spiran- 
ten. Dafs dies aber kein j ist, geht aus der bisherigen 
darstellung hervor; eben so wenig ist es ein jr, weil sonst 
nom. acc. ijovg, ijovv lauten würden nach analogie von 
ßovg, fioog, fiot, fiovr. Es bleibt also nur die annähme 
eines a übrig, und mit dieser stimmt die ganze ab Wandlung 
vollkommen. Denn von einem weiblichen stamme H02 
mulste nom. mit vocaldehnung i)oig lauten wie evyevi'jg von 
El.rJLyEJS und dann weiter unter ausstofsung des a wie 
evyeriog, -ii\ -e«. Man vergleiche auch skr. nom. apsaräs, 
gen. -rasas, dat. -rase, acc. -rasam. 

Dafs in r t dg das o zum stamme gehöre, hatte auch 
schon Benfey wurzeil. I. p. 27 sehr richtig erkannt, und 



beitrage zur griech. formenlehre und etymologie. 113 

daraus, dafs dieses a auch in dem compositum icoacpogog 
beibehalten wird. Diese dem attischen Zcog entsprechende 
benennung des morgensterns findet sich auffallender weise 
auch schon bei Homer II. tp, 226 r^iog d' 'EwacpoQog iiai 
also dreisilbig; ferner bei Hesiod Th. 381 TixTev'Ecücyoyov; 
Pindar dagegen hat Isthm. 3, 42 'AvxscpoQog dreisilbig. Rich- 
tig hat Benfey bemerkt, dafs in der letzten form das (o 
falsch sei, da durch Zusammensetzung mit dem stamm 
'Aoacpogog entstehen müsse, und so wird Pindar auch ge- 
wollt haben und das w erst bei der Umschreibung in ioni- 
sche schrift falschlich durch die erinnerung an das gewöhn- 
liche 'Ewacpogog hineingekommen sein. In diesem ist das 
(o ganz richtig, weil das attische eco auch aus tjo wird. 
Aber diese attische form ist bei Homer und Hesiod, denen 
'icog ganz fremd ist, unglaublich. Hier mute man vielmehr 
'HwocpoQog erwarten, welche form auch Theogn. p. 97, 4 
wirklich neben 'EooccpoQog erwähnt, oder vielmehr 'Hoacpo- 
gog, und dieses kann auch bei Homer ohne weiteres, bei 
Hesiod unter der änderung tixt 'Hoacpogov hergestellt wer- 
den. Auffallend bleibt die dreisilbigkeit des wortes bei Ho- 
mer und Pindar. 

Weniger zutreffend bleibt der beweis, welchen Benfey 
für den stamm 'H02 aus der Sprachvergleichung entnimmt, 
zunächst aus lat. aurora und skr. ushas. Ueber den eigent- 
lichen Ursprung von tjoig will ich im nächsten abschnitte 
reden. Ahrens. 



Seltene namen. 

Es gewaehrt mir freude immer mehr und mehr wort- 
stämme in dem unermefslichcn schätze unserer alten eigen- 
namen aufzuspueren. Gerade die seltneren namenbildungen 
sind die anziehendsten; das erste mal, wo man einer sol- 
chen begegnet, traut man oft seinen äugen nicht, glaubt 
eine verderbte lesart zu wittern und merkt sich zweifelnd 
die form an, bis eben dieselbe oder eine aehnliche unver- 
iii. l. 8 



114 Forstenmim. 

muthet in einer zweiten oder dritten «teile etwa in irgend 
•anem necmioirrani • -änem mancipienregister. einer zeugen- 
onterschriii anrbiacht and so den wirklichen gebrauch einer 
ursprünglich nur ac nüchtern vermutheten namengruppe aufser 
zweijei -setzt. Ich hebe hier raer diesmal eine anzahJ von 
dreiisüi solcher kleinern namengnippen hervor, wie sie mir 
rerade in den wurt kommen: meines Wissens ist noch keine 
derselben bisher irgendwo zusammengestellt oder besprochen 
worden. Eine zweite oder dritte lese stelle ich vielleicht 
naechstens an: vorrath ist noch arenog fuer eine reiche 
ernte solcher fruchte, aber noch sind manche nicht fiier die 
ernce reit 

IGt meinen deutungen fasse ich mich kurz und lasse 
mich auf weiter hergeholte hypothesen nicht ein, wohl wis- 
send, dals mit dergleichen leicht ein pack sehen gefüllt 
werden, ohne dais dabei etwas wesentliches herauskommt; 
lieb waere es mir, wenn ich abweichende und besser be- 
gründete anrichten ueber einzelnes vernaehme. 

BAIX. 

Baino Xeugart a. 762 (X. 36\ Bainus Mon. Germ. II, 
2*21 v inn. Xant.) 275 — 2S2 (gest. abbat. Fontan) ; Pardes- 
sus a. 64S (N. 312)\ Beinung cod. Laurish. sec. 9 (N. 427). 
Beining cod. Laur. sec. 9 (X. 377). Peinunk St. P.*). Bai- 
nobaudes Amm. Marc. XTF, 11; XYL 12. Beinhard cod. 
Laur. sec. 9 öfters: Peinhart Ried a. 866 (N. 50). Ein 
Beinher schhelse ich aus ortn. Beinheresstad Schannat a. 
800. In nhd. famihennamen begegnen wenig spuren dieser 
namenbildungen. Im Berliner adrelsbuch lese ich Bein, 
Peine, Peinemann, im Breslauer Beinert, Peinert, in ande- 
ren aehnüches; in den namenregistern mehrerer grofsen 
stftdte finde ich kaum eine einzige dahin gehoerige form. 

Diese namen stelle ich zu goth. ahd. bain os, crus ti- 
bia; doch bleibt zu erwaegen, ob nicht diesem worte frue- 
her eine andere bedeutung beigewohnt habe, etwa die von 



*) so kürze ich das verbruedernngsbuch von St. Peter- in Salzburg ab. 



seltene namen. 115 

kraft, wie das innerste des beins, das mark, jetzt noch sym- 
bolisch die kraft bedeutet. Eine solche bedeutung scheint 
fuer namen passender als die vielleicht nur abgeleitete von 
Jmochen. 

Weit häutiger als die oben verzeichneten formen stö- 
fsen uns solche mit Ben- auf, namentlich bei Sachsen und 
westlichen Franken. Ein theil derselben mag auch zu bain 
(alts. ben) zu stellen sein, doch bieten sich gerade fuer 
diese formen noch mehrere andere naheliegende theils wahr- 
scheinlich theils auch fuer einzelne falle sogar sichere deu- 
tungen dar, so dafs es unthunlich ist sie ohne weiteres hier 
anzureihen. 

BANC. 

Bancgot Wigand trad. Corb. 283. Pancoard Lupi a. 
842 (I, 698). 

Am besten wol zu altn. banga schlagen, stofsen, wozu 
noch engl. bang. Mit ags. banc tumulus oder mit ahd. 
banch, ags. benc, nhd. bank können jene namen nichts ge- 
mein haben. 

BLANC. 

Bianca mon. Germ. VI, 128 (Ademar. histor.), wozu 
vielleicht Blancia mon. Germ. X, 365 (Hugonis chron.). 
Blanchard bei Guerard a. 1070 neben Blancard. Blancho 
fuehrt Graff III, 254 an, Vielleicht aus dem Ortsnamen Blan- 
chinheim geschlossen. Nhd. begegnen oft die verschiedenen 
Schreibungen Blanc, Blanck, Blancke, Blang, Blank, Blenk, 
Planck u. s. w. Auch Blanchard findet sich (z. b. in Ber- 
lin), wird aber wol falschlich franzoesisch ausgesprochen. 

Das etymon zu alle diesem ist nord. blank, ahd. blanch 
weifs. 

CHIN. 

Chinechildis Pardessus a. 661 (N. 340) u. 664 (N. 350). 
Chinemund ebds. a. 615 (N. 230). Chinold cod. Laur. sec. 
9 (N. 2257). — Chimbald Pardess. a. 723 (N. 528). Chi- 

8* 



116 Företemann 

mechildis mon. Germ. X, 635 (gest. episc. Tullens). Chi- 
merad Hontheim a. 865 (N. 102). 

Zwei kleine zu derselben wurzel gehoerige gruppen, die 
erste unmittelbar zu ahd. chinan germinare, die andere zu 
ahd. chimo germen. Die dritte dazu gehoerige weit groe- 
fsere gruppe, welche chint infans enthält, uebergehe ich 
hier, um es nicht mit allbekannten, sondern nur wirklich 
seltenen namen zu thun zu haben; nur bemerke ich, dafs 
der häufige name Withukind nicht selten sein schliefsendes 
d verliert (vgl. mon. Germ. I, 12; V, 570, 737; VI, 284ff.; 
VII, 377; VIII, 123, 592), was seinen grund vielleicht nicht 
blofs in der Verwechselung mit der diminutivendung kin, 
sondern auch zugleich in der wurzelhaften verwandschaft 
von kind und kinan hat. 

CNEHT. 

Chnectelin Neugart a. 894 (N. 606). Aotchneht St. P. 
(aus sec. 9). Ich erinnere noch an das vielleicht verderbte 
Wilchnig bei Lacomblet a. 941 (N. 93). 

Stammwort ist ags. cniht, cneoht, ahd. kneht juvenis, 
puer, servus, miles. 

DIL. 

TiUi cod. Laur. sec. 8 (N. 3298). Tila St. P. (aus 
sec. 9). Tilpurc St. P. (aus sec. 8). Dilegildis polypt. 
Irmin. s. 74. Vielleicht zu ahd. tilen, tilön delere destruere. 
Wir hätten dann in den obigen vier formen echt kriege- 
rische namen; dafs drei davon feminina sind, darf nicht auf- 
fallen. Mehr masculina, die hierher gehoeren, moegen sich 
verloren haben, oder sich vielleicht noch gelegentlich auf- 
finden lassen. 

Delo in den trad. Corb. 260 und Delheri ebds. 226 
möchte ich nicht herbringen, eben so wenig Tilo in der 
Frekenh. heberolle, wofuer sich andere anknüpfungspunkte 
finden. Unter den nhd. familiennamen finden sich die Schrei- 
bungen Diehl, DU1, Thiel, Thiele, Thile, Thilo, Tiele, Tile, 
Till, Tilo. Wer möchte entscheiden, was davon hieher gehoert! 



seltene namen. 117 

DUG. 

Tugus cod. Laur. sec. 8 (N. 701). Tukko St. R, Tue- 
eun (ablat., unbestimmt ob msc. oder fem.) aus sec. 9 mon. 
Germ. XI, 231 (chron. Benedictobur.). Dugilin St. Galler 
urk. von 761 (nach dem citat bei Graff V, 373). Dugiman 
trad. Wizenb. a. 830 (N. 172). Tugeman Schannat und 
Dronke a. 882. Tugolf Schannat und Dronke a. 890. Dazu 
rechne ich noch zweifelnd Docca, auf einem bei Äugst ge- 
fundenen töpferstempel aus roemischer zeit bei Steiner N. 
539; ferner Ortsnamen wie Tocchinwilari und Toggenburg 
und endlich nhd. familiennamen wie Tock, Toche, Tuch, 
Ducke. 

Im allgemeinen vergleiche ich zu diesen formen alts. 
und ags. dugan, altn. duga, ahd. tugan, valere, prodesse, 
pollere. 

DULG. 

Tulcho Graff V, 421 , vielleicht von Graff nur aus den 
Ortsnamen Tulgesheim und Tullihhinga geschlossen. Tulgilo 
(femininum) in einem instrum. venditionis von a. 539 bei 
Spangenberg und bei Marini (N. 114) mit Variante Thul- 
gilo. Marini bemerkt dazu: Costei e detta sempre Tulgila 
e Tulgilane dal Maffei e da' Maurini: il Gori nelP indice 
de' nomi delle donne pose Thulgida, Tulgila e Thulgilona. 

Vgl. altn. dolg kämpf, dolgr feind, vielleicht auch ags. 
dolg wunde. 

FAD. 

Fato St. P. Fatto Meichelbeck sec. 8 u. 9 (z. b. N. 
250). Fatuni Ried a. 821 (N. 21). Fattilin Neug. a. 757 
(N. 20). Fadiko und Vadiko Frekenh. Faderiko und Var- 
deriko ebds. 

Vielleicht sogar noch hierher die formen Fader (Wi- 
gand trad. Corb. 454) und Fater, das ziemlich häufig be- 
gegnet und welches unter andern der name eines abts von 
Kremsmünster sec. 8 war. Man könnte diese form als Fad- 
her fassen. 

Kaum glaube ich zweifeln zu dürfen, wenn ich diese 



118 Förstemann 

namen zu goth. fa)>s (thema fadi) vir, dominus stelle, das 
wir auf diese weise hier bis ins 10. jhd. hinein ein nachle- 
ben in den eigennamen fristen sehn. Ein so fest mit dem 
ureigenthum des indoeuropaeischen Sprachschatzes verwach- 
senes wort wie dieses konnte auch kaum spurlos untergehn. 

FAID. 

Feito Meichelb. sec. 9 (N. 651). Faidolf (sec. 11) mon. 
Genn. TX 3 649 (chron. mon. Casin.). Dazu vielleicht noch 
Faileuva (aus Faidleuva?) aus sec. 6 in dan mon. Germ. 
III, 6 (Guntchr. et Childeb. pact.), Feitir Neugart a. 861 
(N. 404) und Kausler (N. 135), Fetar St. P. Mundofaeda 
Pardessus a. 572 (N. 178). Fedane in dem bekannten an 
eigennamen so reichen testamentum Ermentrudis bei Ma- 
billon, Marini und Pardessus. 

Weiter ab liegen und gehoeren wol gar nicht hierher 
Fidegart Hontheim a. 853 (N. 87) und Fidubert Lacomblet 
a. 816 (X. 33); etwa Filubert zu lesen? Feiduhelm bei Neu- 
gart im index ist lesefehler; die Urkunde selbst liest Fri- 
duheliu. 

Jedenfalls ist das bestehen eines Stammes der oben be- 
zeichneten form in den eigennamen sicher; wo sollte man 
ihn besser wiederfinden können als in dem namentlich in 
den gesetzbuechern nicht seltenen faida inimicitia, pugna. 

FAND. 

Fanto St. P. (sec. 9). Fendio St. P. (sec. 8). Fan- 
dila (msc.) conc. Tolet. a. 653. Fantlindis pol. Irm. s. 37. 

Nur noch in diesen wenigen formen haftet eine spur 
des ahd. fendo pedes, ags. feöa (fuer fanöja). Holland, vent 
grolser junge (wovon Grotefend) und nhd. fant mag dem 
deutschen worte und dem lat. infans zugleich seinen Ur- 
sprung danken. 

FIN. 

Fingast cod. Laur. sec. 8 (N. 3186). Finmout aus un- 
bestimmter zeit im necrol. Augiense. Finnold Dronke a. 



seltene namen. 119 

777. Findolt bei Dronke a. 798 mag vielleicht nur ein 
eingeschobenes d haben, wie solches nicht selten ist. Autfin 
Lacomblet a. 827 (N. 44). Odfin ebds. zweimal. Oodfinnus 
Lacomblet a. 796 (N. 6). Sigifin Meichelb. sec. 9 (N. 557). 
Dazu vielleicht noch Femburg mon. Germ. II, 680 (translat. 
S. Alexandri), das fueglich fuer Finburg stehn kann. 

Es hiefse täppisch zufahren, wollte man* aus Odfin und 
Sigifin gleich ein Odwin und Sigiwin bessern, um nur recht 
alltaegliche namen zu haben. Das wirkliche existiren eines 
Stammes FIN in den namen scheint demnach ausgemacht. 
Wo wollte man seine etymologie anders suchen als in dem 
volksnamen der Finnen ! Es ist so natuerlich, dals ein von 
Tacitus zeiten her bis auf unsere tage den Germanen be- 
nachbarter volksstamm auch spuren in unsern eigennamen 
zurückgelassen hat, dafs es wunder nehmen müfste, wenn 
dem nicht so waere. Anziehend zumal ist der name Sigi- 
fin. Nimmt man dazu noch die bei St. P. dreimal erschei- 
nenden formen Siguwalh, Sigiwalh, Sigiwalc*), so wird die 
Grimmsche deutung der Sigambri aus Sigugambri dadurch 
aufs erwünschteste bestaetigt. 

FRAND. 

Frendun St. P. Frandildis pol. Irm. s. 262. Frendonil- 
dis pol. Irm. s. 161. Ich denke an eine entartung aus ahd. 
framadi fremd, nord. framandi. Die form erregt keine be- 
denken, und dafs die bedeutung sich eigne, beweist das in 
namen so ueberaus häufige Ali — . 

GOL. 

Golram Meichelb. sec. 10 (N. 1018). Golni Meichelb. 
sec. 10 (N. 1012). Golnod St. P. Dazu vielleicht Goyla 
Pardessus a. 734 (N. 554). 

Etwa zu goth. goljan salutare? oder auch zu ags. ga- 
lan canere, wovon göl cantus. Zu galan kann auch Gala- 

*) man merke auch noch Sigiwolch, Sigiwolh, Sigiwolc bei Meichelbeck 
und in den monum. Boicis, welche von dem sonst bekannten Sigifolc sorg- 
sam zu scheiden sind. 



120 Fönteman^ 

man gehoeren, das ans dem cod. Lauresh., dem pol. Irmin. 
und den fuldischen Urkunden genuegend bekannt ist. Ga- 
lafred bei Mabillon a. 803 und Galerannus bei Hugo Flo- 
riacensis (mon. Germ. XL 388) halte ich dagegen fiier Wa- 
lafred und Walerannus. Uebrigens ist bei allen mit Gol- 
anfangenden namen nachzusehn, ob nicht blofse falsche les- 
art fuer Got- vorliegt. 

HANG. 

Hanco Neugart a. 788 (N. 70), wozu vielleicht nhd. 
Hancke, Hank, Hanke, Hencke, Henke. Hangbert Wigand 
trad. Corb. 44. Hancwin erwaehnt Graff I, 868 und IV, 771. 

Ich möchte in diesen formen ahd. hangjan, hengjan, 
permittere, concedere sehn (das wir noch in nhd. verhängen 
haben), eben so wie auch das synonyme unnan zur namen- 
bildung dient. Nicht hierher gehoert Henghilta bei Neu- 
gart a. 831 (N. 248), da ebendas. auch die echtere form 
Henghilrata (fuer Engilrata) steht. Auch Hengerbold an 
einer der jungem stellen des pol. Irm. (s. 50) scheint nur 
dissimilation aus Hengelbold zu sein. Zweifelhaft ist Hengr- 
gis bei St. P. aus sec. 9. Formen wie Ancho, Ancoin oder 
gar solche wie die mit Hinc - beginnenden, sind sicher von 
diesem stamm zu trennen. 

LIÜHT. 

Leohtilo Meichelb. sec. 8 (N. 145 und sonst). Leoh- 
tolt Neugart a. 765 (N. 44). — Lihtger Frekenh. Liht- 
moht St. P. Lihtolf St. P. 

Man mochte die ersten formen zu ahd. Höht lux, die 
andern zu liht levis stellen, welche beiden Wörter ihrem 
sinne nach sich fast gleich gut zur namenbildung eignen. 
Da aber neben ahd. höht auch zuweilen liht, neben liht 
auch lieht vorkommt, da eben so auch im ags. statt leoht 
auch lyht, statt liht auch leoht gilt, so darf man auch bei 
den namen die scheidung nicht ganz streng vornehmen wol- 
len. In nhd. familiennamen findet sich Licht, Lichte, Lich- 
tel neben Leicht, Leichtle, Leichtlen. 



seltene namen. 121 

MAIT. 

Maitelm pol. Irm. s. 21. Mit hochdeutschem laute 
Meizolt St. P. mehrmals, und Meizolf cod. Laur. sec. 8 
(N. 3456). 

Zu goth. maitan, ahd. meizan schneiden, hauen; vgl. 
nhd. messer, metzeln, metzger, meifsel. Sollte nicht in je- 
nen namen ein zu maitan gehoeriger Waffenausdruck stecken? 
Eine nicht geringe anzahl von namen, die mit Mez- oder 
gar mit Maz - beginnen, fuehre ich hier nicht auf, da fuer 
sie sich bessere anknüpfnngspunkte finden. Auch Miezo 
bei Guden a. 1028 möchte ich von MAIT absondern. 

NOR 

Norinc cod. Laur. sec. 8 (N. 3215). Nuoring Schann. 
und Dronke a. 815. Nuorinch St. P. Nouring Schann. 
und Dronke a. 827. Vgl. nhd. Noehring, Nuering. — No- 
rigas cod. Laur. sec. 8 (N. 834) fuer Norigast? Noriher 
cod. Laur. sec. 9 (N. 809). Norlinc cod. Laur. sec. 8 (N. 
2745) wol aus Norilinc. Nurnhari St. P. sec. 8 aus No- 
rinhari. 

Ich stelle diese formen zu Norici, Noricum etc., wo- 
von auch die Ortsnamen Nurinberc und Noranstat. Man 
bedenke auch, dafs bei Sachsen und Westfranken kein name 
dieser form auftaucht. 

RANG. 

Ranchar mon. Germ. II, 582 (transl. S. Viti). Rang- 
har pol. Irm. s. 175. Rangar pol. Irm. s. 183. Ranchaus 
pol. Irm. s. 150, 158. Rangwic cod. Laur. sec. 8 (N. 970). 
Renco (ein episc. Arvernens.) im concil. Bituricense a. 1031 
und im concil. Lemovicens. a. 1031 und 1052. Vgl. die 
nhd. familiennamen Renke und Rencker. 

Ob der stamm auch als zweiter theil von namen vor- 
kommt, kann gezweifelt werden. Graff fuehrt IV, 219 ein 
auffallendes Gundaharancus aus einer St. Galler urk. von 
744 an. Ein noch wunderbareres Fastranc als abl. fem. 
lese ich bei Kausler a. 769 (N. 11), ein Luodorane (cas. 



122 Föwtemaiin 

und genus sind unbestimmt), das vielleicht Luodoranc lauten 
mufs, in den trad. Wizenb. a. 767 (N. 131), und ebds. a. 
718 (N. 227) ein ebenfalls ganz unbestimmtes Landurani. 

Aber auch diese zweifelhaften formen aufser acht ge- 
lassen, so ist doch ein stamm der form RANG in eigen- 
namen nicht zu leugnen und ich weifs ihn nirgends besser 
anzuknüpfen als an ahd. ringan luctari rixari und nament- 
lich an rang pugna. 

SAC. 

Sacco trad. Wizenb. a. 774, 780, c. 80Ö (N. 71, 90, 
183), Ried a. 808 (N. 14). Sahho Meichelb. sec. 10 (N. 
1036). Vgl. nhd. Sach, Sack, Saacke. Sacgila St. P. aus 
sec. 8. Sahmar Ried a. 808 (N. 14). Sacohilt St. P. aus 
sec. 9. Sahinc bei Schann. a. 807, wofuer bei Dronke 
vielleicht richtiger Sahsinc. 

Eine frage ist noch, ob Sac- auch in erweiterter form 
Sagan- in namen vorkommt. Schannat liest a. 773 Sagan- 
hart, Dronke ebds. Gaganhart. Saginbuddus findet sich bei 
Lupi a, 874 (I, 862). 

Als zweiter theil erscheint SAC in Engilsach bei Ried 
a. 973 (N. 107), wo eine besserung in Engilscalch vielleicht 
zu verwegen waere. 

Grundbedeutung dieser form ist kämpf, streit, erst 
spaeter anklage, beschuldigung, tadel. Dahin gehoert goth. 
sakan und die Substantive sakjis und sakjo, altn. saka und 
sök, ags. sacan und saca, ahd. sachan und sacha. Die äl- 
tere bedeutung haftet noch bis ins nhd. hinein in der for- 
mel eine Sache wider jemand haben und im substant. Wi- 
dersacher. 

SCAFT. 

Scaftuni zweimal bei St. P. Scaftrih dreimal ebds. 
Scaftolt zu folgern aus ortsn. Scaftoltesheim , der in den 
fuldischen Urkunden bei Dronke und Schannat im j. 788 
mehrmals begegnet. ScapÜah cod. Laur. sec. 8 (N. 470) 
wol fuer Scaftlah. Scaftleich cod. Laur. sec. 8 (N. 467), 



seltene namen. 123 

wofuer Scaphleich ebds. N. 644 (Scapfleich bei Schannat 
und Dronke a. 823). Scafwat bei St. P. steht wol fuer 
Scaftwat. Zu allen diesen formen nehme man endlich noch 
ags. Sceafthere, Scefthere. 

Ich stelle alle genannten namen zu ahd. scaft hasta, 
altn. skapt, wodurch sie sich in die kategorie der zahlrei- 
chen von waffen hergenommenen namen fliegen. Auch 
Scaphleich und Scafwat gehoeren wol eher hierher als zu 
ahd. scaffo creator conditor, obwol letzteres wort gleichfalls 
in namen erscheint. Ich finde es in Sceppo bei Schannat 
und Dronke a. 788; vielleicht begegnet es auch in dem 
namen Friuntskaf bei Neugart und Kausler a. 879 (wofuer 
bei dem ersteren a. 861 verderbt Fruitskaf und Fruitkaf;. 
Wer wollte als sicher behaupten, dafs dieser name Friuntskaf 
mit dem gleichlautenden abstractum wirklich identisch sei? 

SCOT. 

Scot St. P. Scothart pol. s. 129. Scotard pol. Irm. s. 
127. Sollte Ecotmar Ried a. 821 (N. 21) Scotmar zu le- 
sen sein? 

Ich lege diese formen vor, ohne eine bestimmte an- 
sieht ueber ihre etymologie aufdrängen zu wollen. Ob sie 
zum volksnamen der Schotten (ahd. Scoto) gehoeren? oder 
ob Grimm's ansieht in der gesch. d. d. spr. I, 222, dafs 
Scudilo (Amm. Marc. 14, 10) zu lat. scutum zu stellen sei, 
auch auf diese namen auszudehnen ist? 

SNEW. 

Sneoburg Lacombl. a. 838 (N. 53). Sneward Wigand 
trad. Corb. 429. Snewart necr. Aug. 

Ich scheue mich nicht diese formen zu ahd. sneo nix 
zu stellen, um so weniger als auch der reif (in beiden for- 
men, hrifo und hrim) in den namen mit Sicherheit sich fin- 
det. Mythologische beziehung, die ich kundigem aufzuhel- 
len ueberlasse, mag dabei obwalten. 



124 Förstemonn 

SNIÜM. 
Sniumperbt Mchelb. sec. 9 (N. 655). Sniumrat Mchelb. 
sec. 9 (mehrmals, z. b. N. 554). 
Sicher zu ahd. sniumi celer. 

THKAFST. 

Trafstila Iorn. 58. Trapestila mon. Germ. VIII, 128 
(Ekkeh chron. univers.). Trapsila mon. Germ. VTH, 312 
(Sigebert. chron.). 

Thrasteberga testam. Ermentr. bei Mabill. und Marini 
(N. 76), desgl. bei Pardessus (N. 452). 

Zwei herrliche namen, bei denen ich keinen anstand 
nehme, an goth. ]>raftsjan troesten, ]>rafsteins trost zu den- 
ken. Trafstila der Gepide ist also ein troestelin seiner ei- 
tern gewesen, Thrasteberga mufs ein älteres Thrafstibirga 
voraussetzen. 

Ich weise aber den stamm nicht blofs in gepidischer und 
altfränkischer, sondern auch in bairischer form nach. Wie 
nämjich Tatians fluobar, alts. fruobar, ags. fröfor solatium 
sicher zu ]>rafst gehoeren, so stelle ich auch hierher den 
namen des Salzburger bischofs Flobrigis, der z. b. bei St. 
P. und M. B. XIV, 371 begegnet. Eine andere stelle bei 
St. P. schreibt minder genau Flogbrigis. Hund metrop. 
Salisb. pg. 2 hat Flobargis. 

Wenn zu den genannten Wörtern wirklich, was trotz 
einiger bedenken wohl moeglich waere, ahd. trost u. s. w. 
gehoert, so mufs hierher gestellt werden Traostilo Ried a. 
821 (N. 21), welches dann sogar buchstäblich gleich Traf- 
stila ist, ferner Trostila Neugart a. 875 und 904, Trosthad 
St. P. und Trostmar Ried a. 834 (N. 30). 

THULD. 

Tulta Schannat a. 804 (wo Dronke Totta schreibt). 
Dultinc M. B. a. 986 (XXVIII), Ried a. 973 (N. 107). 
Doltiga Meichelb. sec. 9 (N. 865). Tulthere cod. Laur. 
seo. 9 (N. 724). Dultwin cod. Laur. sec. 8 (N. 2040). 

Zu ahd. dult, dulti, ags. ]>yld patientia. Doltiga fliegt 



seltene namen. 125 

sich prächtig zu ahd. dultig, ags. ]>yldig patiens. Oder ist 
goth. dutys ahd. tuld festum auch nicht gänzlich abzuweisen? 

THUND. 

Dundo cod. Laur. sec. 8 (N. 1506). Tunda zweimal 
bei St. P. Tonta ebds. (aus sec. 8) kann auch hierher ge- 
hoeren, wenn nicht etwa Touta zu lesen ist. Tundan St. P. 
(sec. 9). Tunti Meichelb. sec. 8 (N. 85). Dazu die dimi- 
nutiva Tunza Meichelb. sec. 9 (N. 980) und Tunzi Meichel- 
beck sec. 8 (N. 210). Ganz einzeln begegnet ein auf unsern 
stamm endender name, nämlich Restedunt Hontheim a. 955 
(N. 167). Es scheint mir kaum ein grund vorhanden die 
form fiier verderbt zu halten, an Restedunus (pol. Irm. s. 
100) denke ich dabei nicht im mindesten. 

Es ist nun die frage nach der etymologie dieser for- 
men zu beantworten. Am liebsten knüpfe ich sie an altn. 
J>und panzer, hämisch, ]?undr bogen, oder an ags. tud Schild. 
Ein anderes zu berücksichtigendes wort waere ags. }?indan 
(]>and, ]>undon, Runden) tumere, tumescere. Ein goth. ]mn)>8 
könnte grofs, gewaltig bedeutet haben. Der hochd. anlaut 
T fiele dann aus der regel der lautverschiebung heraus. 

TRIÜ. 

Triuhilt Dronke a. 800 (Schannat ebendas. Trudhilt) ; 
Dronke a. 824 (Schannat ebds. Truhilt). Triulaug Schann. 
a. 798. Triwolf Meichelb. sec. 8 (N. 49). Treuuolf Dronke 
a. 795 (Schann. ebds. Trenoulf). 

Entweder zu goth. triu arbor oder zu goth. triggva 
ahd. triuwa foedus. Vgl. Grimm gr. II, 478. 

UNC. 

Unchad Dronke a. 842 (N. 549). Ungheid aus sec. 
9 bei St. P. Ebendaselbst auch Unculus, was fiieglich fuer 
deutsch gelten kann. Uucheri bei St. P. möchte ich Unc- 
heri lesen. Dazu vielleicht noch Ungerat bei Dronke a. 841 
(N. 534), wofuer freilich Schann. ebds. Tingerat liest. 

Wie lint schlänge ein so ueberaus häufiges namensele- 



126 Kirchhoff 

ment geworden ist, so scheint auch das gleichbedeutende 
unc ein solches abgegeben zu haben. Namen, die auf unc 
endeten, mag es vielleicht nicht wenige gegeben haben; 
doch sind sie nicht mehr aufzuspueren , da die gleichlau- 
tende endung -unc es hindert sie ausfindig zu machen. 

WAEP. 
Werpenus Pardessus a. 633 (N. 264). Herwarp Wig. 
trad. Corb. 241. 

Muthmafslich zu goth. vairpa jacio. 
Wernigerode. E. Förstemann. 



II. Anzeigen. 

L Lange: Die oskische inschrift der tabula Bantina 
und die römischen Volksgerichte. 

(Göttingen. Vandenhoeck u. Ruprecht. 1853. pp. 88 in 8°.) 

Eins der wichtigsten denkmäler des samnitischen dia- 
lektes ist bekanntlich die auf der einen seite der tafel von 
Bantia vorfindliche oskische inschrift, bisher noch streitigen 
inhaltes. Mommsen, der zuerst eine zusammenhängende 
deutung des ganzen versucht hatte, glaubte in dem erhal- 
tenen bruchstücke das fragment der Übersetzung eines rö- 
mischen Volksbeschlusses zu entdecken, welcher die bethei- 
ligung der Italiker an der nutzung des römischen gemeinde- 
landes rechtlich zu ordnen bestimmt gewesen sein sollte. 
Obwohl nun Mommsen diese deutung mit unleugbarem 
Scharfsinne und aufwendung einer nicht gewöhnlichen ge- 
lehrsamkeit vom antiquarischen Standpunkte zu sichern ver- 
sucht hatte, so waren doch dieser deutung zu liebe die 
anforderungen sprachlicher methode zu wenig berücksich- 
tigt worden, als dafs sie unbefangene hätte ansprechen, 
geschweige denn überzeugen können. Ref. sah sich da- 
her veranlafst auf einigen anfangs dieses jahres erschienenen 



anzeigen. 127 

bogen die sprachliche analyse des uns erhaltenen textes 
nochmaliger prüfung zu unterwerfen und den versuch zu 
machen, auf grund dieser rein sprachlichen ermittelungen 
eine in den endresultaten allerdings von der Mommsen'schen 
ansieht wesentlich verschiedene auifassung des sachlichen 
inhaltes als die allein richtige zu empfehlen. Nach seiner 
ansieht hätten wir vielmehr in der oskischen seite der ban- 
tinischen tafel das fragment einer zwischen 573 und 636 
d. st. von commissaren des römischen Senates für Bantia 
entworfenen gemeindeverfassung; jedenfalls wäre die ver- 
inuthung agrarischen inhaltes als durchaus unbegründet und 
unerweislich abzuweisen. Manche einzelnheiten blieben da- 
bei noch unaufgeklärt, manche nicht zu lösende zweifei 
mufsten der weiteren forschung zu beseitigen überlassen blei- 
ben. Diese lücken auszufüllen und die Untersuchung damit 
sprachlich und sachlich zu dem für jetzt möglichen ab- 
schlusse zu bringen hat sich herr dr. Lange in der ange- 
zeigten schritt zur aufgäbe gemacht. Indem er die sprach- 
lichen und sachlichen ergebnisse der Untersuchungen des 
ref. der hauptsache nach adoptirt und in der mehrzahl der 
zwischen letzterem und Mommsen streitigen punkte jenem 
sich anschliefst, versucht er vornehmlich die sachliche deu- 
tung weiter zu fördern. Ref. freut sich bezeugen zu kön- 
nen, dafs dies herrn Lange, namentlich was die sachliche 
deutung des Zusammenhanges von § 1 u. 3 betrifft, der 
dem ref. unklar geblieben war, entschieden gelungen ist: 
es kann nach diesen von herrn Lange gegebenen ergänzun- 
gen der inhalt des ganzen als der hauptsache nach völlig 
aufgeklärt betrachtet werden. Die besprechung des inhal- 
tes von § 3 , der von der anklage vor den Volksgerichten 
handelt und den herr Lange durch durchfuhrung der ana- 
logie mit den entsprechenden römischen institutionen ge- 
schickt erläutert, führte von selbst auf eine genauere erör- 
terung des modus der anklage vor komitialgerichten nach 
römischem brauch. Wie der titel der schrift schon andeu- 
tet, bildet diese Untersuchung einen haupttheil derselben; 
die hälfte des buches ist der antiquarischen behandlung 



128 Kirchhoff 

der hier in betracht kommenden punkte gewidmet und ge- 
hört deshalb nicht vor das forum dieser Zeitschrift. Was 
den rein sprachlichen theil der Untersuchung anlangt, so 
ist im allgemeinen zu bemerken, dafs fälle, in denen herr 
Lange vom ref. in der bestimmung grammatischer formen 
abweichen zu müssen glaubte, verhältnifsmä&ig selten sind; 
weit häufiger dagegen diejenigen, in denen er lexikalisch - 
etymologische ergänzungen bietet, indem er entweder vom 
ref. der bedeutung nach zwar bestimmte aber etymologisch 
unerklärt gelassene worte nachträglich auf wurzeln der ver- 
wandten sprachen zurückzufahren versucht, oder die bedeu- 
tung solcher worte, die ref. aus mangel an sicheren anhalts- 
punkten zu bestimmen nicht gewagt hatte, auf etymologi- 
schem wege zu ermitteln sich bemüht. In ersterer hin- 
sieht ist zu erwähnen, dafs herr Lange dem substantivo 
zicolorri oder zicel zwar mit dem ref. übereinstimmend die 
bedeutung „tag" zuschreibt, dasselbe jedoch für formell 
identisch mit lat. seculum erklärt. Es ist nicht das erste 
mal, dafs diese etymologie versucht wird, allein es wäre 
zu wünschen, dafs es das letzte wäre und man sich end- 
lich von der Unnahbarkeit derselben überzeugte. Wer sie 
ferner zu halten sich gedrungen fühlen sollte, der hat vor 
allem den nachweis zu liefern, dafs ein anlautendes z 
der bantinischen tafel etymologisch einem lat. s entsprechen 
könne. Bis jetzt kennen wir dieses * als Vertreter von s 
nur im inlaut zwischen vocalen; vergl. die pronomen eizo 
(umbr. ero), poizo (umbr. pora), ferner die endung des 
gen. pl. weiblicher a-stämme azurn (umbr. lat. arum), den 
infinitiv ezum (umbr. erom) und die 3. pers. pl. der future 
auf azet, uzet (entsprechend den umbr. erent, urent, lat. 
er int). Wo die angezogenen formen auf oskischen denk- 
mälern in nationaler schrift nachweislich sind, zeigt sich an 
stelle des z unserer tafel durchgängig ein s, während in 
den umbrischen und lateinischen ihm ein r gegenübersteht, 
welches nachweislich aus einem ursprünglichen s sich ent- 
wickelt hat. Nirgends vertritt z dasjenige s der oskischen 
schrift, welchem auch umbr. und lat. ein s gegenübersteht. 



anzeigen. 129 

Wir müssen also annehmen, dafs osk. s auf unserer tafel 
nur in solchen fallen durch z vertreten gedacht werden 
dürfe, in denen es der analogie der anderen dialekte nach 
zu schliefsen zur trübung in r neigte, d. h. lediglich zwi- 
schen vocalen im inlaut, nie im anlaut. Wenn daher das 
fragliche zicel ein anlautendes z zeigt, so haben wir uns 
zu bescheiden, dafs dieses z nicht ein 8, sondern ein wirk- 
liches z des nationalen alphabetes wiederzugeben bestimmt 
sei, und allein diejenige etymologie des Wortes darf an- 
spruch auf beachtung machen, welche diese geltung des 
buchstabens zu gründe legt. Ich glaube daher, dafs die 
deutung jenes zicolom aus lat. seculum unbedingt zu ver- 
werfen ist. Ansprechender ist, was der verf. über ampert 
(dem sinne nach = dumtaxat) s. 6 zu sagen weifs, welches 
er in am-pert zerlegt, indem er ersteres mit gr. äfiog zu- 
sammenstellt, in letzterem die anderweitig nachweisbare 
präposition erkennt. Gestehen mufs ref. indefs, dafs ihn je- 
ner erstere ansatz mindestens ungewifs bedünken will. Mag 
sein, dafs ein instinktartiger Widerwille gegen alle etymolo- 
gieen, die eine gewisse gränze überschreiten, den ref. un- 
gerecht gegen manche resultate macht, die er auf grund 
seiner principien zu kolitroliren sich aufser stände sieht; 
aber verhehlen kann er nun einmal nicht, dafs er bei wei- 
tem die mehrzahl auch derjenigen etymologieen, durch wel- 
che herr Lange licht in bisher unaufgehelltes dunkel zu tra- 
gen bemüht gewesen ist, nicht nach seinem geschmacke 
finden kann. Namentlich anstöfsig ist ihm, was s. 21 ff 
über die bedeutung von castru gelehrt wird. Die ansieht, 
welche ref. über diesen punkt aufgestellt hat, mag falsch 
sein, zumal da sie auf keinen fall streng erwiesen ist; allein 
herrn Lange's aufstellungen wenigstens sind nicht geeignet 
sie zu widerlegen. Ausgehend nämlich von dem axiome, 
dafs die kompetenz der bantinischen Volksgerichte sich not- 
wendig auch auf das „Caput" der gemeindeglieder erstreckt 
haben, ihnen kriminalgerichtsbarkeit zugestanden haben müsse, 
gelangt er zu dem Schlüsse, dafs castru nichts anderes sein 
könne, als der dem lat. „caput" entsprechende ausdruck der 
in. 2. 9 



130 Kirchhoff 

oskischen recht ssprache, da das fragliche wort an den be- 
treffenden stellen allerdings das einzige ist, hinter dem das 
unter jener Voraussetzung nothwendige „caput" gesucht 
werden könnte. Refer. würde diese folgerung gern zuge- 
ben, wenn er die prämisse anerkennen könnte ; doch mögen 
darüber die Juristen und kenner des römischen Staatsrechts 
entscheiden. Jedenfalls fühlte herr Lange, dafs seine deu- 
tung einer weiteren stütze nicht gut entrathen könne, und 
machte demgemäfs den versuch, unser castru als „caput" 
auf etymologischem wege zu erweisen. So leitet er denn 
8. 24 das wort von einer im skr. erstorbenen wurzel kad 
her, die sich im griech. y.aivvficu erhalten habe und deren 
grundbedeutung „übertreffen, hervorragen" gewesen sei; und 
da castelle und lager gern an hervorragenden platzen an- 
gelegt werden, so hält es nicht schwer, auch lat. castrum, 
castra, das im übrigen sorgfaltig von unserem castru fern 
gehalten wird, auf jene wurzel zurückzuführen. Solche 
manipulationen sind nach des ref. Überzeugung nicht geeig- 
net Verwirrung und dunkelheit zu verscheuchen, oder eine 
Untersuchung, wie die vorliegende, zu fördern; nur äufser- 
ste schärfe und bestimmtheit der methode und, wo diese 
nicht mehr zu erreichen ist, unbedingtes und unweigerliches 
verzichten auf bestimmte assertionen fuhren sicher zu dem 
erreichbaren ziele; gar keine etymologie ist besser als ein 
dutzend solcher. Viel weniger hätte ref. gegen hrn. L.'s 
deutung des zweimal in freilich sehr unklarem zusammen- 
hange auf der tafel vorkommenden esuf gleichfalls als „Ca- 
put" zu erinnern, wenn nur nicht die herleitung von wur- 
zel es, sein, ihn wieder zurückschreckte. So viel steht fest: 
jenes esuf mag heifsen was es wolle, mit der angegebenen 
wurzel hat es keine Verwandtschaft. Von derselben liefse 
sich vielleicht ein ezuf herleiten (vgl. den inf. ezum), aber 
kein esuf; an einen Schreibfehler ist nicht zu denken, da 
das wort, wie gesagt, zweimal, beide male mit inlautendem 
s geschrieben, vorkommt. Sehr bedenklich aber scheint dem 
ref., abgesehen von allem anderen, dafs die spräche der 
Osker für einen juristisch so scharf abgegrenzten begriff 



anzeigen. 131 

wie den des „caput" sich zweier ausdrücke sollte bedient 
haben, unglaublich, dafs dies auf einer rechtsnrkunde, wie 
die vorliegende, neben einander geschehen sein sollte. Ref. 
mufs daher vorerst noch bezweifeln, dafs die behauptung 
herrn Lange's, der begriff „caput" sei von sämmtlichen 
stellen, in denen die fraglichen worte erscheinen, durch den 
Zusammenhang gefordert, ihre richtigkeit habe. Aehnliche 
bedenken hätte ref. noch manche gegen die etymologieen 
von inei sivom s. 9 f., valaemom, tadait s. 19 ff. (namentlich 
gegen die verwegene und willkürliche änderung des letzte- 
ren in tacait einer unwahrscheinlichen etymologie zu liebe), 
tacusim nerum s. 27 ff. (obwohl nicht einmal die lesart recht 
verbürgt ist), umbrateis, cadeis s. 35, amnud, carneis 8. 36, 
trutum s. 43, urust s. 64 geltend zu machen; doch mögen 
die gegebenen beispiele genügen. Dagegen mufs anerkannt 
werden, dafs es herrn Lange gelungen ist, die bedeutung 
der verbalformen pertumum, pertemest, pertemust und pere- 
must, die ref. theils unbestimnt gelassen, theils falsch auf- 
gefafst hatte, richtig zu entwickeln. Freilich hat an die- 
sem erfolge die etymologie den geringsten antheil. Was 
endlich diejenigen punkte betrifft, in denen herr Lange vom 
ref. in der bestimmung grammatischer formen abweicht, so 
dürfte er in seinem rechte sein, wenn er s. 7. 8 die vor- 
geschlagene änderung von pod und s. 9 die von cebnust 
bestreitet; es waren diese vorschlage aber auch nur noth- 
behelfe und sind auch nie für etwas anderes ausgegebeil 
worden. Die Schwierigkeiten, welche damit umgangen wer- 
den sollten, hat auch herr Lange nicht gelöst; denn sie 
sind in der that, wie die Sachen stehen, vorerst unlösbar. 
Recht hat auch herr Lange in dem, was er wider des re£ 
änderung und erklärung des verdorbenen pomtis s. 60 be- 
merkt; sicher steckt darin kein zahlwort, wie dort nachge- 
wiesen ist. Ob aber herrn Lange's Vorschlag, statt pomtis 
lieber tom pis (tum quis) zu lesen, das richtige treffe, be- 
zweifelt er selbst und ref. möchte diese lesart nicht unbe- 
dingt empfehlen; jedenfalls aber verdient sie beachtung. 
Auch die art, in der das ableitungsverhältnifs des deriva- 



132 Kirchhoff 

tivums meddixud zum primitivum meddis s. 15 dargestellt 
wird, bekennt ref. annehmbar zu finden, obwohl sie einen 
lautfibergang (ki in ks) voraussetzt, der f&r das oskische 
noch zu erweisen wäre, ehe die sache als erledigt betrach- 
tet werden darf. Beachtenswerth ist ferner 8. 18 die ver- 
muthung, dafs in deivatuns, welches participium ref. in dei~ 
catus ändern zu müssen glaubte, uns das beispiel eines 
oskischen partic. perf. act. erhalten sein könnte, und es 
ist nur zu wünschen, dafs unser vorrath von Sprachdenk- 
mälern recht bald in der weise sich ergänzen möge, dafs 
wir in den stand gesetzt werden, die gewiesene spur zu 
verfolgen und auszumachen, inwiefern ihr zu trauen gewe- 
sen, oder nicht. Ganz besonders schön wird endlich s. 63 
posmom gedeutet, welches dem ref. und seinen Vorgängern 
als object zum verbo urust erschienen war. Herr Lange 
erweist dagegen ans dem von ihm genauer bestimmten zu- 
sammenhange die bedeutung „postremum" und erklärt da- 
nach posmom als Superlativbildung von post, durch syncope 
entstanden aus postimom, was gewifs nur zu billigen ist. 

Schliefslich stehe hier ein nachtrag zu meiner oben 
erwähnten abhandlung. Ich hatte in derselben die behaup- 
tung aufgestellt, die öfters auf der tafel vorkommende form 
censtur (censor) sei eben sowohl nom. pl. als sing. An der 
Wahrheit des letzteren ist wohl nie gezweifelt worden ; desto 
gröfseren bedenken scheint dagegen die annähme zu unter- 
hegen, censtur könne daneben auch nom. pl. sein. Dafs 
aies wirklich der fall sein könne, erwies ich aus der ana- 
logie gleicher bildung bei anderen consonantischen themen; 
jetzt bin ich im stände, für meine behauptung einen direk- 
teren beweis zu führen. Im neuen Bulletino Napoletano 
(settembre 1852 no. 6 p. 41 ff.) ist vom P. Garucci ein 
Bronzetäfelchen edirt worden, welches zu Pennaluce im 
Frentanerlande gefunden worden ist und sich gegenwärtig 
im museum zu Vasto befindet. Die aufschrift vefdient um so 
mehr hier wiederholt zu werden, als sie an jenem orte der 
mehrzahl derer, die sich für diese Untersuchungen interessi- 
ren, entzogen bleiben würde. Sie lautet in der umschrei- 



anzeigen. 133 

bung des herausgebers (die abbilduDg taf. III. n. 2 konnte 
ich leider nicht einsehen): 

Kaal. Hosidiis. Gaav 

Viibis. Ohtavis. Of . . 

kenzsor. patt 

Ich glaube annehmen zu dürfen, dafs das kenzsor 
der dritten zeile lediglich aus kenstur verlesen ist oder 
vielleicht schon verschrieben war. Als apposition zu zwei 
vorhergehenden eigennamen (Calavius Hosidius Gaji fil. 
und Vibius Octavius Of(ilii) fil.) läfst es sich aber augen- 
scheinlich nur als nom. plur. (censores) fassen und liefert 
durch diese seine Stellung den bündigsten beweis für meine 
behauptung. Das leider verstümmelte patt würde uns in 
unversehrtem zustande eine verbalform im plural geliefert 
haben. 

Berlin. A. Kirchhoff. 



G. Cnrtins, griechische schulgrammatik. Prag 1852. — 

Ahrens, griechische formenlehre des homerischen und 

attischen dialectes. GSttingen 1852. 

Zwei grammatische werke von eigentümlicher bedeu- 
tung liegen vor uns. Beide von rühmlichst bekannten for- 
schem fast gleichzeitig atisgegangen, beide mit dem ausge- 
sprochenen zwecke, die oft widerstrebenden ansprüche der 
Wissenschaft einer- und der schule andererseits gleichmäfsig 
zu befriedigen. 

1) Herr Curtius hat die schwierige aufgäbe, die er 
sich gestellt, die sichern ergebnisse der vergl. Sprachfor- 
schung für die schule nutzbar zu machen, mit solcher be- 
sonnenheit und mäfsigung und in allen wesentlichen punk- 
ten mit solchem glücke gelöst, dafs wir nicht anstehn, seine 
arbeit als eine der trefflichsten gramm. leistungen zu be- 
zeichnen. Die vergl. methode ist, soweit es die rücksicht 
auf die schule erlaubte, angewandt, indem überall auf ent- 



134 Ebel 

sprechende erscheinungen im latein. hingewiesen ist, die 
dial., natürlich meist nur ep. und ion., sehr zweckmässig 
unter dem texte berücksichtigt. Ueber die wichtigsten 
neuerungen in fassung und anordnung des Stoffes giebt die 
vorrede auskunft; eine genauere betrachtung des inhalts 
wird indefs noch manche vorteilhafte änderung im einzel- 
nen zeigen. — Die formenlehre zerfällt in drei teile: laut-, 
flexions- und wortbildungslehre. Die lautl. umfafst in fünf 
capiteln schrift (buchst., andere schrift- und lesezeichen, ton- 
zeichen und interpunction), laute, lautverbindungen und -Ver- 
änderungen, silbenabteilung und quantität, betonung. Einen 
wesentlichen fortschritt erblicken wir in der einteilung der 
Tocale in harte (a, «, o) und weiche (e, v), sowie in der 
trennung der liq. und nas. (dagegen hätten wir § 24 D. 
3« nctQcti, doch wohl locativform, nicht als dehnung von 
nagd aufgeführt und vermissen unter den digamm. Wörtern 
§ 34 D. neben manchen zweifelhaften auch sichere wie ixdg 
und ixvQov; auch das ist wohl noch fraglich, ob das e in 
tetxoai u. a. wirklich statte steht, und nicht vielmehr ein 
nach ausfall des j: beibehaltner Vorschlag ist). Ganz be- 
sonders hat cap. 3 an fälle und Ordnung des inhalts ge- 
wonnen (in § 35 lies „ungleichartigen"). Unter A. Vocale 
im zusammentreffen wäre jedoch die auflösung der 
weichen voc. wie in nkifa) zu erwähnen. Bei der contrac- 
tion ist (abgesehn davon, dais aw, ew und unter den aus- 
nahmen €* in ?; § 264 vergessen sind) oei zwar richtiger 
als gewöhnlich, nicht blofs = ov, sondern auch = oi ange- 
geben; der verf. hätte aber noch einen schritt weiter gehn 
und ov ganz streichen sollen, da dies nur im inf. ovv und 
im nom. ovg erscheint, dort aber aus oev (vgl. rifiäw und 
den inf. -«»), hier aus ovvtq = oevrg entstanden ist. B. An- 
derweitige vocalveränderung umfafst organ. dehnung, 
(dehnung und gunirung — es fehlt D. v in ov : elhjXovd-a — ) 
enmtzdehuung, (nä& tiui u. s. w.) endlich Wechsel zwischen 
f, «, o und zwischen t/, w. C. Cons. im zusammen- 
treffen behandelt Veränderung vor stummen Zahnlauten, fi, 
rf» (wegen § 50 vom adj. auf wr vgl. diese zeitschr. I, 398) 



anzeigen. 135 

spir. asper, aspiration. § 53. 54. enthalten zum ersten male 
eine richtige darstellung der asp.- Verhältnisse mit Scheidung 
der beiden falle in kti&i]v und #(>/£; nur hätte wohl die 
bisweilen eintretende aspir. vor liq. und nas. (ygoiptov, npo- 
%vv) eine anm. verdient. In D. Andere Veränderun- 
gen von cons. und voc. im inlaut stehn obenan die 
Wirkungen des j : diphth. (höchst beachtenswerth, wiewohl 
nicht über allen zweifei erhaben, ist die vergl. von apeivwv 
und amoenus) IX, aa (rr) und £ (nur ist das beispiel j*««- 
£(üv wegen des pleonast. i nicht glücklich gewählt). Hin- 
sichtlich der lab. scheint herr C. bei der in temp. und modi 
s. 105 ff. ausgesprochenen ansieht zu verharren; aufser den 
dort angeführten beisp. sind indessen noch vi^w und vor- 
züglich Xd^ofiav, dem nirgends ein gutt. oder palat. gegen- 
üb ersteht, zu berücksichtigen, und bedenkt man, dafs in 
dem einzigen falle, wo diese physiologisch merkwürdige 
erscheinung sich etwa durch Übergang des ersten cons. vor 
i in a und darauf folgende progress. assim. des j erklä- 
ren liefse, <7(x = rj oder #j, gerade der dor. dial., der die 
Schwächung von t in a nicht kennt, aa bietet, so wird man 
eine vorangegangene Verwandlung des j in den weichen 
zischlaut, und sodann erst erfolgten ausfall oder regress. 
assim. der muta (theilweise mit Verhärtung in folge der ten. 
oder asp., so dafs £ = yj 9 /?j, *j, aa = xj, *rj, r] und #, qrj, 
&j das organische ist) viel wahrscheinlicher finden, die den 
lab. sicherlich eben so leicht als den gutt. ergreifen konnte*). 
— Es folgen metathesis (wozu wohl auch öovgog, yovvog 
gehören), Schwächung von t in <r, a in spir. asp., aussto- 
fsung des a zwischen cons. (richtiger wohl zu C. zu stellen) 
und zwischen voc, syncope, Verdoppelung. E. Lautver- 
änderungen im auslaut (hiatus, elision, krasis, syn- 
izesis, wortende, v kq>. und andere schwankende endbuchsta- 
ben) hätten vielleicht besser mit § 67 begonnen, jedenfalls 
aber in § 69 anm. 2 k£, wie es mit ovrcaq geschehn ist, 

*) Wie die rom. spr. zeigen, sogar leichter, indem dort bj, vj, gj, dj in 
den rom. j- oder g-laut, pj in ital. ci, franz. ch übergehn, während cj, tj 
meist bei dem rom. c-laut verharren. S. Dietz, gramm. d. rom. spr. I, 105 ff. 



MS Et*l 

als grundforni aufgestellt und mit dem hierher gehörigen aus 
§ 45. 47. 61 zusammen besprochen werden sollen. In cap. 
4. wäre eine anmerkung über die pos. deb. in ^SxduavSgog, 
Zdxur&og u. s. w. wünschenswerth. In cap. 5. geben die 
ausdrucke scharf und gedehnt für acut und circumflex 
nach unserm gewöhnlichen Sprachgebrauch eine schiefe Vor- 
stellung; da die bezeichnung acutus überhaupt nur zu gra- 
vis in directem gegensatze steht, möchten hierfür die be- 
zeichnungen hochton und tiefton am besten passen. — 
In der flexionslehre tritt uns zunächst bei der trefflich 
geordneten decl. dernomina die scharfe hervorhebung des 
Stammes und demgemäls einteilung in zwei hauptdecli- 
nationen entgegen. Die vocalische a, o (bedenklich er- 
scheint die vergleichung des t, mit der lat. 5., namentlich bei 
dem gewählten beispiele von res = skr. rai) und die conso- 
nantische (nebst weichen vocaL und diphthongen), letztere 
geteilt nach consonantischen, (gutt. und lab., dent., liq.) voca- 
lischen und elidirenden (<r, t, v) stammen. Bei den syncopirten 
liq.-stämmen wird die erklärnng des rga im dat. pl. als met 
wohl durch dvSgdai widerlegt, abgesehn von formen wie 'iv- 
Taact. Sehr zweifelhaft bleiben die neutra (fgictg, vöcug u. s. w. 
auch nach den Untersuchungen von Kuhn und Benfey; der 
verf. setzt -agr als stamm an. Räthselhaft ist die erschei- 
nung der o - und o> - stamme in der cons. decl. Sollte hier 
nicht doch ein end-cy zu gründe liegen, so dafs sich ijgwg 
zu honos honoris, aiäwg zu arbor arböris stellte? Selbst 
das hom. ya/.owg scheint, mit glos gloris verglichen, erst 
in die voc. decl. übergetreten zu sein, wie JStoxgdnjg im 
acc. ^coxodrtjv. Erschwert wird die entscheidung durch 
dtjdovg und ähnliche formen. Aus dem anom.-verz. sind 
durch richtige anwendung der lautgesetze endlich einmal 
ri»|, civa!;, uikt, ydka verschwunden. (Vielleicht hätte auch 
bei xvov, namentlich aber bei dgv wie bei dveg an naveg 
angeknüpft werden sollen.) Nach der unregelmäfsigen de- 
clination werden die casusartigen endungen &i, &bp 9 ob (jcfi) 
und der locativ besprochen; doch scheinen ae und £c für 
de mit unrecht gleich gestellt zu sein, da &vga£e nach 



anzeigen. 137 

analogie von y A&rivct& u. a. wohl auch als plur. zu fassen 
ist. Bei der motion der adj. hat sich der verf. durch die 
Unmöglichkeit, für das fem. -via die einfache erklärung 
aus skr. -ushi in die schule einzufuhren, zu dem falschen 
ausdrucke verleiten lassen : „park auf ot wandeln dies mit 
dem va der fem. in via um." Bei der comp, ist die an- 
setzung des Stammes ägeg, noch mehr die von x e (> s G be- 
denklich. Unter den homer. defectiven hätten wohl locativ- 
ableitungen wie ftv^oirarog erwähnung verdient. Adverbia 
der adj., pron., zahlw. sind in herkömmlicher weise behandelt. 
Beim verbum folgen auf das allgemeine sogleich die ur- 
sprünglichen personenendungen, am präs. elfti erläutert, mit 
angäbe ihrer beziehung auf die pron. und der Verwandlun- 
gen in 2. und 3. person. Sehr glücklich ist die einteilung 
in 7 tempusstämme (präs., starker aor., fut., schw. aor., 
pf., st. und schw. passivstamm) und die wähl der aus- 
drücke stark und schwach für temp. 2 und 1, wobei 
wir, sowie wegen der voranstellung der conj. auf o>, voll- 
kommen mit dem in der vorrede bemerkten einverstanden 
sind. Es folgen die einzelnen tempusstämme der verba 
auf w. Beim präs. werden flexion, augment, (§ 235 ist 
alov irrtümlich als augmentlos angegeben), contracta in der 
Ordnung a, €, o und der unterschied des präs.-stammes vom 
verbalstamme behandelt, und die gebräuchlichsten 4 classen 
(cl. 1, 2, 5, 6 der „temp. und modi") angeführt, wobei 
nur in cl. 2 %i(a ohne ersichtlichen grund fehlt. In der 
3ten (5) classe sind avvrio, ccqvtco, nixrco fortgelassen ; tIxtw 
ist beibehalten, obgleich der Übergang von «in i ohne ein- 
flufs einer liq. unerwiesen ist. Die beiden fut. werden sehr 
treffend als sigm. und contr., die beiden schw. aoristformen 
als sigm. und suppletorische bezeichnet, das pf. wie in den 
„temp. und modi" behandelt; die redupl., wie sich von 
selbst versteht, gänzlich vom augment getrennt. (Warum 
steht aber im parad. das schw. pf. voran? In § 280 ist 
axqxocc übersehn.) Die beiden passivstämme hätten wir lie- 
ber auf -jy und -&ij angesetzt. Den beschlufs machen 
verbaladj. und verba, die den vocal in der tempusbildung 



13» 



Die Ite haaptojnjngatian wird in 2 clas- 
neai ^CEiit. tczt» jis -ja and -raui~ Leider sehen wir in 
.- . Ttt-ier rzt/r:u uui UömuL jis parad. Torangestellt, 
iime utr jöer ~c.iter -sne lenierkzmjr we^en des vom skr. 
-vre -^r-a ulea jrxevä. xur. ander i/?.ia abweichenden laut- 
*eviäe±* im =t u>r. 20. Juden. Daran schlieiisen sieh die 
i»r:a jälo. ien stainmisiihinicen zuordnet: er. «. 1, ff (eine 
im .'ocB : üe *>r. Jone iiniievocai *. *. o*. «. r) and die 
ptfie*:x. ^uva*. and .°-jn&. Bei jlJg. hätten wir gern be- 
jaeosr j«eaen. nui *s *rie ir. v^dai aar perteetendangen 
4Bie r^jnmicaiiun junimmc» wie sne verirleiehuiuj mit «oixa 
Kucr. Juif ^i- L üe TMrba -Uli -yrrai sind § 312 anm. 
ain^mürr xur»n üe uriz elmi Js:.:*a verba der er- 
sten launcrcui. jl 4 aasen: ^ce inner ote; oder nasalcl.: 
a. «\ •*» icti T^e 'jieauacrn^L. Tre teilweise c. 1.6) oder' 
*-<i. '. ^rafcv £. L xmo. i 1 « ^ce oder inischclasse ans 
TSRcuifitatn Kaminen. sT-fder ien hier noch für unorga- 
u».!X -nßärwu spur, k&er in *rryar ( ar vgL diese zeitschr. 
~J* «r Ttru if^cinius -naväen jocmalie der bedeutung, 
Ai^r"?ki\ & u % er üe ^cumimr mii besondere verbaltbrmen 
ä> vu. ü;u. airui^i laii -/^budez^n.! — Die wort- 
? ii i,r>. i:i .inciiij: 31 x^driz^rer kürze einen klaren 
iit a r-.'izi/s. Ji ier emnicoen we-rtCEl-irar wird der Unter- 
st ui*u zT^eäen pruxxiciven and ab-Äeiteten Wörtern vor- 
juxUe^-iuck:. xicciier aber krh- und taddHtasuffixe nicht 
«ecr-iuic was wir au* praktischem gesichtspankte nur billi- 
gen k Jonen* sondern nur subsc, adj. and verba geschieden. 
Die rjsaxninensetziEig wird der tonn and bedeatang nach 
behandelt, in letzterer beziehung drei classen hervorgeho- 
ben: determinative ^axoo.toju^u attributive (VTo/.rii»;n,:) und 
objektive >,*io£0«»\ JeunJaiicorr). — Aus der syntax, die 
»i«.-h im ganzen mehr an die herkömmliche weise anschlielst, 
heben wir beispielhalber nur die Unterscheidung zwischen 
der dauernden und eintretenden handluug im präs. und aor. 
hervor (analog den slavischen verb. imperf. und perfl, doch 
mit glücklicherer wähl der ausdrücke). Bedenklich erscheint 
uns die Zusammenstellung des (xiv mit fitjv, wir erblicken 



anzeigen. 139 

vielmehr in fitv und d& ein „erstens" und „zweitens* in 
etymologischem zusammenhange mit den numeralstämmen 
von fiia, fiovog und dvo*). — Für das praktische bedürf- 
nifs ist durch die angehängten aufgaben nebst zwei Wort- 
registern gesorgt; eine Inhaltsangabe fehlt. Schon aus der 
gegebenen übersieht wird man erkennen, wie viel nament- 
lich laut- und flexionslehre unter der hand des heim verf. 
gewonnen haben. Ref. hat es daher der trefflichkeit des 
werkes schuldig zu sein geglaubt, auch in kleinigkeiten seine 
bedenken, soweit es der räum verstattete, % auszusprechen, 
und würde sich herzlich freuen, wenn er dadurch auch nur 
ein weniges zur Vervollkommnung desselben beigetragen 
hätte. 

2) Die'formenlehre des herrn Ahrens ist in doppelter 
hinsieht von hoher bedeutung: einmal, insofern er darin die 
ergebnisse seiner forschungen über die homer. spräche, Wie 
sie teils in der schrift über die conj. auf f*i 9 teils in ein- 
zelnen excursen vorlagen, mit manchem neuen bereichert, 
zusammenstellt, forschungen, die über den alexandrin. text 
in sprachlicher hinsieht eben sowohl hinausgehn, wie die 
Lachmann'schen in kritischer; zweitens, weil er den ver- 
such macht, von der homerischen als der älteren zu der 
attischen spräche historisch entwickelnd hinabzusteigen. Da- 
gegen treten, ohne der verdienstlichkeit des Werkes im gan- 
zen eintrag zu thun, zwei umstände doch im einzelnen viel- 
fach hemmend auf. Teils ist nämlich der auf dem titel 
angegebene doppelte zweck „zum gebrauche bei dem ele- 
mentar -unterrichte, aber auch als grundlage für eine histo- 
risch-wissenschaftliche behandlung der griech. grammatik* 
schwer, oft gar nicht zu vereinigen: so hat die rücksicht 
auf den anschlufs der attischen formenlehre den verf. öfters 
bewogen, unter den mancherlei formen des hom. dial. nicht 
die ursprüngliche z. b. innoio, sondern gerade die jüngste 

*) piv sehe ich als ein neutr. analog dem %v an; das fem. dazu (^erja, 
fiv)a) mochte sich als subst. zu fivä, als num zu pta gestalten, ftovoq steht, 
wie povroq zeigt, statt (io*foq* 



140 Ebel 

wie ixtiov ins parad. aufzunehmen. Teils wird das kühne 
krit und etvm. verfahren des heim A., so segensreich es 
dem alten schlendrian entgegentritt, bei seinem schwanken- 
den verhalten zur vergL Sprachforschung, deren ergebnisse 
er im allgemeinen mehr sporadisch benutzt, und bei sei- 
ner neigung zu generalisiren, die ihn bisweilen in falsche 
oder sehr zweifelhafte analogieen führt, oft gewaltsam und 
willkürlich. Das trifft besonders die erklärung lautlicher 
Veränderungen und tritt natürlich in dem teile, der vorzüg- 
lich auf eigner forschung beruht und deshalb am eigentüm- 
lichsten und bedeutendsten ist, in der behandlung des ho- 
merischen dialects, am meisten hervor. So ist z. b. höchst 
zweifelhaft die deutung von nQ6ua%og aus ngopog (§ 109 
anm. 5), sehr gewagt die conjectur apaxä für aäxai (§ 93 
anm. 2) als präs. zu äaaa, welches sich in anaraw verwan- 
delt hätte, das wegcorrigiren der modi von ianofirjv (§ 90) 
und die erklärung von kanere aus eraTiere gegen die ana- 
logie der sonstigen behandlung von kv, bedenklich die deu- 
tung von nQtjaaa) aus neigt*, neodw, nXr^aaai aus aeA-, nktj-, 
xia^at aus xeX-, (§ 92), unerwiesen die annähme eines/ 
in oevw, Gti<o, oaiva>, JEIK begrüfsen (§ 158. 165); als 
rein willkürlich müssen wir die Voraussetzung bezeichnen, 
dais das i nicht blofs in (faivw, xeigio, sondern auch in 
xaiiüy ijSeta, vaiot, ihjv aus xaf]ia vdajü) erst in xaifW, 
rat ow u. s. w. umgestellt sei, statt der einfachen erklä- 
rung aus x«(;r)jü>, va(G))to. Auch die erklärung von t)Siog 
aus 9jSj:og mit später eingeschobenem € möchte sich 
schwerlich rechtfertigen lassen. Eigen nimmt sich die 
erklärung von ixnoio, iueto aus innoo, huio wie tqci- 
sttm aus TyttTiiu) aus, die an Payne-Knight's digammabe- 
handlung erinnert, während § 157 A. auf die richtige deu- 
tung hinzuweisen scheint In den meisten fällen sind indes- 
sen herrn Ahrens bemerkungen auch da, wo sie uns bedenk- 
lich oder geradezu verwerflich erscheinen, im höchsten grade 
anregend. — Die homerische formenlehre enthält nach 
kurzer angäbe der buchstaben und lesezeichen (die eigent- 
liche lautlehre folgt im anhange, doch wird auf die zur 



anzeigen. 141 

anwendung kommenden paragraphen, bei den einzelnen er- 
scheinungen bezug genommen) sogleich die decl. der n o m. in 
der hergebrachten Ordnung. In decl. 1. wird g. d. du. qiv an- 
gesetzt, im nom. du. gl £a, inna) aus gl £ae, tunos gedeutet, in 
decl. 3. der dat. pl. eai in eaai corrigirt, was an 4 stellen 
II. x, 486. V, 191. Od. o, 386, 557. allerdings sehr leicht 
angeht, jedoch nicht II. v, 468 6 pkv tjntSTO x B tQ e(n yovvoov. 
In decl. 3 sind nach der Ordnung der „kennlaute" behan- 
delt: mutae (xijov^ ohne alle bemerkung aufgeführt), neutra 
cto, arog (aus ctgx erklärt), xr, vr 9 adj. evr (rifiijg gewifs 
richtig ohne i subscr.) ovr, v f (in § 25 b sind monosyll. wie 
eis übersehen), g, olvy\q u. s. w., ff, (dazu auch xigag, xgwg 
und „vielleicht" ijgcog gerechnet) ev, vqvg, ßovg und ygtjvg, 
(der schlufs, dafs bei den Wörtern auf svg der kennlaut ur- 
sprünglich ijv war, ist voreilig, vielmehr ist rj eine folge 
des ausgefallenen digamma, welches eine Verlängerung bald 
des vorhergehenden, bald des folgenden vocales bewirkte, 
homer. qog, rjct = att. ecog, eä), ot, (dazu Ar^ia wegen des 
vocativs A)]xol\ jedenfalls eine beachtenswerthe vermuthung, 
wenn wir sie auch nicht ohne weiteres unterschreiben kön- 
nen), i, (öeaai § 32 wohl zu rasch verworfen), v, (bedenk- 
lich ist die annähme einer contraction mit accentverschie- 
bung in Ttivvaöt,, vergessen die form ecc in wxia r Tgig) yovv 
und öoqv (yovvog durch ersatzdehnung erklärt, richtiger 
wohl durch überspringen des ^, vgl. vevgo, navgo), die un- 
regelmäfsigen, § 35 (xgäva gegen das zeugnifs der gram- 
matiker als neutr. pl.), defectiva § 36, -cpi § 37. In der 
declination der p r o n. wird ocpeiag wie im 4ten homerischen 
excurse (philolog. Jahrgang IV) verworfen, obgleich es mit 
acfelojv auf einer stufe steht, welches hier mit unrecht 
mit elo zusammengestellt ist. Die bemerkung § 44, dafs 
äoacc nur hinter elidirtem a stände und bnnöia 66a zu 
schreiben wäre, verdient alle beachtung und wenigstens 
gründliche Untersuchung. Am meisten eigentümliches ent- 
hält, aber auch am meisten Widerspruch, namentlich auch 
wegen der benennitngen, möchte finden die behandlung des 
verbums. Die ausdrücke obj. und subj. für act. und 



z— _ TT-rir-z. £-"n-=!i >: z Irrliehen 
. Iri _r=r - 1 z. "5~-r"i*rC lie aus- 



.._-_.>■ : . -T- :'■>.-: in -*izs:h:ebung 

•« _ :..-.-: r. .-/-f..-; ilire ana- 

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..:.i,.:.- . : - _:.-■. i::^ ^i?:. Im tut. wird 

/ .s»;:^: i«.> i»f.i i--::- v;...alfn als regel hin- 

v-i-dii ;> i-.z: Tf-riccr»^ wirü: im perf. bei voca- 



anzeigen. 143 

lischem anlaut die att. red., worin wohl der verf. etwas 
zu weit geht, namentlich wenn er r\uyiai und ijaxrjuai aus 
ozaau/uca und aadax)]fÄai erklärt (§ 87). Bei der behandlung 
der bedeutung wird kxQcccpqv für später eingedrungene form 
statt Hxgarfov erklärt. In der unregelmäfsigen conj. 
wird Ideo) als conj. von 618a verworfen, unter den unregel- 
mäfsigkeiten des augments treffend rj eidi] aus tfeiäi], sowie 
bei der red. ei\uaQxm aus w. Ofisp, SeiSoixct aus w. Sfi 
erklärt, bedenklich dagegen Seiöeyfiai aus Sidjreyftai; zwei- 
felhaft ist auch die trennung von kgvo> = jrSQvw und igvo- 
uai = servo. Viel unsicheres enthalten §§ 88 stamme 
auf f und 89 stamme auf a. Unter den seltneren präs.- 
bildungen finden wir auch xixru) durch metathesis aus nr(«)- 
zct), erklärt, eine ansieht, die ref. wegen des i und im hin- 
blick auf nvv£ statt tzvxvq immer geteilt hat. Nicht ohne 
weiteres können wir aber beipflichten, wenn i^o^v als 
aor. 2 red. bezeichnet und e±eai Od. x, 378 in '4£eo geän- 
dert wird. — Weniger eigentümlich sind die folgenden ab- 
schnitte gehalten: correl. und adv., zahlw., Steigerung der 
adj. und adv., (hier hätten wir ßodacjwv, was, wenn die 
ableitung von ßgccdvg wirklich richtig sein sollte, das ein- 
zige beispiel eines unorganischen aa statt J im comp, wäre, 
wenigstens nicht ohne bemerkung aufgeführt) Wortbildung. 
— Vier anhänge enthalten affecte der buchstaben, ac- 
cente, präp. und part., prosod. und metr. demente. Die 
lautlehre hat in manchen punkten an Inhalt und klarheit 
gewonnen : wir erwähnen hier nur die behandlung des a im 
anlaut, vor liq., vor s und zwischen consonanten (hier sehr 
richtig auch &£ angeführt), die Verwandlung von x in a, 
endlich die wirkung des j und v (die entstehung des nx 
aus n) hat ref. zwar auch längst angenommen, es bedarf 
indessen dazu doch einer weiteren auseinandersetzung, als 
dafs wir hier diese von hrn. A. unerwiesen hingestellte an- 
sieht begründen könnten). Die Verdoppelung des A, p, v 
wird vorsichtiger als früher „meistens" durch ausfall eines 
consonanten erklärt. Die aspirationsregeln erscheinen leider 
in der alten falschen fassung. Einige bedenken haben wir 



IM EM 

schon oben ausgesprochen. Nicht billigen können wir es 
ferner, wenn a» an» «. e» als halbdiphthong (wie m de 
draL dor.) darresteilt und daraus der aocent erklärt wird, 
wogegen der Reiche accexxs nach com. z. b. in (fiioytXwg, 
üUHjxaoimsz. wie vor -o* und -<n spricht'; die doppelformen 
acj» rj« und am sind wohl vielmehr folge eines ausgefallenen 
j oder.r. 

Die actische tonnealehre beschrankt sieh im wesent- 
lichen auf eine aulzahlimg der abwekhungen; wir glauben 
indessen schon im vorigen g e n ugsam auf die reiche fülle 
de» xnhalt» aufmerksam gemacht an haben, um das buch 
dem genaueren Studium eine» jeden an empfehlen. 

Filehne. im juni tSdo. H. Ebel. 



Itfter tatst!* &lt*tfMsrkug. — Bit Uli- tri wort- 

NHtig im! tit ferset tVr scMesisthM Mutet Mit 

ricfcskkfc «f Ttnraate* h tatscht* fakdri. — Em 

rarsirfc im dr. KtrI Weiifctld. 

IVr Verfasser, der gekhrten w*?It gewils schon hinläng- 
lich bekannt durch seine schritten. liefert in dem vorliegen- 
den werkchen den aniang einer umfangreichen arbeit, an 
deren votteudung ihm sein abgang ^on Schlesien leider ver- 
hindert hat. Er beabsichtigte eine umfassende grammatik 
und ein vollständiges Wörterbuch der schlesischen mondart 
auszuarbeiten und schrieb schon vor nun sechs jähren*) zn 
diesem zwecke einige Matter unter dem titel: Aufforde- 
rung: zum stoffsammeln für eine bearbeitnng der 
dcutseh-schlesisehen mundart (19s. 8-) ? in wel- 
chen er , da es damals nur darauf ankam das material zu 
der beabsichtigten arbeit zusammenzubekommen y seinen 
landsleuten eine vortretfliche anweisung dazu übergab. BaW 

*) ReiciwDtbach am 2S- Februar 1S47. 



anzeigen. 145 

darauf ging Weinhold nach Halle zur habilitation, und sein 
wegzug von der heimat, der. allzufrühe tod seines lehrers 
und freundes Jacobi, welcher es unternommen hatte, die 
theilnahme für das unternehmen anzuregen und zu erhalten, 
und die politischen ereignisse des jahres 1848 verschoben 
jene arbeit auf unbestimmte zeit"). Zwar wurde Weinhold 
schon im jähre 1849 nach Breslau an Jacobi's stelle beru- 
fen und hätte von hier aus mit leichter mühe sein werk 
wieder aufnehmen können; aber schon ein jähr später (ostern 
1850) gab er seine Stellung in Breslau auf, um eine ordent- 
liche professur in Krakau anzutreten, und 1851 liefs er sich 
in gleicher eigenschaft nach Graz versetzen. Soviel ich 
weifs hat er seit 1850 seine heimatlichen berge nicht wie- 
dergesehn. 

Das 1847 geschriebene büchlein würde aufserhalb Schle- 
siens vielleicht weniger beachtet worden sein, wenn nicht 
Jacob Grimm in seiner gesch. d. d. spr. (IL s. 838 anm.) 
desselben ehrenvoll gedacht hätte. Dieser erwähnung zu- 
folge geschahen bei Weinhold mehrfache nachfragen nach 
dem werkchen, und als dieser denselben nicht mehr nach 
wünsch entsprechen konnte, entschlofs er sich, den ganzen 
damals von ihm gesammelten Vorrat zu überarbeiten, und 
so erhielten wir seine neueste schrift* 

Es ist bekanntlich schon recht viel über die schlesi- 
sche mundart geschrieben worden**), man hat in ihr gedich- 
tet und über sie gesammelt . nach kräften; aber das alles 
geschah nur so beiläufig, aus liebhaberei. Weinhold hat 
das grolse verdienst, der erste zu sein, der sie vom wissen- 

*) dafs trotz dieser vielfachen hindernisse das büchlein nicht ohne fruchte 
in Schlesien geblieben ist, wie Weinhold behauptet, davon habe ich beweise 
in meinen bänden. 

**) der leser findet ein recht vollständiges verzeichnifs in Hoffmann's deut- 
scher philologie im grundrifs (1836) s. 185—187 und s. 177. Ich mache 
bei dieser gelegenheit noch aufmerksam auf die im märz dieses jahres erschie- 
nene aber nicht in den buchhandel gekommene abhandlung über den 
deutschen Sprachgebrauch von Dr. Gleim (programm der höheren 
mädchenschule zu St. Maria Magdalena in Breslau; 82 s. 8.). Der Verfasser, 
ein niederdeutscher, spricht hier viel über den schlesischen dialect; ich kann 
aber, obgleich er vieles recht beherzigenswerthe gibt, nicht immer seiner mei- 
nang sein. 

in. 2. 10 



146 Pfeiffer 

schaftlichen Standpunkte aus betrachtet hat. Er nennt sein 
buch einen versuch, und es ist recht sehr zu bedauern, dafs 
es dabei hat bleiben müssen. Sein feines ohr und sein rich- 
tiges gefühl machen ihn vor vielen andern befähigt zu der 
schwierigen arbeit, deren grundzOge wir nun vor uns liegen 
haben. Wie fleifsig und genau er gesammelt hat, davon 
zeugt jede seite, und dafs er, wo er konnte, auch .andere 
mundarten zur vergleichung herbeigezogen, dabei aber auch 
nicht der älteren spräche vergessen hat, beweist, dafs er 
die ansprüche, die man jetzt an ein derartiges werk zu ma- 
chen berechtigt ist, genau kennt. Mit einem worte, Wein- 
holdes arbeit verdient das gröfste lob, und der Verfasser 
kann des dankes aller derer gewifs sein, welche sich mit 
dergleichen Studien befassen. 

Was den inhalt des buches betrifft, so geht dem eigent- 
lichen werke eine sehr lesenswerthe abhandlung über deut- 
sche dialectforschung überhaupt voran (s. 1 — 14), 
beruhend auf 8.2 — 5 des älteren aufsatzes , aber mit aus- 
scheidung alles speciell - schlesischen. Neu hinzugekommen 
ist u. a. s. 12 das pilzlied aus der Kynauer gegend. Ich 
bemerke hierbei, dafs ich dasselbe lied in meinen kinder- 
jahren auch in Breslau von Breslauern habe singen hören *). 

Den übrigen theil des werkes (s. 1 5 bis zu ende) nimmt 
der grammatische abrifs der schlesischen mund- 
art ein. Der Verfasser behandelt darin die lautlehre (s. 19 
— 90), die wortbildungslehre (s. 90 — 123) und die wortbie- 
gungslehre (s. 123 — 144). Schon aus den angegebenen 
Seitenzahlen sieht der leser, dafs Weinhold wie billig die 
lautlehre am ausführlichsten behandelt hat. So sehr ich 
nun aber auch den grofsen fleifs, den der Verfasser auf die- 
sen theil seiner grammatik verwendet hat, anerkenne, so 
wenig kann ich die anordnung des ganzen billigen. Be- 
kanntlich scheidet sich die schlesische mundart in drei 



*) Gern hätte ich dasselbe lied mit seiner eigentümlichen melodie hier 
mitgetheilt, wie ich es aus Wüstegieredorf besitze. Bei dem mir verstatteten 
kleinen rauine aber mufs ich damit wie mit so manchem anderen noch zu- 
rückhalten. 



anzeigen. 1 47 

hauptgimppen: die des mittellandes, des Oberlandes und des 
niederlandes, der unzähligen Unterabteilungen natürlich 
nicht zu gedenken. Anstatt dafs nun Weinhold diese drei 
klassen hätte stets auseinander halten sollen, führt er die 
vocale, um von diesen zuerst zu sprechen, hintereinander 
auf, bisweilen sogar ohne erklärung, welcher gruppe sie 
angehören. Und gerade die vocale hätte er am meisten 
sondern sollen; denn so wie er sie uns giebt, kann zumal 
der nichtschlesier nur mit der gröfsten mühe, wenn über- 
haupt, die eigenthümlichkeiten jener drei hauptgruppen un- 
terscheiden. Welche Unbequemlichkeit, wenn J. Grimm in 
seiner grammatik die verschiedenen sprachen nicht getrennt 
behandelt hätte. 

Wollte nun aber Weinhold von der einmal abgenom- 
menen Ordnung nicht abweichen, wollte er die drei dialecte 
nicht von einander trennen, so war wenigstens eine über- 
sieht, in der das jeder gruppe eigentümliche nebeneinan- 
der gestellt wurde, unerläfslich ; denn das s. 19 — 21 gege- 
bene genügt dem ausländer gewifs nicht. Gut wäre es auch 
gewesen, wenn der Verfasser au&er dem mhd. auch das nhd. 
zur vergleichung herangezogen hätte; denn so nothwendig 
es auch ist, bei aufstellung des vocalismus einer oberdeut- 
schen mundart das mhd. zu vergleichen, so ist aber eben 
so wenig aufser acht zu lassen, dafs die schlesischen vo- 
cale dem nhd. im allgemeinen weit näher stehn als dem 
mhd. Am besten meine ich wäre es gewesen, wenn Wein- 
hold von den nhd. vocalen ausgegangen wäre, dieselben erst 
durch das mhd. bestimmt und dann diesen gegenüber die 
entsprechenden schlesischen vocale gesetzt hätte. 

In die consonanten kann man sich schon eher finden; 
sie sind in vielen fällen in der ganzen deutsch - schlesi- 
schen mundart gleich, und die ausnahmen hat Weinhold 
gewissenhaft aufgeführt, so weit es ihm möglich war sie zu 
erkennen. Vollständig aber sind sie so wenig als die vocale; 
so fehlt z. b. zu l (s. 65. 66) die merkwürdige bildung der 
GJogauer gegend: pitterschjüg' petersilie; diese form 
wird sofort erklärlich, wenn man an das mittelschlesische 

10* 



14S Pfeiffer 

pittersclTilge und dies mit t geschrieben denkt: eine 
ähnliche form ist mjüch milch; der ton ist übrigens auch 
in pitterschjüg* auf dem ü (vergl. auch Weinhold 8. 
64 z, 30). 

Die beiden noch folgenden abschnitte in WeinhohTs 
buche and ebenso vortrefflich gearbeitet wie der vorher- 
sehende, nur können sie auf Vollständigkeit fast noch we- 
niger ansprach machen als die lautlehre, namentlich die ab- 
Wandlung der worte. Die schuld daran, ich bemerke dies 
nochmals ausdrücklich, liegt jedenfalls nicht an Weinhold. 
Hätte er seine Sammlungen vervollständigen können und 
wäre er nicht schon jahrelang von der heimat entfernt, wir 
würden gewils ein umfangreicheres buch erhalten haben. 
Davon kann sich der Verfasser freilich nicht frei machen, 
dafs er die fimdorte der einzelnen ausdrücke und formen 
zu wenig bezeichnet hat, eine ungenauigkeit , die sich be- 
sonders bei der wortbiegungslehre recht fühlbar macht Sie 
wäre leicht zu vermeiden gewesen, wenn Weinhold, wie 
»e hon gesagt, die drei hauptdialecte getrennt behandelt hätte. 
Er hat dies nicht gethan und muls sich deshalb die frei- 
lich etwas starke zummhung gefallen lassen, bei jedem ein- 
zelnen beispiele auch den ort. wo er es gefunden, anzugeben. 

Auf die betonnng des worts hat Weinhold gar keine 
rüoksieht genommen, und wenn auch in dieser beziehung 
die schlesische mundart gröfstentheils mit der Schriftspra- 
che übereinstimmt, so gibt es doch falle genug, in denen 
man zweifeln kann: z. b. das s. S4 z. 21 angeführte schla- 
fittel kenne ich nur als schlafittel. Weinhold scheint 
das ä äu betonen. 

Ich erlaube mir nun noch einige wenige bemerkungen 
über einrelhehen. Den s. 20 2. 12 angeführten scherzspruch 
kenne ich etwas anders. Es ist ein gesprach zwischen einer 
hausfrau und einer mohnhändlerin. A. Mutterle, was 
haut s'n dau? — R Mau. — A. Mau? — B. Nu! 
% s eis lauter mau. — A. I uu dau dau; d. h. mütter- 
ohon» was hat sie denn da? — Mohn. — Mohn? — Frei- 
lieh, es ist lauter mohn. — I nun da da = das hätte ich 



anzeigen. 149 

nicht geglaubt oder es ist wohl nicht möglich. — Zu 8. 86 
z. 23 (einschiebung des ch) führe ich noch an die allen 
Breslauern wolbekannte Altbichsergässe Altbissergasse. 
Amtlich aber unrichtig heifst sie Altbüfserstrafse; sie hat 
ihren namen nicht, wie man gemeint hat, von den geifsel- 
brüdern erhalten, sondern von den schneidern und schu- 
stern, die alte schuhe ausbesserten. — Zu s. 144 bemerke 
ich, dafs ich zwine zween (nom. acc.) in der Freiburger 
gegend gehört habe. Wünschenswerth wäre es gewesen, N 
wenn Weinhold die Zahlwörter nach den verschiedenen 
mundarten aufgeführt hätte. Als probe gebe ich hier die- 
selben aus Breslau und aus der Glogauer gegend. Breslau: 
ens, zwe, drei, vire, fimwe, sechse, siben, adVte, 
neine, zaene, elwe, zwelwe, dreizaen, verzaen, fuf- 
zaen, sechzaen, sibzaen, achzaen, neinzaen, zwanzig, 
enunzwanzig, dreifsig, verzig, fufzig, sechzig, 
sibzig, achzig, neinzig, hundert. — Glogauer ge- 
gend: es, zwie dre, vir, fimf, sechs, seiben, acht, 
noen, zän, iüf, zwiöf, drez'n, virz'n, fufz'n, sechz'n, 
seibz'n, achz'n, nöenz'n, zwanzg, en'nzwanzg, 
drefsg, virzg, fufzg, sechzg, seibzg, achzg, nöenzg, 
hundert. 

Ueber die bedeutung, welche Weinhold seinen beispie- 
len gibt, mag ich mit ihm nicht rechten. Zwar stimme ich 
in vielen fallen nicht mit. ihm überein; aber es weifs ja nie- 
mand, ob sich dies oder jenes wort nicht in beiden bedeu- 
tungen findet. Die Untersuchung gehört auch ins Wörter- 
buch, nicht in die grammatik. 

So viel einstweilen über ein buch, das die gröfste 
beachtung verdient und jedem, der sich mit dialectforschung 
beschäftigt, ein unentbehrliches handbuch sein mufs. Jeder^ 
auch der Schlesier, wird darin viel neues und nicht geahn- 
tes finden und dem Verfasser für seine mühe grofsen dank 
wissen. Der Schreiber dieser zeilen, Breslauer von geburt 
und schon seit jähren mit einer ähnlichen Sammlung be- 
schäftigt, wie sie Weinhold beabsichtigt hat, bekennt hier 
öffentlich, dafs er mit. der gröfsten freude und befriedigung 



150 Hang 

das neueste werk seines froheren lehrers durchgearbeitet 
hat, und verspricht an einem andern orte manche ergänzun- 
gen und beitrage zu Weinholds werke zu liefern ; er mufste 
sich hier bei dem ihm zugemessenen räume mit wenigen 
worten begnügen. 

Schmerzlich vermißt aber hat der unterzeichnete eine 
Zueignung des buches an Weinholds landsleute. Sie haben 
es wahrlich nicht verdient, dafs eine arbeit, die ihnen doch 
zunächst gehört, andern vorgelegt wird, dafs sogar Wein- 
hold, wie man leider aus der vorrede folgern mufs, den 
Schlesier ganz von sich abzuschütteln sucht. Möchte er 
dodi bei der herausgäbe seiner schlesischen spiele und sa- 
geiroeweisen, das ihm das land, in dem er geboren und 
erzogen ist, nicht gleichgültig geworden sei. Einen trau- 
ten herzlichen grufs aus der heimat durch seinen landsmann 
und ehemaligen schüler wird er hoffentlich auch jetzt nicht 
von sich ablehnen. 

Breslau. Dr. Friedr. Pfeiffer. 



III. Miscellen. 



Drei. 

Das zahlwort drei ist eines derjenigen urwörter, 
die sich in den verschiedenen gliedern des grofsen indo- 
germanischen Stammes im ganzen nur wenig von der ur- 
sprünglichen gestalt entfernt haben; ja es beweist sogar, 
wie auch manche andre Wörter, einen in die entferntesten 
Zeiten hinaufreichenden Zusammenhang dieses Stammes mit 
den semitischen sprachen. Sehen wir nun zuerst auf 
die gestalt, die dieses wort in den verschiedenen haupt- 
dialekten unsers grofsen Stammes angenommen hat. 

Sanskr. tri themat. form: m. trayas (nom. pl.) fem. 
tisras (nom. plur.). — Zend. thri themat. form: m. thr&yo 
(th ttlr t steht wegen des folgenden r nach der bekannten 



miscellen. 151 

rückwirkenden aspirationskraft des r im zend) ; fem. tisarö, 
(nom. pl.); daraus verkürzt mit Umwandlung des th, t in 
s, das neupers. seh; wie dies neupersische wort nach hin- 
ten verkürzt ist, so hat das betreffende armenische jer" die 
Verkürzung nach vorne erlitten (jef~ ist nämlich blofs das 
as von trajas)*); griech. rgeig, tqicc; latein. tres (nur eine 
contraction aus trajas), tria; goth. thri, nom. neutr. thrij-a; 
altnordisch ]>rir m., ]>riar f., ]>riu n. ; altslaw. und littauisch 
tri. Fast alle angeführten sprachen bieten demnach 3 grund- 
laute: t, r, i. Sucht man nun für diese laute eine entspre- 
chende wurzel, so dürfte schwerlich eine zu finden sein, die 
eine passende bedeutung gäbe. Zudem sind die nebenfor- 
men des sanskr. und zend tisras und tisarö, die der Sprach- 
gebrauch zu femininen gemacht hat, wohl zu beachten. 
Diese sind offenbar gleichen Stammes mit trajas; denn sie 
haben alle laute von diesem worte und noch ein s dazu. 
Woher dieses s? Gehört tisras zum gleichen stamme mit 
trajas, so mufs dieser laut wurzelhaft sein; denn als fiexions- 
zeichen läfst er sich gar nicht erklären. 

Dafs das 8 inÄefs ursprünglich sei, dazu liefern die 
semitischen sprachen einen beleg, die ich um so eher zur 
vergleichung herbeiziehe, als sich in den Zahlwörtern 1 — 7 
(mit ausnähme des Zahlwortes 2) ganz sicher eine Urver- 
wandtschaft dieses Stammes mit dem indogermanischen er- 
weisen läfst**). Die urform ist hier salas, am treuesten er- 
halten in dem äthiopischen 6els (seltene form ; gewöhnlicher 
ist salastu eine abstractbildung mit dem suffix der 3. pers.) ; 
arab. thaläth, hebr. shalösh, aramäisch t'löt (mit t fi&r sh 
nach einem bekannten lautgesetze der aramäischen idiome). 
Das erste s entspricht einem anlautenden s des urwortes, 
das 1 ist Vertreter des r, der 3te radical kann das flexivi- 



*) Der nähere beweis würde mich zu weit in die armenische lautlehre 
führen. Man vergleiche über das gleiche verhältnifs des armenischen zu den 
iranischen sprachen im zahlwort sechs die note zu khshvas' in meiner erklä- 
rung von Jacn. 44, 1 (Zeitschrift d. d. morgenl. gesellsch. VH. p. 333). 

**) Man vgl. Ewalds treffliche andeutungen hierüber: AusfUhrl. LB. der 
hebr. spr. § 269 und die oben angeführte abhandlung. 



152 Hang 

sehe 8 von traja-s sein; das t ist ausgefallen nach dem 
bekannten grundsatze der trilitteralbildung im semit., wozu 
noch ein anderes kommt , dafs kein wort wohl mit einer 
consonantengruppe wie st u. s. w. anfangen kann*). 

So ergiebt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, dafs 
in trajas ein s ursprünglich war und in folge des allzuhäu- 
figen gebrauchs wegfiel. Nehmen wir nun 4 laute als ur- 
sprünglich an, s, t, r und i, so werden wir von selbst auf 
die bekannte w. str, gtoq&vvv{u 9 sternere, streuen geführt. 
Merkwürdigerweise tritt nun bei dieser wurzel schon im 
sanskrit ein wegfall des s ein. Man vergl. tara stern, ve- 
disch noch str (nur erhalten im instrument. strbhis in der 
häufig wiederkehrenden redensart näkam pipepa strbhih er 
schmückte den himmel mit Sternen), griech. aörtfe, Stella, 
stairno, stern, pers. sitareh, armen, asdeg (das g des jetzi- 
gen armenischen entstand aus einem gutturalen 1). Einen 
gleichen wegfall des s haben wir in tayu dieb (in den Ve- 
den und dem Zendavesta), wurzel sten, stehlen (eig. sti, 
wie noch die wurzel t'i in den keilinschriften zeigt, man 
vergl. Benfey gloss. zu denselben s. h.^r. ). Ich glaube nun 
mit einiger Wahrscheinlichkeit dargethan zu haben, dafs in 
trajas ursprünglich ein s vorhanden war und dieses s in 
der nun entsprechenden wurzel str auch in andern bildun- 
gen wegfallen konnte. Nun fragt es sich noch, ehe die 
urform bestimmt werden kann, wie kommt das s in tisras 
und tisarö in den inlaut, wenn doch die würz, str sein soll? 
Zunächst könnte man eine metathese annehmen; aber die 
genügende erklärung derselben dürfte manche Schwierigkeit 
bieten. Am leichtesten läfst sich die annähme rechtferti- 
gen, es sei eine etwas verstümmelte reduplication und stehe 
für tistrayas. ti ist ganz regelrechte reduplicationssilbe der 
würz, str nach bekannten sanskritischen lautgesetzen , die 
ich hier nicht weiter entwickeln will. Die Wurzelsilbe hat 
wegen der consonantenhäufung das t eingebüfst, und ay 
wurde ausgestofsen, ein fall, der sich in den Veden öfters 



*) Man vgl. Ewald LB. § 5, a. und § 9 u. 10. 



miscellen. 153 

findet, man vgl. samanä für samanay-ä und ähnliche. Eine 
ganz ähnliche reduplicationsform bietet das zendische tistrja, 
name eines sterns, das weder von tvashtar noch von tvish 
abzuleiten ist, denn beide ableitungen lassen sich lautlich 
nicht rechtfertigen, sondern einfach reduplication von strja 
ist (vielleicht ein plural), das etwa den gleichen sinn wie 
ptarem stern hat, und auch sicher derselben wurzel ent- 
stammt, so dafs tistrja vermöge der kraft der reduplication 
etwa „den grofsen, schönen stern" bedeuten könnte. Hat 
nun die annähme, tisras stehe fttr tistrayas etwas für sich, 
so wäre die grundform von trayas strayas. Sehen wir nun 
auf die bedeutung, so ergiebt sich die des ausstreuen s, 
aussäens; das wort hängt offenbar mit str stern zusam- 
men oder ist vielmehr mit ihm identisch. Die sterne sind 
die ausstreuungen, die aussaat wegen ihrer zahllosen 
menge, mit der 6ie den nachthimmel bedecken, wie ausge- 
streute saamenkorner das ackerland. Das zahl wort drei 
konnte dem ausdruck für sterne entstammen, weil diese am 
blauen himmelsgewölbe nach uralter anschauung das dritte 
glied in der reihe himmlischer körper bilden, sonne, mond 
und sterne. Oder denkt man an die zwei grofsen hälf- 
ten unsers gesichtskreises , den himmel und die erde, so 
sind die strayas gleichsam als drittes glied, die wesen, 
die beide erfüllen. Und weil der blick der menschen der 
urzeit mehr zu den mächten des himmels als zu der erde 
gerichtet war, so konnte jener allgemeinere ausdruck „aus- 
streuungen" für die zahllose masse der himmlischen lichter 
gebraucht werden. 

Dr. Martin Haug. 



'A&ijvrj, itis, Ida, Iduna. 
Bei Wörtern schwieriger deutung wird man berechtigt 
sein, bisweilen von allen die sache betreffenden schwierigen 
und subjectiver neigung kaum entziehbaren fragen abzu- 
sehen und sich auf die Zusammenstellung der Wörter zu 



154 . Curtius 

beschränken, welche nach strengster berücksichtigung der 
unbestechlichen lautgesetze in den verwandten sprachen 
ihnen entsprechen können. So steht es mit den oben auf- 
geführten Wörtern, deren vollständiges lautliches zusammen- 
stimmen in der Stammsilbe nicht zu verkennen ist: gr. ä&, 
nord. id, ahd. it. Die wurzel a& könnten wir durch einen 
nasal verstärkt auch in av&og, ferner in ävrfvo&a und tvij- 
vo&a annehmen und als ihre grundbedeutung die des spros- 
sens, keimens aufstellen (vgl. Benfey wurzell. I, 77), von 
wo aus zu der bedeutung Jungfrau, weib leicht zu gelan- 
gen wäre; auch 'u4frijvcu als stadtname liefse sich daraus 
erklären. 

iegog, ishirä-s. 

Kuhn's vergleichung dieser beiden Wörter (bd. II. s. 274 
dieser zeitschr.) ist so schlagend, dafs man sie nicht leicht 
wird bestreiten können. Nur in der erklärung des «, do- 
risch a von ugog, ictgog möchte ich anderer meinung sein. 
Dafs t durch den einflufs von q zu e oder gar zu a wird, 
wäre, so häufig der erstere fall im lateinischen ist, für das 
griechische erst zu erweisen. Wir werden daher entweder 
im griechischen e, a den ursprünglicheren, im skr. i den 
abgeschwächten laut anzunehmen haben, oder die ersteren 
laute aus der dissimilation erklären. Dann würde aus u 
ebenso is geworden sein wie in vi]m£r] = vrj7u-iii und das 
gegenstück hätten wir in nole-i = 7i6fa-i (vgl. Ahrens for- 
menlehre 8. 30). Die schon bei Homer häufige form igog 
wird sich dann zu jenem iegog gerade so verhalten wie das 
ionische itoXi zu noXu. Hier wie öfter sehen wir die sprä- 
che zur beseitigung lautlicher mifsverhältnisse bald den 
einen, bald den andern weg einschlagen. 

Einen einwand gegen die vergleichung der beiden Wör- 
ter könnte man aus dem Spiritus asper von iegog entneh- 
men. Allein wir müssen im griechischen einen unorgani- 
schen hauch zulassen, nicht blofs vor v (vategog uttaras u. a.), 
sondern auch vor andern vocalen z. b. rjfoog aus rjikwg 
(zeitschr. I. s. 29 ff.). Oft bewahrt uns irgend ein dialect 



miscellen. 155 

die echte form, und so verdient es alle beachtung, dafs auf 
einer alten theräischen inschrift 'Idgow ohne den Spiritus 
asper vorkommt (Ahrens dial. Aeol. 26). 

Das hellste licht aber erhält durch jenes ishirä-s die 
bedeutung von isgog. Wir dürfen nun dreist jene künstli- 
che erklärung von II. 77, 407 verwerfen, welche auch noch 
in die neueste ausgäbe übergegangen ist: 

$Xxe 3k Sovgog Mcov imig ävrvyog cog Öts ng cprig 
Ttirgrj knl TtgoßXfjn xa&rjftevog iegöv ix&vv 
kx novtoio &vQtx£s Xivcp xai ?)vom %akx(p. 
Hier deutete schon Aristarch ebenso scharfsinnig wie 
künstlich: tov ävsrov (den einem gotte frei gelassenen), 
evtgafij, (bg iegov ßovv Uyofiev tov avsiutvov. Fäsi ffthrt 
dies aus „weil der fisch im wasser und besonders im meere(?) 
wie das vieh einer geweihten heerde keinem sterblichen an- 
gehört und so nur eigenthum der götter des meeres er- 
scheint." Wie frostig diese deutung sei, fühlt jeder. Be- 
trachtete man die fische des meeres wirklich als eigenthum 
der meeresgötter, so war es ja frevelhaft sie zu fangen, 
hielt man sie für gute beute des fischers, warum sollten 
sie geweiht heifsen ? Und wer wird es gar dem homerischen 
Zeitalter zutrauen, durch die reflexion hindurch, dafs ge- 
weihte thiere wohlgenährt seien, das wort iegog zu dem 
begriffe Evrgarfrfg, wohlgenährt, umgebildet zu haben. Auch 
finden wir im lexikon des Apollonius das einfache fiiyav 
neben jener aristarchischen erklärung und Vofs übersetzt 
„den gewaltigen meerfisch". Wie gut pafst das zu der 
grundbedeutung von ishirä-s „rege, kräftig, stark." Immer- 
hin aber werden wir annehmen müssen, dafs in dieser Ver- 
bindung wie auch in den schon von Kuhn angeführten 
Ugov fiivog '^iXxivooio, legt] tg Ttjksfidxoio und einigen we- 
nigen andern Wendungen die ursprüngliche bedeutung gleich- 
sam noch durchschimmert, während das substantivirte leget 
opfer, so wie die derivata, z. b. iegevg 9 beweisen, dafs das 
wort auch im homerischen Zeitalter im wesentlichen schon 
seine spätere bedeutung besafs. Aber wie merkwürdig stimmt 
es zum Charakter der homerischen götter, dafs das ihnen 



158 Kuhn 

protendo entstanden ist, so dürfen wir auch porricio, oder 
wie unter andern Ritschi Plaut. Pseud. v. 266 schreibt, 
poricio aus pro-jicio ableiten (vergl. Dietrich Commentat. 
gramm. duae p. 6): und dieselbe präposition empfiehlt für 
porrigo das griechische ngoraivio, für ein pro in polliceor 
läfst sich das gleichbedeutende promitto anführen: der ver- 
balstamm ist augenscheinlich, wie in liceri bieten, und mit 
hinzutretendem u-laut in loqui, der des griech. laxeiv, kslaw. 
reko (Schleicher 131) skr. lap, folglich ist polliceri ganz un- 
ser für (ver) sprechen ; pollubrum dürfen wir mit dem gleich- 
bedeutenden ngoftoog zusammenstellen. In bezug auf pol- 
luere erinnere ich an nQ07it]hccyj£uv und für possidere würde 
ein pro auch wohl denkbar sein. G. Curtius. 



idoneus. 

Aus cöram für cosam hatte Pott etym. forsch. I. 273 
auf ein von w. as gebildetes Substantiv asä (das sein) ge- 
schlossen und daraus aufser andern Wörtern auch lat. ido- 
neus erklärt (mit dem begriffe von solchem sein, eä ovciq, 
kaiq, qua par est), indem er id in derselben weise in das 
lat. compositum aufgenommen erklärte, wie dies bei den 
neutris der pronomina im sanskrit gewöhnlich zu geschehen 
pflegt. Ich will hier nicht weiter untersuchen ob diese ety- 
mologie sich lautlich rechtfertigen lasse, sondern bringe sie 
nur in erinnerung um zu zeigen, dafs Pott mit glücklichem 
Scharfsinn die beiden elemente aus denen das wort besteht 
erkannte, nämlich id und suff. neus, dafs er aber in betreff 
des 6 irrte, idoneus entspricht nämlich genau dem skr. 
idammaya von solcher beschaffenheit, so beschaffen, welches 
ich bis jetzt nur an einer stelle, Brhad-Ar. HI. 4. 5 ed. 
Pol. nachweisen kann; über .die identität der suffixe maya 
und neo habe ich bereits oben IL 319f. gesprochen, es be- 
darf deshalb nur der erste theil des Wortes, idö = idam, 
einer erklärung. Das indische wort ist deutlich aus dem 
nom. neutr. des pronominalstammes i gebildet, an den das 
suff. maya getreten ist, wir müssen deshalb im lateinischen 
die gleiche bildung erwarten; nun entspricht aber dem skr. 



auszüge. 159 

idam das lat. id, woher also das ö? Ich behaupte unbe- 
denklich, dafs auch das lateinische in einem älteren zustande 
jenes idam besessen habe und dafs diesem ido entspreche. 
Dies ist dann lautlich vollkommen gerechtfertigt, denn auch 
in anderen beispielen sehen wir auslautendes am gerade so 
zu o werden ; am deutlichsten in ego = aham , dann aber 
auch im acc. sg. masc., nom. acc. sg. neutr. der 2. decl., wo 
die älteren inschriften o als endung zeigen und erst die spä- 
tere Orthographie das m wieder aufnimmt, endlich auch in 
dem o der 1. sg. präs. etc., welches aus ami oder vielmehr aus 
am entstanden ist. Dafs wir ami und nicht ämi für das 
lateinische anzusetzen haben, scheint mir aus dem plural 
imus, gegenüber dem skr. amas der 3. conjugation mit evi- 
denz hervorzugehen. Dies ami mufste aber, da auslauten- 
des i in mehrsilbigen Wörtern der regel nach wegfällt (vgl. 
z. b. tudasi, tudati mit tundis, tundit) zunächst am werden 
und hat sich von dieser form aus zu o gewandelt; wäre 
dagegen ämi die ursprüngliche form gewesen, so würden 
wir am wie im acc. sg. der feminina als endung der 1. ps. 
sg. auftreten sehen. Ich kann hier nicht ausführlicher auf 
diese lautgesetze eingehen und behalte mir die behandlung 
derselben vor. A. Kuhn. 



Auszüge aas Zeitschriften. 

Rheinisches maseam für philologie. Neunten Jahrgan- 
ges erstes heft. 1853. — Die älteste Scipionengrab- 
schrift von Ritschi. Wie die erste und vierte zeile der 
inschrift wahrscheinlich machen, fehlt am schlufs der zeilen 
ein stück, welches auf einem besonderen, angeschobenen 
steine befindlich war. " Ritschl ergänzt daher die inschrift 
folgendermafsen : 



HONC OINO .PLOIRÜME COSENTIÜNT R 
DUONORO OPTÜMO FUISE VIRO 
LUCIOM SCIPIONE FILIOS BARBATI 
CONSOL CENSOR AIDILIS HIC FUET A 
HEC CEPIT CORSICA ALERIAQÜE URBE 
DEDET TEMPESTATEBÜS AIDE MERETO 



OMAI 
VIRORO 

PUD VOS 
PÜCNANDOD 
D VOTA 



160 Kuhn. 

Am schlufs wird aus dem gebrauch des ungefähr gleich- 
zeitigen auftretens des G einerseits und des für O und E 
eintretenden V und I andrerseits eine mit bewufstsein un- 
ternommene schrift- und Sprachfeststellung vermuthet, für 
die sich der name des Sp. Carvilius, etwa um 520, unge- 
sucht darbiete. 

Ebd. Plautinische exkurse von Ritschi. 24. No- 
minativus pluralis der zweiten declination auf is. — Da die 
inschriften unzweifelhafte spuren des nominativus pluralis auf 
s aufweisen und selbst die grammatiker (Priscian) die nach- 
richt davon aufbewahrt haben, wird nach des verf. ansieht 
an mehreren, stellen ein is statt des i dieses casus 2ter decli- 
nation im Plautus herzustellen sein, zumal die handschrif- 
ten mehrfach deutliche reste davon bewahren ; daher emen- 
dirt R. drei stellen durch aufnähme dieser form, nämlich 
Mil. glor. 44. triginta Sardis f. Sardi; ib. 374 hisce oculis 
exfodiri f. oculi ; Pers. 684 quid eis nuinmis volunt f. quid 
ei nummi sciunt. 

Zeitschrift für die österreichischen gymnasien. 
1853. Heft 6. Curtius, bemerkungen zur griechischen 
grammatik. (Fortsetzung und schlufs). Der verf. legt den 
stufengang dar, den er in der darstellung des verbums auf 
o) in seiner grammatik befolgt hat und giebt zugleich winke 
über die praktische behandlung seines buches; die vom di- 
rector Wolf gemachten einwendungen werden beleuchtet, 
namentlich wird über den bindevocal, über starke und 
schwache tempora gesprochen und die annähme dieser ter- 
minologie theils durch die ergebnisse der Sprachvergleichung 
gerechtfertigt, theils aus praktischen gründen als zweckmä- 
fsig nachgewiesen. 

Ebd. Tomaschek, zur neuhochdeutschen recht- 
schreibung. Weinhold's abhandlung über deutsche recht- 
schreibung (welche schnell von kaum so bald gehoffiter prakti- 
scher bedeutung geworden ist, da das österreichische ministe- 
rium die Orthographie nach den grundzügen derselben in den 
schulen zu handhaben verordnet hat) wird in diesem arti- 
kel als aus der consequenz historischer Sprachvergleichung 
hervorgegangen dargestellt und die ausstellungen einzelner, 
namentlich des schulraths Wilhelm, dagegen als dies prin- 
cip verkennend oder nichtbeachtend nachgewiesen. 



Gedruckt bei A. W. S chade iu Berlin, Grüiistr. 18. 



!• Abhandlungen. 



Etymologieen von rj/itQa, yaig, iantya, 6y4 u. a. 

1 ) Zuerst Bopp vergl. gr. p. 505 hat den glücklichen 
gedanken gehabt in* der ersten silbe von rj/uiga das skr. 
dju dies zu erkennen, von dessen consonantischem anlaute 
nur in dem Spiritus aspef eine spur geblieben sei. Aber 
freilich ist seine abtheilung tj-uioa und erklärung des zwei- 
ten theiles aus fiigog desto weniger zu billigen. Sehr gut 
hat dagegen Benfey wurzellex. II. p. 208 vermuthet, dafs 
riH-iga abzutheilen, ft wie oft aus^r entstanden und somit 
r)(i- (dorisch f ä-) = djäv sei, welche form des Stammes 
am genauesten der im skr. djäu-s coelum entspricht. Ich 
denke diese auffassung des ersten theiles von rifiiga durch 
das folgende zu gröfserer gewüsheit zu erheben, wogegen 
ich später der weniger richtigen erklärung des zweiten thei- 
les oder vielmehr Suffixes eine probablere substituiren werde. 

2) Mit tifiiga steht tjrig in der engsten begriffsver- 
wandtschaft. Allerdings kennt die Hesiodische Theogonie 
v. 124 eme'HpiQT] tochter des"E()eßog und der Nv& Schwe- 
ster des M&riQ, und eine 'Hcig v. 372 Schwester des Helios 
und der Selene; aber jene ist eine kosmogonische potenz 
wie ihre nächste Verwandtschaft, fast ohne alle personifica- 
tion. In solcher findet sich bei Homer und Pindar auch 
nur die 'Jfclg. Aber schon im Hesiodischen Kardkoyog 
yvvaixäv nach Pausan. I, 3, 1 und dann von Euripides an 
tritt die 'Hfi&Qa als ganz identisch mit der Hwg auf, z. b. 

in. 8. 11 



162 Alirens 

Eurip. Troad. 855, wo die scholien auf die abweichung von 
Hesiod aufmerksam machen, und oft bei den späteren. Auch 
als appellativum zeigt rjoig schon bei Homer an manchen 
stellen grofse Übereinstimmung der bedeutung mit riuioa, 
8. Nitzsch. zu Od. XTT, 3 , welcher zu II, 434 diesen ge- 
brauch noch hatte leugnen wollen. Den Aeoliern wird aus- 
drücklich der gebrauch ihres avcog = ijoig im sinne von 
tjuiga zugeschrieben, s. diall. I, p. 36, wo noch nachzutra- 
gen EM. 174, 44 nach der richtigeren lesart in codd. Par. 
Sorb. avtog 17 tjrig, rovtiariv ri rjft&Qa naq Alolevaiv. Es 
müfste denn etwa sein, dafs in diesen Zeugnissen Avwc, 
'Hrig, 'HpiQct zu lesen wäre. 

Nitzsch a. a. o. definirt den allgemeinen begriff der rjwg 
sehr richtig als tageslicht oder helle. Ich füge seinen 
belegen noch hinzu, dafs sie bei Homer wesentlich als brin- 
gerin und verkünderin des lichtes erscheint, so in der wie- 
derholten formel ojQVud'' tv a&avdtoici epooog (pigoi rjSe 
ßQorolavv A, 2. T, 2. «, 2. vergl. *//, 348. ferner B, 49 Zijvi 
(fowg kpeovaa xal akloig ä&avaTOiöi, auch in dem sonst 
dem Helios zukommenden epitheton (fasoipßQOTog, vergl. 
Hesiod. Th. 372 9 Hä &', r\ nccvreaaiv kmx&ovioici (paeivei. 

3) Es ist hiernach gewifs gerechtfertigt, wenn man in 
rj(6g denselben stamm sucht wie in ijuiga, und zwar ist 
derselbe in jenem worte viel weniger versteckt. Die ver- 
schiedenen formen der dialecte, dor. äcig, lakon. äßeig (diall. 
n. p. 49), äol. av(og, ion. rjcig, att. Zcog zeigen als gemein- 
schaftliche grundform unverkennbar 'äfcog. Dafs aber vorn 
ein j abgefallen sei, dem noch der spir. asper der attischen 
form verdankt werden mag, zeigt weiter die vergleichung 
des latein. jubar m. und n., welches in seiner specielleren 
bedeutung = 'Ewayogog (dann allgemeiner lichtglanz, glänz) 
die nächste beziehung zu i)a>g hat und nicht weniger in der 
form; denn b ist = v und das r aus s entstanden, s. Pott 
etym. forsch. I. p. 120. IL p. 610, also jubar =juvas. Es 
ist somit derselbe stamm wie in Jov-is (die eugubinischen 
tafeln haben Juve = Jovi), Juppiter aus Juv-piter, welcher 
stamm bekanntlich unmittelbar zu diu (himmel, tag) ge- • 



etymologieen. 163 

hört. Zu dem weiblichen rjws, welches ich jetzt mit Zu- 
versicht aus Sia^-cog entstehen lasse, verhält sich das männ- 
liche jubar (dju-vas) ganz wie "EöntQog abendstern zu 
ianiga, und gerade in der concreten bedeutung morgen- 
stern scheint jubar vorzugsweise männlich gebraucht zu 
sein. 

4) Auch die übrigen mit t]cog augenscheinlich eng ver- 
wandten Wörter lassen den stamm Aj: mit den bekannten 
Verwandlungen des j: erkennen. So die glossen des Hesy- 
chius äag eig avgiov. Bot coro L ol Si to eig tqitijv, von Ze- 
nodot auch bei Homer gelesen, s. no. I, 18) und ätg, ig 
rgitriv, avgiov. Bouoroi, wie ich das corrupte äeavtjrov, 
avgiov B. corrigire. Beide formen sind für adverbia zu 
halten nach analogie von skr. 9vas = cras, hjas = £#«%£, 
adjas und sadjas (hodie), dorisch cciig = aiei, und werden 
nach analogie von £##£$, aiig richtiger zu oxytoniren sein. 
Ferner die lakonischen glossen aßri, ngwt und aßaoat, 
agiatijaai, letzteres von einem präsens äßccw (frühstücken), 
jenes wol richtiger äßcj zu schreiben = tjdid'sv nach ärt der 
von pronominalstämmen gebildeten dorischen adverbia auf 
-w wie nw = 7z6&6V (diall. II. p. 374). Dann mit einem 
A-suffix %od Ab g, attisch von tag, kretisch nach Hesychius 
aeXog, in ungenannten dialecten eiwkog EM. 306, 44 und 
evwlog lex. de spir. p. 221, dieses wol richtiger evolog und 
für ionisch zu halten aus yvolog. Schon die alten haben 
das wort trotz der scheinbaren bedeutung x&saivog richtig 
von &wg hergeleitet; die ursprüngliche bedeutung zeigt sich 
am deutlichsten in tj Ztokog rifiiga d. i. le lendemain bei 
Axionicus Athen. HE, 95. C, gewöhnlich was auf den 
folgenden Tag übrig bleibt, abgestanden. 

Meistens aber hat der stamm ein p-suffix angenom- 
men, dessen natur erst unter no. 6 erläutert werden kann. 
So in avgiov, ionisch nach gramm. Vat. post Gregor. 
p. 698 cigiov, Hesych. kvavga>> ngwt Kvngioi, Suid. äy- 
X&v(fog, 6 naxvcidqg og&gog und mit anderem diphthonge 
vielleicht corrupt, Hesych. ayxovgog, og&gog. Kvngioi, t 
<f<üOq>6(>og. Man vergleiche hiermit den ausdruck tyyv&i 

11* 



164 Ähren« 

<J' Tj&g für den dritten theil der nacht d. i. oq&qoq Hom. 
IL K, 271 und Mosch. 2, 2, s. Bissen kl. sehr. p. 131 ff. 
Das ist auch gerade die zeit des <Pooa(fOQog vor dem er- 
scheinen der 'Hoig. Sehr merkwürdig ist Hesych. Kivccvqov 
(ita cod.), tfwxog to äfia rtfiiQcf Kvtzqioi, wofür ich lesen 
mochte xivavQOV yjv%og, to äua i}uigcf K., indem ich 
glaube, dafs xlv eine kyprische form der präposition £vv 
ist, also xivavQov adj = ro ap Mqt. Das x für £ wäre 
wie in cum = ^vv und xoivog = £vpog. Auch ein griechi- 
sches kw läfst sich erkennen in KvvovQia, dem gebiete in 
confinio Laconicae et Argolidis, also aus £i>v und ovgog; 
ferner in xvvdyx*], wa8 nichts anders als Gvvdyxn ist, ob- 
gleich die Griechen selbst sich frühzeitig durch den schein 
täuschen ließen jenes von xvtav herzuleiten, und auch die 
ärzte zwei namen der angina mit jenen namen unterschie- 
den. Man vergleiche aber auch die anderen bedeutungen 
von xwayxri nach Hesych. s. v. xvqxov, und eiQXTt], welche 
sichtlich mit xvtav nichts zu thun haben. In xvpdyxq, i] 
üqxtt] Hesych. ist sogar ganz die lateinische form der prä- 
position zu erkennen. Das i für v in dem kyprischen xiv 
hat seine analogieen im äolischen dialecte diall. I. p. 81 und 
sonst. Endlich gehört auch avgtj hierher in dem gebrau- 
che von dem kühlen morgenwinde, der aus Aussen 
herzuwehen pflegt, Hom. Od. c, 569. Herod. 2, 19. 27, vgl. 
avQitsiv, $iyovv Hesych., während avga in der gewöhnli- 
chen bedeutung sich an aifc, ä^o anschliefst wie auch aura. 
Eine ähnliche Zweideutigkeit ist bei rjiQiog, welches 
gewöhnlich zu ajqg gehört, aber in der bedeutung nQwCog, 
oQ&Qtvog bei Homer und auch bei späteren (s. Buttmann 
lexil. I. p. 118) zu dem stamme Aj von rjrig. Eben da- 
hin ist cceQocpoiTag bei Ion fr. 11 als beiwort des mor- 
gensternes zu beziehen, nicht zu ät}Q wie sonst. Entstell- 
ter ist der stamm in dem engverwandten qgt,, welches dor. 
ccqi, lauten würde, aus ctfQi mit unterdrücktem digamma 
(vgl. äfoog, ijkiog aus afilwg); desgleichen in ägiarov 
(morgenbrot) mit a; denn unrichtig wird bei Homer kürze 
des vocales angenommen, indem an den beiden einzigen 



etymologieen. ]£5 

stellen, wo es vorkommt, 11. co, 124. Od. n, 2 bei kvrivovro 
&QIGTQV nur versäumt ist die elision, welche in den ältesten 
hand8cbriften nicht ausgedrückt zu werden pflegte, in der 
gewöhnlichen weise kvrvvovT ägiorov zu bezeichnen. Der 
fehler wird deutlich durch den hiatus verrathen; denn ein 
anlautendes digamma ist nur ganz willkührlich und verkehrt 
angenommen. 

Endlich noch eine andere gestalt hat der stamm in 
Evqoq (Ostwind) erhalten, eine form welche fftr ionisch 
gelten muß aus tjv-gog; dorisch-äolisch wäre Avgog zu er- 
warten. 

5) Unter den verwandten Wörtern, welche in der be- 
deütung sich von rjdg etwas weiter entfernen, will ich nur 
folgende hervorheben, welche geeignet sind, den für rjdg 
angenommenen ursprünglichen stamm djäv zu rechtferti- 
gen. Kala mit dem stamme KAf, KAY, Salto mit stamm 
AAf y JAY (diall. II. p. 39), ccve» haben ganz übereinstim- 
mend die bedeutung anzünden, in flammen setzen. 
Eine vierte form des Stammes ist in £,w7ivqov, tätpmvQa, 
welches für ein compositum von tivq und Jafe gilt; aber 
die vergleichung der synonymen ausdrücke nvgSalor, ra 
nvQSakcc und nvQavvov, lehrt, dafs jenes £«- vielmehr mit 
Saio) und ccvcd zusammenhängt. Die zusammenhaltung dieser 
verschiedenen gestaltungen lehrt, dafs als der ursprüngliche 
gemeinschaftliche stamm dj av mit der transitiven bedeutung 
incendere zu betrachten und dafs dieser mit dem für rjiog an- 
genommenen djäv mit der bedeutung leuchten identisch sei, 
bedarf kaum der bemerkung. Eine besonders auffallende fünfte 
gestaltung des anlautes zeigt sich in ßavvog ofen, welches 
man mit recht zu avta gestellt hat, wie noch die folgende 
analogie lehrt. Mit havc* (schlafen) ist identisch dctvio bei 
Sappho, ferner der stamm Aj: in ceiaas und AY in aifXq 
(wo das vieh lawi), ferner KSi in xüfMc, endlich BAY in 
ßavßdco, ßavßali&j ßavxaXi£(o. Es ist deutlich, dafs auch 
hier verschiedene modrficationen eines Stammes djav vor^- 
Hegen, der aber nicht blofs zufällig mit dem früher nach- 
gewiesenen gleichlautet. Vielmehr treffen die bedeutungen 



166 Abrens 

leuchten und schlafen in dem gemeinschaftlichen grund- 
begriffe des erfreulichen zusammen, welcher auch aus 
der vergleichung anderer verwandter Wörter, z. b. juvare, 
sich für die stamme dju, djav ergiebt, vgl. Pott I. p. 98ff., 
Benfey II. p. 206. 

6) Kehren wir jetzt zu tifiiga zurück, um noch das 
suffix -SQct einer näheren prüfung zu unterziehen. Es scheint 
mir kaum zweifelhaft, dafs dieses mit dem suffix -er- odeF 
-ter- gleichartig sei, welches auch sonst bei zeitbegriffen 
vielfach vorkommt, zum theil durch ausstofsung des voca- 
les verkürzt, zum theil durch zuftigung von i im griechi- 
schen oder n im lateinischen verstärkt. So vvxtsqoq, %u- 
fiiQiog, *Lf-£Qiog (matutinus) nebst aii- qiov, r]Qi und den 
übrigen dahin gehörigen . formen , auch ion-iga, wovon 
gleich mehr. Im lateinischen diu -raus, nocturnus (statt 
noct-ernus durch assimilation an diumus), hodiernus, hes- 
ternus, aeternus u. a., auch vesp-er, vesp-era, goth. gis-tra, 
ahd. gesteron, auch sommer und winter vergl. Grimm 
gesch. d. d. spr. I. p. 72. Dieses suffix -er- oder -ter- 
ist aber das comparativische, welches hier wie in andern 
fallen angenommen ist, weil es sich regelmäßig um den 
vergleichenden gegensatz zweier zeiten handelt, wie tag 
und nacht, morgen und abend, sommer und winter, vergl. 
Grimm gramm. III. im abschnitt über die comparative und 
meine griech. formenlehre p. 145. anm. 16. Wir würden 
dasselbe auch bei r^iiga statt ajr-ega ohne weiteres aner- 
kennen müssen, wenn nicht die gestalt des neutralen Suffi- 
xes in r}(A,ctQ, gen. ijfAccTog noch einer erläuterung bedürfte. 
Dieses stimmt ganz mit tjticcq, arog — eldccQ, arog u. s. w., 
auch ein zeichen, dafs das /n in rjficcQ zum stamme gehört, 
weil keines der analogen Wörter ein ^w- suffix hat. Im sanskrit 
ist ahar n. dies zu vergleichen. Es ist nämlich oben ge- 
zeigt, dafs der stamm J^ f wovon dato), nur eine modifi- 
cation des Stammes djav, djäv ist, wovon i}wg, vuega, tfuag. 
Derselbe stamm dav mit der bedeutung brennen erscheint 
auch im sanskrit in däva-s (feuer), hat aber gewöhnlich 
statt des v ein h angenommen, also dah (uro). Mit dieser 



etymologieen. 167 

gestalt des Stammes stimmt ganz goth. dag -8 (dies), aber 
ohne laut Verschiebung; dann aber gehört dahin auch mit 
abwerfung des anlautenden d, wie in andern sichern fällen 
Benfey H. p. 216, skr. ah an m. (dies). Dieser stamm 
hat im nom. voc. ahas, während die anderen casus von 
ahan gebildet werden. Daneben ist aber nach Bopp gloss. 
ein neutrum ahar im nom. acc. Rechnet man zu diesem 
auch die anderen casus des Singulars von stamm ahan, z. 
b. gen. ahnas, dat. ahne, so entspricht die declination ganz 
der des griechischen ?]/*«(>, indem in der declination der 
neutra das griechische r die stelle des skr. n vertritt. Man 
hat also in rjpaQ eine sehr alte neutrale bildung .zu erken- 
nen. Dafs aus dieser das femininum rniiqa hervorgegangen 
sei, wie Benfey anzunehmen scheint, wird durch keine ana- 
logie glaublich gemacht. Vielmehr denke ich, dafs r\^kqa 
und r^iaq nur eine zufallige ähnlichkeit des Suffixes haben 
und in Wahrheit ganz unabhängig von einander sind. Da- 
für spricht mir auch der umstand, dafs rjfiag wie skr. ahar 
gar keinen rest des ursprünglichen consonantischen anlau- 
tes behalten hat, während in ri^iqa der spir. asper als sol- 
cher zu betrachten ist. Beiläufig bemerke ich, dafs das 
seltene vorkommen von rifikga bei Homer sich aus der 
Schwierigkeit erklärt, welche die metrische form des Wor- 
tes für den hexameter macht. 

7) Auch in ianiqa habe ich so eben -eya als suffix 
anerkannt; aber der stamm iön- bedarf noch der erklärung. 
Es ist eine sehr natürliche ausdrucksweise die morgenzeit 
durch vorn, die abendzeit durch hinten zu bezeichnen. 
Daran schliefst sich die weitverbreitete Vorstellung, dafs 
osten vorn und westen hinten sei. So dachten es sich z. 
b. die Hebräer und Kelten Pott etym. forsch, p. 186. 190, 
Grimm gesch. d. d. spr. H. p. 981 , so die Aegypter nach 
Plut. de Is.. et Os. c. 32. Auch im sanskrit tritt diese an- 
schauungsweise stark hervor. Hier dient zur bezeichnung 
des vorn die präposition pra = nqo mit ihren Weiterbil- 
dungen puras = rcapos, pürva-s prior und anderen de- 
rivaten. Daher denn auch prätar mane, prak ante, ad 



108 Ahrens 

orientem, pr&o orientalis, pr&hna-s vormittag (mitahan 
dies componirt) purastät coram, in fronte, ad orientein, 
pürva-s prior, orientalis, purvädjus (mit dju dies) mane, 
purvähna-s tempus antemeridianum. Im griechischen ge- 
hört dahin Tiqmt mane, nQwxsg, rj nQwipfj Sgoaog scholl. 
Theoer. 4,6; im lateinischen prandinm (frühstück) Pott 
L p. 242, pruina (frühreif) ebd. p. 108; ahd. fruo = 
oporf, vriußu gelo, weil die kälte besonders in der mor- 
genfrühe eintritt. Aber statt des skr. p haben die ver- 
wandten sprachen auch in diesem stamme, wie sonst häu- 
fig, zuweilen die palatina, wie lat cor am = pürvam. So 
gehören hierher auch, mit pruina und ahd. vriusu vergli- 
chen, xqvoq (frost, eis) mit seinen derivaten und ahd. 
hrifö (reif). 

Der präposition pra ist zur bezeichnung des hinten 
apa entgegengesetzt, wie besonders in den derivaten her- 
vortritt, welche aber den anlautenden vocal häufig verlie- 
ren, z. b. aparedjus postero die, param post, pari retro, 
pa$cät postea. Zuweilen erscheint in diesem stamme 
statt des p auch v, z. b. avara-s posterior. Im griechi- 
schen sind den adverbien tzqoggco, tiqo6&b direkt entgegen- 
gesetzt omaaa), oma&e mit den bedeutungen hinten, nach, 
zurück, wiederum, hinterdrein oder später, welche 
alle leicht aus der grundbedeutung hervorgehen und zum 
theil auch schon bei demselben stamme im sanskrit be- 
merkt sind. Aber die einfache präposition, welche analog 
oni = apa lauten müfste, hat sich theils mit ceno theils mit 
km verschmolzen. Der skr. form mit v entspricht das eng 
verwandte etv (nebst avrs, avvig\ welches in ccvbqvo) selbst 
noch einen präpositionalen charakter trägt; ätff kann aus 
an-g oder ccf-g gedeutet werden. Auch in v-GTtgog, 
v-OTuxog (seltner omareQog, omararog) ißt derselbe stamm 
ava; aber der anlautende vocal ist abgefallen und va ist in 
v verwandelt wie in vdutQ vgl. altsächs. watar, vdw vergl. 
sanskr. vad u. a. Im lateinischen gehören hierher mit aphä- 
resis post, pone, podex. Aus dem deutschen vergleiche man 
u. a. goth. afar post, aftra rursus, aftaro retro, a tergo, 



etymologieeil. 169 

ahd. die vielgestaltige partikel afar, avar, aber u. s. w. 
mit der bedeutung rursus, iterum u. a. 

Mit der anwendung auf abend und westen findet sich 
nun dieser stamm zunächst in folgenden Wörtern: sanskr. 
apara (westen) Pott II. p. 190, parähnam (mit ahan 
dies) tempus pomeridianum, papc&t posteaund versus oc- 
cidentem; ahd. äband, ags. äfen, altn. aptan (vesper), aber 
auch we-st in westar (versus occidentem) u. & w. ganz 
ähnlich dem lat po-st, nur mit w statt p. Im griechischen 
vgl. Hom. Od. v, 240 tjp&v ocoi vaiovai ngoq rjä r rjektov 
re, tjS' oaaoi fieronca&s novl £6<po* rjegoevra, d. i. ge- 
gen westen; ferner Hesych. Üvavov, £#di£* Kimptoi, wo 
ix&kq richtig für h&eg geschrieben ist Die begriffe abend 
und gestern hängen ebenso zusammen wie Morgen und 
morgen. 

Hierher gehören nun aber auch folgende ausdrücke 
für abend, deren Verwandtschaft unter sich richtig aner- 
kannt ist, s. Pott Lp. 121, Benfey II. p. 208, Grimm gesch. 
d. d. spr. I. p. 443 : tanegog, icmpcc, vesper, vespera, irisch 
feascor, gael. feasgar, slav. vetscher, litth. wakaras (auch 
westen). lett. wakkars. In allen diesen Wörtern entspricht 
der stamm, welcher nach abzug des oben erläuterten r- 
suffixes übrig bleibt, theils dem sanskr. pa$c in papc-ät, 
theils einem pac und pak, welches zu den obenerwähnten 
präc und prak stimmen würden. Man beachte u. a. die 
analogie von litth. pakalas (rücken) und lett. pakkat = skr. 
papcat, welche Wörter aber mit dem sanskrit das p ge- 
mein haben. Im griechischen Hantgog, Zcnepct wird das 
urspüngHche digamma jräcnegog, jrsffniQa auch durch den 
unerlaubten hiatus bei Homer und durch spuren im äoK- 
schen dialecte bezeugt diall. I. p. 32« Das n ist hier = 
skr. c wie häufig, und tf = p, welches gerade vor c nur 
eine euphonische Wandlung des s ist, vgl. litth. paskuy = 
papcät. Uebrigens ist die art der präposkionalen derivata, 
welche jenen bildungen zu gründe liegt, eine sehr merk- 
würdige und proteusartigen Verwandlungen ausgesetzte, de- 
ren genauere Untersuchung sehr wünschenswerth ist. Es 



170 Ahrens 

genügt hier zu bemerken, dafs der wesentlichste theil des 
Suffixes in einem c = k = p besteht, welches aber auf ver- 
schiedene weisen verstärkt wird, in den obigen fallen durch 
( vorsetzung von s oder durch gemination, sonst auch durch 
vorsetzung von n. Gleichbedeutend und vielleicht ursprüng- 
lich identisch ist aber eine andere bildung mit st oder a& 9 
die wir z. b. oben in purastat, ngocd*, ömovegog, voregog, 
po-st, posterus gesehen haben, und so zeigt sich auch die 
Übereinstimmung von jrzcniga mit dem deutschen west. 
Die früher versuchten etymologieen aus einem fingirten 
skr. divas-para (altera pars diei) von Bopp vgl. gr. p. 541 
und Benfey, aus goth. visun (manere) von Grimm werden 
keiner weiteren Widerlegung bedürfen. 

Sichtiger hat Benfey 6t/sl, den geraden gegensatz von 
ngcot auch mit der bedeutung abends, zu skr. pa$cät 
gestellt L p. 129, aber die art der entstehung nicht er- 
kannt. Das o ist hier nämlich = va wie in oxog = skr. 
v&ha-s, ags. vagen, on\a vgl. ahd. wäfan, o#a = skr. vahu 
Benf. I. p. 88., tp aber = an wie oft, also 6%pi eng mit 
jreaTt - ega verbunden. Man vergleiche auch vipt = sanskr. 
ucca (von ut) altus, so kann kein zweifei bleiben, dafs 
oxpi, äol. otpt diall. I. p. 180 zu dem skr. papcät gehört. 
— Eben dahin wird auch ahd. spät (serus) mit adv. spato 
(sero) zu beziehen sein, wo der eigentliche präpositionale 
stamm durch aphäresis ganz verloren ist. 

8) Ich kehre noch einmal zu der sippe von tjrig zurück, 
um das verwandte aus den andern sprachen zu bemerken, 
das sich zum theil erst jetzt richtig beurtheilen läfst. Be- 
sonders ist zu beachten, dafs hier der stamm oft dieselben 
vorher erörterten Verstärkungen durch st u. s. w. erfahren 
hat, wie die präpositionalstämme, offenbar wegen seiner ana- 
logen anwendung auf tageszeit und himinelsgegend. Ferner 
ist derselbe im lateinischen fiir die bezeichnung des Sü- 
dens statt des Ostens gebraucht. Nach seiner ursprüng- 
lichen bedeutung des lichtes ist dies nicht zu verwundern 
und stimmt auch mit der homerischen zweitheilung der 
weit in eine licht- und eine Schattenseite. Dieser entspricht 



1 etymologieen. 171 

ganz der gegensatz von apricus und opacus. Jenes ist 
auf den stamm av = djav zu beziehen mit dem r-suffix 
wie in avgiov, tiql\ dieses gehört offenbar zu skr. apa, also 
hintenliegend, gerade wie auch Hom. Od. v, 241 fiero- 
ma&e norl £6cpov die Schattenseite im gegensatze gegen 
die lichtseite hqoq ijcS t rjiliov re bezeichnet. Der ge- 
meine mann in Baiern und der Schweiz denkt sich gerade 
Süden vorn und norden hinten, s. Grimm gesch. d. d. spr. 
II. p. 985. Zu dem stamme av = djav rechne ich daher 
auch af er, africa (südland) und au st er (südwind). Letz- 
teres hat man mit skr. aväk (deorsum, versus meridiem) 
zusammengestellt Benfcy I. p. 29, dem u d aJk (sursum, ver- 
sus septentrionem) gegenübersteht, und allerdings ist auch 
den Kömern die auffassung nicht fremd, dafs der norden 
höher sei. Aber die präposition ava ist sonst dem lateini- 
schen in jener gestalt fremd, und für die obige ansieht 
scheinen apricus — opacus zu entscheiden. Auch bei dem 
oben besprochenen jubar ist die speciellere beziehung auf 
den morgen durch die allgemeinere bedeutung lichtglanz 
stark zurückgedrängt. Aurora, das ausschließlich dem 
morgen angehört, scheint mir kein echt -lateinisches wort 
zu sein, sondern aus dem äolischen aveog mundgerecht ge- 
macht, theils durch anhängung des femininen Suffixes (auosa, 
auora), theils durch einschiebung eines r. 

Im deutschen ist öst (aus au -st), wovon 6 sta»r ver- 
sus ori entern, dem west ganz analog. Die altdeutsche 
göttin Östara, welcher die osterfeuer brannten, ist von J. 
Grimm mythol. p. 182 mit recht der 'Hag verglichen. Goth. 
air (mane) ist offenbar = y\qi, entspricht aber in dem vo- 
cale diesem weniger als altn. är, ags. aer. Dem lateini- 
schen apricus ist ahd. afar gleichbedeutend. 

Im litth. auszra (aurora) auszrinnis (östlich), auszrinne 
(morgenstern), auszti (tagen) und lett. austrinsch (ostwind), 
aust (tagen) hat der stamm au wie im deutschen öst das 
suffix st erhalten, das aber im litthauischen in sz überge- 
gangen ist. 

Die slavischen sprachen haben grofsen theils wie das 



172 Ahrens 

lateinische jubar das anlautende j erhalten: altslav. utro, 
titrie, slovenisch jutre , serbisch polnisch jutro, böhmisch 
gitro (morgen), slovenisch juterniza, polnisch jutrzenka 
(morgenstern), jutribog morgengott, lichtgott, 8. Grimm 
mythol. p. 349. Alle diese formen schließen sich an den 
stamm dju mit dem comparatavischen r-suffix. — Im 
sanskrit ist ushas n. (morgen- nnd abendröthe), welches 
deutlich von ush uro herzustammen scheint, mit tjwg iden- 
tificirt. Mir würde die nicht übermäßige Übereinstimmung 
der form und bedeutung* (der begriff der abendröthe liegt 
dem griech. tjaig und allem sonst verwandten ganz fern) 
nur eine zufällige zu sein scheinen, wenn nicht auchusha- 
stara (ostlich) angeführt würde Benfey I. p. 28. So scheint 
denn ush eine modification der würzet dju zu sein, in wel- 
cher diese den consonantischen anlaut wie anderwärts ein- 
gebüfst und dagegen ein secundäres s angenommen hat; da- 
für spricht auch das b im lat. bustum, comburo von uro 
(für us-o) , wenn man das oben no. 5 erwähnte BAY = 
djav vergleicht. Jedenfalls sind aber rjrig und ushas höch- 
stens indirekt mit einander verwandt. 

9) Manche interessante bestätigung für die vorgetra- 
gene erklärung von rjtig läfst sich aus der mythologie ge- 
winnen. Es ist nämlich in ältester zeit bei den Griechen 
und anderen verwandten Völkern, was noch nicht genügend 
erkannt zu sein scheint, ein dienst der Eos und des Heos- 
phoros stark verbreitet gewesen, welcher sich noch in eini- 
gen kulten und vielen mythen wiedererkennen läfst, am 
deutlichsten im kultus und mythus des Adonis, obgleich 
hier manches semitische dement zugetreten ist wie gleich 
in diesem namen des gottes. Aber für Adonis finden sich 
auch die namen 'Atpog, % Aü(J) y l £(pog, 'Hoirjg, 'Aßcißag, s. 
Meineke anecdd. Alexx. p. 281 , und verschiedene andere 
deutlich von tjrig abgeleitete namen sind aufs engste mit 
dem mythus und kultus des Adonis verbunden. Mit recht 
hat daher Meineke auch Tai ctg, wie nach Tzetz. ad Liyc 
831 Adonis bei den Kypriern hiefs, hierher bezogen, ohne 
das y erklären zu können. Es ist aber nun klar, dafs die- 



etymologieen. 173 

ses aus dem ursprünglichen j des Stammes verhärtet, ist 
also aus iccvag. Die mutter des Adonis, gewöhnlich Myrrha 
oder Smyrna genannt , hiefs bei den Kypriern nach Zoilus 
EM. 1 17, 40 'Ada, und von Phileas daselbst wird A<pog = 
ASwvig ein söhn der 'Hwg und des KicpaXog genannt, ge- 
rade wie Lucifer nach Hygin. Astr. 2, 42. Der grofsvater 
des Adonis durch die Myrrha oder Aoa heifst Oslag; eben 
so ist 'Ewacpooog nach Hesiod Th. 372. 382 durch die Eos 
ein enkel der Geia. Man sieht schon deutlich, dafs dieser 
Aqiog ='Ado)vig in Wahrheit nichts anderes ist als der mor- 
genstern, welcher von Apollon. 1, 1273 aaTtjo tjqiog, von 
Euripides bei scholl. Arist. Eqq. 753 i<pog äortjQ, von Ion 
fr. 11 Bgk. aoiog aarrjQ genannt wurde, und danach von 
Aristophanes Pac. 1835 kurzweg Aoiog. Auch mythus und 
kultus stimmen mit dieser auffassung; bemerkenswert^ sind 
zunächst besonders folgende punkte. Adonis ist jung und 
schön wie der morgen, ein Jäger und hirt, wie Jäger und 
hirten am frühsten morgen ausziehen. Er weilt die hälfte 
der zeit bei der Aphrodite, die hälfte bei der Persephone, 
wie auch der morgenstern als solcher gleiche zeit sichtbar 
und unsichtbar ist; die identität desselben mit dem abend- 
sterne ist den Griechen erst durch Pythagoras bekannt ge- 
worden. Die Adonien zerfielen in ein trauerfest über das 
verschwinden und ein freudenfest über das wiederfinden des 
gottes. Bei ersterem wurde das bild des gottes in's was- 
ser geworfen, wie ja der morgenstern nach natürlicher Vor- 
stellung im meere untergeht ; fiir die bedeutung des letzte- 
ren ist es sehr charakteristisch, dafs nach der erzählung 
des Ammianus Marcellinus 22, 10 bei dem einzuge des kai~ 
sers Julianus in Antiochien zur zeit der Adonien das volk 
schrie: „salutare sidus inlüxisse Eois partibus." Aber nach 
der chaldäisch- semitischen auffassung war der morgenstern 
der stern der Aphrodite und schon daraus begreift sich 
die Vermischung jenes kultus mit dem dienste der Astarte- 
Aphrodite. In den flufs Adonis bei Byblos schols, so 
glaubte man, an einem bestimmten tage, von der spitze 
des Libanon her ein feuer wie ein stern, welches man Ar 



174 Ahrens 

den stern der Aphrodite hielt, s. Engel Kypros II. p. 
542. Ursprünglich wird es für den 'Aqiog^EwacpoQog ge- 
golten haben. 

Unter den vielen andern gestaltungen des mythus will 
ich nur einige hervorheben, welche för meinen etymologi- 
schen zweck am wichtigsten sind. Ein söhn des c 2£Wqpo- 
Qog ist Kiji^ der jung im meere umgekommen von seiner 
gattin 'AXxvovtj aufs kläglichste beweint wird. Beide wer- 
den in vögel verwandelt, sie in das weibchen aXxvuiv (das- 
selbe erzählt Eustathius II. 827, 37 von den töchtern des 
mit Adonis aufs engste verbundenen Kinyras), er in den 
xiji)|, welcher f&r das männchen des akxvwv galt. Der 
name dieses vogels findet sich aber auch noch in vielen 
andern formen: xj?|, xav/^, xccvoc£ y xdßcc!;, xavtjg, xdßtjg. 
Man erkennt leicht, dafs Krjv^ nichts anderes ist als der 
'jiipog, auch dem namen nach, in welchem das ursprüngli- 
che j in k verhärtet ist, nämlich Krjv£ = icy:-al;. Noch 
deutlicher ist die sache bei den andern namen des vogels, 
unter welchen namentlich xavct§ und xavqg stark mit Tavag 
dem kyprischen namen des Adonis Übereinstimmen. Das 
männchen des älxvaiv wird aber auch xt'igvXog, xsiQvKog, 
xeiQig genannt, und wiederum wird KtQig, auch Kiggig und 
Kvgig geschrieben, als name des Adonis überliefert. Die 
symbolisirung des Aqiog durch diese seevögel rührt offenbar 
daher, dafs man sich den morgenstern bei seinem ver- 
schwinden ins meer stürzend dachte wie einen tauchervo- 
gel, vgl. Hom. Od. o, 978 vom xiyg, Antimach. fr. b. Bgk. 
vom xctvrj§. 

Pausanias stellt IX, 1 6, 2 die gesänge knl tjj 'ASrivt- 
Sog fifjtQi xal £g (paidgav zusammen, und allerdings zei- 
gen die mythen von beiden die genaueste beziehung. Hip- 
polytos, ein Jäger wie Adonis, ist ein söhn des dqoevg, der 
mit dem oben bemerkten namen Qeiag und 0eicc zu ver- 
gleichen ist, und einer amazone, wie auch 2\ivgva name 
der mutter des Adonis und zugleich einer amazone ist und 
Ai&ionia als alter wohnsitz der amazonen genannt wird, 
während es sonst die heimath der Eos und ihres sohnes 



• etymologieen. 175 

Memnon ist. Er konmmt nicht im meere, aber durch die 
schuld des Poseidon in der blüthe seiner Jugend ums le- 
ben. Mit einem andern namen wird er 4ti t uo(p<Sv genannt 
d. i. dr}iJio~<pdü)v (vielleicht ursprünglicher Jtifoqxxcov von 
st. djäv). Seine liebende Stiefmutter tycciSga (ein passen- 
des epitheton der Eos) ist aus einer entschiedenen lichtfa- 
milie, tochter der Haaitfai], enkelin des Helios. Hippoly- 
tos wurde in dem Virbius wieder erkannt, der zu Aricia 
mit der Diana zusammen verehrt wurde. Auf eine deutung 
jenes namens mag ich mich nicht einlassen; aber Diana 
gehört zu unserem stamme djav, nämlich statt Diav-na 
und kann sehr wol ursprünglich eine der 'Hrig oder 'Hfiiocc 
entsprechende gottheit bezeichnen, wie der entsprechende 
gott Jan us aus Djanus ursprünglich gott des himmels und 
als Matutinus auch des morgens war. Dieselbe bedeutung 
ist bei der Au*ivr\ (aus Jiav-vrj) anzuerkennen, welche 
zu Dodona mit dem himmelsgotte Zsvg (von Jljr) zusam- 
men verehrt wurde. 

Dies fuhrt wieder auf die Aphrodite zurück, welche 
eine tochter der Dione oder selbst Dione heifst. Man 
kann kaum zweifeln , dafs in dem verhältnifs zu f A<pog — 
"jiSoavig die um den geliebten jüngling klagende Aphrodite 
ursprünglich als Eos zu fassen sei. Und dies wird über- 
haupt die wahre alte naturbedeutung der griechischen Aphro- 
dite sein, welche freilich frühzeitig durch die Vermischung 
mit der semitischen Astarte sehr in den hintergrund getre- 
ten ist. Der name der göttin stimmt sehr wohl zn dieser 
annähme. Bei der erklärung desselben hat immer der zweite 
theil Schwierigkeit gemacht und es ist, soviel ich weifs, von 
keinem älteren oder neueren das richtige getroffen, obgleich 
Hesiod die beste anleitung giebt: Th. 195 n)v §' 'Acpgodi- 
ryv | xrxh^axovac &soi ra xal dvigeg, ovvex* hv d(pQ<5 i9g£- 
cf'&fj. Ich glaube nämlich, dafs 'stffQodirii , in inschriften 
häufig auch 'dygoSeirr] geschrieben, für ^(fQO&eir)] steht 
vermöge einer seltneren wandelung der zweiten aspirata, wie 
tfiSdxv)] = m&dxvrj fiir ursprüngliches cpi&dxvt]. Dann ent- 
hält aber der zweite theil des Wortes den stamm QH oder 



176 Leo 

0£7 = skr. dhe (vgL I, 15), und"d(f(>odiTr] ist genau nach 
der Hesiodischen erklärung 17 iv aqixp Tgcupuact, vgl. Hes. 
&ijcai, &ffiipau Namen von diesem stamme erscheinen 
auch sonst mehrfach in dem geschlechte der Eos, wie die 
früher bemerkten Guag, Oeia, 0rj6evg y ferner mit redupli- 
cation 7\&<*w6q der geliebte der Eos. Oeia ist auch der 
name einer okeanide; Tithonos hat wenigstens sein lager 
am Okeanoe, von wo Eos sich erhebt; Theseus steht in 
der engsten beziehung zum Poseidon, von dem Aegeus in 
Wahrheit nicht verschieden ist Eis ist klar, dafc diese na- 
men in der Eos-familie nichts anderes bedeuten als das 
hervorgehen der Eos und ihres sohnes des morgensternes 
ans dem schoise des meeres. Und so kann man sich auch 
bei der Eoe-Dione den beinamen der schaumgebornen 
entsprechend der Hesiodischen erzählung, welcher dann zur 
gewöhnlichen benennung geworden, wol gefallen lassen. 
Aber ich gestehe, dafe ich den verdacht hege, ob nicht 
auch hier, wie so oft, der mythus ein uraltes Wortspiel ent- 
halte und die 'AyQoSirri oder Aq^oyiveia ursprünglich eine 
'AfQoykvtta sei, also nichts anderes als die 'Hrig rjQtyiveux. 
Ich konnte diese muthmafcung noch durch manche gründe 
stützen, unterlasse es aber, um nicht zu tief in die mytho- 
logie hineinzugerathen. 

H. L. Ahrens. 



Einige bemerkuogen über die spräche der Geten. 

Im voraus schon darf bei der geographischen und ethno- 
graphischen Stellung der Geten angenommen werden, dafs 
die getische spräche ein mittelglied gebildet habe zwischen 
der alten spräche der indischen Arier, dem sanskrit, einer- 
seits und den sprachen der indogermanischen Völker des 
späteren Europa andrerseits. Wenn man bedenkt wie ver- 
hältnifsmäfsig treu die Litthauer eine alte spräche, die ein 
mittelglied zwischen dem sanskrit und den slawischen mund- 



einige bemerkungen über die spräche der Geten. 177 

arten bildet, fest zu halten vermocht haben, wird man auch 
von vorn herein geneigt sein, der getischen spräche ein 
noch sehr nahverwandtschaftliches verhältnifs zum sanskrit 
zuzuschreiben, da sie in eine zeit hinaufreicht, wo die tren- 
nung der nordwestlicheren indogermanischen stamme von 
ihren indischen verwandten noch keinesweges sehr lange 
her statt gehabt haben konnte. 

Für diese annähme bietet sich auch sofort ein beleg. 
Herodot (IV. 94) berichtet von den Geten: Siä nevreTqgi- 
Sog Si tov nälfp ka%6vTa alei acpeoov ävricov anon£fA- 
novct äyyshov naga tov Zdk^o^iv — und von Zal- 
moxis oder Zamolxis heifst es unmittelbar vorher: oi dl 
avTEcov (sc. der Geten) tov avrov tovtov vo[aj£ovgi jT$- 
ß&\k'i£iv also Gebeleisis ist ein anderer name für den gott 
Zalmoxis, welcher durch geopferte menschen, als durch 
boten, beschickt wird. Nehmen wir aber nur wirklich 
begegnende griechische Umschreibungen sanskritischer laute 
zu hilfe, so stellt sich uns an die stelle des griechischen y 
ein sanskritisches j , und an die stelle des £ ein sanskriti- 
sches 9, und dann erhalten wir für reßekti&g das sanskr. 
java-lepya d. i. einer dem durch boten zu nahen ist (java, 
an express*); thema lip, to approach, letzteres freilich in 
verbalformen nicht belegt). Name und bedeutung decken 
sich also vortrefflich. — Wenden wir nun dieselbe lautbe- 
handlung auf den namen Zalmoxis selbst an. Doch ist 
nochmals besonders zu bemerken, dafs dieser name eben 
so oft Zamolxis geschrieben vorkömmt. Grimm in einem 
Vortrag in der berliner akademie der Wissenschaften (16. april 
1849) hat zur erklärung dieses namens die nachricht des 
Jornandes herangezogen von den ahnen des geschlechtes 
der Amalungen: horum ergo, ut ipsi suis fabulis ferunt, 
primus fuit Gapt, qui genuit Haimal, Haimal vero genuit 
Augis, Augis genuit eum qui dictus est Amala etc. — in- 



*) dies wort hängt mit ahd. gähian, gähen festinare zusammen. Der 
Übergang von w in h in solchen Wörtern ist mundartlich sehr häufig, wie 
ahd. plähan, ags. blävan — ahd. sähan, ags. sävan — ahd. mähan, ags. 
maran beweisen. 

IH. 3. 12 



178 Leo 

dem er in Haimal den Zalmoxis wieder findet, und (wohl 
in anbetracht der variirenden Schreibung Zamolxis) diesen 
namen lieber Zalmolxis schreiben möchte. Indessen ist diese 
änderang kaum nöthig, da Grimm selbst in einer Pariser 
handschrift den namen statt Halmal oder Hulmal, wie er 
anderwärts begegnet, blofs Humal geschrieben fand. Da- 
gegen hat er nicht in betracht gezogen, dafs Jornan- 
des offenbar nicht mehr aus dem leben, sondern aus ge- 
lehrter Überlieferung schöpft, und dafs entweder er selbst 
oder sein gewährsmann den einen namen Hamal- augis, 
der offenbar dem Zamolxis wirklich entspricht (da sanskr. 
9 in deutsches h übergeht), in zwei zerlegt und vater 
und söhn daraus gemacht hat. Das goth. augö verhält 
sich zu sanskr. akshis nur wie das goth. auhns zu skr. 
Agnis — und hinter der gothischen form augo scheint, wie 
jener name zeigt, eine ältere gothische form augis und eine 
getische axis zu stehen; sowie hinter dem goth. Hamul eine 
getische form zamul und hinter dieser eine sanskritische 
cyamala — so dafs aus cyamalakshis (dunkel- äuge) geti- 
sches ZdfAok^ig und gothisches Hamul -augis geworden 
wäre, alles nach richtiger lautverschiebung*). 

Es ist uns aufser einer reihe von Grimm besprochener 
pflanzenbenennungen (von denen weiterhin) aus getischer 
spräche nichts geblieben, als eine anzahl namen. Betrachten 
wir diese von dem eben aufgestellten gesichtspunkte aus. 



*) Früher (universalgesch. 3. aufl. b. II. 8. 32 u. VL) versuchte ich den 
namen durch falamaly-akshis (falamalis ange) zu erklären, indem ich Za- 
molxis als £iva in seiner besonderen beziehung zu £älamalf, einer der unter- 
weiten (etwa wie Wuotan zu Walhalla) aufgefafst annahm, wobei ich mich 
auf Wilson berufen konnte, der eine der dvipas, der mythologischen abthei- 
lungen der weit, nämlich cälmala, bereits mit Zamolxis zusammengestellt hatte 
— so wie darauf, dafs Wuotan ursprünglich auch drei äugen hatte, weshalb 
er tviblindi heifst, indem ihm von f iva's drei äugen nur das himmlische, die 
sonne, hell geblieben, das äuge für die unterweit aber namentlich erblindet 
war, weshalb er helblindi genannt wird. Allein dann müfste man schon die 
lediglich conjecturirte namensform Zalmolxis für die allein richtige halten, und 
annehmen, dafs in Zalmolxis die beziehung zur unterweit eben so mächtig 
hervorgetreten sei wie in Wuotan die zur sonne — und endlich dafs (741a- 
mali eine weit hervortretendere bedeutung bei den Geten bekommen als sie 
bei den Ariern hatte. Alles sehr künstlich. 



einige bemerküngen Über die spräche der Geten. 179 

Zuerst die volksnamen der Geten selbst. Hier siud einige 
anderweitige bemerküngen vorauszusenden. 

Das, was alle besonderen Verehrer Qiva's in Indien 
auszeichnete und auszeichnet bis auf den heutigen tag^ ist 
die haartracht, welche eine den darstellungen des gottes 
nachgeahmte ist. Qiva wird dargestellt gewöhnlich mit 
einer krönen- oder hut- oder helmartigen kopfbedeckung, 
unter welcher oder (wenn sie fehlt) in der form von wel- 
cher die haare in wulste und flechten zusammengefügt sind; 
zuweilen so, dafs sie auf den Scheitel in die höhe gebun- 
den sind und oft so, dafs die enden dieser flechten aufge- 
löst und frei fliegen. Bei Verehrern Qiva's, die wenig sorge 
an ihre haare wenden können, hängen sie unbeschnitten in 
flatternden locken um den köpf bis auf die halbmondförmige 
straube auf dem stirngipfel, oder sind einfach auf den Schei- 
tel in die höhe gebunden und flattern von da herab. Die 
scheitellocke oder straube stellt den mond dar, oder wenn 
sie fehlt ist der halbmond auf die stirne gemalt. So, nackt 
bis auf das gefleckte tigerfell*), von seinen flechten und 
locken umflattert, reitet der gott in den darstellungen ge- 
wöhnlich auf seinem stiere Nandi, zuweilen auch auf einem 
rosse, den speer (püla) und die opferschale, worin das blut 
des opfers aufgefangen wird, oder andere heilige embleme 
in den händen. Diese haartracht ahmen nun auch seine 
Verehrer nach. Sie heilst: jata, jati oder jüta, auch jutaka 
(von jat, das haar flechten, ordnen). Ein solcher, welcher 
diese haartracht hat, ein besonderer Verehrer des Qiva, 
heifst: jatavat oder jatin oder jötinga. Wie nun im grie- 
chischen munde aus ja nana yevog, aus jam ya^uv, aus 
jaras ytjQccg, aus jänu yovv, aus jämätr ycc^ißgog etc. 
ward — überall sanskritisches anlautendes j in griech. y 
übergegangen ist, so sind auch die, welche die jata oder 
jüta, den ^ivaitischen kopfputz, tragen, die jatinas oderjö- 



*) Die flekkot hekla des Wuotan; das letzte wort: hekla, was im 
altnord. einen mantel bedeutet, ist aus skr. c-akala, feil, entstanden; wie 
sich auch daraus ersehen läfst, dafs Wuotans hekla geradezu als feldr, als 
feü, bezeichnet wird. 

12* 



180 Leo 

tingas zu /«•«*, reTtjvoi, Tovt&oi, roT&ai oder JTbr#i- 
voi, zu Geten, Getinen und Gothen, Gothinen, Gothonen 
geworden, bei denen wir gerade diese haartracht als gen- 
tile, als volksabzeichnung wiederfinden. 

J. Grimm hat, um den Zusammenhang der Geten und 
Gothen deutlich zu machen, in den letzten jähren eine ganze 
reihe vortrefflicher forschungen bekannt gemacht. Unter 
den sitten der Geten und Gothen kömmt da mehrfach auch 
deren haartracht zur spräche. Wir heben nur das wich- 
tigste hervor: Ovid, der die Geten während seines aufent- 
haltes in Tomi kennen lernte, erwähnt ihre longa tecta 
tempora comä; sagt von ihnen: non coma non ulla barba 
resecta manu — und wiederum; oraque sunt longis horrida 
tecta comis — bezeichnet sie überhaupt als hirsuti und in- 
tonsi. Claudian und andere Schriftsteller nennen die Go- 
then vielfach: capillati, crinigeri. Cassiodor in den officiel- 
len Staatsschreiben des ostgothischen reiches gebraucht den 
lateinischen ausdruck : capillati als dem namen der Gothen 
ganz gleichbedeutend; es ward also dieses wort offenbar 
als eine lateinische Übersetzung des namens Gothi betrach- 
tet — und wie nun diese haartracht der Gothen bestimmt 
war, schildert uns Apollinaris Sidonius in der beschreibung 
der erscheinung des königs Alarich : capitis apex rotundus, 
in quo paullulum a planitie frontis verticem caesaries re- 
faga crispatur; aurium legulae, sicut mos gentis est, cri- 
nium superjacentium flagellis operiuntur. — Aus dem sanskri- 
tischen worte hasta, reicher haarwuchs, ist im gothischen 
hazds — und wie gewöhnlich gothisches zd im altnordi- 
schen in dd übergeht, altnord. haddr geworden; althoch- 
deutsch müfste das wort nach ebenso feststehendem laut- 
übergange hart lauten — nun heifst ahd. herting (das 
wäre goth. hazdiggs) ein heros, ein held, ein ritterlicher 
edler ; bei den Gothen und Vandalen hiefsen aber die edlen 
geschlechter in latinisirter namensform Astingi, d. i. goth. 
hazdiggos — so dafs man also sieht, die edlen hatten vor- 
zugsweise wohlgepflegtes haar. Alles das beweist, dafs der 
name der Geten und Gothen wirklich von ihrer haartracht 



einige bemerkuDgen über die spräche der Geten. 181 

entnommen und dafs diese haartracht im wesentlichen in 
ihrer alten _ civai tischen gestalt mit der straube auf dem 
Stirngipfel und den flatternden büscheln und flechten (cri- 
nium flagella) die vom köpfe herabhingen, beibehalten war 
von der ältesten zeit ihrer ersten entstehung bis in die Zei- 
ten der Völkerwanderung. 

Zunächst aber begegnen uns die Geten im norden des 
Himälaya, wo sie ein zahlreiches volk bildeten und deshalb 
die grofsen Geten, Massage ten, genannt wurden — denn 
dieser name ist offenbar in persischer form an uns gekom- 
men, in welcher spräche das skr. h in einen zischlaut (ge- 
wöhnlich z geschrieben) überging; für mahäjatinas wird 
also etwa ein pers. maza-jatö, woraus griech. Massa-getae 
ward, gegolten haben. Diese grofsen Geten oder Massa- 
geten wohnten zwischen dem kaspischen meere und dem 
Mustag oder Belurtag; der Südosten ihrer Wohnsitze zog 
sich zum Himälaya hin und ihr gebiet lief dann im osten 
und norden des Jaxartes, im norden des Aralsees herum. 
Mit ihnen in nächster Verbindung werden immer zwei an- 
dere Völker genannt: die Saci oder Sacae sind das eine; 
die Dai oder Dahae oder Daci sind das andere. Von letz- 
teren wird als besonders characteristisch erwähnt durch 
Curtius, dafs sie reiterei hatten mit fufsvolk verbunden, so 
dafs fufsgänger, die für den gegebenen fall auch so schnell 
liefen wie pferde, sich doch auf dem marsche und bei ra- 
scheren bewegungen von längerer dauer je zu einem reiter 
auf das rofs schwangen, aber in der Schlacht herabspran- 
gen und zu fufse man gegen mann kämpften. Diese kampf- 
sitte wird bestimmt auch wieder bei den Bastarnen, einem 
stamme der europäischen Geten, und ebenso bei den Su£- 
ven und bei den Germanen überhaupt erwähnt. Wahr- 
scheinlich von dieser kampfsitte hatten die Dai, Davi, Da- 
hae, Daci ihren namen — vom thema dhäv, laufen, ren- 
nen — dhava, dhävaka oder dhäka würde dann einen rasch- 
laufenden, rennenden mann bedeuten, und sich daraus alle 
die wechselnden formen des namens erklären. Es bedeutet 
ja auch im sanskrit dhava einen rasch sich bewegenden, 



182 Leo 

vielgesch&ftigen mann und dhävaka einen läufer, renner. 
Bestätigung erhält diese deutung des namens dadurch, dafs 
im mittelalter die Dänen, welche ja auch Daci im mittel- 
alterlichen latein genannt werden, und welche die Küssen 
noch als Dattschanin' (was auf älteres Dak zurückweist) 
bezeichnen, schon bei dein Geographus Ravennas und dann 
öfter das epitheton erhalten: veloces. — "Wenn es so mög- 
lich ist, dafs die Daer oder Daher oder Dacier nicht ein 
besonderes volk; sondern nur eine kriegergattung, ein in 
bestimmter kampfweise eingeübter theil — allerdings viel- 
leicht auch in folge davon endlich ein bestimmter stamm 
der Massageten sind, so scheint dagegen der name der Saci 
oder Sacae zuweilen ganz allgemein zu bezeichnung über- 
haupt dieser barbaren des Ostens gebraucht. Wahrschein- 
lich hängt dieser name zusammen mit dem thema so, in- 
terficere, conficere (präs. syati, fut. säsyati), womit sasya, 
die waffe und sasyaka, ein stein (saxum) und das Schwert, 
zusammenhängen*). — Strabo führt an, die Daher hätten 
näher am kaspischen meere, die Massagetae und Saci wei- 
ter östlich gewohnt. Schon sehr früh werden diese Völker 
genannt, und vielfach werden kämpfe derselben mit den 
Persern, später auch hilfstruppen dieser Völker in persischen 
heeren aufgezählt. Allen berichten nach fahrten sie ein 
hirtenleben oder doch vorzugsweise hirtenleben, wie die 
Arier in den ältesten zeiten ihres erscheinens in Indien, 
länger vielleicht in den nördlichen und westlichen theilen 
Indiens, und wie sie es auf jeden fall von neuem führen 
mufsten, wenn ein theil derselben vor dem streng religiös 
und kastenartig geordneten brahmanischen gesellschaftszu- 
stand bei dessen weiterer Verbreitung nach norden und We- 
sten wieder über das gebirge auswich, und für die Arier 
zum barbarenvolk ward. Die colonieen dieser Massagetae, 

*) Gewöhnlich stellt man zu den Saci oder Saca der Körner und Grie- 
chen das von den Ariern £akas genannte volk — schwerlich mit recht De- 
ren name würde von den Griechen Zaxcc* gesprochen worden sein, wäre er 
ihnen bekannt geworden, wie er von den Chinesen in der form Hakas noch 
auf die kirgisischen stamme angewendet wird. Verwechselung der namen 
mag hier und da eingetreten sein. 



einige bemerkungen über die spräche der Geten. 183 

Daci und Saci finden wir in Europa als ackerbauende Völ- 
ker wieder, denn es wäre doch das aufs erste von zufall, 
wenn dreimal gerade diese dreizahl von völkernamen 
wieder zusammen begegnen sollte ohne direkten stammes- 
zusammenhang; zumal diese Völker, abgesehen von den le- 
bensänderungen, die sich nothwendig an den Übergang vom 
hirten zum ackerbauleben knüpfen, so außerordentlich viel 
gleiches in sitten und gesinnungen haben, wie die Massa- 
getae, Dahae oder Daci, Sacae oder Saci im norden und 
osten des Aralsee's, die Getae, Daci oder Davi und Saci 
oder Saixae in den Donaugegenden und die Gothones, Gothi 
oder Gautae, die Dauciones, Daci oder Dani und die Sa- 
xones oder Saxi unter den deutschen Völkern — vielmehr 
ist uns durch diese namen ohne zweifei der weg gezeigt, 
auf dem wir überhaupt die Verwandtschaft der Arier in In- 
dien und der deutschen Völker uns zu erklären vermögen. 
Der weg wird im norden des kaspischen meeres über die 
Wolga und dann über den Don geflihrt und der Übergang 
zum ackerbau in Europa so statt gefunden haben, dafs die 
eindringenden sieger die zu knechten gemachten älteren, 
schon ackerbau treibenden einwohner der neuoccupirten län- 
der für sich den acker bauen liefsen. Dieser Zusammenhang 
ist um so wahrscheinlicher, als sich die sache genau so 
noch einmal auf demselben terrän wiederholt hat, da ja 
das finnische volk der Magyaren auch auf demselben wege 
im norden des Pontus Euxinus als ein hirtenvolk von Asien 
nach Europa ziehend, in den Donaugegenden, im alten Ge- 
tenlande, ebenfalls zu einem seßhaften, ackerbautreibenden 
volke geworden ist. Vielleicht sind auch die Sacani, wel- 
che zwischen Wolga und. Don von Ptolemaeus erwähnt 
werden, eine zwischencolonie, ebenso wie auch die Daher, 
welche unter dem namen Xanthii oder Parii nördlich der 
palus Maeotis also in der nähe der Sacani wohnten. — 
Von der religion jener östlichen Völker ist, wie überhaupt 
von ihren zuständen, nur mangelhaftes auf uns gekommen. 
Herodot erzählt von den Massageten, ihre einzige gottheit 
sei die sonne gewesen, der sie rosse geopfert hätten. Dies 



184 Leo 

pafet ganz wohl, denn wie sich Qiva mit der sonne, die, 
seit er für den kreis seiner Verehrer die oberste gottheit 
geworden, als sein äuge betrachtet ward, identificirte und 
dafs ihm rosse geopfert wurden, wissen wir. Als einziger 
gott der Massageten erschien er den Griechen vielleicht, 
weil er allein blutige opfer erhielt. Vou den Sacae erzählt 
Etesias, dafs auch ihre frauen kriegerisch seien und mit in 
die schlacht zögen — wieder ein zug, dem wir später bei 
germanischen Völkern VQn neuem begegnen. Ein an den 
Kaukasus angrenzender theil von Armenien, den die Sacae 
eine Zeitlang besetzt hatten, hiefs nach ihnen Sacasene; 
ganz in der nähe davon am südostufer des Fontus Euxinus 
nennt Ammion auch Daher, gerade wie wir nördlich des 
Fontus Euxinus Sacani und Dahae benachbart finden. 

Etwas deutlicher sind uns die Verhältnisse der Geten 
in Europa. Es scheint auch hier waren ihre sitze so geord- 
net, dafs die westlichsten Daci, die östlichsten Saci, wie 
sie Aurelius Victor, oder Saixae, wie sie Stephan von By- 
zanz nennt, waren. Getae war vielleicht nur der allgemei- 
nere name dieser stamme, den die Griechen mehr gebrauch- 
ten, während die Römer die westlicher sitzenden Daci be- 
sonders im äuge habend, den namen Daci auch för alle 
Getenstämme der Donauländer gebrauchen. 

Die frühesten nachrichten von den europäischen Geten 
erhalten wir durch Herodot, der in seinem 4. buche ihre 
Verhältnisse berührt. Sie hatten damals offenbar weiter 
vorgedrängt, denn er bezeichnet ihre sitze auf dem rechten 
Donauufer zwischen Donau und Balkan, während sie spä- 
ter nur das linke ufer inne haben von der Theifs bis zum 
Schwarzen meere — nach norden hin mit unbekannter 
grenze. Sie stiefsen hier später an suevische Völkerschaf- 
ten. Herodot rühmt die Geten als die ävSpeioTccroi xat 
Bvaavoxaxov der thracischen Völkerschaften — als „die 
tapfersten und gerechtesten" — das kann doch nur hei- 
fsen: als die am meisten unter der zucht des gesetzes le- 
benden; — es ist dies ein zug, der noch durchaus an ihren 
Ursprung erinnert, denn nirgends haben sich Völker mit 



einige bemerkungen über die spräche der Geten. 185 

gröfserer pietät der zucht ihres gesetzes gebeugt als die 
arischen. Aufserdem sagt er ron ihnen: a&avari^ovai — 
sie glauben an die Unsterblichkeit der seele, wie es ja auch 
die Inder thaten und noch thun. Den gott, zu welchen 
die gestorbenen gehen, nannten sie, wie wir bereits sahen, 
Zamolxis, in welchem Herodot richtig gegen pragmatisiren- 
dere auffassuiig den dämon, das göttliche wesen, erkannt 
hat. Wer bei den Geten stirbt geht zu Zamolxis, wie bei 
den Germanen, wer einen heldentod stirbt, zu Wuotan 
geht, und bei den Indern, wer als frommer und tapferer 
lebt, zu den göttern kommen kann. Der glaube an die 
freiheit und Unsterblichkeit der seele war bei den Indern 
so fest, dafs sie den irdischen körper nur als ein gefängnüs 
der seele betrachteten, aus dem sie durch frömmigkeit, wozu 
auch die zu göttlichen zielen gerichtete tapferkeit gehörte, 
sich wieder befreien und zu den göttern gelangen konnte. 
So scheinen auch die alten Geten die sache betrachtet zu 
haben. Alle fünf jähre feierten sie dem Zamolxis ein fest, 
bei welchem einer von ihnen als böte zu Zamolxis ging, 
d. h. ihm geopfert ward, indem man ihn an händen und 
fiifsen ergriff und .so in die höhe warf, dafs er auf drei 
lanzen aufgefangen sich zu'tode fiel — '■ eine procedur, die 
sehr an das springen auf messerklingen beim tschakrafest 
der Qivaiten erinnert, und auf jeden fall einen ähnlichen 
inneren sinn und Zusammenhang gehabt haben wird. Spä- 
ter findet sich von diesem menschenopfer, bei welchem 
jemand als böte zu dem gotte gesandt wird, nichts mehr 
erwähnt. Es scheint die Geten wurden durch die uach- 
barschaft der höchst gebildeten Völker der alten weit doch 
so weit influirt, dafs sie von diesem opferdienst abstanden. 
Doch findet sich dann ähnliches bei ihren später erwähnten 
nördlichen nachbarn, den Sueven, welche also wie es scheint 
die alte sitte beibehielten und wahrscheinlich von ihr ihren 
namen bekamen, denn zu bestimmten zeiten hatten im hei- 
ligen walde des Stammvolkes aller Suevenstämme, der Sem- 
nonen, menschenopfer statt und da der name der Su&ven 
in althochdeutscher form Suäpa, in angelsächsischer Svae- 



186 Leo 

fas lautet, ist kein zweifei, dafs er mit dein worte, welches 
altnord. svaefa oder saefa lautet, ahd. suäpan und ags. svae- 
fan gelautet haben mufs, und der bedeutung nach ein in- 
tensives factitivuin vom ahd. suepan, ags. svefan und altn. 
sofa (d. i. schlafen) ist, zusammenhängt. Es bedeutet also 
ursprünglich dieses svaefa (svaefan, suapan): ganz einschla- 
fen machen — wird aber euphemistisch für: opfern, schlach- 
ten gebraucht, gerade wie schon das factitivum vom ent- 
sprechenden sanskritischen thema svap (schlafen) — also: 
svapayämi, ich schläfere ein — aber auch: ich tödte — be- 
deutet SvSvi, Suapa, Svaefas — oder wie wir sagen: 
Schwaben — sind: einschlafen machende, opferer. Man 
kann etwa annehmen, dafs (als jene reformation des gottes- 
dienstes bei den Geten statt hatte, das alte menschenopfer, 
die botensendung an Zamolzis, ein ende hatte) die welche 
fest mit ihrem glauben an der alten weise hingen (ohnehin 
wohl die nordlicheren, den Römern und Griechen ferneren 
Stämme) sich von den übrigen Geten trennten und das volk 
der Sueven bildeten, indem sie, die auf dies menschenopfer 
so hohen werth legten, nun auch den Damen: opferer er- 
hielten — denn dafs nicht erst nach der Unterwerfung der 
Getae d. i. der Daci und Saci durch Trajan getische stamme 
sich nordwärts wendeten, wo sie dann als Gothen, Dänen 
und Sachsen weiter auftreten, sondern auch schon früher, 
sieht man daraus, dals in die lappländische spräche indo- 
germanische Wörter eingedrungen sind in einer lautgestalt, 
die vor der gothischen liegt (vergl. eine abhandluug von 
Dietrich in Höfer's Zeitschrift fär die Wissenschaft der sprä- 
che U. 32 ff.). Diese vorgothische lautgestalt kann nur 
eine getische oder doch dieser sehr verwandte gewesen sein. 
Aulser dem Zeugnisse aber, welches so in der spräche er- 
halten ist, sieht man es auch daraus, dafs lange vor der 
Unterwerfung der Geten durch Trajan schon Gothones öst- 
lich der Sueven wohnten, dafs schon Pytheas Guttones im 
nördlichen Deutschland kennt. 

Bei den Geten dauerte übrigens die Verehrung des 
Zamolxis, wenn auch das regelmäfsige menschenopfer wohl 



einige bemerkungen über die spräche der Geten. 187 

aufhörte, fori. Ein höchster priester des Zamolxis wohnte 
auf dem gebirge der Geten, welches Kcoycciwvov hiefs, und 
dessen name mit dem intensivum von hu (deos colere) — 
also mit jöhuyate, zusammenhängen könnte, da ja sanskri- 
tisches einfaches h in der regel auch in den deutschen spra- 
chen einen erhärteten laut erhält*), wenigstens hw in qu, 
hl in gl übergeht z. b. hvr, was doch wohl mit unse- 
rem queer zusammenhängt; hläd, woran ags. gläd zu rüh- 
ren scheint — der verstärkte* anlaut des Stammes müfste 
aber nothwendig auch eine Verstärkung der reduplications- 
silbe nachgezogen haben, so dafs dem skr. j in diesem 
falle nicht griech. j>, sondern k entspräche. Die getischen 
priester hiefsen nach Jornandes (der schwerlich die reine 
wortform, sondern wie es scheint eine im anlaut wenigstens 
gothisch verschobene giebt): tarabostei — Grimm hat die 
namen aus dem althochdeutschen (nach althochd. lautver- 
schiebung) aus zara, der Scharlach und puost die binde er- 
klärt — sicher richtig, da sich aus dem sanskrit ganz die- 
selbe erklärung ergiebt, nämlich durch die Wörter: dara 
(die muschel) und pust (binden). Dafs auch bei den deut- 
schen stammen die scharlachfarbe als muschelfarbe oder 
einfach mit muschelich bezeichnet ward, beweist das an- 
gelsächsische, welches eine muschel mit veoloc oder vilc, 
scharlachfarben durch : vilcread, veolcre&d oder durch veolce 
ausdrückt z.b. mid veolcere addre mit scharlachrother glänz- 
färbe, tincto cocco. Bei Zusammenstellung von skr. pust 
mit des Jornandes -bostei und ahd. puost müfste freilich 
eine hemmung in der lautverschiebung angenommen wer- 
den, wie sie aber gerade bei feierlichem titel am leichtesten 
eintreten konnte — der name bezeichnet also die priester 
als solche, welche scharlachfarbene kopfbinden, scharlach- 
mützen trugen. 

Wenn auch menschenopfer nicht mehr in der regel- 
mäßigen weise, wie ihrer Herodot gedenkt, in späterer zeit 



•) freilich in dem hier einschlagenden werte gerade nicht, denn das goth. 
hunsl, ags. hüsl, sacrincium hängt doch wohl mit skr. hu zusammen. 



188 Leo 

bei den Geten vorkamen, ein wild- tapferes volk blieben 
dieselben. Das beweist schon ihr hartnäckiger kämpf ge- 
gen römische Unterdrückung, und der abzug der edleren 
theile des volkes nach norden als weiterer widerstand un- 
möglich war, denn durch den krieg allein würde die Ver- 
ödung des landes schwerlich hinlänglich erklärt, welche nach 
Eutropius den Trajan veranlagte: infinitas copias neuer co- 
lonisten in das land zu führen. Auch sagt Ovid: dantur 
et in medio vulnera saepe foro — und anderwärts: victaque 
pugnaci jura sub ense jacent. Es scheint also auch in Pri- 
vatsachen griffen diese leute leicht zu den waffen gleich den 
Germanen. 

Die getischen Völker standen unter königen, wie einst 
die arischen in Indien unter ihren räjänas und wie die öst- 
liohen, älteren Völker der Germanen. Zuweilen tritt über 
diese kleinen könige des Getenlandes ein oberkönig — wie 
bei den Ariern über die kleineren könige ein samräj. So 
hatte Boerebistes, dessen name an skr. bhairava (schrecken) 
und vishti (wirkend) erinnert, einmal zu Caesars zeit das 
ganze Geten- und Dacierland unter seiner herrschaft, und 
so war es wieder im letzten kämpfe gegen die Römer, der 
die Unterwerfung der Geten zur folge hatte. Da standen 
Duras (skr. duräsa, der schwer zu besiegende) und Diurpa- 
neus (skr. durpäni, der schwere, gewaltige hand'hat), an der 
spitze, von denen der letzte bekannter ist unter seinem kö- 
nigstitel nämlich Decebalus d. i. wohl „der Dacier kraft, Da- 
corum robur, Dacorum corpus" (Dhävaka-bala). tf Sehr aus- 
gebildet aber müssen bei den Geten, wie bei den indischen 
Ariern, die gemeindeverhältnisse gewesen sein, denn nicht 
nur beschreibt uns Horaz (III. 24) die feldwirthschaft der 
Geten ganz gleich wie Tacitus (Germ. 26) die feldwirth- 
schaft der Deutschen, sondern es wird auch einer eigenen 
politisch- religiösen secte bei ihnen gedacht, die gemein- 
sohaftliche ackerbaucolonieen bildete unter priesterlichen 
Vorstehern, ohne sklaven, einer dem anderend dienend, ar- 
beit und genuls durchaus gemeinschaftlich habend und ohne 
fatuiüeii, denn sie heiratheten nicht. Eine solche krankhafte 



einige bemerknngen über die spräche der Geten. 189 

erscheinuDg menschlicher gesellschaftsfbrmen ist aber un- 
möglich in einer Umgebung, wo nicht ohnehin ein gemeinde- 
leben schon zu bedeutender ausbildung gediehen ist — 
denn es verlangt, um nur gedacht werden zu können, schon 
Vorbilder im natürlichen dasein. Die dorfgemeinde ist es- 
aber gerade, welche sowohl der erhaltung arisches lebens 
in Indien, als deutsches lebens in Deutschland als unver- 
wüstliches fundament gedient hat. 

Die namen der meisten niederlassungen im Getenlande 
sind componirt mit dava oder dave. Wahrscheinlich ha- 
ben wir hierin das sanskritische wort däva wiederzusehen, 
welches einen Waldbrand, eine waldschwende — aber auch 
einen wald allein und ein flammendes feuer allein bezeich- 
net. Diese Verwendung in so verschiedenen bedeutungen 
müfste aufserordentlich auffallen, hätten wir nicht im Deut- 
schen ein völliges analogon dazu, und noch dazu dasselbe 
wort; doch bemerken jnr zuvor noch, dals Bopp das wort 
däva ableitet von dah, brennen, und aus ursprünglichem 
dahva erklärt; eine kürzere sanskritische form dava, ganz 
in denselben bedeutungen (1) ignis, 2) sylva ardens, 3) sylva) 
kömmt ebenfalls vor, kann aber dem getischen worte nicht 
wohl zu gründe liegen, weil wir sonst in den getischen 
namen nach den bisherigen vergleichungen, die in der re- 
gel kurzes skr. a in e übergehend zeigten, wohl deve fin- 
den würden statt dava oder dave. Dieses wort nun gehört 
zu denen, deren anlautendes d in deutschen mundarten in 
1 übergegangen ist, wie deha (corpus) was zu goth. leik, 
ahd. lih geworden ist; di, woraus sich deutsches linnan 
entwickelt hat; die, was in der bedeutung dare, largiri, 
ahd. lihan (goth. liuvan, altnord. leigia) den Ursprung ge- 
geben hat, während es in der bedeutung monstrare die 
dentale festgehalten hat, und regelrecht in goth. teihan, 
ahd. zihan übergegangen ist. In derselben weise ist aus 
skr. dahva ahd. louch, louh, loh (ags. löah, leh, log) ge- 
worden (ein masculin wie dahva) welches einmal ignis, 
flamma; dann: lucus, sylva bedeutet und häufig zu be- 
zeichnung im walde angelegter Ortschaften (also wald- 



190 Leo 

schwenden) verwendet wird, wie in den deutschen namen: 
Markloh, Nufsloch, Wiesloch, Haslach, Durlach etc. und in 
den ags. namen: Friöesleah, Grarungaleäh, Earneleh, Stelcan- 
le&h,Hallerel6h etc., wo es also ausgebrannten wald bezeichnet. 
Die grundbedeutung von dahva sowohl als von dem deutsch. 
16h (woher noch das femin., die lohe, flamma) ist offenbar: 
brunst, feuerebrunst; bei der alten hackwaldwirthschaft ging 
ein theil der flur, wenn er erschöpft war hinsichtlich seiner 
bodenkraft, wieder in waldboden über und ward nach einer 
reihe von jähren wieder ausgebrannt und von neuem angebaut 
— ähnliches mag auch schon in ältester zei£ statt gehabt 
haben und sich so die begriffe brand und Waldbrand und 
wald, der zum niederbrennen bestimmt ist, hain, demselben 
werte verbunden haben. Die meisten dieser getischen Orts- 
namen lassen sich nun noch sehr leicht erläutern, wenn 
wir nur die uns schon bekannten lautverschiebungen zu 
hilfe nehmen. Es sind folgende: Ziridavä oL L genau 
der ags. Ortsname Sveordleah, Schwertloh vom skr. piri 
(ags. h*k>r) das Schwert; Singidava, wohl Leuenloh vom 
8. sinha, der löwe; Komidava, vielleicht Seeloh von küma 
der see, teich; Ramidava, "Weifsloh, Schönloh von räma, 
weils, schön; Zusidava, Trockenloh von pushi, das trock- 
nen; Petrodava, Flügelloh von patra, der flügel, fittich; 
Otidava, Spielloh von üti, das spiel; Markodava, Reine- 
loh vou mar)jü, das reinigen, waschen; Patridava, Schutz- 
loh von patr, schützend; Karsidava, Bauerloh von krsh, 
pflügen, das land bauen; Bürridava, Tagloh, GHanzloh, 
von bhüri, glänzend und dann: tag und gold; Rujidava, 
Sohmückerloh von rüsh, schmücken; Acidava, Bärenloh 
von accha, der bär; Pelendava, Eckerloh von phalin, 
fruchttragend; Argidava, Honigloh von arghya, wilder 
honig; Netindava* Kmmmloh von nati, die krümmung. 
Kin grolser theil dieser namen wird sich freilich möglicher- 
weise auch noch anders erklären lassen; hier sollte nur be- 
wiesen werden, dals diese namen an sich nicht im minde- 
•teu dtT annähme entgegenzutreten geeignet wären, die ge- 
ti*oho »prache habe der quelle der indogermanischen spra- 



einige bemerknngen Über die spräche der Geten. 191 

chen nicht noch sehr nahe gestanden — und dafür werden 
diese versuchten deutungen von Ortsnamen und die dazu 
gestellten sanskritischen parallelen vollkommen ausreichend 
sein. Hier soll nur noch bemerkt werden, dafs das litthaui- 
sche, wie gewöhnlich, das hier in frage kommende sanskrit- 
wort noch fast buchstäblich bewahrt hat, denn die wald- 
schwende heifst litthauisch isz-dagas, der ausbrand, die 
ausbrennung, weil sie ein aus dem walde herausgebranntes ist. 
Was die von Grimm besprochenen pflanzennamen an- 
betrifft, so scheinen sie ursprünglich keines weges philolo- 
gisch sorgsam aufgezeichnet, wie das in der regel auch von 
solchen, die auf botanische kenntnisse ihre aufmerksamkeit 
wenden, nicht zu verlangen ist — aufserdem mufs man be- 
denken, dafs in den pflanzen der Donauländer eine ganz 
andere flora entgegentrat als in Indien und eine andere als 
in den Massagetenlanden — und dafs ein fremd in ein land 
einrückendes volk gewöhnlich eine menge diesem lande 
eigentümlicher pflanzen den früheren einwohnern nach- 
nennt, wie wir gerade unter den deutschen pflanzennamen 
eine menge keltisches haben — endlich gehört diese auf- 
zeichnung offenbar auch schon späteren zeiten an, wo ge- 
wifs manches lateinische und griechische vulgäre wort in 
das land gekommen und hier wieder im fremden munde 
entstellt worden war — dennoch treten im allgemeinen auch 
diese pflanzennamen unserer ansieht nicht in den weg — 
denn dem xeQxsgacpgcov lassen sich eine reihe ähnlich lau- 
tender sanskritischer pflanzennamen an die seite stellen z. b. 
karkata, momordica mixta; karkati, eine gurke; karkandhu, 
die rothe brustbeere; karkapa, Zuckerrohr ; karkamka, con- 
volvulus paniculatus; karkötaka, aegle marmelos; das -cpgcav 
am ende des wortes scheint skr. parna zu entsprechen, wel- 
ches „blatt" bedeutet, aber auch eine pflanze: butea fron- 
dosa; parnalata heifst die betelpflanze; parnasi der lotus; 
parnäsa ein tulasibaum; parnin, butea frondosa; parni, eine 
Wasserpflanze u. s. w., dem getischen kerkeraphron würde 
also etwa ein skr, karkaraparna entsprechen; ferner Kgov~ 
ardvf], Chelidonium majus, was Grimm so glücklich zu dem 



192 Leo 

litthauischen namen derselben pflanze kregzdyne gestellt, 
und mit litth. kregzde die schwalbe in Verbindung gebracht, 
daraus auch geschlossen hat, dafs den Geten crusta eine 
schwalbe geheifsen, heifst zwar skr. kshiradala — aber 
krushtana würde sich an thema krup wehklagen weinen 
und krushta das weinen, wehklagen anschliefsen, und also 
eine solche benennung der schwalbe bei den Geten wohl 
mit einer mythe über die schwalbe zusammenhängen; in 
solchen dingen darf man nicht plattes zusammentreffen for- 
dern. Dem pflanzennamen rovXßtjXa lassen sich eine ganze 
anzahl ahnlicher sanskritischer an die seite stellen, in be- 
ziehung auf beide theile des namens: tüla heifst die baum- 
wollenpflanze; tülini, silk-cottontree; vella, wursamenkraut; 
velli, eine kriechpflanze. Eben so lassen sich zu oxiagr} 
eine reihe sanskritischer pflanzennamen stellen, denn viele 
sind mit kshira zusammengesetzt — eine ist schon erwähnt; 
aufserdem kshirakanda, convolvulus paniculatus; kshira- 
parni, Schwalbenwurz; kshiramöcaka, morunga hyperanthera; 
kshiravrksha, ficus glomerata; kshirapukla, trapa bispinosa; 
kshiravikä, asclepias rosea; kshirikä, mimusops kauki; kshiri, 
asclepias rosea. Mit Sdxiva läfst sich doch entfernt wenig- 
stens dhävanika, Solanum, zusammenstellen und mit xoriara 
köti, medicago esculenta. Zu 7iQ07iE§ovXd dem funffinger- 
kraut, gehört vielleicht skr. prapada (zehenspitze) oder man 
kann auch pflanzennamen zur seite stellen, wie prapaunda- 
rika, parpa und parpata; zu xvxcoli§a liefse sich kukola 
vergleichen, die jujube; und zu Svv, was die nesser bedeu- 
ten soll, der stamm du, schmerzen machen (duna, suffering 
pain); zu rovraarga endlich tundastara (das gesicht be- 
deckend) und tundakeri, eine kürbispflanze — welche beide 
Wörter mit tunda, das gesicht zusammenhängen, vielleicht 
weil man kürbisse (wie bei uns die kinder) zu sehr einfach 
gebildeten masken brauchte. Gewifs liefse sich noch viel, 
viel mehr ähnliches zu diesen dacischen pflanzennamen zu- 
sammenfinden, wenn sie nur erst selbst einen festeren bo- 
den gewährten. Dafs diese Wörter getischer rede, wenn 
sie anders so gelten können, wie sie sind, unserer ansieht 



einige bemerkungen über die spräche der Geten. 193 

nicht in den weg treten, mag auch obiges hinreichen darzu- 
thun. Noch sind einige personennamen zu bedenken. Zt;- 
Qa^og könnte an pura, der löwe, und aksha, sinneswerkzeug,* 
äuge erinnern : könig Löwenauge, Löwensinn wäre kein so 
übler name. 'Peiltjg, oder Oroles, könnte ein uro lepa (von 
alepa) ein mann mit mächtiger brüst sein. Ovs&vag aber 
wäre recht eigentlich ein passender königs - und heldenname, 
denn es hinge ganz natürlich mit vapi, die göttliche eigen- 
schaft, göttermacht, und mit vapin, göttlich, mächtig, prae- 
potens zusammen — der mann welcher diesen namen führte, 
war haupt der Geten neben Decebal. 

So viel, glaube ich, geht aus allem obigen zusammen- 
genommen hervor, dafs wir die Geten als mittelglied zu 
denken haben zwischen Ariern und Germanen. Einen theil 
derselben, die Bastarnen oder ßasternen, finden wir bald 
als Geten, bald als Germanen bezeichnet. Ihr name kömmt 
zuerst zum Vorschein als das vom gallischen könige Kom- 
motorius gestiftete reich von Tyle um 214 v. Christo in 
sich zu gründe ging und die demselben unterworfen gewe- 
senen Geten wieder frei wurden. Diese Geten sind eben 
die Bastarnen. Vielleicht hängt damit auch ihr name zu- 
sammen, denn in keltischer spräche heifst bastiarna oder 
bastierna einer der seinen herrn todt schlägt. Ein stamm 
der Bastarnen hiefs Sidones, was prächtig an skr. siddha 
sich anschliefst — vielleicht sind von ihnen die Sithones, 
deren Tacitus im östlichen Germanien gedenkt, ausgegan- 
gen — und vielreicht war es dieses eindringen und fest- 
setzen eines Gallierstammes im nordöstlichen Getenlande, 
welches auch die Gothones nach dem östlichen Germanien 
trieb* Gewifs aber ist, dafs nur etwa 40 — 50 jähre nach 
der Unterwerfung der Getenlande durch Trajan im jähre 
105 ( — nachdem also, wie Aurelius Victor von Trajan be- 
richtet: quippe primus aut solus etiam vires Romanas trans 
Istrum propagavit, domitis in provinciam Dacorum pileatis 
Sacisque nationibus, Decibalo rege ac Sardonio*) — ) Pto- 



*) Decebal war der Dacierkönig, also Sardonius wohl der Sacerkönig — 

m. 8. 13 



194 Aufrecht 

lemaeus an der stelle der von Tacitus erwähnten Gotho- 
nes zwar noch Gythones, aber aufserdem in Scandia die 
Dankiones und auf der cymbrischen halbinsel Saxones er- 
wähnt; — die namen Dankiones und Saxones sind aber 
ebenso von Daci und Saci wie Grothones von Getae gebil- 
det. Wahrscheinlich also zogen alle edlere stamme des 
Getenvolkes nach der besiegung aus dem lande, und die 
erste folge ihrer ausbreitung im nordlichen und nordöstli- 
chen Germanien war dann das drücken der nordöstlichen 
Germanen auf die südlicheren und westlicheren, so dafs 
am ende jenes drängen auf die römische grenze an Donau 
und Rhein von 162 — 180 n. Chr. entstand, welches man 
gewöhnlich den marcomannischen krieg nennt. 

Leo. 



Lateinische etymologieen. 

Haruspex. 
Keiner der älteren grammatiker hat uns eine etymolo- 
gie von haruspex hinterlassen, nicht Varro, nicht Verrius 
Flaccus. War das wort etruskisch, wie man in neuerer 
zeit zu behaupten pflegt, und wie die institution der haru- 
pices jedenfalls ist, so bliebe es seltsam, dafs schriftsteiler, 
die sonst so gern, ja mehr als gebürlicÄ, den Ursprung 
lateinischer Wörter im etruskischen aufspüren, über dieses 
schweigen sollten. Eine tradition war schwerlich vorhan- 
den, denn die späteren grammatiker, die nun das wort zu 
deuten suchen, widersprechen und widerlegen einander. Ser- 

Sardonius könnte särthaväna sein, ' pfeil des zuges —* oder sarthav&ui, 
wort, rede des zuges — von särtha, die caravane, reisegenossenschaft, zug, 
menge ( — also ganz ähnliche bedeutung habend wie deutsches truht oder 
gasindi) und väna der pfeil, oder vani die rede, der laut — vielleicht ist es 
aber auch särtha -vaha oder särtha- vähana, the leader of a caravan der Zug- 
führer. Man konnte auch an Sära-dhvani die kraftstimme oder Sära-dhuni 
der kraftstrom denken. 



lateinische etymologieen. 195 

vius bei Apul. Min. de nota aspirationis (p. 90 ed. Osann) 
verwirft die ansieht derjenigen, die das wort von ara und 
specere ableiten: in ara sei a lang, in haruspex kurz. Er 
selbst leitet haruspex und hariolus von hara ab, welches 
einen bei den augurien beobachteten vogel bezeichnen soll. 
Kein anderer Schriftsteller kennt einen solchen vogel, und 
was hatten dann die haruspices mit vögeln zu schaffen, sie 
die zu aller zeit von den auguren aufs strengste durch Ver- 
richtung und herkunft geschieden sind? Donatus zu Terent. 
Phorm. IV, 4, 28 sagt: „haruspex ab haruga nominatur. 
Nam haruga dicitur hostia ab hara, in qua concluditur et 
servatur. Hara autem est, in qua pecora concluduntur." 
Immerhin mag ein Zusammenhang zwischen haruga und 
haruspex statt finden, namentlich wenn man Paul. Diac. 
excerpta vergleicht: „harviga dicebatur hostia cujus adhae- 
rentia inspiciebantur exta. w Diese letztere glosse scheint 
mit ausnähme des einer abgeschmackten etymologie zu liebe 
hinzugesetzten, oder von Paul. Diac. übel angebrachten 
adhaerentia guten kern zu enthalten. Indessen wir kom- 
men noch immer nicht von haruga -spex oder harviga- spex 
zu haruspex. Eine ableitung von hora und spex giebt Isi- 
dorus Hisp. seinen sprachlichen kenntnissen nicht zum rühme. 
Die neueren etymologen haben meist die Donatische 
erklärung angenommen. Unter anderen auch Otfr. Müller 
in seinen Etruskern II, 12: „Ihr name bezeichnet im enge- 
ren sinne opferschauer, obgleich er im weiteren sinne 
auch blitzdeuter und prodigienerklärer umfafst. Er stammt 
gewifs eher von aruga oder arviga als von ara oder hara. u 
Nach andern ist es eine von Etrurien herübergenommene 
Verstümmelung von isgoaxonog. Aber iegoaxonog ist ein 
spätes und seltenes wort, das zuerst, wie es scheint, in 
einem orphischen gedichte vorkommt, und in der etruski- 
schen bilinguis von Pisaurum, wo ein haruspex fulguriator 
vorkommt, ist im etruskischen von haruspex nichts zu sehn. 
Albern ist eine erklärung von einem etruskischen haru, heru, 
das heilig heifsen soll, und specere. Erst erfindet man ein 
etruskisches wort oder nimmt es wie einen unerschütterli- 

13* 



196 Anfocht 

eben orakelspruch von Lanzi, und benutzt es dann zur er- 
klärung. 

Eh' ich meinen eigenen versuch gebe, erörtere ich in 
kürze die Schreibung des wortes. Wie es scheint, geben 
die ältesten handschriften sowohl haruspex als hariolus ohne 
h. Aruspex und ariolus schreibt Ritschi im Plautus, Bentley 
im Terenz, und haben für das erstere die ältesten hand- 
schriften des Virgil. Wenigstens bemerkt Wagner zur 
Aen. XL, 739 da& der codex Mediceus prima manu haro- 
spex schreibe, also wohl im gegensatze zu den übrigen*). 
Auf Inschriften erscheint haruspex nicht selten, aber keine 
ist mir bekannt, die in die zeit der republik hinaufgienge. 
Sie haben beide schreibearten, numerisch überwiegt die 
zahl derer, die haruspex haben. Als bemerkenswerth er- 
wähne ich die formen harispex, arispex, arespex, arrespex, 
allesammt bei Orelli 2298 ff. So frühzeitig begann in Rom 
der laut des h sich abzuschwächen, daJfe die auetorität 
der inschriften und handschriften durchaus nicht hinreicht 
den etymologischen Sachverhalt festzustellen« Ein bemer- 
kenswerthes beispiel ist namentlich anser, für welches han- 
ser in einen text aufzunehmen niemand sich würde einfal- 
len lassen, obgleich das Vorhandensein dieser form durch 
alle verwandten sprachen verbürgt ist. In diesem punkte 
mehr als in irgend einem andern wird die etymologie den 
ausschlag geben müssen**). 

Ich meinerseits entscheide mich für haruspex und 
begründe dies durch den Zusammenhang, in welchem haru 
zu einigen Wörtern im griechischen, germanischen, litaui- 
schen, sanskrit und selbst im lateinischen mir zu stehn 
scheint. Zuvor bemerke ich, dafs wir haruspex nicht von 
hariolus (hariolari) abtrennen dürfen. In der that werden 



*) Der Oxforder cod. aus der samml. des Abb. Canonici (VH. sec.) hat 
hier und Aen. 8, 498 aruspex. 

) Das rechtfertigt nicht im mindesten die fahrlässigkeit eines herausge- 
bers, der uns sagt „pro haruspices plures libri vitiose habent aruspices.« 
Dergleichen nichtssagenden äufserungen haben wirs zu danken, dafs die lat. 
etymologie noch auf weiten strecken einer Wüstenei gleich sieht 



lateinische etymologieen. 197 

diese beiden Wörter von den alten öfter verbunden. Plaut. 
Mil. gl. IH, 1,99 (Ritschi): 

da quod dem quinquatribus 
praecantrici, conjectrici, ariolae atque aruspicae. 

Amphitr. V, 2, 2 (Weise): 
Nihil est quod timeas: hariolos, haruspices 
Mitte omnis: quae futura et quae facta, eloquar. 

Terent. Phorm. IV, 4, 24 (Bentley): 
Quot res post illa monstra evenerunt mihi? 
Introiit in aedis ater alienus canis: 
Anguis in impluvium decidit de tegulis: 
Gallina cecinit: interdixit ariolus, 
Aruspex vetuit. 

Cic. de nat. deor. 1,20 (Orelli): „Sequitur pccvrixii 
vestra, quae Latine divinatio dicitur, qua tanta imbueremur 
superstitione , si vos audire vellemus, ut haruspices, augu- 
res, harioli, vates et conjectores nobis essent audiendi." Ha- 
riolus ist ein Weissager und hariolari weissagen. Vgl. 
Plaut. Kud. IV, 4, 95 (W.): 

Quid, si ista aut superstitiosa aut hariola est, atque 

omnia, 
: Quidquid insit, vera dicet? anne habebit hariola? 
Dae. Non feret, nisi vera dicet; nequidquam hariolabitur. 

Asin. II, 2,49 (W.): 
Ergo mirabar, quod dudum scapulae gestibant mihi, 
Hariolari quae occoeperunt, sibi esse in mundo mali. 
Wir erfahren nirgends, welche besondere mittel die 
harioli im gegensatz zu den haruspices Ar ihre zwecke an- 
wandten. Soviel ist sicher, dafs die haruspices hauptsäch- 
lich nur von Seiten und für die religiösen angelegenheiten 
des Staates angestellte beamtete, während die harioli Pri- 
vatleute waren, und aus ihrer kunst ein einträgliches ge- 
schärt machten. Der landmann bei Phädrus, dem seine 
schafe lämmer mit menschenköpfen gebären, geht nicht zu 
den haruspices, sondern: 

monstro exterritus 
Ad consulendos currit moerens hariolos. 



198 Aufrecht 

Daher sinken sie zeitig in Verachtung, und hariolus heifst 
ein Schwätzer, hariolari ins gelage hinein reden. Wie dem 
auch sei, ihr name giebt zeugnifs, dafs sie ihrem wesen 
nach mit den haruspices übereinkommen. 

Das hauptgescbäft der haruspices bestand in dem be- 
schauen der eingeweide eines opferthieres. Aus der be- 
schaffenheit einzelner theile, wie der hinge, des herzens, 
namentlich der leber sagten sie die zukunft voraus. Sie 
heüsen deshalb auch extispices. Zwar bildet das extispi- 
cium in der ausgebildeten haruspicina nur eine Unterart*), 
und inschriften unterscheiden zwischen haruspices extispici 
und haruspices fulguratores, immer aber bleibt bei ihren 
verschiedenen Verrichtungen das beschauen von eingeweiden 
ihr wesentliches geschäft. 

Wesentlich genug um ihnen ihren namen zu geben. 
Zunächst vergleiche ich haru mit gr. #oAcf$ und £o'A*£, 
beides gedärme, eingeweide. #(tt*x6s ty&ai als ein lieblings- 
gericht Ar. Eq. 717. Der Wechsel von r und 1 hindert 
diese vergleichung nicht. Für gr. % ' at * h haben wir im 
germanischen ein g zu erwarten. In der that treffen wir 
im altnordischen gar-nir f. pl. eingeweide, garn-mör, um 
die eingeweide liegendes fett. Edda 44 b wird Loki ge- 
droht, die götter würden ihn mit den gedärmen seines Soh- 
nes binden: 

Jmat }>ik k hjörvi skolu ins hrimkalda magar 
görnum binda go8. 

Im althochdeutschen haben wir bei Graff IV, 264 die 
glosse mittigarni, ferina, arvina d. i. wohl fieaevrigiov. Im 
litauischen erscheint das wort als zar-na f. „ein dann; pl. 
zarnos, gedärm, gekröse." Dafs das litauische z auch einem 
h, x entspricht, erhellt aus zasis xv v hansa; zema hiems 
%ei[iciv hima; wezu veho o^cw vah; zalas x^QOQ hari. Die 
wurzel all dieser Wörter ist har, sanskritkundige wird es nicht 
befremden, wenn, wie diefs bei ar- wurzeln häufig der fall 

*) Cic. de div. II, 9. extispicuin eorumque, qui ex fulguribus osten- 
tisque praediccrent. ibid 22. Sed quoniam de extis et de fulguribus satis 
est disputatum ; ostenta restant, ut tota haruspicina sit pertractata. 



lateinische etyniologieen. . 199 

ist, der a-vocal vor dem r sich modificirt. Die gestalt, 
in der wir das entsprechende wort im sanskrit finden ist 
hirä, ein femininum. Das wort ist selten, und soviel ich 
weifs nur vedisch. Ich kenne es nur aus dem Yajurveda 
25, 9, wo der scholiast es als speiseführende därme erklärt. 
Aufserdem erscheint es Atharvaveda I, 4, 1. 3. — VII, 35, 1. 
Diefs reicht hoffentlich hin, um zu zeigen, dafs haru- 
spex nichts mehr und nichts weniger bedeutet als einge- 
weideschauer. Dasselbe mufs mit hariolus bezeichnet sein. 
Dessen bildung denke ich mir folgendermaafsen. Von haru 
kommt ein verb haruor, später harior (vgl. harispex der 
inschriften), ich betrachte eingeweide, wie fulgurator be- 
trachter, deuter von blitzen von fulgur. Hiervon hariolus, 
schliefslich hariolari. 

Die gestalt des sanskritwortes hirä erinnert mich an 
einen anderen lateinischen ausdruck für gedärme, einge- 
weide, nämlich hirae. In betreff des i gegen a vergleiche 
man viridis, skr. hari; firmus skr. dharma*). Hira selbst 
ist ein seltenes wort. Es findet sich einmal bei Plautus, 
Cure. II, 1,23 (W.): 

Lien necat, renes dolent, 
Pulmones distrahuntur, cruciatur jeeur, 
Radices cordis pereunt, hirae omnes dolent. 
Sodann bei Macrob. comm. in somn. Scip. 1, VI (Jan.): 
„et intestina prineipalia tria: quorum unum dissiptum vo- 
catur, quod ventrem et cetera intestina secernit: alterum 
medium, quod Graeci lAsahvxeQOv dieunt: tertium, quod ve- 
teres hiram vocarunt, habeturque praeeipuum intestinorum 
omnium, et eibi retrimenta ducit." Paulus Diac. excerp. 
„hira, quae diminutive dicitur hilla, quam Graeci dieunt 
viJGTiv, intestinum est, quod jejunum vocant." Dazu die 
anmerk. O. Müller's. Endlich Gloss. Labb. hira kyxoifaov. 
Gewöhnlicher ist die deminutivform hilla aus hirula. Vgl. 
Non. p. 122. Pott etym. forsch. 1, 143 vergleicht mit hira 
noch hirudo, dessen möglichen Zusammenhang ich nicht 
leugnen will. Th. Aufrecht. 

*) für die länge des i fehlen mir noch geeignete analogieen. 



209 Aurecht 

Feind. 

Im ersten, bände dieser Zeitschrift sind die bisher ge- 
gebenen etymologieen von pejor zusammengestellt und von 
mir als unbegründet bezeichnet. Gegenwärtig mache ich 
selbst einen versuch das dunkle wort auf seine quelle zu- 
rückzuführen. 

Nur das älteste sanskrit kennt eine wurzel piy und 
▼erwendet sie zu einigen ableitungen. Yäska sagt von dem 
▼erb pfyati, es sei hinsakarma, thätigkeit des beschadigens, 
verletzen«. Wir wissen, welch ein weites gebiet die indi- 
schen lexicographen den von ihnen aufgestellten wurzeln 
geben, und werden uns an die belegsteilen selbst zu halten 
haben um die specielle bedeutung zu finden. In den eigent- 
lichen Yeden sind mir nur fünf stellen bekannt, in denen 
das verb vorkommt. Am klarsten ist Rv. 1., 147, 2: 

pfyati tvo anu tvo grnäti, vandarus te tanvam vande agne. 
Am einfachsten ist es hier piyati als gegensatz zu anu- 
grnäti zu nehmen und zu übersetzen: „der eine schilt, der 
andere besingt dich; ich ein lober lobe deinen leib, o Agni." 
Nothwendig ist diese bedeutung „schelten, schmähen" nicht, 
denn „hassen" würde eben so gut sich fugen. Eine zweite 
stelle ist Rv. 8, 21, 14: 

nak£ reväntam sakhyäya vindase, plyanti te suräpväh | 

yadä krnöshi nadanüm, sam ühasy; ad id piteva hüyase || 
„nicht güterreiche findest freundschaftlich du dir gesinnt, 
schwelger hassen (schmähen) dich; läfst du deinen donner 
rollen und schlägst darein, dann ruft man dich, wie einen 
vater an.« Rv. IG, 68, 6: 

yadä valasya pl'yato jasum bhed br'haspatir agnitapobhir 

arkalh 
„als Brihaspatir des frevlerischen (schmähenden, feindlichen) 
Vala bauch*) mit feuerglühenden flammen spaltete." Av. 
5, 18, 5: 



*) Die Übersetzung „bauch" ist nur gerathen und nimmt natürlich 



lateinische etymologieen. 201 

ishur iva digdhä nrpate, prdakür iva gopate | 
sä brähmanäsyeshur ghorä, tayä vidhyanti pi'yatah || 
„wie ein giftgetränkter pfeil, männerbeherrscher, wie eine 
schlänge, o rinderbesitzer, ist dieser pfeil des Brahmanen 
furchtbar, mit ihm verwundet man die frevler*). 

Ableitungen von piy sind mehrere vorhanden. Zu- 
nächst piyäru (gebildet wie künäru, vandäru). Kv. 3, 30,8: 
abhi vrtram värdhamänam piyärum apädam indra taväsa 

jagantha 
„den anwachsenden frevlerischen Vrtra, den fufslosen, hast 
mit starker waffe Indra du getödtet." Av. 11, 2, 21: 
mä no göshu pürusheshu, mä grdho no äjävishu | 
anyatrogra vi vartaya, piyärünäm prajäm jahi || 
„nicht nach unsern rindern, unsern leuten, nicht nach un- 
sern ziegen und schafen trachte du; anderswohin, schreck- 
licher, wende dich, vernichte der frevler nachkommenschaft." 
Eine zweite ist piyatnü (gebildet wie ärujatnü, d. h. af- 
fix des part. präs. zugleich mit dem primären nu**), vre- m 
ches nur Kv. 8, 2, 15 vorkommt: 
mä na indra piyatnäve mä pärdhate pärä dah 
„nicht einem frevler (schmäher, feinde), nicht einem über- 
müthigen gieb uns preis." Endlich noch piyü. Rv. 1, 174, 
8. 2, 19, 7: 

nanamo vadhar adevasya piyoh 
„zu boden senke das geschofs des gottlosen frevlers." Häu- 
fig erscheint dieses wort im Av. in dem compositum deva- 
piyü, götterfeind. Einmal auch im Yv. 35, 1: 
• apetö yantu panayo 'sumnä devapiyavah 



deshalb keinerlei auctörität in ansprach. Eben so gut wird bauch aber stehn 
können als Säyana's erklärung „waffe", die eben nur aus der gangbaren be- 
deutung der wurzel jas gefolgert ist. Das wort kommt nur noch einmal 
vor, Kv. 10, 33, 2: nf bädhate amatir nagnätä jasu^. „Armuth, blöfse, mein 
magen peinigt mich." 

*) Es bleibt die stelle Rv. 10, 28, 11, wo ye* brahmanafc pratiptyanty 
annailju Die stelle ist mir nur soweit verständlich, als ich weifs, dafs Ben- 
fey's (Sv. gl. p. 124) Übersetzung „belasten" keinen sinn giebt. 

**) II, 169 hätte ich, und herr Benfey in seiner sanskritgrammatik, be- 
merken sollen, dafs diese und bildungen von poshayitnu, stanayitnu ein dop- 
pelaffix, nämlich das des part. präs. und nu, enthalten. 



*0Z A*fn*i: 

«tod dannen sehn mögen die Pani». die lobgedichtlosen. 
die ^otterfeinde.* Av. 4. 35. 5 : 
ava bodha dvishäntanx. sapatnäh ye me äpa te bhavantu 
•im au*» hake den nasser, den gotterfeind. meine Verfolger 
mögen fern sein.* Ar. 5. 1^. 5: 
ya enam hanti mrdüm manyamano devapiyür dhanakamo 

na cittat 
sam tasyendro hr'daye agnim inddhe. ubhe enam dvishto 

näbhasi cärantam || 

„wer ihn (einen Brahmanen) todtet, als schwach ihn anse- 
hend, ein gotterfeind. geldgieriger, in Unbesonnenheit, in 
dessen herzen zündet Indra ein feuer an, beide, himmel 
und erde, hassen ihn auf erden wandelnden. " Vgl. noch 
Av. 5, 18, S. 13. — 11, 2, 23. — 12, 1, 37. — 7, 4 — 
11,4 — 12, 4. - 

Soviel erhellt aus diesen stellen, dafe man bei den 
verbalformen zwischen den bedeutungen „schmähen" und 
„hassen" schwanken kann, für die ableitungen hingegen 
die allgemeine „frevelnd, ruchlos, schlecht" sich besser fugt. 
Wäre aber auch •schmähen" die erste, so ist vom schel- 
ten kein weiter sprang zum hassen. Ich zweifle nun nicht, 
dafs das lateinische pejor auf diese wurzel piy zurückzu- 
führen ist. Und zwar glaube ich, dais wir den positiv des- 
selben in dem letztgenannten piyu zu finden haben, nur 
dais wir diesem statt aktiver bedentung „hassend" die pas- 
sive „gehaust = schlecht" beilegen müssen. Kleiden wir 
piyu in ein lateinisches gewand, so kommen wir nach 
wohlbekannten analogieen zu pivis oder piis; dessen com- 
parativ ist piior, pijor, und von hier aus gelangen wir 
nach art von ejus statt fjus, eunt statt iunt zu pejor. Der 
Superlativ pessimus ist eine zusammenziehung von pejus- 
simus, pejis-siinus. Es werden wohl nur wenige gegenwär- 
tig leugnen, dafs z. b. clarissimus aus clarius- simus ent- 
standen ist. — Will man aber auch jenes piis nicht als 
positiv annehmen, und in der that liegt wenig an solchen 
der theorie halber erzeugten gedankengespinnsten, immer 



lateinische etymologieen. 203 

glaub' ich wird man bei der wurzel piy stehn bleiben 
müssen. 

Zu der ich dann auch ein deutsches wort ziehe, näm- 
lich feind. Nachdem freien und freund längst ihren Stamm- 
baum gefunden, ist es zeit, dafs auch feien und feind zu 
ruhe kommen. Bopps vermuthung, es stamme von bhi 
(fürchten) weist zumal der nicht stimmende anlaut ab. 
Goth. fijan bedeutet hassen und dessen part. präs. fijand 
(feind) stimmt ziemlich genau zu piyant und piyat-nu. 
Merkwürdig ist, dafs das nur einmal vorkommende abge- 
leitete faian das griech. ptpcpsa&cu übersetzt. Rom. 9, 19. 
bva nauh faianda, vi fri fiipyerai) wörtlich: quid adhuc 
vituperantur. 

Th. Aufrecht. 



Die tafel von Bantia. 

(Kirchhoff, das stadtrecht von Bantia. Ein Sendschreiben an hm. Mo mm - 

sen. Berlin 1853. Dr. L. Lange, die oskische inschrift der tabula Bantina 

und die romischen Volksgerichte. Göttingen 1853.) 

Die tafel von Bantia ist eines der bedeutendsten oder 
geradezu das bedeutendste der oskischen Sprachdenk- 
male, und zugleich erregt ihr sachlicher inhalt ein nicht 
kleines interesse, da sie uns jedenfalls rechtliche Verhält- 
nisse der stadt Bantia aufdecken soll und dadurch auch 
weiterhin licht werfen kann, sei es nun dafs sie, wie Momm- 
sen und andere mit ihm angenommen, ein römisches gesetz 
sei und wesentlich bestimmungen über den ager publicus 
enthalte, oder sei es, dafs sie, wie Kirchhoff und im 
ganzen mit ihm übereinstimmend Lange behaupten, eine 
bantinische Urkunde sei für das stadtrecht von Bantia. Es 
ist darum ganz natürlich, dafs nach der sehr bedeutend 
vorgeschrittenen auslegung der umbrischen denkmale und 
nach verschiedentlicher prüfung von einzelnheiten auf dem 
gebiete des oskischen idiomes, wie sie vorzüglich in dieser 



904 Schweizer 

Zeitschrift gepflegt ward, die verbandlang über diese mehr- 
fach wichtige reliquie einer einläfslichen revision unterwor- 
fen wurde. Sehr wenige aber möchten zu solcher arbeit 
in allen beziehungen gleich geschickt sein, als Eirchhoff, 
der durch seine mitbethätigung bei aufhellung der umbri- 
schen denkmale, durch seine scharfe musterung der neuesten 
forschungen auf dem gebiete der italischen sprachen und 
durch seine gröfsern und kleinern abhandlungen über ein- 
zelne eigentümliche erscheinungen in den italischen spra- 
chen zur genüge die reichste befähigung für derartige for- 
schungen an den tag gelegt hatte. Und wohl vorzüglich 
KirchhofF8 Sendschreiben regte den in sehr verschiedenen 
zweigen der philologie mit glück sich versuchenden göttinger 
docenten Lange an auch seine resultate über diesen gegen- 
ständ zu veröffentlichen; sprachlich und sachlich soll seine 
abhandlung eine ergänzung und weitere begründung jenes 
Sendschreibens sein. Die beiden kleinen Schriften, beson- 
ders aber die von Eirchhoff, zeichnen sich durch ein- 
dringenden Scharfsinn, klare methode und auslegung eines 
gründlichen und umfassenden wissens aus, und das hauptre- 
sultat, das sich in ihnen ergeben, scheint auch uns das rich- 
tige zu sein, obwohl das volkstribunat in Bantia noch nicht 
hinreichend aufgehellt und begründet, im gegentheil ge- 
rade hier viel zu kurz abgethan worden ist. Der wohlthä- 
tige eindruck, den solche Untersuchungen machen, hätte 
nur nicht geschwächt werden sollen durch eine oft bittere, 
wenn auch vielleicht nicht bös gemeinte polemik, die vor- 
züglich bei E. zu viel räum gewonnen hat; es will uns 
bedünken, dafe, wer immer diesen schönen und höchst in- 
struetiven forschungen seine aufhierksamkeit zuwendet, fin- 
den werde, es wäre einem heros gegenüber, der in meh- 
reren feldern und gerade auch auf diesem eigentlich erst 
bahn brechen und aufräumen mufste, eine etwelche be- 
scheidenheit ganz am platze gewesen. 

Wir lassen bei unserer anzeige die sachliche sette 
aufser äugen, in die sprachliche gehen wir in derselben 
weise ein, wie seiner zeit bei der anzeige der Ritschi- 



die tafel von Bantia. 205 

sehen programme, d. h. wir wollen darstellen und prüfen, 
was durch diese beiden abhandlungen für oskische gram- 
matik und wortkenntnifs gewonnen worden sei. 

1) Zur lautlehre. A, ä. Ein beispiel mehr des Über- 
ganges von ä in e in Stammsilben scheint uns egmo, res, 
causa zu bieten, sei es nun dafs, was uns unwahrschein- 
lich, das wort auf egere zurückgehe (cf. griech. a%riv, skr. 
jahämi relinquo, amitto, privor), oder dafs es, wie wir 
meinen, zu der wurzel ag- ac- gehöre. Wichtiger ist der 
Übergang von ä in dunklere vocale, zumal in den endun- 
gen, wie es im älteren lateinischen und noch umfangreicher 
im alten oskischen zunächst ö wird. Schon früh aber, d. 
h. schon unmittelbar nach der zeit der ältesten Scipio- 
neninschrift wandelt sich ein solches o im lateinischen wei- 
ter in u um, und dieselbe erscheinung findet sich wohl 
selbstständig entwickelt und nicht unter bestimmtem römi- 
schem einflusse im oskischen ein; auf unserer tafel treffen 
wir dolum, nesimum, petirupert u. s. f. noch neben formen 
mit o. Ein solches u, d. h. ein älteres ö und ursprüngli- 
ches ä scheint nun auch dasjenige zu sein, welches sich 
im ablativus der consonantisch auslautenden stämmcf der 
sogenannten dritten deklination findet, z. b. in ligud = lege 
vom stamme lig-, wodurch also auch der früher von K. 
angesetzte ablativus kvaisturid beseitigt wird oder wenig- 
stens nur als eine spätere entwickelung vorausgesetzt wer- 
den dürfte. Benfey's ansieht, dafs die alte ablativendung 
im sanskrit und den verwandten sprachen anfanglich -ät 
gewesen sei, ist wohl in jeder beziehung richtig, mag nun 
dieses at wieder aus atas, ats entstanden oder at selbst, 
— das alte neutrum des pronominalstammes a, wie it von 
i — , die unverstümmelte endung sein. Auch altes ä konnte 
sich im lateinischen und oskischen durch ö hindurch in den 
endungen — im genit. plur. — - in u verdunkeln. — U, ü. 
Hier kommen besonders die formen der u- deklination, der 
sogenannten vierten im lateinischen, in frage. Diese er- 
scheint im oskischen noch mehr als im umbrischen sehr 
zertrümmert und verderbt. Als genet. sing, eines thema 



206 Schweizer 

ca8tru findet sich im oskischen castrous, als ablativus castrid 
and als accosativus von manu — manim. Sämmtliche for- 
men lassen eine zwiefache deutung zu. Vergleichen wir 
den genetivus castrons mit den sanskritischen auf 6s, d. h. 
aus für vas, so dürfen wir mit Mommsen ou als ov nehmen, 
wie denn diese geltung der laute in lovfr-, tovt- wohl si- 
cher steht; halten wir castrous an die lateinischen formen 
nominus, senatnos u. 8. f., so wird es gestattet sein castro-us 
zu theilen, d. h. ou als getrennte laute zu fassen und den 
Übergang eines allerdings ursprünglichen u in o anzuneh- 
men, einen Übergang, welcher durch den ja sogar im latei- 
nischen unverkennbaren einflufs der o - deklination auf die 
u-deklination seine rechtfertigung findet. Wir werden auch 
lateinisches uu in der vierten deklination kaum nur als zei- 
chen der länge betrachten dürfen. Der ablativus castrid 
und der accusativus manim haben deutliche analogieen im 
umbrischen, welches die ablative mani, trefi (tribu) arpitrati 
(arbitrato) aufzuweisen hat. Entweder nun haben wir in 
castrid i als Schwächung des ursprünglichen a von ät (vgl. 
oben), abweichend von ligud anzusehen, i in manim als 
bindevocal zu deuten, so dafs ersteres för. castruad, letzte- 
res für manuam stände, oder wir müssen einen Übergang 
von u in i statuieren. Das letztere scheint für das althoch- 
deutsche, das auch hier, wie sonst, merkwürdige ähnlichkei- 
ten mit dem oskischen an die hand giebt, das allein zuläs- 
sige. Im althochdeutschen lautet bekanntlich der nomin. 
plur. von sunu (goth. sunus) suni = goth. sunius, der da- 
tivus sunim = goth. sunum, der accusativus suni = goth. 
sununs; und die u-deklination des fem. ist beinahe völlig 
untergegangen. In einer anmerkung s. 38 behauptet Kirch - 
hoff, dafs auf unserm denkmale ai, wo es nicht durch 
starken consonantenauslaut festgehalten sei, nicht als di- 
phthong, sondern getrennt aufgefafst werden müsse, so in 
ma'is, maimas, tadalt, deivaid. Gerade diese beispiele ma- 
chen die annähme sehr wahrscheinlich, da in den beiden 
ersten zwischen a — i ein consonant ausgefallen, in den bei- 
den andern ein ursprünglich sehr bedeutsamer langer mo~ 



die tafel von Bantia. 207 

dusvocal an den stamm angetreten ist. Auch darin also 
zeigte das oskische dem lateinischen gegenüber größere 
reinheit. Seite 15 des Sendschreibens ist von dem kurzen 
bindevocale im oskischen die rede; derselbe soll immer als 
i, niemals als e erscheinen, i aber auf der bantinischen ta- 
fel constant durch i wiedergegeben werden, so dafs z. b. 
von einem thema ang die dritte pers. sing. präs. nur angit, 
nicht anget lauten könnte. So sehr uns die sich anknüpfende 
annähme einleuchtet, angetuzet sei ein wort, indem nament- 
lich uzet losgetrennt jeder deutung zu spotten scheint, so 
dünkt uns doch die behauptung über den bindevocal nicht 
sehr sicher. Zwar in angetuzet Selbst ist e vielleicht nicht 
bindevocal; aber unwiderleglich wechseln e und i in den 
passiven formen sakarater, vincter und lamatir. Daus hier 
e und i bindevocale sind, scheint uns ausgemacht durch 
das lateinische und das umbrische t — ur; und es ist kein 
rechter grund zu behaupten, i sei vor r in e übergegangen, 
da, wie wir sehen, i davor stehen konnte. Wir schlie- 
fsen hier an, was über die in der vorliegenden schrift vor- 
kommenden bemerkungen rücksichtlich der assimilation von 
vocalen zu sagen ist. S. 40 erklärt Kirchhoff praefucus 
als praefactus, praefackus, = latein. praefectus, und nimmt 
lautliche einwirkung des u in der endung auf das wurzel- 
hafte a an, wie in pertumum gegen pertemest u. s. f. ; und 
das einfache facus macht diese erklärung durchaus wahr- 
scheinlich. Ein ähnlicher fall wäre, wenn Lange richtig 
gesehen, urust; nur dafs hier auch einilufs des vorn abge- 
stofsenen v statuiert werden dürfte, sofern urust für varust 
von w. vr, var steht. Dafs nach dem gesetze der oski- 
schen vocaleinschiebung nur lovfurud „libero", nicht lovfi- 
rud eine richtige form sein könne, ist in dem Sendschrei- 
ben s. 58 ff. nachgewiesen. — Höchst auffallend sind die 
formen pruhipid, pruhipust, hipust, hipid neben dem futu- 
rum hauest, da sonst das oskische so wenig als das umbri- 
sche solche vocalveränderungen im verbum kennt. Die ein- 
zige mir zu geböte stehende analogie ist sibus, osk. sipus, 
wenn es mit sapere derselben wurzel angehört und mit 



208 Schweizer 

aocfog stammverwandt ist, was freilich keineswegs ausge- 
macht scheint. 

Zu erwähnen ist hier noch die apokope von e in dem 
den pronominalstämmen angehängten ce, in welcher bezie- 
hung das oskische auf gleicher linie steht mit dem ältesten 
und mit dem jüngsten latein. Vergl. in dieser Zeitschrift 
IT, 8. 372 ff. Da nahmen wir Mommsens erklärung von 
aiscen an, wonach im oskischen neben der kürzesten form 
auch noch die ursprünglichste auf cen zu existieren schien, 
stimmen jetzt aber mit voller Überzeugung K. bei, der an 
der betreffenden stelle exaiscen liest und in ex die, wie 
mehrmals sonst, suffigierte präposition en erkennt. 

Zur consonautenlehre. 
Als die merkwürdigste erscheinung, die hier bespro- 
chen ist, darf der Wechsel betrachtet werden, den wir ein- 
mal zwischen f und p in hauest und hipid etc., und dann, 
wenn Lange recht erklärt, zwischen c und g in acnm und 
angetuzet u. a. treffen. Ueber die erste dieser erscheinungen 
ist schon gesprochen und als analogie freilich nur mit eini- 
gem mifstrauen sipus neben sibus und aotpog aufgestellt 
worden; noch mehrere falle der art berührt för das latei- 
nische Kuhn in seiner abhandlung über die wurzel GAF, 
und beispiele allgemeinerer geltung kommen hin und wie- 
der in seinen erörterungen über „Ghandarven und Kentau- 
ren" vor. Bessern aufschlufs könnten wir nur dann gewin- 
nen, wenn uns herkunft und Verwandtschaft der wurzel 
haf, hab, klarer wären. Bopp's annähme, sie entspreche 
vielleicht dem skr. häpayämi ist mehr als unsicher; eher 
dürfte man an eine erweiterung, respective Zusammensetzung, 
aus w. dhä (Benary) oder hr, har (Benfey), oder endlich 
an ihre einerleiheit mit gabh = grabh, garbh (cf. sanskr. 
gabhasti „finger") denken; und Grimm hat vielleicht recht, 
nicht nur sachlich, sondern auch lautlich capio und habeo 
als sich nächst verwandt zu betrachten wie die gothischen 
hafjan und haban. Nicht eben ganz sicher ist der Wech- 
sel zwischen c und g, wie ihn Lange nicht nur in ange- 



die tafel von Bantia. 209 

tuzet neben acum (agere), sondern auch in einem durch 
blofse conjectur gewonnenen tacait neben tangino und in 
tacusim annimmt. Doch möchte ich nicht bestreiten, dafs 
Verhärtungen der art im oskischen gerechtfertigt zu sein 
scheinen, da doch acum kaum von agere getrennt werden 
kann; aber nicht nur griech. ccyuv, auch skr. aj (vgl. skr. 
ajra, dygog, ager, akrs) fuhrt uns für diese wurzel auf 
auslautende media. Und diese könnte im oskischen durch 
aufsteigen des nasalen und vor m (egma) erhalten sein. 
Auch einen Wechsel von v und f will Lange s. 12 ff. gel- 
tend machen, indem er f von oittiuf etc. und von esuf auf 
lateinisches v in vo zurückfähren möchte, freilich daneben 
noch eine andere vermuthung aufsert, nach der das frag- 
liche f dem p in volupe, volup entspräche. Was herr L. 
zur Unterstützung seiner ersten meinung beibringt, ist kaum 
recht zutreffend. Am wenigsten kann uns französisches f 
in neuf beweisen , und wenigstens gleich bedeutsam wäre 
die analogie im gothischen, welches im auslaut f für inlau- 
tendes b setzt. Nichts zwingt uns in statif einen nomina- 
tivus für stativus zu sehen; es müfste doch erst nachge- 
wiesen werden, dafs vs nicht oskisch sei, und auch dann 
noch dürfte man das f aus einwirkung der weggefallenen 
tenuis s entstanden betrachten; pov für pof, was den umge- 
kehrten Wechsel aufwiese, ist nicht sicher, und amanaffed, 
aikdafed scheinen uns das wurzelhafte f bewahrt zu haben. 
— Aber auch die zweite ansieht ist schwach gestützt : fast 
möchten wir meinen, volupe enthalte kein nominalsuffix, 
sondern sei mit griech. jriXnu) zu vergleichen. Sollen wir 
auch unsere vermuthung über die oskischen nomina auf 
-tuf, tiuf (denn das scheint uns das vollständige affix, und 
z. b. esuf für estuf, essuf zu stehen) mittheilen, so ist sie 
die, dafs dieses tuf dem lateinischen tudo entspreche, und 
hier d, dort f aus altem tv entsprungen sei, da bekanntlich 
nicht selten ein v vorausgehende consonanten aspiriert, cf. 
fores : dvar, yidlr] : nifdXt}, &eog : deva etc.; -tuf und -tiuf 
sind nur lautlich verschieden, da sich i vor u besonders 
nach Zahnlauten im oskischen sehr häufig entwickelt. 
III. 3. 14 



die tafel von Bantia. 211 

auslaute, so eituas f. eituass aus eituans, ligis f. ligiss aus 
ligibis, meddis f. meddiss aus meddix u. dgl. Schon Momm* 
sen meinte, dafs in carneis der ausfall von d anzunehmen, 
d. h. carneis einem cardinis gleich zu setzen sei, und die- 
selbe ansieht wiederholt Lange, der die wurzel im skr. 
krt „ schneiden u sucht. Es scheint aber das umbrische karu 
auf ein consonantisch schliefsendes thema zu führen, wel- 
ches freilich wohl nur rein äufserlich dem latein. caro 
gliche. 

Zur Wortbildung. 
Als eine ableitung mit blofsem o nimmt Lange s. 35 
ein cado mit dem gen. cadeis an, was er als einfache form 
für lat. calumnia hinstellen möchte: demnach müfste auch 
in calumnia 1 aus d entstanden sein, und beiden ausdrücken 
läge die wurzel cadere (zu falle bringen?) zu gründe. Alles 
hier vorgebrachte ist mindestens sehr unsicher und die ab- 
leitung von calumnia durchaus verfehlt, da tiberall die ver- 
wandten Wörter ein 1 zeigen, welches vielleicht ursprüngli- 
ches r voraussetzt; oder sollten goth. hölön, ahd. huoljan 
von calvor, calumnia getrennt werden dürfen? Derselbe 
Lange erkennt sicher mit recht in umbrateis (gen.) das af- 
fix -to, wohl fiir älteres -tu. Ueber -tuf, tiuf ist oben 
schon gesprochen. Ein -no sieht L. in amno, das er als 
ap-no erklärt und seine bedeutung als opus ansetzt, so dafs 
amnud „wegen" dem ausdrucke ergo völlig gleich stände. 
Und allerdings hat ä (?) in amnud gegen ö in opus nicht das 
mindeste auffallende, da ja auch das lateinische in apiscor u. 
s. f. a aufweist. Dafs das perfectum aamanaffed hierher 
gehöre, ist nicht unwahrscheinlich, nur müfste dann ä = 
aa noch erklärt werden. Eine n- ableitung finden wir fer- 
ner in comono, welches mit communis, alt commoinis in 
keinem zusammenhange steht und kaum auch an das eigen- 
tümliche xriw (für xoifir] cf. goth. haims) gehalten wer- 
den darf. Wir denken bei diesem worte weniger an griech. 
xop (= skr. ksham) in xofi*i£(o u. s. f. als an eine unmit- 
telbare bildung aus der präposition com und vergleichen 

14* 



212 Scinreiaer 

ahd. ffr"»^ ga-samani coDciüum. coetus» Eine ableitung 
mit no oder ino erscheint uns in tangino und nach Lange 
in ino. L. betrachtet ino als ablehnng von der w. i „ge* 
hen*. und erklärt es als venia, Hcentia, eine deutung, die 
gewagt, aber etymologisch nicht ungerechtfertigt ist. Ich 
will hier noch skr. inas «.herr* erwähnen, welches die indi- 
schen grammatiker gleichfalls auf i zurückfuhren. Sehr auf- 
fallend und merkwürdig ist der accusativus tacusim, den 
L. s. 22 aufzuhellen versucht, indem er die form mit der 
des latein. securi = seeusi in Zusammenhang bringt und 
ihm tac = tang als wurzel anweist. Gewifs ganz richtig 
deutete Bopp das wort secüris als Überrest einer bildung 
mit dem affixe vant, welches im sanskrit und griechischen 
zur gestaltung des part. per£ dient. Ueber castru reden 
Kirchhoff s. 59, und Lange s. 23. Dieser setzte, sofern 
unsere oben angegebene auseinandersetzung richtig ist, des 
ablativus castrid wegen falsch neben castru ein castri an; 
das umbrische verbürgt uns das affix -rru hinlänglich, so 
nahe dieses auch mit dem gewöhnlichen -tra, -tro verwandt 
sein wird. Wir erwähnen hier noch zweier adjectiva ein- 
facher formation: sipus und trutum. Letzteres, das in der 
formel trutnm zicolom vorkommt, deutet Lange als finitum. 
Er leitet es auf ein verbum tru-um zurück, welches sich 
zu terminus ähnlich verhalten soll, wie finire zu finis; aber 
finire ist eben ein deutliches denominativum und enthält 
die bildung des Stammwortes in sich. Doch wollen wir die 
annähme nicht bestreiten, dafs trutum „abgegrenzt", „fest 
bestimmt* bedeuten könne, so gut als rilog, terminus etc. 
den ort bezeichnet, bis wohin geschritten und welcher, geht 
man weiter, überschritten wird. Eine, wie uns dünkt, vor- 
treffliche deutung gibt L. p. 63 von dem bis dahin sehr 
dunkeln posmom, was Mommsen für pomum nahm. Er 
erkennt darin eine form für postremum. Wir bedürfen 
aber des immerhin noch unsicher lassenden umweges für 
die etymologische herleitung nicht, da es durch die uner- 
müdliche und scharfsinnige forschung Ritschis ganz fest 
steht, dafs der form post im lateinischen eine einfachere pos 



die tafel von Bantia. 213 

(wohl gleich einem skr. apas) vorausgegangen, und wir kei- 
nen grund absehen können, warum dieselbe vom oskischen 
auszuschliefsen wäre ; daran tritt die im griechischen, latei- 
nischen, sanskrit und germanischen als Superlativendung 
vorkommende silbe -mo. An diesem orte erwähnen wir 
am besten des Wortes fortis, das einstimmig mit dem latei- 
nischen forte übersetzt wird. Mommsen stellte es mit mais 
und mit pomtis zusammen. Aber mais, offenbar gleich 
magis, hat sein s doch sicherlich aus dem vollen magius 
erhalten, und mage ist dafür eine in derselben weise ver- 
kürzte form als amabare für amabaris und amavcre für 
amaverunt. Ueber pomtis wird sogleich so viel erhellen, 
dafs es nicht, gleich dem griech. nivxi sein kann. Das 
wort fortis — und noch weniger lateinisches forte — wird 
sich kaum als comparativus deuten lassen, sondern es ist 
darin entweder der ablat. plur. (cf. ligis) zu suchen, oder 
etwa eine adverbialbildung auf -tas, -tus, so dafs fortis für 
fortits, fortiz stände. Von Pronominaladverbien kommt bei 
K. povs zur spräche. Dafs povs nicht ein dat. oder abl. 
pl. sein könne, ist sicher; denn derselbe könnte nur pois 
oder pis lauten; aber sehr schwer wird auch seine entste- 
hung aus einem podse, podsvai nachzuweisen sein. Ob 
nicht povs in viel näherer beziehung zu skr. yävat, grie- 
chischem elog, Zcog stehe und wirklich eigentlich „sofern" 
bedeutet? Nicht dafs wir einen Übergang von y in p an- 
nehmen wollten, wir möchten damit nur die gleichartige 
bildung aus dem pronominalstamme quo andeuten. In die- 
ses gebiet müfste auch sivom gehören, sofern es von L. 
richtig als sine gedeutet worden. Ueber den zweiten theil 
des wortes theilt uns dieser gelehrte nichts mit: in sine 
ist derselbe durch die grofse menge von analogieen durchaus 
klar; in sivom müfste er das affix -vo sein, das sicherlich 
aus vat verkürzt ist, so dafs sivom „für sich seiend" be- 
deutete. Feststehende Zahladverbien sind die mit pert ge- 
bildeten, als petirupert, ampert u. s. f. Dieses pert wollte 
Curtius seiner zeit als gleich mit dem skr. krt erweisen, 
indem er dabei einen Übergang von k in p annahm. Der 



214 Schweizer 

Übergang von k in p im oskischen und umbrischen ist frei- 
lich nicht unbeschränkt, sondern findet vorherrschend nur 
in den frage- und relativpronomina statt; aber er erscheint 
doch auch in petiru- etc. gegen quatuor u. s. f. und L. 
selbst bringt das lat. part mit der sanskritwurzel krt zu- 
sammen. Das wechseln von k und p ist also nicht ein 
entscheidender grund gegen die erklärung von Curtius; 
doch soll nicht geläugnet werden, dafs pert sich noch ein- 
facher an skr. prati, griechisches Ttgori halten lä&t, und 
namentlich die skr. partikel findet sich unzähligemal mit 
distributivem sinne. Als zahlwort wollte Mommsen auch 
pomtis aufgefafst wissen. Pomtis, so geschrieben, ist, wie 
K. schlagend nachgewiesen, im oskischen gar nicht eine 
mögliche form; und wäre es lautlich denkbar, so könnte 
die endung -is gegenüber dem skr. pancan, lat. quinque, 
griecb. nivra kaum irgendwie erklärt werden. Darum emen- 
dierte K. pompis, das er mit quinquies übersetzte, und 
Lange verbessert um sachlicher gründe willen sehr scharf- 
sinnig tom pis = tum quis. Zuletzt ist noch die verbalform 
cebnust zu erwähnen, in welcher Lange kaum mit irgend 
welchem rechte eine ableitung von ccvs = civis sehen 
möchte. 

Zur formenlehre. 
1) Conjugation. Sehr schön und eindringend sind 
die Untersuchungen Kirchhoff's über die gestaltuug der 
dritten person pluralis s. 6 ff., durch welche sich aufs be- 
stimmteste herausstellt, dafs deren endung entweder auf 
t ohne vorausgehendes n oder auf ns auslauten müsse. Bis 
jetzt ist noch kein innerer grund für das faktum angegeben, 
die möglichkeit desselben aber durch eine masse von anar 
logieen erwiesen, wie sie besonders in Kuhn' 8 abhandlung 
über das alte S zu finden sind. Wir wollen hier nur noch 
das vorkommen der endung -us im sanskrit neben -an er- 
wähnen: Benfey gr. s. 366. Warum neben diesen formen, 
in denen ein strenges gesetz waltet, vereinzelt estint vor- 
kommt, sucht K. dadurch zu erklären, weil sonst in diesem 



die tafel von Bantia. 215 

verbum die dritte pers. plur. mit der dritten sing, zusam- 
menfiele; aber damit ist das räthsel nicht gelöst, da man 
nicht einsieht, warum nicht auch in dem falle ein s statt 
des t eintreten konnte. Die bedenken Ebels (II, 59) über 
censazet und angetuzet sind durch Kirchhoffs erklärung 
der form censtur völlig gelöst. Die form fust ist nicht, 
wie Mommsen annahm, ein einfaches futurum =s erit, son- 
dern es entspricht dem latein. fuerit; erit müfste im oski- 
schen wohl fuiest lauten. — Die bildungen auf -tuzet wer- 
den um eine vermehrt durch das zwar blols erschlossene, 
aber sicher erschlossene, angetuzet, welches um so merk- 
würdiger ist, als es zufallig allein unter seinen genossen 
der dritten conjugation angehört. Wie nun ist dieses an- 
getuzet zu erklären? Ich freue mich in meiner deutung mit 
der ansieht eines meiner ehemaligen schüler zusammen zu 
treffen, welcher mir nach durchlesung von K.'s abhandlung 
„über die neuesten forschungen in den italischen dialecten" 
schrieb: teremnattens, profatted, tribarakattins etc. sind aus 
dem partieipium präs. (cf. skr. dadat, divit) und fet etc. 
zusammengesetzt; und so stellt sich et in angetuzet als 
nicht bindevocalisch heraus. In den italischen dialecten, 
mit ausnähme des römischen, haben wir seltene spuren der 
reduplication im perfectum, kaum eine aber der in die Wur- 
zel gedrungenen reduplication, und die zusammengesetzten 
formen sind meist, vielleicht nur mit dem perfectum von 
fuo gebildet, von dem bald das eine, bald das andere de- 
ment, bald, wo die euphonischen gesetze es so verlangen, 
gar kein stammhaftes erhalten ist. — Eine dritte pers. pl. 
des conjunetivus findet sich in deicans, das nicht, wie 
Mommsen meinte, perfectum sein kann: es ist dieselbe for- 
mation, wie sie in lamat-ir wiederkehrt und in den drei 
letzten conjugationen im lateinischen erscheint. Die Impe- 
rativformen sind schon längst bekannt; dahin zählt K. mit 
recht auch das actud der Bantina. Von passivformen fin- 
den sich hier das leichte vineter = vincitur , in welchem 
der binde vocal zwischen c und t ganz gewichen ist, der 
conjunetiv lamatir, von einem thema lam-, in welchem i 



216 Schweizer 

allerdings auffallen kann, aber davor warnen soll, dafs wir 
nicht sofort über alles nach derselben norm entscheiden, 
und endlich der imperativus censamur censetor. Dieses cen- 
samur hat die bestimmtesten analoga im umbrischen, wo 
ein imperativus medii auf mu, pluralis mumo vorkommt (vgl. 
besonders umbrische denkmale II, s. 167). Und es ist schon 
von andern daran erinnert worden, dafs das latein. -mino 
in praefamino, progredimino diesem umbrischen imperativus 
nicht fern zu stehen scheine; latein. -minor aber, das man 
zur stütze unseres censamur heranzog, ist mehr als zweifel- 
haft. Im osk. censamu-r liegt ein bestimmtes passivum, 
nicht ein deponens oder medium vor, und so läfst sich der 
zusatz von r vollkommen erklären. Es bleibt uns aus dem ge- 
biete des verbums nur noch deivatuns zu besprechen Übrig. 
Mommsen sah darin ein perfectum: das der endung voran- 
gehende t würde dabei keinen anstofs erregen, seitdem sol- 
cher perfectformen ziemlich viele bekannt geworden, wohl 
aber wird diese erklärung bedenklich durch das auslautende 
-uns statt -ens, und weil sich ein verbum finitum nicht in 
den Zusammenhang und in die construction fügen will, wenn 
povs nicht als rein zeitbestimmende conjunction gefafst wer- 
den darf. Reifliche erwägung ffthrte K. zu dem resultate, 
deivatuns sei in deivatus, pluralis von deivaz (= deos te- 
status oder besser iuratus), zu verwandeln, und povs sei der 
bedeutung und form nach das umbr. puze = ut. Lange 
nimmt das letztere ebenfalls an, möchte aber die form dei- 
vatuns retten, indem er sie als part. perf. act. erklärt, ohne 
dieses jedoch im einzelnen sprachlich zu begründen. Wir 
haben in povs etwa ein skr. yävat gesehen, und wir mei- 
nen auch bei der annähme von Kirchhoff s emendation 
lasse sich ein dum, dummodo hier leicht verstehen. Ueber 
ezum wird beiläufig gesagt, dafs es dem umbrischen erum, 
dem lateinischen esse entspreche. 

2) Zur declination ist nur weniges nachzutragen. 
S. 6 ff. spricht K. vom nom. pl. der consonantischen stamme 
und führt als solchen wohl bewährt censtur auf. Es ist dabei 
aber zu beachten, dafs im oskischen die rein consonanti- 



die tafel von Bantia. 217 

sehen stamme und die mit i schliefsenden wenigstens in 
mehreren casus noch strenger geschieden sind als im latei- 
nischen: demnach würde dieser nominativus pluralis von 
censtur durchaus nur auf -äs oder -ös oder -i's auslauten 
können, da nun aber im oskischen ein dem gothischen ähn- 
liches Sprachgesetz fordert, dafs der ursprünglich kurze 
vocal vor schliefsendem s ausfalle, so entsteht aus censtu- 
rös, oder wie man diese form ausfüllen will, censturs, was 
wieder nach einem andern gesetze censtur werden mufs. 
Auch meddix, wenn es nicht, was mir unwahrscheinlich, 
schon ein consonantisch schließendes thema war, ist sicher 
theilweise dazu geworden, da wir davon den nom. pl. med- 
dix, meddiss, endlich meddis finden. Als abl. plur. eines 
consonantisch schliefsenden themas finden wir hier ligis, 
jedenfalls für ligiss, und dieses für ligibis, indem -bis zubs 
oder ms und endlich zu ss ward, nach derselben neigung, 
nach welcher der acc. plur. . ns in ss übergieng, welches ss 
ebenfalls vereinfacht werden konnte. Ueber pronominal- 
stämine ist in der vorliegenden abhandlung nicht oft gere- 
det, und einige ergebnisse sind schon oben mitgetheilt wor- 
den. Von siom handelt K. 52. Gewifs mit bestem rechte 
sieht er darin eine dem latein. se entsprechende form, die 
ihre bestimmteste analogie im umbr. tiom = te hat. Ein 
zusammengesetztes relativum ist poizad in poizadligud „quali 
lege", offenbar aus po und izad d. i. eizad. Kirchhoff 
vergleicht diese form mit umbr. pora, das aber in der er- 
läuterung der denkmale aus potra gedeutet ward. Syntac- 
tische bemerkungen sind nicht sehr häufig und betreffen 
namentlich die fügung der präpositionen. Mit dem locativ 
erscheinen in und contrud, beide jedoch nur mit dem lo- 
cativus eines pronomens, eizeik und exeik. Dafs der loca- 
tivus auch bei contrud steht, kann nicht auffallen, wenn 
wir lateinisches praeteread und adversum ead vergleichen, 
deren ead nichts anderes ist als ein locativer ablativus. Bei 
op steht im oskischen der ablativus von Substantiven und 
pronomina. — Auffallend imd anderswo von K. selbst mifs- 
billigt wäre die annähme einer doppelten negation ni — ne 



218 Schweizer 

bei einem imperativischen conjunctivus , welche K. s. 74 
aufstellt; Lange fafst an jener stelle ne pon „wann nicht" 
antequam zusammen. S. 27 spricht L. über die worte ta- 
cusim nerum fast, die er übersetzen will — faerit senten- 
tiam dicere f. seilten tiae dicendae, und dies damit zu be- 
gründen sucht, dafs die Osker wohl kein gerundium ge- 
habt hätten. 

Zum wörterbuche. 

allo = alia. Vgl. oben. 

amnud, abl. von amno. Vgl. oben. 

angetuzet = coegerint nach L., vgl. oben. 

avt. Nach Mommsen = at, nach Kirchhoff s. 19 = 
autem, was auch in den Zusammenhang trefflich pafst. 

dat. Präposition mit dem abl. = de (K. p. 47). dat 
hat die form eines ablativus, und es kann sich hier recht 
wohl das alte a erhalten haben im gegensatze des gewöhn« 
liehen u; wir nehmen darum keinen anstand, es als ein 
skr. *adhät = adhas zu erklären mit verlust des anlauten- 
den a. 

deivaum, deivatuns (über dessen form vergl. das 
oben gesagte) „die götter zu zeugen anrufen, dafs etwas 
sei", jurare. 

egmo „sache, Ursache", vgl. oben. 

ex. Adverbium „so", vom pronominalstamme exo 
(K. p. 66). 

eituo. „Gesammtvermögen", nach K. in der formel 
esuf inim, eituam „bewegliche habe". Ob die letztere deu- 
tung wahr sei, hängt einzig von der richtigen erklärung 
von esuf ab. Auch die etyniologie von eituo ist nicht si- 
cher: wir denken an die würzet i und vergleichen skr. 
äyus, welches eigentlich „leben" bedeutend in den Veden 
mehrmals mit annam „speise" victus glossiert wird; vergl. 
auch für den begriffszusammenhang das skr. vayas. 

esuf. Nach Kirchhoff „liegendes eigenthum", nach 
Lange „caput". Die etymologie des wortes ist klar, aber 
die bestimmte bedeutung schwankend: esuf kommt sicher 



die tafel von Bantia. 219 

von esom, ezom esse und bedeutet also im allgemeinen das 
wesen, kann aber allerdings nun entweder in den begriff 
von leben, existenz, caput (cf. skr. asu) oder in denjenigen 
von „heimwesen" (in der Schweiz oft nur „wesen" genannt) 
übergehen. Es wird bei Lange's erklärung hauptsächlich 
darauf ankommen, ob er zwei auedrücke für denselben ju- 
ristischen sinn (denn auch castru deutet L. als caput) zu 
rechtfertigen weifs. Eituo inim esuf könnte auch „hab 
und gut" heifsen. 

valaemo leitet Lange mit Mommsen von einem va- 
lare = valere ab und erklärt es als salus. 

her est = volet. Curtius und Lange finden die Wur- 
zel dieses verbums im skr. hr „nehmen"; die herausgeber 
der umbrischen denkmale weisen mit recht auf das von hr 
abgeleitete hary hin, welches in den Veden „lieben" be- 
deutet. 

carnis = partis; vgl. oben. 

castru, nach E. „liegendes eigen", „grundstück", nach 
L. caput. Wir können nicht läugnen, dafs die von L. an- 
genommene deutung in allen umbrischen und oskischen stel- 
len, wo das wort erscheint, ganz gut pafst; seine etymo- 
logische aufhellung leuchtet uns aber noch keineswegs ein, 
und ein sachliches bedenken theilten wir oben mit. Aller- 
dings finden sich in der wurzel pat die bedeutungen „flie- 
gen" und „fallen" zusammen, und noch klarer im deutschen 
reisan, risen die begriffe von „steigen" und „fallen"; aber 
namentlich im letzteren erweist die etymologie als ursprüng- 
lich allgemeinen sinn der wurzel „gehen", während wir im 
skr. kad, latein. cadere auf keine grundanschauung gelan- 
gen, in welcher beides enthalten ist, ein causativum „fallen 
machen", „übertreffen" aber noch immer nicht su dem ge- * 
wünschten ziele führt. Vgl. übrigens die treffliche abband- 
lung Kuhns über die w. kad und Bpth zu Yäeka's Nir. 
p. 83. 

cado deutet L. als calumnia; cf, oben. 

cebnust. Die ableitung L.'s vom substantivuip cevs 
bezweifelten wir schon oben. Aufrechts deutung aus dem 



220 Schweizer 

skr. pap kann auch nicht genügen, und man wird kaum 
umhin können in cebnust einen fehler zu sehen, den K. 
durch die änderung in benust, Lange durch die beiläufig 
angefahrte emendation combenust zu entfernen suchen ; darf 
aus lautlichen und sachlichen gründen nicht an co-ap (skr. 
apnomi) gedacht werden? 

cevs = civis. Ob L. mit recht hier v als stamm- 
haft betrachtet, da die ableitung von £ev(?) sehr unsicher 
ist? Die gewöhnlich beliebte von eiere ist wegen des goth. 
heiv „familia tt noch bedenklicher. 

co mono = comitium; vgl. oben. 

ino, nach L. licentia, venia, von w. i-re. Wenn an 
der betreffenden stelle auch venia auf die w. von venire zu- 
rückgeführt wird, so ist diese etymologie doch noch keines- 
wegs sicher, finden wir ja die w. van „günstig, freundlich 
sein" im latein. venus und venustus klar genug vor. 

lamatir erklärt L. deminuat und erinnert an sanskr. 
klam. 

meddix bezeichnet im allgemeinen magistratus. Die 
etymologie dieses Wortes ist hinreichend bekannt. 

meddixo; vgl. oben. 

ni sval = nisi. (K. 28). 

ne-pon = non quum = quum non =? antequam 
(L. 4t.). 

nerum erklärt L. (28) als infinitivus »führen, tragen", 
eine bedeutung, die er freilich nur sehr precär zu gewinnen 
weifs. Es hätte noch etwa latein. norma angefahrt wer- 
den können. 

op „vor" cf. skr. upa. 

perum in der formel perum dolum mallum könnte 
etymologisch auch per heifsen, wie Mommsen wollte: aber 
der Zusammenhang in der Bantina erfordert die bedeutung 
praeter, die in der etymologie wenigstens eben so leicht zu 
finden ist. 

peremust erklärt Kirchhoff als gleichbedeutend mit 
exemerit, Lange sieht darin ein pereeperit, audiverit. 

pert = ^on, skr. prati, cf. oben. 



die tafel von Bantia. 221 

pertemust etc. will K. nicht deuten. Lange erklärt 
es als aus pert = tiqqq und emust zusammengesetzt und 
übersetzt es mit ad-emerit, intercesserit, gegen welche er- 
klärung sprachlich nichts einzuwenden ist. 

pod, poizad, povs sind formen und ableitungen des 
pronominalstamme8 po-. Pod kommt hier in frage 1) in der 
formel svae-pod, wo es von K. in pocapid verändert wird, 
während Lange svae pod als si-ve meint deuten zu dür- 
fen, das freilich ohne eine rechte begründung; 2) zeigt sich 
der ablativus pod in der Verbindung pod -min (vielleicht 
minstrom) = dem lat. quominus. Ueber povs ist oben ge- 
sprochen. Poizad ist der ablativus fem, eines zusammenge- 
setzten pronomens ; aber mit pora, womit es K. zusammen- 
gestellt, darf es kaum unmittelbar verglichen werden. Wir 
sehen keinen grund, warum es nicht aus po eizad entstan- 
den sein könnte. Ueber ne pon vgl. ne. 

pomtis, welches K. in pompis verändert, Lange in 
tom-pis umsetzt, ist oben schon besprochen. 

posmom, vgl. oben. 

pru = coram (K. 35). 

preivato. Dafs dieser ausdruck im lateinischen und 
oskischen gleichbedeutend sein könne mit reus, sucht L. 
durch eine ausführliche Untersuchung zu erweisen s. 46 ff. 

sipus. Lange s. 34 leitet es auf sapere zurück, will 
ihm aber die bedeutung „aufrichtig", „wahrhaft" zusprechen. 

sivom nach Lange == sine, cf. oben. 

tacait, von Lange durch conjeetur hergestellt und cen- 
seat erklärt, beides nur unsichere vermuthung. 

tacusim = sententiam nach Lange, der es für glei- 
cher wurzel mit tanginom erklärt. Die deutung von tacu- 
sim nerum als sententiam gerere oder ferre ist aber sehr 
zweifelhaft. 

trutum = finitum, vgl. oben. 

umbrateis. Nach Lange gleich dissimulatio, von 
umbra etc. 

urust. Nach L. = aecusaverit. Die Zusammenstel- 
lung mit griech. 'iQOfiai, &q£cü etc. ist höchst unsicher, wäh- 



222 Rosselet 

rend die vergleichung mit skr. vr eligere, velle, expetere 
rücksichtlich des sinnes und lautlich nicht angefochten wer- 
den kann. 

zicolo = dieculus. 

Steht auch manches von dem, was in diesen beiden 
Schriften aufgestellt worden, noch nicht fest, so ist doch 
der reelle gewinn, den wir aus ihnen ziehen, nicht klein 
und jedenfalls können sie nur anregend auf die diesfölligen 
Studien wirken. 

Zürich, im august 1853. H. Schweizer. 



II. Anzeigen. 

Det norske Sprogs vaesentligste Ordforraad sammen lignet 

med Sanskrit og andre Sprog af samme Aet. Bidrag til 

en norsk etymologisk Ordbog af Chr. Andr. Holmboe. 

(Wien. Trykt i det keiserlig-kongelige Hof- og- State -Tiykkerie. J Com- 
mi88ion hos E. Kummer i Leipzig. 1852.) 

Ein altnordisches vergleichendes Wörterbuch in däni- 
scher spräche von einem professor der norwegischen Uni- 
versität verfafst, in Wien gedruckt und in Leipzig in com- 
mission, das allein schon ist geeignet die aufmerksamkeit 
des gelehrten publicums auf dieses werk zu lenken. Ein 
buch, das unter so eigentümlichen Verhältnissen erscheint, 
dessen erscheinen also jedenfalls mit Schwierigkeiten und 
weitläuftigkeiten verknüpft war, mufs doch wol von bedeu- 
tung sein, wenigstens erweckt es wol mit recht grofse er- 
wartungen. Welchen erwartungen wird denn nun in Holm- 
boes werke entsprochen, welche hofihungen erfüllt? Dafs 
wir — was vielleicht der gröfsten anzahl von gelehrten das 
wünschenswertheste gewesen wäre — kein vollständiges nor- 
disches Wörterbuch zu erwarten haben, sagt uns schon der 
titel: „Det norske sprogs vaesentligste ordforraad — 
bidrag til en norsk etymologisk ordbog", und die ober- 
flächlichste vergleichung mit dem äufserst mangelhaften, 



anzeige. 223 

leider aber immer noch einzigen, Wörterbuch Biörns Hal- 
dorssons zeigt uns, dafs das vorliegende werk an Vollstän- 
digkeit das letzgenannte bei weitem nicht erreicht. Wir 
werden also mit allen unseren erwartungen und hoflhungen 
auf die Sprachvergleichung verwiesen. Herr Holmboe will 
durch sein werk dem altnordischen idiom im gebiete der 
vergleichenden grammatik geltung verschaffen, da dasselbe 
bisher von den Sprachforschern, die von den germanischen 
sprachen gewöhnlich nur das gothische und althochdeutsche 
zur vergleichung heranzogen, zu wenig beachtet wurde, ein 
bestreben, das gewifs nur die vollste anerkennung verdient. 
Das verzeichnifs der hauptsächlich benutzten Schriften, das 
der verf. am ende der vorrede giebt, zeugt von umfassen- 
dem Studium, das auch das neuste, was auf diesem gebiete 
geleistet wurde, nicht unberücksichtigt liefs. Besonders er- 
freulich mufs es sein, dafs wir die hier einschlagenden be- 
deutenderen arbeiten der deutschen gelehrten fast sämmt- 
lich aufgeführt finden, erfreulich, weil uns dies die hoflhung 
erweckt, dafs das vorurtheil, das die Dänen bisher jede en- 
gere verwandschaft mit den Deutschen hartnäckig leugnen 
liefs, ein vorurtheil, das selbst der seiner zeit vielleicht be- 
deutendste grammatiker Rask in hohem mafse besafs, end- 
lich geschwunden sei. Leider wird diese hoflhung schon 
auf den ersten Seiten der einleitung getäuscht. Obwol die 
abneigung nicht so offen hervortritt wie bei früheren ge- 
lehrten — denn da man jetzt eine engere verwandschaft 
fast aller europäischen sprachen anerkennen mufs, kann man 
sich ja auch ohne gefahr eine gewisse vetterschaft der deut- 
schen gefallen lassen — dennoch tritt dieselbe überall her- 
vor, überall werden ganz besonders die hoch- und nieder« 
deutschen sprachformen unberücksichtigt gelassen, während 
doch sogar semitische sprachen zur vergleichung gezogen 
werden und meist bleiben jene dialecte an solchen stellen 
unberücksichtigt, wo sie den einfachsten klarsten aufschlufs 
gegeben hätten. Was die benutzung der angeführten werke 
deutscher gelehrten anbelangt, so hat sich der verf. ihr 
nicht entziehen können, da ja die vergleichende sprachfor- 



224 E<**ri«t 

schung eine recht eigentlich deutsche Wissenschaft ist, doch 
aber zeigt es sich nur zu häufig, dafe ganz sichere resol- 
ute, die wir dem unermüdlichen fieifse eines Grimm, Bopp 
und aller der anderen, die herr Holmboe doch studirt ha- 
ben wilL verdanken, für ihn nicht existiren. Da nun der 
Terf. noch obenein erklärt, dafs dies werk nur eine neben- 
arbeh sei« zu welcher ihm sein hanptstudium, die semitische 
philologie, nur eine beschränkte zeit gelassen habe, so wer- 
den wir von vorn herein unsere erwartungen bedeutend 
herabstimmen müssen. — Eine betrachtung der einleitung 
des vorliegenden Wörterbuchs wird am besten die Wahrheit 
meiner behanptungen erweisen und zugleich einen klaren 
begriff von dem werthe des ganzen Werkes geben. 

In dieser einleitung (s. 1 — 73) giebt herr H. nämlich 
eine ausfuhrliche darstellung der principien, nach denen er 
seine vergleichung der sprachen angestellt hat, hauptsäch- 
lich also und fast ausschliesslich eine darstellung der laut- 
lehre. — Den ersten abschnitt bildet eine kurze notiz über 
die aiphabet e, bei welcher gelegenheit zwölf Terschiedene 
alphabete von sprachen die zur vergleichung gezogen 
sind, nach den lautklassen geordnet, abgedruckt sind. Es 
folgt alsdann einiges über die klassification der laute, wo- 
gegen im ganzen nichts einzuwenden ist. Die vocale be- 
treffend betrachtet der verf. a als reinen guttural, i als lin- 
gual — mir scheint es richtiger, das i einen palatalen vo- 
cal zu nennen — u als labial, und nimmt als mittellaute 
zwischen a und i ae und e an, als mittellaute zwischen a 
und u aber ä und o, ö und y (ü) entstehen ihm durch 
gleichzeitige Wirksamkeit der lippen und zunge. In der 
klassification der consonanten folgt er der gewöhnlichen 
eintheilung, obwohl er dieselbe für logisch unrichtig hält, 
indem die palatalen, cerebralen und dentalen einer 
klasse — lingualen — die den gutturalen und labia- 
1 e n coordinirt wäre, subsumirt werden müfsten, da ja alle 
drei mit der zunge hervorgebracht würden. Ist denn aber 
bei der ausspräche der gutturalen die zunge nicht in thä- 
tigkeit? — Nur bei hervorbringung der labialen scheint 



anzeige. 225 

dieselbe absolut in ruhe zu sein, die gutturalen entstehen, 
indem man mit dem hinteren theil der zunge den rächen 
schliefst, die palatalen, indem man den mittleren theil der- 
selben gegen den gaumen legt, bei ausspräche der cerebra- 
len wird die spitze der zunge gegen den gaumen gedrückt, 
dieselbe gegen die zahne gelegt erzeugt die dentalen. Will 
man also subsumiren, so kann man als hauptklassen nur 
labiale und linguale einander gegenüberstellen und unter 
letzteren die vier erstgenannten begreifen. — Der klassifi- 
cation der buchstaben schliefst sich einiges unbedeutende 
über ihre ausspräche an und über die Umschreibung frem- 
der laute durch lateinische buchstaben, worin der verf. meist 
der von Bopp eingeführten bezeichnung folgt. 

Es folgt nun ein längerer abschnitt über die vocal- 
veränderung, die herr H. in die unterabtheilungen Ver- 
längerung, Verkürzung, Schwächung, umlaut, ab- 
laut, brechung theilt, jedoch nur ablaut, umlaut, 
Verlängerung und Schwächung weiter behandelt. Un- 
ter der rubrik ablaut, den er als „Übergang zu einem an- 
deren vocal ohne äufsere einwirkung" definirt, behandelt er 
zunächst skr. guna und vriddhi, und stellt diesen als 
analoge erscheinung dann den ablaut der verbal- und nomi- 
nalbildungen in den germanischen sprachen zur seite. Er 
führt alsdann flinf der ablautreihen beim starken verbum 
auf, giebt an über den grund, die regel, die in diesen rei- 
hen walte, nichts aufstellen zu können, und berührt Grimms 
äufserung, der für die erste ablautrcihe auf die analoge 
vocalfolge in vielen volksthümlichen lauten wie bimbam- 
bum, bifbafbuf u. a. m. aufmerksam macht, erklärt aber 
in einer anmerkung, er führe dies nur aus achtung vor 
Grimms namen an, stimme jedoch mit ihm nicht überein- 
Da er nun eine eigene ansieht hierüber nicht entwickelt, 
warum fährt er nicht die von Bopp wenigstens an, wenn 
er sie auch nicht zu der seinigen machen wollte? Hat Bopp 
etwa nicht eben so wol als Grimm einen „mit recht be- 
rühmten namen?" hatte also der verf. nicht gegen diesen 
dieselbe Verpflichtung wie gegen Grimm? — Ich glaube so- 
in. 3. 15 



225 Rosselet 

gar eine noch gröfsere, denn dadurch dafs er skr. guna 
und vriddhi und den germanischen ablaut unter eine rubrik 
bringt, hat er ja einen theil von Bopps ansieht adoptirt, 
aber während letzterer hieraus seine consequenzen entwickelt 
und zu einem ziemlich befriedigenden abschlufs gelangt, 
bleibt herr Holmboes bau in den grundmauern stecken. 

Der verf. will die vocalveränderung, die im ind. präs. 
sing, statt findet, ebenfalls zu skr. guna und zum ablaute 
stellen. Letztere vocalveränderung ist doch aber eine mo- 
dification des schwächeren vocals (i, u) durch den stärke- 
ren (a), und so zeigt sie sich im präs. der sanskritverba 
bodhati von budh, cetati von cit. Ganz anderer art 
ist aber die Veränderung im altn. präs., sie ist eine modi- 
fication des stärkeren vocals (a u und diphthonge) durch 
den schwächeren (i), also mit anderen worten ein reiner 
umlaut, dessen Ursache im laufe der zeit entschwunden. 
Daher kann diese Veränderung nur da eintreten, wo die 
verbalwurzel einen umlautfähigen vocal hat, z. b. fara — 
präs. ek fer, lüka — ek tyk, lata — ek laet, hlaupa — 
ek hleyp, fliuga — ek ftyg, bioöa — ek byö, — denn von 
den diphthongen iu, io lautet der umlaut y. — , ja bei den 
verben der ersten ablautreihe (i, a, u, o) die im inf. das i 
in ia brechen, tritt im präs. e ein, da ia nie vor organi- 
schem i, also nie da stehen darf, wo ein umlautfähiger vo- 
cal umgelautet werden müfste. — So hat gjalla im präs. 
ekgeil, gialda — ek geld, hialpa — die Verlängerung 
des a vor lp, lf, lk etc. ist unorganisch — ek help, 
skialfa — ek skelf. Ebenso findet reiner umlaut statt, 
obwol der grund ebenso versteckt liegt, wie bei den eben 
besprochenen formen, in den derivationen , die herr H. 
gleichfalls zu guna stellt: garör — gerzkr, roga-land 
— rygskr, agöir — egöafylki, skaun — skeyna - 
fylki, sogn — sygnafylki u. s. w. 

Der nächste abschnitt behandelt nun den umlaut, den 
herr H. schon oben definirt hat als eine „vocalveränderung 
veranlafst durch flexions- oder ableitungsendungen." Er 
bestimmt ihn hier näher als den „attrahirenden einflufs, den 



anzeige. " 227 

die vocale i und u (oder j und v) in einer flexions- oder 
ableitungsendung auf den vocal der vorhergehenden silbe 
ausüben", er stimmt also mit dem überein was Grimm un- 
ter umlaut versteht, und was ich mit anderem ausdrucke 
oben als modification des stärkeren vocals durch einen fol- 
genden schwächeren bezeichnet habe. In der darstellung 
der Wirkungen des umlautes folgt herr H. strenge den an- 
sichten, die Munch und Unger in ihrer „Norröna sprogets 
grammatik" s. 16. 17 ausgesprochen haben. In Übereinstim- 
mung mit diesen giebt der verf. an, o laute um in y, ö und e. 
Mir ist kein beispiel dafür bekannt, dafs o in e umlaute, 
auch führen weder Munch noch Holmboe eins an. Noch 
weniger kenne ich für den umlaut ö aus o irgend einen 
beleg. Es ist ja gerade das charakteristische der altnorcL 
spräche, dafs sie o in y umlautet, ein beweis, dafs dies 
kurze o sich aus seinem grundlaute u erst sehr spät ent- 
wickelte, vielleicht erst gleichzeitig mit dem umlaute, viel- 
leicht so kurze zeit vorher, dafs die verwandschaft der bei- 
den laute noch im . lebendigsten bewufstsein war, dafs man 
also beim umlaute auf den grundlaut zurückging. Der laut 
ö aber ist einzig und allein als umlaut von a durch u. an- 
zusehen, und überall, wo wir diesem laute begegnen, haben 
wir einen solchen umlaut anzunehmen. Wie kann nun die- 
ses ö wiederum durch i (j) in y umgelautet werden. Da- 
gegen spricht schon die nominalflexion die von stöng (n. 
sg.) stengr (n. pl.) bildet, also das umlautende i nicht 
auf den u- umlaut ö einwirken läfst — _ was nach Munch 
ja die form styngr ergeben müfste — sondern natur- und 
vernunftgemäfs auf den grundvocal a. Das einzige beispiel 
eines umlautenden y aus ö, das Munch anfährt — Holm- 
boe fuhrt gar keins an — nämlich gylta aus göltr scheint 
mir doch mehr als verdächtig, denn in der flexion von 
göltr tritt ja das ursprüngliche a vielfach wieder hervor. 

Einen umlaut im skr. anzunehmen scheint mir unrich- 
tig, wenigstens haben die beispiele, die herr H. dafür an- 
führt keinen umlaut, denn selbst beim part. fat. pass. wird 
vor der endung y a nur auslautendes ä zu e, also nur bei 

15* 






:c ^is 



LT. W^ 






' ■■—•*» -- "-— iw-.fi :-l t-~.l.s gehabt. 

Il.f.;»-^-:. >/.;.*::.: -Ir i- -]-: : A ^, : i::h z:: anomal. 
■..'.'* i*«f* '< ',:.:,': vr*:ir> r >-:h z'^ttteL. zu k^rii. Da die- 
•'-r i./i,;*.,t ',f^. rj r.; n iwirrrbalo drr grenzen Jrr a.:3. spräche 
u\t-/*\A \;iV.<',tMut. -sondern nur bei verbleie hung mit an- 
'l'/'n V i.«:Utu h U:h 2,-ijjt. z . b. sökkva zucothfsisgan. 
*tökkva zu ^,tlj. stiggan. so wäre dieser laut V\rol 



anzeige. 229 

besser als umlaut des wurzelhaften a, aus dem sich das 
goth. i erst durch Schwächung entwickelt hat, zu betrach- 
ten. — Dieser ganze wichtige abschnitt vom umlaute ist 
dürftig und fragmentarisch, überall zeigen sich lücken, und 
doch hätte alles klar und anschaulich werden können, wäre 
nur die entwickelung desselben im ahd. und mhd. mit der 
im altn. verglichen worden. Herr H. sagt aber nur ganz 
beiläufig: „Im althochdeutschen hat i, im mittelhochdeut- 
schen e einen ähnlichen (lignende) einflufs auf die vor- 
hergehende silbe wie im altnordischen. u — Auch 'wäre die 
bemerkung wol am platze gewesen, dafs im altn. umlaut 
nur in der Stammsilbe eintritt, nicht in der ableitungssilbe, 
die ihren vocal dem der endung vollständig assimilirt. So 
hat das prät. von kalla im sing, kallaöi, im plur. kölluSum, 
st. kallaöum, umlaut in der Stammsilbe und assimilation des 
bindevocals a der ableitungssilbe. 

S. 14 spricht herr H. plötzlich von einem umlaut, der 
durch consonanten bewirkt wird, während er doch oben 
erklärt hat, er verstehe unter umlaut „den attrahirenden 
einflufs" eines folgenden i und u (j und v) auf den vocal 
der vorhergehenden silbe. Dadurch dafs der verf. diese 
beiden vocalveränderungen zusammenwürfelt, kommt Unklar- 
heit in das grammatische System, besser hätte er die ganze 
letztere erscheinung unter eine andere rubrik gebracht. — 
Aber abgesehen hiervon sind die beispiele die er aufstellt 
zum theil grundfalsch, so zunächst wol alle, wo er das aus 
a entstandene altn. ö dem einflusse eines folgenden 1, n, r 
zuschreibt, doli, tonn (goth. tun{?us st. tan]>us) hönd 
(goth. handus) öngr (goth. aggvus), und alle übrigen, 
die er anführt, in denen sammt und sonders das ö einem 
ausgefallenen u der endung zuzuschreiben. Herr H. sagt 
darüber in der anmerkung: „Den buchstaben ö in diesen 
worten erklärt man gewöhnlich für eine wirkung eines ver- 
lornen u der endung, wie auch die worte im goth. heifsen 
aggvus, tun]>us, handus; aber so lange nicht nachge- 
wiesen werden kann, dafs die worte in unserer alten sprä- 
che eine entsprechende endung gehabt, dürfte der obenan- 



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*''''• ff'...'* *'., -;^. . d~r ^iu-j zii: ^izjrewirkt hat. 
f/.'.' 'r-'.liM/i'./.ii .':i**;T. üori^;..- LerriiH. darauf, einer 
\'*u/.'h ti,'U{". zhlknu-jA':! f :'j}iko:i*z.i*::+ im aim. denselben 



anzeige. 231 

einflufs auf folgendes a zuzuschreiben, und er läfst ohne 
regel, wie er selbst sagt, eine ganze reihe beispiele nebst 
den abenteuerlichsten vergleichungen folgen. — Das zweite 
fehlerhafte beispiel eines Übergangs von a zu o durch ein- 
wirkung eines m, das ich anführen wollte ist dömr (ur- 
theil). Holmboe stellt es zu skr. dama. Zur würzet dam 
gehört aber goth. timan ahd. ziman, und die ableitung 
goth. tamjan, altn. temja, nhd. zähmen, dömr dage- 
gen, goth. doms, ahd. tuom scheint wol mit dem verbum 
tuon, also mit skr. dhä zusammenzugehören. Die Verän- 
derungen des a in 6 vor 1, m, und a in ä vor 1, ni, lp, 
lf, lg, lk, ls, ng, nk hätten doch wol einen besseren platz 
in dem folgenden abschnitte „Vocalers forlängelse" gefun- 
den, an dessen ende herr H. auch die letztere erst spät 
eingedrungene Verlängerung nicht blos des a, sondern aller 
vocale vor den oben angeführten consonantverbindungen 
noch einmal erwähnt. (S. 18.) 

In dem eben genannten abschnitte nun bringt der verf. 
noch einmal, was oben schon abgehandelt war, nämlich 
skr. guna, altn. ablaut bei bildung des perfects, und fuhrt 
sie hier wiederum als analoge erscheinungen auf, ohne sie 
weiter zu erklären. Erst nachdem er hierauf andere er- 
scheinungen von vocalverlängerung angeführt, bringt er einen 
fall bei, der eng zur eben behandelten verbalbildung gehört, 
nämlich die Verlängerung des skr. a in e nach ausfall der 
perf. reduplication vor schweren endungen bei wurzeln mit 
a und auslautender einfacher consonanz: tenima = tata- 
nima, cerus = cacarus. Holmboe stellt hierzu die altn. 
verba, welche noch im goth. reduplication zeigen, im nord. 
aber diese durch e ersetzen. Ganz richtig erklärt er den 
Übergang der goth. reduplication haihaldst. hihald durch 
ausfall des mittleren consonanten in hialt, hielt, helt, 
also ganz gleich mit der entwicklung derselben form im 
ahd., denn auch formen wie fial, fiel, finden sich im altn. 
besonders in runenschrift — , aber diese entwicklung , bei 
welcher nur der mittlere consonant ausfeilt, und die schon 
modificirten vocale zu diphthongen verbunden, endlich zu 



3JX Büiwekc 



langen rocal nwamnynge zogen werden, ist doch ganz 
Tersdueden von der eben berührten erscheinung im sanskrit. 
Wie kann aus tatanus durch ans£kH des t und Texbin- 
dung der beiden Tocale jemals tenus werden? Hier muls 
doch wirklich ausfaü der redopEcation angenommen wer- 
den . die dadurch ersetzt wurde, dais man das kurze a mit 
dem langen e vertauschte. — Vollkommen dieselbe erschei- 
nung zeigt sich freilich in germanischen sprachen und zwar 
in den ablantreihen L a,a, e und L a, a, o, welche goth. 
if a, e, i und i, a, e, u haben. Wenn niman im pritt. 
nam [trat abfall der reduplicationj im prar. nemum, ahn. 
namum, ahd. nämumes; giban, gab, gebum, ahn. gaf^ 
gäfum, ahd. gap, gäpumes bilden, so sind diese plural- 
formen doch offenbar ganz analog den skr. tenima zum 
sing, tatäna, cerima zu cacara, jedenfalls analoger als 
die formen helt (hialt) fei (fial) u. a. m. Zu solchem 
resultate kann man aber freilich nicht gelangen, wenn man 
das altn. nur mit sanskrit, zend, altpersisch und allen mög- 
lichen andern fern liegenden sprachen vergleicht, die eng- 
verwandten sprachen aber vornehm ignorirt. — Derselbe 
mangel zeigt sich auch, wo herr H. Verlängerung des vocal 
bei wegfall des folgenden consonanten erwähnt, eine erschei- 
nung die weitere Verbreitung hat, als herr H. aus seiner 
direkten vergleichung des skr. und altn. ersehen kann. Dais 
diese Verlängerung besonders bei ausfall von n, h, g statt 
findet, ist richtig, ob auch abfallendes v den vorhergehen- 
den vocal verlängert, möchte ich stark bezweifeln. Wenn 
der verf. hier skr. plava altn. fla und lava — la ver- 
gleicht, so kann das natürlich noch keine beweiskraft ha- 
ben. Hätte aber herr H. es nur der mühe für werth ge- 
funden, sich auch nach goth. und ahd. ein wenig umzu- 
blicken, so hätten ihm frappante erscheinungen wie f 6 st. 
fih (goth. faihu ahd. fihu) se st. sih (ahd. sihu) und 
dazu die dritte person ser st. sihr (ahd. sihit) n6 s 
goth. nih doch unmöglich entgehen können. 

Unter der rubrik „Vokalers sväkkelse" kommt Holm- 
boe endlich mit dem längst festgestellten factum hervor, 



anzeige. 233 

dafs sich a in i und u schwäche, fügt aber gleich fehler- 
haft hinzu, dafs e Schwächung in i, o in u erleide, und 
sagt darauf: „Besonders Bopp und Grimm sind es, die be- 
wiesen haben, dafs die zuletzt angefahrten Übergänge den 
vorhergenannten analog sind." Was versteht er hier unter 
zuletzt angeführten und vorhergenannten Übergängen? sol- 
len erstere a zu i und u, letztere e zu i, o zu u sein, oder 
versteht er unter letzteren diese ganze Schwächung der vocal. 
a zu i und u, und wie er will e zu i, o zu u, unter ersteren 
aber die von ihm kurz vorher erwähnte Verkürzung? In 
beiden fallen ist seine angäbe von der Schwächung des e zu i 
und o zu u durchaus unrichtig. Nirgend haben Bopp und 
Grimm dergleichen ansichten ausgesprochen, sondern sich 
stets bemüht darzulegen , dafs i und u die ursprünglicheren 
vocale sind, aus denen e und o erst viel später entstanden 
durch Schwächung, brechung, verdumpfung, trübung oder wie 
man es sonst nennen will. — Hier kommt herr H. denn auch 
glücklich zum dritten oder vielmehr zum vierten male auf 
den ablaut zurück, und führt wieder ein Stückchen von 
Bopps ansieht an, dafs nämlich im prät. das u des plur. 
(in der ablautreihe i, a, u, o) als Schwächung des a, das 
im sing, haftet, anzusehen, z. b. brann - brunnum. — Falsch 
aufgefafst ist wieder Bopps ansieht von der ablautreihe iu, 
au, u, o. Bopp hält nicht, wie herr H. meint, u in buftum 
für Schwächung des au in bau 8, sondern er hält das u für 
das wurzelhafte und das au des prät. sing, für die guni- 
rung dieses Wurzel -u. — Ich glaube darin liegt ein unter- 
schied. — Die ganze ungemein verbreitete erscheinung der 
vocalschwächung behandelt der verf. sehr kurz und bietet 
fast keine belege, freilich hat er beispiele genug, die eigent- 
lich hierher gehören, schon in den vorhergehenden abschnit- 
ten aufgeführt. 

Von s. 20 — 56 folgt ein neuer hauptabschnitt: „Bog- 
stavernes concordance i Sanscrit og Oldnorsk." Die sanskrit- 
buchstaben sind hier vorangestellt und darauf läfst der verf. 
die altn. laute folgen, die ihnen nach seiner meinung ent- 
sprechen, und giebt dazu belege. Jedem einzelnen sanskrit- 



234 Rosselet 

buchstaben entspricht stets ein ziemlicher theil des altn. 
alphabets und nicht etwa stellt herr H. einen dieser Über- 
gänge als den gesetzmäfsigen und die übrigen als mehr 
oder minder anomal dar, sondern alle stehn ihm auf glei- 
cher höhe, und es ist reiner zufall, dafs nicht noch dieser 
oder jener Übergang hinzukam: es bot sich eben kein wort 
weiter dar, das durch irgend welchen ähnlichen klang oder 
ähnliche bedeutung anlafs zur vergleichung bot, denn der 
geringste gleichklang genügt dem verf. hierzu. Um eine 
probe von Holmboes Sprachvergleichung zu geben, lasse 
ich hier ohne kritik eine reihe von seinen beispielen folgen, 
damit ein jeder selber sehe, wie viel richtig, wie viel falsch 
und abenteuerlich sei. S. 48. 49. führt er als Übergänge 
aus dem skr. 9 auf: cvalk (reden) =spjalla (reden); 
cäla (haus, saal) = salr (saal); cagh (sagen) = segja 
(sagen); cäna (Schleifstein) = h ein (Schleifstein); platha 
(lose, schlaff) = hlad (franzen); ^v as (athmen) = hvasa 
(tief athmen); cina (tropf; = skeini (taugenichts, tropf); 
crama (fechtübung) = skilmast (zur Übung fechten); 
9 van (hund) = kovan (schofshund) ; er am (matt sein) = 
kremja (schwächen), 9raddha (glaube) = kredda (glau- 
bensartikel) ; 9 u d d h a (rein) = g o 8 r (gut) ; 9 1 v a (glück- 
lich) = g o e f a (glück) ; 9 o t h a (schelm) = g au $ (tauge- 
nichts); 9äda (koth) = tad (dünger); ^amk (meinen) = 
]>enkja (denken); 9loka (distichon) = flokkr (kurzer 
gesang); 9lath (schwach sein) = latra (abmatten); $väsa 
(luft, wind) = vas (kühlender luftzug); pa9 (binden, len- 
ken) = festa (befestigen) und bast (bast, zäum); ka9 
= hosta (husten); 1Ü9 (nachdenken) =hnysa (nachfor- 
schen); mf9 (sehen, bemerken) = merkja (merken); kr 9 
(vermindern) = korkna (hinschwinden); ka9 (klopfen) = 
kakla (leise klopfen); pala^a (grausam, ein geist, Zaube- 
rer) = flagö (riesin); vr9a = valska (ratte); d&9 = 
daskn (schlagen); am 9a (schulter) = öxl (Schulterblatt); 
Ü9 (klein werden) = litill (klein); 9a9a = heri (hase). 
— Ich habe hier seine sämmtlichen beispiele für den buch- 
staben 9 aufgeführt, ohne nur ein einziges auszulassen; dies 



anzeige. 235 

bemerke ich, damit man nicht den verdacht gegen mich 
hege, als hätte ich besonders schlechtes hervorgesucht. 

Da dem Wörterbuch doch das altn. zu gründe gelegt 
ist, und dieses neben anderen sprachen hauptsächlich mit 
skr. verglichen wird, so wäre es auch wol hier einfacher 
gewesen, die altn. buchstaben voranzustellen, und dann die 
entsprechenden skr. laute folgen zu lassen, denn eine histo- 
rische lautentwicklung giebt der vcrf. nicht, sondern nur 
eine lexicalische Zusammenstellung. Gegen ende des ab- 
schnittes, nachdem er ganz beiläufig (12 Zeilen) das Grimm- 
sche lautverschiebungsgesetz erwähnt hat, das er für das 
altn. gar nicht einmal recht anerkennen will, recapitulirt 
er denn auch das ganze, und giebt eine Zusammenstellung 
der laute, ohne beispiele, mit voranstehenden altn. buchsta- 
ben. Da ist denn (die fragezeichen sind von Holmboe 
selber) : 
altn. k im anlaut = skr. k, kh, g, gh, c, 9. 

im in- u.auslaut = k, x, kh, g, gh, c, j, 9, sh, h. 

- g im anlaut = g, gh, k, kh, c, j, y, v, ?(?) h. 

im inl. u f ausl. = k, x, kh, g, gh, c, ch, j, y, v (?), 

9, sh, h. 
v im anlaut = v, b. bh, p, m(?), gh, j, k(?). 

im inl. u. ausl. = v. 
sk = sh, skh, x, kh, c, ch, j, 9, ch, sy. 

- h = h, k, kh, g, c, j, dh(?), bh, y, v, 

9, s, sh(?) 
u. 8. w. — Und zum beweise dafs er recht habe, diese Zu- 
sammenstellungen zu machen, läfst er nun aus Westergaards 
„Radices linguae Sanscritae" beispiele folgen, aus denen er 
beweisen will, dafs schon innerhalb der sanskritsprache sel- 
ber die laute solche Übergänge zeigen, cL h. er stellt ähn- 
lich klingende wurzeln von gleicher oder ähnlicher bedeu- 
tung auf, die sich nur durch verschiedenen anlaut unter- 
scheiden. 

In diesem hauptabschnitte behandelt der verf. auch 
(s. 24— 27) anusvara und visarga. Dafs diese beiden 
dem skr. eigentümlichen laute nichts als verdunkelte, in 



236 Bosselet 

verfall gerathene consonanten sind, und zwar ersterer ein 
nasal, letzterer eine spirans, zeigt sich daher, dafs am wort- 
ende nasale zu anusvara, r und s zu visarga werden, so- 
bald bestimmte bedingungen eintreten. Wenn wir nun 
einen der laute in der mitte des wortes vorfinden, so wer- 
den wir natürlich schliefsen müssen, dafs er hier ebenfalls 
aus dem ungetrübten consonanten entstanden ist, und zwar 
gewüs unter ähnlichen bedingungen wie am ende des Wor- 
tes, dafs also sprachen, die den wirklichen consonant zei- 
gen, hier auf einem ursprünglicheren Standpunkte stehen 
als das sanskrit. Wenn also neben dem skr. hamsa gr. 
%rjv, lat. anser, ahd. gans stehen, so ist das n in den 
drei letzteren formen das ursprünglichere, skr. m zeigt schon 
verfall. Nun hat die altn. spräche die neigung die nasale 
auszustoßen, wobei denn natürlich der vorhergehende vo- 
cal — wie meist bei ausfall von consonanten — verlängert 
wird; so entspricht altn. gas ahd. gans, altn. äs, goth. 
ans, altn. äst, goth. ansts u, a. m. — Holmboe überlie- 
fert aber den ganzen entwickelungsprocefs, hält anusvara 
f&r das ursprüngliche und drückt sich wörtlich so aus: 
„Dieser laut (anusvara) geht im altn. über theils in den 
accent, als Verlängerung des vorhergehenden vocals, (man 
ist wirklich versucht zu glauben, herr H. meine der punkt, 
das anusvarazeichen , sei graphisch in das accentzeichen, 
den strich übergegangen) theils zu n. Manchmal fallt es 
fort." Es ist sehr möglich, ich finde es sogar wahrschein- 
lich, dals das schwinden eines ursprünglichen nasals nicht 
so plötzlich geschehen sein wird, sondern dafs dieser nach 
und nach an klarheit verloren, also auch eine zeit lang ein 
dumpfer nasenlaut gewesen, ähnlich dem indischen, bis er 
endlich nur in der Verlängerung des vorhergehenden vocals 
seine spur zurückgelassen. Ist aber darum der anusvara- 
laut der ursprüngliche? mufs darum das altn. direkt aus 
dem skr. abgeleitet werden? — Weil es Ortsnamen auf m 
giebt, die offenbar dative plur. sind, und also von einer 
später fortgefallenen präposition at, til (deutsch zu) be- 
gleitet waren, wie nach Grimm Franken, Schwaben, 



anzeige. 237 

so Husum, Löm, weil sich also beispiele von flexionsen- 
dungen finden, die auf diese weise versteinert sind, so meint 
herr H. viele andere Ortsnamen auf m und n würden wol 
direkt aus dem anusvarä der endung des nom. und acc. 
neutr. im skr. herkommen. Das bringt ihn dann dazu, 
auch altn. neutra auf an direkt aus anusvarä abzuleiten, 
z. b. likam direkt aus skr. deham, — dafs es ein ahd. 
lihhamo giebt^ kümmert den verf. njcht; blöm leitet er 
aus phullam ab, mufs aber, weil ihm das goth. bloma 
doch zu nahe lautet, in einer anmerkung zugestehen, dafs 
man hier doch wol Verkürzung der endung annehmen konnte, 
als ob man nicht immer von vorn herein Verkürzung der 
endungen annehmen mufs, denn solche beruht im entwicke- 
lungsgesetze der sprachen, Verlängerung der endung ist eine 
selten vorkommende anomalie. — Als curiosität mufs ich 
noch anführen, dafs er das franz. rien direkt aus dem skr. 
acc. rayam herleitet. 

Noch mehr als bei anusvarä zeigt es sich bei visarga, 
dafs es ein verdumpfter lauf ist, besonders deutlich zeigt 
es sich dadurch, dafs die nom. -endung s in pausa zu h 
wird. Holmboe nimmt aber visarga fftr das ursprüngliche 
an, blos weil das altn. r des nom., das der nota nom. s 
in anderen sprachen entspricht, ebenfalls einen dumpfen 
unbestimmten und verwischten laut hat, der in norwegischen 
volksdialekten in e übergeht, und schon in der runischen 
schrift ein zeichen mit y gemein hat, ^ und weil Lassen 
meint, im Mägadhi gehe visarga in i über. 

Am ende des abschnittes spricht herr H. von vocali- 
sirung der consonanten und rechnet zunächst den Übergang 
von v und j zu u und i hierher. Abgesehen davon, dafs 
v und j keine eigentlichen consonanten, sondern halbvocale 
sind, möchte ich fragen, ob nicht etwa der vocalische laut 
der ursprüngliche und erst zum halbvocal verhärtete sei? 
— Wenn herr H. darauf als beispiele der vocalisirung von 
consonanten aus norwegischen dialekten fair (gleich dem 
engl.) st. fagr, vei st. veg anftlhrt, so ist das ganz gut 
bemerkt und sehr richtig mit dem franz. loi st. leg -8, 



3» - 

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m -Y^i^htrni T-r ^piu^c im* ütn. iri : ihziümen dsc plat 
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«ncs in m unguten 1 -r* ittt mm jesesz *räuä«L iem in dem 
um «einii iiiirmi ien. iaunmiiÄamn: «BtunscxvHrs tä&Ktnins 
-!sLer Vrrxae&iiäe* . ins. -?r :n xthi inisxuctiteänniseK tkwk, 
1 -irzieCisEa» nr icnaeT-s» ^ ;n — il - b eroiEfasBS og 
wsn ^szniinse. ^~2i!t;i:h ^ * L — iS * -• ^aracpjee osj-apo- 
:*Tce -ä -v* — >> - rliim fr ils er^ts» irc Itar ^r^eches» ge- 
nde ^:ü*ae lnnurnur ^ x lar :uu ^ T^psaxhz als bespiele: 
laa^im r:lf*- Triiss = iL-iaxi;r ^änfisoriLZvsi ■ : Tart- 
an = iTirn: inir«iiii*c : i:x~n irras^ ka^el) = 
ka :£:"-! r*n inäaei : ttix^ > j^krrmmc = inxika jrem- 
züL dil-* i. ^ tt. — Sx'i zirsr^ssaaBfr it es, www er 
küikkr -ia^ai ins Abinii jmrraiowi : invbba »mit 
SiEraHra sr,:ik*»n» ins i":i:3.i"?i «crösen. : ürapa ans 
atiinba: raalli ice xriiaii: rlix^i aas abhi- 
lok: kr*:ki im? i" "mriki iciert^t. : :L:s weil im pcikrit 

Ebenso LL!fs herr IL fni > ~:cs:ii:eceEL r. b» Ith — 
»Uikja: T7i.; = jT:k;i: niii = 5ütj:;i: nabhas 
= ?aipi:::iii = *cxfkr: kilizii = $kel:n.ir o. a. du 
Htn-rr: :1i?n iss fis^r wcri-rl '.i* = 5kr. lad: flensa 
a^a w. Iin, = skr. Iii: tri** = skr. ~i>: :isü2 = skr. 
cpi7i»:i. 3i«l so Tr-rner des r^wnrs rine ^t^Iä? menore. 
Das ^eniz* Trm^nÄLz»r, iis si.^h in den r-;Lr?ntien abcsokdt- 
t^n — *nJ^r d-ai 5*:iion aar^gebenen 3?;«;h dr=i «assuiiila- 
tiori. döftiiailarion . bo-jstaTers oniÄirCiinj:- ^ ?>S — 73 — 
findet, i«t kaom d«?s nennens wenh. 

Ich hah« die ecileiti^i^ ^nia Srl-rc:hrec, bin auf das 
*j>*<ri<iUst£ in die einfachsten dinge eingegangen, und habe 
fiber »a/;hen mich weiter verbrehet, über die man eigent- 
lich k<:in wort mehr Terlieren soflte. Alles dies habe ich 
£<;tbarj — und ich hoffe man wird dies zu meiner entschul- 
di^jn^ gelten lassen — um zu zeigen, wie wenig der Terf. 



anzeige. 239 

vorliegenden werkes auch nur den geringsten anfbrderungen 
entspricht, wie schlecht er sogar in den elementen der ver- 
gleichenden grammatik bewandert ist. Ich glaube wol, dafs 
jeder mir nunmehr gern die mühe erlassen wird, noch pro- 
ben aus dem Wörterbuch selber beizubringen, denn so wild, 
abenteuerlich und willkürlich, wie die einleitung, ist auch 
dieses : es wäre höchstens dem Standpunkte der Sprachwis- 
senschaft im anfange unseres Jahrhunderts angemessen. Da- 
mals verglich man auf die ähnlichkeit zweier oder dreier 
buchstaben hin worte in allen möglichen sprachen, deren 
man habhaft werden konnte, und prunkte mit dieser menge 
von sprachen, wie herr H. thut, der s. 395 — 493 seinem 
Wörterbuch verweisende register beifügt von allen sprachen 
der reihe nach, die zur vergleichung gezogen sind, neue 
kleine Wörterbücher von vierzig sprachen, deren viele in 
ihren eigenen alphabeten gedruckt sind, so dafs wir eine 
musterkarte von zehn oder mehr alphabeten erhalten. — 
Zu bedauern sind zeit und kosten, die an dies werk ver- 
schwendet, das bei gar keinem nutzen jedenfalls viel unheil 
stiften wird, denn die Skandinaven, eifersüchtig und voll 
grundloser vorurtheile gegen die Deutschen, werden, froh 
darüber, dafs ein landsmann endlich das feld dieser neuer- 
standenen Wissenschaft bebaut, und ihre alte nationalsprache 
der vergleichung zu gründe gelegt hat, das werk als pa- 
triotische gäbe verehren, die irrthümer übersehen, zuletzt 
in sich aufnehmen und in fleisch und blut übergehen las- 
sen, und es wird später einer vernünftigeren wissenschaft- 
licheren ansieht unendliche mühe kosten sich geltung zu 
verschaffen, und die Augiasställe zu reinigen. Dafs die 
Skandinaven zu solchen patriotischen extravaganzen anläge 
haben, beweisen die tollheiten, in welche sich ihre litera- 
rische und historische kritik verstiegen hatte, und die noch 
bei weitem nicht alle beseitigt sind. — Herr H. hätte füg- 
lich bedenken sollen, dafs ein vergleichendes Wörterbuch 
ein viel zu schwieriges umfangreiches werk ist, als dafs 
man es zu einer nebenarbeit, einer erholungsbeschäftigung 
in mufsestunden machen dürfte. 

Berlin. E. Rosselet. 



**» 



Uiter i« buztec rtvriclogieen. die das wort schon 
Cff^o. sacs =iir ü? in Srsten zxu wonach der mensch 
als der fgurcrsccjcrfac*; : -.**-■» a&o*»r) gefafst wird. Das 
ist alirrdir^s eise «ehr s'mige entgegensetzung zu dem zu 
boueu sciereadc's, thiert*. Etymologisch geh* ich aber an- 
ders zu werke. Eis isc Nrtremdlich. dais das im sanskrit, 
Ureimsch^zk gi-thischec gewöhnliche affix tra (skr. atra tatra 
dort« dev*tra bei d*a gvttem. lat. extra, intra, ultra, goth. 
thathnN von dort, hidnf hieher s. Bopp vgL gr. §§ 420. 989.) 
im griechischen gar aioht vertreten ist. Einen Überbleibsel 
davon erkenne ich eben in iiri*ycr:ra:. das ich in äy&gw- 
«T.y abcheile. Das Torausgesetzte ar&oo* stammt von am 
mit austail des mittleren a wie in drJijro. crrifjrco etc. Die 
aspraüon des r ist durch den einfluis des r bewirkt, wie 
wir es in dem äff. ivor gegen roor tat, trum, und sonst 
sehen, ar&o+nxo^ der emporsehende ist entgegengesetzt 
dem xarorTo^. Th. Aufrecht 



für, fiora. 

Ueber diese beiden goth. präposirionen ist, soviel ich 
sehe, noch keine haltbare vergleiehung mit solchen ver- 
wandter sprachen vorgebracht. Nach genauer lautverglei- 
chung kann faur nur dem skr. puras. faura dem skr. pura 
entsprechen, denn au st. u steht wie bei auhsa = uxan, in 
faur aber fiel as ab wie in vair = viras, in faura dagegen 
verkürzte sich das lange a wie überall in den femininis auf 
ursprüngl. a im gothischen ; die betreffenden lautgesetze hat 
Westfahl II. 161. klar auseinandergesetzt. Die bedeutung 
betreffend stimmen die goth. und ind. Wörter fast genau, 
denn puras (vgl. II. 473 ff.) umfafst die mehr räumliche, pura 
die mehr zeitliche bedeutung des vor. A. Kuhn. 



Gedruckt bei A. W. S eh ade in Berlin. Griutr. 18. 



I. Abhandlungen. 



Heber steigerungs- und vergleichungsendungen im latei- 
nischen und in den italischen dialekten. 

In den griechischen benennungen cvvxqitixov ovofia 
und v7i6Q&6Tixov ovo^ia zeigt das beigesetzte ovofia 
noch das bewufstscin, dafs comparativ- und Superlativbil- 
dungen nichts anderes als abgeleitete adjectiva sind, dafs 
ihre behandlung mithin in die lehre von der Wortbil- 
dung gehört. Den lateinischen Übersetzungen comparativus 
und superlatims für jene griechischen benennungen ist es 
wohl zu danken, dafs neuere grammatiker diese bildungen 
in ein ähnliches verhältnifs zu den adjectiven brachten wie 
die Casusbildungen derselben und sie in der lehre von der 
wortbiegung behandelten. Die falle, wo man die sogenann- 
ten comparativ- und Superlativendungen an präpositionen, 
pronomina, substantiva oder Zahlwörter angefügt fand, liefs 
man nach gewohnter weise als unregelmäfsigkeiten auf sich 
beruhn. Einen wesentlichen unterschied zwischen den bei- 
den vergleichungsstufen bezeichnen übrigens die namen ovv- 
XQitixov und vneQ&aTixov nicht. Denn da völlig gleiche 
wesen in der Wirklichkeit kaum irgendwo erscheinen, so 
wird jedes vergleichen von zwei oder mehreren wesen im- 
mer ein vorziehen des einen zur folge haben, und es giebt 
andrerseits kein vorziehen ohne vorangegangenes verglei- 
chen. Jedes vtibq&btixov övo/ua ist also auch ein avvxqi- 
m. 3 u. 4. • 16 



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•■-*. .1 . _ . -—-=- : ."T -^ -z-ir* "r..*rr&r. -vie pronomi 

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v --■_ — .: j. -^ /*~«5fssuLr utrar 3#atr^ren kj 

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II- -.»> J - * -:T.-\- L". 1 n — LIZ-.,m.v Utr "'TT^H Tf in «r .J^f ^ 

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:" ! '.•" *.&•>■ *:-:i ::-. -rtr - «* t"?2T 5r ins- ▼erständl 
:•: :.-.. "..-.t-'-i-: in: ui* -HL^-iwsiier ?t?crfu» nT rrag 1 
••.>>-!. "_;:;.: _r-: - zr -_: - ^:l^- n zeaea auf üe bei 
."/..* >•• ri»'-" - - ; J "*« 'i— * -«-s. -*■«■ ü^iziuc 5ls 25c zu d 
y v -<r c ; :• ■ r .: • v -:n :: . j ::» - hl: -^ir ü * r r-^e i« .* iiun^-sexidaiij 

.V-* ^v*. -.:vr w" 1:." «i^r «i-i»f "iz.o=~:kaI bildet ; 
-. ;.-.5-: --r. r-fcro*-- *c-i ri^rr^clifirviricr. welche a 
*.rV* : -. . ~*, * r.:/i: "c^Srii izi "Tm-si:— ru Anderen e: 
•--.V..-.V -.-.-; ■■.-. - .-. v. M.-~r r*iZj: : »f :»•: c iers ei^en i 
•v .-* //.'<-«*;*-*. x-.i -::*-?-: zi : i^z m s-.z<r:n kreiden & 
>..< ;,?*.- r.v---. :..:.". <..-. :.-•:-:=.- -5 rüi^nd-rn . so su 
anti <••.: *,;,-;..,--. - -„* v/i r-r":ilir:. so de-mu-m * 
'J< . 'In* zw, *\'j: :.*.:' u m *::i meisten abwärts- und dal 
„'ri'JJi'.h, ziikm- K<:<huz<:i. Dieselbe bildung zeigt inf- 
mu t vi-ry\\':\n-n ru'.t -,kr. adh-a-ma. Es ist wohl nicht 
}»<-/. v/fiMri , 'Jä/h j-r/iu-:« eine zusammenziehung von inf- 
rmi », inf. J);m n von inf-i-mu-s, wie das sanskrit zei 
<in Mo/h r>iri£':ftf:hob':rjr.»r nasal, fiel weg wie in i-siciae, 1 
»oi, roKol 11. ;i., d;iH f zwischen zwei vokalen aber verflüc 
h|/li- Midi xiinilf-liHi %ii h. So ist lat. mihi, umbr. mehe 1 
im li i'iiliilniiflfii, wir skr. tubhjam, umbr. tefe, lat. t 
/nun. hiiN Md fiil.Hfiui(lf!iu> ihi-mu-s ward dann nach ai 
lull i|i<N h ziiHniiiiNcii^rzogon zu f-mu-s wie mihi zu 1 



Über steigernngs- und vergleichungsendangen etc. 243 

vehemens zu vemens aheneus zu aeneus. Mit der anfugung 
mo sind von umbrischen präpositionen gebildet hond-o-mo 
= lat. ultimus, skr. ut-tama, wenn dasselbe nicht für hond- 
tomo steht, also wie das verwandte sanskritwort mit der 
anfugung tama gebildet ist; ferner umbr. so-mo für sup-mo 
=±: lat. sum-mu-s, pru-mu-m, pro-mu-m von pru, pro, der 
bedeutung nach gleich lat. pri-mu-m (Aufr. und Kirchh. 
umbr. sprachd. I, 130). Dafs auch das umbr. $i-mo, der 
bedeutung nach so viel wie retro, hierhergehört, wird wei- 
ter unten erhellen. Eine eben solche bildung finde ich im 
osk. pos-mo-m. Auf der tafel von Bantia z. 16 heifst es: 
in pon pos-mom com preivatud urust, eisucen ziculud, zi- 
colom XXX nesimum comonom ni hipid, von Kirchhoff 
(das stadtrecht von Bantia s. 79) übersetzt: et quum .... 
cum privato... erit, illo in die (ad) diem (usque) XXX 
proximum comitia ne habuerit. Ohne hier an einzelheiten 
der Übersetzung zu mäkeln, scheint mir nach Kirchhofes 
Untersuchungen so viel über den sinn dieser stelle fest zu 
stehen : „Wenn der beamte von Bantia öder dessen Stellver- 
treter mit einem privaten die gerichtliche handlung vorge- 
nommen hat, die urust bezeichnet, so soll er in den näch- 
sten 30 tagen kein comitialgericht halten". Nun steht kurz 
vorher z. 14 auf der tafel von Bantia „petirupert urust = 
quater . . . erit u , woraus erhellt, dafs die durch urust aus- 
gedrückte gerichtliche handlung viermal vorgenommen .wer- 
den kann. An der obigen stelle pafst daher für pos-mo 
eine bedeutung wie postremum vortrefflich: „Wenn der 
beamte zuletzt gethan, was urust bedeutet, soll er von da 
ab in 30 tagen kein gericht halten". Die erklärung der bil- 
dung pos-mo aber liegt auf der hand. Die grundform der 
lateinischen präposition post ist pos, die als solche im äl- 
teren lateinischen sprachgebrauche nachgewiesen und vom 
sprachvergleichenden Standpunkte aus gerechtfertigt ist (vgl. 
Bopp. 1474; G. Curtius zeitschr. f. vergl. sprachf. s. 269). 
Zu der altlateinischen form pos stimmt die umbrische pus, 
man ist also berechtigt auch das osk. pos-mo als bildung 

16* 



244 Corssen 

von einem osk. pos anzusehen und mit lat. sum-mu-8, 
pri-mu-8, umbr. so-mo, pru-mu u. a. zusammenzustellen*). 
Von den adverbien supra, extra, postra sind mit der en- 
dung mo mittelst binde vokal i gebildet supre-mu-Sj extre- 
mu-s, postre-mu-s für supra -imu-s, ex -tra- imu-s, postra - 
imu-s, wie schon anderweitig nachgewiesen worden ist. 

Die endung mo bildet ferner von vorhandenen eigen- 
schaftswörtern neue, um einem wesen verglichen mit ande- 
ren eine eigenschaft in hervorstechender weise zuzusprechen. 
So ist gebildet bru-ma für brev'-u-ma von brevi-s, mt»- 
i-mu-s, pur'-i me von puru-s (Fest. p. 253), sacr-i-mOj 
das opfer von most, das dem Bachus für die Weinernte ge- 
bracht wird, (Fest. p. 318) von sacer. Wahrscheinlich ist 
auch der name der bruttischen stadt Med a-tna oder Med- 
ma eine bildung von mediu-s mit der anfngung mo, in 
der das j der endung j a schwand wie im umbr. mefa = 
lat. media neben osk. mefiai. In dem ersten a von Med- 
a-ma hätte man demnach eine ältere italische gestaltung 
des bindevokals für das latein. i oder u vor der endung 
mo zu finden. Med-a-ma bedeutet also so viel wie Med- 
i-ol-anum, Mittelstadt. Zur bildung von Zahlwörtern aus 
hauptzahlen findet sich die endung mo verwandt in sept 1 - 
-i-mu-s, dec'-i-mu-s, die wie sept'-unx, dec'-uria u.a. 
den ausgang em von Septem, decem nach herantreten einer 
ableitungssilbe verloren haben. Nach dem vorgange von 
pri-mu-s hielt ich sonst die eigenschaftswörter bi-mu-s, 
tri-mu-s, quadri-mu-s, qui-mu-s für quinc-mu-s, das 
nach qui-m'-atu-s vorauszusetzen ist, fiir bildungen mit 
der steigerungsendung mo und glaubte, dafs dieselben nur 
durch auslassung des begriffs annus zu der bedeutung „zwei- 
jährig, dreijährig" u. s. w. gekommen seien. Ich stehe jetzt 
von dieser erklärung ab, die nur ein nothbehelf war, und 

*) Der vorstehende aufsatz befand sich bereits in den handen der re- 
daction dieser Zeitschrift, als mir Lange's schrift „die oskische inschrift der 
tabula Bantina" zuging, in der p. 68 ff. für pos-mom ebenfalls die erklärung 
postremum gefunden ist, die auch Kirchh. zeitschr. für vergl. sprachf. ItT 2 
131 billigt. Die annähme aber, dafs pos-mom durch synkope aus postimom 
entstanden sei, ist nicht gerechtfertigt. 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 245 

halte mit Kuhn (zeitschr. f. vergl. sprachf. II, 130) jene Wör- 
ter für Zusammensetzungen, deren zweiter bestandtheil dem 
skr. samä, jähr, entspricht, die also aus bi-simu-s, tri-si- 
mu-8, quadri-simu-s, quinc-simu-s entstanden sind, in- 
dem der wurzelvokal des zweiten wortes in folge der durch 
das vorgetretene erste wort veranlafsten tonschwächung des- 
selben ausfiel wie in bi-gnae für bi-genae, in bi-ga für bi- 
-juga. Das s vor m fiel dann in bi-smu-s, tri-smu-s etc. 
aus, wie in remu-s für res-mu-s, wodurch die länge des i 
in bl-mu-s, tri-mu-s u. s. w. bedingt ist. Wenn nun mittelst 
der anfügung mo von kardinalzahlen Ordinalzahlen gebildet 
werden, so bedeutet das: es werden von den hauptzahlen 
eigenschaftswörter gebildet, die anzeigen, dafs einem wesen 
verglichen mit anderen gleichartigen eine zahl als eigen- 
sphaft zukommt, die sein verhältnifs zu jenen im räum oder 
in der zeit bestimmt. Der dritte bäum eines baumganges 
ist ein bäum, dem in seinem räumlichen verhältnifs zu sei- 
nem bestimmten anderen bäum die eigenschaft der dreizahl 
zukommt, der vierte tag ist ein tag, dem in seinem zeit- 
lichen verhältnifs zu einem bestimmten anderen tag die 
eigenschaft der vierzahl zukommt. Selten sind im lateini- 
schen von hauptwörtern mit der endung mo eigenschafts- 
wörter gebildet. Ich wüfste nur patr-i-mu-s, matr-i- 
mu-s anzuführen, deren langes i neben patr-i-monium, 
matr-i-monium man doch nur als gelängten bindevokal fas- 
sen kann. Für eine ähnliche bildung halte ich auch op~ 
i-mu s von dem stamme op-s. Mit m-ag, ni-wv vermag 
ich es nicht zusammenzubringen, da ich für ein vorgeschla- 
genes o irgend welcher art im lateinischen kein beispiel 
weifs. 

Den hier besprochenen lateinischen bildungen entspre- 
chen im sanskrit Steigerungsformen wie lagh'-i-mä, gar'- 
i-mä, mah'-i-mä von laghu, garu, mahu (Höfer. Zur laut- 
lehre s. 74) und die Zahlwörter panca-ma-s = quintus, 
nava-ma-s = nonus, dapa-ma-s = decimus. Bopp (vgl. 
gramm. s. 458) nimmt an, dafs die endung skr. ma, lat. 
lat. mo eine Verstümmelung von skr. tama, lat. timo sei, 



246 Corsaen 

das seinerseits wieder aus tarama verkümmert sein 
Aber man sieht durchaus nicht ab, nach welchem lautge- 
setz oder lautbedürfhiis lat. pri-mo, goth. fru-ma, umbr. 
pru-mu, pro-mo, griech. ngo-po oder skr. mah-i-mÄ, 
daca-ma-s vor ma die silbe ta, to verloren haben soll 
Das bestreben nach erleichterung der endung kann das 
nicht bewirkt haben, da selbst die zusammengesetzten zah- 
len wie vi-ce-simus für vi-cent-timus, skr. vinpati-tama-s 
die schwere endung tama. timo vollständig bewahrt haben. 
Ich nehme daher mit Pott (etym. forsch. II, 462) eine ur- 
sprüngliche vergleichungsendung ma, mo an. Trat diese 
an die andere vergleichungsendung ta, to, so entstand die 
zusammengesetzte ta-ma, ti-mo, von der jetzt die rede 
sein soll. 



Mit der vergleichungsendung timo skr. tamä sind von 
Präpositionen gebildet in-timu-s > ex -timu-s, pos-tumu-s, 
ul-timu-s, wahrscheinlich von einem pronominalstamm ci- 
- timu-s, um zu bezeichnen, dafs einem wesen im vergleich 
zu anderen eine richtung oder ein ort im räume in ganz be- 
sonderem maafse zukommt. Ob quotumu-s aus quot-u- 
mu-s oder aus quot-tumu-s entstanden, läfst sich nicht mit 
Sicherheit bestimmen. Durch dieselbe anftigung werden von 
vorhandenen eigenschaftswörtern neue gebildet wie op -ti- 
mu-s, dex- timu-s von verdunkelten grundformen, sin-is~ 
-timu-s, soll-is-timu-s, bildungen mit doppelter steige- 
rungsendung, von denen weiter unten die rede sein wird. 
Mit derselben endung werden von hauptwörtern eigenschafts- 
wörter gebildet wie mari - timu - s, aedi - timu - s, fini - timu - s, 
welche die räumliche angehörigkeit ausdrücken in der weise 
wie in-timu-s, ex -timu-s u. a. und nach deren vorgange 
leg -i- timu-s, wo die räumliche angehörigkeit zu einer be- 
grifflichen geworden ist. Auch in dem umbrischen flufsna- 
men Crus-tum-iu-s wie in den sabinischen städtenamen 
Crus-tum'-eria oder Crus-tum'-iu-m steckt dieselbe bil- 
dungssilbe wie in pos-tumu-s. Das lat. rus, zu dem der 
umbri8che locativ ruse-me gehört, ist nach Aufrecht (umbr. 



über steigerungs - und vergleichungsendungen etc. 247' 

sprachd. I, 57) aus crus mit abfall des c entstanden, die- 
ses crus aber von sanskritwurzel krsh, karsh (arare) ent- 
sprungen. Crus -tum' -iu-s, in seiner bildung mit Pos- 
tum' -iu-s genau übereinstimmend, heifst also „feldfluis, 
landflufs*. Die richtigkeit dieser erklärung wird dadurch 
bestätigt, dais die Peutingerische tafel den flufs Rus-timu-m 
nennt. In dieser namensform ist also das c von. der grund- 
form crus wie im lat. rus, umbr. ruse-me abgefallen, und 
die einfache endung timo ohne Weiterbildung durch eine 
neue io angehängt. Crus-tum'-iu-m, Crus - tum'- eria heifst 
also „landstadt, ackerstadt" und die endung tumo dient in 
diesem namen der vergleichenden raumbestimmung wie in 
in-timu-s fini-timu-s u. a. 

Dieselbe anfiigung erscheint bekanntlich viel häufigör 
in der gestalt simo, indem das t zu s sank wie in den bil- 
* düngen des part. perf. pass. auf so für to, und tritt so ent- 
weder unmittelbar an einen wortstamm, oder an die com- 
parativendung ius zu is verstümmelt j mit dem sie zu der 
gebräuchlichsten Superlativendung is simu-s verwächst. ^Daik 
in den bildungen der folgezahlen wie vi-cen-simu-s für 
vi-cent-timus, tri-ce-simu-s für tre-cent-timu-s die en- 
dung simo fiir timo, nicht i-mo, angetreten ist, wird daraus 
klar, dafs grundformen auf nt, wenn eine vokalische, anlau- 
tende . ableitungssübe herantritt, sonst nie das t zu s sinken 
lassen, z. b. Valent-ianu-s, amant- issimu-s, front -ali-s. 
Wie aus laed-tu-m lud-tu-m erst laed-su-m lud-su-m, 
dann lae-su-m, lu-su-m, so ward aus vi-cent-timu-s: 
vi - cent -simu-s und vi-cen-simu-s, endlich mit ausfall des 
n vi -ce- simu-s. Der so entstandene ausgang der Ordnungs- 
zahlen unter hundert esimus wird dann von der spräche 
als selbständige endung gefafst und ohne bewufstsein seiner 
entstehung und bedeutung auf die zahlen über hundert wie 
ducent- esimu-s, tri- cent -esimu-s übertragen. Wahrschein- 
lich ist daher auch in mill- esimu-s mult- esimu-s nicht die 
ursprüngliche endung simo für timo an den wortstamm ge- 
treten, sondern jene unächte anfügung esimo. 

Dafs in proximu-s für pro-c-simu-s der guttural 



248 Corssen 

Überbleibsel des angehängten que ist, das zu dem pe in 
pro-pe steht wie equus zu Epona, scheint wohl unzweifel- 
haft. Jedenfalls ist proximu-s eine bildung wie maximu-s 
für mag-simu-s, oxime für oc-sime, gleichbedeutend mit oc- 
-is-sime (Fest. p. 195). Ebenso gebildet scheint der name der 
picenischen Stadt Auximum für Aug-simu-m, desselben 
Stammes wie aug-ere, auc-tor. Die form des namens Au- 
-simu-m auf der peutingerischen tafel, die in dem heutigen 
Osimo sich erhalten, ist wohl eine dialektische nebenform. 
Der dialekt von Picenum hat nach der inscbrift einer in 
Staffolo bei Osimo gefundenen bronzenen Statuette (Momm- 
sen unterital. dial. s. 359) wie von Aufrecht (II, 400) nach- 
gewiesen, entschiedene ähnlichkeit mit dem umbrischen. 
Das umbrische erweicht kehllaute vor t zu h z. b. ah -tu 
= agito, rehte = recte, uhtur = auctor, freh-tu = frictu 
und läfst sie vor s wegfallen z. b. testru, destru = dexter. * 
Die form Au-simu-m steht also neben Auximum wie umbr. 
destru neben lat. dexter wie mistum neben mixtum. Wenn 
im umbr. uh-tur neben latein. auc-tor steht, so ist es 
wahrscheinlich, dafs eine picenische form Auh-simu-m ne- 
ben latein. Aug-simu-m bestand, aus der mit wegfall des 
h Au-simu-m ward. Auximum heifst also eigentlich „die 
gemehrteste" Stadt d. h. „grofsstadt, hauptstadt", eine be- 
nennung die sehr gut pafst, da Auximum ausdrücklich die 
gröfste und festeste Stadt von Picenum genannt wird (Proc. 
B. Goth. II, 10, 11). Dafs in medioximu-s für medi-oc- 
-simu-s, gleichbedeutend mitmediocris (Fest. p. 123, Non. 
p. 141), die endung simo für timo enthalten, ist klar; zwei- 
felhaft und bedenklich ist es nur, dafs es aus mediocri-ti- 
mu-s entstanden sein soll. Dafs die auslautenden Stamm- 
vokale o und i nach antreten der endung timo wegfielen, 
zeigen bildungen wie tener-rimu-s, humiV-limu-s, matur'- 
rimu-s, celeber 9 -rimu-s; dann aber assimilirt sich der an- 
lautende consonant der endung dem auslautenden stamm- 
consonanten. Man müfste nach diesem vorgange einer form 
celeber-rimu-s von der grundform celebri auch eine form 
mediocer-rimu-s von der grundform mediocri erwarten, aus 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 249 

der sich medi-oc-simu-s nicht erklärt. Es liegt daher nahe 
eine bildung medi-oc-s wie vel-oc-s, fer-oc-s, cel-oc-s, 
sol-oc-s u. a. als grundwort für medioximus anzunehmen. 

Bei der Superlativbildung pes-simu-s kann nur zwei- 
felhaft sein, welchen Ursprungs das erste s ist. Wäre der 
auslautende stammconsonant ein kehllaut gewesen, so würde 
man nach dem vorgange von maximus, proximus, Auximum 
auch ein peximus erwarten müssen. Man wird also darauf 
geführt in dem s einen Vertreter eines Zungenlautes zu se- 
hen und pes-sum-do in betracht zu ziehen haben. Pott 
(etym. forsch. II, 277) erkennt in pes-sum eine bildung 
wie pas-sus von sanskritwurz. pad(ire), lat. ped in pes, 
peda, gr. neS in ntd-ov, neS-iov, so dafs pessum ein ac- 
cusativ mit der bedeutung von humum ist und pes-sum-do 
eigentlich bedeutet „ich thue auf den boden" daher „ich 
richte zu gründe". Wie die griechischen städtenamen 
Hed-ieig in Phocis, lled-iov in Arcadien orte der ebene 
bedeuten, so bezeichnet auch der latein. städtenamen Ped- 
-um eigentlich „ebene, ort der ebene". Ich glaube daher, 
dafs pes-simus für ped-timus, wie ag-gres-sus für ad- 
gred-tus, eigentlich „am meisten auf dem boden, am nie- 
drigsten" bedeutet, und dafs in pe-jor „niedriger" für 
ped-ior das d vor i(j) ausfiel wie in Jovi für Djovi und 
jam für diam; das heifst also, dafs pe-jor und pes-simus 
comparativ und Superlativ des alten adjectivs ped-u-s sind, 
das sich nur noch in dem städtenamen Ped-u-m erhalten 
hat. Das „niedrigere und niedrigste" kommt sehr natürlich 
zu der bedeutung des schlechteren und schlechtesten. Eine 
ableitung von griech. nkgO'-oo oder lat. perd-o scheint mir 
für pe-jus abzuweisen, weil der wegfall der beiden conso- 
nanten rd ohne beispiel ist und in den comparativen tard- 
-ior, surd-ior beide consonanten vor der comparativendung 
unversehrt erhalten sind*). 

Auch das umbr. ne-sime-i und das osk. ne-simu-m 



*) Der vorstehende aufsatz befand sich bereits während des drucks des 
dritten heftes dieses bandes in den händen der redaction, so dafs der herr 
verf. Aufrecht's aufsatz s. 200 ff. nicht mehr benutzen konnte. 



250 Corssen 

(ne-smo-is) gehört zu den hier besprochenen bildunge 
Aufrecht (II, 72) leitet es von sanskritwurz. nah für nad 
(binden) ab, von der auch lat. nectere stammt, so da 
ne-simo der bedeutung nach gleich proximus ist. Dafs ii 
umbrischen ne-sime-i aber das ne aus nahi einem locati 
eines wurzelsubstantivs nah, entstanden sein soll, scheu 
mir eine nicht genugsam begründete annähme. Ich glaul 
vielmehr, dafs die endung simo für timo unmittelbar an de 
stamm trat, der skr. nah, umbrisch-oskisch mit abschwi 
chung des a zu e neh, latein. (necto) nach anfugung eine 
mit t anlautenden endung nee lautete, wie auch in maximui 
Auximum eine solche unmittelbare anfugung statt gefunde 
hat. Denn dafs die vergleichungsendungen immer erst se 
eundäre anfugungen sein müfsten, ist grundlos. Im oskischei 
ward dann aus neh-simu-m mit wegfall des h ne-simu-m 
wie neben eh-trad = extra ee-stint = exstent(?) stehl 
Aus na-i-8imu-m für nahi-simu-m wäre ne-simu-m nich 
wohl zu erklären, da das oskische doppelvokale rein erhäl 
und sie nicht zu einfachen zerfliefsen läfst. Im umbrischei 
ne-sime-i fiel der kehllaut also ebenfalls wie im umbrischei 
testru, destru = lat. dexter und in der picenischen namens 
form Ausimum neben Auximum. Auffallend ist die super 
lativform min-er-rimu-s für min-i-mu-s (Fest. p. 122) 
dafs sie durch herantreten der endung timo an die mann 
liehe comparativform inin-or entstanden, wäre wenigsten 
ohne beispiel; man wird wohl eher eine grundform min-er< 
wie ten-ero, lib-ero, lac-ero anzunehmen haben, so dafi 
min-er'-rimus mit tener'-rimus, liber'-rimus gleich gebil 
det ist. Der name der göttin Por-rima (Serv. Virg. A 
VIII, 336) ist entweder von der präposition por, die ii 
por-tendere, por-rigere u. a erscheint mit der endung timj 
gebildet, deren t sich dem vorhergehenden r assimilirte 
oder von por-ro, dessen entstehung aus por-tro weiterhii 
nachgewiesen werden soll, mittelst der anfugung i-mo 
Wahrscheinlicher ist das erste, so dafs por-, por-ro fui 
por-tro, Por-rima für Por-tima in demselben bildungsver 
hältnifs zu einander stehen wie in, in-tro, in-timu-s, wi< 



Über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 251 

ex, ex-tra, ex-timus. Por-rima heilst also buchstäblich 
„die vorderste". Der sache nach ist Por-rima gleichbe- 
deutend mit Pro -sa (Gell. N. A. XVI, 16) fiir Pro-vort-sa 
und mit Ante- vor- ta (Macrob. Sat. I, 7) für Ante-vort-ta 
im gegensatz zu Post - vor -ta, und zwar bezeichnen diese 
namen wesensbethätigungen der geburts- und wahrsagegöt- 
tin Carmenta oder Carmentis. Diese heifst nämlich Por- 
rima, Prosa, Antevorta, „die vorwärts gewandte" insofern 
sie die kinder vorwärts gekehrt, d. h. mit dem köpfe zuerst 
zur weit bringt. Postvorta oder Postverta „die rückwärts 
gewandte" insofern sie die kinder rückwärts gewandt d. h. 
mit den füfsen zuerst zur weit kommen läfst. In diesem 
sinn wurde nach Varros ausdrücklichen Worten die gottheit 
mit diesen namen benannt, und andre erklärungsweisen kom- 
men dagegen nicht in betracht. 



Die anfügung lat. tero, osk. toro (tro), umbr. tru, skr. 
tara wird in den italischen mundarten verwandt, um von 
Präpositionen adjectiva und adverbien zu bilden, die aus- 
drücken, dafs einem wesen oder ereignifs im gegensatz zu 
einem andern eine richtung oder ein ort im räume vorwie- 
gend eigen ist, dafs ihm z. b. die räumliche eigenschaft 
„drinnen befindlich" im gegensatz zu „draufsen befindlich", 
das „vor" im gegensatz zum „nach", das „oben" im ge- 
gensatz zum „unten" eigen ist. So sind gebildet von lat. 
in, osk. an, en, umbr. an, en: lat. in-ter, in-tra, in - tro, 
osk. an-ter, en-trai(?), umbr. an-ter, an '•der; von lat. ex, 
ec, e, umbr. eh, ehe, osk. eh, ee: lat. ex-teri, ex-tra, osk. 
eh-trad; von lat. pos, post, umbr. pus, pust, post, osk. 
püst, post (pos): lat. pos-teru-s, umbr. pus-tru, pus-tra; 
von lat. prae für pra-i, umbr. pre (pri): lat. prae-ter, 
umbr. pre-tra; von latein. pro, osk. pru, umbr. pru, pro: 
osk. pru-ter; von lat. cum, umbr. cum, com, osk. com: 
lat. con-tra 9 con-tro osk. con-tru-d; von lat. re: re-tro. 
von lat. sub sub-ter. Wie ex-ter-ior, tn-fer-tor, pos- 
-ter-ior, an-ter-ior für ant-ter-ior, sub-ter-ior von ex, 
in, pos, ante, sub mit doppelter vergleichungsendung tero + 



*---,-_• ^--zii'iirz =? 









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l#ri'Ji>**^i^.h h ■"-•;.-*. ä---o z. '.. rx-:rj -iin.vj$^druniren' 

\>\<:~.h tüiui\\<:\i<: \j<;*\<:ui\iriz hat die enduns tero nocl 
m vi'kn f;iJJ':n bewahrt, wo es an andre wortstanime al 
an v-rh;iJtjj]7H Wörter getreten ist. So in dex-ter, sinis-ter 
iiiiif/ii.v:fi len-tru, des-tru „rechts- ner-tru -links* aucl 
'l«-i ii;*m«: «:iri':r h i rn in d sagend Aus-ter ist mit der endunj 
»'»/# f/«-liiJ«Jf:t, f|f.«iM:ri gmndwort auf sanskrit würz, ush „bren 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 253 

nen" zurückgeführt wird, von der auch ur-o und aur-ora 
hergeleitet werden. Hierher ist auch die anfugung tri zu 
ziehen in eigenschaftswörtern wie palus-ter, terres-ter, 
campes-ter y silves-ter, Nemes-tri-nu-s , eques-ter, pedes-ter, 
seques-ter, se-mes-tri-s, inter-mes-tri-s, rur-es-tri-$. Ich kann 
die endung tri (ter) die sich im femininum dieser adjectiva 
erhalten hat, nur für eine abschwächung der vergleichungs- 
endung tero halten, wie das cri in volu-cri-s abgeschwächt 
ist aus cro für cero in ludi-cru-s, wie bri in salu-bri-s 
aus bro für bero in cere-bru-m, wie in in-ermi-s das 
auslautende i des Stammes aus o, in im-berbi-s aus a ab- 
geschwächt ist. Dafs dies richtig ist, zeigen am besten 
die formen sequestra, sequestru-m neben seques-tri-s, se- 
ques-tre. In palus-ter für palud-ter und Nemes-trinu-s, 
dem namen des haingottes, ist die endung tri unmittelbar 
an die nominalstämme palud und nemus getreten, in se- 
ques-ter, das aus sequent -ter entstanden wie potes-tas aus 
potent -tas, vi-ce-simu-s aus vi-cent-timu-s, an den par- 
ticipialstamm. Eques-ter, pedes-ter sind natürlich nicht 
unmittelbar von equus und pes, sondern von dengrundformen 
ped-it-, equ-it- gebildet; es ist daher anzunehmen, dafs auch 
silves-ter, terres-ter, rur-es-tri-s von grundformen silv-it-, 
terr-it-, rur-it gebildet sind, also aus terr-it-ter, silv-it-ter, 
rur-it-ter so entstanden, dafs t vor t, wie so häufig, zu s sank, 
das i aber vor doppelter consonanz zu e abgeschwächt ward. 
So setzen auch coel-es-ti-s, agr-es-ti-s, dom-es-ticu-s die 
bildungen coel-it-, agr-it-, dom-it- voraus. Dafs sich der- 
artige bildungen halten, wenn sie durch neue anfugungen 
erweitert wurden, während sie ohne dieselben aus dem 
sprachgebrauche schwanden, zeigen auch die abgeleiteten 
bildungen terr-it-oriu-m, Dom-it-iu-s u.a. Ich kann 
also nicht mit Bopp die endung tri in den obigen adjectiven 
für das femininum von tor halten. Denn einmal erscheint 
dieses im lateinischen stets in der gestalt tri-c, z. b. salta-tor, 
salta-tri-c-s, dann bezeichnet auch die endung tor in 
männlicher und weiblicher form das handelnde wesen, aber 
nie die räumliche angehörigkeit, die doch in palus-ter, 



4 



25* 

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dri-zk :»=-rT:^'_:; , i»Tr ir^ -:V<- jg--- iz. lr=r -indiz^r vorhande 
Ni*:bieci "-ybrr Lirr^r-jr- •*:•= i:-^ icfü^sr tero von pr 
pt:*n: ic-tü. 1-:;*:?^^ — •: •u':*"iz.rTfr 1 ii^el«rhete adjectr 
hili«rt. :*• r; :»r!ri*:ii:Tii- "*ir s:-? i^ja. an stamme v< 
7\r. V Irrere ~d tticccliZiI ^r.~. El? beut bei Fesras ] 
2:-4: • -"^ir: ■v-J.zrz': ir^K^xr. :~ii— vCTajLT a numero dierur 
•* t ^i f^rü« üs lel-r'-Tizrur. «i^i s-.:!::^: -rrraat tarn hereul 
*' i na.zL. crA triri: SätTir^iIii. f: ::h1tzi di^bos Competali 
Nam Crcnih-Gs hi* sizjr^is ii-f^cs £^n: s^ora. Forma ante 
wiabcli rii= exenrli' ni:.:rizi r«:rul:rr t 22 Irafieoram enui 
tiata evt. ^uod prsi dirm \^z:.zi :ir.v^: fst bis dies festu 
ut aput Tiiscuiäz.:-« Tri3:n:s. -e: S-fx^nis. e: Septematn 
et Faliäco« Deciznatros. Min-irva^ au:em dieatum eiim diei 
exigtirnant . quod eo die aedis eius in Aventino eonsecrai 
est. Aus dieser in mehrfacher hinsieht wichtigen stell 
deren angaben durch Varro <L. L. VI. 14i bestätigt we 
den, geht hervor, dais Wortbildungen wie Quinqu-a-tru- 
vielen italischen volkern gemein waren, dais Quinqu-a-tru- 
„den fünften" wie bei den Tusculanern Tri-a-tru-s „de 
dritten", Sex-a-tru-s „den sechsten-, Sept-im-a-tru- 
„<leri Hiebenten", bei den Faliskern Dec-im-a-tru-s „de 
/ehnten" tag nach .den Iden bezeichnet. Es erhellt als 
ilfifH fliehe luldungen Ordinalzahlen sind, gebildet mit d< 
endimg tero wie da« lat. pos-teru-s, ex-teru-8 u. a. Dj 
/i vor derHelbcn i«t ein bindevokal wie in proeli-a-ri- 



Über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 255 

rur-a-li-s, aer-a-riu-s, decim-a-nu-s. Nur die plural- 
formen Quinqu-a-tru-s, Quinqu-a-tru-um, sowie Quinqu- 
-a-tri-a und Quinqu-a-tre-s (Charis. 1, Priscian 7.) be- 
dürfen einer weiteren erklärung. Das fest der faliskischen 
Minerva hiefs Quinqu-a-tru-s, weil es auf den „fünften* 
tag nach den Iden des märz fiel (Müller Etrusk. II, 49); 
als aber der dienst der göttin nach Rom kam, setzten die 
Römer ihr ein fünftägiges fest ein, weil sie irrig glaubten, 
Quinqu-a-tru-a bedeute „fünf* tage. Da sie nun Quinqu- 
-a-tru-s als nominativ pluralis verstanden, so konnten sie 
das wort nur nach ihrer u-deklination flectiren, also gen. 
Quinqu-a-tru-um u. s. w. Nach dem vorbilde ihrer einhei- 
mischen festnamen auf ia wie Baccanalia, Saturnalia, Libe- 
ralia, Compitalia u. a. bildeten sie nun auch für jenes über- 
kommene fest den namen Quin qu - a- tri- a, und war nun 
einmal im römischen munde ein i- stamm Quinqu-a-tri- 
vorhanden, so kam auch ein männlicher oder weiblicher 
pluralis derselben Quinqu'-a-tre-s, zu dem dies zu ergän- 
zen, leicht in gebrauch. Rein sprachlich betrachtet steht 
Quinqu-a-tru-s neben Quinqu-a-tri-a und Quinqü-artre-s 
wie seques-tru-m neben seques-tri-a seques-tre-s, das 
heilst die vergleichungsendung tero ward abgeschwächt zu 
tri, wie oben gezeigt ist. In Sept-im-rä-tru-s und Dec- 
- im - a - tru - s nehme ich nicht die hauptzahlen Septem 
und decem, sondern die stamme der folgezahlen sept- 
-imo, dec-imo als grundfprmen an, die durch die en- 
dung tero. weiter gebildet wurden. Denn nach dem Vor- 
gänge von sept' -ies, sept'-eni, dec'-ies, dec' -ennium, 
dec'-ussis, de'-ni, wo die silbe em von Septem und decem 
vor den vokalisch anlautenden anfugungen wegfiel, würde 
man unmittelbar von Septem, decem die bildungen sept'-a- 
-tru-s, dec'-a-tru-s zu erwarten haben. Sept-im-a-tru-s, 
Decim-a-tru-s sind also Zahlwörter mit doppelter verglei- 
chungsendung mo-t- tero, gebildet, während Tri -a- tru -s, 
Quinqu-a-tru-s, Sex-a-tru-s in ihrer bildung der griechi- 
schen folgezahl Ssv-tsqo-q entsprechen. Diese folgezahlen 



256 C«jr?*»n 

waren also einheimisch in den mundarten der Falisker und 
der Tuskulaner und weisen darauf hin, wie falsch die an- 
nähme ist, dals in allen Städten ? wo Etrnsker herrschten 
oder wohl gar nur kolonieen hinführten, eine den übrigen 
italischen dialekten ganz fremde spräche gesprochen wor- 
den sei. Die neuerdings von Lepsins und Mommsen ver- 
öffentlichten alteren etrurischen inschriften ? deren sprachli- 
che formen einen wohl erhaltenen vokalismns und unver- 
stümmelte beugungsendungen zeigen, beweisen wenigstens, 
dals es voreilig war, auf grund dürftiger und verhahniJs- 
mälsig später grabsohriften die spräche Etruriens als wild- 
fremden emdringling in Italiens Sprachgebiet zu verschreien. 
Wenn wir erst eine sorgfaltige kritische gammltiFig alfer 
etrurischen inschriften haben, wird sich mehr darüber sa- 
gen lassen. Die vergleichungsendung tero (tro) bildet also 
in italischen mundarten von vorhandenen Zahlwörtern neue, 
um zu bezeichnen, dals einem tage des monats, im ver- 
gleich zu dem bestimmten tag der Iden eine zahl als eigen- 
schaft zukommt, sie dient also dazu um eine vergleichungs- 
weise zeitliche verhältnilsbestimmung auszudrücken, wie 
dies oben von den endungen mo und timo dargethan ist 
Da die hinweisende bedeutung der pronomina nach vielen 
anzeichen zu sehlielsen die ursprünglichste ist, und in je- 
dem hinweisen eine bestimmung des orts im vergleich zum 
Standpunkt des sprechenden liegt, so kann es nicht befrem- 
den, die anfögung tero auch an pronominalstämmen zu fin- 
den. So ist dem „einen* ein „anderes* räumlich oder zeit- 
lich entgegengesetzt in lat. al-ter ? osk. al-tra-m (a-tru-d), 
skr. an-tara vom pronominalstamme ana, von dem sanskr. 
an-tar, lat. in-ter, goth. un-dar, lat. in, gr. iv f ctvd u. a. 
abzuleiten (Bopp vergl. gramm. s. 538). Wie al-ter ist 
gebildet u-ter für cu-ter oder quo-ter und dessen Vernei- 
nung we-M/er, skr. ka-tara-s, gr. no-Teoo-g, u-ter-que, 
osk. pü-türü-s-pid = uterque, umbr. pu-tre-s-pe, po- 
rfrM-A-pei, sämmtlich vom pronominalstamme ka, der die 
fragende und zurückweisende bedeutung in sich vereinigt 



über 8teigerungs- und vergleichungsendungen etc. 257 

(Bopp s. 558). Indem femer das „ich" und das „du", das 
„wir" und das »ihr" sich räumlich und wesentlich entge- 
gengesetzt ist, so bezeichnen die pronominal adjectiva nos- 
-ter, ves-ter wie die griech. yfii-repo-Q, vp£-T£Qo-g dinge, 
die zu den entgegengesetzten personen nos und vos räum- 
lich zugehören, daher eigenthum oder besitz derselben sind. 
Das latein. i-teru-m, vom pronominalstamme i mit der en- 
dung tero abgeleitet, bezeichnet buchstäblich „dieses über- 
schreitend", daher „jenes" und auf die zeit übertragen „ein 
zeitlich zweites, anderes, das zweite mal, wiederum". Das 
umbr. e-tru, ebenfalls vom pronominalstamme i (Aufr. u. 
Kirchh. I, s. 130) bezeichnet eigentlich „dieses überschrei- 
tend" also „jenes" und erhält so die bedeutung „ein ande- 
res" wie das latein. al-ter. 

Aus dem bisher gesagten geht hervor, dafs die ver- 
gleichungsendung tero an pronominalstämme wie an präpo- 
sitionen, Zahlwörter, adjectiva und substantiva sich anfugt 
zur vergleichungsweisen bestimmung räumlicher, zeitli- 
cher und wesentlicher eigenschaften, deren gegensätze an 
den dingen und ereignissen wahrgenommen werden. Zur 
eigentlichen Steigerung der adjectiva d. h. zur bestimmung, 
dafs einem wesen verglichen mit einem anderen gleicharti- 
gen eine eigenschaft in vorwiegendem mafse zukommt, fin- 
det sie sich auf italischem sprachboden, so viel ich weife, 
nicht verwandt, während im griechischen tbqo in ausgedehn- 
tester weise der comparativbildung dient. Ganz eigentüm- 
lich scheint dem lateinischen die Verwendung der verglei- 
chungsendung zur bildung von adverbien und adjectiven. 
Man kann doch wohl die anfugung ter in adverbien wie 
ali'-ter, navi-ter, levi-ter, celeri-ter für nichts anderes hal- 
ten als das ter von prae-ter, pro -p- ter, in -ter d. h. für 
die endung tero, die durch den abfall des auslautenden o 
die beugungsfahigkeit eingebüfst hat. Es fragt sich nur, 
wie man sich diese Verwendung der endung zu erklären 
hat. Adverbien sind bekanntlich gröfsten theils casus von 
adjectiven oder Substantiven, genitive, accusative, locative, 
ablative oder instrumentale; sie bezeichnen also ganz ähn- 

m. 4 u. 5. 17 



2&8 Corwin 

lieh wie die casus das «woher*, das r wo*% das r wohin\ 
das „wie* einer handlang oder eines zustandes. Auch wer 
den ort, die zeit, den grad, die weise eines zustandes oder 
einer handlung näher bezeichnet, verfahrt vergleichend, und 
wer urtheilt r celeriter procedit* vergleicht unwillkührlicb 
verschiedene arten des vorschreitens. Daraus erhellt we- 
nigstens die möglichkeit, die vergleichungsendung tero auch 
zur bildung von adverbien zu verwenden. Weiterhin wird 
sich ergeben, dafs auch eine andere vergleichungsendung 
in italischen sprachen zur bildung von adverbien aus pro- 
nominalstämmen und präpositionen verwandt wird. Es 
bleibt noch übrig die Verwendung der endung tero in einer 
anzahl italischer städtenamen zu verfolgen, die mit den bis- 
her gefundenen ergebnissen ganz im einklange steht. Momm- 
sen hat die Wichtigkeit von orts- und personennamen für 
die erkenntnifs italischer dialekte vollkommen gewürdigt 
und in seinen unteritalischen dialekten manche gute erklä- 
rungen solcher namen gegeben. Der einzige weg aber zur 
erkenntnifs ihrer bedeutungen zu gelangen ist, dafs man sie 
nach den bildungscndungen zusammenstellt und durch ab- 
lösung derselben auf italische wortstämme oder wurzeln zu- 
rückfuhrt. In dieser weise sollen hier die Ortsnamen Os- 
-tra, Ec-e-tra y Veli-trae, He-tri-culu-m, Lin-ter-nu-m, 
Cli-ter-nu-m, Fis-ter-nae, Min-ter -nae, Cla-ter-na, 
Am-i-tev-nu-m, Alfa-ter-nu-m, Clu-tur-nu-m behandelt 
werden. Der volskische stadtname Ece - 1 ra, y E%e-TQa ist 
nicht sicher zu erklären. Die grundform, an welche die 
vergleichungsendung tra trat, ist entweder der im oski- 
schen vorkommende pronominalstamm eko, verwandt mit 
griech. Lxe-7, ixd-Teyo-g, skr. eka (unus), so dafs also das 
auslautende e von Ece- aus o abgeschwächt ist. Dann 
würde Ece -tra in der bedeutung dem gr. &xe-7 am näch- 
sten kommen und die „dortige", „jenseitige" stadt bezeich- 
nen. Da die Stadt ganz im norden des Volskerlandes nach 
Ferentinum und dem Ilernikerlande zu lag und von dem 
übrigen Volskerlande durch den gebirgszug des M. Lepinus 
getrennt war, so würde eine solche bedeutung des namens 



über Steigerung- und vergleichungsendungen etc. 259 

passend erscheinen. Oder in dem Ece-, Ex*- ist eine ge- 
staltung der lateinischen präposition ec-s zu suchen, die 
osk. ee, eh, umbr. e, eh, ehe lautet. Da, wie Mommsen 
gezeigt, der volskische dialekt grofse ähnlichkeit mit dem 
umbrischen hat, so ist es natürlich in *Ex* - die umbrische 
gestaltung der präposition ehe zu finden, eine zerdehnung 
von e wie sehe-men-iar für se-men-iar (se-mes-tri-43), 
trahaf für traf (Aufr. I, 79). 'jE^c-rpa bedeutete hiernach 
so viel wie ex-tera „die auswärts gelegene", und auch diese 
benennung pafste gut für die läge der stadt. Im römischen 
munde, dem der gutturale hauchlaut fremd war, lautete 
dann der name Ece-tra. Da die zweite erklärung sachlich 
ebenso gut pafst wie die erste, und zu unserer kenntnifs 
von den italischen dialekten noch besser stimmt, so ziehe 
ich sie vor. Der name der umbrischen Stadt Os - tra scheint 
mir gebildet von der umbrischen präposition us, os, lat. os, 
die in Zusammensetzungen wie us-ten-tu, os-ten-du = 
lat.. os-tend-i-to erscheint. Dieses us, os steht für up-s, 
op-s und ist von up, op, lat. ob gebildet, wie ab-s von 
ab, wie su-s für sub-s von sub. Mit derselben präposition 
ist auch der samnitische Ortsnamen Us-cos-ium zusammen- 
gesetzt, dessen zweiter bestandtheil mit dem etrurischen 
stadtnamen Cosa und dem latinischen flufsnamen Cosa ver- 
wandt scheint. O-s-tra für Op-s -tra stimmt also in sei- 
ner bildung genau mit ex-tera für ec-s-tera, und da die 
umbrische präposition up, op der skr. upa(ad) entspricht, 
so heifst Ostra „die dabei oder nahe dran gelegene" wie 
Ecetra „die aufsen gelegene". So bedeutet Ant-ium von 
der präposition „ante" abgeleitet „die vorn gelegene". Prae- 
-n-este, wie unten gezeigt werden soll, von prae gebildet, 
„die hervorragendste". Es ist natürlich, dafs zu Ortsnamen 
eigenschaftswörter von räumlichen verhältnifswörtern gebil- 
det, verwandt werden. Der volskische stadtname Fe/-t~ 
- trae y ist gleichen Stammes mit dem namen der lukanischen 
stadt Vel-ia, des römischen Stadtviertels Vel-ia zwischen 
Tiber und Palatin, des etrurischen fleckens Vel-i-nae, wie 
mit dem namen des sees Vel-i-nu-s und des flusses Vel- 

17* 



260 Corssen 

-i-nu-8 im Sabinerlande. Die bedeutung dieser namen 
erkläre ich aus dem griech. &-og, das neben lat. Vel-ia 
sein anlautendes v oder vielleicht hv zum blofsen hauch- 
laute verflüchtigte wie griech. ianioa neben latein. vesper. 
Auf der bronze von Velletri (Mommsen s. 320.) dem be- 
deutendsten Sprachdenkmal des volskischen dialekts, lautet 
der name Vel-i-trae : Vel-es-tro-m, bedeutet aber wahr- 
scheinlich in dieser inschrift die bewohner der Stadt, und 
wird von Mommsen Veliternorum übersetzt. • Vel-es-tro-m 
setzt ein neutrales Substantiv vel-es für vel-us voraus, wie 
scel-es-tus, fun-es-tus ein scel-us, fiin-us, das also dem 
griech. %X-og so genau entspricht wie latein. gen-us dem 
griech. yhv-og. Da nun HX-og ursprünglich eine „bewach- 
sene niederung, ein brach" bedeutet, so bezeichnen alle oben 
genannten namen „orte der niederung". Für die läge von 
Velitrae am nordrande der pontinischen sümpfe pafst die 
benennung „ bruchstadt , niederungstadt " sehr gut. Das 
volskische Vel-es-tro-m bedeutet also „bewohner der nie- 
derung" und der name der bewohner scheint vom namen 
der stadt nur durch das geschlecht verschieden gewesen 
zu sein, so dafs im volskischen der stadtname etwa Vel- 
-es-tre für Vel-es-trae neben lat. Vel-i-trae lautete, wie 
volskisch deve lateinisch divae entspricht. Mag dem sein 
wie ihm wolle, jedenfalls ist das volskische Vel-es-tro-m 
von dem grundwort vel-us = griech. M~og, das lateinische 
Vel-i-trae vom grundwort Vel-ia mit weglassung des a 
gebildet. Die vergleichungsendung tero aber drückt in die- 
sen namen die räumliche angehörigkeit aus wie in palus- 
-tri-s, Nemes-tri-nu-s, wo sie ebenfalls an den stamm 
von Substantiven getreten ist, wie oben nachgewiesen. In 
dem namen der bruttischen stadt He-tri-culu-m ist an die 
vergleichungsendung tero, abgeschwächt zu tri, die verklei- 
nerungsendung culo getreten. Ich stelle diesen namen zu- 
nächst mit griech. e-rsQo-g, umbr. e-tru = alter zusam- 
men, die wie schon erwähnt, vom pronominalstamm i her- 
geleitet sind. In He-tri-culu-m wäre also das h unorga- 
nisch vorgetreten wie der hauchlaut in %-rsgo-g und wie 



Über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 261 

auch Hetruria, Hetruscus gesprochen wurde fiir Etruria, 
Etruscus. Nach dieser ableitung hiefse also He-tri-culu-m 
„anderstädtchen" oder „fremdstädtchen". In einer ganzen 
anzahl von italischen Ortsnamen ist dann die endung tero, 
abgestumpft zu ter weitergebildet durch die anfugung no 
wie in in-ter-nu-s, ex-ter-nu-s, hes-ter-nu-s, ae-ter- 
-nu-s u. a. So zuerst der campanische flufsname Lin-ter- 
-nu-$ oder Li-ter-nu-$. *Der so benannte flufs schleicht 
in der tiefebene von Campanien träge dahin und verpestet 
im sommer durch seine ausdünstungen die mit. Ich stelle 
daher den namen zunächst mit li-mu-s zusammen, das 
wie li-n-ea, li-no, griech. ki-fivfj von sanskritwurzel li 
(liquefacere, solvere) stammt (Pott etym. forsch. I, 208). 
Li-n-ter-nu-s ist also entweder vom grundwort li-mo ge- 
bildet, indem nach anfugung von tero das auslautende o 
wegfiel und das m sich dem folgenden t zu n anbequemte, 
oder von einer adjectivbildung li-no die in li-n-ea weiter 
gebildet ist und etwas „flüssig gemachtes, aufgelöstes" be- 
zeichnet. So ist auch li-firt] eine feminine participialbil- 
dung von würz, li und bezeichnet den sumpf oder teich 
als etwas „flüssig gemachtes*. Li-n-ter-nu-s heifst also 
„sumpfflufs" und der an demselben gelegene ort Lt-n'- ter- 
-nu-m oder Li-ter-nu-m „sumpfstadt", merkwürdig, weil 
dort der grollende Scipio seine letzten jähre verlebte. Der 
name der stadt Cli-ter-nu-m im Aequerlande und C7t-ter- 
-n'-ia im Frentanischen scheint desselben Stammes wie der 
flufsname Cli-tu-mnu-s in Umbrien, wie latein. cli-vu-s, 
griech. xfo-rv-g, latein. cli-no griech. xU-voo. Cli-vu-s 
für Cli-n-vu-s und xXi-tv-q für xfa-v-vv-g bezeichnen 
den bergabhang als „geneigten"; so steht Cli-tellae, saum- 
sattel fiir Cli-n-tellae, eigentlich „lehnsattel^ xfo-cia für 
xfo-v-ala, hütte als „ort zum anlehnen". So steht auch 
Cli-ter-nu-m, Cli-ter-n'-ia fiir Cli-u-ter-nu-m, Cli-n- 
-n-ter-nia und beide namen bedeuten städte „die am berg- 
abhange liegen". Cli-tu-mnu-s fiir Cli-n-tu-mnu-s, mit 
doppelter participialendung to und nmo, griech. pevo, skr. 
mana gebildet, bezeichnet einen „geneigten* d. h. „bergab 



3f| Oi«*« 

stürzenden ström*. Den städtenamen FU-ier-mae im Aequa 
lande leite ich her vom stamme fid .spalten**, von dei 
auch fi-ni-s für fid-ni-s die gränze als •spaltende* bc 
zeichnet: Fis-ter-nae tur Fid-ter-nae. wie fis-tn-la fil 
fid- tu -hu die flöte als -gespaltene* . oder wie palns-tri- 
fftr palud-tri-s. bezeichnet also einen .gränzort*. eine pae 
sende bezeichnunsr. da der ort in der nähe des heutige 
dorfes Marano. unweit der quellen des Aternus lag, wo da 
gebiet dreier Völkerschaften, der Sabinen Aequer und Vesti 
ner zusammenstiels (Mannert geogr. v. ItaL I, 507). Aehfl 
lieh heilst ein ort in Etrurien Ad fines und ebenso ein an 
derer in Gallia Cisalpina. Auch in Cor-fin-iu-m liegt eil 
ähnlicher sinn. In dem ersten bestandtheil dieser zusam 
mensetzung finde ich das latein. cor-t- (cor-s, cort-ina 
cort-ex) das überhaupt etwas •umfriedigtes* bedeutet unc 
mir auch in dem namen der ursprunglieh umbrischen stad 
Cort-ona enthalten zu sein scheint. In dem t von cor-t- 
mag dies nun aus co-hor-t zusammengezogen sein odei 
nicht, sehe ich den rest der participialendung to ebensc 
wie in dem t von den stammen par-t-, theil als „bereite 
ter% ar-t-, kunst als „gefugte-, for-t-, zufall als ^getra- 
gener, gebrachter". In Cor-fin-iu-in ist das t von cor-i 
zwischen zwei consonanten ausgestofsen, wie in par(t)s unc 
nach dem oben gesagten in por-ro für por-tro. Cor-fin- 
-iu-m bezeichnet also „umfriedigter grenzort* wie Septi 
-raont-iu-m „umfriedigte berggegend^, da Rom in den er 
8ten Jahrhunderten sicher nicht aus sieben bergen bestand 
Beide namen sind Zusammensetzungen wie cav-aed-iu-m 
pleni- hin -iu-m, veri-verb-iu-m, so dajfe der erste thei 
derselben eine eigenschaftsbestimmung des zweiten enthält 
Die bedeutung „umfriedigter grenzort" pafst für Corfiniun 
gut, da es an der hauptbiegung des Aternus lag, wo da* 
gebiet der Peligner, Marruciner und Vestiner zusammenstiels 
In Min-ter-nae sehe ich den stamm von min-or, min-i-mu-s 
und die bedeutung „kleinstadt". Die form Min-tur-nae stehl 
neben Min-ter-nae wie di-ur-nu-s neben ho-di-er-nu-s 
oder wie osk. pü-türü-s-pid neben lat. u-ter-que. Den namen 



über steigeruDgs- und vergleichungsendungen etc. 263 

der stadt Cla-ter-na in Gallia Cisalpina auf einen itali- 
schen wortstamm zurückzuführen, halte ich mich daher be- 
rechtigt, weil einst Umbrer und Tusker in der Poebene 
herrschten und städte gründeten, die alle späteren einwan- 
derungen überdauerten. Ich halte den namen für gleichen 
Ursprungs mit cla-ru-s, cla-mor, also auch mit cala-re, 
Cale-ndae, so dafs derselbe also „berühmte" stadt bezeich- 
net. Der sabinische stadtnamen Am-i-ter-nu-m scheint 
gleichen Stammes zu sein mit dem umbrischen stadtnamen 
Am-eria, Am-er'-inu-m und dem lateinischen flufsnamen 
Am-as-enu-s (vergl. am-asiu-s) und mit am-a-re von 
sanskritwurz. kam (cupere, amare). Das i von Ain-i-ter- 
-nu-m fasse ich dann als abschwächung von a; doch könnte 
es auch bindevokal sein wie in am'-i-cu-s. Am-i-ter- 
-nu-m heifst also „liebliche stadt", eine passende bezeich- 
nung für den ort, da Abeken (Mittelitalien s. 86) die ufer 
des Aternus, da wo die trümmer von Amiternum liegen, 
aus eigener anschauung „lieblich" nennt. Dafs Amiternum 
vom Aternus benannt sei, weifs ich lautlich nicht zu recht- 
fertigen, glaube also, dafs Varro bei seiner ableitung (L. 
L. V, 28) wie gewöhnlich nur dem ähnlichen klänge der 
Wörter folgte. Hierher gehört auch der zuname der stadt 
Nuceria: Alfaterna. Oskisch lautet derselbe Alaf-a-ter-na 
mit dem im oskischen gewöhnlichen einschub des folgenden 
vokals zwischen die beiden vorhergehenden consonanten wie 
in sakara-klu-m für sakra -klu-m u. a. Alaf-a-ter-na, 
Alf-a-ter-na ist vom osk. alfu, umbr. alfu, sabinisch alpu 
(Fest. 4) gebildet und das osk. alfu steht neben lat. albo 
wie Saf-ini-m auf münzen der Italiker (Mommsen 8. 201) 
neben lat. Sab-inu-m. Das a vor der vergleichungsendung 
tero vergleiche ich mit dem a in den tusculanischen foJge- 
zahlwörtern Quinqu'-a-tru-s, Sex-a-tru-s, Sept-im'-a- 
-trus, halte es also für einen bindevokal wie in proeli'-a- 
-ri-s, fluvi'-a-li-s, Sacr'-a-nu-s, Camp'-a-nu-s, vor dem 
auslautendes o des Stammes wegfiel. Ein feminines a vor 
ter wüfste ich in Alfaterna wenigstens nicht zu erklären. 
Dafs Nu-c-eria, osk. Nuv-k-r-inu-m „Neustadt" bedeu- 



264 Corasen 

tet, hat bereits Mommsen (s. 283) gesehen, Nuceria A1&- 
terna heifst also „Weifs- Neustadt", wie Alba longa „Lan- 
gcn-Weilsenburg* Alba Fucentia „Weifsenburg am Fucmer 
8ee tf Alb-ingaunum „Ingaunisch Weifsenburg", Alb-interne- 
lium „ Intenielisch Weifsenburg", beide von ligurischen 
volksstämmen benannt. Der samnitische stadtname Ck- 
-tur-nu-m scheint von demselben stamme gebildet wie 
Chi -via in Samnium, Clu-ana in Picenum. Es liegt wohl 
des sinnes wegen näher diese namen mit clu-ere, du-», 
in-clu-tu-s von sanskritwurz. $ru (audire) herzuleiten, ak 
von clu-ere = purgare, wovon Clu-ilia, clo-aca u. a. hernt- 
leiten ist. Ist dem so dann bezeichnen jene namen die 
Städte als „berühmte". Die vergleichungsendung zeigt in 
dem namen Clu- tur-nu-m die gestalt tur statt ter wie im 
lateinischen diu-tur-nu-$ für diu-ter-nu-s, indem wie es 
scheint der vokal dieser endung sich dem vorangehenden 
u assimilirte. Im oskischen dialekte, zu dessen gebiet doch 
der in rede stehende stadtname gehört, fand diese assimila- 
tion noch leichter statt, da die vergleichungsendung in dem- 
selben sich in der gestalt toro zeigt z. b. in pü-türü-s-pid 
= po-toro-s-pid. 



Die lateinische vergleichungsendung ior, ins skr. ijafl 
ijäns bildet vorwiegend aus vorhandenen adjeetiven abgelei- 
tete, die bezeichnen, dafs einem wesen im vergleich zu 
einem andern eine eigenschaft besonders zukommt, das 
heifst: sie bildet den sogenannten regelmäfsigen comparativ. 
Der satz: „arbor est altior quam flos" heilst also eigent- 
lich: der bäum ist hoch, was anbetrifft die blume, oder in 
wie fern die blume in betracht kommt, und „arbor est al- 
tior flore" heilst: der bäum ist hoch vermittelst der blume; 
durch die anschauung der blume gelange ich zur Wahrneh- 
mung der höhe als hervorstechender eigenschaft des bau- 
mes. Derselbe bäum ist nicht hoch neben einem thurm 
gesehen, weil alle eigenschaften der dinge für uns nur da 
sind, insofern sie von uns wahrgenommen werden. 



über steigerungs - und vergleichungsendungen etc. 265 

Es finden sich jedoch auch fälle im lateinischen, wo 
die vergleichungsendung ius von räumlichen verhältnifswör- 
tern oder präpositionen eigenschaftswörter bildet, die aus- 
drücken, dafs einem wesen im vergleich mit einem anderen 
ein ort oder eine richtung im räume besonders zukommt. 
Eine solche bildung ist prod-ius Non. p. 33 (ed. Gerl.): 
Prodius dictum interius, longius a prodeundo, quasi porro 
eundo. Varro virgula divina: primum venit in urbem atque 
intra muros; deinde accedit prodius atque introit domum, 
id est intra privatos muros. Die erklärung des römischen 
grammatikers ist wie gewöhnlich nur eine ungefähre be- 
stimmung des sinnes, den das wort nach dem Zusammen- 
hang der Varronischen stelle etwa haben konnte. In prod- 
-ius ist prod die alte vollständige form für pro, und zwar 
ein männlicher ablativ von derselben grundform, von der 
prae für pra-i ein locativ des femininum ist. Diese grund- 
form ist, wie bereits von anderen nachgewiesen, im skr. 
para = alius zu suchen, aus dem skr. pra „vor* und mit 
ausstofsung des ersten a und abschwächung des zweiten zu 
o die lateinische grundform pro wird, deren femininum pra 
ist, wie von bono- fem. bona- (Bopp vergl. gramm. 1478, 
Pott etym. forsch. II, 175). An den männlichen ablativ 
prod ist also die vergleichungsendung ius getreten, und 
prod-ius bezeichnet somit „weiter vor". Ebenso ist von 
dem zusammengesetzten raumwort pro-pe pro -p'- ius und, 
wie weiter unten erhellen wird, von dem locativ pra-e für 
pra-i, prius fiir pri-ius gebildet, dessen bedeutung vom 
räume auf die zeit übertragen ist. Von dem locativen 
adverbium tempori oder temperi ist ebenso- der compara- 
tiv tempor'-ius oder temper 9 - ius gebildet. 

Lehrreich ist es nun zu verfolgen, wie die steigerungs- 
endung ius in verschiedenen bildungen stufenweis immer 
mehr zusammenschrumpft, so dafs endlich kaum noch eine 
spur derselben übrig bleibt. Die verschiedenen verkrüppel- 
ten gestaltungen derselben sollen nun der reihe nach in be- 
tracht gezogen werden. 

Die endung ior, ius schrumpft zunächst mit abfall des 



*266 Cowrtn 

i zu or, h$ zusammen. So in pri-ms, wie schon erwähnt, 
und in min-nt, von dessen grundform xnino sich noch der 
weiblich? accusativ min -am findet bei Festus (p. 122 ci 
U. Müll.;: Minam Aelius vocitatam ait mammam attenm 
lacte deticienti.ni. quasi minorem factam. Anch die namen 
Min'-iu-s und Min-atiu-s sind wohl abgeleitete adjectJvi 
von der grundform uiino: Min-a-t'-iu-s setzt eine parth 
cipiale bildung Min-a-to von einem vorauszusetzenden ver- 
bum min-a-re voraus, die durch die *nftigp IT1 g £ weiter 
gebildet ist« gerade so wie Min-u-t ? -iu-s vom particip 
min-u-to des verbum min-u-ere gebildet ist. In quo-mi- 
nus schlägt der begriff der gesteigerten kleinheit von minus 
in den begriff des nichts über, so dals es für quo ne steht 
wie minus bene für non bene. Ebenso ist das i der endong 
ius ausgefallen in plo-us (Sc. de Bacc.) wofür später pb» 
geschrieben ward wie jus für jous, nundhium für noundi- 
num, lumen für loumen u. a. (vgl. Ritschi Monumenta Epi- 
graphica tria p. 33 sq.) und in pri-m'-or-es für pri-m'- 
-ior-es, wo erst die vergleichungsendung mo an die prä- 
position trat, dann das so gebildete adjectivum durch ior 
gesteigert wurde. Dals auch sec-us nicht ein neutrales 
Substantiv, sondern eine comparativbilduug ist, dafür spre- 
chen Verbindungen wie: modico secus, paullo secus, non 
uiulto secus. Dals sec-us wie sec-undu-s von sequ-i her- 
zuleiten, schlielse ich aus der Verbindung von sec-us mit 
dem accusativ, wo es auch den sinn von sec-undu-s hat, 
z. b. nascitur secus fluvios (Plin. h. n. XXIII, 15) secus 
viam stare (Quint. VIII, 2, 20). Aus dem begriff „folgend* 
in sec-us entwickelt sich die bedeutung „zurückstehend, 
abweichend"* , und wie secundus für alter steht secus fftr 
aliter imd aliud. In sec-i-us ist daher nur eine auffrischung 
der ursprünglichen comparativform zu sehen; die lange des 
e in sec-ius neben se-cus ist ebenso unorganisch wie suspi- 
cio neben suspicor, connübium neben connübium steht, in- 
dem wahrscheinlich das i nach dem consonanten wie j ge- 
sprochen wurde imd so positionslangc des vorhergehenden 
vokals bewirkt ward. Aehnlich wie in quo -minus ist in 



über steigerungs - und vergleichungsendiragen etc. 267 

quo secius die bedeutung „anders" von secius in die be- 
deutung des nichts umgeschlagen. Uebrigens spricht die 
Schreibart sequ-ius für die richtigkeit der vorstehenden ab- 
leitung. Dafs auch ten-us und proten-us comparativbil- 
dungen, nicht neutrale substantiva sind, schliefse ich aus 
der bei älteren dichtem vorkommenden form pro-tena-m 
oder pro-tina-m, ein adverbial gebrauchter weiblicher ac- 
cusativ eines adjectivstammes pro-teno oder pro-tino wie 
cla-m, cora-m, pala-m (vgl. Non. 256. Varro L. L. VII, 
107). Wie pro-tin* -u$ comparativ von pro-tino, so ist 
ten-us comparativ eines vorhanden gewesenen einfachen ad- 
jectivs ten-o. Aus der ursprünglichen bedeutung von ten- 
-ere „ausstrecken", (verglichen mit griech. reivo), ravvcD 
von sanskritwurzel tan) erhält per-tin-ere die bedeutung 
„sich bis hin erstrecken". So heifst pro-tina-m „vorwärts 
reichend", pro-tin' us „weiter vorwärts reichend" , ten'-us 
also „weiter reichend", und indem der sinn der Steigerung 
sich verdunkelte, überhaupt „ausgedehnt, sich erstreckend". 
In dem ablativ bei ten-us scheint eine locative bedeutung 
zu liegen, so dafs ea- ten-us bedeutet: „dort erstreckt", 
Tauro ten-us „am Taurus erstreckt". Wenn es bei Festus 
(p. 367) heifst: tenus significat finem, so widerspricht das 
nicht der hier gegebenen erklärung, sondern heilst nur : te- 
nus ist eine präposition, durch welche man die grenze bis 
wohin bezeichnet. Die steigerungsendung ius, us wird mehr- 
fach durch neue anfugungen weiter gebildet. So tritt nicht 
selten die verkleinerungsendung an dieselbe, um die be- 
griffssteigerung eines eigenschaftswortes wieder zu beschrän- 
ken, in bildungen wie grand-ius-culu-$, min-us-culu-s, 
dur-ius-culu-s, ma-jus-culu-s, plus-culu-s, meUius-culu-s. 
Diese bildungen haben wegen des folgenden harten lautes 
c die form ius auch für die männliche form gewahrt; dafs 
diese im altlateinischen ios lautete, zeigt die alte form meU 
-ios-em für mel-ior-em (Varro L. L. VII, 27). Traten 
hingegen vokalisch anlautende anfugungen an diese steige- 
rungsendung, so mufste das s, wie regelmäfsig zwischen 
zwei vokalen zu r sinken, z. b. plur-ali-s, mel<-ior-are, 



2ftA «..ir»»-n 

min-or-ar*. mel-ior-<*sco, major- hm-». Ene lamEif 
v-rinUaflimg. weshalb im mapcnlinnm ami tfemminnm dff 
nominativ ior, im neutraxn in* mit wahruntz des * Iaosete. 
weil* ich nicht anzuheben. Vielleicht schwankte <& «pa- 
•■he ^inf: zeit lang zwischen § and r in diesen biLdnafffl. 
wie honoM neben honor. arbos aeben arbor a. a» noen fefe 
in ziemlich *päte Zeiten hinabreichen: dann ward se nkr 
ihre* vortheil.-* gewahr und «chof ach eine antegsdn ■kmi", 
der sreachlechter in der compamivendaxisr,. indem sie ins fir 
da* nentrum bewahrte, sonst ior eintreten fieJäw So ist ia 
griechischen der männliche und weibliche nommariV im 
durch vokallange von dem sächlichen u>w verschieden, nie 
im aanakrit die .starke form ijäns neben der schwachen gas 
sf: hu I>ie lateinische endung tos, hts, ior ist durchweg 
ans der starken form der äanskritendong erwachsen, wie 
die länge de» vokals in den casus obliquia zeigt, die mir 
im nominativ der zerstörenden einwirkung des auslautenden 
con*onantcn gewichen ist. 

Ka i*t ein beispiel aus der älteren latein. spräche aufbe- 
wahrt, dafs an die gestalt der comparativendnng us eine 2te 
stcigcrungscridung to getreten iöt, bei Festus (p. ^Q)i fidosta 
a fide dcnominata. ea quae maximae fidei erant. Vergleicht 
man hiermit die glosse (p. -11): „confoedusti , foedere con- 
juridi", ho wird man sich überzeugen, dais fid-us-ta nicht 
von f'ocdu» abgeleitet ist, da das einfache wort nicht den 
doppcllaut oe zu i abschwächen würde, während das zu- 
sammengesetzte confoedusti denselben wahrt. Man verglei- 
che coelurn und super - cilium, coonum und in-quinare. Die 
wortc maximae fidei in der erklärung von fid-us-ta be- 
zeichnen dasselbe ata einen Superlativ mit der bedeutung 
„am treusten, zuverlässigsten"; und zwar ist dieser gebil- 
det von dem adjeetivum fidus durch die steigerongsendun- 
gi-n ins 4- to. Wollte man ein neutrales substantivum fid- 
-us voraussetzen, so hätte das maximae in der erklärung 
des grammatikers keinen sinn. Dieser zusammengesetzten su- 
perlativbildung us-ta entspricht im sanskrit die Superlativ- 
bildung ish-tha, aus der comparativendung ijas mit anfu- 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 269 

gung einer zweiten steigerungsendung ta gebildet. Im go- 
thischen lautet dieselbe Superlativendung ist' -8 oder ost'-s 
z. b. hauh - ist' - s, smal - ist' - s neben arm - ost' - s, lasi v-ost'-s, 
von denen die form ost'-s der lateinischen usto am näch- 
sten steht, die sich aus fid-usta ergab. Man könnte auch 
ang-us-tu-s für eine eben solche Superlativbildung halten 
von einem adjectivum angu-s, das man aus angi-pprtus 
und angu-lu-s vorauszusetzen berechtigt wäre; doch kann 
ang-us-tu-s auch eine bildung wie rob-us-tu-s, on-us- 
-tu-s sein von einem neutralen substantivum an-gus, und 
da von einer Superlativbedeutung bei ang-us-tu-s sich im 
gebrauche keine spur mehr zeigt, so dürfte die letztere er- 
klärung vorzuziehen sein. Ebenso ist ungusta fustis uncus 
(Fest. p. 377) wohl nicht eine Superlativbildung, sondern 
setzt ein neutrales substantivum ung-us „krümmung" vor- 
aus, und bedeutet also „mit krümmung begabt". Dafs es 
indessen auch ein adjectivum ung-u-s für unc-u-s gab, 
ergiebt sich aus ungu-lu-s (Fest. p. 375), das im oskischen 
und altlateinischen „fingerring" bedeutet. 

Auch aug-its-tU'S ist hier in betracht zu ziehen, über 
dessen ableitung in alter und neuer zeit viel hin und her 
geredet ist. Die erklärungen der alten sind zu finden Fest. 
p. 1 : Augustus locus sanctus ab avium gestu , id est quia 
ab avibus significatus est, sie dictus, sive ab avium gustatu, 
quia aves pastae id ratum fecerint; und Sueton. Oct. 7: 
quod loca quoque religiosa et in quibus angurato quid con- 
secratur, augusta dicantur, ab auetu, vel ab avium gestu 
gustuve, sicut etiam Ennius docet scribens : Augusto augu- 
rio postquam incluta condita Roma est. Das brauchbarste 
an diesen erklärungen ist die sprachliche thatsache, dafs 
aug-us-tu-s so viel wie sanctus, religiosus bedeutet und 
besonders von heiligen orten gesagt wird. Pott (etym. 
forsch. I, 270. II, 545) findet in dem gus von aug-us-tu-s 
wie in dem gur von aug-ur das altdeutsche kius-an und 
deutet augur „vogelkieser, avium elector", hingegen augustus 
„avibus electus, von den vögeln erkieset". Gegen diese er- 
klärung spricht, dafs der sinn von gus-tare im lateinischen 



270 Coissen 

von der bedeutung des deutschen kius-an sehr weit abliegt 
Aber auch davon abgesehen ist nach derselben in augur 
der priester der kiesende, in augustus der vogel, in augur 
ist avis der gegenständ der handlung, also au als objeetsac- 
cusativ zu fassen, in augustus hingegen ist avis das wesen, 
von dem die handlung ausgeht, also au als ablativ zu fas- 
sen. Ueberdies wird ein wählen mit prüfendem bewuistsein, 
das doch in kius-an liegt, den vögeln nach römischer augu- 
rallehre nirgends beigelegt. Man wird also zur erklärung 
von augur, augustus auf den stamm von augere zurückge- 
hen müssen. Der Zusammenhang bei Arnobius adv. gent. 
VII, 24 (ed. Orelli) zeigt, dafs in den worten : „non mag- 
menta, non augmina" arten von opfern bezeichnet werden. 
Man vergleiche hierzu die stellen Fest. p. 126: Magmentum, 
magis augmentatum, und Serv. Virg. Aen. IX, 641 : Macte, 
magis auete affeetatae gloriae. Et est sermo tractus a sa- 
cris. Quotiens enim aut tus aut vinum super victimam firo- 
debatur, dicebant: mactus est taurus vino vel ture, hoc est: 
cumulata est hostia et magis aueta. Nach diesen erklärun- 
gen heifst ein mit wein und Weihrauch „gemehrtes" oder 
reicher ausgestattetes und somit geweihtes opferthier mac- 
-tu-s, ein „gemehrtes" oder reich ausgestattetes opfer mag- 
-men-tum. Der anruf an die gottheit mac-tu-s esto heüst 
eigentlich „sei gemehrt", „reichlich beschenkt", dann über- 
haupt „sei angebetet"; von mac-tu-s ist das causale ver- 
bum mac-ta-re gebildet, das wieder die besondere bedeu- 
tung „schlachten" erhalten konnte, weil das schlachten des 
opferthiers ein haupttheil der opferhandlung war. Aug-men 
heilst eigentlich „das gemehrte" wie se-men „das gesäte*, 
ag-men „das geführte", stimmt also mit mag-men-tum, 
einer Weiterbildung von mag-men wie mo-men-tum von 
mo-men,. regimen-tum von regi-men, in der bedeutung ge- 
nau überein. Aug-men wie mag-men-tum bezeichnet also 
eine reichliche und feierliche gespendete opfergabe. So 
heifst aug-ur eigentlich „mehrer" dann Spender des aug- 
men, opferspender wie sacer-dos. Die endung ur von aug- 
ur ist im lateinischen aus us entstanden und aug-us heust 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 271 

der „mehrende" wie le-pus von sanskritwurz. langh (tran- 
silire), der hase als „springender", (Pott etymol. forsch. I, 
233) Ven-us von würz, van „die verlangende, begehrliche" 
Cer-es für Cer-us (vergl. Cer-us-e-s im Carmen Saliare) 
„die schaffende", wie cer-us soviel wie creator (Fest. v. 
Matrem Matutam p. 122), von sanskritwurz. kr, kar (facere). 
Aug-ur steht zu aug-us in aug-us-tus in demselben ver- 
hältnifs wie rob-ur zu rob-us, das sich sowohl selbststän- 
dig als in rob-us-tus erhalten hat. Adjectiva, die von 
neutralen Substantiven mittelst der endung to abgeleitet sind 
wie ro-bus-tu-s, on-us-tu-s, con-foed-us-tu-s, jus-tu-a 
u. a. sprechen dem wesen, von dem sie ausgesagt werden, 
die begabung mit dem sachlichen begriff des substantivums 
zu, von dem sie abgeleitet sind. Hiernach hiejfee aug-us- 
-tu-s „mit dem augurn begabt", insofern keine passende 
bedeutung, als der augur nicht ein sachlicher begriff, son- 
dern die handelnde person ist. Indefs wie in venus-tu-s 
der persönliche begriff des Wortes ven-us „die verlangende" 
in den sächlichen „anmuth" überging, so konnte in aug-us- 
-tu-s der persönliche begriff „mehrer", der den weiheprie- 
ster bezeichnet, in den sachlichen „mehrung" umschlagen, 
und aus dem sinn „mit mehrung begabt" entwickelte sich 
die bedeutung „mit weihung oder heiligung begabt" wie 
aug-men, das gemehrte, die heilige gäbe bezeichnet. In 
der priestersprache wurden besonders von priesterhand ge- 
weihte orte augusta genannt. Ovid. Fast. I, 609: Sancta 
vocant augusta patres, augusta vocantur templa sacerdotum 
rite sacrata manu, was auch für die ableitung des adjecti- 
vum aug-us-tu-s von aug-ur für aug-us spricht. War 
ja doch das hauptsächlichste amtsgeschäft des augurn die 
genaue und kunstgerechte mit bestimmten formein auszu- 
sprechende abgrenzung und eintheilung des geweihten be- 
zirkes, in welchem die Vogelschau oder sonst eine heilige 
handlung vorgenommen werden sollte. Aug-ur-iu-m be- 
deutet daher jede amtliche handlung des augurn, auspicium, 
Vogelschau, kann der augur handwerksmäßig, aber auch 
jeder andere nach belieben anstellen. Doch da die vogel- 



272 Corssen 

schau ein oft geübtes geschäft des augurn war, so sagte 
man augurium, wo man das besondere geschäft des auspi- 
cium meinte. Einen beleg dafür dafs aug-ur und aug-us- 
-tus wirklich von aug- in augere herzuleiten ist, entnehme 
ich aus dem umbrischen. In den Opfervorschriften der igu- 
vinischen tafeln wird ein priester uh-tur genannt, dem 
das geschäft obliegt, zu erklären, dafs ein zu opferndes 
thier sacris sei, d. h. die erforderlichen eigenschaften zu 
einer hostia besitzt (Aufrecht und Kirchhoff umbrische 
Sprachdenkmäler II, 368); uh-tur ist dasselbe wort wie 
lateinisch auc-tor, daher auch desselben Stammes wie 
aug-ur. Wie der umbrische uh-tur die hostia, so weiht 
der römische aug-ur das templum. Nach so vielen worten 
stellt sich also das ergebnifs heraus, dafs augustus nicht 
eine Superlativbildung wie fidustus ist, also eigentlich nicht 
in diese abhandlung gehört. Aber wer die spreu von den 
körnern sondern will, mufs auch die spreu genau ansehen. 
Zu den Wortbildungen, in denen die comparativendung 
ius zu us abgeschwächt und durch eine neue anfugung wei- 
ter gebildet ist, rechne ich auch den namen E-tr'-us-cu-s 
und E-tr'-ur-ia. Vergleicht man die lateinische form 
E-tr'-us-cu-s mit der altumbrischen Tur-s-ku-m, so er- 
giebt sich, dafs in der letzteren das r hinter den vokal u 
zurückgedrängt ist wie in latein. terr-eo für ters-eo neben 
sanskritwurz. tras (zittern) (Bopp vergl. gramm. s. 1029), 
wie in lat. torr-eo für tors-eo, goth. thairs-an, griech. 
raya-o-g neben sanskritwurz. trsh (dürsten). Das anlau- 
tende e der lateinischen form wird später in erwägung kom- 
men. Die latein. form T-us-cu-s und die neuumbrische 
T-us-co-m haben das r vor s verschliffen wie tos-tu-m 
für tors-tu-m, pro-sa für pro-r-sa statt pro- vor -sa, su- 
-su-m für su-r-su-ra, ad-vo-se-m für ad-vor-su-m, wie 
umbr. tus-e-tu, ein particip passivi neben dem gleichbe- 
deutenden älteren turs-i-tu, wie der name der umbrischen 
göttin Tus-e neben der älteren form Turs-a, Turs-e. Bei 
erklärung der formen E-tr-us-cu-s, Tur-s-ku-m, T-us- 
-cu-s, T-us-co-m hat man von der vollständigsten form 



über steigerungs - und vergleichungsendungen etc. 273 

E-tr-us-cu-s auszugehn. Schon oben ist das umbrische 
pronominaladjectivum e-tru (e-tre, e-tre-s, e-tra-m, e-tra-f) 
erwähnt worden, das nach Aufrecht (I, s. 130) aus dem pro- 
nominalstainm i mittelst der comparativendung urabr. tro, 
osk. toro, latein. tero, skr. tara gebildet ist wie das latein. 
i-teru-in, skr. i-tara. Die bedeutung al-ter ist für e-tru 
durch den Zusammenhang der stellen auf den iguvinischen 
tafeln vollständig gesichert. Aus dem grundwort e-tru ist 
nun der name E-tr-us-cu-s durch zwei neue anfügungen 
gebildet. Dafs auch das umbrische die steigerungsendung 
ius, skr. ijas besafs, zeigt das umbr. me-s-tru das äem 
lat. mag-is-tru entspricht. Wie im lateinischen mag-is 
schrumpfte nämlich jene endung zu is zusammen und nach 
ausfall des gutturalen, den auch das osk. ma-is und ma- 
-i-ma-s (magis, maximae) zeigt, verschmolzen die vokale 
ai zu e, so dafs aus ma-is-tru me-s-tru ward. Denkt 
man sich also an das grundwort e-tru die endung ius ge- 
treten, die im vergleich zum sanskrit ijas dem umbrischen 
ganz angemessen ist, das in zahlreichen fallen ursprüngli- 
ches a zu u sinken läfst, so entsteht die comparativbildung 
e-tru-ius und mit ausstofsung des i zwischen den beiden voka- 
len e-tru-us, wie im lateinischen aus plo-ius plo-us geworden 
ist. E-tru-us ward aber in e-trüs zusammengezogen, wie 
umbr. Ju-pater aus Juu-pater für Juv-pater entstanden ist, 
da der erste theil dieser Zusammensetzung einfach Juv-e lau- 
tet. So ist latein. plo-us zu plus Joupiter für Jov-piter 
zu Ju-piter verschmolzen. Es ist somit klar, dafs das mit 
doppelter comparativendung gebildete e-tr-us sich zu e-tru 
verhält, wie latein. ci-ter-ius zu ci-ter, wie ex-ter-ius zu 
ex-ter-i, wie in-ter-ius zu in-ter, in-tra, nur dafs die 
lateinischen bildungen ihre steigerungsendungen reiner und 
vollständiger bewahrten wie die umbrische. Indem nun die 
endung co an e-tr-us trat, entstand der völkername E - tr- 
-us-cu-8, von der umbrischen comparativform e-tr-us ge- 
bildet wie der lateinische volksnamen Pri-s-ci von der 
comparativform pri-us. Mit der endung co sind die um- 
brischen namen von volksstämmen gebildet : Nahar-ku-m 
in. 4 u. 5. 18 



274 Corssen 

vom ombrischen Süsse Nar und Japuz-kn-m, und auch 
sonst italische volksnamen wie Os-cn-s, Vols-cu-s, Falia- 
cu-8 u. a. Der landname E-tr-ur-ia ist von e-tr-us mit- 
telst der anfugung ia abgeleitet und stellt neben E-tr-us- 
-cu-s wie der stadtname Fal-er-ia neben Fal-is-cu-8, 
das heilst nach der gewöhnlichen abschw&chung des 8 zwi- 
schen zwei vokalen zu r ist aus E-tr-us-ia E-tr-ur-ia, 
ans Fal-is-ia Fal-er-ia geworden (▼ergl. fec-e-rim ftor 
fec-i-sim). Man könnte versucht sein E-tr-us-ia für E-tr- 
-ns-ia unmittelbar von E-tru mittelst einer anfugung sia 
abzuleiten; allein die vergleichung italischer ländernamen 
wie Umbr-ia. Campan-ia* Apul-ia, Messap-ia, Lracan-ia, 
Calabr-ia und eine grolse zahl ebenso gebildeter aufserita- 
lischer ländernamen zeigt, dafs man auch in Etrnria die 
endung ia als bezeichnung des landes anzusehen hat. Jetzt 
bleibt noch der abfall des anlautenden e in der lateinischen 
form T-us-cu-s wie in den umbrischen Tur-s-ku-m, 
T-us-co-m zu rechtfertigen. Die einzahl skr. e-ka, wo- 
von griech. i-xa-rego-g, weist Bopp (vergl. gr. 8.431) 
nach in lat. c-ocl-e-s „einäugig", das also aus eca-ocol- 
-e-8 verstümmelt ist, indem von eka das anlautende e ab- 
fiel und das a vor dem vokalischen anlaut von ocul-e-s 
schwand. Hier also ist ein pronominales e im anlaut ab- 
gefallen wie in Tuscus für Truscus neben Etruscus. Dafs 
das lateinische nicht dazu neigt ein e irgend welcher art 
vorzuschlagen, zeigt lat. re-mu-s neben gr. £ - per - ^uo - e, 
lat. ta-nto neben umbrisch e-ta-ntu, oskisch e-ta-nto, also 
kann Etruscus nicht aus Truscus entstanden sein. Daher 
lautet auch der landesname niemals Truria sondern nnr 
Etruria. Es kann hiernach nicht zweifelhaft sein, dafs auch 
von den umbrischen formen Turskum, Tuscom das anlau- 
tende e abfiel. Wer dies deshalb in abrede stellen wollte 
weil die umbrischen Sprachdenkmäler zufallig kein sicheres 
bei spiel von abfall eines anlautenden e aufbewahrt haben, 
der mufs lateinisch Tuscum und umbrisch Tuscom für ver- 
schiedene Wortbildungen ausgeben und vergleichende Schlüsse 
von formen eines italischen dialektes auf Sprachbildungen 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 275 

des anderen überhaupt für unstatthaft erklären. Auch sonst 
leidet umbrisches e unter denselben einflüssen wie das la- 
teinische und ist zum ausfall zwischen consonanten noch 
geneigter als dieses (Aufr. u. Kirchh. I, 67). Man könnte 
darauf kommen in -dem e von Etruscus die umbrische prä- 
position eh, ehe, e, lat. ex zu finden, aber von einem um- 
brischen eh-tru oder 6-tru wissen wir nichts, das dem 
latein. ex-tero entspräche, und überdies wäre der abfall der 
präposition gar nicht zu rechtfertigen, am allerwenigsten 
aber die kürzung dieses 6 in E-truscus durch ein beispiel 
zu belegen. Lautlich wäre also die hier gegebene ableitung 
des namens gerechtfertigt; es fragt sich nun, was er bedeu- 
tet. Wie ex-ter-ior „mehr aufsen seiend " heifst e-tr-us 
„mehr anders seiend", E-tr-ur-ia für E-tr-us-ia heifst 
also ein „mehr anderes land", das heifst „fremdland", wie 
ahd. ali-lanti „ander land, fremde" und E-tr-us-cu-s 
heifst „fremdling" ähnlich wie ahd. ali-lanti „der fremde" 
(vgl. Graff ahd. sprachsch. II, 236. 237). Da nun umbr. 
e-tru, skr. i-tara, latein. i-ter-um dem griech. %-tzqo-q 
entspricht, so ist in der ableitung bei Servius (Virg. Aen. 
XI, 598) : Etruria — quasi Itbqovquc der erste bestandtheil 
des wortes unbewufst richtig errathen. Nun bleibt endlich 
noch die sachliche rechtfertigung übrig, dafs die benennung 
Etruria „fremdland" und Etrusci „fremdlinge" für das land 
und das volk pafst. Ohne hier das unerquickliche gerede 
über Etrusker, Tyrrhener und Pelasger wieder aufrühren zu 
wollen, so steht so viel fest. Einst herrschten Umbrer zu 
beiden Seiten des Apennin, von einem meere bis zum an- 
deren, vom Rubicon bis zur Reatina, bis sie durch den 
stofs der erobernden Etrusker aus den thälern des Arnus 
und Umbro nach osten über den Apennin zurückgedrängt 
wurden. Den Umbrern waren die Etrusker fremde drän- 
ger, daher nannten sie dieselben Etrusci „fremdlinge". Das 
erobernde volk nannte sich selbst 'Paaivai (Dion. Halic. I, 
30 nach vollkommen verbürgter lesart). Der umbrische 
name Etruria und Etrusci ward dann auch der römische 
und der allgemein gültige für das land und volk. 

18* 



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MS Qfli 



über steigerungs - und vergleichungsendungen etc. 277 

ov derselben auf eine ältere form Tra-s-u-m'-enu-s mit dem 
bindevokal u für i schliefsen, die sich zu Tra-s-i-m'-enu-s 
verhielte wie lacr-u-ma zu lacr-i-ma, max-u-mu-s zu 
max-i-mu-s, pos-tumu-s zu in-timu-s. Hiernach wage 
ich es auch, die unweit des trasimenischen sees gelegene 
stadt Per-usia hierherzuziehn und den namen derselben als 
umbrische Wortbildung zu erklären, abgeleitet von der um- 
brischen präposition per, die wie lateinisch pro und prae 
auf das skr. para (alius) zurückzuführen ist und in der be- 
deutung pro gleichkommt. Von dieser ist mit einfacher 
ableitungssilbe per-ne „vorn befindlich" und mit doppelter 
per-na-io: „anticus" gebildet (Aufr. II, 413). Per-usia ist 
von per entweder mit der comparativendung us für ius und 
einer zweiten ableitung ia gebildet oder mit der endung sia 
und vorgetretenem bindevokal u wie Bland -usia und wie 
die neutralen bildungen Brund-usiu-m (BQevt-iaio-v), 
Can-usiu-m (neben Can-nae). Wahrscheinlich sind auch 
Gen-usiu-m, Mer-usiu-m, Seg-usiu-m so gebildet, wäh- 
rend Ven-us-ia doch wohl von Ven-us abzuleiten ist. 
Welche von beiden erklärungen man auch vorziehen mag, 
so würde nach beiden Perusia „vorort" bedeuten, also das- 
selbe wie Ant-iu-m. Ob in den städtenamen Pol-us-ca, 
Mut-us-ca, Grav-is^cae die comparativendung ius steckt, 
wage ich nicht zu entscheiden, obwohl die xlautliche mög- 
lichkeit auf der hand liegt. 



Es sollen nun diejenigen bildungen in betracht gezo- 
gen werden, in denen die lateinische steigerungsendung ius 
zu is zusammengeschrumpft ist. So ist zunächst mag-is 
aus mag -ius entstanden wie ali'-d aus aliud. Dem ent- 
spricht das schon erwähnte osk. ma-is das den kehllaut 
ausfallen liefs wie das goth. ma-is wie das latein. ma-jor 
und ma'-is-tratuS) das bei Plautus in dieser gestalt drei- 
silbig gesprochen vorkommt (Ritschi Prolegg. ad Plaut. 
Trin. 153). Zu dem osk. ma-is findet sich auch der Su- 
perlativ ma-i-ma-s für mag-i-ma-s, lat. maximae, und 
derselbe ausfall des g findet auch statt in der lateinischen 



278 Corasen 

benennung des maimonats Ma-jus und in dem götternamen 
deus Ma-ju-s, die mit der ableitung jo, skr. ja gebildet 
sind (Macrob. Sat. I, 12;. Der oskische name des maimo- 
nats ist Ma-esiu-s (Fest. p. 136), entweder vom compara- 
tiv ma-is mit der endung io gebildet oder von der Wurzel 
mag, skr. mah mittelst der ableitung sio und vorgetretenem 
bindevokal, wie die beiden oskischen namensformen Nium- 
-si-eis und Nium-e-ri-is neben latein. Num-i-siu-s eine 
ursprüngliche oskische form Nium-i-si-eis voraussetzen. 
Da in der würz, mag, skr. mah die grundbedeutung „wach- 
sen tf zu sein scheint, so wäre durch latein. Ma-ju-s, osk. 
Ma-esiu-s der mai als „wachsemonat" sehr passend be- 
zeichnet. Bei Varro (L. L. VII, 96) findet sich die be- 
merkung: rustici Pappum Mesium non Maesium, das heilst: 
die landleute nannten den Pappus, den albernen alten in 
den Atellanen, dem volksthümlichen oskischen lustspiel, 
Mesius nicht Maesius. Daraus folgt, dafs Maesius ein sehr 
gewöhnlicher name für diese Charakterrolle war, und daß 
dieser name von dem oskischen comparativ ma-is durch 
anfügung von io gebildet ist. Das i der Steigerungsendung 
sank zu e wie in osk. pae (quae) für pai, und fiir ae trat 
im munde des landvolks e ein, so dafs aus Mag-is-iu-s: 
Ma-is-iu-s, Ma-es-iu-s, Me-s-iu-s wurde, wie umbrisch 
aus mag - is - tru, ma - is - tru, me-s- tru. Wie der lateinische 
comparativ ma-jor die zeitliche bedeutung „älter" erhielt, 
so erhielt sie auch der entsprechende oskische comparativ, 
und Ma-es-iu-s heifst also „der alte" wie Pappus. So 
ist, wie weiter unten zu zeigen, vom comparativ prius „frü- 
her* durch anfügung von co pris-cu-s für pri-us-cu-s 
gebildet und heifst „alt". Dafs sat-is aus sat-ius wie 
mag-is aus mag-ius entstanden, dafür spricht sein doppel- 
ter gebrauch als neutrum eines adjectivs mit folgendem ge- 
nitiv z. b. satis pecuniae und als accusativ in den Zusam- 
mensetzungen satis-facere, satis -dare, wie in satis habere, 
und andrerseits als adverbium in Verbindungen wie satis 
bene u. a.; sat-ius ist demnach eine ähnliche auffrischung 
des comparativs wie secius neben secus. Auch nim-is, des- 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 279 

sen stamm hier dahingestellt bleiben mag, scheint aus ni- 
mi'-ius entstanden, also ein comparativ von nimi-u-s. 
Dafür spricht wie bei satis sein doppelter gebrauch als 
neutrum eines adjectivs, z. b. nimis dixi, nimis insidiarum, 
und als adverbium, z. b. nimis multum. Auch pot-is, das 
für alle drei geschlechter, für einzahl und mehrzahl stets 
dieselbe form behält, kann ich nur als comparativbildung 
erklären, und pot-ius ist eine erneuerung des comparativs 
wie sat-ius neben sat-is, sec-ius neben sec-us. Ebenso sind 
aliquant-is-per „eine zeit lang", paull-is-per, pauxill-is-per 
„ein weilchen" tant-i$-per „so lange" comparativbildungen 
für aliquant-ius-per, paull-ius-per, tant-ius-per, und daher 
erscheinen sie im gebrauche stets als accusative der Zeit- 
dauer, abhängig, wie mir scheint, von der angehängten prä- 
position per. Auch in parum- per erscheint ein solcher ac- 
cusativ vom angehängten per abhängig, und wenn sein -per 
nach Pott (etym. forsch. I, 129) auf skr. sa, sam „zusam- 
men" zurückzufuhren, so ist das sem in dieser Zusammen- 
setzung dem sinne nach wenigstens auch als accusativ zu 
fassen und semper bedeutet „durch das gesammte", d. h. 
durch die gesammte zeit, immer. Dafs auch ult-is eine 
solche comparativbildung ist wie mag-is soll weiter unten 
erörtert werden. 

Die verstümmelte steigerungsendung is findet sich riun 
mehrfach weiter gebildet durch neue anfugungen. So tritt 
an dieselbe die endung tero in mag-is-ter, min~i$-ter. 
Dafs auch sin-is-ter eine solche bildung ist, daran läfst 
sich wohl nicht zweifeln, da die wurzel des wortes jeden- 
falls in sin steckt. Pott (etym. forsch. II, 190) leitet es 
von dem sinus der toga am linken arm her, wie man von 
einer schwertseite, schildseite oder speerseite redet. Ist 
dem so, dann ist vom grundwort sinu beim herantreten der 
vokalisch anlautenden endung der auslautende Stammvokal 
abgefallen und so sin'-is-ter gebildet. Dann ist sin-is- 
-ter-ior also mit dreifacher vergleichungsendung gebildet. 
Von dex-ter, dex-ter-ior wird unten die rede sein. Auch 
die vergleichungsendung timo tritt an comparativbildungen 



stuf it. \>wk wrjTL tti' a L zuuk'-k&i m rä'HMMv-c öa* in. air 
l&Viüib'.L^ii wm bii*-it-iej ^brau'-in wurde T-esi. t.. 7-= 
Mi«, dt* - tutm - * i r jT "jtz-i?:. Eben**:- ireriiirä: js: sul-v- 
-fem«-*. r> i j\.\»\iz^\zn tripQÜuxx. iiiftit in den AnnrabL- 
:h*:ru da> '^j^.rj*: wahrz^k'Leii - wenn einen! 0*5- ißüns 
|jtih:.f-r bei:/-» ^ierig-VD freist ein lassen au* den. nnaii 
Ji«-J- vJ«-i wenn ein *t-eii» oder em Iel»eiicbirer lismx. tjd 
pJbtt ohn/: erw'.btlkbe Yer&iila&*Ting zur erde stürrifc- 1% 
a>Jj*:ctivujjj boJJu-fe bedeutet o*Ü=":h und idxlaxemisda üeü 
'Fett, p. :>'<". .^3y und entspricht desn skr. sar-n. k. 
«al-vu-t. m> daife aL>o da* zweite 1 durch aasmulÄQQL je* 
v entstanden i»;t. Der »uperlativ von sollus isi soJT-is-ii- 
i/jii-h ganz wie fciu-ite-tii/ju-e gebildet, der also .amTaS- 
t-.tiiijdigfctejj''' bedeutet. iSoU-is-timu-m tripndxnm bedarat 
n\b<) t'iu ganz vollständiges Wahrzeichen* ohne aBen ffhL 
d. li, <rin glückliches; denn was bei einer heiligen handhmg 
ohn<- I« hl, flecken oder Störung war, das war den Gronau 
g<n<-hfn und glückbringend. Ganz ähnlich wird iresagt sal- 
vii-, ;tiih|/i«üh (CA*:, ad div. I. \) bei glucklichen Wahrzeichen. 
Von feollu-h abgeleitet ist auch soll-er-s r gaxL» künstlich" 
d. li. g«*K«!liiekt iru gegen satz von in-er-s „unkünstlich", 
uiigftielijrkt, ohne ruhrigkeit. Ebenso heilst soll-enni-s 
<ig<nlli*h alljährli'-h, und da es vorzüglich von jährlich 
wi< <l«ik«hnnden festen und gottesdiensten gebraucht wird, 
i«'i<-i-Ji«'li, fehl lieh. Dir; beiden hier nachgewiesenen superla- 
livbilduiigeu sin -is-timu-s und soll -is-timu-s sind für die 
l/ileinihelie formcnlchre nicht unwichtig, denn sie sichern 
di<* von (iiiiiim und ßopp aufgestellte erklärung der ge- 
wöhiilieljHtcn siipcrlativform is-simu-s aus ius + timu-s. 
Kh int. hier die stelle das verhältnifs der comparativ- 
Ioiiihii plo-uM (Sc. de ßaccan.), pl-u$, ple-or-es (Carm. 
Arvair) zu den Huperlativfornien pl-us-i-ma (Varro L. L. 
VII, 27), pl-ix-i-ma (Fest. p. 205), plo-ur-u-ma (Inscr. 
A(|iiiliuiii Muratorii p. (jf)K), plo-ir-ume (Monum. Scipion.) 
um uuge /u fassen. Dafs alle diese bildungen von sanskritw. 
pr, pur (iinplere) stammen wie gr. nol-v, goth. fil-u, ist 
ImhmIm von linderen nachgewiesen. Nun zeigt zunächst 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 281 

plo-us und alle übrigen formen, dafs der wurzel vokal zwi- 
schen p und 1 im lateinischen geschwunden ist. Entweder 
also ist auf lateinischem boden pol zu plo umgestellt, oder 
an pP ist nach ausfall des wurzelvokals ein wortbildendes 
o angetreten. Genug so viel steht fest, dafs auf dem bo- 
den des lateinischen für alle jene bildungen wie fiir du- 
-plu-s, tri-plu-s, quadru-plu-s von der grundform plo 
ausgegangen werden mufs. Von dieser ist, wie schon oben 
erwähnt das altlat. plo-us mit ausfall des i für plo -ius ge- 
bildet, und da seit anfang des siebenten Jahrhunderts der 
Stadt fiir den diphthongen ou einfach u geschrieben wurde, 
erscheint von da ab pl-us für plo-us. An diese comparä- 
tivform trat mittelst bindevokals u oder i die vergleichungs- 
endung mo, und so entstand pl-us -i-ma und plo-ur-u-ma, 
indem die erste form das s der comparativendung wahrte, 
hingegen für ou schon u zeigt, die zweite den diphthongen 
wahrte und den älteren bindevokal u, hingegen das s zwi- 
schen den beiden vokalen schon zu r sinken liefs. Beide 
haben sich also in die erbschaft einer älteren vorauszusetzen- 
den form plo-us-u-ma getheilt und es leuchtet ein, wie 
beide sich zu der später gebräuchlichen form pl-ur-i-ma 
abschwächten. In den beiden anderen superlativformen plo- 
-ir-u-me und pl-is-i-ma zeigt die comparativendung die 
verstümmelte gestalt is wie mag-is u. a., in der ersten sank 
s zu r, der alte bindevokal u aber blieb erhalten, ebenso 
wie das o der grundform plo, in der zweiten hielt sich das 
s, das o aber schwand, und ftir das alte u trat der leich- 
tere bindevokal i ein. Diese beiden formen haben sich also 
in die erbschaft einer älteren vorauszusetzenden plo-is-u- 
-mo getheilt, der ihrerseits aber schon eine schwächere 
form ist als die oben vorausgesetzte plo-us-u-mo, weil 
ius erst zu us verstümmelt wurde und dann sich zu is er- 
leichterte. Der diphthong oi scheint in pl-is-i-ma zu i 
eingeschrumpft wie in super -cili-m verglichen mit xoiXo-v, 
coelu-m, in popul'-i ftir das ältere populo-i u. a. Sicher 
sind in alten zeiten die diphthonge ou und oi in plo-ur-u- 
-ma und plo-ir-ume getrennt gesprochen worden. Es 



Äß «ClISISL 

*Ar2z LSena du Re»ü ¥«■ Epier- an p. 36) m> 
riiiw^z *c*t ztizj'Z.'-czl iu:t3sbssi> ufibsm, deren t neben 
i w-ü~ r-^ei.u^z-trn^ is. -^tr c^e.^rsndeseii Behauptungen 
!*::£ zr; r^iLttü. i*T Flnccs^sa De ComparatiTis et 
Sr.^rlAiiTii Iz^cac Gtjki!-** tä Liäkkr. Xordhusiae. 1S44) 
L\~r äi~&* r>-ai abirre s^=ir=r^z^stvraien aa%este]h hat 
Ee tragt k-:h r>:-:h in w-^.b^ci Texhahniase das im Arral- 
bede Torkomsieafe pie-c-r-es za den aümeraen Hannen 
steht. Die gncrif-nm. toq «kr dkser ramnaratrr gebildet, 
i*t ple, die ich nxzr als eine Schwächung von plo fassen 
kann wie Teno von vorto, Tester von Taster, and die sich 
auch in ple-o und ple-nu-s zeigt. Ple-or-es ist also ans 
ple-i-or-e» entstanden wie plo-us ans plo-i-us. Die be- 
deutung Ton pleores im Arvalliede ist wahrscheinlich ple-b- 
-es wie anderen orts nachgewiesen werden soIL Möglicher- 
weise konnte auch die superlativform pl-is-4-ma ans ple-is- 
-i-ma entstanden sein. Die lateinische form ple-or-es and 
die griechische xi*-i-or-eg stehen sich also sehr nah, nur 
dafs die letztere das i der comparativendung gewahrt hat 

Es sind nun die bildungen zu untersuchen, in denen 

von der comparativendung ius nichts weiter als s geblieben 
ist. Ich will erst die falle durchgehen, wo dies durch 
schuld von herangetretenen anfugungen geschehen ist; dann 
wird der beweis für diejenigen falle sich sicherer fuhren 
lassen, wo auslautendes s der rest der comparativendung 
ist. Zu der ersten gattung gehören zunächst zwei bildun- 
gen, in denen an die endung ius als zweite tero getreten 
ist, das oskische min-s-tre-is (Tab. Bant. 12. 27.) der 
form nach dem latein. min -is- tri, dem sinne nach latein. 
min-or-is gleichstehend und das umbrische me-s-tru, wie 
oben gezeigt ist, aus ma-is-tru für mag-is-tru zusammen- 
gezogen und der form nach genau übereinstimmend mit dem 
plattdeutschen me-s-ter für me-is-ter. Ebenso ist in 
pri-8-cu-8 und pri-s-tinu-s das s einziger rest der stei- 
gcningsendung; die bildung dieser adjeetiva aber ist noch 
einer genaueren prüfung zu unterziehn. Man hat pri-us 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 283 

von pro -us abgeleitet, und die möglichkeit, dafs aus pro-ius 
nach lateinischen lautgesetzen pri-us werden konnte, läfst 
sich nicht abläugnen. Aber es giebt gründe gegen, diese 
ableitung. Wie aus plo-ius nicht pli-us, sondern plo-us 
geworden, so würde man aus pro-ius nicht pri-us, son- 
dern pro -us erwarten. Es ist ferner nicht Wahrscheinlich, 
dafs es neben der comparativform prod-ius von prod noch 
eine andre pro-ius gegeben hat; das d von prod würde 
sich sicher vor der vokalisch anlautenden comparativendung 
gehalten haben wie in prod -esse, prod-ire. Pri-us ist also 
von prae herzuleiten. Dafs prae für pra-e, wie Roma-e 
für Roma-i ein locativ von der weiblichen grundform pra, 
skr. para (pra) ist, war schon oben erwähnt. Jenes ur- 
sprüngliche pra-i aber schwächte sich nicht allein zu prae, 
sondern auch zu pri ab, wie zu ersehen aus Festus v. pri- 
vignus p. 226 : pri enim antiqui pro prae dixerunt, eine ab- 
schwächung wie con-cido für con-caedo, col-lidofür col- 
-laedo u. a. So ward aus pra-i-ius zunächst pri-us, und 
indem das i der comparativendung ausfiel, pri-us. Durch 
das gewicht der herantretenden endungen co und tino ward 
das u zu i erleichtert und ging dann in das vorhergehende 
lange i auf, so dafs die adjectiva pri-s-cu-s pri-s-tinu-s 
lauteten. Ist das richtig, dann ist auch pri-mu-s aus 
prai-mu-s entstanden, keinesweges aus pris-mu-s wie 
Förstemann abnimmt. Denn wäre die Steigerungsendung 
timo an den comparativ pris für prius getreten, so müfste 
man pris-timu-s oder pris-simu-s erwarten; wäre hinge- 
gen die endung mo angefügt, so wäre nach dem vorgange 
von plis-i-mu-s ein pris-i-mu-s zu erwarten gewesen. 
Gegen die ansieht, dafs pri-m-us aus pro-i-mu-s entstanden 
sein soll, spricht das umbrische pru-mu, pro-mo, griech. 
ago-fio-g, so wie die lateinischen bildungen sum-mu-s für 
sub-mu-s, de-mu-m von de, die von pro auch ein latei- 
nisches pro-mo erwarten lassen ohne binde vokal i. Die 
von mir gegebene ableitung wird noch durch die verglei- 
chung verwandter Wörter unterstützt. So lange nicht ent- 
schiedene gründe dagegen sprechen, wird man doch wahr- 



284 Corssen 

lieh das pri in pri-us und pri-mu-s mit dem von pri-dem, ' 
pri-die für gleichen Ursprungs, also aus pra-i entstanden 
erklären. So heifst pri-vu-s, von pri für pra-i mittelst 
der endung vo gebildet, eigentlich „hervorragend * und da- 
her „einzeln, gesondert", pri- va-re „absondern" und daher 
pri-va-tu-s „der einzelbürger". Von pri-vo wird durch 
anfügung der endung ro das alte adjeetivum pri-ve-ru-s 
gebildet, Fest. p. 253 : Priveras mulieres privatas dicebant, 
und indem an den abgeleiteten stamm pri-ve-ro noch die 
endung no trat, entstand der name der Stadt Pri-ve-r'-nu-m, 
der entweder „einzelstadt" oder „vorstadt" bezeichnet. Pri- 
vi-gnu-s heifst „einzeln geborener, einzel-kind", (eine Zu- 
sammensetzung wie indi-gena , alieni-gena, big-na) insofern 
nur noch eine person von seinen eitern, nämlich die mutter, 
lebt, also Stiefkind des mannes, an den sich die mutter wie- 
der verheiratet. Dem pri-vi-gnu-s entgegengesetzt ist 
also ein patrimus et matrimus, ein eheliches kind, dessen 
beide leibliche eitern noch leben (vgl. Fest. v. privignus). 
Das umbrische pri-nu-va-tu-s hat an pri für pra-i zu- 
nächst die endung nu gesetzt, wie pro-nu-s, de-ni-que, 
super -ne, po-ne gebildet sind; an diese trat die endung 
vo, und von dem so entstandenen stamme ward ein causa- 
les verbum der a - conjugation gebildet, dessen partieipium 
pri-nu-v-a-tu-s sich nur durch die erste endung no vom 
latein. pri-v-a-tu-s unterscheidet. In der neuumbrischen 
form pri-n-va-tu-r fiel von der anfugung no der vokal 
ab und das auslautende s sank wie gewöhnlich zu r. Das 
umbrische pre-ve steht neben pri-nu-v-a-tu-s wie latein. 
prae-ter neben pri-v-a-tu-s, das heifst in pre-ve und 
prae-ter schwächte sich das i von pra-i zu e, und für ae 
trat dann in dem umbrischen wort e ein, wie aus ma-is-tru 
umbrisch me-s-tru, aus oskisch Ma-is-iu-s im munde des 
landvolks Me-s-iu-s wurde. Pre-ve ist also völlig die- 
selbe bildung wie lat. pri-vu-s und ich kann es nicht mit 
Aufrecht (II, 416) aus pro-ivo- entstanden glauben, so we- 
nig ich der erklärung desselben von pri-mu-s aus pro-i- 
-mu-s beistimmen konnte. 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 285 

Es giebt nun ferner einige Wortbildungen im lateini- 
schen, in denen die comparativendung ius zu einem blofsen 
s verarmt ist nach herantreten der vergleichungsendung to. 
Zu diesen rechne ich zunächst juxta, ohne zweifei ein weib- 
licher ablativ wie die mit der endung tero gebildeten ad- 
verbien frus-trä, in-trä, ex-trä, con-trä. Die erklärung 
bei Nonius p. 220 : juxta est proxume fafst juxta als einen 
Superlativ, indem sie das wort durch einen beigesetzten Su- 
perlativ erklärt. Jux-ta oder Jug-s-ta ist aber wie jug- 
-i-s, jug-u-m, jung-o von wurzel jug herzuleiten; und 
zwar trat zunächst an den adjectivstamm jug-i die com- 
parativendung ius, vor der der auslautende consonant des 
Stammes abfiel, dann erleichterte sich ius nach herantreten 
der zweiten anfügung to zunächst zu is wie in sin-is-timu-s, 
soll-is-timu-s, und schliefslich ward auch das i vor s aus- 
gestofsen, so dafs aus jug-is-ta jug-s-ta ward, wofür 
juxta geschrieben wurde, wie für mag-simu-s maximus. 
Da nunjugi-s „verbunden" heifst, so heifst juxta „am ver- 
bundensten" und erhält daherdie bedeutung „zunächst, ne- 
ben". Eine zweite derartige Superlativbildung sehe ich in 
dem adverbium prae-s-to ein männlicher ablativ, dessen 
nominativ sich noch vorfindet: Gruter. inscr. p. 669, n. 4: 
officio praestus fui. Pott hält prae-s-to für einen ablativ 
zweiter declination, hingegen prae-s-tu-s für einen accu- 
sativ eines neutralen Substantivs auf us (etym. forsch. I, 96) 
eine Verschiedenheit der erklärung für gleichgestaltete Wort- 
bildungen, die durch keine gründe gerechtfertigt ist. Fer- 
ner erklärt Pott prae-s-to für eine Zusammensetzung von 
prae entweder mit wurzel sta, skr. sthä, oder mit dem part. 
sito (liegend) das von sanskritwurz. as (jacere, ponere) her- 
geleitet wird, also für as-i-to stehen soll. Gegen die er- 
stere erklärung spricht, dafs die wurzel sta im lateinischen 
niemals beugungsendungen unmittelbar an sich herantreten 
läfst, sondern seinen vokal stets durch ein t oder eine an- 
dere consonantisch anlautende ableitungsendung vor Zerstö- 
rung durch flexionsvokale schützt. Das zeigen die bildun- 
gen prae-sti-t-, super-sti-t-, ob-sti-t-, jus-sti-t-ia, 



2$ß Corweu 

sol-sti-t-ium, sta-t-ua, sta-ta u. a. Man darf also nicht 
von sta eine bildung prae-st'-o- neben prae-sti-t- anneh- 
men. Dafs das sto in praesto durch ausstofsung eines i 
aus sito entstanden sein sollte, ist mir deshalb nicht glaub- 
lich, weil ich kein einziges verbum im lateinischen kenne, 
das als simplex vor der participialendung to den bindevo- 
kal i zeigte und ihn in der Zusammensetzung ausstieße. 
Man vergleiche mol-i-tu-m und com-mol-i-tu-m, firem- 
-i-tu-m und ad-frem-i-tum, vom-i-tu-m und e-vom-i- 
-tn-m, gen-i-tu-m und pro- gen-i-tu-m, pos-i-tu-m und 
com- pos-i-tu-m. Auch ist die ableitnng von wurzel as 
für situm keinesweges zwcifeUos. Ich halte daher prae-s-to 
für eine Superlativbildung mittelst der beiden endungenius 
-f-to, zunächst aus prae-is-to entstanden wie jug-s-ta ans 
jug-is-ta; prae-s-tu -s heifst danach „der vorderste* prae- 
-s-to „an der vordersten stelle", officio praestus fiii „für 
die pflicht bin ich der vorderste gewesen* , d. h. für die 
pflicht bin ich eifrig gewesen, tibi praesto sum „ich bin 
für dich an der vordersten stelle* , d. h. ich stehe dir zu 
dienstcn. Wie von prae prae-ter, so ist von umbrischpre 
pre-tra gebildet; prae-ter und pre-tra stehen also als com- 
parative zu dem Superlativ prae-s-to in demselben verhält- 
nifs wie griech. ßtX -reoo-g zu ftikr-io-ro-g, da diese bil- 
dungen von einer grundform ßakro- ausgehen, wie auch 
ßO.r - i oiv zeigt. Für eine eben solche bildung wie juxta und 
praesto halte ich auch das alte adjectivum sub-le-s-tu-m. 
Non. p. 120: sublestum est leve fribolum. Plautus: nam 
ubi ad paupertatem accessit infamia, paupertas gravior, fidea 
sublestior. Fest. p. 294: sublesta i. e. tenuia, infirma. Das 
erklärende wort leve bei Nonius weist darauf hin, daß 
sub-le-s-tu-s aus sub-lev-is-tu-s entstanden ist, indem 
das v, wie so oft im lateinischen, ausfiel, und e-i zu 6 zu- 
sammengezogen wurde, wie mon - e - s aus mon - ei - s entstan- 
den ist. Wer dem gange der Untersuchung bis hierher ge- 
folgt ist, wird sich wohl nicht mehr darüber wundern^ daß 
der begriff der höchsten Steigerung in sub-le-s-tu-s ver- 
schwunden ist wie in prae-s-to jug-s-ta u. a. Daher fin- 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 287 

det sich von dem Superlativ sub-le-s-tu-s ein neuer com- 
parativ und Superlativ sub-le-s-V-ior und *ti6-Je-*-f'-i*- 
-simu-s wie von dem Superlativ pos-tre-mu-s: pos-tre- 
-m 9 -ior und pos-tre-m'-is-simu-s. Diese bildungen sind 
insofern beachtungswerth, als sie zeigen, wie wenig die 
spräche an zwei vergleichungsstufen gebunden war, und mit 
welcher ungebundenheit sie eine vergleichungsendung an die 
andere fügte. Es fragt sich ob auch ex-ta hergehört. Die 
ableitung von ex-sec-ta ist unhaltbar, denn da die Stamm- 
silbe dieser Zusammensetzung sec den ton hatte, so konnte 
sie unmöglich verloren gehen. Auch bedeutet ex-ta gar 
nichts ausgeschnittenes wie aus Plin. h. n. XXVJLLL, 5: 
Hippocrates tradit non prandentium exta celerius senescere, 
und aus anderen stellen zu ersehen ist. Aus der erklärung 
bei Fest. p. 78 : Exta dicta, quod ea diis prosecentur, quae 
maxime exstant eminentque, ist zu entnehmen, dafs gewisse 
„besonders hervorragende" theile an den eingeweiden der 
opferthiere ex-ta genannt wurden. Dafs das wort aber 
nicht von ex-sta-re hergeleitet werden kann, ergiebt sich 
aus dem, was oben über prae-s-to gesagt worden ist. Dies 
fiihrt zu der einfachen folgerung, dafs ex-ta von der prä- 
position ex oder von deren ursprünglicher form ec, die sich 
in ec-fari, ec-fero, ec-fodio noch zeigt, mittelst der bei- 
den Steigerungsendungen ius + to ebenso gebildet ist, wie 
prae-s-to von der präposition prae; ex-ta steht also ent- 
weder für ec-s-s-ta oder für ec-s-ta und heifst „das 
äufserste" wie prae -s- tu -s „der vorderste". Dafs dieser 
sinn mit der obigen erklärung: quae maxime exstant gut 
zusammenstimmt, liegt auf der hand. Wer das an die prä- 
positionen ab-s, ec-s, su(b)-s-, o(b)-s- angetretene s eben- 
falls als rest der vergleichungsendung auffafst, wozu ich im 
weiteren verlaufe dieser Untersuchung geführt werde, kann 
sich die bildung von exta auch so denken, dafs an die präpo- 
sition ex für ec-s, die schon eine vergleichungsendung zeigt, 
nur noch die zweite to herangetreten ist. Der Superlativ- 
bildungen jug-s-ta, prae-s-tu-s, sub-le-s-tu-s, ec-s-ta 
entspricht im griechischen &ca-g-ro-ff, dessen s vor t auch 



288 Curssen 

rest der comparativenduDg ist, wie ixd-TSQO -g zeigt; im 
neuhochdeutschen ist bekanntlich st der rest derselben su- 
perlativendung, die sanskr. ishtha, griech. ig-to oder <7-ro, 
lat. us-to oder s-to lautet, z. b. in ein-st, näch-st, neb-st, 
er -st; und ahd. opar-os-to, opar- us-to, fur-sto, neuhochi 
fuer-st zeigen, dafs auch* im deutschen die abschwächung 
und Verstümmelung dieser endung frühzeitig denselben weg 
ging wie im griechischen und lateinischen. 

Es sind nun noch falle zu betrachten, in denen ein 
auslautendes s der rest der comparativendung ius ist. Ul-trä 
„weiter hin" hat im gebrauche fast durchgehends den sinn 
eines comparativs. Aus der glosse bei Festus p. 379: üls 
Cato pro ultra posuit ergiebt sich, dafs ul-s dem sinne 
nach ebenfalls ein comparativ ist, und vergleicht man Pom- 
ponius in Digest. I, 1, 2 § 31 eis Tiberim et ultis Tiberim, 
so ist klar, dafs ul-s aus ult-is entstanden, indem das i 
ausfiel wie in jug-s-ta, prae-s-to u. a., und das t zwischen 
1 und 8 nicht gehört wurde, daher schwand. So sind die 
nominative pars, dens, sors u. a., wie die genitive pluralis 
zeigen, aus par-ti-s, den-ti-s, sor-ti-s entstanden. Was 
den stamm von ult-is, ul-s, ul-trä, ul-trö, ul-timu-s an- 
betrifft, so vergleicht Aufrecht (umbr. sprachd. I, 130) die 
bildungen umbr. hu-tra, skr. ut-tara, lat. ul-tra, goth. hin- 
-dar und die Superlative ut-tama, latein. ul-timu-s, goth. 
hin -dum' -ist, umbr. hon -dorne als ableitungen von der 
sanskritischen präposition ut „aufwärts." Ich halte diese 
ableitung fiir richtig, bin aber über die entstehung des 1 in 
lat. ul-timu-s, ul-tra anderer meinung als Aufrecht, der 
annimmt, das t der sanskritischen präposition ut habe sich 
im lateinischen zu d erweicht und dann zu 1 umgestaltet 
nach herantreten der mit t anlautenden anfügung. Ganz 
abgesehen davon, dafs die form ult-is nach dieser erklärung 
unberücksichtigt bleibt, würde lateinisch d vor t nicht zu 1 
geworden sein, sondern sich wie in at-tulit für ad-tulit, 
ret-tulit für red-tulit assimilirt haben, oder wie in den 
alten formen ad-gre-tu-s für ad-gred-tu-s (Fest. p. 6.), 
ex-fu-ti für ex-fud-ti (Fest. p. 81.) ausgefallen sein. Ich 



Über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 298 

glaube daher, dafs latein. td-tra, ul-timu-s neben umbr. 
hon-dra, hon -domo, goth, hin - dar, hin -dum' -ist ge- 
rade so steht, wie lat. al-ter neben skr. an-tara, goth. 
an-thar, althochd. an -dar, das heilst, dafs das 1 Stellver- 
treter des n ist, das sich in den erwähnten umbrischen und 
gothischen formen eingeschoben findet. Sobald in diesen 
formen die mit t anlautenden vergleichungsendungen an 
das auslautende t des Stammes der präposition traten, fiel 
dieses t aus, da nach n oder dessen Stellvertreter 1 nur ein 
t gesprochen werden konnte, und so entstand aus ult-ti- 
mu-s (für unt-timu-s) ult-tra (für unt-tra) uP-timu-s, 
ul'-tra. Das griechische vc-tsqo-q hat wie die verwandten 
gothischen und umbrischen formen einen unorganischen 
hauchlaut im anlaut erhalten, aber keinen nasal aufgenom- 
men und somit r vor r zu s sinken lassen. Nur die sanskrit- 
formen ut-tara, ut-tama haben die gestalt der präposition 
treu bewahrt. 

Ul-tra, ult-is (also fiir unt-is) ul-s bedeuten also 
eigentlich „mehr aufwärts befindlich"; da aber höhe auch 
entfernung bedingt, erhalten diese Wörter die bedeutung 
„weiter rückwärts befindlich, darüber hinaus, jenseits." Dafs 
ci-s in demselben verhältnifs zu ci-tra steht, wie ul-s zu 
ul-tra, ist einleuchtend. Bopp (vergl. gramm. s. 572) hält 
den stamm von ci-s, ci für gleichen Ursprungs mit dem 
angehängten ce von hic-ce u. a., wie auch mit dem stamm 
hi in hi-c, und leitet alle drei vom skr. interrogativstammn 
ki her, dessen fragende bedeutung aber (n jenen Wortbil- 
dungen in eine hinweisende umschlug. Dann ist ci-tra also 
mit der vergleichungsendung tero vom pronominalsiamme 
ci gebildet wie latein. i-teru-m vom demonstrativstamm i, 
wie u-ter för cu-ter oder quo-ter vom relativstamme quo. 
Bedeutet nun ci (hi, ce) „dies", so heifst ci-tra „an dieser 
stelle befindlich" wie ex-tra „draufsen befindlich", in-tra 
„drinnen befindlich". Das s von ci-s und ul-s hält Bopp 
für den rest der endung &i. Aber bildungen lokaler ad- 
verbien mit dieser anfögung finden sich im lateinischen, 
sonst nicht, und aufserdem würde aus ci-ti (ftlr ci-thi) nur 
m. 4 u. 5. 19 



290 Corssen 

ci-t geworden sein wie aus u-ti ut. Ci-s ist also eine 
comparativbildung aus ci-ius verstümmelt wie das pri-s in 
pri-8-cu-s aus pri-ius und ci-s, ul-s stehen neben ci-tra, 
ul-tra wie im griechischen ßekv-iwv, xax-icov, (pil-iwv 
neben ßtX -rsgo-q, xaxw-T€po-s, (fiX-rego-g. So unähn- 
lich die lateinische endung 8 auch der griechischen tov er- 
scheinen mag, dennoch sind es geschwisterformen von einer 
gemeinsamen mutterform entstammt und nur verschieden 
entartet und verkrüppelt. Ganz ähnlich verstümmelte com- 
parativbildungen wie das lateinische zeigt das gothische. 
Von goth. ma-is, osk. ma-is, lat. mag-is war schon oben 
die rede ; ebenso gebildet sind die comparative hauh-is (am- 
tcqov), raiht-is (potius) und, wie Bopp dargethan, auch 
all-is (omnino), ahd. all-s, ein-es (semel), an -der -es (aliter) 
(vergl. gramm. 41 6 ff.). Comparativadverbien, in denen von 
der besprochenen endung nur noch s übrig geblieben, sind 
goth. min-s (weniger), eine form die oben im oskischen 
min-s-trei8 nachgewiesen ist, vair-s (schlimmer), seith-s 
(amplius), sun-s (statim), anak-s (subito), lauter bildungen 
wie ci-s, ul-s. Aufser ci - ter, ci - 1 er - ior, ci - timu - s findet 
sich vom stamme ci noch eine umbrische form gi-mu, $i-mo 
gebildet mit der vergleichungsendung mu, mo, wie umbr. 
so-mo, pru-mu u. a. Die betreffenden stellen auf den igu- 
vinischen tafeln I b , 23: prinuvatus gimu etutu, und neuum- 
brisch VI b , 65. VII a , 1: prinvatur gimo etuto übersetzen 
die erklärer der umbrischen Sprachdenkmäler (II, 273, vgl. 
I, 150): privati retro eunto. Nach meiner erklärung von 
der abstammung des Wortes heifst pi-mo also eigentlich 
„am weitesten hierher befindlich" und kommt dann in sei- 
ner bedeutung dem latein. ci-tro am nächsten in der Ver- 
bindung ultro citroque, so dafs die Übersetzung re-tro voll- 
ständig gerechtfertigt ist. Umbr. ^i-mo steht neben latein. 
ci-tro wie lat. pri-mo neben lat. prae-ter, umbr. pre-tra, 
wie osk. pos-mo neben latein. pos-tero, umbr. pus-tro, 
wie latein. sum-mo, umbr. so-mo neben latein. sub-ter. 
Gestützt auf die ergebnisse der bisherigen Untersuchungen 
über die comparative natur der adverbien sat-is, pot-is, 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 291 

nim-is, ci-s, ul-s niufs ich folgerecht das s einer anzahl 
anderer adverbien im lateinischen für den rest der compa- 
rativendung ius halten. Hierher gehört das adverbium for-s 
zunächst aus for-t-is entstanden wie das osk. for-t-is (tab. 
Bant. 12) beweist, beide ganz ebenso gebraucht wie der 
ablativ for-te; ebenso vix für vic-s, das ich mit vic-is-sim 
und vic-es zusammenstelle. Pott (etymol. forsch. I, 234) 
leitet vic-es von sanskritwurz. vic (separare) ab wie gr. 
ix -dg, aix-etv, ags. vic -an, ahd. weh-sal, so dafs vic-es 
eigentlich „Zurückweisungen, abwechselungen" bedeutet. 
In dem vic-is von vic-is-sim erkenne ich demnach ein 
comparatives adverbium auf is wie sat-is, und an dieses 
trat die adverbiale endung si-m für ti-m eigentlich accu- 
sativ eines Substantivs auf si für ti. Als solche sind die 
adverbien wie cur-si-m, cae-si-m, carp-ti-m, viri-ti-m 
längst erkannt worden. Vic-is -si-m bedeutet also „wech- 
selweis" und stimmt in seiner bildung zu jux- ti-m, jug-s- 
-ti-m, aufser dais das letztere wort von der comparativ- 
endung nur das s gewahrt, hingegen das t der zweiten 
endung ti erhalten hat. Vic-s ist nur eine weitere Ver- 
stümmelung des vic-is in vic-is -si-m wie lat. for-s von 
osk. fort-is, gelangt aber von der bedeutung „zurückwei- 
chend" zu dem sinne von „kaum". In cub-i-tis-si-m 
scheint an die adverbialbildung cub-i-tus, nach der art 
von fund-i-tus, radic-i-tus, in-tus gebildet, die zweite 
adverbiale endung si-m getreten, und in folge davon das 
u der endung tus zu i erleichtert wie in min-is-ter neben 
min -us. 

Wie vicrf-s ist auch mox, moc-s gebildet, wohl eine 
zusammenziehung von mov-oc-s wie mo-mentum für mov- 
-i-mentum; mov-oc- aber wäre eine adjectivbildung wie 
fer-oc-, vel-oc-, cel-oc-, sol-oc-. Das adverbium moc-s 
filr mov-oc-s heifst also eigentlich „bewegter" und erhält 
so leicht die bedeutung „schnell, bald". Ebenso gebildet 
sind in-cep-s und de-in-cep-s, wie auch recen-s und re- 
pen-s, wo sie als adverbien erscheinen. Es ist ferner klar, 
daß nox statt noct-s im altern lateinischen sprachgebrauche 

19* 



292 Corasen 

für nocte steht wie for-s statt fort-s für forte, dafs also 
auch in noct-s das s rest der comparativendung ist, der 
zur bildung von adverbien verwandt wird. Ebenso erkläre 
ich das s in u- 8 -quam, u-s-que, u-s-piam, n'-u-s-quam 
für ubi-s-quam, ubi-s-que, ubi-s-piam, n' -ubi-s-quam. 
Die beschwerung der adverbialen form ubi-s durch das an- 
gefügte relativ veranlafste zunächst die ausstofsung des i 
und dann fiel b vor s weg wie in su-s-tineo, su-s-cipio 
für sub-s-tineo, sub-s-cipio. Auch dem oskischen sind 
solche adverbialbildungen eigen gewesen. Aus den beiden 
stellen: Cipp. Abell. 10: ekss kombened und Tab. Bani 7: 
Piei ex comono pertemest ergiebt sich für ekss und ex die 
bedeutung ita (Kirchhoff, das stadtrecht von Bantia s. 67.). 
Das adverbium eks-s im älteren oskisch ist gebildet von 
dem oskischen pronominalstamme ekso-, der sich neben 
eko- findet, indem vor dem comparativen s der auslautende 
vokal o des pronominalstammes abfiel. Wollte man eks-s 
vom stamme eko- unmittelbar ableiten, so würde das eine 
s ganz überflüssig erscheinen. Für eks-s schrieb das spä- 
tere oskisch ex wie lat. existere für ec-s-sistere geschrie- 
ben wird. Wenn nun der pronominalstamm ekso im oski- 
schen „dieses" bedeutet, so heifst eks-s „in dieser weise" 
ist also gleichbedeutend mit i-ta. Nach dem bisher ge- 
sagten sehe ich mich zu der schlufsfolgerung genöthigt, 
dafs das 8, welches in ab-s, ec-s, tran-s, o-s für ob-s, 
umbr. u-s y o-s für up-s, op-s, su-s für sub-s an die 
präposition angehängt, von gleichem Ursprung ist mit dem 
s der oben besprochenen adverbien, das heifst rest der com- 
parativendung ius. Diese erklärung bedarf einer lautlichen 
rechtfertigung nur noch für trans. Dafs tra-n-s wie um- 
brisch tra-f desselben Stammes ist wie die vergleichungs- 
endung skr. tara, nämlich von sanskritwurz. tr, tar, von 
der auch in-tra-re herzuleiten, scheint unbezweifelt ; ich 
kann aber tra-n-s weder mit Bopp (vergl. gramm. 1489) 
für ein participium präsentis halten, noch, wie andre ver- 
muthet haben, für einen accus, plur. auf ns, da von so ge- 
bildeten adverbien im lateinischen sonst nirgends eine spur 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 293 

zu finden ist. Aufrecht (I, 157) erklärt träm-e(t)s, balken 
als „quergeher" von dem adverbiellen accusativ träm, dem 
das umbrische tra-f als locativ zur seite steht. Trat an 
den accusativ träm jenes comparative s, so mufste m vor 
s zu n sinken wie in con- sequi, con-spicio u. a. Ebenso 
gebildet ist die oskische präposition az für at-s aus skr. 
ati (ultra) mit der bedeutung von ad (Mommsen, unterital. 
dial. s. 128, 246). 

Um die Verwendung einer vergleichungsendung ius oder 
deren Verstümmelungen us, is, s zur bildung von adverbien 
erklärlich zu finden, mufs man sich vergegenwärtigen, dafs 
auch die andre comparativendung tero in adverbien auf 
ter wie gravi- ter, navi-ter u. a. von der spräche ebenso 
verwendet ist. Dafs ferner die endung ius, griech. iov der 
lateinischen wie der griechischen spräche zur bildung von 
adverbien bequem war, ergiebt sich auch daraus, dafs das 
neutrum des compar ati vischen adjectivs zugleich als adver- 
bium verwandt wird. Dafs aber das comparative s an 
räumliche verhältnifswörter wie ab, ec, sub, ob u. a. tritt, 
die den ort im räume immer nur vergleichungsweise zu 
einem anderen bezeichnen, erscheint nach dem, was über 
die anfügung der vergleichungsendungen mo, timo, tero an 
Präpositionen oben gesagt ist, natürlich. Der begriff der 
Steigerung war, wie wir gesehen haben, in vielen derartigen 
bildungen gar nicht vorhanden, in anderen zeitig verwischt. 
Ich bin zu dem ergebnüs, dafs in italischen sprachen das 
auslautende 8 von adverbien Überbleibsel der vergleichungs- 
endung ius ist, gelangt, indem ich schritt vor schritt itali- 
schen Wortbildungen nachgegangen bin, und es liegt nicht 
im zweck dieser abhandlung ähnliche bildungen in ver- 
wandten sprachen ausfuhrlicher zu erörtern. Aber ein blick 
auf das griechische und sanskrit möge noch gestattet sein. 
Ist es nicht wahrscheinlicher, dafs griechische adverbien wie 
fioy-ig, (*6l - ig, noKka -xi-g, tstqcc -xi-g, ä- na£ für a-nay-g, 
km - (ii% für hm - fiiy -g, an- alXd% für an - alXay -g>l v-aXXdl; 
für kv-alÄdy-g, nv£ für nvy-g und andere ebenso gebildet 
sind wie die besprochenen lateinischen und gothischen ad- 



294 Corsaen 

vcrbien, als dafs ihr auslautendes s, wie Pott annimmt 
(etym. forsch. II, 515ff.) genitivzeichen oder rest der en- 
dung ci des dativ pluralis ist? Und dafs griechisch i% 
ebenso aus ix entstanden ist wie latein. ex aus ec 9 ist doch 
sehr einleuchtend. Dann aber ist elg, kg für kv - g auf die- 
selbe weise aus iv geworden. Im sanskrit zeigen die Prä- 
positionen ava, pari, prati, sam in der Zusammensetzung vor 
einigen wurzeln, die mit k anlauten, ein angefügtes s wie 
z. b. in ava -s -kr von wurzel kr (machen). Bopp nennt 
dieses s (sanskritgramm. § 111, anm. 2) einen euphonischen 
zischlaut; aber dafs die vokale a und i sich mit folgendem 
k nicht vertrügen und einen zwischenlaut s zwischen sich 
und k bedürften, davon sagt die lautlehre des sanskrit sonst 
nichts. Bopp stellt derartige bildungen wie ava- s- kr, pro- 
ti-sh -kasa mit den lateinischen wie ab-s-condo, o-s-tendo, 
su-s-tineo gleich. Es ist daher nicht verwegen, auch das 
an die skr. präpositionen angetretene s als rest der verglei- 
chungsendung anzusehen. In der sanskr. superlativendung 
ish-tha hat diese wie im gothischen, im griechischen und 
lateinischen sich schon zu is verstümmelt, und so ist ein 
ausfall des i, wie in diesen verwandten sprachen, so auch 
im sanskrit glaublich. Da nun auch im sanskrit oft genug 
vergleichungsendungen sich an pronominalstämme und prä- 
positionen ftigen, in demselben sinne wie im lateinischen, 
hätte ich auch von dieser seite meine erklärung gesichert 
Ist dem so, dann rückt die bildung von adverbien durch 
die verkrüppelte comparativendung, die sich im sanskrit, 
deutschen, griechischen und den italischen sprachen zeigt, 
in eine sehr frühe zeit hinauf, in die zeit vor der sprach- 
trennung. Daraus wird es auch erklärlich, wie die ur- 
sprüngliche bedeutung dieses s nach der Sprachtrennung ganz 
aus dem bewufstsein der einzelsprachen schwinden konnte, 
so dafs z. b. im lateinischen rein nach wohllautsgesetzen 
ab oder ab-s, o-s oder ob, su-s oder sub verwandt wird. 



Es sind nun noch einige bildungen zu betrachten, in 
denen die comparativendung sich zu iens , ies oder es ge- 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 295 

staltet hat. Die gestalt ies zeigt sich zunächst in ma-jes- 
-tas, offenbar aus ma-jus-tas abgeschwächt wie funes-tus 
aus funus-tus, sceles-tus aus scelus-tus. Sehr richtig hat 
demnach Aufrecht (zeitschr. für vergl. spracht I, s. 121 — 
123) die bildung der Zahladverbien wie quinqu'-ies, sex -ies, 
sepV-ies, oct'-ies, tot -ies, quot-ies, mult-ies auf die sanskri- 
tische steigerungsendung ijas zurückgeführt. Neben diesen 
schwachen formen auf ies stehen starke formen auf iens 
wie sept-iens, tot -iens, quot-iens, pauc-iens grade so wie 
im sanskrit neben der schwachen form ijas die starke ijäns. 
Unzweifelhaft ist daher auch bi-s aus bi-ies für dvi-ies 
herzuleiten, so dafs die beiden i verschmolzen wie in audis- 
sem für audi-issem statt audivissem, di für dii, dann das 
ie zu i zerflofs wie in den vocativen Tulli für Tullie u, a. 
Eben so sicher setzt ter verglichen mit griech. tgt-g, skr. 
tri-s die bildung tri -ies voraus, die in derselben weise zu 
tri-s wie bi-ies zu bi-s ward. Aus tri-s aber ist ter 
verstümmelt wie palus-ter, silves-ter u. a. aus der volleren 
form, die sich im nom. fem. palus- tri-s noch erhalten hat. 
Entweder fand nämlich eine Umsetzung des vokals vor das 
r hin statt, wie oben in terreo, torreo nachgewiesen ist; 
dann aber ward das i durch das folgende r zu e abge- 
schwächt wie in teg-e-ris für teg-i-sis, in cin-er-is für 
cin-is-is, so dafs aus tris ters wurde. Indem dann wei- 
ter das auslautende s abfiel wie in den nominativen im- 
ber, venter, uter, ward aus ters ter. Oder das i von tris 
fiel aus und da trs nicht sprechbar war, so schob sich ein 
Stützvokal e zwischen t und r ein, und das s fiel ab, wie 
pater, frater eine form des nominativs patr-s, fratr-s vor- 
aussetzen. Da ich aber nicht begreife, nach welchem laut- 
bedürfnifs in einem einsilbigen wort wie tri-s, bestehend 
aus drei consonanten und einem vokal, dieser einzige selbst- 
tönende laut noch ausfallen soll, so gebe ich der ersteren 
erklärung den vorzug. Nach dieser erklärung aber mufs 
ich in dem e von ter den letzten verkrüppelten und ent- 
stellten nachkommen der vergleichungsendung iens, ies er- 
blicken. Dafür spricht auch die form ter-ni neben tri- ni 



296 Coraseii 

(für tris-ni) in der das i vor das r vorgerückt und zu e 
abgeschwächt ward. Es fragt sich nun wie quater aus 
einem vorauszusetzenden quatuor -ies entstanden sein kam). 
Bopp hat nachgewiesen, wie die anfügung der comparativ- 
endung ijas ijans mannigfache Verstümmelungen an der 
grundform des Wortes hervorbringt. Dies bewährt sich 
auch beim herantreten der lateinischen endung ies an die 
hauptzahlen. Quinqu'-ies und oct'-ies verlieren wie na- 
türlich vor der vokalisch anlautenden anfügung ihren aus- 
lautenden vokal. Sept'-ies, nov'-ies, dec-ies hülsten ihre 
zweite silbe em wohl so ein, dafs e vor m ausfiel wie im 
oskischen dekm-annüis = decim-anis, wegen des gewich- 
tes der endung, dann aber das m den Zusammenstoß mit 
den voraufgehenden consonanten t, v, c nicht vertrug, son- 
dern ausgestofsen ward. Wie im sanskrit neben der star- 
ken form catvar eine schwächere catur steht, die das a der 
zweiten silbe ausgestofsen und das v zu u vokalisirt hat, 
so verliert quatuor in Zusammensetzungen sein dem skr. a 
entsprechendes o und stellt tur zu tru und mit erweichuog 
des t zu d in dru um. So steht quadru-pes für quatru-pes 
umgestellt aus quatur-pes, so steht mit abschwächung des 
u zu i quatri-duum für quatru-duum umgestellt aus qua- 
tur-duuin. Das u von quatur sank weiter zu e in qua- 
ter -ni, quater- n-io. Das quater in diesen bildungen ist 
aber nicht das zahladverbium, da, wie sept-eni und beson- 
ders octo-ni beweisen, die distributiven Zahlwörter aus den 
hauptzahlen, nicht aus den Zahladverbien abgeleitet sind. In 
dem zahladverbium quater scheint der hergang der abschlei- 
fung aus dem vorauszusetzenden quatuor-ies ein anderer wie 
in quater-ni. Dafs nämlich aus quatuor durch das gewicht 
einer herantretenden anfügung zwischen t und r beide vo- 
kale herausgestofsen werden konnten, zeigen die bildungen 
quadr-ans, quadr-a-ginta, quadr-a-tu-s. Da nun folgendes 
r das vorhergehende t keineswegs immer zu d erweichen 
mufs, wie quatr-io, quatri-duum zeigen, so ist die annähme 
einer form quatr-ies vollkommen gerechtfertigt. Aus die- 
ser wird durch zerfliefsen des ie zu i quatr-is, durch um- 



über steige ruugs- und vergleichungseD düngen etc. 297 

Stellung und abschwächung des i zu e quater-s, durch ab- 
fall des 8 quater, gerade so, wie aus tri -es für tri-ies erst 
tri- s, dann ter-s und ter ward. Nach dieser erklärung 
hätte also die spräche mit feinem sinn in dem umgestellten 
e noch eine leise spur der vergleichungsendung ies gerettet. 
Von mehreren lautlich möglichen erklärungen aber ist man 
berechtigt, derjenigen den vorzug zu geben, welche der 
spräche folgerichtigkeit und feinheit des Verfahrens zuspricht. 
Schon oben ist gezeigt worden, wie die drei vergleichungs- 
endungen mo, timo, tero zur bildung von folgezahlwörtern 
verwandt werden, da jedes derartige zahlwort als bestini- 
mung von dingen, die im räume nebeneinander oder in der 
zeit nacheinander bestehen, nur im vergleich mit anderen 
ähnlichen Zahlenbestimmungen bedeutung hat. Auch das 
„einmal" besteht nur im vergleich mit dem „zweimal" und 
„mehrmal", das „zweimal" nur im vergleich mit dem „ein- 
mal" und „mehrmal". Das „zweimal" ist aber auch eine 
Steigerung des „einmal", das „dreimal" eine Steigerung des 
„zweimal". Dasselbe wort zweimal "gesagt, dieselbe that 
zweimal gethan wird stärker und eindringlicher; ein was- 
sertropfen zerspringt spurlos auf tlem felsen, viele höhlen 
den stein aus. Es ist also in der natur der sache begrün- 
det, wenn die spräche die vergleichungs- und steigerungs- 
endung iens, ies zur bildung von Zahladverbien verwen- 
det hat. 

Es fragt sich ob die bildung der völkernamen auf 
iens-i- und ens-i- den bisher besprochenen verwandt ist. 
Bildungen auf im$ i- wie Carthagin-iens-i-s, Croton-iens-i-s, 
Athen - iens -i-s, Latin -iens-i- 8, Nemaus-iens-i-s, in denen 
das i vor e nicht dem stamme des Ortsnamens angehörte, 
von dem der volksname gebildet ist, sind selten im vergleich 
zu der grofsen masse der gebräuchlichen völkernamen auf 
ens-i-. Aus der zahl der letzteren setze ich hier nur e^ne 
anzahl alter ächtitalischer namen her, Algid-ens-e-s, Alb- 
-ens-e-s, Arimin-ens-e-s, Castrimoni-ens-e-s, Cann-ens- 
-e-s, Circej-ens-e-s, Corton-ens-e-s, Corfini-ens-e-s, 
Cupr-ens-e-s, Cur-ens-e-s, Fabi-ens-es, Falari-ens-e-s, 



298 Coresen 

Faleri-ens-e-s, Favoni-ens-e-s", Minturn-ens-e-s, Nu- 
mini-ens-e-s, Plenin - ens - e-s, Suan-ens-e- 8, Toleri-ens- 
-e-s, Trej-ens-e-s, Tarquini-ens-e-s, Tuscani-ens-e-s, 
Tuti-ens-e-s, Veli-ens-e-s, Vetuloni-ens-e-s, Volsini- 
ens-e-s. So gebildet sind auch die namen der altrömischen 
tribus: Ramn-ens-e-s, Titi-cns-e-s, Lucer- ens-e-s, für 
die es nach Lucer-es-e-s zu schliefsen (Fest p. 119) auch 
nebenformen mit ausgefallenem nasal gab, wie neben tot- 
-iens, sept-iens sich tot-ies, sept-ies findet. Die später 
gebräuchlich gewordenen formen dieser namen Ramn-e-s, 
Titi-e-s, Lucer -e s sind aus formen wie Ramn-es-e-s u. a. 
durch zusammenziehung entstanden, indem das zweite un- 
betonte e zwischen den beiden Zischlauten leicht ausfiel 
und im auslaut nur ein s gesprochen werden konnte, oder 
indem das inlautende s ausfiel wie in Cere-alia für Ceres- 
- alia und die sich berührenden vokale verschmolzen wie in 
se-menfür se-si-men (vgl. se-ro für se-so und Se-jaför 
Se-sia). Dafs nun die endung iens-i- und ens-i nicht von 
einer participialbildung i - ent herkommt, anderer vermuthun- 
gen über dasselbe (Pott etym. forsch. II, 543, 606) nicht 
zu gedenken, ergiebt sich daraus, dafs das auslautende t 
des lateinischen particips vor einer neuen vokalischen anfö- 
gung gar nicht zu s sinkt. Das beweisen bildungen wie 
constant-ia, vigilant-ia, Florent-ia, Piacent -ia, potent -ia, 
poenitent-ia, licent-ia, indulgent - ia, praesent-ia, absent-ia, 
patient-ia, während in potes-tas für potent -tas lediglich 
das anlautende t der anfugung das sinken des stammhaften 
t zu s und den ausfall des vorhergehenden n veranlaßt. 
Ich halte also die endungen iens-i, ens-i, es-i für unsere 
viel besprochene vergleichungsendung, die durch ein heran- 
gefügtes i eine erweiterung erfahren hat, wie die partici- 
pialstämme auf ant und ent in manchem casus durch an- 
gefügtes i weiter gebildet erscheinen, z. b. fer-ent-i-a, 
am - ant -i- um, oder wie nach Bopp auf u auslautende ad- 
jectivstämme im lateinischen durch angefügtes i erweitert 
sind z. b. tenu-i-s, lev-i-s, suav-i-s. Was den Wegfall 
des anlautenden i der vergleichungsendung anbetrifft, so 



über steigerangs - und vergleichungsendungen etc. 299 

steht z. b. Algid'-ens-e-s zu Athen -iens-e-s genau in 
demselben verhältnifs wie min-us zu mel-ius, nur dafs in 
jenen völkernamen der wegfall des i zur regel geworden 
ist, wie mir scheint in folge der beschwerung der wort- 
stämme durch die neue anfiigung i. Noch weniger wie auf 
lautliche stöfst meine erklärung auf sachliche Schwierigkei- 
ten. Wie oben das herantreten der vergleichungsendungen 
mo, timo, tero an raumwörter und ortsadverbien nachge- 
wiesen ist, so wird in den einwohnernamen durch die an- 
fiigung iens-i, ens-i, es-i an die Ortsnamen die räumliche 
angehörigkeit des menseben an den ort, wo er zu hause 
ist, ausgedrückt. Ganz ähnlich findet sich im griechischen 
die endung itav in eigennamen verwendet. Die namen 
dek<p-icov, 'Eoxav-iwv, OvQav-icov, 'EkovQ-icov, 'Epeo-iwv, 
HakaiGTQ - icov, 'Ymp-mv sind von Ortsbezeichnungen her- 
geleitet und bezeichnen die räumliche angehörigkeit der per- 
son an den ort. Mit derselben endung sind von götterna- 
men hergeleitet JZarvQ-iav, 4t][*riT()-ia)V, Kgov-icov, von 
thiernamen 'lim- luv, 'Ex -luv, Moo%-ict)v, Tavp-icov. Ver- 
gleicht man hiermit bildungen wie 'EiAnsd-itov/EtctiQ-iwv, 
EvjjfiBQ-iwv, EvTvx-icov, rkavx-iwv, Nvxtbq-Iwv, KvQT-iwv, 
'EQSv&cd-icov von adjeetivstämmen, so wird man zugeben, 
dafs das wort, an welches die endung icov sich fugte, den 
namen des vaters zwar bezeichnen konnte, aber keineswe-» 
ges ursprünglich bedeutete oder bedeuten mutete, IlriXi- 
• icov, Kgov-icov u. a. sind nur patronymika, insofern der 
söhn dem vater räumlich und wesentlich angehört, wie Jla- 
XcuöTQ-iwv einen sklaven bezeichnet der zum ringplatze 
gehört. Demnach halte ich auch diese endung kov für eine 
gestalt der vergleichungsendung, die neben der gewöhnli- 
chen comparativendung wv als stärkere form steht wie skr. 
ijäns neben ijas. 

Auch die präposition penes kommt hier in betrachtung, 
deren Zusammenhang mit den stammen penu-, peno-, pen-us, 
und mit dem adverbium peni-tus und dem verbum pene-trare 
längst erkannt ist. Es fragt sich nun, mit welcher bil- 
dungsendung penes gebildet ist. Pott (etym. forsch. I, 188) 



300 Corssen 

leitet die stamme pe-nu-, pe-no- pe-n-us von sanskritw. 
pa (servare, tuen) ab, die im lateinischen pä-bulu-m pä-yi, 
pä-ni-s mit der bedeutung „nähren" auftritt. Das kurze 
e in pe-nu könnte bedenken erregen, wenn nicht latein. 
fe-n-es-tra zu sanskritwurz. bhä, latein. ve-n-tus, dessen 
e ich für kurz halte wegen des namens der wellen- und 
windgöttin Vc-n-ilia, zu sanskritwurzel vä in demselben 
verhältnifs standen wie pe-nu- zu wurzel pä. Pe-nu- aber 
bezeichnet den speisevorrath und die Speisekammer als „näh- 
rende" wie ma-nu- die hand als „messende u von sanskrit- 
wurzel ma (metiri), womit Ciceros erklärung stimmt Nat 
D. II, 27: Est enim omne, quo vescuntur homines penus. 
Erst weil die vorrathskammer im inneren des Vestatempels 
liegt, konnten pe-ni-tus die bedeutung „drinnen, innerlich" 
(vgl. fundi-tus, radic-i-tus), pene-tro den sinn „hinein- 
dringen" (vgl. in-tro) erhalten. Der stamm pe-nu ist ge- 
schwächt zu pe-no, wie der stamm domu in einigen casus 
zu domo, colu zu colo, arcu zu arco abgeschwächt erscheint, 
in pe-ni-tus ist das auslautende u zu i geschwächt wie 
in mani-festus von manu, in pe-ne-tro weiter zu e ver- 
blafst wegen der folgenden zwei consonanten wie in prae- 
-cep-s neben prae-cipit-is. Trat aber an den stamm pe-nu 
eine vokalisch anlautende endung, dann ward der auslau- 
tende Stammvokal u verdrängt. Das zeigt die form pe-n'- 
-us (gen. pe-n'-or-is, vgl. fac-in'-us) wie pe-n'-ariu-s, 
pe-n'-ator, Pe-n'-ati-s oder Pe-n-a(t)-s. Die präposi- 
tion pe-n'-'es ist also gebildet, indem die vergleichungsen- 
dung ies an den stamm pe-nu trat, das u ausstiefs und 
ihr i einbüfste wie min'-us für niin-ius, und sie bedeutet 
„im penus befindlich" und daher „im innern befindlich, 
drinnen". So erklärt sich auch die eigenthümliche Ver- 
wendung dieser präposition, um zu bezeichnen „in der ge- 
walt, im besitz jemandes", denn was sich im innersten ver- 
schlufs meines hauses befindet, das ist in meinem besitz, in 
meiner gewalt. 

Absichtlich sind bis zum schlufs dieser Untersuchung 
einige städtenamen aufbewahrt worden, die eine ähnliche 



Über steigerungs- und vergleichungsendangen etc. 301 

bildung zeigen wie die oben erörterten Superlative fid-us-ta ? 
jug-s-ta, prae-s-to u. a. Zuerst ist der name Prae-n-es-te 
eine solche bildung. Von der präposition prae ist zunächst 
mittelst der anfiigung no die grundform eines eigenschafts- 
worts prae-no gebildet, wie von pro pro-nu-s von super 
super -ne, von pos oder post po-ne von de de-ni-que, das 
eigentlich „und abwärts befindlich" daher „endlich, schließ- 
lich" bedeutet. An die grundform prae-no, die „hervor- 
ragend, vorn befindlich" bedeutet und der gegensatz ist von 
po-ne „hinten", ist mit wegfall des auslautenden o die zu 
es verstümmelte comparativendung und eine neue steige- 
rungsendung to getreten, d. h. die Superlativendung es-to, 
die also leichter ist als die form us-to in fid-us-ta, aber 
schwerer als die form s-to in prae-s-to u.a. Das aus- 
lautende e von Prae-n-es-te scheint eine abschwächung 
des weiblichen a wie in Herie (Junonis); daher erscheint 
dieser stadtname allein von den auf e auslautenden auch 
als femininum, und erst der römische Sprachgebrauch hat 
ihn zum neutrum dritter declination gestempelt. Prae-n- 
-es-te heifst also „die hervorragendste" und da die bürg 
von Präneste auf einem steilen felsen empor ragte (Abeken 
Mittelitalien s. 76), so pafst nach der vorstehenden erklä- 
rung die benennung der stadt zu ihrer läge ganz vollkom- 
men, und ich glaube der mühe überhoben zu sein, die er- 
klärungsversuche der alten zurückzuweisen. Schon oben 
ist gezeigt worden, wie auch die städtenamen O-s-tra und 
Ant-ium von den räumlichen verhältnifswörtern ob -(s) und 
ante gebildet sind, so dafs es nicht nöthig ist die zahlrei- 
chen italischen städtenamen aufzuzählen, die mit präposi- 
tionen zusammengesetzt sind. Ebenso wie Prae-n-es-te 
scheint mir Pa-es-tu-m ein städtename, der mit der su- 
perlativendung es-to gebildet ist, und zwar von der wurzel 
pä „nähren" von der pä-sco, pä-bulum, pä-nis stammt. 
Ist das richtig, dann bezeichnet Pa-es-tu-m „die nährend- 
ste" und eine solche benennung ist doch der vielgepriese- 
nen fruchtbarkeit jener gegend ganz angemessen, die jähr- 
lich zweimal in der pracht der rosenblüthe prangte. Dafs 



302 Corssen 

Pa-es-tu-m eine Verdrehung des alten griechischen na- 
mens Posidonia sei im munde der lukanischen Samniten, 
welche den griechischen gründern die Stadt entrissen, ha- 
ben selbst alte etymologen, so viel ich weifs, nicht behaup- 
tet. Nur ein neuerer lexicograph hat das gewagt. Bei 
Livius (X, 3) wird eine Stadt der Marser Ple-sV-ina ge- 
nannt. Ich sehe in diesem namen eine bildung von der 
grundform ple wie ple-nu-s, ple-ri-que, ple-or-es, ple-b-e, 
von denen oben gesprochen ist, mittelst der superlativen- 
dung sto, die ihr o einbüfste, als der stamm ple-sto durch 
die anfugung ino erweitert ward. Ple-st'-ina heilst also 
„die vollste" d. h. „die bevölkertste" und setzt in marsi- 
scher mundart eine Superlativbildung ple-sto voraus, die 
zu der im Arvalliede vorkommenden comparativform ple- 
-or-es in demselben verhältnifs steht wie griech. tiXb-igto-s 
zu nU-itov. Auch der name der picenischen Völkerschaft 
Ple-n* -in' -ens-e-s setzt einen Ortsnamen Ple-n'-ina oder 
Ple-n-inu-m voraus, von demselben stamme gebildet wie 
Ple-st-ina. Der name des samnitischen ortes Pl-ist'-ia 
ist von ple mittelst der form is-to gebildet, die mit abfall 
des o dureh die anfugung ia einen Zuwachs erhält. Den 
ersten bestandtheil dieses namens Pl-is- habe ich schon 
oben in pl-is-i-ma erklärt, und so hätten sich zu der dort 
erörterten wörterfamilie in den namen Ple -st'- ina, Ple-n'- 
-in'-ens-e-, Pl-ist-ia noch ein paar ganz nahe verwandte 
gefunden. Der name der stadt Cla-ter-na in Gallia Cis- 
alpina ist im verlauf dieser Untersuchung von der grund- 
form cla für cala abgeleitet wie cala-re, cla-rus und als 
„berühmte" gedeutet. Ist das richtig, dann kann es auch 
nicht als verwegen gescholten werden, den namen der stadt 
Cla-st'-idin-m von derselben grundform herzuleiten, an 
die erst die Superlativendung sto trat, dann die anfugung 
idio, die der umbrische name Att-idi-um zeigt, und die 
das auslautende o des Superlativstammes Cla -sto- ausstiefs. 
Auch Cla-st'-idiu-m bedeutet hiernach eine „berühmte" 
Stadt. Ist ferner Li-ter-nu-m richtig als „sumpfstadt" ge- 
deutet worden, so ist es naheliegend, auch den namen der 



* 



über steigerungs - und vergleichuDgsendungen etc. 303 

alten Stadt Li-sta von derselben wurzel lt herzuleiten und 
in der anfiigung sta die Superlativendung zu finden. Auch 
Li-sta ist dann mitli-mu-s, Xi-pvYi verwandt und bedeu- 
tet eine an einem sumpf gelegene Stadt. Die läge der Stadt 
ist zwar ungewifs, indessen sind sümpfe und niederungen 
auf dem landstriche zwischen Veliner- und Fucinersee, also 
auf der hochebene von Rieti und in der Valle di Cicolona, 
wo doch Lista jedenfalls an irgend einer stelle gelegen ha- 
ben mufs, keine Seltenheiten, und der name Velinus bezeich- 
net, wie schon gezeigt ist, einen sumpfsee oder sumpfflufs 
Ich bin hiermit am ziele des letzten theiles dieser abhand- 
lung angelangt. Als ergebnifs desselben stellen sich also fol- 
gende gestaltungen der sanskritischen vergleichungsendung, 
ijas, ijans heraus: -ios, -ius 9 -ior, -us, -t$, -iens, -ies, -es, 
-s, und weiter gebildet durch anfftgung neuer vergleichungs- 
endungen die formen -is-tro, -s-tro, -us-to, -is-to, -es-to, -s-to, 
-is-timo, is-simo, endlich iens-i, ens-i. Für die Sprach- 
geschichte aber ergeben sich aus allen vorstehenden Unter- 
suchungen, denke ich, folgende Sätze. Die vergleichungs- 
endungen dienten ursprünglich nicht allein zur Steigerung 
des begrifFs von eigenschaftswörtern, sondern seit unvordenk- 
lichen zeiten traten sie an die stamme von präpositionen, 
pronominen, Zahlwörtern, Substantiven und adjectiven um 
eigenschaftswörter zu bilden. Alle mit vergleichungsendun- 
gen gebildeten adjectiva drücken aus, dafs einem wesen im 
vergleich zu einem oder mehreren anderen eine räumliche, 
zeitliche oder wesentliche eigenschaft besonders zukommt. 
Aber längst vor der Sprachtrennung haben die indoeuropäi- 
schen sprachen zwei vergleichungsstufen der eigenschafts- 
wörter fest ausgebildet, je nachdem zwei oder mehrere we- 
sen verglichen werden, den comparativ und den Superlativ 
wie sie in der beugung der nomina die zweiheit von der 
mehrheit, den dual vom plural unterschieden. Wenn aber 
die vergleichungsendungen eine so mannigfache und ausge- 
breitete Verwendung fanden, so liegt das in der beschaflfen- 
heit der dinge oder vielmehr der eindrücke, die der mensch- 
liche geist von den dingen empfängt. Alle unsere vorstel- 



304 Corssen 

hingen von räum, zeit und zahl sind nur vergleichungsweise 
bestimmungen ; es giebt für uns kein diesseits ohne ein jen- 
seits, kein oben ohne ein unten, wir können uns kein heute 
denken ohne ein morgen, keinen augenblick ohne eine ewig- 
keit, die einheit besteht für uns nur verglichen mit der 
zweiheit und der Vielheit. Auch unsere Vorstellungen und 
benennungen von sinnenfälligen eigenschaften der dinge hal- 
ten nur vergleichungsweise bis zu einem gewissen grade 
stich. Weifs ist der sand im vergleich zum moorgrund, 
gelb im vergleich zum schnee, warm ist das blut im ver- 
hältnifs zur luft, kalt im verhältnifs zum feuer, laut ist die 
menschliche stimme verglichen mit dem summen des käfers, 
leise, verglichen mit dem brüllen des donnners, suis ist der 
geschmack des apfels im vergleich zur schlehe, sauer im 
vergleich zum honig. Und steht es etwa anders mit unse- 
ren Vorstellungen und benennungen von den geistigen eigen- 
schaften der dinge? Wahr und unwahr, schön und häfslich, 
gut und schlecht läfst sich eins ohne das andere eben so 
wenig denken als warm und kalt, weifs und schwarz. Ich 
fähre das nicht an als einen nagelneuen gedanken und weifs 
sehr wohl, dafs sich die philosophie dergleichen längst an 
den schuhen abgelaufen hat; ich wollte nur darauf hinwei- 
sen, dafs die spräche in der mannigfachen Verwendung der 
vergleichungsendungen einer inneren noth wendigkeit gefolgt 
ist, dafs sie in ihren bildungen ein bewufstsein von dem 
wesen der dinge zeigt, lange vorher, ehe die hochweise phi- 
losophie sich damit breit machte. 

Wie wenig aber die anfügung einer steigerungs- oder 
vergleichungsendung eine unbedingte Steigerung oder Ver- 
stärkung des durch das grundwort ausgedrückten begriffe 
nach sich ziehen mufs, davon legt der Sprachgebrauch un- 
serer muttersprache noch heute zeugnifs ab. Ein „älterer" 
mann gilt uns für jünger als ein „alter" mann; nach den 
fiinf „grofsmächten" in Europa rechnen wir erst eine an- 
zahl „gröfserer mächte", dann „kleinere" und dann „kleine"; 
die Zeitungsanzeige: „die allerhöchsten und höchsten herr- 
schaften sagten dem hohen schöpfer dank u. s. w. a verräth 



über steigerungs- und vergleichungsendungen etc. 305 

das richtige bewujfetsein , dafs „hoch" mehr bedeutet als 
„allerhöchst" und „höchst". Wenn wir „guter gott, gro- 
fser gott" sagen, so liegt darin bewirfst oder unbewußt 
eine höhere Vorstellung von der gute und gröfse gottes, als 
wenn der Römer seinen Jupiter „optimus, maximus", oder 
der Grieche seinen Zeus „ägiGTog — rjdk ^dyiarog nannte, 
weil wir jene eigenschaften der gottheit ohne vergleich und 
ohne beding, das heifst in vollkommenem mafse zusprechen, 
der Grieche und Römer nur vergleichungsweise mit ande- 
ren wesen, das heifst nicht unbedingt. 

Dafs in den vorstehenden Untersuchungen manches zu 
berichtigen sein wird, daran zweifle ich nicht. Es giebt 
nun einmal sprachliche klippen, an denen man trotz des 
compasscs streng gehandhabter lautlehre, wenn man auch 
den fahrstrich, den man zu nehmen hat, klar vor sich sieht, 
dennoch scheitert. Jedenfalls ist es besser mit sehenden 
äugen hie und da eine taube nufs aufzulesen, als wie die 
blinde henne herumtappend zuweilen ein gerstenkorn der 
Wahrheit zu finden. 

Pforte. W. Corssen. 



Seltene namen. 

(Zweiter artikel. ) 

Den neulich (bd. 3, s. 113 — 126) mitgetheilten namen- 
gruppen lasse ich eine zweite gleich starke abtheilung der- 
selben folgen mit dem wünsche, dafs man auch hierin eini- 
ges brauchbare finden moege. Ich lege mir hier uebrigens, 
wie auch schon stillschweigend im ersten artikel, eine zwie- 
fache beschränkung auf. Erstlich nämlich lasse ich alle 
solche wortstämme bei seite, die mit Wahrscheinlichkeit oder 
gewifsheit undeutsch sind; die voces hybridae unter den 
altdeutschen namen, die ihre besondern gesichtspunkte ver- 
langen, mufs ich einmal fuer sich behandeln. Zweitens aber 
in. 4 u. 5. 20 



306 FÖrstemann 

nehme ich unter diese seltenen namen jetzt nur solche auf, 
die wirklich mit andern zusammen eine gruppe bilden , in 
welcher sich die einzelnen glieder gegenseitig stützen und 
festigen; ganz vereinzelte formen halte ich fiier jetzt noch 
zurück und denke mit ihnen erst dann ans licht zu kom- 
men, wenn ich die hoflhung aufgegeben habe, andere zu 
ihnen passende zu finden. 

AIN. 

Einicho Schoepflin. Alsat. diplom. a. 966 (N. 147). 
Einkerich mon. Germ. II, 187 (ann. Gand. ); Eingerich 
Mabill. a. 873. Einciho cod. Laur. sec. 9 (N. 785). Einiz- 
rat cod. Laur. sec. 8 (N. 3238). 

Es ist mehr als wahrscheinlich, dafs zu ain unus eine 
anzahl von namen gehoert, um so mehr, als der uebergang 
dieses begriffes in den von vorzüglich, ausgezeichnet 
ein so leichter und gebräuchlicher ist. Trotzdem sind die 
zahlreichen mit Ain- und Ein- beginnenden formen keines- 
wegs mit Sicherheit hieher zu stellen, da sie mindestens 
mit derselben Wahrscheinlichkeit in den meisten fällen con- 
tractionen von Agin- enthalten, wie auch Ail- und Eil- so 
unendlich oft aus Agil- entspringt. Vgl. auch Bugge in 
dieser zeitschr. 3, 27. Als wirkliche spuren des ain unns 
in namen darf man daher nur die obigen formen ansehn, 
die sich an die Weiterbildungen von ain, ahd. einag einzig 
und einaz einzeln anschliefsen. 

ANG. 

Ancho trad. Wizenb. a. 780 (N. 107); nhd. Anke. 
Angedrudis polypt. Remig.*) s. 70. Angofrid pol. Rem. 
s. 43, 48. Angatheus (burgund. name) GrafF diut. II, 359. 
Ancoin pol. Irm. s. 230. Auslautend in Romane Neug. 
a. 759? 

Ahd. angi enge, ancha bein, anco butter müssen wir 

*) eine uns neuerdings durch Gutfrards erfolgreichen eifer erschlossene 
quelle, die, wenn sie sich auch nicht mit dem von demselben herausgegebe- 
nen polypt. Irmin. messen kann, dennoch fuer eigennamen hoechst wichtig ist 



seltene namen. 307 

bei seite lassen. Dann bleiben uns nur zwei Wörter uebrig, 
die wir hieher ziehn können, nämlich encho knecht, ur- 
sprünglich wol knabe, und ango angel, sowohl Stachel als 
thuerangel. Dafs ango in der ersten bedeutung auch den 
speer bedeutet haben könne, dagegen läfst sich auf keinen 
fall etwas sagen, auch wenn wir nicht aus Agathias, Eusta- 
thius, Suidas und Pachymeres wüfsten, dals äyywveg hastae 
Francorum waren. Am passendsten scheint es daher obige 
Wörter an dieses ango zu halten, besonders da sie wesent- 
lich fränkisch sind. Encho mag sich mit diesen namen ver- 
mischt haben. 

BRAM. 

Einen namen Pramo könnte man wol, wie es Graff HI, 
304 thut, aus dem Ortsnamen Pramenhova (Neug. a. 865) 
schliefsen. Deutlicher sehn wir ein Brimo bei Hontheim 
c. a. 1040 (N. 240), wo kaum Bruno zu lesen ist, wenn 
wir erwaegen, dafs auch nhd. familiennamen Brehm, Briehm, 
Preim, Priem vorkommen. Die ableitung Priminc lese ich 
bei Mchelb. sec. 8 (N. 154) und in der form Premminc bei 
St. P. Zusammensetzungen: Bramigardis im pol. Rem. 
s. 101, wo kein grund ist, Brannigardis (= Brandigardis) 
zu bessern. Premarit bei St. P. Pramolf endlich liegt 
klar in Pramolveshofa bei Neug. a. 796. 

Ich denke bei allen diesen formen an ags. breme ce- 
leber, so wie an brim mare, unda, desgleichen an breman 
fremere, rugire. Jedenfalls haben wir hier den begriff des 
toenens und den dem toenen stets so nahe liegenden des 
beruehmtseins zu suchen. Auch in dem namen der Stadt 
Bremen dürfte entweder beruehmte Stadt oder Seestadt der 
sinn sein, denn den alten deutungen von brama brombeere 
oder von prahm (faehre, d. h. ueber die Weser) dürfte 
doch wol niemand mehr im ernst beipflichten. 

BRID. 

Briddo mon Germ. II, 187 (ann. Gand.) , Britto mon. 
B. a. 1095 (XXXI); altn. BreBi hierher? nhd. Brede, 

20» 



308 Förstemann 

Brett, Briet. — Britobaudes Pardess. a. 533 (N. 118 u. 
119). Pridker Neug. a. 783: wozu auch wol Brietger La- 
comblet a. 834 (N. 46). Pretimir Meichelb. sec. 9 (N. 981). 

Der zuegel des rosses (franz. bride, ahd. brittil, ags. 
bridel) kann wie anderes kricgs- und rttstungsgeraeth fueg- 
lich zur bildung von namen verwandt werden. Oder ist 
an den volksnamen der Britten zu denken? Anderes liegt 
wol ferner. 

DAR. 

Darila pol. Remig. s. 51. Daroin pol. Irm. s. 29. Der- 
lindis pol. Remig. s. 60. Hochdeutschen anlaut finden wir 
in Tarro mon. Germ. III, 252 (Hlud. et Hloth. capituL), 
in Tara bei St. P. aus sec. 9, desgl. in Tarit bei St. P. 
und in Tarut Ried a. 776 (N. 5). Ob Tarobert bei Hont- 
heim und Pardess. a. 669 (bei ersterm N. 26, bei letzterm 
N. 450) Farobert zu lesen ist? Taragun Dronke a. 819 (N. 
388) scheint fuer Taragund zu stehn. 

Vgl. noch ferner folgende formen: Terra St. P. aus 
sec. 8. Ternod Ried a. 822 (N. 23) mehrmals. Terrimar 
mon. B. a. 890 (XXVIII), was durch Rieds lesung (N. 72) 
Jerrimar wenig erschüttert wird, da der Ortsname Terre- 
mareschirichun anderweit bekannt ist. Endlich Terbert 
Mabill. a. 933, ja auch Daredus pol. Rem. s 60, das trotz 
Dagared und anderer aehnlicher formen wol hieher gehoe- 
ren dürfte. 

Altn. heifst dörr hasta, und es wird um so wahrschein- 
licher, dafs die aufgezaehlten namenformen dahin gehoeren, 
als auch das altn. einen namen Dörruör von dem genann- 
ten worte herleitet. Ags. tritt eine endung heran und es 
lautet das wort daräd jaculum, telum, womit man passend 
das engl, dart vergleicht. Auch diese bildung geht in den 
ahd. namen nicht leer aus; ich finde cod. Laur. N. 1304 
zu meiner freude ein Tardbern, an das man, wenn man will, 
auch obiges Tarit und Tarnt unmittelbar anknüpfen kann. 

DARB. 

Terbwin Schann. N. 83; necr. Fuld. a. 797. Terbert 



seltene namen. 309 

bei Mab. a. 933, das ich schon oben erwaehnte, mag auch 
füer Terb-bert stehn und dann hieher gehoeren. Eben so 
zweifelhaft ist mir Terfilo bei Wigand trad. Corb. 467 ; es 
könnte Tersilo zu bessern sein (vgl. Thersilo ebds. 362). 
Auffallend ist die form Terpiton (nomin.) bei Ried a. 865 
(N. 48) u. 866 (N. 50), sowie Terpaton ebds. a. 868 (N. 51). 

Wenn Graff V, 221 einen personennamen Dirbo oder 
Diripo annimmt, so hat er denselben wol etwas .vorschnell 
aus Dirboheim Neug. a. 791 und aus Diripihaim Neug. a. 
786 geschlossen; ich habe noch kein Dirbo oder Diripo 
gelesen. 

Ueber allen zweifei sicher aber wird das Vorhandensein 
eines Stammes DARB in namen durch den häufigen namen 
Wicdarp, Wicterp u. s. w., zu dem ich eben seiner häufig- 
keit wegen hier keine citate gebe; unter andern fuehrte ihn 
ein Augsburger bischof sec. 8. 

Es scheint kein zweifei, dafs dieses DARB nichts an- 
deres ist als alts. derebi audax, altn. diarfr; auch ahd. bi- 
derbi utilis, sollers fliegt sich gut dazu. 

DAU. 

Davo mon. Germ. II, 362 f. (vit. S. Lebuini). Dauo 
Wig. trad. Corb. 226 ; wozu man die nhd. familiennamen 
Dau, Dewe, Dey halte. Dauwila Mchb. sec. 9 (N. 635); 
dazu Dewila Mchb. sec. 9 (N. 596). Daumerus Pardessus 
a. 546 (N. 144). Dauveus Pard. a. 533 (N. 118). Daulf 
Pard. a. 615 (N. 230). Tenuis im anlaut zeigt Tavold bei 
Lupi a. 909 (II, s. 67). Dauferanda mon. Germ. V, 560 
(chron. Salern.) könnte fuer Dauveranda stehn. Dauferius 
mon. Germ. IX, 674, 700, 771 (chron. mon. Casin.) ist 
auch kaum abzuweisen, obwol das Verhältnis zu Daiferi 
mon. Germ. V mir noch nicht klar ist. 

Schon Weinhold, die deutschen frauen s. 17, erinnert 
bei Dauwila passend an ahd. dau,. ags. ]>eav, alts. thau sitte, 
wozu wir demnach wol diese ganze namenfamilie stellen 
müssen. 



310 Föratemann 

DIS. 

Diso Wig. tr. Corb. 230; Neug. a. 825; cod. Laur. 
sec. 8 (N. 1808). Disso Schöpflin Als. dipl. sec. 10 (N. 
179). Tiso Meichb. seo. 8 u. 9 (z. b. N. 238); Neug. a. 812, 
818,819,821; ebds. auch Kausler; St. P. Tisi Kausl. a. 
802 (N. 56). Man vgl. damit nhd. Thies, Thiese, die nicht 
immer zu Matthias gehoeren moegen. Dann fem. Disa cod. 
Laur. sec. 8 (N. 1520, 2758). Disia St. P. Tisa ebendas. 
mehrmals. 

Zusammensetzungen: Disibod mon. Germ. X, 159 (gest. 
Trever.) mit vielen Varianten ; dahin auch wol das verderbte 
Disiobo (ablat.) bist Langu.*) a. 782 (II, N. 5). Dismot 
St. P. sec. 8. Disnot St. P. sec. 9. Disoalis pol. Reinig. 
s. 54. Disoidis pol. Remig. s. 73. Disoenus Pard. a. 709 
(N. 475). 

Ob ein stamm dieser form auch auslautend vorkommt? 
Im pol. Remig. lese ich s. 51 Agedis, s. 54 Aintis, s. 34 
Ainthis, s. 46 Agentisis, s. 53 Berentis, s. 47 Gelithis, s. 
55 Savientis, sämmtlich Feminina. Aus andern quellen habe 
ich mir nichts dem aehnliches angemerkt und es mag 
daher die frage offen gelassen werden, ob hier wirklich 
deutsche namenausgänge vorliegen. 

Die mit Dis- beginnenden worte dagegen können 
fueglich eine neue bestaetigung fuer das aus filudeisei (2. Cor. 
11, 3 und Eph. 4, 14) zu schliefsende goth. adj. deis weise, 
klug bieten. 

DRAB. 

Trabini Mchb. sec. 9 (N. 596). Nicht weit davon 
steht (ebds. N. 551) ein Drammir, das, wenn es nicht sla- 
visch ist, aus Drabmir entsprossen sein kann. Auch Tra- 
pold Neug. a. 862 kann hieher gehoeren (Trab-wald); dsgl. 

*) histoirc de Languedoc par deux religieux benedictins de la congre'- 
gation de S. Maur. Paris 1730. 3 bände fol. Da bisher die deutschen Da- 
men in Suedfrankreich bei uns kaum irgend eine berUcksichtigung gefunden 
haben, so mache ich besonders auf diese reichhaltige quelle aufmerksam; ich 
verdanke die hinweisung auf die merkwürdigen namen derselben Sr. Erlaucht 
dem grafen Botho zu Stolberg -Wernigerode. 



seltene namen. 311 

Traward mon. Germ. IX, 415 (gest. episc. Camerac.), wo- 
fiier man mit Wahrscheinlichkeit ein älteres Trab -ward an- 
nehmen darf. 

Ich vergleiche zu diesen formen goth. draban hauen 
und lasse die frage unerörtert, ob die unter dem folgenden 
stamm vereinten formen mit Dreb- und Treb- sich besser 
hieher fuegen. 

DRIB. 

TqißiytXdoQ bei Zosimus V, 13 ff. aus sec. 4. Tobagos 
(statt -goz?) Mchlb. sec. 10 (N. 981). 

Hieher oder zu DRAB fuegen sich auch die formen 
Drebi cod. Laur. sec. 8 (N. 199), Trebel bei St. P. aus 
sec. 9 und Trebwin Mchb. sec. 9 (N. 655). 

Genug, goth. dreiban, ags. drifan, ahd. triban, nhd. 
treiben scheint in namen nicht zu leugnen, obwol ueber 
den speciellen sinn dieses Stammes in diesen fällen noch 
zu streiten ist. 

Gefragt werden mufs noch, ob die stamme DRAB und 
DRIB einerseits und DARB andrerseits auch durch meta- 
thesis in einander uebergehn. 

DUB. 

Tupa St. P. sec. 9 zweimal. Tubinso, Tubinsius und 
Tubensius, sämmtlich bei St. P. sec. 8. Tuffa aus sec. 5 
(msc.) hist. miscell. 15. Tupha (mit var. Rupha) Cassiod. 
IV, 32. Dubi necr. Fuld. a. 1060. Dubanus Pard. a. 748 
(N. 596, 597,599), Schoepfl. Als. dipl. 723 — 760 öfters. 
Dubannus Pardess. a. 748 (N. 598). Duvigild, hist. Langu. 
a. 862 (I, N. 88) mehrmals, könnte fuer Dubigild stehn. 

Altn. dubba schlagen scheint sich am besten zu die- 
sen namen zu fuegen, wenn auch die consonantenverhält- 
nisse nicht immer ganz passen wollen. Die anfrage von 
Zeufs s. 433, ob Tufa (fuer Tifa, Thifa) vielleicht zum na- 
men der Thaifali gehoeren, läfst sich in keinem fälle mit 
ja beantworten. 



312 Förstemami 

DUN. 

Duno Schöpfl. a. 828 (N. 89); Tuno Neug. a, 817, 
necr. Aug.; Tunno Neug. a. 775, 797, 864, 882, Mchb. sec. 
9 (N. 661). Duni cod. Laur. sec. 8 (N. 881); Tuni mon. 
Germ. V, 842, 871 (Thietmari chron.); dazu vielleicht noch 
Tuoni bei Kausler c. a. 816 (N. 75) und Tuon St. P. Orte- 
namen Tunneshusa und Tunnestat. Dunane (ablat.) trad. 
Wizenb. a. 718 (N.227); Tunna St. P. dreimal, Mchb. 
sec. 9 (N. 379). Dunila (bischof von Malaga) conc. Tolet. 
a. 653 ; Tunila conc. Tolet. a. 638. Dunila (fem.) Hontheim 
a. 853 (N. 87). Petrus qui et Tunizo bei Lupi a. 992 
(II, 395). Dunsuint cod. Laur. sec. 9 (N. 2199)- 

Auf -duna enden auch mehrere feminina: Loboduna 
cod. Laur. sec. 8 (N. 226); Manadun cod. Laur. sec. 8 
(N. 345, 1755); Manatun St. P.; Mandun cod. Laur« sec. 8 
(N. 2712), Ragdun cod. Laur. sec. 8. (N. 2638), Wonadun 
cod. Laur. sec. 8 (N. 1704), also fast alle aus derselben 
zeit und gegend. 

Alles, was mit Don- anfangt, und dessen ist nicht we- 
nig, lasse ich hier völlig aus dem spiel. 

Es ist schwierig zu bestimmen, wohin die hier verzeich- 
neten formen gehoeren, die man doch unmoeglich anders, 
als durch den blofsen gleichklang verfiiehrt, an celtisches 
- dunum anknüpfen kann. Ich erinnere hier nur unsicher an 
altn. duni feuer, an duna donnern, so wie an ags. dünn braun, 
Wörter, die vielleicht alle zu einem stamme gehoeren, der 
den begriff des leuchtenden, glänzenden enthalten müfste. 

EBAN. 

Ebeno bei Schannat a. 864, wo Dronke Aeboeno liest. 
Eben (a quodam Eben) mon. Boic. a. 1000 (XXXI) kann hie- 
her, aber auch zu Ebo gehoeren. Nhd. haben wir noch einen 
familiennamen Eben. Ebanleob bei Dronke sec. 9 (N. 604). 
Ebanolt ist unsicher bei Dronke N. 447, da Schannat ebds. 
Ebarolt liest. Hepinolt und Hebinolf bringe ich nicht hieher. 

Alles dieses mufs zu ahd. eban aequus gehoeren. Eban- 
leob ist namentlich ein schoener name. 



seltene namen. 313 

FART. 

£ Fartgern trad. Wiz. a. 773 (N. 105); doch darf ich 
nicht verschweigen, dafs ebds. a. 820 (N. 69) auch Fast- 
gern vorkommt. Farthilt Schann. und Dronke a. 817. 
Fartman Neug. a. 787, 805; cod Laur. mehrmals; Schann. 
und Dronke a. 801. Vgl. nhd. familiennamen Fortmann, 
Vorthmann. Fardulf und Fardolf findet sich nicht selten 
in den monum. Germ., wo man die indices nachsehe; dsgl. 
bei Mabill. a. 791. Ja auch ein -fard begegnet mir, näm- 
lich in Ganefard cod. Laur. sec. 8 (N. 232). 

Wie schon das stammverbum faran in namen gewaltig 
häufig ist, so kann auch die ableitung ahd. fart, nord. faerd, 
alts. farth iter unmittelbar zu namen verwandt werden, 
ohne dafs man noethig hat ueberall ein blofs eingeschobe- 
nes t anzunehmen, welche annähme sogar nicht ohne Schwie- 
rigkeiten waere. 

Nun begegnet mir ferner auch umgelautetes Fert- in 
Ferting bei Schann. und Dronke a. 790 und 800, so wie 
im necr. Fuld. a. 827, Verting geschrieben im necr. Fuld. 
a. 851. Schon frueher hat sich aber ein e in diesem stamme 
entwickelt, denn der lesart Ferdulf bei Paul. diac. VI, 24 
mufs wol getraut werden. 

Ist es nun nicht, frage ich, am einfachsten auch Fer- 
dinand, das sich vor sec. 11 nicht nachweisen läfst (hist. 
'Langu. II, N. 176, a. 1036, conc. Coyac. a. 1050 etc.) hie- 
her zu stellen? Die beiden andern erklärungen sagen mir 
nicht zu, weder die aus Fridinand (wenn auch ags. -ferö 
fuer -friö nicht geleugnet werden kann; ein Fridinand 
uebrigens kann ich noch nicht belegen), noch die aus He- 
rinand. Span, f- fuer h- kenne ich nicht (auf portug. fu- 
racäo = span. huracan wird man doch nichts bauen wok 
len), waehrend h fuer f grade echt spanisch ist; so dafs 
also Hernando sehr gut aus Fernando (welches ja auch im 
spanischen gilt) entsprungen sein kann. Hernando mag 
dem Herinand und Ferdinand zugleich seinen Ursprung 
verdanken. 



314 Förstemaxm 

FAV. 

Fava (ein Rugierflirst sec. 5) mit var. Feva in der 
vita S. Severini, im acc. ebds. Febanem. Feva bei Paul, 
diac. I, 19. Der acc. Febem mon. Germ. XI, 491 (ann. 
Mellic.). 

Favo (ein bischof von Chalons) im conc. ap. Theodon. 
vill. a. 835 und im concil. Carisiac. a. 837. Derselbe heilst 
Faova mit var. Fova in der synod. Lugd. a. 830. — Fao- 
laic trad. Wizenb. a. 696 (N. 43 und Pard. nachtr. N. 8). 
— Fauruna St. P. (sec. 9). Faulf pol. Remig. s. 56. — 
Vgl. noch Feumilfus Schoepfl. Als. dipl. a. 730 (N. 11), 
das aber verderbt oder gar undeutsch zu sein scheint. 

Das goth. favs, alts. fäh, ahd. föh, ags. feä mag in 
diesen formen stecken; in welcher bedeutung aber, das ist 
noch die frage. Etwa in der von klein? oder in der da- 
mit verwandten von selten, d. h. ausgezeichnet? 

FLAN. 

Flanpraht Schann. a. 756. Flampraht Schann. a. 795. 
Flanbrecht cod. Laur. sec. 8 (N. 3398). Flanbert Schann. 
a. 756 (bei Dronke dafuer Flanberct). Flanberct Schann. 
a. 771. Flambert mon. Germ. V, 287, 300, 301 (Liutpr. 
antapod.). Flanberet (so) Schann. a. 757. — Flanigar pol. 
Remig. s. 105. 

Ist ags. flau sagitta zu vergleichen? eher wol (des vo- 
cals wegen) ags. flan praeceps, procax. 

GID. 

Gidfrit Lupi a. 773 (I, s. 511) mehrmals; Gydoin mon. 
Germ. V, 162 (ann. Mosomag.); mit erweitertem stamm in 
Gidenold pol. Irm. s. 115. 

Ich vergleiche, da ich mich scheue Gid- als entar- 
tung von Gaid- anzusehn, welches letztere ein besonders 
bei Langobarden nicht seltener stamm ist, das ags. gidd 
cantilena, poema, giddjan canere, superbire, gidig superbos 
(Ettmüller 418). 



seltene nameu. 315 

GLIS. 

Glis Dronke a. 901 (N. 648). Clisekka St. P. sec. 9. 
Glisher Schann. a. 776. Glismot mon. Germ. XI, 232 
(urk. v. 808 im chron. Benedictobur.) ; mon. Boic. sec. 9 
(VII); Schann. a. 800 (wo Dronke Glisnot hat). Glismuot 
Schann. a. 841 ; Dronke a. 848 (N. 555, wo Schann. Glis- 
mont hat). Glismut cod. Laur. mehrmals. Glismoda mon. 
Germ. X, 207 (transl. S. Celsi). Cljsmot St. P. Glimuoz 
Honth. a. 926 (N. 146) hieher? Glisinont necr. Fuld. a. 924 
= Glismout? Ortsname Glismuoteshus. Glisnod St. P. Glis- 
not St. P. zweimal. Clisnot St. P.; Meichelb. sec. 10 (N. 
1012). Cliisnot (so) St. P. Gliusnot cod. Laur. sec. 8 
(N. 344Ö) wol hieher. 

Auslautend sehn wir unsern stamm in einem prächti- 
gen namen Isancljs aus sec. 8 bei St. P. 

Dieses Glis— steht fiier Gliz- und gehoert zu ahd. 
glizan, ags. glitan micare, splendere. 

HAB. 

Habo bei Kausler a. 792 (N. 41); bei Dronke a. 812 
(N. 270), wo freilich Schannat Hubo schreibt; ferner mehr- 
mals in der Frekenhorster heberolle. Happo bei Dronke 
a. 851 (N. 561) und im cod. Laur. sec. 8 (N. 217). Damit 
vergleiche ich die nhd. familiennamen'Haab, Haabe, Happe* 
Hapizo St. P. aus sec. 8. Habemunth mon. Boica c. a. 800 
(VII). Habmunt mon. Germ. XI, 232 (chron. Benedictob.). 
Habuini (als nom.) bei Pardess. a. 740 (nachtrag N. 68). 
Habbraht Dronke sec. 9 (N. 142), wozu vielleicht Habert 
Wig. trad. Corb. 240, 374 und cod. Laur. sec. 8 (N. 492). 
Unsicherer ist Habuhald bei Schannat a. 807, weil Dronke 
ebds. (N. 237) Hadubald liest. Auch Haburg Wig. tr. 
Corb. 113 gehoert vielleicht hieher. 

Am besten wol zu haba possessio, habitus, wozu Graff 
IV, 738 auch Habmunt wirklich stellt. 

IDIS. 
Itissa cod. Laur. sec. 9 (N. 659), wofiier litis cod. 



316 Försteinann 

Laur. sec. 8 (N. 2489). Idisburga Lacomblet a. 927 (N. 
87). Itisburg Schann. und Dronke a. 804. Idislind trad. 
Wizenb. a. 788 (N. 102). Idesolt Lupi a. 910 (II, s. 74). 

Graff I, 159 und II, 234 fuehrt noch ein Itislant an, 
das ich in den quellen uebersehen haben mag, da ich es 
fuer jetzt noch nicht nachweisen kann. 

Es kann kein zweifei sein, dafs alts. idis, ags. ides, 
ahd. itis femina, virgo hierin liegt Vielleicht ist es zufall 
(doch mufs man darauf bei solchen aus der mythologie 
stammenden bezeichnungen achten), dafs wir diese namen 
mit ausnähme von Idesolt nur aus den Rheinländern ken- 
nen und dafs sie sowohl bei Baiern und Westfranken als 
auch bei Sachsen und Thueringern fehlen. 

LIST. 

Lista (rase.) mon. Germ. I, 526 und II, 205 (ann. 
Vedast.). Listhar trad. Wizenb. sec. 8 oder 9 (N. 67). 
Listillo Kausler a. 773 (N. 15). Listin calend. Merseb. Oct. 

Zu ags. altn. ahd. list ars, alts. listi. 

MILD. 

Miltunc Mchlb. sec. 8 (N. 97). Mildeo necr. Fuld. a. 
855 und Miltheo ebds. a. 875 könnte Mil-deo gefafst, aber 
auch als ein goth. Mildja angesehen werden und würde im 
letztern fall hieher gehoeren. Milta kann Graff II, 725 
vielleicht nur aus Ortsnamen, z. b. Miltunawa geschlossen 
haben. Ein altn. Mildriör verdanke ich Bugge's nachwei- 
sung in dieser Zeitschrift III, 28 aus dipl. norv. II, N. 395 
und 807. 

Von einem — mild als zweitem theil eines zusammen- 
gesetzten namens finde ich nur eine schwache spur in Ra- 
daniildis pol. Irm. s. 138. 

Goth. ags. altn. mild, ahd. milti mansuetus, largus etc. 
ergiebt sich von selbst als etymon dieses namen. 

SALV. 

Salvan Ried a. 866 (N. 50); Salvard hist. Langu. a. 



seltene namen. 317 

918 (II, N. 42); Salvalindis pol. Irm. s. 259; Salvarid trad. 
Wizenb. a. 771 (N. 245, 250). 

Gondesalvius (span. Gonsalvo) finde ich schon hist. 
Langu. a. 852 (I, N. 76) und Gondesalvus ebds. a. 1036 
(II, N. 176). 

Man könnte an lat. salvus denken. Doch läfst daran 
die Stellung des Stammes als zweiter theil eines zusammen- 
gesetzten namens, so wie die grofse geographische Verbrei- 
tung der hier erwaehnten namen zweifeln. Ich denke des- 
halb lieber an salo (thema salaw) schwarz, das auch der 
bedeutung wegen keine Schwierigkeit macht, wenn man be- 
denkt, dafs auch swarz viele namen bildet. Ja ich bin ge- 
neigt alle mit Sal- beginnenden namen (unter denen sich 
nicht wenige mit Salu — finden) lieber hieher als zu sal 
domus, atrium oder zu goth. s&ls benignus zu stellen; bei- 
spiele dieser letztern bildungen zu geben unterlasse ich, da 
sie sich ueberall finden. 

SANG. 

Sancho trad. Wizenb. a. 792 (N. 207); vgl. nhd. fa- 
miliennamen Sancke, Senke. Sanchard Schöpf!. Als. dipl. 
a. 966 (N. 147). 

Dazu nehme ich gleich die form Sing — , Singevert 
pol, Irm. a. 263; Singulph mon. Germ. VI, 62 (Folcuin. 
gest. abb. Lobiens.), auch im Ortsnamen Singulphi villa. 
Sincger cod. Laur. sec. 8 (N. 1864) nebst Singar ebds. N. 
3069 könnte fuer Sintger stehen und nicht hieher gehoe- 
ren. Gegen eine herleitung aus singan canere wüfste ich 
nichts einzuwenden: vielleicht gefallt diesem oder jenem in- 
dessen die anknüpfung an ags. sine thesaurus, divitiae 
besser. 

Den Alanennamen Singiban oder Sangiban lasse ich 
hier bei Seite. 

SPAN. 
Spangoza bei St, P. Spancozza Neug. a. 808 (N. 165). 
Spaniis (fiier Spanigis? fem.) pol. Reinig, s. 47. Spaneldis 



■p 



318 Förstemann 

Mabill. a. 821 mit var. Ispaneldis. Spenneol Mchb. sec. 
9 (N. 538 u. 588) wol fuer Spenneold. 

Das ahd. und ags. spanan allicere ist allerdings beson- 
ders fuer weibliche namen geschaffen wie kaum ein ande- 
res wort. 

SPIL. 

Spiligern Schann. a. 801. Spilihard cod. Laur. sec. 9 
(N. 616). Spilahard cod. Laur. sec. 8 (N. 352). Spilhard 
cod. Laur. sec. 9 (N. 377). Spilinhard cod. Laur. sec. 9 
(N. 510). 

Das nord. spil hat noch die bedeutung von gaudinm, 
die fuer namen mehr zu passen scheint als die von ludus. 

STAHAL. 

Stahal cod. Laur. mehrmals sec. 8. Stahalgoz necr. 
Fuld. a. 784. Stahelhart cod. Laur. sec. 8 (N. 2955). St* 
halolf Schann. a. 765, 819. 

Gewifs ist Stal- fuer Stahal- enthalten in Stal cod. 
Laur. sec. 8 (N. 234, 236) und in Stalhart cod. Laur. sec. 
8 (N. 2778). 

Bei Stallo Mchb. sec. 9 (N. 661) und bei Stallard pol 
Irm. s. 134 denkt man lieber an stallo socius als an stahal 
stahl, wozu ich die uebrigen formen unbedenklich setze. 

TURN. 

Turnoald Pardess. a. 717 (N. 504). Turnochald Pvd 
a. 696 u. 697 (N. 435 u. 440). In denselben urkundtf 
auch bei Mab. Turnwiz Schann. und Dronke a. 800. 

Zu ags. und altn. turnan, ahd. turnjan vertere, viellock 
in dem sinn von diruere. 

WAHS. 

Wahsmut aus unbestimmter zeit im cod. Laur. Kl 
3824. Nhd. familiennamen Wachsmuth. Wahsanta J| 
Wahsante bei St. P. aus sec. 8. Der Lütticher 
Waschand aus sec. 9, mon Germ. XII, 372 (gest 



seltene namen. 319 

Trudon.) wird demnach auch wol eher hieher als zu war 
sehen gehoeren. Stammwort ist ohne zweifei wahsan cres- 

cere. 

WßAC. 

Wracchio Wig. trad. Corb. 247. Uurecheo Dronke 
a. 814 (N. 301), wo Schann. Uureccheo schreibt Wra- 
chard Lacombl. a. 837 (N. 52), Wracard ebds. a. 841 (N. 
ö5). Wrachar Lacombl. a. 794 (N. 4) ; Wracheri Wig. tr. 
Corb. 429 und Lacombl. a. 820 (N. 38); Wracher Wig. 
tr. Corb. 414. 

Zu goth. vrikan persequi, ahd. recchjo expulsus, ags. 
vracu vindieta, altn. raekr extorris u. 8. w. ; herrscht in den 
namen etwa die bedeutung peregrinus, alienus oder, was 
besser scheint, schon die spaetere von mhd. recke, altn. 
reckr held? Es ist zu bemerken, däfs die hier angefuiehrten 
formen sächsisch sind, woraus indessen kein schlufs auf das 
mangeln derselben im hochdeutschen gemacht werden darf, 
da hier solche namen durch das abfallen des W leioht in 
die form Rac-, Rag* uebergingen; sie sind daher von den 
ursprünglich mit R beginnenden nicht zu scheiden. — 

Belehrungen und weitere nachweise ueber eine oder 
die andere dieser gruppen sollen mir sehr erwünscht sein, 
namentlich wenn sie sich auf verwandte erscheinungen im 
Ags. und Altn. erstrecken, welche mundarten mir fuer jetzt 
mehr im hintergrunde liegen. So weifs ich es herrn Bugge 
in Christiania grolsen dank, dafs er die namen mit RID 
auch im Altn. yerfolgt hat (III, S. 26—29). Seit ich zum 
ersten mal die mir bekannten zu diesem stamme gehoeri- 
gen namen zusammenstellte (I, 506 ff.) haben sich mir noch 
einige neue formen und auch neue belege fuer die schon 
mitgetheilten ergeben. Erstere setze ich noch schliefslich 
her, da mehrere recht anziehende darunter sind: 

Arsirid St. P. sec. 8. — . Bernorid pol. Remig. s. 50 
(sec. 9). — Blumarit steht (wie mir Dr. Trofs zu Hamm 
schriftlich mittheilt) in einem epigramm von Luxovius 
coli. Pisaurens. VI. p. 277 und in Burm. anthol. lat. II, 



320 Förstemaan. 

p. 599. — Dumerit Cassiod VIEL, 27 (secur. 6). — 
Engilrid St. P. sec. 8. — Fridirit Kausler a. 786 (N. 33). 

— Gamarit cod. Laur. sec. 8 (N. 2895); Gumarit zu bes- 
sern ist kein grund. — Gauterit Sever. Sulpic. (sec. 5) 
nach der lesart in der Espana sagrada IV, 451. — Twi- 
qiSoq (sec. 8) Zosimus V, 46. — Himmerit (sec, 5) Jörn. 
36. — Liverid (sec. 6) Cassiod. V, 35 mit var. Luvirit 
und Livorit. (Liudrid, nicht Lindrid, wie in dieser. Zeit- 
schrift I, 508 steht, heifst es bei Wig. tr. Corb. 310). — 
Premarit St. P. (sec. 9). — Rumorid conc. Audegav. a. 
453; fast Idat. a. 403. — Salvarid trad. Wizenb. a. 771 
(N. 245, 250). — Sandrid St. P. (sec. 9). — Sunnarit ver- 
muthe ich nur aus der lesart Sunnarct bei Pardess. a. 627 
(N. 241). — Suabrito Schoepfl. Als. dipl. a. 795 (N. 70). 

— Uluerit und Uluerid trad. Wiz. a. 773 u. 774 (N. 53 
u. 128). — Ridger cod. Laur. sec. 10 (N. 532). 

Durch diese nachtrage ergiebt sich nun der geogra- 
phische umfang des Stammes etwas weiter, als ich es bei 
meiner ersten Zusammenstellung annehmen konnte. Wir 
sehn ihn jetzt auch bei Baiern nicht ganz selten, und da& 
er auch bei den Westfranken in gebrauch war, beweist nun 
vollends das polypt. Remig. Ich stimme daher jetzt auch 
Bugge bei, wenn er Sigrida aus dem pol. Irm. hieher 
zieht; mir war das wort frueher mit nichten entgangen, 
ich hatte es aber fuer eine Verderbnis aus Sigfrida genom- 
men, das ich anderweitig belegen kann. Was die zeit an- 
betrüft, in der dieser stamm in namen erscheint, so be- 
staetigt sich durch meine zusätze, dafs er je frueher desto 
häufiger vorkommt und dafs er im allgemeinen mit der 
mitte des 9. Jahrhunderts in Deutschland ausstirbt, nur ein 
paar seltene formen abgerechnet. 

Wernigerode. 

E. Förstemann. 



Kuhn, über d. alte S u. einige damit verbundene lautentwicklungen. 321 

lieber das alte S und einige damit verbundene lautent- 
wicklungen. 

Fünfter artikel. 
Die asplratlon stummer consonanten. 

In den früheren aufsätzen,* in welchen ich die mit dem 
s verbundenen lauterscheinungen besprochen habe, sind wir 
mehrfach zu dem resultat gekommen, dafs es ein scharfer 
sauselaut gewesen sein müsse, welcher demselben in alter 
zeit zukam. Es ist daher schon von vornherein anzuneh- 
men, dafs die natur dieses lauts auch ihren einflufs auf die 
consonantenverbindungen , die er eingegangen war, gehabt 
haben werde und ich wende mich deshalb zur besprechung 
derselben. Da aber das sanskrit vorzugsweise diesem ein- 
flufs in vielen Verbindungen unterlegen hat, so wird es noth- 
wendig von ihm auszugehen, einmal um zu zeigen, dafs es 
an ursprünglichkeit in diesen fällen oft hinter den klassi- 
schen sprachen und dem deutschen zurückstehe, dann um 
eine klarere einsieht in diejenigen erscheinungen zu gewin- 
nen, welche auch in den eben genannten sprachen durch 
den einflufs jenes Zischlauts entstanden sind. 

Betrachten wir zunächst die Verbindungen, welche das 
skr. s mit mutis eingeht, so ist es bekannt, dafs es sich 
nur mit den tenues verbinden darf und dafs mediae, sowohl 
unaspirirt als aspirirt, von einer Verbindung mit ihm ausge- 
schlossen sind. Da aber die mediae aspiratae eine offenbar 
spätere entwicklung des sanskrit und aus den tenues aspiratae 
hervorgegangen sind, so wird wahrscheinlich, dafs das s vor 
den ersteren mehrfaltig geschwunden sei, als sie sich aus 
den letzteren zu entwickeln begannen;, ein schlagendes bei- 
spiel dieser erscheinung ist edhi für asthi sei, wenn wir es 
mit ia&i vergleichen und andere falle der art hat Benfey in 
seinem griech. wurzellexikon an verschiedenen stellen bespro- 
chen, deren beweiskraft meist nur dadurch beschränkt wird, 
dafs er zu vieles unter eine so entstandene wurzelform zu- 
sammenstellte, was nur vermuthungsweise dahin gehörte, 
in. 4 u. 5. 21 



322 Kuhn 

oder andrerseits seine wurzelbegriffe allzukühn rückwärts 
entwickelte als dafs nicht dadurch, dafs zuviel bewiesen 
werden sollte, auch die Überzeugung für das wirklich be- 
wiesene erschüttert worden wäre. Wenn demnach aber die 
thatsachc eines solchen entstehens vieler aspiraten im gan- 
zen nicht abgeläugnet werden kann, so kommt es der Wis- 
senschaft zu, mit möglichster strenge, diejenigen falle zu- 
sammenzustellen, welche die entwicklung dieser erscheinung 
im sanskrit unzweifelhaft machen. Schon hierbei wird sich 
ergeben, dafs bald die eine bald die andere der verwandten 
sprachen dieselbe erscheinung zeigen, und daraus hervorge- 
hen, dafs sie nur aus der beschafienheit des alten s zu er- 
klären sei; da nun aber «auch andere buchstaben mehrfach 
einen solchen einflufs ausüben (ich erinnere nur an r), so kom- 
men wir dadurch vielleicht allmählig einem nachweisbaren 
aii8gangspunkt unserer lautverschiebung näher, um so mehr 
als die deutschen sprachen die einzigen sind, welche wie das 
sanskrit, mediac aspiratae entwickelt haben. Nun sehen wir 
aber die teuues aspiratae in mehreren fallen im skr. auftreten, 
wo die verwandten sprachen nur s mit der unaspirirten tenuis 
zeigen und so ist es von Wichtigkeit diese zusammenzustellen. 
Am unbestrittensten tritt uns diese erscheinung zu- 
nächst in der wnrzel st ha mit ihren ableitungen und ver- 
wandten entgegen (wohin auch sthavira, sthura, sthuna 
u. s. w. zu rechnen), der gegenüber sowohl das lateinische ak 
griechische und deutsche die unaspirirte tenuis aufweisen. 
Eine zweite wurzel der art ist sthag tegere, oeculere, dem 
sich das griech. areyetv als genau entsprechend zur seite 
stellt, während tegere und ahd. dakjan, dekjan den anlau- 
tenden zischlaut verloren haben, den auch das griechische 
in rtyog (doch auch noch oreyog, wie rtyij neben ariyij) und 
seinen ableitungen aufgegeben hat. Ebenso zeigt sich die 
aspiration in skr. sthala (die grammatiker stellen auch eine 
wurzel sthal, präs. sthalati, firmiter stare, das jedoch noch 
nicht belegt ist, auf) place, site u. 8. w., verglichen mit ahd. 
stal, stelli, stellan und griech. Grellen*. — Die Verbindung 
des 8 mit der gutturalen tenuis aspirata im anlaut findet 



Über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 323 

sich nur in den beiden wurzeln skfaad und skhal, von de- 
nen die erstere noch nicht belegt ist, aber in der ihr gege- 
benen bedeutung lacerare, ändere; occidere, ferire deutlich 
zu goth. skafjan stimmt, wobei jedoch die aspirata J? noch 
bedenken macht; zu der w. skhal, welche die bedeutung 
wanken, gleiten, fehlen hat, ist von Bopp (gloss. s. v.) das 
lat. scelus, doch mit dem zusatze „nisi hoc pertinet ad 
chala" verglichen worden; beide beziehungen haben ihr 
recht, wie wir weiter unten sehen werden. Zu skhal in 
den angegebenen bedeutungen stellt sich aber unzweifelhaft 
goth. skulan präs. skal ; aus der bedeutung von skhalita n. 
error, fehler, schuld, dem sich skuld genau anreiht, ent- 
wickelt sich der begriff: nöthig haben, müssen, sollen, ganz 
so wie aus fallere, fallit me, das frz. il me faut. Dafs übri- 
gens fallere nebst oqxiXkeiv begrifflich identisch, auch laut- 
lich sich aufs engste an unsere wurzel anschliefsen , soll 
gezeigt werden, wenn wir von der vertauschung der mit 
s verbundenen mutae sprechen. Bei weitem zahlreicher 
sind die mit s und der labialen aspirata anlautenden wur- 
zeln und gehen an menge weit über die mit sp anlautenden 
hinaus. Hier bietet sich zunächst für die beobachtung unse- 
rer erscheinung skr. sphati alaun, sphatika kry stall, dem 
sich ahd. spat alaun, gips, spatt nitrum und nhd. nnd. spatt 
einn krankheit der pferde zur seite stellen, wenn nicht letz- 
teres vielleicht besser auf sphati f. increase, growth ; swel- 
ling, intumescence von w. sphäi zurückzuführen ist, worüber 
die mir nicht genug bekannte krankheit aufschlufs geben 
mufs ; dagegen spricht vielleicht das von einer auf t auslau- 
tenden, offenbar mit sphati verwandten wurzel stammende 
sphuti, — i, mit der bedeutung kibe, swelling of the feet. 
Spat alaun und spatt nitrum gehören zur w.. sphat spalten, 
wie mhd. spat Splitter, spahn beweist; die mit dem worte 
bezeichneten mineralien haben ihre benennung von der eigen- 
schaft, dafs sie leicht spalten und blättern. — Mit den w.w. 
sphutt und sphunt (cl. 10. sphuttayati despicere (cl. 10. 
sphuntayati) ridere, irridere, jocari hat bereits Bopp im 
gloss. s. v. das ahd. spot, spottön, altn. spott zusammen 

21* 



324 Kuhn 

gestellt und wenn sie gleich bis jetzt nur zum theil belegt 
sind, so werden wir sie doch getrost zu den deutschen Wör- 
tern stellen müssen, deren auslaut übrigens nicht dem ge- 
setze der huitverschiebung gefolgt ist. Ebenso hat Bopp 
zu w. sphut (pras. sphutati, sphotati) dissilire, diffindere; 
dissipari, diffugere das griech. aaevSu) gestellt, das ihm frei- 
lich nicht unmittelbar gleich zu stellen ist, aber dennoch 
wohl in unzweifelhafter Wurzelverwandtschaft mit ihm steht, 
ebenso wie das ahd. spuon, spuoan, ags. speovan, von wel- 
chem die denominative ahd. spuatön, ags. spedan stammen, 
-i- Ein paar einzeln stehende Wörter, die gleichfalls hierher 
gehören, sind sphicf. hüfte, hintertheil und sphigi (vergl. 
aufser den von Benf. Säma gloss. angeführten stellen noch 
Qat. ßr. p. 396. 3.) f. hüfte, hüftgegend, also die anschwel- 
lenden weichtheile der Seiten und des hiuterkörpers, zu deren 
letzterem sich die lautlich genau entsprechenden ahd. spech, 
ags. spie, altn. spik stellen. — Eben so gehören altn. speni, 
papilla, mammula, ags. spana, ubera, ahd. spunni über nebst 
spanjan, spenjan, antspenjan, nhd. spännen, span-ferkel etc. 
zu einer durch n erweiterten wurzel, die dem skr. sphai oder 
sphäy (präs. sphäyate) crescere, tumescere, augeri ent- 
spricht, in welchem sich gleichfalls die aspiration der tenuis 
hinter dem s zeigt. — Zu der w. sphur, die im späteren 
sanskrit die bedeutung schimmern, glänzen zeigt, (in wel- 
cher ihr. obd. spor schimmel, sporen schimmeln, Schmidt 
schwäb. wb. s. v. zugehören) aber in den Veden schlagen, 
stofsen bedeutet (cf. Rv. 1. 84. 8. padä xumpam iva sphu- 
rat wie einen pilz ihn mit dem fufse fortstofsend ib. 2. 12. 
12. yo rauhinam asphurat der den R. schlug ib. 2. 11. 9. 
indro mahän sindhum a^ayanam mäyävinam vrtram asphu- 
ran nih der grofse Indra vertrieb den die flut umlagernden 
zauberer Vritra. Vgl. auch apasphur, apasphura, apasphu- 
rant und anapasphur, anapasphura, anapasphurant , anus- 
phura bei Boehtl. und Roth Sanskr. wb.) stellt sich ahd. 
sporo, ags. spora, spura, spur calcar (auch ahd. ags. spor 
vestigium gehören offenbar derselben wurzel an) mit den 
abgeleiteten ahd. spornan, spurnan calcitrare, ags. spurnan 



über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 325 

to strike with the heel, e. to spurn, die zugleich spernere 
als ebenfalls hierher gehörig nachweisen. Letzteres weist 
zwar auf a als ursprünglichen wurzelvocal, aber das u in 
der indischen und deutschen wurzelform ist auch erst eine 
sekundäre entwicklung, die sowohl durch den anlautenden 
labial als das auslautende r hervorgerufen wurde, da das 
causale im skr. neben sphorayati auch sphärayati lautet, 
mithin auf ein ursprüngliches a in der wurzel zurückweist. 
Doch mufs die spätere hauptform mit u bereits eine über 
die zeit der trennung hinausgehende nebenform sein, da gr. 
6(fvga hammer und arpvQov knöchel, ferse, beide vom schla- 
gen und stofsen benannt, bereits v zeigen, während pärshni, 
goth. fairzna, ferse, gr. nrayvcc, die das a im anlaut verloren 
haben (nTiqva verhält sich zu w. *anaQ, *orfag wie titvw zu 
spuo) wieder auf die form mit a zurückgehn. Dies a zeigt 
sich auch in anaiga) danatQc» und ahd. sperran, ndd. sparteln 
(zappeln), welche auch am besten die entwicklung der be- 
deutung coruscare, vibrare in der sanskritwurzel erklären. 

Gehen wir nach diesen beispielen zum in - und auslaut 
über, so kann ich für diese nur wenige beispiele für die 
besprochene erscheinung beibringen, allein sie sind so sicher, 
dafs es keinem zweifei unterliegt, dafs der einflufs des s 
auf eine folgende tenuis auch hier bereits begonnen hat ; es 
sind nämlich skr. asthi (neben thema asthan), welches sich 
dem gr. öariov, lat. ossi, oss- (in welchem t durch assimi- 
lation in s überging wie in laesum, defensum u. 8. w. für 
laedtum, laestum u. s. w.) vergleicht, ferner oshtha n. lippe, 
dem Bopp gloss. s. v. mit recht das mittelst des Suffixes io 
davon abgeleitete ostium verglichen hat, endlich das super- 
lativsuffix ishtha, dem das gr. iöto, goth. ist gleich stehen. 
Es verdient wie ich glaube wohl beachtung, dafs diese weni- 
gen beispiele der dentalen klasse zufallen und dafs grade die 
dentale klasse es ist, in welcher sich in den deutschen sprachen 
die lautverschiebung am consequentesten durchgeführt zeigt. 

Die hier besprochenen beispiele sind zwar nicht grade 
zahlreich, aber ich denke die meisten sind so sicher, dafs 
die thatsache an sich dadurch unzweifelhaft wird und wenn 



326 Kuhn 

man ihr weitere aufmerksamkeit zuwendet, so werden sich 
gewifs auch noch weitere belege auffinden lassen. Anderer- 
seits beweist aber auch eine zahl anderer formen flir die- 
selbe, welche wir jetzt besprechen wollen. Benfey hat näm- 
lich, wie ich oben bereits bemerkte, in seinem griechischen 
wurzellexikon an verschiedenen stellen sanskritwurzeln mit 
anlautender aspirata mit solchen der verwandten sprachen 
zusammengestellt, die mit s und der entsprechenden tenuis 
anlauten; seine Zusammenstellungen würden auch hier bei 
weitem überzeugender geworden sein, wenn die ganze er- 
scheinung ausführlich an einer stelle besprochen wäre und 
er sich namentlich fernerer oft sehr weit ausholender com- 
binationen enthalten hätte; nichts desto weniger ist die von 
ihm beobachtete erscheinung nicht zu bezweifeln. Sie tritt 
zunächst am klarsten am skr. ch hervor. Man hat bereits 
lange allgemein anerkannt, dafs dieser laut in den ver- 
wandten sprachen meist durch sk vertreten werde und wur- 
zeln wie chid mit scindo, axiSvr^(u 9 goth. scaida verglichen. 
Steht diese thatsache aber fest, so zeigt sich, dais auch 
hier das sanskrit erst eine sekundäre lautentwicklung hat, 
indem es den guttural nicht allein zum palatal erweichte, 
sondern ihm auch durch den einflufs des vorangehenden s 
die aspiration verlieh. Im reinen auslaut ist das s zwar 
spurlos verschwunden, sobald aber das ch nach vokalen in 
den anlaut oder inlaut tritt wird ihm die einfache tenuis c 
vorgesetzt, die nichts anderes als das dem ch assimilirte 8 
ist. Beispiele einer solchen assimilation auch vor andern 
consonanten werden wir weiter unten noch mehrere finden. 
Indem ich die bekannten vergleichungen von mit ch anlau- 
tenden wurzeln und Wörtern mit solchen der verwandten 
sprachen, die mit sk anlauten , übergehe , bedarf doch das 
im auslaut vieler indischer wurzeln stehende ch noch einer 
besprechung. Pott etym. forsch. I, 1 69 sowie Curtius temp. 
und modi 115 haben dasselbe bereits besprochen und erste- 
rer darin eine den griech. verbis auf oxw, lat. sco entspre- 
chende bildung vermuthet. Dies läfst sich jetzt mit größe- 
rer bestimmtheit darthun, denn einmal ist der gröfste theil 



über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 327 

dieser wurzeln erst von einfachen noch vorhandenen deut- 
lich abgeleitet, wie ich von ish, uch von ush oder vielmehr 
vas, rch von r, gach von gam, murch von mr, mlech von 
mlai, yach von yam, yuch von yu d. 3. arcere, avertere, 
vänch von van, hurch von hvr, hrich von hri, zweitens 
kommen nicht nur gach und yach, sondern auch ich, uch, 
ich (in der bedeutuug ire) yuch nur in den specialtempo- 
ribus vor, schliefsen sich also ganz an jene griechischen und 
lateinischen auf axco und sco, namentlich auch an die itera- 
tivform auf axov an. Zu gach, 2 imper. gacha (vgl. Benary 
lautl. 249 ff.) stimmt, was bereits Pott a. a. o. vermuthet 
hatte, ßdaxe genau; beide sprachen haben entweder den na- 
sal vor ch ausgestofsen, wozu man für das skr. yach, für 
das gr. ftdoxct), stamm %<xv vergleiche, oder sie sind von 
einfacheren wurzelformen ga (ga) und ßa gebildet. Ebenso 
hatte Pott etym. forsch. I, 234 tyxofiai bereits zu skr. rch 
gestellt; jenes ist bekanntlich nur im präs. und impf, ge- 
bräuchlich, ebenso dies, welches in diesen temporibus als 
erweiterte form der w. r gehen auftritt; die aspirata des 
griechischen Stammes erklärt sich aus dem einflufs des schar- 
fen 6 (welches ausgefallen ist) grade so wie in (7#/£w ge- 
genüber von axiSvrifjii, der ausfall des a aber ist dem ein- 
flufs der seltenen und griechischem ohr jedenfalls hart klin- 
genden lautverbindung oax zuzuschreiben ; aus dem skr. stellt 
sich dem iQ^o^tca das ganze analoge mürkha m. der thor 
von w. murch zur seite. Ob auch ev%oficu gleich vänch, 
so wie oi%ofiai gleich vich sei, wie Benary lautlehre p. 255 
vermuthete, mag einstweilen noch dahin gestellt bleiben; 
in beiden würde , wenn sie hierher gehören sollten, das % 
aus öx durch die aspirirende kraft des 8 gerade so wie ch 
aus sk entstanden sein, und so erklärt Schweizer (2. 294 
dies, ztsch.), wie ich glaube vollkommen richtig, formen wie 
arevd%a) aus ursprünglichem arevdaxco. Die w. yuch kommt 
meist nur im ptc. präs. mit a priv. vor, aprayuchat, und 
hat immer die bedeutung nicht ruhend, nicht rastend, ebenso 
das präs. prayuchasi Väj. 8. 3; da skr. y mehrfach aus al- 
tem d hervorgegangen ist, wie am deutlichsten ya^as neben 



328 Kuhn 

lat. decus ahd. ziar- zeigt, so liefse sich schon aus der an- 
gegebenen bedeutuug die gleichheit der wurzel von yuch 
mit gr. Svoj vermuthen, dazu kommt eine stelle im Kv., 
wo es kaum anders als geradezu gleich Svetv untergehen zu 
fassen sein wird, nämlich 5. 54. 13. 

yushmädattasya Maruto vicetaso 

räyah syäma rathyö väyasvatah | 

na yo yüchati tishyö yatha divö 

'smö räranta Marutah sahasrinam || 
„Des von euch in fülle verliehenen reich thums lenker mö- 
gen wir sein, o weise Maruts! „Die Maruts spendeten ihn 
uns tausendfach, der nicht untergeht wie Tishya am him- 
mel." Dieser Tishya ist entweder das Sternbild dieses na- 
mens (vgl. Weber lit. gesch. 222; ind. stud. 1. 284 u. s. w.) 
oder nach Säyana's auffassung, welche Langlois (Bigveda 
II. 512. n. 24) in seiner Übersetzung mittheilt, die sonne, 
was beides jedenfalls fiir meine auffassung gleich ist; mit 
der gewöhnlichen bedeutung von yuch ist wie man sieht 
schon wegen des abl. divah nichts anzufangen, dieser zeigt 
deutlich, dafs das verbum ein solches der trennung sein 
mufs, also etwa herabgehn, untergehn, verschwinden bedeu- 
tet; demnach schliefst es sich hier ganz an die bedeutung 
von ovo) övvo) untergehen, von den gestirnen gebraucht, an, 
von dem ja auch die iterativform dvaxs II. &. 271 ndig wg 
V7id fjiriT&Qct övaxe erscheint. 

Wenn demnach schon die Übereinstimmung der hier 
aufgeführten wurzel- und ableitungsformen aufch mit grie- 
chischen auf oxü), axov für die gleichheit der lautverhält- 
nisse spricht, so wird diese noch vollständiger durch ana- 
loge Übergänge bewiesen, welche das prakrit auch bei an- 
deren consonantenverbindungen mit s aufweist. Die Verbin- 
dungen sk, st, sp, shk, sht, shp, ebenso wie skh, sth, sph, 
shkh, shth, shph gehen in dieser spräche in kkh, tth oder 
tth, pph oder wo sie im freien anlaut stehen in kh, th oder 
th, ph über. So stellt also das prakrit den sanskritworten 
skanda, skandha, skambha, maskara, — pushkara, mushka 
— skhalati , skhalita , pariskhalat — stuti (cf. Lassen inst. 



( 



über das alte S und einige damit verbundene lau tent Wicklungen. 329 

ling. pracr. p. 103 und Hoefers zeitschr. 2.473), stavaka, 
stimita, asti, hasta, hastin, samasta, kaustubha, paryasta, 
prastäva, mastaka, vistärayati, svasti, upastuvanti — sthä- 
saka, asthi, ekastfaa, avastha^ avasthä, sthita, samsthita, pra- 
stlrita, — yashti, drshti, avashtambha, pratishthäpaya, tish- 
thasi, tishthati, tishthatu, — sparpa, spandäna, parirasparpa, 
brhaspati, — pashpa, väshpa$ pushpa, nishpanna — sphu- 
rati, parisphurati, visphurati, prasphurat die formen khando, 
khando, khambho, makkhara — pokbaro, mukkham, — 
khaladi, parikkhalanto, khalio, — thudi, thavao, tthimida, at- 
thi, hattho, hatthi, samattho, kotthuho, pallattham, patthava, 
matthaka, vitthäredi, sotthi, ubatthunnanti, — tthäsaa, atthi, 
ekattha, avatthä, thido, samthio, patthido — latthi, ditthi, 
avatthambha; paditthäbehi , titthasi, titthadi, titthadu, — 
phanso, phandanam, sarirapphansa, bhaaphai, — sappham, 
vappho, puppham, nipphanno, — phuradi, paripphuradi, 
vipphuradi, papphuranto gegenüber, in denen durchweg, 
wo im sanskrit s mit unaspirirter tenuis stand, im präkrit 
an stelle der letzteren die aspirata getreten ist, der sich im 
inlaut die vorangehende Spirans s assimilirt hat, ein Vorgang 
der sich physiologisch kaum anders erklären läfst, als so, 
dafs dies s erst in das stark gehauchte h überging und sich 
erst dann der folgenden aspirata assimilirte. Bei den for- 
men mit ch, die solchen mit ax oder sc entsprechen ist 
aufserdem noch der guttural in den palatal übergegangen, 
im übrigen aber sehen wir ganz dieselbe lautentwicklung 
wie bei den eben aufgeführten beispielen und auch die as- 
similation zeigt sich in dem vorsetzen des c vor ch, wel- 
ches zwar oft vernachlässigt wird, aber der allgemeinen 
regel gemäfs ist, wie wir oben gesehen haben. Dafs die 
entwicklung des sanskrit ch in den oben besprochenen fal- 
len aus sk wahrscheinlich zunächst zu 9c und erst von da 
zu ch gewesen sei, zeigt das präkrit ferner durch pacchä 
pacchime, acchera, accharia gegenüber dem skr. papcät, 
papcima, äpcarya. Wenn deshalb der Übergang von ur- 
sprünglichen gutturalen des sanskrit zu palatalen nicht be- 
zweifelt werden kann, und er ist ja durch zahlreiche ver- 



330 Kuhu 

gleichungcD mit den verwandten sprachen festgestellt, so 
wird sich auch gegen die weiteren consequenzen wie sie 
oben gezogen sind kein einwand erheben lassen. Allerdings 
kann es auffällig erscheinen, dafs in den wenigen fällen, 
wo im sanskrit sk auftritt, das prakrit kh oder kkh nicht 
ch oder cch an die stelle setzt, aber eben der umstand, 
dafs sk im sanskrit überhaupt eine seltene Verbindung ist, 
erscheint hierbei von gröfsestem gewicht, und es ist kaum 
mehr als zufall, dafs der guttural nun nicht in den palatal 
überging, da in den zahlreichen fallen, wo k mit folgen- 
dem s zu x rerbunden erscheint, die regel für das prakrit 
allerdings auch der Übergang zu kkh ist (Var. 3. 29), dane- 
ben sich aber zahlreiche beispiele auch des Übergangs zu 
ch zeigen, wie achi = axi, lach! = laxmi, chunno = xunna, 
chiram = xtra, chuddo = xudra, ucchitto = utxipta, sari- 
c'am = sadrxa, ichü = ixu, ucha = uxan, charam = xära, 
richo = rxa, mächiä = maxikä, chaam = xata, churam = 
xura, chettam = xetra, vacho =* vaxas, dacho = daxa, ku- 
chi = kuxi (Var. 3. 30) während in ein paar anderen der 
Übergang zu ch oder kh willkührlich statt findet, nämlich 
chamä, khamä = xamä, vacho, rukkho = vrxa, chanam, 
khanam = xana (Var. 3.31). Als beispiele des regelrech- 
ten Übergangs von x zu kh giebt Var. 3. 29. khado = xata, 
jakkho = yaxa an. Berücksichtigt man, dafs dem skr. x. 
nicht selten sk der verwandten sprachen zur seite steht, wie 
unter den obigen beispielen z. b. in xira und goth. skeirs, 
so wäre auch denkbar, dafs in einzelnen der angeführten 
falle dies präk. ch aus einem älteren sk hervorgegangen sei. 
Erst nachdem dies geschrieben war, kam mir Benfey's 
ansieht über die formen auf ch, sk, ox, sc (entwickelt in 
der kieler monatschr. jan. 1854 8. 27 ff.) zu gesicht, welche 
dahin geht, dafs sie Zusammensetzungen mit einem hypo- 
thetischen axämi ich sehe seien, das sich zu achämi umge- 
staltet und dann zu blofsem chami verstümmelt habe. Ge- 
stützt ist diese ansieht auf den häufigen präkritischen Über- 
gang von x in ch, gegen sich hat sie die Übereinstimmung 
des griech., lat., deutschen, die danach alle gleicher weise 



über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 331 

den guttural umgestellt haben müfsten, wozu noch kommt, 
dafs lat. und goth. den zischlaut im entsprechenden sub- 
stantivstamme (oc-ulus, aug-o) nicht einmal kennen, axi, 
oace und ix demnach selbst erst auf erweiterten wurzelfor- 
men zu beruhen scheinen. Auf eine ausfuhrlichere Würdi- 
gung der a. a. o. entwickelten ansieht einzugehen mufs.ich 
mir für jetzt versagen, hoffe aber darauf zurückzukommen. 

A. Kuhn. 

(Schlufs im nächsten hefte.) 



II. Anzeigen. 

J. W. Wolf, Zeitschrift fUr deutsche mythologie und 
sittenkunde, 

(Bd. 1. Heft 1. Göttingen, Dietrich. 1853.) 

Die erfreulichen leistungen der obengenannten Zeitschrift auf 
dem gebiete, das sie sich speciell erwählt, sollen hier keiner nä- 
hern Würdigung unterworfen werden, sondern nur diejenige aus- 
dehnung, welche ihr der verdienstvolle herausgeber gegeben hat, 
die auch unser gebiet berührt, nämlich die vergleichende mytholo- 
gie. Der herausgeber sagt darüber in der vorrede: „wie unsere 
und andere sprachen im schoofs von Asien wurzeln, aus der alten 
wiege der menschen hervorgingen, so mufs dies auch die mytho- 
logie dieser völker. Zu der richtigen erkenntnifs unserer mytho- 
logie ist die vergleichung um so nothwendiger, je geringer die 
mittel sind, über die wir gegenüber andern Völkern (besonders dem 
klassischen alterthum) gebieten können, sie wäre nothwendig, woll- 
ten wir nur die äufsere gestalt, den leib unserer mythen nach sei- 
ner allmähligen entwicklung kennen lernen, wie viel mehr dann, 
wenn es uns darum zu thun ist, auf ihren geist einzugehn." In- 
dem wir uns mit diesem ausspruche vollkommen einverstanden 
erklären, wird es nur nothig sein, sich über die dabei zu befol- 
gende methode zu verständigen. Diese kann aber, soweit es sich 
um göttergestalten und ihre mythen bei verschiedenen Völkern han- 
delt, nur darin bestehen, die gleichen züge bei zwei verschiedenen 
Völkern desselben Stammes nachzuweisen und, da sie ja auch aus 



332 Kuhn 

gleichen anschauongen sich naturgemäfs entwickelt haben können, 
darzuthun, dafs sie wirklich identisch nicht blos gleichartig sind. 
Der nachweis dieser identität läfst sich aber auf zweierlei weise 
fuhren, einmal durch darlegung specieller züge, die verschiedenen 
Völkern gemeinsam sind, und nur aus dem wesen eines gottes oder 
eines mythos heraus verständlich und erklärbar sind, sowie durch 
nachweis mehr zufalliger Übereinstimmungen, wie sie sich z. b. 
in der sage von der Wiedergewinnung der in die hole eingeschlos- 
senen kühe durch Indra und Hercules Recaranus (vergl. Haupt 
zeitschr. f. d. a. bd. 6. 128.) finden, obwohl auch hier noch immer 
die möglichkeit einer entlehnung nicht ausgeschlossen ist, oder 
zweitens, und dies wird immer die sicherste begründnng bleiben, 
aus der spräche, indem götternamen u. s. w. als bei zweien oder 
mehren Völkern gemeinsam vorhanden nachgewiesen werden. Da- 
mit stehen wir denn auf dem gebiete dieser Zeitschrift und müssen 
für den nachweis wirklicher identität zweier namen die genaue 
beobachtung der lautgesetze, der einen wie der andern spräche, 
verlangen. Aber selbst diese kann zuweilen zum irrthum verleiten, 
wenn sie nicht zugleich mit einem möglichst vollständigen über- 
blick über den gesammten Sprachschatz der verglichenen wörter 
gepaart ist. Soviel schien es uns nöthig nur in kurzen Worten 
über den weg, welchen die vergleichende mythologie einzuschla- 
gen hat, voranzuschicken. 

Wenden wir uns nun zu den dies gebiet betreffenden leistun- 
gen der vorliegenden Zeitschrift, so enthält sie aufser einer kur- 
zen notiz des unterzeichneten, welche andere beurtheilen mögen, 
einen aufsatz Leo's, welcher die in unserer zeitschr. 2. 477 ff. ge- 
gebenen andeutungen weiter ausfuhrt und aus ihnen geschichtliche 
resultate zieht, deren ergebnifs dahin geht, dafs die abtrennung 
der germanischen stamme von den indischen Ariern in der spätem 
zeit der Vedendichtung statt hatte und dafs die Umbildung des 
indischen leben 8, welche durch das entstehen der kästen hervor- 
gerufen wurde, und die damit verbundenen inneren kämpfe „ein 
hauptgrund waren, der einen theil der arischen stamme wieder 
zum überschreiten der nordwestlichen grenzgebirge, zur auswande- 
rung drängte und so dem ganzen dasein des germanischen lebens 
die wurzel gab." 

Die gründe, aus welchen diese resultate gezogen werden, sind 
erstens die bildung des präteriti gewisser verba im sanskrit und 
deutschen, zweitens Übereinstimmung der ausdrücke für die vieh- 



anzeigen. 333 

zucbt, während diejenigen für den ackerbau nur selten zutreffen, 
endlich drittens die Übereinstimmung in der götterverehrung, wie 
sie sich in Rudra und Pricni = Wuotan und Frigg herausstellt 
Prüfen wir nun die haltbarkeit dieser gründe. Was die bildung 
der präterita wie gab, gebum und anderer im gothischen und sol- 
cher wie tatana oder tatana, pl. tenima im sanskrit anbetrifft, so 
ist die Übereinstimmung mehr eine scheinbare als wirkliche, denn 
gerade dafs im gothischen a und e in unreduplicirter Wurzel, im 
sanskrit a oder ä in reduplicirter, e nur in unreduplicirter wurzel 
auftreten begründet schon einen wesentlichen unterschied, aufser- 
dem erstreckt sich die gothische erscheinung auch auf wurzeln 
mit anlantenden doppelconsonanten, von welchen sie im sanskrit 
ausgeschlossen ist, obwohl darauf bei manchen abweichungen kein 
allzugrofses gewicht zu legen ist, endlich ist das e im sanskrit 
auch in den singularis, nämlich in die 2. person sobald sie den 
bindevokal zeigt, eingedrungen, während sie im gothischen davon 
ausgeschlossen ist. Ferner ist das goth. e auch nicht Stellvertre- 
ter des skr. e, sondern diesem entspricht in der regel goth. ai wie 
tvai, aivs, ains, faihus, bait, vait gegenüber dem skr. dve, eva ena, 
pecas (pecala noixiXog), bibheda, veda zeigen. Aber selbst wenn 
man diese lautlichen bedenken nicht von bedeutung hielte und 
annähme, dafs wirklich hier ein vollkommnes zusammenfallen der 
formen vorläge, dafs also etwa setum und sedima die wurzel schon 
zu sed gestaltet hätten, als die trennung der stamme vor sich 
ging, so würde man mindestens behaupten dürfen, dafs auch das 
lateinische sich zu gleicher zeit getrennt habe (sedimus), da auch 
dies in seinen perfectis egi, feci, fregi, cepi', legi, veni u. 8. w. 
gleiche bildungen aufweist, neben denen ja auch im oski sehen noch 
reduplicirte formen wie fefacust bestehen, ja man würde behaup- 
ten können, dafs es sich erst später als das gothische getrennt 
habe, da diese bildung, wie im sanskrit in der 2. pers., auch be- 
reits den ganzen singularis ergriffen hatte, was bekanntlich im 
gothischen noch nicht der fall ist. 

Der zweite grund, auf welchen der verf. seine annähme be- 
gründet, ist die Übereinstimmung in Wörtern, welche die Viehzucht 
betreffen, im gegensatze zu der geringen zahl deren, welche den 
landbau bezeichnen; es wird daraus geschlossen, dafs die Deutschen 
sich zu einer zeit von den Indern getrennt haben müssen, bevor 
die nordwestlichen stamme der Arier in Indien selbst, zu landbau 
vorwiegend übergegangen waren. Aber auch dies betrifft die übri- 



3$| Kuhn 

gen völker in gleicher weise, denn einigen ackerbau wird man 
ihnen allen schon vor der trennnng zuschreiben müssen, da dies 
wenigsten« durch die volle Übereinstimmung von ajra, dygog, ager, 
akrs wahrscheinlich gemacht wird, obwohl doch die wurzel des 
worts, welche bei Römern, Griechen und Indern gleichmäßig zur 
beseichnung des treibens der Viehherden verwandt wird, zeigt, dafs 
damit ursprünglich nicht das ackerland, sondern das weidegebiet 
eines Stammes bezeichnet wurde. Es würde demnach für eine 
auswanderung der Deutschen aus Indien immer nur eine gröfeere 
Übereinstimmung der den ackerbau betreffenden worter bei bei- 
den stammen sprechen können, die doch bis jetzt wenigstens noch 
nicht nachweisbar ist: im gegeutheil aber spricht die Übereinstim- 
mung für den begriff pflügen, der bei den Indern und dem Zend- 
volke stimmt, gegen diese annähme, da er beweist, dafs diese die 
ackerbestellung mit denisclbeu worte (krsh) zu einer zeit benann- 
ten, als nach des verf. ansieht beide bereits getrennt, die Deutschen 
und Inder aber noch vereint waren. 

Gehen wir endlich auf den dritten punkt, so müssen wir zu- 
nächst der auffassung Leo's von Roth's Untersuchungen über die 
Aditya's entgegentreten, wonach er dargethan haben soll „dafe die 
Verehrung der Aditya's und der ganze kreis von gedanken und 
Vorstellungen, der sich anschliefst, eine ältere stufe der religions- 
auffassung bei den indischen Ariern darstellt*, und dafs die mit 
dem namen deva's genannten gotter «erst in den eindrücken, die 
die gedanken der Arier in Indien empfingen, geboren scheinen". 
Eine solche auftassung liegt dem Roth'schen aufsatze (zeitschr. d. 
d. morgenl. gesellseh. VI. 67 ff.) nicht zu gründe und er sagt aus- 
drücklich, dafs auch in jener urzeit bereits rein natursymbolische 
' gotter vorhanden gewesen seien (s. 77). Auch die bedeutendsten 
der Aditya's (deren zahl übrigens nicht so wie Roth gethan zu 
beschränken ist, da ihnen Vivasvat, Savitar, Vishiiu, ebenfalls an- 
gehören werden) haben ebenfalls ein physisches element in ihrem 
wesen , obwohl der ethische Charakter derselben nicht geläugnet 
werden soll. Bestanden aber jene natursymbolischen götter be- 
reits neben diesen ethischen vor der trennung, so mutete, um 
den Ursprung der Deutschen aus Indien nachzuweisen, gezeigt 
werden, dafs Wuotan nur dem £iva der spätem zeit nicht blos 
dem Rudra der vedischen gleiche. Indefs wird gerade nur die 
letztere in Leo's aufsatz hervorgehoben und damit für die hy- 
pothese kein beweis gewonnen. Dafs aber die allerdings nahe be- 
rührung des vedischen Rudra mit Wuotan kein zeugnife für die 



anzeigen. 335 

spätere trennung der Deutschen als z. b. der Griechen ablegen 
könne, geht aus der fast eben so nabeln berührung des Rudra mit 
dem Apollon der epischen zeit hervor. Ich habe mich darüber schon 
in der hall. lit. zeit juni 1846 s. 1075 (z. 111. Rudra st. Indra) aus- 
gesprochen und dort namentlich auf den bogen,- welchen beide göt- 
ter tragen, aufmerksam gemacht; ebenso wie Apollon äxacnog äxi- 
ötcoQ etc. heifst und vater des Asklepios ist, heifst es auch von Ru- 
dra, dafs er tausend heilmittel kenne, der beste der ärzte sei, ebenso 
heifst es ja von Wuotan bei der einrenkung des fufses so he wola 
konda, wie er es wohl verstand. Wie Rudra in stürm und wölken 
daher fährt und sein haar daher in gewaltigem knoten geschürzt ge- 
dacht wird, weshalb er schon in den Veden kapardin heifst, so 
heifst Apollon axegae^o fitjg, beiHorsiz incomptis capillis und die kunst 
stellte ihn mit langem, starkem haar, das meist hinten aufgebunden 
und in einen knoten geschürzt war, dar. Wie Rudra der krumme, 
vanku, so heifst Apollon Xo%iag was auf die dunkeln orakelsprü- 
che bezogen wird, während -^o|o), des Boreas tochter, doch wohl 
mit den orakeln nichts zu thun hatte; beide beinamen bezeichnen 
den im wirbelsturm nahenden gott, den niemand verkennen kann, 
der II. a. 47. liest, wo es heifst 6 ff {ji'e wwii ioixoig. Wie dem 
Apollon die Artemis so steht dem Rudra seine Schwester Ambikä 
zur seite; wie Apollon von der maus den beinamen Smintheus 
(IL a. 39) hat und die. bildsäule des Scopas eine maus zu seinen 
füfsen zeigte, so ist dem Rudra die maus heilig. Endlich heifst 
eine art cither rudri (kvga ist vielleicht = f. rudrä), so dafs auch 
darin berührung mit dem musengotte sein wird, da auch die musik 
der Maruts, der söhne Rudra's, mehrfach erwähnt wird. Wir wol- 
len diese bezüge , die sich noch bedeutend vermehren lassen, nur 
andeuten ; sie genügen zu unserm zwecke, nämlich darzuthun, dafs 
die berührung des Apoll mit Rudra in ihrem wesen ebenso nahe 
sei als die des Wuotan mit dem letzteren und dafs diese demnach 
mit hoher Wahrscheinlichkeit eine vorindische sei. 

Wenn demnach aus dem übereinstimmenden wesen des Ru- 
dra der Veden und Wuotan kein beweis für die spätere trennung 
der Deutschen entnommen werden kann, so bleiben nur die na- 
men übrig, welche allerdings einen solchen abgeben könnten, 
wenn nachgewiesen werden könnte, dafs sie bildungen der spä- 
späteren zeit sind und als solche mit beinamen des Wuotan über- 
stimmen. Für solche scheint Leo die beinamen Qiva's Budhna 
und Qaiva zu nehmen. Der erstere, welchen L. irrthümlich auch 
in der form vudhna ansetzt, ist eine Verstümmelung des adj. bu- 



336 Kuhn. 

dhnya und lautet vollständig Abir budhnya die schlänge der tiefe. 
' In dieser form kommt er in den Veden, aber nicht als beiname 
Rudra's vor, wird jedoch im Mahäbb. als einer der 11 Rudra's 
genannt; da nun budhna gleich dem ahd. bodam, altn. botn, gr. 
nv&fiijv ist, so ergiebt sich von selbst, dafs Wuotan, altn. Odhin 
damit nichts zu thun hat. Das zweite, erst in spaterer als der 
vedischen zeit nachweisbare wort ist ein von Qiva abgeleitetes ad- 
jectiv und bedeutet 1) sich auf £• beziehend; 2) einen Verehrer desr 
selben, demnach fallt dies als beweisstuck ebenfalls fort und ich 
hatte oben (II. p. 479) meine bedenken bereits durch ein fragezei- 
chen angedeutet Dies wären aber für die aufgestellte hypothese 
die einzigen namen von bedeutung, da das oben noch dazu gestellte 
Ugra = altn. Yggr nicht zu diesem gehört; ugra gehört nämlich zu 
w. vaj (wie ukta zu vac und usra zu vas) und helfet ursprünglich stark, 
kräftig, daher auch bewundernswerth, furchtbar, es ist also dem ahd. 
wacher, ags. vaccor, altn. vakr, ahd. wacker gleich. Was den Zusam- 
menhang von rodas, Prcni, Parjanya mit deutschen namen oder 
Wörtern betrifft, so mag rodasi (du. himmel und erde) mit dem 
ags. rodor verwandt sein, obwohl alts. radur wegen des a bedenken 
macht; die ähnlichkeit von Prcni mit Frigg liegt aber wohl nur 
im klänge und ist um so bedenklicher als wohl eher an skr. priya 
= ahd. Fria (vgl. langob. Frea und ndd. friggen = hd. frien, freien) 
zu denken ist, so dafs nur Parjanya = Fiörgyn, obwohl auch hier 
nicht strenge lautverschieb ung herrscht, übrig bleiben dürfte. Na- 
türlich beweisen diese wörter aber, selbst sofern sie identisch 
mit den deutschen sind, nicht für die spätere aus Wanderung , da 
sie sich bereits in den Veden finden. 

Wenn wir demnach dem in dieser fassung aufgestellten satze 
Leo's auch nicht beistimmen können, so soll damit doch keines- 
wegs die frage verneint werden, ob die Deutschen nicht später 
als die Gnechen und italischen Völker sich von den Ariern trenn- 
ten. Für die bejahung derselben sprechen mancherlei gründe, 
und wenn auch ein kühner anlauf zuerst nicht zur Wahrheit füh- 
ren mag, so wird doch eine geistreiche auffassung schon gewon- 
nener resultate, wie sie in Leo's aufsatz vorliegt, dazu dienen, 
die aufmerksamkeit der forscher diesem punkte immer mehr zu- 
zulenken und schliefslich bei vorsichtigem fortschreiten zum ziele 
führen. 

A. Kuhn. 



Schweizer, anzeigen. 337 

Vergleichende grammatik 

des Sanskrit, zend, griechischen, lateinischen, lithauischen, altslawischen, 
gothischen und deutschen von Franz Bopp; Wortbildung, von $ 778 

bis zu ende. 

Gerne hätten wir dieser anzeige des Schlusses eines mit be- 
stem rechte hochberühmten und viel berathenen Werkes, in wel- 
chem uns der begründer der methodisch geregelten sprachenver- 
gleichung die resultate eines vieljährigen und immer gesteigerten 
forschens mitgetheilt hat, einen geschichtlichen überblick über die 
erweiterung und sichtung des betreffenden materials, wie sie seit 
1833, in welchem jähre das erste heft der vergleichenden gram- 
matik von Bopp ans licht trat, vor sich gegangen, und über die 
verschiedenen weisen, in denen man auf diesem reizenden, aber 
viel verschlungenen gebiete zur Wahrheit zu gelangen suchte, vor- 
ausgeschickt, wenn eine solche arbeit, soll sie dieser Zeitschrift 
würdig sein, nicht umfangreichere durchmusterung zerstreuten Stof- 
fes und andauerndere Studien erheischte, als wir sie gerade jetzt 
vornehmen können. Zugleich hätte eine solche darstellung, müfste 
sie genauer und einläfslicher sein als wir sie in der Zeitschrift 
für classische alterthums Wissenschaft jüngst gegeben haben, alles 
maafs einer anzeige überschritten, und wir ziehen es auch darum 
vor solchen bericht, vergönnen es uns nur einmal die vielen drin- 
genden und drängenden lehrgeschäfte und andere hemmnisse, in 
besondern artikeln für diese Zeitschrift auszuführen. 

Ehe wir zu unserer aufgäbe übergehen, wollen wir vor al- 
lem unsere laute freude aussprechen, dafs uns nun in dem bezeich- 
neten werke ein fertiges lehrgebäude der vergleichenden laut- und 
formenlehre der bedeutendsten glieder des indogermanischen sprach- 
stamm es vorliegt, in sich fertig, wenn auch nicht in allen theilen 
gleich vollständig und natürlich mancher ergänzungen im einzel- 
nen fähig und bedürftig, wie z. b. die lautlehre unverhältnifsmä- 
fsig zurücktritt, und die ohne zweifei höchst wichtigen mittheilun- 
gen aus neuerer und neuester zeit auf dem gebiete des ältesten 
uns bekannten sanskrit, auf dem felde der italischen und griechi- 
schen dialekte u. s. f. selbst im letzten hefte noch nicht allseitig 
benutzt werden konnten. Diese umstände thun aber der Schöpfung 
als einem grofsen ganzen keinen wesentlichen eintrag. Als deren 
leuchtendsten vorzug sehen wir die edle einfachheit und des mei- 

m. 4 u. 5. 22 



338 Schweizer 

sters würdige klarheit an: nirgends ein wildes übersprudeln, wie 
es den angeübten und vom Stoffe überwältigten jünger so leicht 
befallt, keine vage Unbestimmtheit und wirres gemengsei, wie es 
sonst einzeln selbst in büchern zu treffen ist, welchen ein klare- 
res material zu gründe liegt, um da und dort aufstoßende Schwie- 
rigkeiten zu verschleiern; allenthalben die schlichte Offenheit und 
die gleiche lichte Ordnung! — Wo immer wir nun im einzelnen 
zulegen zu dürfen oder von den ansiebten des verehrten lehrers 
abweichen zu müssen glauben, da wird er es am wenigsten als 
kleinliche mäkelei und rechthaberei auslegen, sondern darin nur 
äufserungen des warmen interesses an dem buche erkennen und 
anerkennen, dessen abschlufe wir sammt andern mit inniger be- 
geisterung und freude über sein gelingen begrüfsen. 

Bopp geht bei der abhandlung der Wortbildung von den de- 
menten aus, welche dem verbum am nächsten liegen, von den 
partieipien, und bespricht zunächst in den §§ 778 — 785 incl. das 
partieipium imperf. präs. und fut Daran schliefst sich, veran- 
lagst durch die betonung dieser partieipien eine wichtige anmer- 
kung über den accent im sanskrit und griechischen. Nach dem 
ver& ist das fragliche partieipium, „ein glanzpunkt in der Vertre- 
tung der ursprünglichen einheit der indoeuropäischen sprachen % 
mit den lauten -nt geformt, und diese ansieht begründet er be- 
sonders durch die griechischen bildungen didort, ri&eri, iatavz, 
öbixpvvz u. s. f., während ein skr. strnvant erst spätere entwicke- 
lung sei, — wohl eine ähnliche entwickelung wie in invämi von 
inu u. a., im griechischen deixrvca von deixw, im deutschen nach 
der deutung Kuhns rinnan von rinvan u. s. f. Wir machen 
rücksichtlich dieses vocales darauf aufmerksam, dafs sich in 
den griechischen neutris auf -ar, neben solchen auf -o$, wei- 
che nach den neuesten Untersuchungen von Kuhn nichts anderes 
als eben participialformen sind, in ytiQav y ytQar, vdar und andern, 
noch dessen älteste form erhalten hat Kommen wir auf un- 
ser partieipium zurück, so erscheint auch hier nicht überall das 
volle nt: zunächst im sanskrit zeigen es jedenfalls nur die so- 
genannten starken casus (nominativus, aecusativus und vocati- 
vus sing, und dualis und nominativus, vocativus pluralis), doch 
auch diese nicht in allen conjugationsklassen , und es stimmt da 
das partieipium im setzen und auslassen des n merkwürdig und 
gewifs durchaus nicht rein zufällig mit der dritten person plural. 
indic. activi des präsens zusammen; wie es sich überhaupt im 



anzeigen. 339 

sanskrit während der classischen zeit verhält, wo das femminum, 
wo das neutrum starke oder schwache gestalt habe, findet sieb 
einzeln und zerstreut in den grammatiken von Bopp und Benfey, 
in einfacherer und übersichtlicher darstellung bei Böhtlingk anm. 
zur Chrest. s. 288 auseinandergesetzt. Aber auch im lateinischen 
und griechischen sind, abgesehen von den nomina auf ag und og, 
schwache participialformen nicht selten; Ebel in dieser Zeitschrift 
I, 3 96 ff. suchte sie zusammenzuordnen. Äufserdem dürfte in un- 
serm buche die hindeutung auf die in den Veden nicht seltenen 
feminina, welche durch kein zeichen als feminina hervorgehoben 
sind, wie asaccat u. a. nicht unpassend sein. Fragen wir nach 
der bedeutung des hier auftretenden t (verstärkt nt), so wird die- 
ses kaum etwas anderes sein können als der bekannte pronomi- 
nalstamm, der gewöhnlich für die bezeichnung einer dritten per- 
son verwendet wird. Gewifs war dieser ursprünglich auch hier mit 
einem vokal versehen, der sich aber verdünnte und dann ganz 
wegfiel; man dürfte fragen, ob derselbe etwa gar noch erhalten sei 
in den von Benfey s. 147 seiner grammatik aufgezählten Wörtern, 
ferner im partieipium des präkrit, welche lingua rustica unzwei- 
felhaft des altertümlichen manches bewahrt, im lateinischen ar- 
gentum „das glänzende u , oskisch arageto, im griechischen igae- 
tov u. s. f. Doch scheint uns klar, dafs in der historischen gram- 
matik die consonantisch schliefsende form mit recht zu gründe 
gelegt werde und dafs die erwähnten gebilde und wo in den ver- 
wandten sprachen im eigentlichen partieipium vokalische deklina- 
tion erscheint, wie im slavischen, gothischen u. s. w., das sekundäre 
gebilde seien. Im althochdeutschen, um dieses nachzuholen, sind 
bestimmte spuren einer bildung auf ja, eo vorhanden, z. b. ner- 
rendeo „der beim leben erhaltende". Nach Bopp wäre auch im 
lateinischen dem partieipium ein i zugesetzt worden; das läfst 
sich unsere bedünkens darum nicht sicher behaupten, weil in die- 
sem idiome die consonantendeklination sich überhaupt mehrfach 
und unregelmäfsig mit der i-deklination mischte; oder wie anders 
will man den nom. plur. in pedes etc. und besonders die genitive 
prineipium (von prineeps), munieipium (von munieeps), extispi- 
cium (extispex) in unseren besten und sichersten sprachquellen 
deuten, wäre man auch geneigt für conditionid (=: conditione) 
eine andere erklärung gelten zu lassen? Wie im griechischen prä- 
sens und futurum, so findet sich dieselbe participialform auch im 
griechischen aoristus, und da das älteste sanskrit alle inodi des 

22* 



340 Schweizer 

aoristes aufweist, so sind wir berechtigt auch da dieses paiücipium 
zu erwarten. Obgleich nun, was Bopp gegen deren wirkliches vor- 
kommen einwendet, ganz richtig ist, dafs nämlich gerade in der 
frühesten zeit des sanskrit die conjngationsklassen vielfach und 
wunderbar anter sich wechseln, so entscheiden doch die nicht 
kleine anzahl solcher participien, zu denen sich kein gleichartiges 
prasens aufweisen läfst, und besonders die beispiele sigmatischer 
formation, wie sanishat u. s. f., gegen ihn. An die behandlung 
des participiums auf nt mufste sich nun, ist die ansieht Kuhns 
und Benfeys, welche besonders ersterer in seiner schon erwähn- 
ten trefflichen und weit wirkenden arbeit über das alte S ein- 
l&Tslich und unsers bedünkens bis zu jeder gewünschten evidenz 
begründet hat, richtig, die besprechung des affixes -as, und was 
damit zusammenhängt — und dessen ist, wie Benfeyin der recen- 
sion der Kuhn'schen abhandlang gewiesen hat, viel — anschliefsen. 
Wir meinen, dafs der verf. selbst seine einwendungen gegen eine 
solche meinung, die er s. 1374 vorgebracht, gegenüber den laut- 
sprechenden thatsachen, die Kuhn zusammengeordnet, fallen las- 
sen wird. 

In der oben bezeichneten an merkung über den accent äufsert 
Bopp die ansieht, „dafs die weiteste zurückschiebung des tons für 
die würdigste und kraftvollste accentuation gelte. tt Benfey stellt 
in seiner beurtheilung der Holtzmann'schen schrift über den ab- 
laut freilich nur beiläufig und dort ohne tiefere begründung den 
entgegengesetzten grundsatz auf ? dafs der accent ursprünglich nie 
auf der Stammsilbe, sondern auf der den wurzelbegriff modiüci- 
renden gestanden, die geschiente desselben bestehe dann darin, 
„dafs er, wo er in folge dieses gesetzes auf oder gegen das ende 
des Wortes fiel — und dieses sei bei der in den sanskritsprachen 
vorwaltenden suffixalen bildung ursprünglich fast immer der fall 
gewesen — von hinten nach vorn gewandert." Steht für die ita- 
lischen dialekte und einzelne der griechischen, wohl auch für den 
ältesten germanischen, das gothische, die Wahrheit des von Bopp 
aufgestellten prineipes ziemlich fest, so kann es doch möglicher 
weise in diesen sprachen immerhin nur geschichtlich entwickelt 
sein; zu einem entscheide über die sanskritische und allgemein 
griechische accentuation sind wir kaum berechtigt, bevor das 
sämmtliche material für denselben reiflich geprüft und gesichtet 
ist, und wie die acten derzeit noch vorliegen, hat, scheint uns, 
die eine ansieht noch eben so hohe giltigkeit als die andere. 



anzeigen. 341 

Beide principien aber haben einen tiefen rationellen grund. So 
viel meinen wir als sicher annehmen zu dürfen, dafs der accent 
anfänglich nicht eine logische bedeutung gehabt, sondern wesent- 
lich nur dazu gedient habe, die worteinheit zu begründen. 

Die §§ 786—790 incl. betreffen das partic. perf. activi auf 
vaiis, <og u. s. f. Wir dürfen nun wohl keinen augenblick mehr 
daran zweifeln, dafs das wirkliche affix vant ist, dasselbe, welches 
auch in secundären bildungen verwendet wird und „das begabt- 
sein mit etwas" ausdrückt; es scheint nicht ungereimt darin ein 
verstümmeltes part. präsentis oder lieber aoristi zu sehen. So 
führen sich aufs einfachste alle formen von activen participien 
auf eine grundform zurück. Die beweise für diese auffassung fin- 
den sich mehrfach in der angeführten abhandlung von Kuhn über 
das alte S. Die schwache form -us, ush tritt in den Veden auch 
gegen das gewöhnliche gesetz auf, z. b. in tasthushas (nom.) u. s. f., 
und kaum werden wir auf einem andern wege zu einer gründli- 
chen erklärung der masculina auf us (z. b. manus) und der neu- 
tra auf us gelangen, als ebenfalls durch annähme einer zusam- 
menziehung aus -vat, -vas, so dafs diese neutra auf us zu vas, 
vat sich gerade so verhalten wie die auf as : at. Ist marut, wie 
auch wir annehmen, ein partic. präs., so ist das u eben durch 
vorausgehendes r aus a getrübt, und ebenso können die neutra 
auf -is im sanskrit, wie die gothischen rimis, riquis, sigis u. a. 
sehr leicht Schwächungen aus as- formen sein, wie denn yöshit 
kaum als etwas anderes sich herausstellen wird denn als das des 
femininzeichens entbehrende yöshat „die liebende", und wie in zu 
an, vin zu van, min zu man u. a. sich stellen. Bopp sieht auch 
das lateinische secüris als eine solche perfectform an „die schnei- 
dende " statt „die geschnitten habende 44 , und so kann man erklä- 
ren, indem die schon oft geübte thätigkeit als eine bleibende auf- 
gefafst wird; aber ebenso gut darf man diese bildung als eine 
unmittelbar vom stamme ausgegangene betrachten. Die lateini- 
schen adjectiva auf osus sind mit recht von B. hier ebenfalls auf- 
geführt worden und gerade sie ja sind ein sprechender beläg für 
die gleichheit des participialaffixes mit dem nominalaffixe vat, 
vant; mit ausnähme dessen, dafs in ihnen durchweg starke form 
herrscht (ösus steht für ossus, onsus, wie -ies für -iens, vicesima 
für vicensima u. s. f.) und das affix in die a-declination überge- 
treten ist, entsprechen sie vollkommen der von Kuhn a. a. o. I, 
376 anm. erwähnten sanskritform bhaktivänsas st. bhaktivantas. 



342 Schweizer 

Hier mufsten nun die affixe vant, van, va, n, und was sich daran 
anreiht, behandelt werden; aber Bopp sieht dieselben als abgeson- 
derte bildungen an, worin wir ihm nach dem obigen nicht bei- 
stimmen können. 

In den §§791—794 incl. bespricht der verf. das mediale 
participium auf -mana und -ana (vielleicht mit wegfall des flüch- 
tigen m, wie in e == me, pcu und im lateinischen imitari für mi- 
mitari, imago für mimago etc.)- Aufger etwas genaueren bestim- 
muogen über die falle, wo die eine oder die andere endung vor- 
komme, vermissen wir hier nichts wesentliches. Bei gelegenheit 
des altpreufsischen kermens „körper" erwähnt Bopp auch das 
lateinische corpus, das schon Pott zu zendischem kerefo stellte und 
als wurzel klrp, kalp annahm. Einfacher noch wird die erklä- 
rung, seit wir in den Veden ein krp „thun", und ein substanti- 
vum krp „machung, form, Schönheit" aufgefunden' haben. Aber 
den nun folgenden erörterungen über das affix mant u. s. f. ver- 
mögen wir nicht beizustimmen. Aehnlich wie vant aus van lafst 
B. mant aus man entstehen, welches letztere er als Verstümme- 
lung von mana, fievo bezeichnet; uns scheinen die neben einander 
vorkommenden formen mant, mat und man (neben min, ma) deut • 
lieh genug dafür zu sprechen, dafs eben man, pa?, men nichts 
anderes ist als eine natürliche Schwächung von mant, wie an von 
ant, van von vant, das griechische fiat neben fiov also seine volle 
berechtigung der ursprünglichkeit hat. Da übrigens auch dieser 
punkt von Kuhn und Benfey, wir meinen, völlig klar und über- 
zeugend behandelt ist, so wollen wir hier nicht weiter im allge- 
meinen auf denselben eintreten, sondern theilen lieber einige be- 
merkungen mit, die durch die hier ausgelesenen beispiele in uns 
hervorgerufen wurden. Das wort hariman bedeutet nach dem 
schol. zum R. V. 1. 11 u. flgd. auch „blässe", derselben wurzel 
mit cixQog und u>xqoq\ dhariman nach Benfeys gloss. zum S. V. 
heifst auch „ trage "; päpman kommt wohl sicher von apa-}~&P 
„fehlgehen", wie ja a nicht selten im anlaute eines pränxes weg- 
fallt, in pidha für apidhä, in pid für pishad, pishd =» api -f- sad, 
mz^co u. s. f.; wie ich eben sehe, leiteten schon Pott und Benfey 
papa „schlecht" auf dieselbe weise ab. Im R. V. 1.22, 13 finde 
ich bhariman mit der bedeutung „nahrungsmittel". Die wurzel 
für das neutrum daman ist nicht verloren und wenigstens in 
den Veden noch lebendig als da „binden"; zu ihr gehört wohl 
auch sandita R. V. 1 , 25, 3, indem aevas - sanditas an der stelle 



anzeigen. 343 

wohl leicht ein „gebundenes pferd" meinen kann. Neben dem 
adjectivum carman findet sich auch das substantivum carman 
„ glück ", doch wohl ohne zweifei von w. cri, wie es schon Pott 
herleitete und Weber V. S. spec. II. p. 110. In den Veden wird 
es bekanntlich auch durch „haus" erklärt und ist in dieser bedeu- 
tung mit carana zu vergleichen. Es mag sein, dafs iaipow für 
devman steht, also von der würz, div „ glänzen " herkommt, worauf 
man auch &eog zurückfuhrt; aber erwähn^nswerth scheint uns 
denn doch, dafs schon im vedischen sanskrit auch die würz, day, 
8ai(o (wol nur eine erweiterung aus da geben) „theilen, geben" 
existiert, aus der daipmp füglich eben so gut abstammen könnte. 
Der ausdruck noifirjv bedeutet sicher der „weidende, nährende" 
und stammt von einer mit der von pastor laut- und sinnverwand- 
ten Wurzel; unmittelbar an pä darf aber das wort kaum gehalten 
werden , sondern entweder ist g oder f ausgefallen oder e steht 
statt eines j: oder e, ganz wie in rtoia, tioltj, nou „gras" d. h. „das 
nährende" oder vielleicht „das wachsende", vgl. w. push, posha 
etc.; itv&\M[v ist nicht so dunkel als es den verf. vielleicht er- 
schienen; denn ohne zweifei hängt es auf ähnliche weise mit dem 
skr. budh-na „grund" zusammen, wie nv& in nwöäpopai mit 
budh; budhna aber ist dasselbe wort mit bradh-na von w. brdh 
= vrdh, vrh „wachsen" und bedeutet eigentlich „Wurzel". Und 
mit 7zv&[*t]v derselben wurzel scheint auch lat. fundus und ganz 
derselben bildung ahd. podam. Im affix ist das griechische of- 
fenbar am reinsten, da budhna im sanskrit sicher für budhma, 
budhman steht. Das latein. temo leitet Bopp mit Pott von w. 
taksh (die in rix - toav und andern Wörtern sich wiederfindet), läfst 
also vor m ein g ausfallen, wie in examen, subtemen u. a. ; aber 
ich sehe keinen rechten grund ein, warum wir die schon von 
Varro 1. 1. 7, 4, 75 angedeutete etymologie verwerfen müfsten: 
„temo dicitur a tenendo; is enim sustinet iugum", cf. skr. dhur 
von dhr „halten", und ähnlich ist vom gebrauche genannt griech. 
QVfiog. Im deutschen „deichsei", ags. dhixl, ahd. dihsila spricht 
alles für eine wurzel mit i und die abstammung von dabs, wel- 
ches allerdings mit taksh trefflich stimmt, wird dadurch etwas 
schwankend, wenn auch in ähnlicher weise das mhd. kresen, kras 
repere (vergl. unser dialektisches kresmen) in krisen kreis über- 
springt; Grimm gesch. d. d. spr. II, 852. Unsicher ist auch die 
ableitung von hömo und hemo, önis aus der würz, qpv, bhü, fu, 
obwohl nicht nur bhuvana, sondern sogar bhüman (nach dem 



344 Schweizer 

scholiasten zum R. V. 1, 7, 3 auch creatura) dafür zu sprechen 
scheinen. Die form macht bedeutende Schwierigkeit Sollte homon 
= hümon sein mit 'übertritt des u in o? Man fuhrt dafür fore und 
forem an; aber der Übergang von ü in ö in fore, förem fand 
eben nur vor inlautendem r statt, und warum ist in hümus, das 
ebenfalls hierhergezogen wird, u geblieben? Noch weniger fugt 
sich e in hemo, sollte es für ü stehen. Ferner scheint es mir, 
dürfte der vocal voi\m überhaupt nicht kurz sein, sondern eine 
form von fu auf diese weise abgeleitet müfste hümo heifsen (cf. 
fümus, rumor u. s. f.), und derselbe umstand spricht vielleicht auch 
gegen eine Zusammenstellung von hümus mit bhümi. Die einzige 
möglichkeit, unsers bedünkens, wie sich homo mit der würz, bhü 
vereinigen liefse, wäre die annähme, es sei ein v in m überge- 
gangen und homo entspreche einem bhavan, wie armentum wohl 
dem skr. arvant gleichkommt Denn sichtbar weist der Wechsel 
von e und ö in dem worte homo auf ein ursprüngliches ä hin. 
Liefse sich die bildung des Wortes leichter erklären, so würde ich 
ohne weiteres Pott's und J. Grimm's ansieht beitreten, welche 
homo, hemo mit lith. zmogus, pl. zmones „mensch" zusammen- 
gestellt haben. Dieses lith. wort führt uns auf ieme „erde* = 
griech. x a P a ( c *- £<*/*£££> W a *)j X&°* v unc * skr. kshmä etc., und 
demnach wäre homo = x&oviog „der irdische". Das wort hümus 
ist zweifelsohne dasselbe mit dem griech. #«f«a und steht für ho- 
mos; und dafs goth. guma dasselbe sei mit lat. homo, daran 
durfte B. nicht zweifeln. Auch ge minus — nicht geminus — 
können wir nicht mit dem verf. zu jan gignere ziehen, sondern 
halten es mit Döderlein an fapem, ydfiog und an die sanskritw. 
yam, welche selbst wohl wieder aus dam hervorgegangen ist; vgl. 
yoshit mit jush u. a.: tergemini honores sind nicht „die dreimal 
geborenen", sondern die „dreifach, zu dreien verbundenen" ehren- 
stellen; so stimmt denn zu gemini das skr. yamas. Bei anlafs 
der lateinischen bildungen auf monia, monjum, besonders von ma- 
trimonium, macht B. die bemerkung, dafs das i eine erweiterung 
des Stammes sei, die in die meisten casus aller consonantisch en- 
digenden Stämme eingedrungen; es sei darum auch e im nom. 
plural. der sogen, dritten declination überhaupt als eine zusam- 
menziehung von ai und als gleich dem skr. ay in ayas zu fassen, 
also auch in pedes so zu erklären, als wäre das thema nicht ped, 
sondern pedi. Jedenfalls scheint dieser nominativus pluralis auf 
es von consonantischen Stämmen im lateinischen durch vermen- 



anzeigen. 345 

gung mit der i-declination entstanden zu sein; in den nächst ver- 
wandten italischen dialekten, im umbrischen und oskischen, finden 
wir diese länge nicht, sondern hier zeigt sich noch die reine en- 
dung ös, Ör, oder unter gewissen bedingungen fehlt jede endnng, 
z. b. in censtur. Immerhin ist es ebenso wahrscheinlich, dafs das 
lateinische es aus ias hervorgegangen sei, als dafs es ayas zur 
Voraussetzung habe. Die wurzel des gothischen hiuhma ist nicht 
überhaupt verloren gegangen; deutlich findet sie sich im sanskr. 
kakubh „wirbel, köpf", und in kakuha „grofs", eigentlich „was 
sich wölbt und gipfelt tt * Lateinisches germen stellen wir mit 
lithauischem zelmen von zelu „wachsen" zusammen und meinen, 
wollte man durchaus auf rein lateinischem Sprachgebiete bleiben, 
so müfste man eher an ges in gerere denken als an gen = gignere, 
indem wir hier eben so wenig einen Übergang von n in r anneh- 
men als in Carmen. Bei gelegenheit des lateinischen sedimen etc. 
macht der verf. darauf aufmerksam, dafs das lateinische e der 
zweiten conjugation nicht so fest hafte als die vokale ä und 1 in 
der ersten und vierten. Das wird seinen grund darin haben, dafs 
uns in der zweiten conjugation viel weniger deutliche denomina- 
tiva vorliegen als in der ersten und vierten. Wie argentum, so 
scheint uns auch argumentum und seine genossen eine weitere 
formation aus ment, also sein t dasselbe zu sein wie im griechi- 
schen fictr. Wir läugnen allerdings den zusatz eines d, seltener 
eines t, nach n nicht, wie uns denn unser niemand denselben 
recht deutlich fühlen läfst; doch fragt es sich, ob das d im go- 
thischen hund und im ahd. hliumund nichts anderes als reiner 
zusatz sei und ob, wenn es hier wirklich nicht eine bestimmte 
grammatische bedeutung hat, nicht etwa eine Volksetymologie auf 
diese formen geleitet habe; wir glauben mit Kuhn an die ur- 
sprünglichkeit dieses d, sehen also darin das t des participiums 
und des affixes -mant Die Wurzelvermehrung in tendo, fendo u. a. 
ist sicher nicht nur eine frucht der bequemlichkeit, sondern d ein 
bedeutsamer zusatz (vergl. Benfeys gramm. p. 76), der übrigge- 
bliebene theil einer zweiten mit der ersten zusammengesetzten 
wurzel allgemeiner bedeutung. Gothisches juggs dürfen wir kaum 
unmittelbar an yuvan, lateinisches juveni, halten, sondern wir müs- 
sen es mit skr. yuvaca und lateinischem juvencus, alt juncus ge- 
sprochen (Ritschl prolegg. CLI) zusammenbringen, cf. auch umbr. 
ivenka, ivenga. In den deutschen abstractis auf -unga z. b, in 
arfindunga würde es uns schwer werden einen Übergang von d 



346 Schweizer 

in g anzunehmen, obgleich mundartliche ausdrucke, wie abig = 
abend, und die schon im mittelenglischen eindringende forma- 
tion des participiams präs. auf -ing dafür zu sprechen scheinen. 
Der Verfasser äufsert sich über diese bildungen später noch zwei- 
mal, einmal s. 1275 bringt er sie mit den skr. abstractis auf -ana 
zusammen, s. 1337 berichtigt er aber selbst die früheren deutun- 
gen. Gerne hätten wir auch noch die sanskritischen formen auf 
-mna, die wir nicht von man trennen können, von Bopp behan- 
delt gesehen. In § 804 spricht der Verfasser vom Ursprünge des 
mediopassiven participialaffixes mäna und erklärt dasselbe als eine 
Zusammensetzung aus den pronominalstammen ma und na mit 
unorganischer Verlängerung dea ersten a. Würden wir dieser 
theorie folgen, so zögen wir vor den zweiten theil als ana zu er- 
klären und in mäna eine Zusammensetzung zweier primärer af- 
fixe zu sehen; wir wollen aber eine andere vermuthung nicht un- 
terdrücken, die uns zwar noch nicht vollkommen sicher, aber 
doch auch gar nicht unwahrscheinlich vorkommt, daüs nämlich 
mäna, fievo, mino, mno u. s. f. auf dieselbe weise sich aus man 
für mant entwickelt haben, wie cucukvana aus van für vant, wie 
anta und ata aus*ant und at u. s. f. So erklärte sich auch die 
verschiedene quantität des ersten vocales ohne künstelei: mäna 
und das lateinische mon, mönium etc. wären vom nominativus 
ausgegangen, wie ör in soröris u. a., pevog, min in hominis u. s. f., 
und mnus von der schwächern und schwächsten form. 

In den folgenden paragraphen behandelt Bopp das affixum 
ma und seine verwandten. Es scheint, dafs sich gegen ein selbst- 
ständiges affixum ma nicht viel einwenden lasse, aber eben so 
wenig darf bestritten werden, dafs ma immer oder wenigstens in 
nicht seltenen fällen als abkürzung von mat, man gelten konnte, 
wie das Benfey in seiner grammatik 8. 188 für das sanskrit mit 
vielen beispielen belegt hat, und wie nicht nur daksha neben 
dakshas d. h. ursprünglich dakshat u. a., sondern auch formen 
auf va, ja selbst auf u neben denen auf van, vat vorkommen; 
das skr. budhna neben nv&fifjv beweist uns, dafs ein so aus man 
entstandeues ma sogar zu na werden kann. Zum einzelnen fu- 
gen wir nur weniges hinzu. Das wort gharma „hitze" heifst kaum 
ursprünglich „das mit schweifs besprengende", sondern es ent- 
stammt der würz, ghr mit der bedeutung „glänzen, leuchten, bren- 
nen" mit derselben begriffsentwickelung, wie sie in vas, us, urere, 
sich findet. Die wurzel ist die griechische &eQ in &8gm und fer 



anzeigen. 317 

in ferveo, and zu ihr gehören im skr. aufser diesem gharmas (= 
griech. öeQpog, latein. formus, goth. varms für gvarms) die w.w. 
aghrni splendidns, speciosns als beiwort des Paschan, ghrni „stral u , 
ghnia glänz, ghrta eig. nitens, dann butvrum, ghraiisa, „der stra- 
lende and heifse a u, s. f. Die bedeatang conspergere ist vielleicht 
erst caasativ and aas dem stamme „glänzend, leuchtend machen u 
hervorgegangen; jedenfalls liegt hier nicht ein „ benetzen u zu 
gründe. Latein, firmos lafst sich nach der nator seines eigen- 
thümlichen f eben so leicht auf würz, dhr (dhira fest) als auf 
bhr beziehen, and ebenso fortis. Ganz einverstanden sind wir 
aber mit Bopp, wenn er goth. bagms bäum als „den wachsenden u 
erklart, während Grimm wiederholt das wort mit dem lateinischen 
facere zusammenbringt und als „bauholz" deuten will, vgl. arbos, 
worzel rbh u. a. Auf 8. 1144 ist ein versuch gemacht, die lithaui- 
schen und slavischen abstracta auf ba, be etc. mit den formen 
auf ma zu vereinigen, und dieser versuch fuhrt den scharfsinni- 
gen und fein combinirenden Verfasser darauf, auch die gothischen 
bildungen auf ubni, umi als entstanden aus umni (cf. lateinisches 
alumnus, Yertumnus) zu deuten. Die beigebrachten analogieen 
sind freilich nicht ganz treffend, da in ßgorog == mrtas, ßgadvg, 
bardus = mrdus ß in einer consonantenverbindung entsteht and 
freistehend wol häufiger -m -, wenn nicht aus b, doch aus v her- 
vorgegangen als umgekehrt; and B. selbst kommt s. 1177 za einer 
bestimmten ansieht über die substantiva auf ba, dafs sie den 
sanskritischen auf tva entsprechen. Wir achten dafür, die zuletzt 
angeführte erklärung habe keine lautlichen hindernisse, aber doch 
wollen wir nicht unterlassen an die lateinischen Wörter auf -bog 
wie morbus, eibus, umbr. Qerfus zu mahnen, in denen wir mit 
den herausgebern der umbrischen Sprachdenkmale eine Zusam- 
mensetzung mit der würz, bhü, fu annehmen. Im gothischen ist 
sonst die Verbindung der laute mn nicht vermieden, and auch 
hier dürfte in -bni- fhi eine uns noch nicht klare Verbalableitung 
stecken. — In § 808 wird über das lateinische affix -mulo ge- 
handelt Gewifs ist die letzte der hier gegebenen deutungen die 
einzig richtige, d. h. mulo ist = skr. mara, and m&ra ist in der- 
selben weise, d. h. wohl durch die form mada, mad hindurch 
aus mat entwickelt als vara aus vat, 

In § 809 kommt das lateinische part fut pass. zur spräche, 
und da stellt Bopp eine ansieht auf, in der er mit Benfey zusam- 
mentrifft, dieses partieipium sei formell nichts anderes als eine 



348 Schweizer 

modification des part präs. activi. Es ist nicht zu läugnen, dafs 
viele analogieen für diese deutung sprechen, namentlich auch eine 
von dem verf. hier nicht aufgeführte der vedischen formen dar- 
cata, conspieuus, conspiciendus (cf. dgideixerog), yajata, veneran- 
dus, haryata (cf. umbr. here und osk. Herentatis == Venus) dili- 
gendus. Dann können rücksichtlich des Übertrittes von t in d 
nach einem n die gleichen erscheinungen im neuumbrischen: osten- 
du = ustentu u. s. f. , und im mittelhochdeutschen , wo (Grimm 
gramm. 1. 409) nach 1, m, n jedes inlautende t gegen d ver- 
tauscht werden kann, aber nicht umgekehrt, herbeigezogen wer- 
den, und sogar aus dem lateinischen selbst die erweichung eines 
c in g in quadraginta u. s. w. Ist aber ndo wirklich gleich nto, 
so mufs diese entwickelung uralt sein, da im umbrischen und 
oskischen immer nno dafür erscheint: umbrisch pihaner für pi- 
hanner d. i. piandus , osk. üpsannam = operandam u. s. f. , nn 
aber in diesen dialekten nur ein ursprüngliches oder als ur- 
sprünglich angenommenes nd vertritt. Gegen die erklarung 
Bopp's kann, wie uns scheint, wesentlich nur das sprechen, dafs 
die übrigen verwandten sprachen zur bildung des fraglichen par- 
tieipiums von den dementen des partic. präs. ganz verschiedene 
verwenden, die sehr leicht abzulösen und zu erklären sind; un- 
sere wissens am einläfslichsten und bündigsten — nehmen wir 
das hier besprochene werk selbst aus — haben sich darüber die 
herausgeber der umbrischen Sprachdenkmale geäufsert I, 147. 
Eine ähnliche erklarung der in rede stehenden form, wie sie dort 
gegeben ist, veröffentlichte schon früher Weifsenborn in seiner 
nicht genug gekannten trefflichen Schrift de gerundio et gerundivo, 
nur dafs er sich auch an die aufhellung des zweiten theiles wagte, 
den die herausgeber der umbrischen Sprachdenkmale unberührt 
lassen, indem er dus als dasselbe affix auffafst, wie es in madi- 
dus etc. erscheint, und dieses unsers erinnerns auf skr. dha oder 
da zurückführt, jedenfalls also darin mit B. übereinstimmt, dafe 
er dem gerundium und gerundivum ursprünglich aktive bedeutung 
beilegt; amandus bedeutet nach ihm eigentlich „liebe verursachend.* 4 
Bei dieser Weifsenbornischen auffassung müfste man aber eher 
an eine Zusammensetzung mit dem infinitivus, der nach umbri- 
scher und o skischer weise auf am, om gebildet wäre, denken, 
als an eine solche mit einem abstractum auf ana. Es kam uns 
hier zu, den gegenwärtigen Standpunkt der frage herauszustel- 
len, entscheiden wollen wir nicht. In §810 ist das affix -tar 



anzeigen. 349 

rr]Q, to)q, tor etc. behandelt, in den folgenden paragraphen das, 
was sich ungezwungen an dasselbe anschliefst. Die sprachverglei- 
cher scheinen ziemlich alle darüber einverstanden, dafs in diesem 
tar und in seinen verwandten eine verbalableitung enthalten sei, 
dafs also diese Wörter im gründe Zusammensetzungen seien, und 
dazu bietet sich aufs einfachste die Wurzel tar, tr dar, die das 
durchdringen und zu ende bringen bezeichnet; im griechischen 
entstammen derselben z. b. zegfia, likog u. s. f., im lateinischen 
terminus, trans, tri-pudiare u. a. Dafs mit den griechischen for- 
men auf - tfjg die auf -rrj-g zusammenhangen oder eigentlich da- 
mit identisch seien, scheint mir keinem zweifei mehr unterliegen 
zu müssen. Dagegen verfahrt wohl B. nicht ganz genau, wenn 
er griechisches s in yevsrr^g aus i entstanden wissen will, es scheint 
dieses vielmehr ein stamm- oder klassenvokal, der sich im grie- 
chischen zu 6, im altlateinischen zu e, und im neulateinischen zu 
i geschwächt hat; doch sind auch im neulateinischen von diesem 
altern e noch spuren genug erhalten, besonders vor ableitungen, 
in denen ein 1 auftritt, wie in genetivus, genetrix gegen genitor 
u. s. f., indem, wie es uns vorkommt, das durch dehnung und 
ton gehobene I dem alten e die existenz wahrte. In § 811 be- 
trachtet Bopp die femininformen der Wörter auf -tar und nament- 
lich die eigenthümlichen zusätze eines d im griechischen und eines 
c im lateinischen, die er für durchaus bedeutungslose und rein 
lautliche erklärt. Vor allem mufste erwähnt werden, dafs im be- 
reiche des italischen, nämlich im oskischen, noch ein futri für 
futrix vorkommt, wenigstens im genetivus futreis und im dativus 
futrei. Das wort stammt offenbar von fuo = cpvco in noch akti- 
ver bedeutung und bedeutet also „die zeugerin". Ueber das la- 
teinische c dürften uns vielleicht die übrigen italischen dialekte 
aufschlufs geben, ich meine formen wie das umbrische fratrex, 
das sicherlich die herausgeber der denkmale richtig auf ein frü- 
heres fratricus, frater -cus zurückgeführt, und das umbr. meddix, 
welchem eben so gewifs formell das latein. medicus entsprechen 
wird. Sollte also nicht auch das lateinische c für co, ci stehen 
und erst allmählich in die consonantendeclination übergetreten sein ; 
an analogieen wenigstens gebricht es nicht. Quiris steht für Qui- 
ritis, damnas für damnatus, Campans (dieses wohl die echte form) 
und Campas für Campanum in Campans genus bei Plaut. Trin. 
v. 545 etc. Für das griechische d weifs ich bis jetzt noch nichts 
schlagendes zu bieten; die endung -TQia aber will mir fast als 



350 Schweizer 

ursprünglicher denn tri erscheinen, d. h. ich meine überhaupt 
sanskritisches i in den femininen sei nur eine zusammenziehung 
von ya, welches 1 und sogar 1 werden konnte ; in den Veden fin- 
den wir diesen Übergang manchmal noch ganz lebendig. In § 812 
werden dann die Verwandtschaftswörter auf -tar, -?)/£, -ter an- 
geschlossen. In diesen ausdrücken, in denen auch auf dem ge- 
biete des deutsehen das alte erbgut sich noch unverkümmert er- 
halten hat, ist das femininum vom masculinum formell noch nicht 
geschieden, und in svasr, soror, swestar scheint sogar ein altes 
femininum zur ungeschiedenen urform zurückgekehrt zu sein, cf. 
uxor. Im übrigen sind diese verwandtschaftsnamen in mehreren 
beziehungen so bedeutsam, dafs es erlaubt ist einen augenblick 
dabei zu verweilen. Das wort pitar, pater u. s. f. stammt sicher 
von w. pa „nähren, schützen, herrschen tt . Die Schwächung des 
wurzelvokals im sanskrit ist dieselbe wie in hita von würz, dhä 
u. a. Der begriff des vaters ist in dem worte vorherrschend, so 
weit wir es historisch zurückverfolgen können; in den Veden ist 
es oft freundlicher ehrenname der götter, z. b. des Agnis R. V. 
I, 46, 1; 71, 5; R. V. 89, 4 heifst der himmel pita dyäus im ge- 
gensatze gegen die mata prthivi „die mutter erde"; diesem pita 
dyaus entspricht wohl vollständig das zusammengerückte römische 
Diespiter, da erstens kein grund ist, dieses Dies von dies „der 
tag" zu trennen und zweitens gerade diese eigenthümliche ent- 
stehungsweise von dies es uns erklärt, dafs es das einzige mascu- 
linum der sogenannten fünften declination ist Der Übergang von 
ä in e nach i hat im römischen eine menge von analogieen, so 
siem für syäm, und oft ist dann das i verschwunden, wie in 
fides u. a. — Auch B. hat die stelle aus den R. V. angeführt, an 
welcher das masculinum mätr, gen. matuli ganz klar als „ Schöpfer a 
vorkommt, und wir zweifeln nicht, dafs mätr „mutter" dasselbe 
wort sei und einen ähnlichen begriff habe: es kann „ gebärende u 
oder „ schaffnerin a bedeuten; vgl. auch das skr. mäträ „essenz u . 
Zum vedischen mätr m. stellt sich das ags. metod creator. Den 
ausdruck duhitr legt Bopp als „ Säugling a aus, und auch Lassen 
und Kuhn nehmen als Wurzel dasselbe duh „ziehen, melken tt an, 
doch die beiden letzten so, dafs ihnen duhitr „die melkerin u ist, 
indem das in der zeit der Viehzucht und des nomadenartigen Le- 
bens vorzugsweise das amt der tochter im hause gewesen* Das 
ist möglich, aber unsere wissens durch nichts bestätigt; wir seibat 
stellten« auf bestimmte analogieen gestützt, die ansieht auf, dafs 



anzeigen. 351 

duhitr für drhitr stehe und wie goth. mavi, magaths etc. nichts als 
„die wachsende* bedeute, wie denn besonders im gothischen 
dauhtar ganz vortrefflich zu daug „ich bin gewachsen, ich tauge" 
stimmt Kaum wird man den Übergang von r in u bestreiten 
wollen, den eben das gothische wort so vollkommen bestätigt, 
und derselbe sinn erscheint wieder im lateinischen virgo, welches 
man nur sehr künstlich aus virere ableiten kann, während eine 
ableitung aus vrh (cf. virga) nicht die mindeste Schwierigkeit macht 
Gegen diese deutung wie gegen diejenige Bopps könnte allen- 
falls nur das angeführt werden, dafs eben der söhn so gut ein 
Säugling sei und wachse als die tochter; aber anderseits hat sunu 
„söhn", doch eigentlich „der gezeugte a , ebenfalls kein weibliches 
nebenbild neben sich, und doch ist die tochter nicht übermensch- 
lichen Ursprunges. Nicht ganz klar ist der ausdruck naptr, na- 
pat, nepos, nefo etc. Wenn Bopp und mit ihm andere darin 
einen na-patr d. h. einen, der „nicht vater und herr", sondern 
irgend ein nächster untergeordneter verwandter ist, sehen, 
so hat diese Zusammensetzung mit einer negation in einer offen- 
bar doch uralten bildung etwas sehr auffallendes, aulserdem 
dafs sie auch sehr zweideutig wäre; und darum bin ich geneigt 
mit Weber (zuletzt in den indischen Studien I, 326) eine w. nap, 
nabh » nah zu gründe zu legen,, so dafs naptr „den an das ge- 
schlecht anknüpfenden und mit ihm verbundenen" bezeichnete. Für 
bhrätr hat unter den verschiedenen von Bopp angeführten ablei- 
tungen nur diejenige von bhr, bhar, ferre bairan sinn, wie das 
früher schon von Böhtlingk in einer anmerkung zu seiner Chresto- 
mathie und gleichzeitig von uns begründet worden ist. Der bru- 
der verhält sich rechtlich in ältester zeit zur Schwester (d. h. sei- 
nem weibe svasr » sva-stri), wie der gatte (indisch bhartr d. i. 
nichts anderes als bhrätr) zu seiner gattin (indisch bharyä „die 
zu haltende und zu erhaltende u ), das bezeugt uns besonders die 
berühmte stelle in Tacitus Germania c. 20: sororis filiis idem 
apud avunculum qui ad patrem bonos, quidam sanctiorem arctio- 
remque hunc nexum sanguinis arbitrantur etc., der avunculus ist 
der kleinere, jüngere grofsvater, weil nach des vaters tode die 
noch unverheiratete Schwester in des bruders schütz und gewalt 
(mund manus) tritt; und diese erste gewalt ist heiliger als die 
zweite, in welche sie durch heirat kommt Auch das indische 
altertlmm liefert uns anmuthige beläge rar diese, wie es sich da>- 
mit herausstellt, uralte und natürliche anschauungsweise; vergl. 



352 Schweizer 

besonders die vedeilstelle bei Yäska III, 5: Wie ein bruderlo- 
ses m&dchen, das nach des vaters tode keine heimat mehr 
hat, dreister sich den männern zuwendet u. s. f. 

In § 815 behandelt B. das affix -tram, latein. -trum, griech. 
•tQOv u. s. f. Das griechische "O'QoVy das neben -tqov auftritt 
und unmöglich davon getrennt werden kann (denn an eine ab- 
leitung von -&qov aus der wurzel dhr „ halten, tragen u wird man 
kaum denken dürfen, obgleich latein. -brum dazu aufmuntern 
konnte und die ableitung weder begrifflich noch lautlich anzu- 
fechten wfire), erklärt B. nicht mehr so, dafs er darin den ein- 
flufs des folgenden q erkennt, sondern statuirt ein mehr nur 
willkührliches vorrücken des lautes, wie er sich auch in -&sv ge- 
gen skr. -tas und lateinisches -tus finde etc. Das sind freilich 
nicht unbedenkliche analogieen, da es sich sehr fragt, ob nicht 
griechisches -&ep (vgl. das locative -#*) eher mit einem skr. 
-dhas z. b. in adhas als mit tas zu vergleichen, und ob nicht 
& in c&ov gerade durch das immer haftende a hervorgerufen sei. 
Freilich sieht der verf. auch im skr. adhas nichts anderes als atas; 
aber die neuesten forschungen haben auch viele andere casusfor- 
men eines Stammes dha aufgedeckt, von denen wir dhas nicht 
mehr trennen können. Das einrücken eines s vor t (z. b. im la- 
teinischen in monstrum), ist besonders im slavischen und germa- 
nischen sehr häufig, wie es Schleicher im einzelnen I, 141 dieser 
Zeitschrift nachgewiesen. Das latein. vitrum leitet Bopp auf la- 
teinisches videre und skr. vid zurück und deutet es als „Werk- 
zeug des sehens. tt Dagegen haben wir ein formelles bedenken, 
indem wir in diesem falle eher vistrum oder vitrum erwartet; be- 
grifflich liefse sich nicht etwa einwenden, dafs vitrum, falls diese 
etymologie angenommen würde, vielmehr äuge bedeuten müfste, 
da uns speculum eine analogie bietet. Besonders zweifelhaft wird 
aber diese herleitung durch die offenbar verwandten Wörter, wel- 
che J. Grimm in seiner schönen abhandlung über Marcellus Bur- 
digalensis p. 8 aufführt, nach deren analogie vitrum wohl das 
bläulich glänzende bezeichnet, wie auch glesum und unser glas. 
Ich denke an eine ableitung von würz, cvi, die sich dann in cvit 
erweitert und aus der auch cveta stammt. Sehr unsicher ist 
dann auch die 1148 anmerk. geäufserte vermuthung, dafs wir in 
dem affixe -tnu, -itnu nur ein euphonisches t zu suchen haben 
und tru in tonitru blofs eine entstellung eines solchen tnu sei, 
wie es eben in tanayitnu d. i. tonitru vorkomme. Ueber tnu sind 



i 



anzeigen. 353 

wir noch nicht ganz gewifs, da allerdings die ansieht Renfeys, 
nach der tiiu für tanu stünde und der würz, tan entstammte, nicht 
über alle zweifei erhaben scheint; das affix tru aber in tonitru 
würden wir noch eher auf -tvam als auf -tnu zurückführen, wenn 
es im indogermanischen und zunächst im italischen sprachstamme 
so ganz vereinzelt stände als es nach Bopp scheint. Das um- 
brische und oskische bieten uns wenigstens eine dieser ganz ana- 
loge form, nämlich in dem Worte castru, das dort sicher der 
u-declination angehört. Eine zweite analogie scheint uns aus 
dem gothischen entgegen zu treten, ich meine den ausdruck vin- 
trus, dem vielleicht ein sumrus zur seite gestanden. Den deut- 
schen ausdruck ruodar möchte B. s. 1148 auf das causativum der 
w. sru, griech. §8<o zurückfuhren, und bringt da besonders ags. 
rövan (nicht rövan) in anschlag. Wir müfsten in dem falle, was 
allerdings nicht unerhört ist, Übergang in die starke coujugation 
annehmen. Aber bedenklich ist uns doch die lostrennung des 
deutschen Wortes vom skr. aritram n. „schiff, rüder tt (R. V. 1, 
46, 7; 116, 5) dem griech. oqotqov („der furcher a ), igecoco, iger/jg 
latein. ratis, remus (wohl für resmus, obgleich man aus triresmus 
der columna rostrata nur so viel schliefsen darf, dafs man zur zeit 
des Claudius die sache so ansah); endlich ist ags. v gar nicht 
immer ein alt überlieferter laut. Es fragt sich demnach nur, ob 
wir ags. rovan nicht anders erklären können. Wie rövan finden 
wir noch grövan „grünen", blavan „blähen", sävan „säen" u. a. 
und Werden diese gleich beurtheilen müssen. Rovan stellt sich 
zu r, wenigstens in der form rinu auch excitare, wie grovan zu 
ghr, und sävan gehört zur würz, as, so. Uns scheint offenbar, 
dafs alle diese formen so aufzufassen sind, wie im griechischen 
ßal : ßty, pav : pvri, vielleicht äfq, avä u. s. f. , und v ist entwe- 
der ein rein euphonischer zusatz oder es ist Veränderung eines 
ursprünglich nur den specialtempora zukommenden dementes; so 
viel ist sicher, dafs es einem goth. und ahd. i, j entspricht: sävan 
z. b. ist goth. saian, ahd. säjan, sähan, säwan u. s. f. Eigentüm- 
lichkeit des angelsächsischen ist es, dafs dieses v auch in das 
durch reduplication gebildete perfectum übergeht, während im go- 
thischen da die wurzel ohne das i auftritt Dafs aus r ein rat 
weitergebildet werden konnte, ist nicht anzuzweifeln und eine 
solche wurzel wohl für igsoaoo = i^etjoo und für remus anzuneh- 
men; vergleiche übrigens noch Kuhn ind. Studien I, 353 ff. und 
Grimm gesch. d. d. spr. II, 868. Das deutsche wuldar „rühm", 
III. 4 u. 5. 23 



354 Schweizer 

goth. vulthus erkläre ich heute noch mit fester Überzeugung als 
formell und ursprünglich auch begrifflich gleich dem lateinischen 
vultus und leite beide auf w. ghr zurück; cf. ghr na im sanskrit; 
über wuntar aber weifs ich nichts entscheidendes vorzubringen. 

In § 81 7 ff. tritt Bopp auf die affixe des part. perf. pass. und 
die mit diesen verwandten ein. Dahin rechnet er - auch griech. 
tprerd?, i*99it6g, ffxetaro?, die uns durchaus nur erweiterung eines 
schwachformigen partpräs. dünken, wie skr. pacatas es sicher ist. 
Ob nun die lateinischen bildungen auf -dus, wie pallidus, fervidus 
u. s. f., was der verf. annimmt, ebenfalls hierher gehören? Aller- 
erst müfsten sicherere belege für den Übergang eines t in d beige- 
bracht werden, als sie hier Bopp in quadraginta u. s. f. aufführt, 
und auch dann noch wäre die vermuthung nicht vollkommen ge- 
sichert, d. h. auch dann könnte eine erklärung daneben bestehen, 
bei der d als ursprünglich vorausgesetzt würde. Ueberdies, wäre 
d in diesen bildungen wirklich aus t erweicht, so müfste erst noch 
die frage aufgeworfen werden, ob sie sich nicht begrifflich und 
formell viel, leichter und einfacher an das part. präs. anschliefsen, 
so dafs sie mit den abstracten auf os, or (griech. tag?) unmittel- 
bar zusammengehörten. Wir neigen uns jedoch, da die annähme 
einer so durchgehenden erweichung des lateinischen manches be- 
denkliche hat, entschieden dazu, diese adjectiva als' Zusammen- 
setzungen mit würz, dhä, da aufzufassen, wie es schon von Pott 
geschehen ist; überhaupt sind wir überzeugt, dafs eine menge von 
sogenannten affixen vielmehr verbalwurzeln sind und dafs die mit 
ihnen gebildeten wörter eigentlich unter die composita gerechnet 
werden sollten. An der activen bedeutung von fertus und seiner 
herkunft von ferre hegen wir bedeutenden zweifei, wenigstens in 
Cic. orat. § 163 ist efferta zu lesen und offenbar auf effercio zu- 
rückzufuhren. In § 822 vermittelt B. mit den part. perf. pass. 
auf -ta die slavischen part. perf. act. auf la u. s. w., indem er 
einen Übergang von t in 1 statuirte, wo als Zwischenstufen etwa 
d und r anzusetzen wären. Wir sind des slavischen nicht so 
weit kundig, dafs wir diese vermuthung Bopps bestimmt anzuneh- 
men oder bestimmt zu verwerfen wagten; jedenfalls aber dünkt 
uns, reichen die einwendungen nicht hin, um dieselbe umzustofsen. 
Dafs die lateinischen collectiva auf etum, quercetum etc., wie sie 
auch Pott auffafst, von einer art denominativen herrühren, mag 
richtig sein, aber über das affix 'tum können wir nicht mit un- 
serm verf. einig gehen, sondern sehen darin mit Benfey, zeitschr. 



anzeigen. 855 

f. sprachvergl. II, 244 das sanskritische abstractaffix -tv&m: wie 
civitas eigentlich das bürgerwesen und bürgerthum bezeichnet, 
dann die bürger als gesammtheit nimmt, so heifst arboretum ur- 
sprünglich „bäum wesen u , dann die bäume oder bäume zusam- 
men, und wer weifs, ob nicht in dieser bildung ebensowohl eine 
verbalableitung steckt als im deutschen -dorn, -tuom, -thum aus 
würz, dha setzen u. s. f ? In § 826 ff. schliefst der verf. skr. ta, 
tat, tati, zendisches tat, goth. duths in ajukduths etc., ferner skr. 
-tva und seine genossen ah das affix -ta an. Diese bildungen 
sind neuerlich zu einem nicht unbedeutenden Streitpunkte gewor- 
den, nicht unbedeutend, weil damit die allgemeinere frage zu- 
sammenhängt, ob die indogermanischen sprachen nicht schon in 
den einfachen Wortbildungen viel häufiger, als man annimmt, 
eigentliche composita enthalten, d. h. nicht nur anfügung von 
rein formellem pronominalstoff an begrifflichen. Während Bopp, 
Aufrecht u. a. in den oben angeführten affixen nichts anderes als 
Entfaltungen des einen pronominalen -ta entdecken, deutete Ben- 
fey schon früher und besonders in seiner Sanskritgrammatik darauf 
hin, dafs in den sämmtlichen angeführten formen ableitungen aus 
einer würz, tvan (ältere form für tan) enthalten seien. In der 
grammatik & 236 geht er für die eine reihe (tvana, tvan, tva) 
von tvana als urform aus und läfst tvan und tva daraus durch 
abstumpfung entstehen, für die zweite reihe (tati, tat, ta) setzt 
er in derselben weise tati ( substantivum verbale von tan) als 
volleste und ursprünglichste form an. In der sehr lesenswerthen 
und instructiven abhandlung in der zeitschr. f. sprachvergl. II, 219, 
wo er sich zwar über den Stoff dieser bildung nirgends bestimmt 
ausspricht, nimmt derselbe gelehrte die Stufenleiter 

tvan 

tvana tva 

an. Wir geneigten in unserer anzeige der zeitschr. f. vgl. sprachf., 
die in die zeitschr. für alterthumswissenschaft aufgenommen wurde, 
und geneigen noch zu der annähme, dafs in tati eine ableitung 
von tan enthalten sei, sind aber jetzt gar sehr im zweifei darüber, 
ob auch tvan etc. in derselben weise zu deuten seien, da die an» 
nähme einer wurzelform tvan für tan doch sehr precär ist, wfih* 
rend viele spuren auf eine wurzelgestalt stan für dieselbe hinwei- 
sen; aber tvan, neben dem auch ein tvas existirt, dürfte uns auf 
ein part präs. leiten, das unsers bedünkens einzig und allein von 
würz, tu crescere augeri kommen könnte, und tvan darf nun „ge- 

23 # 



366 Schweizer 

stalt, wesen" bezeichnen. Soviel scheint uns ausgemacht, sehr 
leicht lassen sich tva, tu und anderseits tvana aus tvan erklären, 
schwer nur wird es gelingen tvana, tvan und besonders tvas aus 
solchem tu abzuleiten, welches man als nebenform von ta, ti auf- 
stellt Und nach dieser erklärung wird sich auch die endung 
-tudo im lateinischen und -dov im griechischen leichter fassen 
lassen, über welche ich dem von Benfey in dieser zeitschr. a. a. o. 
gesagten nichts beizufügen habe. 

In § 833 ff. ist das gebiet des affixes -na und seiner ver- 
wandten beschrieben. Da wollen wir nur weniges einzelne an- 
merken. Nicht alle bildungen auf -na etc. sind gleich zu beur- 
theilen: sehen wir schon im inlaute manches m unzweifelhaft in 
das schwächere n übergehen, wie in yvia, das doch unstreitig 
von yam kommt, in try u. s. f., im sanskritischen budhna, vgl. 
mit nv&pqv u. s. f., so darf das nun auch für einzelne hier be- 
sprochene fälle nicht von vornherein geläugnet werden. Ganz 
unwiderleglich scheint uns ein solcher fall von Kuhn zeitschr. f. 
sprach vergl. II, 320 nachgewiesen zu sein, oder wie könnten die 
lateinischen stoffadjectiva auf -neus, -nus in eburneus, eburnus, 
aheneus = ahesneus, ahenus u. s. f. einfacher erklärt werden als 
durch Zusammenstellung mit den sanskritischen adjectiven auf 
-maya (verbalableitung von wtfrz. mi = ma, also eben wieder 
eine verbalableitung); und dieses selbe nus steckt vielleicht auch 
in formen wie taciturnus, Saturnus, diuturnus, in denen, beiläufig 
gesagt, das t ursprünglich und bedeutsam ist. — Die hier gele- 
gentlich gegebene erklärung von dsanoiva aus dsanotva ist unrich- 
tig, wie dies das gr. notvia und skr. dasapatni genugsam bewei- 
sen, es steht für decnoma. Bei anlafs des affixes -ti äufsert 
Bopp die vermuthung, es sei in lat. wurzeln wie caelestis, agrestis, 
campestris u. a. das s nur ein verstärkender zulaut, wie es im 
slavischen in gewissen bildungen zur regel geworden ist, Diese 
vermuthung hat doch wohl darin ihren grund, dafs Bopp mög- 
lichst viele affixe auf pronominalstämme zurückzufuhren sucht; 
uns scheinen diese Wörter heute noch wie früher Zusammen- 
setzungen mit w. sta, skr. sthä, also genau solchen sanskritischen 
adjectiven zu vergleichen, wie samipastha „in der nähe befind- 
lich" u. a. Besonders im sanskrit finden wir doch die verba „ste- 
hen* und „sitzen" gar nicht selten für den allgemeinsten be- 
griff des „Seins", zumal des „dauernden seins" verwendet Wo 
Bopp vom affixe -ni handelt, bringt er die schon mehrfach von 



anzeigen. 357 

ihm mitgetheilte deutung des Wortes agnis wieder vor, data es 
nämlich aas dagnis verstümmelt sei und der würz, dah zugehöre, 
wie z. b. acru = ddxQV, lacruma von dac stammen soll u. s. f. 
Verdächtig ist hier namentlich der umstand, dafs auch in keinem 
der verwandten dialekte das anlautende d erscheint, in ignis, 
lith. ugnis und im goth. auhns, wenn dieses dahin gehört. Darum 
scheint uns die ableitung aus würz, aj, agere, welche unsers Wis- 
sens zuerst der unermüdliche A. Weber aufgestellt, um vieles 
vorzüglicher, so dafs agni „den beweglichen" bezeichnet. Diese 
erklärung stimmt trefflich zu der anschauung, die wir in den 
Veden-vom gotte Agnis finden; oder welcher sinnliche grundbe- 
griff pafst besser für das feuer des blitzes, für den götterboten, 
für die zitternde und schweifende, von ort zu ort fliegende flamme, 
als eben der begriff der beweglichkeit? Und Agnis ist der erste 
der Angiras, die wohl selbst nur die „schnellen" sind. Mit 
angiras stellen die herausgeber des neuen trefflichen sanskritwör- 
terbuches gewifs nicht uneben ayyagog und ayyeXog zusammen, 
so dafs der böte im griechischen wie im sanskrit (düta) und im 
gothischen (airus) vom gehen benannt wäre. Das lith. szak-nis 
„ wurzel" führt Bopp auf würz, cak zurück; wir vergleichen da- 
mit cakha „ zweig", cf. Weber V. S. spec II, 473. Zu der deu- 
tung des lateinischen finis merken wir nur an, dafs es auch für 
flgnis stehen könnte. 

Wichtig ist nun besonders der folgende abschnitt über den 
infinitivus und was damit zusammenhängt. Dieser theil des grofs- 
artigen Werkes zeichnet sich wo möglich noch vor den übrigen 
durch ein sehr gründliches eingehen in die formen des infinitivus 
und gerundiums und durch eine scharfe auseinandersetzung von 
deren Verwendung aus, welche im infinitivus oft merkwürdig ab- 
weichend von dem ursprünglichen sinne jener erscheint, da die 
betreffenden bildungen nicht mehr klar für das bewufstsein der 
sprechenden vorliegen. Soviel wird durch die schönen Untersu- 
chungen des verf. wohl auf immer bestätigt, dafs der infinitivus 
und das gerundium ein deutliches substantives gepräge haben, wie 
es schon früher von Schmidt, Höfer u. a. angenommen und theil- 
weise nachgewiesen worden ist. Das eigenthümliche aber des 
infinitivus und gerundiums ist, dafs sie einerseits selbst nach und 
nach ihre declinationsfähigkeit eingebüfst haben und anderseits 
den casus des verbums regieren, zu dem sie gehören. Die rec- 
tionsfähigkeit des infinitives findet sich übrigens auch noch in 



&g Schweizer 

einzelnen abstrakten Verbalsubstantiven im sanskrit auf a, ana, 
im lateinischen auf tio , ja sogar in einzelnen adjectiven nicht nur 
in somam sömapätama R. V, 1. 2, 14, auch in vicvani cakraye 
1, 9, 2 u. s. f. Eine fernere allgemeine bemerkung, die über den 
infinitivus und das gerundium zu machen, ist die, dafs sie ur- 
sprünglich weder activ noch passiv sind, sondern dafs der infini- 
tivus letzteres erst durch bestimmte zusätze werden kann, wie im 
griechischen in (rfhx*, im lateinischen in ier u. s. f. Nach diesen 
allgemeinen bemerkungen treten wir ins einzelne ein, indem wir 
zunächst zu dem hauptgegenstande uns wenden, dann solche 
punkte, die der verf. gelegentlich mittheilt, berücksichtigen. Der 
lateinische infinitivus auf -tum gilt dem verf., wie das lateinische 
erste supinum als accusativus von einem weiblichen substanti- 
vum auf tu, was er hauptsächlich darum meint annehmen zu müs- 
sen, um so das gerundium auf tva und die dative auf tave und 
tavai erklären zu können. Das weibliche geschlecht des infinitiv- 
affixes überhaupt wird dadurch kaum genügend erwiesen sein: 
das tva des gerundium kann gerade mit demselben rechte der 
instrumentalis eines neutrums mit affix tva sein, aus dem tu wohl 
nur verkürzt ist, denn in älterer zeit mangelt das euphonische n 
noch sehr häufig, Die endung in -tave läfst das geschlecht un- 
entschieden, ebenso in tos, und nur die form tavai ist entschieden 
weiblichen ausganges, während sie unregelmäfsigen zuläut zeigt 
Was nun die übrigen mit diesen in irgend einem zusammenhange 
stehenden formen des gerundiums betrifft, nämlich tvi, tvanam, 
tvinam, tväya, so sind die ansichten über deren bildung sehr ver- 
schieden. Die form auf tvi erklärt Bopp entweder als zusammen- 
ziehung von -tuyä von dem femininum auf tu, indem yä nach 
vedischer art verändert worden, oder als einfache Schwächung von 
-tva, wie eine solche nicht geläugnet werden kann in der silbe 
nä, ni der neunten conjugation. Bopp geht da von dem satze 
aus, das gerundium im sanskrit könne der bedeutung nach nichts 
anderes sein als ein instrumentalis; doch läfst sich auch gegen 
die anwendung der locativform für das gerundium nicht viel ein- 
wenden, wird doch der locativus recht häufig absolut gebraucht, 
und so darf Benfey mit seiner vermuthung, tvi sei locativus, nicht 
abgewiesen werden; in dem falle stände -tvi für -tve* von einer 
bildung auf -tva und wäre dann ähnlich den formen, die als mitt- 
ele zwischen upare und upari, ante* und anti etc. vorausgesetzt 
werden müssen. Denn für eine kürzung des auslautes i in t fin- 



anzeigen. 3q9 

den wir beispiele genug, wie ratri für rätri u. s. f. Viel schwie- 
riger dankt uns die gerundiumform tväya, die nach den schoben 
zu Pänini nicht selten gewesen sein kann und im Yajorv&da in 
vrttväya wirklich vorkommt Bopp sieht darin eine einfache nichts- 
sagende Verlängerung von -tvä und vergleicht den zusatz ya mit 
demjenigen von a des dativus der a- stamme, wo ja auch aya für 
äi stehe. Benfey erklärt tväya nur mit rücksicht auf die form 
als dativus. Gegen Bopp müssen wir sagen, dafs einmal über- 
haupt der weichere auslaut ai eher eine stütze nöthig hat als ein 
auslautendes a, dafs aber überdies sehr zweifelhaft ist, ob wir 
die dativformation auf -aya auf seine weise erklären dürfen und 
nicht vielmehr anzunehmen haben, aya stehe für ae, aye* mit 
verkürztem e, eingeschobenem euphonischem y und verlänger- 
tem ä. Gegen Benfey' s auffassung scheint uns der umstand ent- 
schieden zu sprechen, dafs eine dativform im infinitivus wohl be- 
rechtigt ist, aber für das gerundium kaum gerechtfertigt werden 
kann, da das sanskritische gerundium immer die Verhältnisse 
„mit" „unmittelbar nach" ausdrückt, niemals das verhältnifs „zu". 
Wir meinen, dafs gegen folgenden deutungsversuch nicht viel ein- 
zuwenden sein dürfte. Schon oben deuteten wir an, dafs uns 
die meinung Benfey's über die bildung des dativus in a- stammen 
die richtige zu sein scheine, dafs also aya für a-y-e d. h. a-y-a-f-i 
stehe und y hier wie in andern fällen und wie n oft euphonischer 
vermittler sei; auch -tväya geht uns offenbar von einem thema 
auf -tva aus — ein neuer beweis dafür, dafs auch tvä so abzu- 
leiten sei — und hat ebenfalls ein des Wohllautes und der Ver- 
mittlung wegen eingeschobenes y, aber sein auslautendes a ist 
nicht Verkürzung von e, ä + e, sondern, was in den Veden so 
häufig vorkommt, von ä, d. h. -tväya steht für -tväyä, -tvayä 
und ist, nur etwas anders formirt, = tv&na für tvanä. Es blei- 
ben uns hier noch die formen -tvänam und-tvinam übrig. Auch 
diese können zwiefach erklärt werden: entweder ist -tvänam ac- 
cusativus eines thema auf -tvan, und dafs derartige existiren, 
durfte B. nicht läugnen, dann ist tvinam Schwächung von tvänam; 
ein adverbialer accusativus im gerundium liefse sich aber noch 
eher vertheidigen als ein solcher dativus; oder wir müssen mit 
Bopp und Benfey annehmen, tvänam und tvinam seien mit nam 
aus tvä und tvi abgeleitete formen in der weise, wie sie Benfey 
in seiner reichen sanskritgrammatik unter dem sekundären afnxe 
-na aufführt, wodurch wir wieder adverbiale accusative erhalten, 



300 Schweizer 

die mit dem gerundium auf -am zu vergleichen sind. Die letz- 
tere erklärung scheint uns das richtige zu treffen, und wir müs- 
sen sie um so eher annehmen, als auch hier der Wechsel zwischen 
a und 1 wiederkehrt Die infinitivformen auf -tos als genetive 
und ablative sind von Bopp mit recht als lebendige casus von 
abstracten auf tu bezeichnet worden. Eine fernere infinitivform 
im sanskrit ist die auf adhyäi, offenbar ein dativus eines Femini- 
nums auf a-dhi, das nach reichen analogieen (dh, #, d in wur- 
zelvermehrungen, -&ov in griechischen imperfecten, -&tjp im grie- 
chischen aoristus, -da für dida im deutschen präteritum, kr im 
sanskritischen perfectum, aoristus u. s. f.) recht leicht als ableitung 
aus würz, dhä begriffen werden kann und nicht als immerhin 
ziemlich vereinzelte entwickelung aus dem afifixe -ti, wie Hofer 
wollte, aufgefafst werden mufs, so dafs pibadhyai eigentlich „zum 
trinken thun tt bedeutet, wie in den süddeutschen dialekten und 
besonders häufig im schweizerischen i tuone trinke fast so oft 
gehört wird als i trinke. Seltsam wäre es aber, wenn die grie- 
chische infinitivbildung nicht ganz genau mit dieser sanskritischen 
stimmen sollte, und es handelt sich nur um das im griechischen 
nie fehlende a. Bopp erklärt dasselbe als Überrest des reflexiven 
pronomens, dessen ursprüngliches <x hier noch erhalten sei, wie 
cvg neben vg existiert; aber nicht minder Wahrscheinlichkeit hat 
die meinung, dafs es ein rest der würz, as, es „sein" ist. An 
den sanskritischen infinitivus auf -am, d. h. den infinitivisch ver- 
wendeten accusativus von a-thematen schliefst sich die infinitivform 
des oskischen und umbrischen auf um, om, welche also mit dem 
lateinischen supinum auf -tum nicht im geringsten verwandt ist 
Ob in dem oskischen infinitive tribarakavum ein perfectum stecke, 
ist noch sehr zweifelhaft, und die jüngst versuchte deutung von 
Curtius hat vieles für sich. Im sanskrit existiren nun aufser- 
dem noch infinitivformen, in denen das s eine bedeutsame rolle 
spielt, nämlich 1) auf ishyäi, 2) auf se, 3) auf ase. Die erste die- 
ser formen erklärt sich am einfachsten als infinitivus futuri, die 
zweite ist offenbar aus dem aoristus abgeleitet, die dritte, die 
Bopp als dativ von der wurzel as „sein" fassen möchte, schliefst 
sich doch gar ungezwungen an die abstraktbildung auf as an, 
würde also, sofern dieses nicht täuschend ist, in letzter linie eher 
zum participium präsens gestellt werden müssen. Zu den infi- 
nitiven auf se stellt Bopp als in jeder beziehung gleich das grie- 
chische - <xai, in welchen sich also die form des dativus noch ganz 



anzeigen. 361 

rein und unversehrt erhalten hätte, und nicht minder das lateini- 
sche re, welches auch Pott aus se — einer ableitung von esse 
— entstehen lafst. Rucksichtlich des griechischen ocu wird kaum 
rechter Widerspruch erhoben werden, nicht so sicher aber ist 
Bopps auffassung des lateinischen re. Wenn der Verfasser glaubt, 
dieselbe werde aufs unzweifelhafteste durch den inf. posse aus 
pot-se bestätigt, indem ja possum durchgehends mit sum zusam- 
mengesetzt sei, so meinen wir, dafs daraus nichts geschlossen 
werden dürfe, da posse eben aus dem alten potesse zusammen- 
gezogen ist. Wir wissen also vom lateinischen infinitivus nur so 
viel sicher, dafs seine ursprüngliche gestalt nicht re war, indem 
sich aus esre wohl ein erre entwickelt hätte, wir wissen aber 
dieses nicht blofs durch einen allerdings sichern schlufs, Festus 
ed. M. p. 68 hat uns ja auch die form dasi für dari wirklich 
überliefert, und sie mufs, da dasi schon für dasier oder dasies 
steht, ziemlich lange fortgedauert haben. Ob aber nun dieses se 
die älteste gestalt des affixes sei? Auch in dem falle dürfte es 
jedoch nicht unmittelbar an skr. se, griech. aai gehalten werden, 
da diese nicht Zusammensetzungen des verbalstammes mit se, aai 
repräsentiren sollen, sondern der aoriststamm als ganzes zu dem 
zwecke infinitiv zu werden in den dativ tritt, und wir müfsten, 
scheint es uns, nothwendig im lateinischen se vielmehr mit Pott 
eine förmliche compositum der irgendwie flectirten wurzel as, es 
mit dem stamme sehen. Doch geht es auch lautlich an latein. 
se erst aus te entstehen zu lassen, und namentlich darf dagegen 
nicht etwa eingewendet werden, dafs in dem falle s nicht weiter 
hätte in r übergehen dürfen, da das gegentheil durch die neutra 
auf -us in reicher fülle bewiesen ist. Ein dativus -te hätte aber 
für den der lateinischen Sprachgeschichte kundigen gar nichts auf- 
fallendes, setze man dafür nun -ti oder consonantisch auslauten- 
des thema an, d. h. der infinitivus auf -te, -se, -re dürfte so- 
wohl mit den slavischen und lithauischen Infinitiven gleiche bil- 
dung haben, oder er könnte mit den indischen formen auf ase" 
übereinstimmen, d. h. aber nun, wie diese, der dativ von abstrak- 
ten, die aus dem participium präsentis gebildet sind, sein. Die 
letzte annähme, der wir nicht ungeneigt sind, scheint vielleicht 
kühner als sie ist; man darf dabei natürlich nicht behaupten, dafs 
diese formen von jeder conjugation gebildet seien, sondern nach 
dem muster der starken ist -ese, ere als allgemeines infinitivaf- 
fix entstanden, dessen erstes e sich mit ä zu ä, mit e zu e, mit 



362T Schweizer 

i zu I verschmolz. So viel scheint uns aasgemacht, wir dürfen 
nicht eine bestimmte aoristbildung ins präsens übertragen und 
uns nicht durch formen wie iuvasse u. s. f., die sicher zusammen- 
gezogen sind, wankend machen lassen. — An die sanskritischen 
abstrakte auf -ana, die im dativus und locativus nicht selten als 
infinitive verwendet werden, sehliefsen sich ganz klar die germ. 
infinitive auf -an an. Und eben so deutlich hangen die griechi- 
schen infinitive auf \uva% mit der endung pevog oder noch lieber 
mit bildungen auf fwv, per — fiar zusammen und sind in dersel- 
ben weise alte dative, wie die sanskritischen auf as£, die auf -s&, 
acu und wohl auch die lateinischen; \uv scheint wirklich ai ab- 
geworfen zu haben, wie das denn auch der immer haftende ac- 
cent beweist Schwieriger sind die formen auf -s*>, eiv u. s. f., bei 
denen man unwillkürlich an einen Zusammenhang mit dem deut- 
schen an denkt, und doch spricht gar vieles dafür, dafs sie eher 
durch aus8tofsung von p entstanden, also mit denen auf percit, 
fup eins seien. 

Wir machen endlich darauf aufmerksam, dafs auch die ver- 
schiedene formation der infinitive klar darauf hinweist, dafs der- 
selbe ursprünglich nichts anderes ist als ein substantivum abstrac- 
tum, aber dieses konnte eben in verschiedenen bildungen sich 
äufeern. 

Neben dem gerundium auf tvä u. s. f. findet sich im sanskrit 
— fast nur in zusammengesetzten verben — ein solches auf ya, 
in welchem Bopp mit vollem rechte einen instrumentalis mit ver- 
kürztem auslaute erkennt Aber eine andere frage ist es, ob 
dieses ya wirklich nur von dem einfachen als relativum gelten- 
den ya abzuleiten sei, oder ob es nach langen silben ein t ein- 
gebüfst, nach kurzen aber es erhalten habe, demnach instrumen- 
talis eines affixes tya sei. Wir meinen, diese annähme sei nicht 
zu kühn, sind aber nun freilich über tya selbst nicht ganz im 
klaren, da dasselbe einmal im sanskrit als sekundäres affix er- 
scheint und dann wohl nichts anderes ist als zusammenziehung 
von ta — ya „der — welcher* 4 , zweitens aber auch aus tva sich 
entwickeln konnte, in welchem falle sich die beiden formen des 
sanskritischen gerundium s als eine und dieselbe herausstellten. Je- 
denfalls sind die von Benfey G.G.A. 1852 s. 113 ff. zusammen- 
gestellten zahlreichen analogieen aller beachtung werth, da nicht 
nur vereinzelt stehende sanskritformen durch dieselben aufgeklärt 
wenden können, sondern dadurch auch auf manche erscheinungen 



anzeigen. MS 

in den verwandten sprachen ein gutes licht fällt Zuletzt in die- 
sem abschnitt handelt Bopp die verschiedenen gestaltongen des 
pärt. fut. passivi im sanskrit und die sich daran anschliefsenden 
formen der verwandten sprachen ab. Vielleicht wäre hier der 
verf. am besten von dem in den Veden nicht selten erscheinen- 
den affixe tva ausgegangen, was doch offenbar desselben Stoffes 
zu sein scheint mit dem abstraktsuffix -tva u. s. f. , und daran 
reiht sich, ist die oben geäufserte ansieht über ya, tya im gerun- 
dium richtig, die form auf ya, tya. Dann folgen die bestimmt 
zusammengesetzten tavya (ohne zulaut in den Veden auch tvya 
in krtvya -rsog, lat. tivus und aniya, welche von dem verf. ein- 
leuchtend als compositionen aus tu (infinitivaffix) und ana (ab- 
straetaffix) mit ya nachgewiesen sind. Unter dem affixe ya be- 
spricht der verf. die sämmtlichen analogen bildungen der ver- 
wandten sprachen mit gewohnter klarheit und eindringender gründ- 
lichkeit. Es ist ausgemacht, dafs die masse der hier aufgezählten 
Wurzeln das affix ya d. h. den stamm der relativpronomen an 
sich trägt; aber doch erlauben wir uns die frage, ob nicht auch 
da einige deutliche spuren der bildung auf tya und vielleicht tyan 
sich finden. Zu der ersten rechnen wir die griechischen <p&iÖiog, 
dpcpddiog, ixrddiog, in denen der Verfasser das d als eingescho- 
ben erklärt, während eine erweichung der tenuis vor j im grie- 
chischen nicht mehr geläugnet werden kann; zur zweiten zählen 
wir freilich nicht ohne zagen und zweifei die lateinischen wurzeln 
auf -tion. Zu diesen wurzeln auf -tion gehört nun nach den 
neuern forschungen auch suspitio für suspictio, wie invitus für in- 
victus, litera für lictera u. s. f. Das hier ebenfalls aufgeführte per- 
nicies ist noch zweifelhaft, ob es mit affix ie oder tie gebildet 
sei, da die codd. der besten zeit sowohl t als e vor i bieten, dage- 
gen ist durch die trefflichsten handschriften das gewifs, dafs permi- 
cies oder permities mit m die älteste form dieses Wortes ist, und 
so finden wir darin ein frisches beispiel einer Schwächung von 
m in n. Besonders hervorzuheben in diesen abschnitten ist die 
treffliche und wohl abschliefsende auseinandersetzung über die go- 
thischen adjeetiva auf -ya. Nur das müssen wir bestreiten, dafs 
das goth. niuji-s „neu" und skr. navya-s partic. fut. pass. auf 
-ya von würz, nu „loben, preisen" seien. Gewifs ist nava von 
dem pronominalstamme nu, der eine wurzel für zeit bezeichnende 
adjeetiva und adverbia ist (nütana, vvv\ in derselben weise her* 
zuleiten, wie tava, tuus, riog von tu u.dgl. Davon lautet der 



864 Schweizer 

comparativus näviyas, daneben aber geht eine verkürzte form 
nävyas einher R. V. I, 17, 4: nävyänsam, 38, 3: sumnä — na- 
vyaDsi, 60, 3: navyasi sukirtih. Endlich wie daksha aus dakshas, 
u. 8. f., entfalten sich daraus navya, niuji-s. Dafs der begriff sehr 
leicht, auch wo keine bestimmte vergleichung vorliegt, eine com- 
parativform verträgt, wird wohl niemand läugnen, und darüber 
belehrt uns besonders das griechische, wo vearegoi „jüngere leute tt > 
teoiteQOi tov diortog „unerfahrene in dem was recht ist", %% 
98(6t8qov yiyovB „was hat sich neues zugetragen?" oft genug vor- 
kommen und vewreQor n ngdaaeiv dem deutschen „neuerungen 
machen", dem lateinischen novis rebus studere entspricht. — Un- 
ter das sanskritische affix tavya, das an sich active wie passive 
bedeutung haben könnte, stellt sich nicht nur griech. tiog, son- 
dern wohl auch, wie der verf. sehr wahrscheinlich macht, lateini- 
sches tivus und lith. -toya, altslavisches tai, unter aniya einige 
gothische und lithauische bildungen. Endlich meint Bopp auch 
das sanskritisehe affix -vya als zusammenrückung von v-ya fas- 
sen zu dürfen und erklärt das hier erscheinende -v oder -u als 
durch Umstellung entstanden, so dafs bhrätrvya für bhraturya, 
bhrätruya u. s. f. ständen, wie denn auch griech. TiatQviog, [itf- 
TQVtd in derselben weise zu deuten wären. Eine merkwürdige 
analogie bieten jedenfalls die gothischen declinationsformen der 
Verwandtschaftswörter auf -thar, welche im pluralis in die u-de- 
clination übergehen und so in dem halbvocal r etwas vibrirendes 
erkennen lassen. Die Umstellung und Veränderung der sanskrit- 
laute hat aber immer etwas sehr auffallendes, und das sanskri- 
tische bhrätrv darf durchaus nicht ohne weiteres mit dem goth. 
brothriv- im genetivus pluralis, welches durch zulaut entstanden 
ist, verglichen werden; bhrätrvya macht uns unwillkürlich den 
eindruck, dafs es für bhrätarvya stehe mit Verdünnung des ar in 
r wegen der Zusammensetzung mit einem gewichtigen suffixe, wie 
auch das griechische im gleichen falle sein a, e ausgeworfen. 
Und für die annähme, dzfs hier ein affix -vya anzunehmen sei, 
scheinen uns auch aatgcpog, fitjrgipog, dotQcpog zu sprechen, wel- 
che sich sehr leicht aus narqoj^ag u. s. f. deuten lassen. Ein sol- 
ches affix vya anerkennt auch Benfey und erklärt es nicht un- 
eben als zusammenziehung aus vaya, was im sanskrit wirklich 
neben maya und mit demselben gleichbedeutend vorkommt, also 
eine ähnlichkeit mit etwas und ein herkommen von etwas be- 
zeichnet, wie sie zunächst vom maafse hergenommen sind. Die- 



anzeigen. 365 

sen bemerkungen über den abschnitt vom infinitivus, gerundium 
und participium fut. pass. als ganzem fugen wir noch einzelnes 
bei über punkte, die der verf. dabei gelegentlich entwickelte. In 
einer anmerkung zu s. 1227 erklärt B. die lateinischen adverbieii 
von adjectiven der zweiten declination auf e als locative, indem 
allerdings ihr e zu den sanskritischen locativen auf e von a-stäm- 
men trefflich stimmt wie nove zu nave u. s. f., und da unzweifel- 
haft dieser casus recht passend so verwendet sein könnte. Und 
doch scheint die Sache sehr bedenklich, sofern man nicht anneh- 
men will, dafs im SC. de Bacanal., wo das ablativische d aufser 
in den offenbar von einen andern concipienten hinzugefugten 
schlufsworten: in agro etc. constant gesetzt ist, von dem verferti- 
ger der inschrift ein arger fehler begangen worden sei, als er 
ganz deutlich FACILVMED schrieb; aber dafs wirklich hier kein 
fehler vorliege, bezeugt uns weiter das osk. amprufid d. h. im- 
probe. Eine ganz genügende erklärung dieser formen kennen 
wir freilich noch nicht Was dann Bopp von der Verkürzung 
des auslautes in bene, male, cave u. s. f. sagt, kann nun nach 
den tüchtigen forschungen Ritschis und Fleckeisens unter ein fe- 
stes gesetz gestellt werden: diese Verkürzungen können nur in 
jambischsn wortformen statt finden. Sehr beachtenswerth ist die 
unmittelbar folgende anmerkung über i im lateinischen auslaute, 
welche das rationell aufklärt, was Ritschi u. a. in neuester zeit 
als das in der that ursprüngliche nachgewiesen haben. In § 856 
sind die viel bestrittenen lateinischen verbalformen scripse, faxo, 
axim , faxem u. s. w. aufs neue einer gründlichen Untersuchung 
unterworfen. Wenn aber der verf. infinitive wie scripse, con- 
sumse etc. als beweisend dafür ansieht, dafs der lateinische infi- 
nitivus einer aoristform entnommen sei, so können wir ihm darin 
nicht beistimmen, vielmehr gelten uns diese formen als einfache 
zusammenziehungen wie dixti für dixisti und, will man einwen- 
den, warum sie dann nicht in gröfserer masse auftreten, so ant- 
worten wir mit G. Hermann (programm von 1844, s. 8): Nimi- 
rum ista vulgaris sermonis propria erant, ex quo sunt a poetis 
metri causa, sed raro adscita, praesertim in dissyllabis, ut ab Lu- 
cilio etc. Es ist doch sehr natürlich, dafs im gemeinen leben 
das mifstönende des dreifachen s vermieden und der mittlere vo- 
cal übersprungen wurde. Schon aus diesem gründe, weil eben 
nichts der art zu vermeiden war, ist die form cepse, welche man 
in Plautus Stichus I, 3, 8 hineinbringen wollte, zu verwerfen, ftiö 



366 Schweizer 

ermangelt übrigens jeglicher autorität. Die formen faxo, levasso u. a. 
wollte Madwig als alte futura erklären und verglich sie mit den 
griechischen auf -<xo), als a|a> yskaaai iyikaaaa, wobei er über- 
dies das doppelte <x in iyikaaaa^ reXeaaoa u. s. f. mit dem ss in 
prohibesso zusammenstellte. Gegen letzteres wendet schon Her- 
mann LI. s. 6 ein: Illud autem plane fieri non potest, ut levasso 
sit ad exemplum epici iyikaaaa factum, und wir können nun 
noch sicherer sagen, dafs dieses doppelte a im griechischen futu- 
rum und aoristus davon herrührt, dafs stamme mit auslautenden 
<T zu gründe lagen. Was die bedeutung solcher formen betrifft;, 
so hat Hermann mit so schlagenden gründen bewiesen, dafs sie 
perf. futur. seien, dafs der verf., liest er diese auseinandersetzung, 
kaum noch zweifei darüber hegen wird. Also sind dieselben auf 
gleiche linie zu stellen mit den perff. axim u. s. f., d. h. sie müs- 
sen Zusammensetzungen sein aus perfectstämmen mit so. Die 
erklärung dieser perfectstämme hat Curtius mit bestem erfolge 
versucht und Bopp ist im wesentlichen mit ihm derselben mei- 
nung, nur dafs letzterer in einem ursprünglich vorauszusetzenden 
fefaca u. s. f. alte und echte perfecta erkennen möchte, die ne- 
ben den gewöhnlich als perfecta verwendeten aoristen existirt 
hätten, Curtius aber überall im lat. perfectum ein altes und wirk- 
liches perfectum sieht. Die zuletzt berührte frage ist noch nicht 
erledigt, wir sehen aber nicht ein, warum man nicht auch redu- 
plicirte aoriste für das lateinische annehmen dürfte. Zuletzt in 
diesem paragraph zieht B. noch die oskischen und umbrischen 
futura in erwägung. Curtius in seinen beitragen wollte in fefakust 
das u nur als bindevocal fassen, in dem reduplication und Zusam- 
mensetzung sich widersprächen, also ust nicht für tust stehen 
dürfte. Das kann nun aber nicht mehr geläugnet werden, seit uns 
das fust im umbrischen perf. fut. ganz klar vorliegt und mit dem 
verstümmelten -ust wechselt Bopp möchte fefakust fassen als 
„gemacht habend wird er sein", weil ja fust nicht nur fuerit, 
sondern auch erit bedeute. Aber fust bedeutet, wie Kirchhoff 
klar bewiesen, nie erit, welches nach dem umbrischen mit fuiest 
ausgedrückt werden müfste. So sind wir denn genöthigt in fefa- 
kust und im umbrischen dersicust = dixerit eigentl. didicerit eine 
doppelbildung des perf. futur. anzunehmen, d. h. eine compositum 
des reduplicirten perfectstammes mit dem perf. futurum von w« 
fu — fust = fuerit. Und analoge fälle finden sich denn doch auch 
im sanskrit sowohl in perfect- als aoristbildungen, die mit kr 



anzeigen. 367 

vollzogen sind; cf. Benfey's sanskritgram matik 8. 380. 4. b., und 
note 5. Eine sehr beachten6werthe bemerkung theilt der verf. 
s. 1257 ff. in einem längeren zusatze mit Nachdem er die be- 
hauptung aufgestellt und begründet, dafs das lithauische, slavische 
und altpreufsische sich erst zu einer zeit vom sanskrit losgetrennt 
haben, wo dieses schon manche entartungen erfahren hatte, wel- 
che die klassischen und germanischen sprachen noch nicht ken- 
nen, will .er (gegen Kuhn) eine specielle Verwandtschaft der sla- 
vischen (und lettischen) sprachen mit den arischen nicht aner- 
kennen. Wir erlauben uns hier nur zwei einzelne bemerkungen. 
Nicht nur die wurzel von slavischem bog und altpersischem baga, 
nämlich bhaj findet sich im sanskrit, sondern auch bhaga selbst 
erscheint ja in den Veden als ein göttliches wesen. Eine zweite 
bemerkung betrifft den ursprunglichen begriff von pers. cpenta, 
lith. svanta-s „heilig" u. s. f. Bopp leitet das wort auf sanskrit- 
wurzel 9 vi, cu „wachsen, schwellen tt zurück, sieht also wohl 
darin „den starken", und eben dieselbe ansieht scheint auch den 
Worten R. Roths zu gründe zu liegen, wenn er zu Nir. I. V, 9. 
(s. 54) sagt: Das adjeetivum cvätra dürfte am ehesten auf evi 
zurückzuführen sein, wäre also mit cavas, civa u. s. w. verwandt 
(vgl. auch die reiche Verzweigung dieser wurzel im zend) und 
bedeutet wohl „schwellend, kräftig, blühend. tt Etwas anders ur- 
theilt Benfey S. V. s. v. cvätra; er setzt cpenta = skr. evanta 
und führt dieses zwar ebenfalls auf eine würz, evi zurück, aber 
mit dem grundbegriff „glänzen, hell sein", und kaum wird sich 
läugnen lassen, dafs aus einer solchen am leichtesten evas, cras 
d. h. luci sich erkläre, dafs ein evit, eveta, creta, hveits, weift, 
ihre annähme fast noth wendig machen, dafs cubh und cudh nur 
erweiterungen und individualisirungen derselben darstellen, ja dafs 
auch cunya und eyena hier die einfachste deutung finden. Doch 
soll ein anderes beispiel nicht verschwiegen werden, das zu be- 
weisen scheint, auch von dem bilde der raschheit u. a. könne cu 
dem begriff „göttlich, heilig" gelangt werden, indem zumal in der 
sinnlich kräftigen urzeit das attribut der stärke nnd beweglichkeit 
dem göttlich gedachten wohl zukommen konnte, ich meine den 
ansdruck ishira, welchen Kuhn II, 274 trefflich erläutert und. 
sinnig mit Uqoq zusammengestellt hat. Um aber auf zend. cpenta, 
lith. swanta-s, preufsisch swint-s „heilig" zurückzukommen, kh 
möchte noch die frage aufstellen, ob nicht goth. swinths dasselbe 
wort sei und zwar mit erhaltung des sinnliehen grundbegriffes; 



30g Schweizer 

dieses svinths, unser „geschwind" heifst ja eigentlich „stark, 
kräftig". 

Eine andere bemerkung Bopps betrifft die althochdeutschen, 
mittelhochdeutschen, alt- und angelsächsischen daiive des infiniti- 
ves auf anna (§ 877). Bopp möchte dafür einfach das affix ana 
zu gründe legen; die Verdoppelung erklärt er als rein lautlich 
und vergleicht dieses nn mit dem in kunni, künne gegen goth. 
kuni, um so leichter sei diese annähme, als selbst im gothischea 
uf-munnan, kinnus u. a. vorkommen. Der verf. hätte noch weiter 
zurückgehen dürfen, da auch Mannus schon zu Tacitus zeit als 
germanisch gelten mufs, welches doch laut für laut dem skr. manu 
gleich kommt Und doch sind diese analogieen vielleicht nur 
trügerische, indem überall in den angeführten beispielen dem nn 
die vocale i oder u folgen, d. h. die halbvocale j oder v mit im 
spiele sind , denn auch munnan dürfte für munvan stehen, welche 
. erklärung unsers wissens auch Kuhn aufgestellt hat; dafs aber 
in den meisten fallen nn und i, u neben einander stehen geblie- 
ben, ist etwas sehr natürliches und damit zu vergleichen, wenn 
im althochdeutschen aus altem au aw, auw, ouw, 6w sich erzeu- 
gen. Dafs in den germanischen genetiven und dativen des gerun- 
diums auf annes , anna etc. wirklich ein j enthalten sei und sie 
somit wie kunni, künne zu beurtheilen seien, das zeigen uns die 
vollen altwestfälischen formen der Essener beichte liagannias, 
sueriannias = ahd. liogannes, suerrannes (Grimm d. gr. IV, 105), 
und wir haben also für diese gerundien ein thema auf -nja vor- 
auszusetzen, was zu den sanskritischen partic. rat. auf -aniya etc. 
stimmt. 

Zuletzt betrachten wir hier noch die anmuthige auseinander- 
setzung über die sonnennamen und verwandte, welche B. gele- 
gentlich in einer ausführlichen anmerkung zu s. 1318 ff. gibt. 
Gegen Weber, der das skr. süra und sürya von der wurzel su 
„ zeugen" ableitet und sonach dieses wort als gleichbedeutend mit 
savitr fassen mochte, verharrt B. bei der annähme, süra und sürya 
stehen für svära und svärya und seien auf würz, svar, sur „glän- 
zen" zurückzuführen; „glänzender" sei denn doch die natürlich- 
ste benennung der sonne, wie, fügen wir hinzu „der leuchtenden 
metalle." Und mit diesem sürya = svarya stellt der verf. tjXiog 
für ajrqliosy lithauisches saule~, sol, goth. sauil zusammen. Wir 
stimmen dieser herleitung des skr. sürya vollkommen bei und 
nehmen mit dem verf. an, es habe in der lautverbindung svr, 



anzeigen. $09 

svar nicht nur die sinnliche bedeutong der äufserung durch rede 
(sermo, skr. sürya „rede", susurrare, altnord. andswara w antwor- 
ten a u. 8. f.) gelegen, sondern auch die des leuchtens (cf. griech. 
qttipi, bhäsh u. s. f.); von solcher wurzel stammen skr. svar „licht, 
sonne, himmel", svarana Ä berühmt tf ,"süri „weiser, priester" u. s. f., 
griech. aeiQ, ceXtjvr], 'Eliptj, "EXkqv u. s. w., welche alle zusammen 
die sache evident machen, während svar allein immer auch „der 
zeugende", pita dyäus, meinen und eine dem griech. idg ähnliche 
participialform von su sein könnte. Dafs nun auch latein. sol 
und lith. saule dahin gehören, bezweifelt wohl kein kundiger mehr; 
aber viel schwieriger sind griech. qefaag, defaog, dßäuog und gotb. 
8auTl. Für die erstem formen hat Curtius I, s. 29. 30 dieser Zeit- 
schrift eine ableitung aus w. vas, ush sehr wahrscheinlich ge- 
macht, so dafs der griechische sonnenname mit dem der Sabiner 
und Etrusker stimmte, und wir wissen nicht, ob Kuhn mit beach- 
tung dieser deutung II, 1 34 ijfaog wieder zu sol u. s. f. stellte. 
Für goth. saui'l mufs Bopp eine ziemlich gewaltsame Umstellung 
aus saulja, svalja vornehmen, um es mit sürya zu vereinigen, doch 
eine Umstellung, die im gothischen ihres gleichen hat, sofern 
es richtig ist sijum aus isum und iddja aus idida entstehen zu 
lassen, nur in dieser Wortklasse freilich keine analogieen findet. 
Wir sind der ansieht, dafs über sauil noch nicht recht entschie- 
den werden könne, da auch die annähme, es sei aus svar durch 
einschiebung von i nach au oder lieber durch entfaltung eines a 
vor u oder endlich eine herleitung von w. su mit affix -il nicht 
zu den Unmöglichkeiten gehört. Das skr. soma „der raond" ist 
wohl sicher von w. su „zeugen", abgeleitet; übrigens wird soma 
nach allem relativ erst spät name dieses gestirns. Die deutung 
wird dadurch nicht umgestofsen, dafs der mond sonst im sanskrit 
und in den verwandten sprachen als leuchter und messer er- 
scheint. Latein, luna ist vielleicht doch nicht von lucere abzutei- 
len, sondern auf wurzel rudh (rudhira, bqv&qoq, rutilus, roth) zu- 
rurückzuf ühren , wenn nur die auf einem alten Spiegel sich fin- 
dende form losna nicht täuscht 

In § 907 — 910 incl. bespricht Bopp die uralten wurzel Wörter. 
Er bemerkt, dafs sowohl in einfachen sanskritwörtern , als auch, 
wo solche wurzelwörter den zweiten theil einer Zusammensetzung 
bilden, ein mittleres a oft lang erscheine, so in vac von w. vac 
„sprechen" (wie im lateinischen gleichbedeutenden vöx), in pari- 
vr&j „bettler" u. a. Kuhn (ind. Studien I, 332 flf.) bestimmt diese 

in. 4 u. 5. 24 



370 Schweizer 

erscheinung genauer dahin, dafs die betreffende langung vorzug- 
lich vor gutturalen und palatalen sich finde, und erklärt daraus, 
wie uns scheint, treffend latein. rex neben regere von w. räj, rj, 
cf. rju; rex verhalt sich zu regere, wie lex zu legere. Wurzelwör- 
ter mit kurzvokalischem auslaute zeigen entweder ein t am ende, 
wie vicvajit „alles besiegend tt von w. ji, oder sie verlängern den 
auslaut, wie -jü. Wenn im sanskrit und den mit ihm verwandten 
sprachen diese einfachen wurzelgestalten, die zunächst abstracta 
bilden müssen, auch zu concreten nomm. agg. werden, so ist das 
derselbe Übergang, wie er sich bei den mit -ti und -as abgelei- 
teten Substantiven findet, eine unmittelhare belebung des allge- 
meinen mit dem individuellen. Bei anlafs von griech. a>\p spricht 
der verf. vom skr. akshi, latein. oculus, s. 1363. vom goth. augan 
(augo). Es ist unzweifelhaft, dafs alle diese ausdrücke auf eine 
Wurzel zurückfuhren, die in ihrer relativ ältesten form etwa als 
ac oder ac anzusetzen ist Aus ihr entfaltete sich ein desidera- 
tivum entweder mit reduplication, lksh d. i. iyaksh (vergL ips von 
ftp, lips von labh u. a.), oder ohne dieselbe aksh, wie aksh von 
ac „erreichen, erlangen 14 , so dafs also iksh durchaus nicht als 
verderbnifd von aksh angesehen werden darf. Von diesem 
aksh mag nun skr. akshi ausgehen, während man für die ver- 
wandten sprachen wohl auch die einfachste Wurzel zu gründe le- 
gen darf. Wie Grimm in seinem wörterbuche, nimmt auch Bopp 
für goth. augo eine urform aüho an, deren au dann bei dem nicht 
seltenen und wohl begründeten Wechsel des h mit g in äu über- 
gegangen. Und diese annähme hat unsers bedünkens einen sehr 
bedeutsamen grund in dem analogen äigan, was uns ebenso für 
aihan zu stehen scheint; sonst dürfte man auch an ein ursprüng- 
liches agvan denken, dessen v vor den weichen corisonanten ge- 
treten wäre. Die w. von prec, zu der auch rogare und posco 
gehören, ist am einläfslichsten und mit scharfem blicke be- 
handelt von den herausgebern der umbr. sprachd. II. 8. 28. Zur 
weitern Orientierung über das wort pax fügen wir hier noch bei, 
dafs im umbrischen auch ein adiect. pacer sich findet (umbr. 
sprachd. II. s. 1 39), das in seiner bedeutung und form — es heifst 
etwa propitius, faustus — dem goth. fagrs sehr nahe kommt 
Neben pac „ binden" mufs übrigens auch im sanskrit eine w. paj 
existiert haben, da das vedische päjas „fufsspur" kaum anders 
abgeleitet werden kann, wie denn ja auch griech. tt^yw/n die be- 
deutung von figere annimmt Lateinisches prae-sid würde ganz 



anzeigen. 371 

dasselbe wort sein mit dem skr. purahsad (R. V. I, 73, 3), wenn 
Kuhns ansieht, dafs prae = skr. puras sei, sich evident erweisen 
läfst; jedenfalls stehen sich die beiden ausdrucke nahe genug. 
Da der verf. hier mehrfach auf den lateinischen umlaut in Zusam- 
mensetzungen zu sprechen kommt, so wollen wir hier einige nach- 
trage für dieses gebiet beibringen. Der lat. vokal a schwächt 
sich gewöhnlich zunächst in e, dann in i: diesen procefs hat 
Ritschi gründlich nachgewiesen. Die besten codd. schwanken oft 
noch unbestimmt zwischen e und i, wie z. b. der Mediceus in 
Virg. Aen. III, 361 praepitie bietet und derselbe VI, 814 resedes 
(vgl. Lachmann ad Lucret. p. 20). Ziemlich sicher steht bei En- 
nius die form accedere f. aeeidere, vgl. Ribbeck tragg. latt rell. 
add. p. VIII, v. 77. Ein zweiter Übergang von a in i geht durch 
u hindurch, z. b. rapio, subrupio u. s. f., vgl. Fleckeisen epist 
crit ad Fr. Ritschi p. Vmff., in Jahns jahrbb. LXI, s. 58. LXVI, 
206 u. s. f. und Florus ed. Jahn p. 58, 24. Das wort pariet wird 
wohl kaum aus pariet = naqi und -it von w. i zusammengesetzt, 
sondern =par-iens sein, wie auch Ebel zeitschr. f. vgl. spr. I, 
305 gedeutet und das wort schon Mommsen unterital. dial. s. 
285 s. v. passtata d. h. parstata erklärt hatte. — Sollte auch das 
sanskritische hinter kurz auslautenden Wurzelwörtern erscheinende 
t als rein lautlicher und bedeutungsloser zusatz gefafst werden 
dürfen, — was immerhin nicht so ganz fest steht — so kommt 
uns diese erklärung des t in den lateinischen super stit- antistit- 
und indiget — sehr unwahrscheinlich vor, und wir sehen hier 
überall ein participiales t, vielleicht das des park perf. pass. Die 
Verkürzung des a von stire hat gar keine Schwierigkeit: nicht 
nur entspräche eine form Status oder stitus vollständiger der 
sanskritischen, es kommt ja auch wirklich im lateinischen selbst 
z. b. neben stätim ein statim vor, und im oskischen wird antar- 
statai a haben. Wie im oskischen ein antar - stato , so findet 
sich schon sehr früh im lateinischen ein antistita, wie neben hos- 
pes hospita,. neben sospet, seispes, sispes ein sospita u. s. f., und 
sollte nicht auch das auf ein ursprüngliches t deuten ? Quies und 
quiet sind entweder ganz verschiedene* formen von derselben Wur- 
zel, oder, was uns nicht unwahrscheinlich, die erstere ist aus der 
letztern erst entstanden: quiet aber ist eine bildung mit affix -ti. 
Auch das t in den griech. ßXtjt u. s. f. deuten wir uns auf die- 
selbe weise, d. h. wir stellen es mit lateinischen formen wie dam- 
nas f. dam natu s zusammen, und auch egoor- und yikaot suchen 

24* 



372 Schweizer 

wir vielleicht mit gutem erfolge anders auszulegen, als es Bopp 
und Gurtius gethan. Allererst bestreiten wir, dafs i(*doficu und 
yelaa) schwache verba gewöhnlicher art seien, d. h. dafs sie als 
aus iQajofiai und yeXajoD entstanden angesehen werden dürften; 
sie sind vielmehr, wie schon die bildung ihres futurums und aori- 
stes zeigt, denominativa von Substantiven auf -as, von einem 7c- 
Xag und igag (=skr. *varas von vr „wählen, lieben"); es be- 
weisen uns aber die bei Homer vorkommenden formen (vergl. 
Ahrens formenlehre 8.28), dafs daneben auch eine bildung auf 
-og existirte, aus der diejenige auf ganz in derselben weise 
hervorgieng, wie im sanskrit daksha aus dakshas u. s. f. Und 
als dritte gestalt, die darum, weil sie bei Homer sich nicht fin- 
det, eben so wenig jünger sein mufs als einzelne götter und my- 
then, welche bei ihm nicht vorkommen, ist nun die von $q(ot-, 
filmt, die sich neben dem neutrum auf -og entwickelt und den 
langen vokal des nominativus auf ähnliche weise in die cass. obl. 
hinübernehmen, wie in denen auf -«?£, -TqQog u. s. f. Wir hal- 
ten also dafür, fyoog und y£k<ag seien lebendige Vorbilder zu den 
lateinischen auf -os, or, wie labos, amor etc. Sehr fraglich ist 
uns auch die richtigkeit der feinen erklärung von Xoyo&ijgag 
u. a.; dagegen sind wir mit der sehr scharfsinnigen deutung von 
-tag in Xapitadiag ganz einverstanden, und meinen, dafs gegen 
die in der note mitgetheilte ableitung des v. itjfit aus ja, wie sie 
auch Curtius (sprachvergl. beitrage 329 und sonst) vorgebracht 
hat, keine gegründeten einsprachen erhoben werden können. So 
auffallend es sein mag, dafs im futurum u. s. f. die transitive be- 
deutung auch ohne die reduplication bleibt, so haben wir doch 
eine bestimmte analogie in dem futurum und aoristus von tary/u; 
vgl. aber rücksichtlich dieser zusammengesetzten (sigmatischen) 
formen auch ßtjam, sßrjaa gegen ißtjv. — - Die §§ 911 — 921 incl. 
handeln nach einer allgemeinen bemerkung, betreffend den ein- 
flufs der sekundären affixe auf das Stammwort von dem primä- 
ren und sekundären affixe -a. Gegen den § 912 ausgesprochenen 
satz, dafs die männlichen abstracte von wurzeln auf i den accent 
auf der letzten haben, spräche unsers wissens nur das vedische 
gaya, sofern es mit Benfey von gi=ji hergeleitet werden darf. 
Sehr hübsch und treffend ist die s. 1341 mitgetheilte erklärung 
von torus aus w. ster-n etc.; auch im sanskrit finden wirjatärä 
für stärä „ stern tt ,cf. **£• Dagegen können wir uns nicht dazu 
verstehen, in parricida, collega, trasfuga, legirupa, publicola u. a. 



anzeigen. 373 

mehrgeschlechtig gewordene ursprungliche feminina zu erkennen, 
wobei doch vorausgesetzt werden müfste, dafs vorzugsweise frauen 
die benennungen zuerst geführt hätten, eine Voraussetzung, die 
uns geradezu unmöglich dünkt. Wir stehen keinen augenblick 
an, diese lateinischen bildungen auf -a den griechischen auf -yg 
gleichzusetzen. Es ist etwas ganz anderes, wenn in griechischen 
compositis nach und nach auch für das femininum das männliche 
gepräge blieb, da das masculinum mit seiner kurzvokalischen 
form vorausgegangen und das ende des compositum s natürlich 
durch zusätze von vorn an leben verliert Immer stärker taucht 
in uns die ansieht auf, dafs jene griechischen masculina — die 
composita — der ersten declination eigentlich der dritten ange- 
hören und ihre Stellung verändert haben, d. h. mit andern Wor- 
ten, dafs sie eigentlich stamme auf g seien. Dafür spricht aufser 
dem wirklich nachweisbaren übergange von neutris auf ~og in 
männliche auf o besonders auch die wechselnde form des accus, 
in -Tjv und r\ von namen auf -tjg und das römische Callicläi von 
Callicle8 u. a., vgl. Ritschi prolegg. ad trin. p. 86. In § 315 wird 
goth. vig-a „weg" als „ort, worauf man sich bewegt" erklärt, 
und in seinem glossar leitet es Bopp auf w. vah zurück. Dahin 
gehören auch römisches via, osk. viü, umbr. vea, via u. a. Varro 
sagt de r. r. I, 2, 14: „a quo rustici etiam nunc viam veam ap- 
pellant propter vecturas", (umbr. sprachd. II, 249). Wir führten 
die italischen formen jüngst in dieser Zeitschrift auf ein altes veia 
für vehja zurück, indem wir meinten, sofern dieses veia wirklich 
vorausgesetzt werden mufs, ei nicht ohne weiteres einem eh gleich- 
setzen zu dürfen; jedenfalls ist das kein einwand gegen uns, 
dafs auch feia neben facia vorkommt, indem eben hier dem ge- 
schwächten -guttural wieder ein i folgte. Gewifs wird thiva (thius) 
„knecht" im gothischen mit recht auf die w. tu zurückgeführt, wie 
ja auch puer, „magd" und „knecht" selbst eine ähnliche begriffs- 
entwickelung zeigen ; und nicht ganz unwahrscheinlich ist es, dafs 
auch latein. tueor derselben wurzel angehöre: es kann sich der 
begriff des „schauens" aus dem des Schutzes in derselben weise 
entwickelt haben, wie in vi* OQam und in sku, cavere, scowön. — 
Sehr bezeichnend ist die vokalsteigerung, die das sanskrit in den 
mit dem sekundären a gebildeten w.w. aufweist; in den verwandten 
sprachen lassen sich wenigstens vereinzelte deutliche spuren des- 
selben prineipes entdecken. Der verf. deutet die w.w. ovum, (pd* 
(von avis) und eS« „Schafpelz" auf diese weise, von denen sich 



374 Schweizer 

freilich namentlich das letztere auch anders erklären laust, vergl. 
Lobeck path. gr. s. eil. s. 3 38 ff. Ferner sind wohl dahin zu rech- 
nen, die lateinischen naucus und naucum = putamen von nuc-s 
und, sofern die heraosgeber der umbr. sprachd. richtig gesehen, 
lautia f. dautia von düta „bote tt , welches aber mit affix -ya ge- 
bildet wäre. Zuletzt verweisen wir noch auf Grimms geschiente 
d. deutschen spräche 8. 441 e. a., der mit feinem sinne in Gau- 
dae die abkömmlinge der Gutae erkennt und zu Drupadas, Dräu- 
padi; Bhimas, Bhäimi den konigsnamen Bisinus und den seiner 
gattin Basina als analoga stellt Was den Stoff dieses affixes 
betrifft, so wollen wir nicht bestreiten, dafs es meistens als der 
nackte pronominalstamm angesehen werden könne; aber es sind 
auch sichere beispiele vorhanden, dafs -as in -a übergegangen. — 
§ 922 umfafst die mit affix -i gebildeten wörter. Wie a nicht 
selten aus -at -as hervorgegangen, so müssen wir für i oft ein 
-it -is voraussetzen, das sicher nebenform von -at ist, eben so 
wie -vit von -vat, vin von van, und -it scheint auch im griechi- 
schen X**Q n ~ nocn hervorzu tauchen. Sehr natürlich ist es, dafs 
das lateinische besonders in Zusammensetzungen das o, u im aus- 
laute zu i herabfallen liefs und dafs wir diesen procefs fortgehend 
im zunehmen finden. So stehen neben den altern formen iner- 
mus ein inermis, semianimus ein semianimis, neben celeber, ce- 
lebra ein celeber, celebris, neben sublimus (bei Ennius) ein su- 
blimis u. dgl. m. Unter diesen dünkt uns besonders sublimus 
bemerkenswerth, da Ritschi schlagend nachgewiesen, dafs dieses 
adjeetivum erst aus subjimen d. h. „ unter die obere thürschwelle" 
entstanden ist. Auch umbrische beispiele sind umbr. sprachd. /, 
s. 34 aufgeführt, während die dort in der note beigebrachten 
skr. ubhähasti u. s. f. nicht sehr sichere beläge für den betreffen- 
den procefs sind; vgl. Benfey's sanskritgramm. p. 280. HI. Von 
den in unserm buche angeführten sanskritischen abstracten sind 
mehrere von besonderem interesse. Zu der wurzel, die in sacis 
„freundschaft" steckt, zieht der Verfasser wohl mit recht aufser 
sequor auch socius, was man freilich auch mit sakhi zusammen- 
bringen könnte. Vorzüglich aber zieht der ausdruck lipis f. schritt, 
offenber von w. lip, linere unsere aufmerksamkeit auf sich und 
öffnet uns einen neuen blick. „Schreiben" und „schritt" werden 
sonst im sanskrit gewöhnlich mit der w. likh und ihren Zusam- 
mensetzungen und ableitungen bezeichnet; neben livi (cf. pip, pib, 
piv, sap, aeß u. a.) führt uns Amarakosha likhita für schritt vor. 



anzeigen. 375 

Die w. likh meint ursprünglich rädere „ritzen" and wird nun in 
ähnlicher weise auf das einritzen von zeichen in feste körper 
übertragen, wie griech. yqayaiv, lat. scribere, ags. vritan, altpers. 
nipish; lipi aber führt uns auf ein aufmalen von zeichen, wäh- 
rend goth. mel und meljan nur im allgemeinen nota und notare 
heifsen. Zuletzt sei gesagt, dafs lat. littera (so findet es sich mit 
tt in guten inschriften) eben so wohl für liptera als für lictera 
stehen kann und dafs vielleicht gerade tt dafür spricht, während 
kein invittus neben invitus (für invectus oder invicitus) kein vittare 
f. vitare (von vicitare oder victare) u. s. f. fortkommt, freilich aber 
vitta, das jedenfalls eher für vincta, victa steht, als dafs es von 
viere herzuleiten wäre, übrigens auch seine wurzel in bandh ha- 
ben könnte, wie adgrettus im altlateinischen für adgressus, ad- 
grestus gelesen wird. Die lat. caedes, labes, ambages, nubes, 
sedes u. s. f. führt der verf. sehr scharfsinnig auf ursprünglichere 
formen auf -as (z. b. sedes auf sadas fem. zu sadas) zurück, und 
dieser Übergang in vokalisch auslautende thema hat allerdings 
nichts anstöfsiges. Doch sei nicht verschwiegen, dafs uns plebes, 
fames (gen. famis und fami (nach der 5ten) u. a. auf den gedan- 
ken brachten, ob diese lateinischen abstracto auf -es etwa ur- 
sprünglich auf yä gebildet erst aus der 5ten declination in die 
3te übergegangen seien. Es wäre wohl der mühe werth einmal 
überhaupt die lateinische nominativform auf -es neben dem gene- 
tivus auf -is zu besprechen, da sich auf diesem gebiete offenbar 
eine historisch erkennbare entwickelung von es in is zeigte; nicht 
nur sind volpes und feles auch später noch neben volpis und fe- 
lis gebräuchlich; in früherer zeit sind die es -formen gar nicht 
selten anzutreffen, wie canes st. canis bei Plautus u. s. f., und 
auf dem Scipionensarkophage finden wir aidiles f. aedilis, in einer 
sehr alten inschrift militares st. militaris. Das affix -u (§ 923) 
führt Bopp auf den pronominalstamm u zurück; aber es sind denn 
doch gar viele verbürgte beispiele dafür aufzufinden, dafs solches 
-u nicht selten aus -va d. h. -vat, -vas hervorgegangen ist, wie 
-a aus -at, -as; -i aus -it, it. Dahin leiten auch die griechischen 
genetive yovvatog d. i. yojrvatog; dovqarog d. h. dojrqarog neben 
Öovgog u. s. f., die eben von den vollen stammen yopfat- und 
doQfar- herrühren. Die eigentliche wurzel von laghu „leicht" 
lautet ragh, in den Veden raiih „laufen springen a , und raghu, 
fem. raghvi ist in den Veden nicht selten für celer, cf. R. V. h. 
52, v. 5, die composita raghushyad „schnell, leicht einherschrei- 



tob den Hamen and von rossen (öa. 6; 64, 7) raghupat- 
w bar 11 leicht üegend* &5, 6 u. s. w. Wibrend neben skr. 
ac* ein griech. aisrv Keks, findet sieh im lateinischen adjectmsch 
nur coor verwendet, dock kommt in der altern Sprachperiode 
aaeh ein adr. oeiter tot z. h. in Pacurius r. 333 bei Ribb. tragg. 
las. reJL: demnach ist wohl ocris. ocis vorauszusetzen. Das skr. 
am. ar£V£ steht acher. wie der verf. annimmt für Tarn, da wir 
in den Veden aaeh varivas. ans dem ersteres vielleicht entstan- 
den ist. ganz in derselben bedeatnng finden; denn nur scholiasten- 
weishett ist & die «ns in stellen wie R. V. L 63, 7; 59. 3; 102, 4 
n. & L die bedentang thesanms. opulentia an die hand geben wfll; 
da die .weite* im gegensatze der «.enge* (anhu) 
inne gerade, wie oft um. c£ Böhdingk S. W. s. 
t. aahn. So sicher aber die herleitung von vr ist. so will uns 
fir den ihesten sprachgebranch von varivas und um die bedeu- 
lang «deckend* nkht genügen; man erwartet eher ein „abdecken, 
offnen, weiten*, und wir vermuthen, es könnte in diesem adjec- 
thrum auf ihnliche weise eine priposhion gewichen sein wie x. b. 
im ahd. huhu .offnen* neben goth. us-luka und arliuhu u. a., 
wenn nicht das sich wölbende und damit sich weitende gemeint 
ist. Der verf. leitet das goth. quairru .ruhig, mild* auf skr. jr 
.zerreiben* und .zerrieben werden* zurück und findet darin die- 
selbe begriffsenrwickelung wie in mrdu. mollis f- molvis; und das 
ist sehr wahrscheinlich. Von dieser selben wurzel stammt auch 
jaras. griech. ;/;(»«> und skr. jaras amator. cf. ahd. zartjan u. a. 
und eben daher lieise sich vielleicht am einfachsten gravis = skr. 
gura und endlich gravan .der zerreibende*, .stein* (cf. gotb. 
quairnus handmühle) leiten. Uebrigens ist im goth. quairrus die 
Verdoppelung kaum eine unorganische und rr vielmehr etwa aus 
rn oder rv entstanden; für rr = rn vgl. ahd. sterro neben sterno 
goth. stairno u. a. Vom lateinischen currus ist es nicht ganz aus- 
gemacht, dafs es diesen bildungen zugehöre, da sein rr auch an* 
ders entstanden sein kann. z. b. aus rt, wie einmal Benfey cur- 
rus f. curtus erklarte: doch fallen mir keine analogien solcher 
assimilation ein. aufser wenn etwa averruncus f. avertuncus steht 
In einer note 1357 fuhrt B. skr. agram .spitze* auf w. ak, ac 
.durchdringen* zurück, und dafür könnte besonders agrakshan 
und agrakshi „scharfe des auges* u. s. f. sprechen. Doch sehen 
wir darin keinen hinreichenden grund von der einfachsten ablei- 
tung des w. aus w. aj. agere, aytir abzugehen. In dem affixe 



anzeigen. 377 

-an (924 — 926) sieht der verf. eine Verkürzung aus - an, welches 
selbst aas ana so entstanden sei, dafs der abfall des schliefsen- 
den a durch die Verlängerung des ersten ersetzt wurde." Dafs 
uns die sache gerade umgekehrt erscheint, geht aus dem früher 
gesagten hervor, -an ist uns eine der schwächern formen für -ant, 
aus welcher -ana sich auf dieselbe weise weiter bildete als -vana 
von van (vaht), und -tvana aus -tvan etc. Der lange vokal aber, 
der sich in griechischen und lateinischen beispielen zeigt, ist, glau- 
ben wir, unrechter weise aus dem nominativus in die cass. abll. 
gedrungen, eine erscheinung, die uns schon mehrfach begegnete 
und welche damit verglichen werden kann, dafs nicht selten die 
Verstärkungen des präsens auch in die übrige conjugation eines 
verbums eindringen. Was nun einzelne der hier behandelten Wör- 
ter betrifft, so fällt uns zunächst die deutung von eiQtjp als „ spre- 
chender" auf. Der begriff pafst trefflich auf den Jüngling der in 
die erste periode der mündigkeit tritt; nur hätten wir gewünscht, 
dafs B. die w.w. fieiga^ [ieigdxiop u. s. f. mit hinzugenommen und 
uns etymologie und bildung erläutert hätte. Es ist zu erwägen, 
dafs der „Jüngling" sonst auch von dem freundlichen und freu- 
digen glänze, der dieses lebensalter umstrahlt und im alterthum 
jedenfalls noch mehr umstrahlt hat als in unserer gewerbsthätigen 
zeit, benannt ist; denn kaum lassen sich doch yuvan, juvenis, 
juggs, „jung" anders deuten, .obgleich A. Weber das scharfsinnig 
versucht hat Und dieselbe Wurzel, die „sagen" bedeutet und im 
griech. eigm, latein. sermo wieder erscheint, nämlich würz, svar 
findet sich auch für den begriff des glanzes verwendet (cf. skr. 
bhä und bhash, gr. yrjfii und cpaivco etc.); darum ist Sonne's mei- 
nung (epilegg. 22) nicht zu verwerfen, der in eiQtjr den heitern 
und der jugendkraft sich freuenden Jüngling erkennt, sollte sich 
auch die auslegung der scholiasten von suri als filius (R. V. I, 
51, 15), als miles (ib. 97, 3 und 4; 119, 3) nicht halten können. 
Griech. nintav enthält nicht nur eine ableitung mit -an, sondern 
wohl mit -van und ist mit seinem gewahrten n im vortheile vor 
skr. pakva „reif. Ueber paka „lehrling, schüler", das im sinne 
mit a> ninov stimmt, vgl. Roth zu Yäska s. 30. Bei anlafs des 
in § 925 erwähnten pecten unterlassen wir es nicht die sinnreiche 
frage, die einmal Ritschi beiläufig im rheinischen museum aufge- 
worfen, zu berühren, nämlich die, ob nicht das latein. pectus 
mit pecten zusammenhangen könne. Zwar hat Bopp in seinem 
auch für Sprachvergleichung unschätzbaren glossare s. v. vakshas. 



da* er «rbU mfc recht amf w. vaksh .wachsen* zurückgeführt, 
wiflmcmd an* ^c£ nnu) eben 90 gut der deckende „brustpan- 
aw* ak die ? hreifc i wiaui kum. das lateinische peetns mit die- 
ses T^ergfiehem» freilieh ohne weitere begründung der Ist p und 
t wx der skr. v oder hfirhftfiw b mnd s oder sh; denn die grie- 
#WtWi bespiele de» wEilfcsds toq t mnd s in rarst*: sanskr. 
larrhin: «gm;: rkaka. mrsms; irere: kski; xn«: kshi beweisen 
aar da« laaem nicht nuft. Wenn unsere ansieht richtig ist, dafe 
sowohl da« affix -a* als -an nur verschiedene Schwächlingen ans 
ant seien, so wird Rftarhl* etymologischer Torschlag immer be- 
deanasaer, mnd aach die analogie des gebranches Ton latera 
spricht stark dafir. dafe die brüst too den brustkammern, d. h. 
vom dem rippen den namen erhalten habe, TgL noch das skr. par- 
cavaa. Taska IL p. 39- Es fragt sich dabei nur, ob pecten erst 
amf dem speciefl lateinischen Sprachgebiete ans pectere gebildet 
sei mnd nicht in einem näheren rnsammenhange mit dem griech. 
mrwig = *rtir-s = sanskritwnrc. kshan stehe; t in pecto sind wir je- 
desanDs nicht gezwungen ans sanskr. sh zu erklären. — Das goth. 
stanan leitet B. ans w. stn ab; wir denken, er nimmt etwa als 
nüttelbegrnT den too .priester M an oder den, der „feierlich" 
recht verkündigt, vergleiche carmen mit ca&man. Ganz anders 
J. Grimm in seiner trefflichen abhandlang über diphthonge nach 
weggefallenen consonanten. der in dem goth. stana „den stabhal- 
ler* sieht, dasselbe also für stabvan «mit dem Stabe versehen" 
erklärt, so da£s dann stojan f. stabvjan stände. Der aosdruck 
stab fallt aber der w. stabh, stambh anheim, die auch als stap 
erscheint, wie die gleichbedeutende w. scambh als scap. Die ab- 
leitnng Grimms ist, wie das Kuhn weiter nachgewiesen, im 
ganzen genommen wohl richtig. Ob auch goth. stibna, ahd. 
stimm* unser r stimme u mit recht auf stabh zurückgeführt werde, 
so dafs es eigentlich das feste und demnach gegliederte wäre? 
Sofern die ableitung von Grvpa, ctofut aus w. stu gültig ist, kann 
auch stibna für stivna gelten, ähnlich wie J. Grimm einst so sin- 
nig und scharf goth. giban „geben" mit dem griech. %ifBW ver- 
einigte. Das ahd. haso(n) erklärte Bopp schon längst als „Sprin- 
ger*, und derselbe sinn zeigt sich offenbar im gr. Xayoig von w. 
ragh, lagh, Xax in iXa^vg, Xaqt in ilaqiQog etc Ist die deutung 
von haso, wie wir meinen, richtig, dann ist im skr. caca hase 
und in w. cac „ springen a das zweite c jedenfalls erst eine spä- 
tere entwickelung oder ein ähnlicher procefs vorgegangen wie in 



anzeigen. 379 

gr. roaog, rovaog von w. nac. Freilich sagt Aufrecht II, 153: 
auch unser hase wird besser als der „graue" gefafst. In ähn- 
licher weise ist eine unumstofslich sichere entscheidung bei dem 
indischen cyena, als der „ schnelle " oder der „graue" unmöglich. 
In § 926 kommen namentlich die skr. Substantive akshan, akshi 
und udan zur spräche. Ganz gewifs ist akshi nur eine entstellung 
aus akhin, akshan. Wenn Bopp annimmt, udan sei nur aus den 
ableitungen und Zusammensetzungen zu folgern, so müssen wir 
nachtragen, dafs udan und wohl als neutrum in den Veden gar 
nicht selten ist, so R. V. 1, 85, 5 udabhis; 104, 3 udan; 104, 4; 
112, 12: udnas; 115, 24: udani, Yaska p. 147 R. udani, und da- 
hin zieht Benfey S. V.-s. v. udaka auch udä f. udani. Wie sich 
griech. vd co q zu udan, ahd. wazar zu goth. vato verhalte, hat 
Kuhn nachgewiesen. Sehr vieles wichtige für die Wortbildung 
der classischen sprachen enthalten die §§ 927 ff., die zunächst 
das affix -in zum gegenstände haben, dann aber, da B. wohl 
mit ganzem rechte in -in nur eine Schwächung aus -an sieht, 
wieder zu diesem überleiten und hauptsächlich dessen vorkommen 
in sekundären bildungen besprechen. § 930 handelt vom affixe 
-ana, in welchen Bopp den demonstrativstamm ana sucht, wir, 
wie oben gesagt, nur eine erweiterung von -an, -ant erkennen. 
Rücksichtlich des lith. tekünas „lauf er" mochten wir fragen, ob 
das affix hier nicht vielmehr vana sei. Das gothische thiudan(a) 
möchte B. als „herrschenden" deuten und von einer w. thud ab- 
leiten, die aus thu, tu augeri erweitert sei. Die analogie von 
truhtin, trehtin aus drauhts „kriegsvolk" spricht uns dafür, dafs 
thiudan von thiuda abgeleitet sei und denjenigen bezeichne, der 
volk hat, den rechten „volkskönig". Nach einer etwas andern 
Seite hin bezeichnet kuning, kunig dieselbe person. B. stellt die- 
ses wort 1397 dem skr. janakas „erzeuger, vater" gleich, und 
wenn auch kaum irgendwo der könig „erzeuger" des Volkes — 
denn narijQ Xawv hat einen ganz andern sinn — heifst, so wer- 
den doch die unterthanen im sanskrit prajas progenies genannt, 
ganz nach altpatriarchalischer anschauungsweise. Doch deutsches 
kuning stellt sich viel näher und einfacher zu kuni, kunni „ge- 
schlecht" und meint den nachkommen eines grofsen und in die 
mythische zeit zurückreichenden geschlechtes, den „adeligen" ge- 
nerosus; denn Germani reges ex nobilitate sumunt In § 934 
— 936 ist das affix -as besprochen. Wir haben uns schon mehr- 
fach dahin geäufeert, dafs wir mit Kuhn und Benfey in diesem 



«fixe üte mit im sehen als eine entartung aus -at, -ant, w&h- 
rai Aer TTrfMrrr akweiehend tob seinem sonstigen principe 
räbfcskhctth der worthildmig -as als die verbalwurxel as „sein* 
aatiEiust. Bei geiegenaeit de» werte» srotas Ton w. sra „fliefsen" 
«her verl ta emer note darauf aufmerksam, dafs t und th, 

aber a in dieser weise sowohl im sanskrit als in den 

sprachen, nicht seben vorkommen. Aufrecht II, 147 fL 

in -am«, -snat&. -aoa* ein doppeltes affix -an, -as, also eine 

des afixe», dessen urform ant ist, und dieselbe er- 

fiefee seh aaeh für die formen -tas geltend machen, 
man in patha* „wasser* eine weiter gebildete wnrzel 

aw&a?. Wir traten Aufrecht* s »warbt in unserer an- 
zeige der jeitec hi D B fc in zeitsefar. £. kL aherth. bei, seither hat sich 
an» der gedanke angedrängt» ob nicht auch die formen auf -nas 
und -ta* in der weise wunelerweiterungen heifsen durften, dafs 
sie durch ein part. perl p. hindurchgegangen wären; jedenfalls 
darf dieses n und t nicht nur als im gründe unnützer fullstein 
au%e£aät werden* Auch das godnsche zeigt übrigens formen der 
arc wie x. h* gom» runs vollständig dem skr. arnas gleich kommt 
Zu diesen hüdungen auf -as» neben denen schon im sanskrit and 
griechischen sokhe mit r statt U s erscheinen, gehört zweifelsohne 
auch gr. mi$ = skr. *pavas* pavar. umbr. pir. ahd. fiur d. i. fiwar, 
wie cor = decus zebor ist. Ferner ist dahin latein. *augus in 
augustus tu rechnen, das vollständig im skr. ojas wieder erscheint, 
wie *&ngus in angustus = skr. anhas. venus in venustus = skr. 
*vanas a. s. f. Während ushas d. h. vasas mit anrora in die 
a-decHnadon übergetreten, entspricht Tenns „der reiz", „die 
wonne* als weibliches wesen gedacht durchaus den skr. nsha's, 
apas u. a. Latein. vellus steht für velnus; für olns ist wohl die 
altere form holns mit h und dessen wnrzel dieselbe mit der von 
gramen, grün und gras, so dafs g und h ein ursprünglichstes gh 
voraussetzen. Das skr. dhanus bezeichnet nach den neuesten for- 
sch ungvn von Roth und Kuhn «das dehnbare a . Was übrigens 
dieses affix -us betrifft, so haben wir uns schon oben dahin 
geäufsert, dafs seine urform wohl -vant, -vat sei, während wir 
allerdings das affix -is als Schwächung von -as erklärten. Darin 
irrt sich wohl der verf~ dafs er brhas im skr. brhaspati als gleich 
mit zendischem berez-as auflädst und das wort als »herr der 
gröfse* deutet Sehr schon und treffend hat R. Roth in der Zeit- 
schrift d. d. m. g. und in seinen klassisch geschriebenen abhand- 



anzeigen. 381 

langen „zur geschieh te der religionen" nachgewiesen, dafs im 
kreise der indischen religion auch göttliche wesen vorkommen, 
welche Vorsteher göttlicher Ordnung sind, and als solche brhas- 
pati, brahmanaspati und vacaspati (lauter Zusammensetzungen mit 
genetiven) erklärt; ihm ist brhaspati (brhas gen. von brh) „herr 
der erhebung" in gebet und andacht. Sehr schon deutet B. goth. 
-is-1, -8-1 in svartisl, hunsl u. s. f., dann -assus in draühtinassas, 
ufarassus u. a. als Zusammensetzungen mit diesem Suffixe -as, 
und ebenso ahd. -us-ti, us-ta etc. Dürfte man in as mit Bopp 
die verbalwurzel sehen, so würden ein as-tu, assa and as-ta 
dem skr. sv-asti „ Wohlsein a sehr nahe kommen. Vergl. über die- 
sen sehr interessanten punkt noch Weber, ind. Studien II, 41 ff. 
n. ***. In § 937 — 940 incl. sind die affixe -ra, -la besprochen. 
Benfey macht in den G.G.A. 1852 s. 557 die feine bemerkung, 
dafs die sämmtlichen hier aufgezählten formen vielfach mit neu- 
tren auf -as, ar sich berühren, d. h. blofse neubildungen daraus 
seien und % giebt dazu sehr instruetive belage, zu denen aus den 
lateinischen w.w. wie creperus von crepus in crepusculum = skr. 
kshapas „decke, dunkel u , liberi von Moebus u. s. f. hinzuzufügen 
sind. Die dem -r, -1 vorausgehenden vokale a und i erklären 
sich, nehmen wir diese deutung an, von selbst, der Wegfall des 
vokales überhaupt vor -r macht nicht die mindeste Schwierigkeit, 
-ura steht wenigstens im sanskrit gewifs immer für -vara und 
-ula f. vala; -era gehört vielleicht nicht hieher und steht für 
-ärya, -öra scheint sekundäre bildung zu sein, sahora also für 
sahas-ra zu stehen u. s. f. Zu diesen bildungen rechnet der verf. 
auch cingulum , jaculum u. s. f. , und diese auffassung läfst sich 
nicht strenge widerlegen; doch kommt uns vor, dafs hier mit 
wenigstens gleichem rechte wegfall des c angenommen, also als 
afnx -eulum etc. vorausgesetzt werden darf, welches bekanntlich 
gar nicht selten zur bezeichnung des mittels verwendet wird und 
zweifelsohne von w. kr „machen" stammt Gewifs mit recht glaubt 
der verf. das lat. agilis erst aus agilus entstanden, und wir kön- 
nen wenigstens ein sicheres beispiel für diese meinung beibrin- 
gen, nämlich das fem. gracila f. gracilis bei Lucilius 1. Vlll. Eine 
andere frage aber ist es, ob die w.w. fragilis, facilis, docilis u. a. 
hieher gehören und nicht vielmehr Verstümmelungen für fragibilis 
u. s. f. seien , worauf uns umbr. facefeli and röm. utibilis führen 
können. Eben so ist die einreihung von auguralis u. a. nicht 
sicher, da dergleichen möglicher weise aus adj. auf -ärius u. s. f. 



anzeigen. 383 

bildung. in den griechischen nun als denominativen erkannten ver- 
balstammen öroQtvrvfii f. aroQd<Jwpi, xeQdvwfii f. xeQciarvpi u. s. f. 
sich finde. In § 948 spricht B. von dem affixe -mi, das er zwei- 
felsohne vollberechtigt als eine Schwächung von -ma behandelt. 
In dem skr. ürmi sehen wir „die sich wölbende", da kaum zu 
bestreiten ist, dafs „sich krümmen und wölben u als ursprüngliche 
bedeutung der w. vr angesehen werden mufs. Zu goth. haims 
stellt sich xwfiTf f. noifirj. Sehr umfangreich ist der gebrauch des 
affixes -ka und seiner nebenformen (949 — 953 incl.). Es bleibt 
hier namentlich noch weiter zu untersuchen, ob nicht in vielen 
fällen, wo B. ein primäres afnx annimmt, vielmehr sekundäres 
anzusetzen sei, so besonders in den bildungen auf -üka, latein. 
ucus u. s. f. In § 951 werden die goth. adi. auf -iska,' unser -isch, 
die griechischen nomina auf -iGxog u. s. f. ebenfalls auf -ka zu- 
rückgeführt und s als euphonisch erklärt Wie Bopp, will auch 
Schleicher I, 143 dieser zeitschr. die diesfalligen slawischen und 
germanischen w.w. deuten, ohne dafs er sich über die griechi- 
schen diminutiven auf iaxog vernehmen läfst. Es hält schwer hier 
einen endentscheid zu fällen. Hätte Curtius recht, wenn er das 
-<xxco, sco der griechischen und lateinischen inchoativa auf -sjo, 
-esjo von esse zurückfuhrt, so dürfte auch das hier auftretende 
-sk auf ein sy zurückgeführt werden; oder es könnte -ska selbst 
eine uralte Zusammensetzung sein, wie sva aus sa-ya, Bva aus 
sa-va u. s. f., eine Zusammensetzung aus sa-ka; oder endlich das 
griech. -hsxoq, auch -i%og ist sammt den übrigen oder abgetrennt 
von ihnen als verbal „darein" sehend, ähnlich" zu erklären und mit 
inchoativem -<xxa> auf das sanskr. aksh zurückzuführen (Benfey 
sanskritgramm. § 144); wir sind der letzten meinung darum am 
meisten zugethan, weil wir meinen möglichst wenige unnöthige 
Zusätze annehmen zu dürfen. Das angeführte beispiel für ein- 
schiebung jeines s vor k im skr. parishkr „ schmücken u ist nicht 
sicher, da es uns ausgemacht erscheint, das s sei ursprünglicher 
anlaut dieses verbums, Benfey S. V. s. v. kr, und auch für die 
lateinischen abscondo und ostendo etc. wird sich gar leicht eine 
andere und unsers bedünkens richtigere deutung finden lassen. 
Ueber das affix -tu (954 u. 955) haben wir uns oben ausgespro- 
chen. Das goth. dauthus leitet B. auf w. dhan, &av zurück, 
nimmt also eine Verwandlung von n in u an. Dies wird durch 
das verbum divan sehr unwahrscheinlich. Grimm gesch. d. spr, 
404 stellt divan zu &v<a „ aushauchen tf und wohl noch sicherer 



Kahft (IL 48 dieser seifsehr.) an dabo am. Ob die skr. affixe 
-atha» -atbo, -atM alles nur Terschiebungen seien für -ata, -ata, 
-ati ist doch sehr zweifelhaft und da th nicht selten von altem 
dagewesenem s herrührt, dürfte darin die wnrz. -stha enthalten 
sein. Dafo sküdns im goth_ unser «schild* nach allen analogieen 
ibü recht auf eine w. mit dem begriffe r decken* geleitet wird, 
itt unzweifelhaft ans scheint darin nicht das affix -dos enthalten, 
das wert mit blossem n gebfldet nach Aufrecht I, 361 

Btsehrift. Die warael yoo fui^ng ist sicher /um = o?uot, 
rgL Jdr»e «gentüch „der wissende- and den artflcel ßtfco* bei 

«L «L 47; dafs ßidem* auch eine Uasse ron richtern be- 
ton, hat seine analogieen im laL arbiter, welches sicher 
mit baetere, belere „kommen* snsammenbangt. Das laL testis 
besesehnet den „dabei stehenden 4 , wie ans skr. atithi „genösse" 
beseogt, welches für ati (fr*) -stha steht; vergL. auch snperstes 
„senge*. Daraus scheint sieh ans aufs einfachste au erklären, 
wie testis an der rweiten bedeatang „hode" kommen kann. Der 
ilf «Im Im «senge* endlich ist der, welcher die sache Torfuhrt, und 
„sengen* heilst „herrornihren* and ^hervorbringen*. Bei janitor 
war aoeh die alte form janitos xu erwähnen; ist diese auf die- 
selbe weise xu deuten wie die griechischen namen auf -rac neben 
denen auf -rye? Sehr xweifelhaft ist die annähme, dafs die pa- 
tronvmica auf i -dr t $, -dy; ebenfalls nur das affix -nys, indem t 
in d geschwächt wäre, enthalten. Pott 's meinung, die er auch 
in seinen eben erschienenen forschungen über „die personenna- 
men* s. 581*) wieder Torbringt, sie seien auf gr. idiiv von w. 
vid xuräckxufuhren . wird durch die lateinischen und überhaupt 
italischen namen auf -idius, -edius, -erius, -ilius (alles dieselbe 
form) weder bewiesen noch abgewiesen. In den patronymica auf 
•i'wr darf i kaum als so unbedeutsam gefafst werden, wie es 
Bopp thut, wir wagen es, freilich nur schüchtern, dieses affix mit 
dem com parati vischen -iW. -iyans xu vergleichen, um so eher, 
als der genetivus der lat. pronomina wohl auf ähnliche weise ge- 

•) Wenn der gelehrte und von uns hochgeschätzte meister s. 151 seines 
buche* unter andern Ableitungen des namens gott auch die von uns frage- 
weise vorgeschlagene mit einigen starken pridicaten abfertigt, so sehe ich 
mich aur bitte an die leser des Pottaschen buchet veranlagst, auf meine ganze 
auseinandersetzung in I, 157 dieser Zeitschrift zu achten und zu beden- 
ken, dafs die obersten gotter der Romer (Mars), der Deutschen (Wuotan), der 
Inder (Indra, der Maruten herr) wesentlich stürm- und windgötter sind: dann 
mag meine auslegung kühn erscheinen, unfruchtbar aber keineswegs. 



anzeigen. 385 

deutet werden mufs and -iya, das im sanskrit patronymica bildet, 
recht leicht formell auf iyans zurückgeführt werden kann. In § 956 
ist das suffix -eya abgehandelt, welches patronymica, stoffnamen 
u. s. f. bildet Eine besondere klasse von stoffnamen bilden aber 
die sanskritischen auf -maya, griech. -fieo?, latein. -neus, nus, 
die wir schon früher berührten. Unendlich reich vertreten ist die- 
ses -ejo in den italischen eigennamen, im oskischen am vollstän- 
digsten in Pümpaiians = Pömpeianus, im altlateinischen als -eius, 
vgl. die treffliche Zusammenstellung in Ritschis progr. de sepul- 
cro Furiorum Tusculano p. IV. seqq., später als -ius- Lucius, 
-ras- Lucius-, im umbrischen als iis, umbr. spr. I, 24. § 957 
handelt über -vant, -raant. Das affix -tana (958) findet sich im 
sanskrit auch in der kurzen form -tna, was möglicherweise in 
einer der verwandten sprachen selbst in na übergehen konnte, im 
griech. intjeravog hat es sich noch in seiner vollen reinheit er- 
halten. Es ist dieses -tana offenbar eine ableitung aus w. tan 
„dehnen" und bezeichnet zunächst die ausdehnung über etwas 
hin. B. sieht in -ta -na ein zusammengesetztes pronomen. Auch 
darin können wir unserm meister nicht beistimmen, dafs er r in 
hesternus, nocturnus etc. als blofs lautliche einschiebung deutet; 
wir nehmen wirklich an, dafs den betreffenden adjectiven adver- 
bien auf -tar -r zu gründe liegen, an die das affix -no vielleicht 
für tno, tano antritt. Die ursprüngliche gestalt von -ter war wohl 
-tra f. tara, tarä, aus welchem sich -ter, -tar, -tur verkürzte. Die 
form trä zeigt sich in den Veden vorzüglich an Substantiven, um 
den locativus auszudrücken: devatra „ unter den göttern", puruträ 
„unter vielen" u. s. f., dann allgemein mit ä in yatra, kutra u. s. f., 
-tar bildet im'sanskrit zeitadverbien, wohl vom orte übertragen — , 
und oft zieht sich dann tar selbst in rr, r zusammen, wie im 
lat. cur, wohl in goth. thar u. s. f. So fassen wir auch hodier in 
hodiernus als ein hodietra, hodieter, hodierr, noctur als ein noc- 
tuter, diur in diurnus als diuter u. 8. f. ; alburnus und lucerna sind 
sicher aus albus = albos, albor mit affix -maya und aus *lucus, 
lucer- is abgeleitet. Ganz anders verhält sich die sache in taci- 
turnus, Saturnus u. s. f., denen offenbar tacitor, Sator zu gründe 
liegt. § 959 ist von dem suffixe -tya die rede, das im lateini- 
schen, als -tius im griech. als cio erscheint Bopp sieht darin 
mit recht eine Zusammensetzung aus ta-ya. — Das affix — sya 
(960) ist für das sanskrit nicht völlig gesichert, da neben manu 
auch ein manus sich wirklich findet, neben dhenu ein dhenus 
m. 4 u. 5. 25 




aber fir das luemuche ein 

«cdaem -ans*, ans dem ansers bedünkens -ans 
nur fixr^L Effimiiöra -iE* tsoprzaeen ist Fese steht für die 
sauseibfa. <cr*esm. cxsies -asu earrh äe umbrisehen plenashi. 
znasn. thä kiraasnx. c£ ambr. *pr. L 1*3- Endlich in § 961 
^mt £K rsA. *-^^ -arjt. abd. -ari. an. mhd. -aere, -ere, 
Kt ihiif ii ili l ei mnt h un g des Teil 
afixes mit -tar. -ter, -nf^ and 
nnwahrscbrinlirh, obgleich 
_ fcrmetl möenehist- 
Da* aar* rat 6er cc^»b» faßt die §§ 964—968. Wie 
thetlen der fcrmeniehre. so bat aoeh auf diesem 
«W hochgeehrte *»£ass*r mit seinem tiefen sprachsinne 
■er ■MfaimrianTi ykbimrkrit vieles bis anbin donkle auf- 
RarfcsK£s&eh der in $ *ö behandelten griechischen zu- 
m&hten wir die frage «seilen, ob sie nicht, wie 
aaeh R*s*=. meiste, in Ärem ersten theQe partie. imp. enthal- 
ten» dar hier ia «was TCrsehiedener form auftreten, mit bindevo- 
kai ■■iiiiiai npruryn t <f g« j »tf«» % . intmong etc. mit verlost des 
asiThns-mirn eensmaaten and schwächen* des Tokales doxt&vpog 
*«er mit # fijiajf i£ etc. Der wandel von r in « kann uns 
akhc saebr wandern, seit wir wissen, dafs die nentra auf -ag, og 
etc. *a* diesem rarcieipf^si entstanden sind, und ebenso belehren 
ob iSer den wegfali de? £ i^ yrj*m*x*> ear- die fibergange von 
foc=*a aef -as. -os in sviche asf a. o. Der anmerkong * zu § 966 
raCv&te:: wir noch hinzufii^n. dafs der themavokal o in lat. com- 
polten nicht uamineiVar in i übergetreten, sondern als Zwischen- 
stufe ein n in setzen isc worauf aofser andern besonders Ritschi 
mehrfach aufmerksam gemacht, so in dem oben ciürten programm 
p. V, wo er magnuneus u. a. auffuhrt: aneb der bindevokal von 
themen der drinen declinaüon erseheint zunächst als n in carnu- 
fex u. s. f.; opufex. muninens f. munuficus u. s. f . sind kaum aus 
operufex u. a. gekürzt, sondern es erscheint hier das reine thema 
mit abwerfung des -s. Verloren ist der themaauslaut auch in 
mansuetus f. manusuetus u. dgL In § 969 ff ist der auslautende 
vokal im ersten gtiede der gothischen und ahd. composita behan- 
delt. Bopp hatte zuerst mit eminentem Scharfsinne die behaup- 
tung aufgestellt und durchgeführt, dafs das nicht ein compositions- 
vokal. sondern der vokalische auslaut des themas sei, und längst 
hat auch J. Grimm diese deutung angenommen und sie recht 



anzeigen. 387 

fruchtbar gemacht in der 3ten ausgäbe seiner gramm. I, s. 84 
und gesch. d. spr. (a. 1.) p. 914. In § 971 ist die rede von 
denjenigen Zusammensetzungen, welche statt des themas den no- 
minativus setzen. Auf die weise erklärt B. auch gr. öeogdorog 
und &86(parog, ja auch, und hier wohl kaum treffend — vccvgi- 
ßdryg. Benfey in seiner gelehrten und nach allen Seiten hin 
frisches licht tragenden beurtheilung von Böhtlingks Chrestomathie 
machte darauf aufmerksam, dafs ebenso catam und sahasram 
in catamüti und in sahasramüti als nominative zu fassen seien, 
und so, meint er, dürfte auch mahä in sanskritcompositen für den 
nominativus mahän beurtheilt werden, mit dem in compositen re- 
gelrechten Verluste von n. — In diesen selben paragraphen fuhrt 
der verf. das sanskr. compositum divas-prthivyau „himmel und 
erde* auf zum beweise, dafs auch im skr. divaspati nicht ein ge- 
netivus von div, sondern ein thema divas zu suchen sei, dieses 
zugleich die ursprüngliche form von dies in diespiter. Wir furch- 
ten, dieses divasprthivyäu sei blofs falscher schlufs aus einem 
genet. divasprthivyös , welches sich nach Beufey (sanskritgramm. 
s. 253 § 631, 4) sehr leicht erklären läfst. Diespiter dürfen wir 
ohne weiteres mit dem skr. pita, dyäus zusammenstellen, wie wir 
schon oben gethan; erlaubt wäre es allerdings von Seiten der la- 
teinischen grammatik dies als alten genetivus zu fassen. In § 973 
sind die hübschen vedencomposita behandelt, in denen zwei glie- 
der als unzertrennlich zusammengehörend beide in der form des 
dualis stehen. Häufig findet sich nun auch blofs der eine von 
zwei gewöhnlich verbundenen namen als dualis, so dafs der an- 
dere dabei hinzu gedacht werden mufs, so Miträ für Mitra und 
Varuna u. s. f., und auf dieselbe weise deutet B. sehr anmuthig 
das auch noch im gewöhnlichen sanskrit vorkommende rodasi als 
„himmel", bei dem die „erde" mitverstanden werden müsse. Nur 
ist vielleicht die erklärung von rodasi als „weinender, regnender" 
nicht ganz der alten indischen auffassung angemessen, und wir 
denken bei rodasi lieber an das gebiet der rudräs „der heulenden 
Sturmwinde"; Kuhn hat mit dem worte passend ags. rodor ver- 
glichen, in welchem d der lautverschiebung entgangen ist. Jeden- 
falls aber scheint es uns unrichtig, wenn der verf. auch griech. 
ovqavog auf skr. vrsh, varsh zurückfuhrt, und es „der regner" 
auslegt; ovgavog ist, wie Kuhn und Roth seit der nähern kennt- 
nifs der Veden und der in ihnen erscheinenden götter immer er- 
klärten „der umkreisende sssVarunas, der erst später, wie auch 

25* 



aL ny^crin^W - ahr -veädkat kmin. he «a& «cfciaeil bereite* 
^gaun^rwiiiSL -an. momucrs ZfjmMniA« janwin ist. Zu 
J yi4£ 3* raä nkaKflCam ier emM-hanc *>khär 

Jl «HL V*ÄHL 3L 




m ace. pL fin- 

te it fir bäte cescUecter bei Lkrl IL 537 and V, 1303. 
Laekniii Ih'.mijt xa e z ate i « stelle: aofaikai seriptorem La- 
crett> excepa* anUm ctaeaori. qai ab (fixer*, qaam recto et 
ramm ca*« ceatimaaa«. centimanum. animanum: minus 
profcasarmm säst loagimanu. aequimaaus. leqiifflannm, 
b gkwHttTm ambimaaii, Jaln OhMqnentis 111 pnella quadri- 
mana. *<tm 37 paeri quadrnpedes et qaadrumanes etc. 
Dock genag n» den composfiea. deren emirfae klaasen hier der vf. 
mit beständigem hinblieke auf die verwandten erscheinungen auf 
dem gebiete der indogerm. sprachen <o meisterhaft dargestellt hat. 
Den letzten abschnitt der vergleichenden grammatik bilden 
die indeclinabiha. und zwar dessen erster theil die adv. § 939 — 
999 incl. Gewüs hat der verf. Tollkommen recht, die gothischen 
adverbia hidre u. s. w. zum skr. tra zn ziehen, von dem schon ge- 
sprochen ist. Wir sind der ansieht» dafs überhaupt die gothischen 
Pronominaladverbien hauptsächlich in diesem affixe ihre erklärung 
finden werden. Auch das ahd. sar • sogleich ~ entspricht ganz in 
derselben weise einem skr. satra (Benf. gloss. zum S. V. 8. v.), 
wie lat cur einem früheren kutra, spater kutra. Als casusformen, 
die adverbial gebraucht werden, fuhrt B. auf: 1) den accusativus. 
Der adverbiale gebrauch des accusativus erklärt sich wohl am 
leichtesten daraus, dafs er zunächst objectiv und dabei der be- 
griff des verbums als substantivum ergänzt war. Das gr. Ötjqov 
„lange* zieht der verf, zu doh%6g, dirgha (etwa = ^TOtor?); wir 
meinen , dafs es zu divä , diu gehöre , d. h. davon abgeleitet sei. 
2) findet sich nicht selten der Instrumentalis oder der damit ver- 



anzeigen. 389 

wandte dativus pluralis adverbial gebraucht und dieser plur. läfst 
sich, dünkt uns, als eine form der allgemeinheit auffassen. Der 
dativus bezeichnet zunächst die richtung nach etwas hin, und so 
lassen sich namentlich zeitadverbien wie ahnäya „bald", ciräya 
„lange 44 = „auf den tag hin", „langhin" wohl begreifen. Am 
leichtesten ist der ablativus als adverbialcasus zu verstehen. Das 
indische arat ist allerdings im Amarakosha als „fern" und „nahe" 
erklärt, in den Veden kommt der locat. are wohl nur als „in der 
ferne" und ärattat als „aus der ferne vor". Wir wollen jedoch 
nicht läugnen, dafs es in redensarten z. b. mit verbis der bewe- 
gung auch „aus der ferne" und in die „nähe" heifsen konnte. 
Ob die skr. adhastät, purastät u. a. als ablative formirt und zu 
denken seien, ist gar nicht ausgemacht; jedenfalls scheint in die- 
sem tat ein casus des affixes -tati -tat vertreten; Benfey nimmt 
den locativus an, in welchem die endung in den Veden nicht sel- 
ten fehlte Dafs die griech. adverb. auf -mg alle ablative seien, 
hat B. mit seinem Scharfsinne längst erkannt, und so erklären 
sich auch aufs treffendste die griech. <og = skr. yät und reo? = 
skr. tat (vgl. § 993). Auch der genetivus wird etwa adverbial 
verwendet, mit welchem rechte ergiebt sich leicht, wenn wir be- 
denken, dafs seine bildung darauf hinweist, dafs er sich zum no- 
minativus verhalte wie das adjeetivum zu seinem substantivum, 
also das zu diesem begriffe gehörende und auf ihn sich beziehende 
bezeichne. Auch gegen den locativus, der das sein im räume und 
in der zeit bezeichnet, als adverbialcasus läfst sich nichts einwen- 
den; dafs aber B. nicht recht habe lat. nove u. s. f. als locative 
zu fassen, deuteten wir schon oben an; wohl konnten hier die 
lateinischen formen auf im: utrinque, exim, in- de, die auf am, 
älter om: umquam, quom, quondam, die auf am: quam, tarn, 
älter tarnen, tarne etc. aufgeführt werden. Aus dem griechischen 
gehören vielleicht dahin w.w. wie v\pi, &yz l > * vt * u * 8 * ^ Nicht 
minder findet sich der locat. pl. adverbial gebraucht, und beson- 
ders kommt da das vedische makshu „schnell, bald", lat. mox 
in frage, das Benfey wohl richtiger in seiner grammatik als im 
glossar zu S. V. deutete, nämlich als locativus eines wurzelwor- 
tes mah, dafs makshu „mächtiglich", mit aller macht wäre. Sana 
(990), gr. irr} mit all seinen verwandten hat von Kuhn II, s. 130 
dieser zeitschr. eine treffliche deutung gefunden; evas leitet Benfey 
für uns überzeugend auf evi, cu zurück, wie es ursprünglichere 
wurzel von evit ist; r in cras verhält sich zu v in evas wie in creta 



360 Schweizer 

zu cveta von derselben worael; hyas „gestern" bezeichnet wohl 
sicher eigentlich: «an dem, diesem tage*, und h = gh ist das- 
selbe als im süddeutschen hinächt d. h. proxima nocte, sei die 
eben vergangene oder nächstfolgende gemeint In schweizerischer 
mundart ist a disem tag oft gleichbedeutend mit „an dem andern 
(frühem oder spätem) tag" gebraucht; lat heri ist natürlich aus 
hesi entstanden, und altes s hat sich noch in hes-ternus erhalten. 
§ 991— 996incl. behandeln die conjunctionen und wir möch- 
ten nur wünschen, der verehrte verf. hatte dieses kapitel um ein 
wesentliches ausführlicher behandelt Die conjunctionen skr. tu, 
gr. di gelten dem verf. beide als Schwächungen vom pronominal- 
stamme -ta. Uns scheint gr. W, wie es schon Pott und nach 
ihm andere erklärt haben, ein altes djri voraussetzen, d. h. von 
dem begriffe der zweizahl auszugehen; über tu, in den Veden oft 
tu und zusammengesetzt tutum, wagen wir nicht eine bestimmte 
vermuthung auszusprechen, da sich der möglichkeiten mehrere bie- 
ten, ja man nach der nicht seltenen bedeutung von tu, wo es zur 
aufforderung dient und von dem scholiasten mit kshipra glossirt 
wird, wie tutum „schnell* heüsen soll, selbst an eine verbalwur- 
zel denken dürfte, wie sie seiner zeit J. Grimm im goth. auk 
gesehen hat Dafs das jedoch nicht unumgänglich nöthig sei und 
tu auch auf tva alius (cf. gr. dlXa f. aXka und goth. alja) zurück- 
geführt werden könne, das lehrt uns das ebenfalls zur aufforde- 
rung gebrauchte dXXci In § 992 sind die conjunctionen für „wenn a 
und „ob u besprochen. Dem skr. yadi entspricht in den Veden 
ein demonstratives tadi in tadi-tna, aus welchem Benfey gewifs 
nicht uneben für yadi als Urform yadi, yadya angenommen, d. h. 
yadi als instrumentalis eines Stammes yadya, ya-dya gedeutet. 
Dafs mit dem relativstamme auch goth. ja-bai und sogar gr. ei 
für idi zusammengehören, ist eine sehr ansprechende vermuthung 
Bopps. Das neutrum it, welches in skr. cet „wenn" steckt, kommt 
in voller Selbständigkeit freilich selbst in den Veden nicht vor, 
wohl aber noch hundert mal in freier Stellung, Es ist sehr wahr- 
scheinlich,, dafs dieses itim griechischen, als das sogenannte i de- 
monstrativum erscheint, wie es denn auch im umbrischen gar häu- 
fig zur Verstärkung eines andern pronominalstammes beigefügt 
auftritt, und endlich möchte dadurch goth. ei und -ei die beste 
erklärung finden. Das lat si gehört allerdings zum reflexivstamme 
sva, wie uns das osk. svai, der rechte locativus von sva vollstän- 
dig beweist; im altlateinischen findet sich für si noch sei und se. 



anzeigen. 391 

Jedenfalls ist sva erst reflexiv geworden und ist in unserm falle 
eher relativ gebraucht. In einer anmerkung zu s. 1482 schlägt 
der Verfasser eine neue erklärung von goth, -bai und -ba in jabai 
und iba vor, indem er dieselben mit -pa, -no in skr. apa, upa, 
gr. dno 9 vno lat. pe in prope, nem-pe, quip-pe u. s. f. in Verbin- 
dung setzt. Damit können wir uns nicht einverstanden erklären. 
Dieses - pa in apa etc. ist wohl gewifs nichts anderes als eine 
ableitung von w. äp, äp und bezeichnet das anfügen an etwas. 
Für die Verkürzung der w. vergl. abhipitva „einkehr, heimkehr" 
(Yäska R. p. 32), prapi-tva „nähe" u. s, f., dann samipa, pratipa. 
Zu prapi- in prapitva gehört offenbar latein. prope, während in 
nempe, quippe das p ebenso offenbar = que skr. ca ist, wie p im 
umbr. neip, que in neque, oder besser sä quid (quod), umbr. -pe. — 
Den schlufs der vergleichenden grammatik bildet die behandlung 
der präpositionen. Der verf. beginnt diesen abschnitt mit den 
Worten „Die echten präpositionen und solche adverbien, die mit 
präpositionen in form und bedeutung zusammenhangen, lassen 
sich sämmtlich mit mehr oder weniger Sicherheit von pronomina 
herleiten. tt Im geraden gegensatze dazu äufsert nun Weber (ind. 
stud. II, s. 406) die allerdings kühne ansieht, dafs der gröfsere 
theil sämmtlicher präpositionen durch unmittelbare anfugung der 
casusendungen auf verbalwurzelu , die eine bewegung bedeuten, 
beruhe, und versucht dann in unbestritten geistreicher weise diese 
ansieht mit speciellen einzelbelägen durchzufuhren. Die mittel- 
wege sehen immer etwas dumm und schwach aus, und doch wa- 
gen wir hier einen solchen zu betreten, nicht der Sicherheit we- 
gen, sondern um der Wahrheit willen: sehr häufig sind die prä- 
positionen Zusammensetzungen aus pronominal- und verbalwurzeln, 
daneben kommen die beiden andern bildungsweisen getrennt vor. 
So sehen wir, in unserer meinung durch apa, upa bestärkt, in 
adhas „unter, unten", welches Bopp als eine verderbnifs von atas 
auffafst, Weber von w. adh herleitet, einen ablativus von a-dha, 
von w. dha „legen, setzen, stellen u , wie im lat. apud einen abla- 
tivus von apa. Rein ist der stamm in adha-ra (inferus), adhama 
(infimus) erhalten. Eben das lat. f in inferus und & in gr. -&ev 
beweisen uns, dafs skr. dh nicht eine blofse entstellung von t sei. 
Skr. ati (996), kaum auch, wie einmal unsers erinnerns A. Weber 
meinte, ata, und als partikel, wie Kuhn erwiesen, ari, gr. foi, eqi-, 
ägi-, ist wohl durchaus pronominal und, wie Benfey meint =s 
a -h tya, ati, also alter instrumentalis wie yadi; Weber nach sei- 



lau* *ii* jbxb 10» na. änes adast ezwäaaaea mhd. gesetze 
«rwfnau; isc im* an?. afaL -asc:: cräek. avra isi vielleicht ein in- 
jnmifaci& >asr Aäiacrn&w wiSrad «Vvrv ak acea&. emeyfemi- 
iij.-cns srseiteint. :£ sjviiAc mz£r9 *»e. § *?7 ist mit dem -dhi 
*\:a ar'u iü rr. -•£*. m AiS T»£rri5:2jeiL md eöe Verwandtschaft 
:«kt :«:*?«:r p^iräfs äs ät. ir-j B 3lh a*ä£ aE^aammen. Ttlr 
SfC^hjiflü -^. i^* ^lse* t^h -*V^ w6f 125 aach a-dhi ein solcher 
2sC xzd ijdtc* 2bw ^ibfr al« cari=_ vx ia aatL einen locatrnis 
is äskc- Fr*»e T-ar-r^r-r-^ t-;c *»~* r si «771 ist allerdings eine 
zs:cvg fr*n c n ia rsaoe ci£«e$ ^ zxtü «e&a als j erscheint: aber 
tkL =J£xr <cs*rri H5 irji zih *77t> zs «sehen, dessen wurzel 
lai. az2T2?-rzs ^=*£ scr asi^ «c zxks lerar fie*% Ueber apa und 
-Lac Jet ^> ia $ebca cercoec Oft verfcent seh dieses api in 
rL ^zivi so AacÄ *r>JC£- on Es ml. lK in *«T» = ««-*£• u. s. f . 
1=. j ^*? ss abei 3. 5w t behaadeii. Dais in dieser priposition 
eii a5i Vei «caek: xzid dSeses dasselbe ist. welches aach zur ca- 
si>rcld^=^: tvrwficrt wird, ist unzweifelhaft Aber -bhi selbst * 
:>t c*en aLien a£ak<oee£i schon eine easasform and zwar wohl, 
bt-tra&se:: wir apL anti etc. ein loeanrns. Benfev fahrt denselben 
ukht uaeSrs aef einen nomin. bha von w. bha zurück. Sicher 
:<«. da;* skh gr. im*: znziachsi an abhi ansthlieist (**$*> scheint 



anzeigen. 303 

ein instrumentalis des pluralis), goth. bi aber daraus verstammelt 
ist Unsicher aber ist, ob lat ob eine nebenform von amb sei, 
welches letztere eben nicht als selbständige präposition vorkommt; 
abweichend von Bopp fuhren, man kann sagen, die neuesten 
sprachvergleicher, z. b. die herausgeber der umbr. sprachd. und 
unsers wissens auch Curtius und Kuhn lat. ob auf upa zurück. Die 
letztere ansieht scheint allerdings begünstigt zu werden durch das 
umbr. und osk. up, op, welches im oskischen mit dem ablativus 
verbunden wird. Vielleicht fallen diese formen unter api im zusam- 
men? Die bedeutung kann gerade in der lehre von den präposi- 
tionen nichts entscheiden, aber erwähnenswerth ist es doch, dafs 
ob im altlateinischen auch den sinn von apud (wie im oskischen) 
und von ad hatte. Das an, am in der composition der italischen 
dialekte ist nicht immer gleich zu fassen, und mit feinem sinn 
wird in den umbr. sprachd. II, s. 43 die ansieht aufgestellt und 
begründet, dafs dieses an in manchen fällen wohl das gr. ava sei, 
indem sich dieses aufser in in, en auch in seiner ursprünglichem 
form erhalten hätte. Das pronomen und die präposition ava wer- 
den wohl eine Zusammensetzung aus a und va sein, wie sva aus 
sa + vau. s. f.; auch wir glauben übrigens mit Bopp, dafs au im 
lat. aufugio, aufero (cf. abstuli, ablatum) aus ap = apa zu deuten, 
während avernus aus einem avara, ava gebildet sei. Wenn aber 
Weber an derselben stelle unserer Zeitschrift, wo er avernus er- 
klärt hat, auch in averruneus und averruncare diese präposition 
erkennen will, und in averruneus eine Zusammensetzung von ava 
+ ruc (reifsen, losreifsen) sieht, so steht dem gar manches ent- 
gegen: einmal ist a in averruneus lang, in ava kurz, dann ist rr 
statt des einen r nicht aufgehellt, endlich ist verruncare ja ein 
wort für eich und bedeutet ungefähr dasselbe was vertere im ge* 
gensatze von avertere. In diesem worte ist also a = ab und ver- 
runcare wohl eine ableitung von verto oder verso. Mit ävis (skr.) 
vermittelt Bopp § 1000 das germ. ar, a, also goth. us, irl. as, gr. 
«!, lat ex. Das w. leitet Weber auf ä-vid (videre), also auf eine 
verbalwurzel zurück, es scheint aber vielmehr desselben sinnes 
als unser „ entzwei tt . Es wird unnöthig in dem «£ und ex, umbr. 
ehe etc. einen Übergang von v in c anzunehmen, wenn wir, wie 
es zuletzt wieder die herausgeber der umbr. sprachd. gethan, alle 
diese Wörter mit skr. (a)vahis zusammenbringen, welches ganz 
ähnlich gebildet ist wie dakshinähi „im süden" u. s. f.; aber wohl 
als verkürzter instrumentalis f. ava + häis gefafst werden mufs. 



304 Schweizer 

§ 1002 sind upa und die verwandten besprochen. Auffallend ist 
auf diesem gebiete das lat 8 in sab, wie in saper gegen apari 
and vniQ, da kaom ein ursprünglich anlautendes 8 (etwa su f. sva) 
angenommen werden darf, um so auffallender, wenn ob dieselbe 
präposition ist. Wir wissen es, wird uns nicht, aus den verwandten 
sprachen licht geschaffen, nicht anders zu fassen, denn als eine 
etwelche abirrung des sprachbewufstseins, indem wir ob als eine 
frohere echt lateinische gestalt nehmen, dagegen statuiren, der 
griech. spir. a., der hier eigentlich für jr stehen wird, indem an- 
lautendes v einen halbvokalischen Vorschlag verlangt, sei rein nach 
andern analogieen in italisches s übersetzt worden, es sei also 
sab im gründe erst aus dem griechischen entnommen. Das gr. yij, 
um das hier mitzuberuhren, scheint uns nur insofern mit dem 
skr. vä stimmen zu können, wenn dieses für sva steht, wo es 
dann mit goth. sve zu vergleichen wäre. Das skr. upari, griech. 
vniQ oder alter vftetQ y lat. super für supari sind jedenfalls loca- 
tive, aber nicht für upari, sondern sie stehen für upare von upara, 
comparativu8 von upa. Zum skr. ut gehört gr. vGteQog, vcrarog 
„der äufsere, äufeerste" (vgl. 1006). Die lateinische form pos für 
post oder vielmehr Stammform zu post ist von dem auf dem ge- 
biete lateinischer Sprachgeschichte unermüdlich forschenden Ritschi 
als gar nicht selten in den besten quellen vorkommend nachge- 
wiesen; die ursprünglichere form von post ist, wie derselbe schla- 
gend zeigt, posted, wie die von ante, anted. Vom sprachverglei- 
chenden Standpunkte aus haben diese form besprochen Curtius in 
dieser zeitschr. I, 268 ff., Benfey in den G.G.A. von 1852 s. 529 ff. 
und der unterzeichnete in der Zeitschrift für kl. alterth. Zu der 
einfachen form pos gehört wohl auch osk. posmum, das von Lange, 
wie uns scheint, ausgezeichnet als derselben bedeutung mit dem 
lat. postremum erklärt worden ist Der indische ablativus paccat 
steht nicht so vereinzelt da, als Bopp anzunehmen scheint, we- 
nigstens kennen wir noch einen instrumentalis pacca. oder mit ge- 
wöhnlicher Verkürzung des auslautes pacca aus Pan. V, 3, 33. 
Ueber ni und nis, woher ni-dar u. dgl. (§ 1004) sind wir nicht 
ganz im klaren. Nicht blofs im slavischen etc. fallt übrigens das 
n von nis weg, sondern dieser Vorgang ist auch im altern sanskrit 
nicht selten, in ishkr f. nihksr u. s. f.; vgl. Benfey gegen ende 
seiner inhaltreichen beurtheilung von Böhtlingks sanskritchresto- 
mathie. Ueber upara u. 8. f. (1005) ist schon gesprochen; goth. 



anzeigen. 30D 

hva-r u. 8. f. stimmen aber wohl nur insofern mit diesen bildungen, 
als auch in ihnen ein affix steckt, das zur comparativbildung ver- 
wendet ward. Das gr. vxpi erklärt B. als entstanden aus vmi; 
aber dagegen spricht doch, dünkt uns, vxpov, das auf ein o-thema 
leitet; und ou>e, welches kaum etwas anderes als (a)paccat ist, 
führt uns vielleicht zur Wahrheit: vxpi scheint gleich einem skr. 
ucce vom thema ucca, an welches schon Pott bei vxpi gedacht; 
ucca steht aber für udaca von w. anc „ gehen tt , bezeichnet also 
„aufwärts". Dafs -ti in ati u. s. f. für -tyä stehen dürfte, ist schon 
gesagt. Auf sehr scharfsinnige weise ist 1006 das lat optimus, 
das in der jüngsten zeit mehrerlei deutung erfahren, mit api, im 
vermittelt und es könnte sich wirklich fragen, ob das lat. pessimus 
mit skr. päpa (für apapa „vom rechten wege abgehend") etwas 
zu thun habe und nicht vielmehr mit pacca auf eine linie gehöre. 
In § 1007 und mehreren folgenden ist pra mit den verwandten 
ausführlich und scharfsinnig abgehandelt. Auch wir sind der fe- 
sten ansieht, dafs die sämmüichen hier behandelten w.w. casus- 
formen des comparatives von apa, pa seien, entgegen der meinung 
nicht nur des so gelehrten A. Weber, sondern hier auch der her- 
ausgeber der umbr. sprachd. I, s. 156, die ein wurzelsubstantivum 
par „Übersteigung" zu gründe legen. Pra (pro) und parä (nagd, 
wenn dieses nicht für nagai (loc.) steht), halten wir für Instru- 
mentalis, pari (ttegi) für locativus, puras d. i. paras für ablativus, 
prati endlich nach dem oben bemerkten für den instrumentalis 
von pratya; dem skr. param entspricht das osk. perum = praeter, 
nicht = per, wie das neulich nachgewiesen worden, im lat. peren 
in perendie. Das lat por-, pol-, pot- pos in der Zusammensetzung 
kann recht und leicht aus dem gr. noti f. nqoti entstanden sein, 
da das lateinische ein auslautendes 1 leicht abwirft; aber por in 
porrigere, portendere u. a. ist doch kaum etwas anderes als ein 
umgestelltes pro oder ein por mit abgeworfener endung, und 
darum kann die frage entstehen, ob diese untrennbare präposition 
nicht überall so zu deuten sei. Freilich möchte possideo, ver- 
gleicht man porricere f. prosicere einiges bedenken machen, aber 
eben so findet sich ss oder 8 mit vorausgehender länge in russum, 
rüsum, prösum, unöse f. univorse, unvorse etc. gegenüber von hor- 
reo, torreo u. s. f. Das lat. prae hat neulich Kuhn mit sanskr. 
puras zu vermitteln gesucht; das bedenken wegen des Überganges 
von s in i wufste er aber doch nicht ganz zu tilgen. Wir sehen 



3BS Sckvücr 

mehi recht ein. vk gegen emen loeatrrus toii vorauszusetzendem 
fem., welches gerade das hu nnis che vorzüglich oft bei raumbe- 
stärusnigwi v «» en det, spreche: übrigens zur unumstößlichen 
wahrberi können vir hier nicht gelangen, da zwischen a und i 
aaeh rwch andere consosanten als ein t d — etwa j. # = h — 
aasr?4alkn «an kccziten. Darin können wir unserm hochverehr- 
ten lehrer nicht beistimmen, wenn er d in red und prod für Mols 
«T^w**» ezasehtebsel erklärt. Wir nahen prod für den rech- 
ten ahlatrrns tob para, pra. für dessen -ad freilich später od, ud 
auftritt. Für red- aber hat Kahn treffend nachgewiesen, dafe es 
gleich prati sei wie ad = an. In § 101 1 Tersocht Bopp anch co- 
raai mit param zzfiammenzulvingen. indem er bemerkt, da/s im 
latriniscben öfter gutturale für alte labiale stehen, wie z. b, quin- 
qne f. pinque. coquo L poquo. Wir furchten, dafs hier B. dem 
sanskrit za viel einräumt indem kaum sein p gegenüber dem lat 
qa. c prioritat beanspruchen kann. Umbr. kam dürfen wir zwar 
for coran wohl nicht mehr za rathe ziehen, indem es nach neue- 
rer fcrMhnag nommarivns za osk. karneis za sein scheint; wohl 
aber bieten ans for das lat coram das skr. sakshat und abhi- 
makhaai bedeutende analogieen. und es ist wohl za beachten, 
dais im sanskrit ein asa vorkommt in asat und ein asa in äsaya, 
welches vollkommen dem vorauszusetzenden latein. osa, ora ent- 
spricht, ist doch ora .säum, koste* eigentlich nur „der mund tf 
oder «die lippe": coram ist ein adverbialer accusativ «ins gesicht tt , 
«.vor den aag\rn"\ Ueber pariet ^1012) ist schon gesprochen und 
es rar par-iet erklärt worden. Die Disposition vi ist wohl nur 
Verstümmelung von dvi, und es liegt darin, wie in dosh dvj und 
in dis. zer (= dvis) die «entzweiung und das auseinander". Was 
übrigens skr. vidhava .witwe* u. s. f. betrifft so ist seine entste- 
hnng ans vi-dhava (mann) insofern etwas verdächtig, als dhava 
selbst nur zum zwecke dieser ervmologie gemacht zu sein scheint 
In § 1014 sind sa und seine verwandten und Zusammensetzungen 
abgehandelt. Sam erscheint nicht nur in den Veden noch, wie 
jede andere sonst untrennbare präposition von dem verbum los- 
getrennt sondern scheint selbstständiger mit dem instrumentalis 
vorzukommen. vgL Benfey glossar zum S. V. s. v. Das zendische 
hatra findet sich in ursprünglicher form im vedischen satra wie- 
der; das skr. saca simul scheint nur andere form und anderer ca- 
aas ans denselben dementen als säkam. Die hierher gehörigen 
bedangen sind trefflich und tief behandelt von Benfey sanskritgr. 



anzeigen. 397 

8. 133 and sonst. In § 1015 ist mit dem zend. mat das gr. fistd 
vermittelt. Ebendaselbst setzt B. gewifs ganz treffend das deutsche 
hintar mit der wurzel von hi-na etc. in Verbindung, d. h. mit der- 
jenigen, die auch im lat. hie zu gründe liegt, nur können wir 
uns nicht entschliefsen, dieselbe als verändertes ki, qui aufzufas- 
sen, sondern möchten ihr lieber das demonstrative gha ghi zum 
ausgange geben. Uebrigens entsprechen dem deutschen hinter 
vorzüglich die umbr. hutra, hondra und hondomu, die sicher nicht, 
so wenig als das lat. ultra, von den herausgebern der umbr. 
sprachd. auf ut, uttara, uttama zurückgeführt werden durften. 
Endlich in § 1016 kommt noch skr. tiras mit seinen verwandten 
zur spräche. Kuhn in dieser zeitschr. II, 473 und vor ihm schon 
Benfey fafsten tiras als participialform von tr, tar und ebenso lat 
trans als partieipium von -trare auf. Und diese auffassung wird 
nicht verdächtigt durch das umbr. traf, trahaf etc., wir müfsten 
denn annehmen, diese umbrischen formen seien acc. plur., nicht 
locative, und es sei in trans noch die ganz alte und echte form 
dieses casus erhalten. Die herausgeber der umbr. spr. sahen im 
skr. tiras den genetivus des Verbalsubstantivs tir. Eine kürzere 
gestalt dieses Wortes ist die des umbr. tre, auch tri in ä->trepura 
= tripodare und eben dieses lat. tri , nach Kirchhoff — Aufrecht 
gloss. 421 locativus des wurzelsubstantivums tir, wie in skr. tiri 
— anc. Goth. thairh fassen wir lieber als eine bildung von oder 
besser Zusammensetzung mit tiras als dafs wir mit Kuhn eine 
Verwandlung des s von tiras in h annehmen. 

Hier stehen wir am Schlüsse des grofsartigen Werkes. Hätten 
wir all' das schöne und für immer feststehende aufnehmen wollen, 
was uns der eigentliche begründer der neuern Sprachforschung 
darin geboten hat, so wäre unsere sonst schon zu weitläuftige 
besprechung des buches verdoppelt worden. Möge der meister die 
im Verhältnisse zu seiner leistung gar zu geringfügigen bemerkun- 
gen, die. einer seiner innig dankbaren schüler hier mitzutheilen 
wagte, als ein kleines zeichen des lebendigen interesses, mit wel- 
chem derselbe sein werk zunächst schnell durchflog, dann bis in 
die kleinsten eiuzelnheiten durch studirte , freundlich entgegen- 
nehmen. 

Zürich im november 1853. H. Schweizer. 



Sckvräer 



EL Roth in seinen eriauterungen zum Xiructa s. 84. 
weist nach, dais im sanskrit eine wurzel myaksh mit der 
bedentnng ^schimmern« flimmern" existiert, welche in den 
Yeden toq gouerwaffen u. &. w. gebraucht wird. Dieser 
wnrxel entspricht die des lateinischen micare. 

Statt der form pernicies , verderben* findet sich nicht 
flehen in guten handschriften permities, und das haben 
Sibbeck in seiner ausgäbe der rehquiae tragoediae La- 
tinae und Sitschl in dem jüngsten hefte des Plautus 
mehrmals in den text aufgenommen. Ist diese lesart rich- 
tig — und ein zweifei daran mochte schwer zu begründen 
sein — , so kann das wort nicht mehr von nex, nee- are, 
skr. nac, gr. ree- etc. abgeleitet werden. Für eine sichere 
etymologie sollte man aber auch wissen, ob die Schreibung 
mit t oder mit c die echte sei; denn über diesen punkt 
sind die handschriften nicht entscheidend. Ist permities 
das richtige, dann muls wohl seine wurzel vocalisch schlie- 
fsen. da nichts auf ausgeworfenen consonant hindeutet, und 
wir wuisten keine andere zu rinden als das sanskritische mi, 
verkleinern, mi-nuere, mit a, pra s vernichten*^ wenn man 
nicht lieber auf ein mit verstärkendem per zusammenge- 
setztes metere zurückgehn will, da in diesem falle der laut- 
stand von permities genau richtig sein würde. Verdient 
permicies mit c den vorzug, d. h. ist die ableitung durch 
ies = ia gemacht, dann liegt die wurzel in den lauten inac, 
von der mucro und andere ww. abstammen; wenigstens 
weils ich heute noch keinen rechten pfad von micare aus 
zu finden. H. Schweizer. 



g 1 o r i a. 

Schon Pott hatte, wie immer mit Scharfblick, den Zu- 
sammenhang von gloria mit clueo, xXeog vermuthet; die 
Sprache der Veden läfst jetzt keinen zweifei darüber, in- 
dem sie uns ein adj. cravasya rühmlich (aus cravas = xkeog 



miscellen. 399 

und suff. ya) aufweist, dessen femininum pravasyä mehrfach 
als abstractum mit der bedeutung ruhmesthat (die ja gloria 
auch hat) auftritt. Stimmt demnach die bedeutung beider 
Wörter, so bleibt uns nur übrig die formelle gleichheit nach- 
zuweisen. Allerdings ist nun skr. 9 meist durch lat. c ver- 
treten, wie schon das verbältniis von clueo zu skr. 9111 hö- 
ren zeigt und grade da clueo das c hat, so scheint es kühn 
den anlaut in einem davon stammenden wort zur media 
übergehen zu lassen, allein ebenso wenig wie man digitus 
von w. dip trennen kann, dem doch lat dicere zur seite 
steht, so wenig kann dieser umstand gegen die vergleichung 
sprechen, da auch hier in einer und derselben wurzel skr. 
^ durch lat. c und g vertreten ist; und wer dennoch zwei- 
feln möchte, dem wird wenigstens lat. viginti neben vicies 
gegen gr. eixoai (dor. jrixctTi), skr. vin^ati ein unzweifelhaftes 
beispiel der vergleiohung von skr. 9 mit lat. c und g sein. 
Für die vergleichung des wurzelinlautes ava = 6 würden die 
formen lavatum, lautum, lotum eine ganz vollständige ana- 
logie geben, wenn sie alle von lavare stammten, da aber 
auch lavere daneben besteht, so sind die beiden letzten for- 
men offenbar zu diesem stamme zu ziehen und nicht als 
zusammenziehungen der ersten anzusehen. Vollständig glei- 
ches verhältnifs würde schon mons bieten, wenn es wie 
Bopp geistreich vermuthete, aus himavant zu mavant, dann 
zu mont verstümmelt wäre, auch föcus, wenn es gleich pä- 
vaka feuer ist, könnte sich daran reihen, da die kürze spä- 
teren Ursprungs, der aspirirte anlaut durch das ausgefallene 
v erzeugt sein möchte; doch würden diese beispiele nicht 
völlig unbedenklich sein. Genau dasselbe lautverhältnifs 
zeigen aber fons, welches man gewifs richtig aus dhävant, 
dem part. präs. von dhäv currere, lavare, abluere, erklärt 
und prönus, welches vollkommen gleich dem vedischen pra- 
vana ist. Da übrigens im lateinischen häufig an die stelle 
des älteren au späteres o tritt, wie z. b. in den compositis 
von plaudo, wie in den von Paulus Diac. in den excerpten 
aus Festus bewahrten beispielen coda=cauda, vgl. codex, 
copo, copona = caupo , caupona, aula — olla, ausculari = 
osculari, sodes = siaudes (mit ausfall des i wie in sultis = 



400 Kahn, miscellen. 

8i voltis bei Festus ed. Müller p. 301, 343), so wird auch 
hier an der stelle das o wahrscheinlich früher au gestanden 
und dies selbst sich wieder aus noch früherem avi ent- 
wickelt haben, grade wie audeo auf avidus zurückfahrt und 
gaudeo noch unzweifelhafter auf gavidus, da im part. gavisus 
die länge des i sich ebenso durch ausfall des d erklärt wie 
in vtsus von videre. Doch sei dem wie ihm wolle, pravanas 
= prönus zeigt jedenfalls dafs auch prava = glo sei und 
es bleibt sonach nur syä = riä. Inlautendes 8 zwischen 
zwei vokalen geht aber im lateinischen der regel nach in 
r über und da& das vedische y noch mehrfach rein voka- 
lische geltung habe zeigt uns das neutrum mehrfältig. So- 
nach denke ich ist die lautliche wie die begriffliche gleich- 
heit beider vollständig erwiesen. 

Beiläufig möge hier erwähnt werden* dafs das Stamm- 
wort von pravasyä, nämlich pravas, in den veden auch in 
der bedeutung speise, nahrung, besitz thum erscheint, dafs 
der rühm in jener alten zeit sich demnach nicht allein auf 
thaten, sondern auch auf den besitz stützt. Die gleiche be- 
grifisentwicklung sehen wir in den von Paulus in den excc. 
des Festus bewahrten adoria, indem er sagt: adoriam lau- 
dem sive gloriam dicebant, quia gloriosum eum putabant 
esse, qui farris copia abundaret. 

b i v i r a. 

Nonius cap. II. 83 sagt: biviras quas usus viduas ap- 
pellat. Varro lege Menia: Ad biviram venio, cum vellem 
ostendere quid vellem, Metamelos inconstantiae filius me re- 
prehendit. — Das uns hier erhaltene wort ist ein neuer be- 
weis dafür, dafs die skr. präp. vi aus dvi enstanden sei, 
denn man kann nicht daran zweifeln, dafs bivira im skr. 
vivirä die mannlose lauten würde. Wie sich also dvis zu 
lat. bis gestaltet, so stellt sich auch dies bi zu vi; wie sich 
freilich dazu das bisher mit vi verglichene ve in vecors etc. 
verhalte ist eine schwierigere frage, die vorläufig ruhen mag. 

A. Kuhn. 



Gedruckt bei A. W. S chade in Berlin, Gronstr. 18. 



I. Abhandlungen. 



Die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im 
griechischen. 

üine der frühesten Wahrnehmungen der vergleichenden 
Sprachforschung ist die, dafs griechische lippenlaute bis- 
weilen den kehllauten verwandter sprachen entsprechen. 
Hier wollen wir diese längst bekannte thatsache bestimm- 
ter zu begränzen und zunächst in bezug auf die tenues der 
beiden organe durch sonderung der sichern fälle von den 
unsichern und ganz verwerflichen einen festeren boden zu 
gewinnen suchen. 

Was das prioritätsverhältnifs betrifft, so gibt es schwer- 
lich ein einziges griechisches wort, in welchem sich die ent- 
stehung eines k aus älterem p erweisen liefse, der Übergang 
ist vielmehr überall der von älterem x in n. Die einzige 
vergleichung entgegengesetzter art, welche einige beachtung 
verdient, ist die von xccxog mit skr. päpas (improbus). Wir 
finden sie in Bopp's glossar und wiederholt bei Benfey IL 
159. Letzterer sagt darüber „obgleich ich kein sicheres 
beispiel von k = skr. p kenne, so stelle ich es [xaxog] doch 
zu skr. päpa, xaxicov = papijans". Diese art zu schliefsen 
ist nun freilich nicht die unsrige. Auch kann man über die 
Verschiedenheit der quantität doch nicht so leichten kaufs 
hinüberkommen, wobei ich es dahin gestellt lasse, ob das 
angefahrte papfjans, das ich durch die mir zugänglichen 
hülfsmittel nicht zu cohstatiren weifs, wirklich mit kurzem 
m. 6. 26 



i T-rrkrmmj: :•» nur dor?k isfiH den eircomflex verloren 
i=y=. >A5r r*? mr am* Tragsree i:ca ist. Ausserdem ist je- 
itf* Tikrst un* s^sitaL ^na g: nach ganz dunkel, denn 
ri-nj^ij Mcnc vs& *£-*p .&£ anpassende* richtet sich 
*±J:*c EShl «•: wfntg feiert 13* In. pe-jor. pes-simus. 
£H*m ii^ 2H<^ rar p*cö:c. i^tscaa^ siand~n ist eben wie- 
inr i ^ i* **r rti«r^ enr^ xnri ar>r% dazu rine durch keine ana- 
irtr^sL m i yrsiXiS c- L*£. re»«are. das Bopp vergleicht. 
sei .gpwiseCTXJL^ei ias cicetzfed zwischen papa-s und 
«eri -z kr^ösL: aba- da karten wir mit noch die auf- 
£■*£* £*£ Srcc^Cc : z^ erklären. Am wenigsten fordert 
21* in. z yüi neos «gel das. da t nur langes i bedeutet, 
i*ciä jikiuck rtki*> ziä« auf w. pik fuhrt und Pott viel- 
xxcfflx IL *•!"•" » t*z-*o-^ *rb^Kne- Bei dieser Sachlage 
smi wir f«vÜ* s»:in berechtigt für diesen einen fall eine 
«nsLÜn* v^x. * bim tr*ig»?as feststehenden gesetz zuzulas- 
sen^ iu^a nas tkj3äLt darin. dai wohl k in a. niemals 
ji**r • m i«r^»i? - Ctener freilich hat man diesen uber- 
gaaur Är"s I^Sfsx&seke asegAaunen: wir können diese falle 
ka*r »:i: aü* erörtern, werden aber im allgemeinen sicher- 
i»:i ^fOfäiTifr sess. wo EricSch. auch im lateinischen dem 
± m .\ - :t .- r ^ zc^eziz t:z Seci lippenlaut emziiräumen. 

Ais s:ä*r: rtfövKi-e eires Anlautenden rr statt k 
r-ric f:^TfELO* ru hKrAiiica sein: 

i T^jTf. icssrc rwene silbe wir hier aniser frage las- 
>**■-. Tr;is li^ a r .A '; :caden hppe&lauts in Tier andern sprach- 
fazui>:ci: sir. ri paneaa. goth. nrnf. ksL pet*, lit. penki 
dürfen wir wegen des lar. quinque. dem Bopp das irische 
euie T-erckijht — arLire keltische dialekte haben p: pemp, 
r<i:np — 21:1 Schleicher ikirehenslaw. formenl. s. 1S6) kan- 
kj»ü als latora ansetzen. Dabei ist freilich die annähme, 
OA.S skr. \ ^ r ^ «ehe, auffallend : aber unerhört, wie Pott 
^ählxucthode s* 13S* gegen Lepsius behauptet, ist die er- 
scheiuung eines aus k entstandenen p auch im sanskrit nicht, 
wie sich gleich weiter zeigen wird. Die etymologieen, wel- 
che das Zahlwort mit pani ^hand) zusammenbringen, (Benfey 
1« »Vk\ IL '2,v^ fallen damit freilich zusammen, man mülste 



die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 403 

denn etwa auch das wort auf ursprüngliches käni zurück- 
führen und mit dem goth. handu-s vergleichen wollen, was 
ich indefs nicht vertreten möchte. Auch ist dies ja kei- 
neswegs der einzige fall, in welchem der codex romanus 
die älteste lesart erhalten hat. Der majorität der sprachen 
zu folgen wäre hier eben so verkehrt wie die alte methode 
die handschriften zu zählen statt zu wägen. 

2) W. nex und nen, hier wieder nur des anlauts we- 
gen zu erwähnen. Dieser ist labial im skr. paeämi (coquo) 
und ksl. peko, aber guttural in coquo, dem hier das li- 
tauische mit seinem kepu (backe) (Schleich. 119) zur seite 
steht. Zu diesem pafst nun genau das griech. agto-xono-g, 
brotbäcker, über dessen vorkommen bei Herodot, Xeno- 
phon, Plato Lobeck ad Phryn. p. 222 zu vergleichen ist. 
Dafs dies wort zu unsrer wurzel gehört und nicht etwa zu 
xotitsiv wird dadurch gewiis, daJfe niooeiv das eigentliche 
wort vom brotbacken ist und dafs auch agronoTtog vor- 
kommt. Hier haben wir also noch mehr zeugen für die 
Priorität des x. Im lateinischen popina zeigt sich umge- 
kehrt p statt des zu erwartenden c, vielleicht, wie Pott 
(I. 233) vermuthetj durch oskischen einflufs. Das deutsche 
bacchan, backen, hat mit unserer wurzel nichts zu thun, 
entspricht vielmehr nach den gesetzen der lautverschiebung 
dem griech. cpwysiv; kochen ist wohl ein lehn wort. 

Dazu kommen nun die falle, in denen die griechischen 
mundarten aus einander gehen: 

3) Der interrogativstamm no — nov, nove, näg, nolog, 
noaog u. s. w. mit den neuionischen nebenformen xov, xots, 
u. s. w. Hier ist die priorität des x durch skr. ka-s, lat. 
qui-s, goth. hva-s, ksl. koi, lit. ka-s hinlänglich erwiesen; 
ebenso bekannt ist das oskisch-umbrische p im osk. po-d, 
pi-d, umbr. po-i (=qui). Nach Bopp (gloss.) hat auch 
das sanskrit in kati-paya-s (aliquot) ausnahmsweise den 
Lippenlaut eintreten lassen, so dafs paya-s genau dem griech. 
noio-g, dem lat. cüju-s entspräche. Zu diesem stamme 
stellen wir auch mit Schmidt (de pronomine graeco et la- 
tino p. 61 und Pott IL 304) das wort nag st. navr, des- 

26* 



wm. ]uir itfmr. sbü 3B:nx ?imk «mMng aus dan ombr. 

«n unl rwnr -vürs«Ä£aiiid& -iorvk srncope. 

na- in» smoc wa* tt£i nüarÄ knos ward itojL zomL 

c 3«jot i"rj > xr & :£•"» anti «näfida .tott. Die 

tie-ns* 3 mr:i jmsaamnair&ksa. t« kr mochte 
ier irnni «n- wärmt juck >ier iadil -markt in diesem 
jüLff mäc * *jmnza. t ädc Wjs >&* twAnmu g betrifft, 
ai smurs ?ic ^aeecsiti m. awc-Ä» and qsac-anmä» wd- 
:öe -sir»xia»:ä it>:k urcflE» jonar?» bedenfiBi ate am wie viel- 
*cbl ^*£?- m wj« t-jüääi jaor? immer, afc« mch qnotos. 
^ifaisc 31 xonnimtnnHTO* boc »iese hnArtinhe tcdeomng, die 
uxr hir-i* iue 3unz3irs£iirz* inäs^o? bestmsiter hcrrorge- 
n:ct2i ist> -v% 5t» :« Ti.: in oer xxz&uufcai&e^ziing a-nag 
j«c9iKflc. 3i isr z narärü im «kr. sa (zusammen) ent- 
«orx'ic: Äf-useit«! ebscz aac« wir in «m-Tctt**- Die be- 
fmcamr «raoz* Y*riäi srch in der -alle- wie quantnm- 
:unt;ne sx ^acrj^m^ze >ier jt*t;»o*7 xa tKTäffoflorr. Die 
3nc«äGznm^e ?*»HicxBit£ ku sck Bock mehr in"* qualitative 
iwian zi eEtzeizKn w*wäs3£eii erhalten wie im homeri- 
sc'äjä -*w tSr. h. \:+.Tm9 xv**jm.T£t4i •*<▲* -durch jegliche 
I~ä*. ü T^jk.T-1 hAT<n wir ii-fseibt Verdoppelung, welche 
l&Cciz^k.'ZL'? ui»iHr::c rr:ccciiiLi ertahren: quisqms« quam- 
^v-j^i- U^Y-frs-fir: Li; si:h das ake x in l-xaoro^g er- 
hjü:ec T»o * wi«? in ijuzrzv ohne zweite! ir. xa<rro-g aber 
eine >uperiaavbüciL^: vozi stamme xes wie qoo-tu-8 also 
das m-irdnirvira zu .T>rr;^ ist: t-xarzoo^ ist dazu der com- 
parativ: tolgaoh heilst bvzGT&± eigentlich unns quotusctmque, 
«ursjo^ unus utercunque. Die mehrfach versuchte Zusam- 
menstellung von ixaxsoc< mit skr. ekatara-6 scheitert an dem 
diphthong im sanskrit und dem Spiritus asper im griechi- 
schen. An eine Zusammensetzung mit Iv denkt Pott (zähl- 
methode s. 155). Der bei Homer vor ixaovog herrschende 
hiatus beweist einen consonantischen anlaut, den wir aber 
auch bei tic voraussetzen müssen. Die etymologische Zusam- 
menstellung von exaarog mit exag fern wird durch ixartgog 
unwahrscheinlich (Hoffinann quaestt. homer. IL p. 21). 



die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 405 

4) Im zahlwort vier hat nur der äolische dialekt den 
lippenlaut: nicovQsg (für katvaras) und niovQsg (für katu- 
ras). Vgl. Ahrens de dial. Aeol. p. 41. Den guttural ha- 
ben nur die Römer und Litauer rein erhalten: quattuor 
(nebenform quattor Ritschi rhein. mus. VIII. s. 309), keturi. 
Die Inder und Slawen setzen den palatalen laut an die 
stelle: catvar, catur, ksl. cetyrie. Das goth. -fidvor ge- 
sellt sich mit seinem lippenlaut zur äolischen, zur oskischen 
und umbrischen form: petora, petur, und zu einem theil 
der keltischen sprachen. Das gallische, oskische und äolische 
p in diesem worte vergleicht schon Festus p. 206. 

Oefter entspricht n einem ursprünglichen k im in- 
laut und zwar als allgemein griechischer laut in folgenden 
Wörtern: 

5) W. in für aen, Zn-o-ficu, i-cn-o-fAriv. Den kehl- 
laut finden wir wiederum treu erhalten im lat. sequ-or, 
sec-undu-s, secus und im lit. sek-u (sequor). Aufrecht 
(zeitschr. I. 352) fügt goth. saihvan hinzu, was wir, so 
lange nicht für den auffallenden bedeutungswechsel eine 
analogie beigebracht ist, als eine lautlich zulässige vermu- 
thung betrachten müssen. Im sanskrit haben wir die dop- 
pelform sac und sap. Die bedeutung der zweiten form, 
welche Kuhn (zeitschr. IL 131) nachweist, widerlegt die 
zweifei, ob das aktive &r-w, besorge (dficpdTiio) hieher ge- 
höre; wir müssen dies mit entschiedenheit behaupten. Da 
nun das k uns als uralt erwiesen ist, so haben wir im skr. 
sap ein wohl unwiderlegliches beispiel vom entstehen eines 
p aus k auch innerhalb dieser spräche, oiikov mit seiner 
ursprünglichen bedeutung „geräth" schliefst sich an das 
aktive %tcü* an. Schwieriger ist onXoTSQog, jünger, und das 
unstreitig verwandte vntQonXia, übermuth (vergl. veavievs- 
a&cu). Die alte deutung „waffenfähiger" scheitert an der 
grundbedeutung von onkov; für Buttmann's (lexilogus II. 
126) „nachfolgend, später" fehlen die mittelglieder. Denn 
Zneö&cu (äfi %nE6&a£) heifst bei Homer weniger folgen als 
mitgehen, begleiten und niemals später kommen. Döder- 
lein (homer. gloss. I. 224) verbindet beide Wörter mit ana- 



die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 407 

kv-oTtf], rufen, lärm, das durch seine bedeutung sich als 
hieher, nicht zu hvvinat^ sage an, gehörig erweist. Bei den 
übrigen formen machen die deutlichen spuren des digamma, 
namentlich auch im äol. jreimjv die Vermischung mit no. 6 
unmöglich. Die nachwirkung des alten k sehen wir in öoccc, 
stimme = jroxja (vergl. skr. väkjam sermo). Das latein. 
convitium d. i. con-vic-i-ti-u-m und in-vi-to d. i. in-vic- 
i-to hat Fleckeisen (rhein. mus. VIII. s. 221 ff.) zuerst rich- 
tig gedeutet. Andre haben mit recht die ahd. w. wag nebst 
ga-wah-anian (erwähnen), serb. vikati (vociferari) und altpr. 
enwackemai invocamus verglichen. Dagegen müssen wir 
die slawische würz, rek, lit. rak, sagen, welche Bopp (gl.) 
hierher zieht, um so mehr von dieser wurzel fern halten, 
da rek, rak im lat. loqui und griech. laxecv unverkennbare 
verwandte haben, zu denen auch skr. lap (loqui) zu gesel- 
len und dies auf lak zurückzufuhren wir nach dem über 
sap bemerkten uns nicht bedenken werden. Der Übergang 
eines anlautenden v in r ist und bleibt unerwiesen. 

8) W. iTt, Ix, inxo^iai beschädige, txp schädlicher wurm, 
inog Schlagholz, falle, in-vri, ein bäume anhackender vogel. 
Den muthmafslichen Zusammenhang dieser Wörter mit i'£ 
(ein schädliches insekt), Ix -zig miluus, tx-Qia verschlag, 
verdeck, und den sehr wahrscheinlichen mit latein. ic-o, 
ic-tus hat Sonne (epilegg. s. 51) trefflich nachgewiesen. 
Bedenken erregen aber die alten Wörter txag und ixtccq, 
welche von den alten zu ixveia&ai gezogen und mit iyyvg, 
nctQ ökiyov rov aqiixveic&ai, ngogcpatov (recens), agn, 
raxetag, nvxvwg, k^anLvqg gedeutet werden. Nachweisbar 
sind nur die bedeutungen sogleich und nahe. Dafs auch 
Iv-In-Yl^ iivinanov und ivivmov nebst kviööw mit dieser 
wurzel zusammenhängen vermuthet Sonne mit einiger Wahr- 
scheinlichkeit. In hlaaco hätten wir dann wieder einen 
rest des kehllauts (für tvMjw). Geben wir unsrer wurzel 
die grundbedeutung schlagen, so können wir wegen des be- 
deutungswechsels intnh\xxuv vergleichen. Auffallend bleibt 
aber immer das « von i)vinomov. Gegen Pott's vermu- 
thung (I. 181) welche Ebel (zeitschr. II. 48) wiederholt, 



406 'Curtiua 

die beiden scheltaoriste gehörten zu idnxeiv, erhebt Sonne 
(s. 52) den beachtenswerten einwand idm-co = yäpayämi 
habe ein organisches n, während kviöoco auf x hinweist. 
Denn von der entstehung der lautgruppe aa aus n) kann 
ich mich noch nicht überzeugen. Freilich wie steht es 
eigentlich mit jenem skr. causativen p? Bopp vergl. gr. 
s. 1031 weifs keinen einzigen fall sicher zu erweisen, in 
welchem diesem p derselbe laut in den verwandten spra- 
chen gegenübersteht Desto öfter finden wir, im lateini- 
schen namentlich, ein accessorisches k oder c z. b. gleich 
hier in ja-c-io. Da wir nun schon in einer reihe von 
fällen das skr. p als sekundär erkannten, möchte man fast 
auf den gedanken kommen es habe auch hier damit die- 
selbe bewandtnifs. Doch das gehört in die weitläufige 
Untersuchung über die sekundäre wurzelbildung, welche in 
systematischer weise noch gar nicht unternommen ist. Bei 
allen ansätzen dazu ist man noch immer viel zu einseitig 
von den sanskritischen formen als den gegebenen ausge- 
gangen. 

9) W. fon - lei7t(a (spät Xi^indvw)^ %-Xm-o-v, /U-Aom-or, 
Xom-og vergleicht schon Bopp (gloss., vgl. Kuhn zeitschr. 
II. 470) mit skr. ric , rinacmi (vacuefacio) , wozu recita-s 
(relictus), mit lat. linquo, re-lic-uus, goth. af-lif-na (re- 
linquor), laib-6s (reliquiae), lit. lek-mi inf. likti (zurücklas- 
sen) (vgl. Schleichers Lituanica, juniheft 1853 der Sitzungs- 
berichte der philos. histor. klasse der kais. ak. d. w. s. 77). 
Vom alten kehllaut ist uns im griechischen keine deutliche 
spur erhalten, man müfste denn die hesycbischen glossen 
Xiaawuev kdöwfiev (= kBlwüfiev), lioaovg Seofihovg (£XXi- 
tibiq) xal rovg t]Gv%ij cpaXaxQovg d. i. solche, denen allge- 
mach die haare ausgehen (fanoTQi%eig) dafür halten. Aus 
dem lateinischen gehört noch lic-e-t hierher nebst dem 
osk. lik-i-tud = liceto. Die bedeutung ist nicht bedeu- 
tend verschieden vom intransitiven leinet, es bleibt übrig. 
Das intransitive licere verhält sich eben so zu dem transi- 
tiven linquere wie pendere zu pendere, jacere zu jacere, 
sedere zu sidere, candere zu accendere, frigere (dürr sein) 



die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 409 

zu frigere (dörren), patere zu pandere. An die bedeutung 
von licet „es ist feil" d. h. eigentlich hat keinen herrn, 
steht frei, schliefst sich liceri bieten, feilschen an, wovon 
wir polliceri d. i. proliceri sich erbieten schwerlich trennen 
können. Als ich in dieser Zeitschrift III. s. 158 für die 
beiden letzteren verba einen andern stamm annahm, habe 
ich die bedeutung „feil sein" unbeachtet gelassen, die das 
mittelglied zwischen licet und liceri bildet. Uebrigens pafst 
diese Zusammenstellung gut zu dem was Lange in den N. 
jahrb. f. philologie und pädag. bd. LXVTL h. 1 8. 40 über 
den Ursprung von dominus (SiSofievog) und herus (w. hr 
nehmen) erörtert. Endlich dürfte noch der name Licinius 
(alt Licnius) zu unsrer wurzel gehören. 

10) W. 07t — on-mn-a, öifjopcu, örpig, 6(i(ia (äol. OTtTia), 
bnri bedarf in ihrem Zusammenhang mit skr. ak-sh-i, lat. 
oc-ulu-s, goth. augö, ksl. ok-o, lit. ak-i-s keiner neuen 
erörterung. Das x liegt uns unverhüllt im böotischen ox- 
taXXo-g (vgl. xqvö - raXXo - g) : oy&aXpog und o'xxov oy&ccX- 
fiov (Hesych.) vor, verhüllt in öoae = öxt-s 9 ÖGOopcu == 
dxwpcu. öcp&aXpog ist auf einen sekundären durch # ver- 
mehrten stamm zurückzufahren: 6q>&, der sich zu bd ver- 
hält wie io& (%G&a)) zu &J, ia& in ka&-ij(T)g zu ig, j:sg, 
&X& (a%&o[icu) zu &x («£0$). Dafs auch öq>ig, schlänge, 
hierher zu ziehen sei wird durch Sqccxwv (w. degx) wahr- 
scheinlich. Vielleicht ist in der eigentümlichen länge der 
Stammsilbe bei Homer (aloXog b'cpig) die nachwirkung eines 
alten bxjng erhalten, etwa wie in ÖTtnote, onnwg die in die- 
sem falle durch gemination bezeichnete positionslänge sich 
aus öxjrove, öxjrcog erklärt. 

11) W. nm, schon unter 2 besprochen, ist hier des 
auslauts wegen nochmals aufzuführen. Wie wir dort eine 
spur des anlautenden, so haben wir in niaaco noch die nach- 
wirkung des auslautenden x (= nexjoo). 

12) W. rgen — rghTua, roon^ xQonog u. s. w. vergleicht 
Pott II. 123 dem latein. torqueo und goth. threihan ahd. 
drähan (vgl. Grimm gesch. d. d. spr. s. 403). Aus dem 
skr. scheint tark-u-s (spindel) hierher zu gehören, mit 



4|f) Cam» 

isn Boiipy L «iTT piiwmi tr-rggg-ro-^ ▼ergteieht. Dais 
umh. xru£ZT7» nit onaarcr wurzei zusammenhänge ist eine 
v»»r» mn4iiimr weiche lieben der ▼on Kuhn ^zeitsehr. L ISO) 
m iuyate ilten. -leonmir heacuinittr verdienE. da ae an con- 
Mnaxmsi inii TQoa&en weniger ▼erwnmflnngen voraussetzt. 
Die aar *un «päna*n zmomackscL angerahrxe form örae- 
;>/» Xhran» <L iur. ±> Si ist räUschi: nur da- beliebten 
erymüMjgte von * _*opuL ami rns^t* wegen, erämden. Ben- 
iy G. G-A. L^öi &> ötT Leone trrucn^ an skr. tarka-s 
i£wesn±r an: wieJeicfa bedeutete es ursprünglich 9 unum- 
wumiiai*. In. vieien.. aber nicht in. allen homerischen stel- 
len lüüsc steh, diese bedeutzmg festhalten: dock gehen ja 
häutig die wOraer,* nai»itiTwn Jas bewuiscsein ihres Urs p run gs 
T^cscawTnuiea ist* ihren eignen gang. — Im lateinischen ha- 
ben wir einen ^jgenthftmiirhen angehcrigen dieser Wortfa- 
milie in trepic» ▼ertii bei PanL Epic p. otfT,. woraus dort 
txepuiu*. ^repniaxäü aegden« werden. Das ist einer der we- 
nigen zaile . *gL Infus - h;xu± « in dmen ein lateinisches p 
nur k «tenc Da wir lac tervular von torquere nieht tren- 
nen kennen. so werden wir auch r<*jrr^tt>r . kefeer und da- 
her anca rj«rT7,rv* jiYi^. ratrrstjr Ajjr'jrTtrra* iHesyoh.} hier- 
her ziehen. Li "reiden sprachen wird ach der begriff des 
4tr4n T jyn^_ pressens selcsgr.ind'g ans dem des drehens ent- 
wickelt haben. 

I.T ^ • ^«.-4?-t. ajrr rissen» cr^TriKn» ucrftTTw. uceittiv. 
DuJs diese wimel sehenibrmen cii: z habe, zeigt Lobeck 
techno. p* 4>* wo er die gic-cssea des Hesyeh. ueottw <n»A- 
aä?s** und rV«Äi. OTAAaisfr. Ans**, jasrccxittr ßoaxttv 
>rvw^tci vinixo eemprehendere"* Joczsi^. (nrruz. dv^ßodxa- 
»c» •St* l 7CiüxvnH+9 Jcr^axsrisvL'r.T'jv zusammenstellt. Zu den 
tonnen mit t sind noch u^^rrru irauber}. .Tfeoeta^ und 
tuuccT&tf^ H*TJcAsai>r«i^ vHesyoh.^ zu zählen« zu denen mit 
x wahrscheinlich die eigennamen yiaouc^. yiaouaxo^. Da- 
gegen werden wir u«?rua£ raüc^wcfr.v und yicauaxri^ den 
beiuamen des stürmenden Zeus besser bei sehe lassen, weil 
wir tur diese auf w. ua. uatuam zurückgehen müssen. Aber 
mit uaoi. ,ätk?x dürfen wir skr. vrk icapere» sumere Westg.) 



die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 411 

vergleichen, das wohl auch die wurzel von vrk-a-s (lupus) 
ist. Dafs ß von ßgcc^ai, ßgdxavog wäre demnach mit dem 
des äol. ßyicda (qI&, foi^a), ßg^lav (pq|<*i, fgrj&i) zu 
vergleichen (Ahr. d. Aeol. p. 34ff.), das t*< = £ nait dem 
von fiatäog = vellus, villus; Hesych. fiilScov, im&vpuiv = 
%l$cov,\f&$u)V. (Vgl. Lob. path. elem. p. 112). 

14) rjnccQ = skr. jakrt, lat. jecur, lett. ak-n-i-s (vgl. 
skr. jakan) ist oft besprochen, zuletzt von Kuhn (zeitschr. 
I. 379, II. 141 ff.). Die erklärung des Suffixes und der de- 
clination liegt unsrer gegenwärtigen aufgäbe fern. Doch 
mag gelegentlich bemerkt sein, dafs ich mich von dem Ur- 
sprung des q aus r nicht überzeugen kann, weil wir wohl 
bisweilen d, aber in keinem einzigen falle in irgend einer 
Sprache t zu r werden sehen. Gehen wir aber vom thema 
jakart also griech. rinaox aus, so verhält sich r^Ttaxög zu 
7]7iccQT wie fianieiv zu ficcQTt, wie hom. noxi zu kret. nooxi. 
Vielleicht lagen mittlere formen rjTzoaxog, figanieiv (vergl. 
Ssqx doaxeeiv) dazwischen. Auch noxi werden wir unmit- 
telbar aus ngoxi (prati) herleiten und können noch (parga, 
(faxqla = (pgccxgcc, (pgccrgia, dgv(paxxog = SovqpQaxxog (Lob. 
paralipp. 15) vergleichen. 

15) tnno.-g, skr. a^va-s (för akva-s), lat. equo-s, ahd. 
ehu, lit. aszva (stute). Kuhn (zeitschr. II. 271) läfst vnnog 
aus lhno-g entstehen, das dem zendischen appa-s zunächst 
stände. Dem kann ich nicht beistimmen. Denn erstens 
dürfen wir, wenn i'nnog nicht etwa für ein lehnwort gelten 
soll, nicht von der form apva-s, sondern müssen von akva-s 
ausgehen und zweitens wäre der Übergang von a in den 
spir. asp. vor n ganz unerhört, da an eine der beliebtesten 
lautgruppen ist. Ebenso wenig läfst sich \m aus xn ent- 
wickeln. Die kühne annähme der gruppe hn ist offenbar 
nur durch die anlautende aspiration veranlafst. Mit dieser 
aber hat es nicht viel auf sich, wie schon Giese (äol. dial. 
s. 332) aus den eigennamen Aevxinnog, "Alxmnog und 
Ahrens (d. äol. 29) aus dem lesbischen tnnioi nachgewie- 
sen hat. Jene eigennamen enthalten den organischeren an- 
laut ebenso wie das compositum dntjhajxrjg gegenüber von 



413 Coraoft 

r;ÄMy£. Auf die tonn txanj£. die von vielen angenommen, 
aber Ton keinem. meines wiasens. als wirklich Torhanden 
nachgewiesen wird, will ich kein gewicht legen« doch scheint 
äe durch ien rarenrinisehen eigennamen Ixxo^ bestätigt zn 
Winden. Der imorganische spir. asp. läikt ach überhaupt 
aicnr aus ier griechischen spräche verbannen. Das i ab 
steÜTertreter eines alten ä j) ist dnrch eine reihe unzwe*- 
iHhaihr analogieen gerechtfertigt, die fast alle das gemein 
haben» Jana xwei ccnsonancen dem vocal folgen: kviööm, 
iMfJ^t . w. i^\ i\TzZj± LZm* iJüt'to. iJtü^ |w. tfn. «1. mm; im, 
wcdurch auch die hfrieitnng von rixzm ans rem» gegen 
EbeT* bedenken <£eitschr. HL 157) ▼ertheidigt ist. Das 
inrvh prcgressv* aäsiinilarion entstandene doppelte n hat 
an icL «cki j.t-*»-" «ein analogon. Auf eine ältere form 
Sit * gehe Tieileicht der eigenname E.iuo^ zurück. 

17 j.tj.^, sin. ist schon von Poet V L 109) mh dem 

jäL sad ^n Benrey L 112 mit dem lat. sucn-s und ksL 

sek~ Asaamengestcil;. in denen Mikloeich (radices p. 92) 

zech "it. sunka t^gt. Wir haben abo ab urfonn saka-s 

A&tnaÄfij«.; das <r des anlauts ist spurlos abgefallen in 

,\t- -^* wi-r *jl i^ij^ = skr. satja-s ^Terus • aber erhalten in 

ier *-*c Loreck :ccnrci- p~ J41 1 damit verglichenen form 

~ •-*:.£ Hcsy:i. -ü;av* . .rr'rcawair v Hesrch. oxmot^iy). 

Wiz=> w-- z^i zi i>*ser f:m r als steürertreter des n 

wairÄrüi^i* sc liegt =s sähe acch SiXfog (*gi —t-Giifo-g) 

uzd s.vj** r± verhexe ben und izi Lac sapere sapiens, ahd. 

■r^-ria .—seiigsre^ ie Tercihtelrde bedeutung zu suchen, 

wie PvH a» *. ,x es thu« Wir kennen kaum umhin dem 

la:<:Zw^bec ikr ein aas k entstandenes p einzuräumen, da 

sarvi» ncss* zziz riKf^4 m z^be verwandt ist. ooyo^ hie£se 

aio cip?c?&:h der. der einen reinen g^schmack. oder, da 

g*ru>h oder geschmack einander <o nahe liegen, der für 

etwas *;ae feine nase hat. r.?'7>;* *£*rk in den geschmack 

fallend, von durvbdnngendeci geschmack. Zu diesem stamme 

würde nach DöderL oben .unter no. 5 ■ angeführter vermu- 

thung auch «tax**»- und oTJLortoc< geboren. 

17> Aus dem äobschen dialekt ist hier .tuet* des zwei- 




die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 413 

ten n wegen nochmals aufzuführen, das, ebenfalls aus k 
entstanden, auch aufserhalb jener mundart in nefinrog, nt^ 
nd&iv sich erhalten hat. 

Aufser diesen fallen möchten sich schwerlich noch viele 
andere beispiele eines aus x entstandenen n nachweisen las- 
sen. Man könnte noch einige mit an anlautende Wörter 
anführen, namentlich das mit scintilla anscheinend ver- 
wandte cmvd'YiQ. Da es aber mit den lautgruppen ex und 
an seine besondere bewandtnifs hat und da überhaupt fftr 
lautgruppen andere gesetze gelten wie für einfache con- 
sonanten, so ziehe ich es vor, dies bei seite zu lassen. An- 
genommen freilich hat man den lautübergang von x in n 
noch in vielen andern fällen, bisweilen offenbar mit un- 
recht, bisweilen so, dafs wenigstens erhebliche zweifei übrig 
bleiben. Eine anzahl wichtigerer falle, in denen wir die- 
sen lautlichen Vorgang bestreiten müssen, mag hier erör- 
tert werden. 

1) W. TtBQ — nsigw, nogog, nogeva), nog&fiog, neiget, 
nsigdio, d/LiTieiQog ist vielfach, besonders von Bopp (gloss.) 
mit skr. car (ambulare, ire) zusammengestellt. Mit recht 
aber hat sich dagegen schon Pott (II. 329) ausgesprochen. 
Denn da die angefahrten Wörter eine ebenso unverkennbare 
Verwandtschaft mit lat. periculum, peritus — vielleicht auch 
mit portus, porta, portare — wie mit goth. faran, nhd. ge- 
fahr, erfahren, fürt, und lit. parama-s (fähre, vgl. niederd. 
prahm) zeigen und da wir andererseits nicht umhin können 
skr. car und das davon kaum zu trennende cal (titubare, 
adire, procedere) mit griech. x£k-ev-&o-g, lat. calli-s, lit. 
kelia-s (weg) kelauju (proficiscor) zu vergleichen, so müs- 
sen wir offenbar zwei verschiedene wurzeln, mit den Ur- 
formen par und kar annehmen. Das trennen scheint mir 
in allen solchen fallen viel gerathener als das nicht gehörig 
motivirte verbinden. 

2) W. nah, neX — ndXX(ü t ndkog - niket, nokog - ndXt], 
naXain - naandkrj — lat. pollit (pila ludit), poUen, pila — 
zieht Bopp (gl.) zu skr. cal, dem aber die für alle jene 
Wörter charakteristische bedeutung der vibrirenden bewe- 



.14, strsm 

jx^ mu. j.a ^nnrnf üur? 3t»iiEf le- ier skr. sphur. 
«icxr sBcar*. -rrmcr -p^pirtiir L. iri-'Tf". Aar" £21 ao- 

t^. 3**^^. rra-Ttf/— u#r rc>ux- s - ia&- r sarih & T«tre- 
ta -tr. ki»i . Ztt- '"■rasäi-aci-n "»hl xir-rxiijj is* dk- 

-*«C*r ¥Tf S S£ — iEr.b~ f&S. »f — «»«*/--£. KT - f2KEJL - £^)b Lob. 

umlzl. -i- '*^'' Z**" auaiiitfiuir sinianc wy in Ati ubci- 

jut "rrrr . -^ in ä».-h. r-'r = npi» £hft* vgniapfMfarag 
ttr jox das* ^ » ~-*TCiimai vina- -«räum» ü im Iit. 
»— »--i— ^na*. »*- 1— tar^. n iwiffl £e gcondbedeiitimg 
tis* itr-- , ' i r .:. -v a? dt ^jr-.caexi: T^mcioca&üii. wie in 

^r^^^-i-^ tl»#- r- "j.T --^ ^i^Itqi'äc jdi^l in oal- 
.— irr- 

?ui.Ttj -»35«».-ar 3*ron «stireg*. sie skr- kuers. fee- 

•w dt Uv">yßdxuxmnc i« MÜsmmijc. 

«_. Ttr*-** Ter»»* TcnAsir Tcrnir»/*i ' aosüc <iscseS?e zu 
äsr. suioi ii-icr* riaca T*s«r» ässtosne? ^ Dte letztere 
Jwtucuni: virit ^^sÄ-r n tm>,^ lassfü* Are: £* jenes 
ÄifcflkT': , ^r : rr ;ii^t-.t-^r ui^ ^ciur^ =c*i*JTms:ii :üiÜä!Ci3l ans- 
au.^ ri'C'j i.>---iau;:r rjr - ■ryjtiuttuasr aL*:ic ^Kt^a« ist, 
>.* uils«*:u *:r at->fr v-;r?-r u^ -»nanifpr "likTnaL. & ist 

ii». TO»*'» > ".I&«uIliXl«r!Lr.l2sC^ilt:U.. F^ JUC £SL r mitr tt f?&Kr - 

^>cc ■'■ rct-'-i^ t.vj--. .i; -^siiiu 3uc skr. krizLami 
:un/ jüiu? ■▼*iarv:atiiiiii:üiLüc T»?nii Tis/-»-i-a-. kuamh 

^yvL rr ^x^ii^a« ie»^;cc :r."iK = T^itcr-Jü- skr. Tvi-rri- 
}*2i .xciL^iir^s ^jc rj. Tvr : riet>,ii*a 5*;iz. Ems* sek&adire 
in^tt siL üe»r w. üä j.^ pt*ri-i k»cz N mis. d&n rial^chi 



die labiale tenuis als Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 415 

dung durch y (vergl. w. refi - Tfiay, kx^dyr t v) nyaööco st. 
nqäy. Das homerische ngrj&g kommt der bedeutung des 
skr. vjä-pära-8 (geschäft) sehr nahe, auch ng^aaeiv hat 
bei Homer mehr die äufserliche bedeutung des vollendens, 
beschaffens. Erst später vergeistigt sich das wort. Damit 
wird also auch 

6) Tigäy, ngccGGO) beseitigt sein, das Bopp (gl. p. 80) 
mit skr. kr (facere) zusammenstellt. Der griechische Ver- 
treter von w. kr steckt in xqcxivw. 

7) ndgöahq und ndgSog vergleicht Bopp mit skr. £är- 
düla-s (tiger), richtiger aber Benfey (II. 370 nach Pott 
zeitschr. f. künde d. morgenl. IV. 1, 12. mit skr. pr-daku-s 
(leopard) und seiner nebenform pardaka-s. 

8) n&fta (sohle, stiel, fingerspitze, boden) wird von 
Bopp mit skr. carman (cutis, corium) und lat. corium ver- 
glichen. Bei dem letzteren wort wäre aber noch zu un- 
tersuchen, ob es nicht aus dem gleichbedeutenden griech. 
%qqiov entlehnt sei, wie denn überhaupt eine Zusammenstel- 
lung der griechischen Wörter im lateinischen eine ebenso 
nothwendige als in vielen fallen schwierige aufgäbe ist. Zwi- 
schen carman und r£X{ia aber ist die bedeutungsverschie- 
denheit viel zu grofs, um sie vergleichen zu können. Woll- 
ten wir uns eben auch nur an die erste bedeutung von 
n&ficcj sohle, halten, so läge es näher damit nklla (haut 
leder), lat. pellis, goth. fill zu vergleichen. 

9) Ttigva (lat. perna) Schinken und nxkqva, ferse, fin- 
den wir in Bopp's gloss. unter carana-m (pes), aber auch, 
und mit mehr recht, unter skr. pärshni-s (calx). Wenig- 
stens nxkqva gehört ohne allen zweifei zu diesem wort; es 
wird fär ntqöva stehen, dem das goth. fairzna genau ent- 
spricht und dem wir im lat. com-perni-s (mit zusammen- 
gebogenen knieen) wieder begegnen, calx dagegen stellt 
sich zum gleichbedeutenden lit. kulni-s, dem wir auch wohl 
mit Schleicher (formenl. s. 94) ksl. koleno (knie) zugesellen 
dürfen. 

10) Dafs navQO-g, wie Bopp s. v. krp vermuthet, mit 
krpa-s (macer) kr£ (attenuare) irgend eine gemeinschaft 



4M 




e. wird imroans xnwanrscnwniirh» «bald wir «wägen. 
imi* üe nuern mr Tamni^ verg&enenen Wörter parnis. 
tjuil-usw pwiinm.. jobl dsvat 'engl, few» mit jenen 

»irra Altais j» cphwil. tnen» zmr einen einzigen 
inunsciiäen .p-mum Janen. Vacgu3ft-»nen wir namRrh pao- 
-.•u-s. tuu-jü -^ pan-jL-m aon-per und zock. far-ai» so 

wir wnr *is scmnn and dncEndftbei uns des rer- 
-T' i mfn , Wddoe inn&difcBK aber besteht 
aveit rasenen tw mii kre Ar kack: r In paraau parras. 
oaennt Äfltc A!n luiL Tr *»iiff> -»in r. allem, dm TTrhahrnH 
iiraen m jenen ist udk aoen 

an iiö> -ienniene y^ und Kg- : 
suxu ^rauxert. Jetter ▼^rsodk aber k^ra-s 
«angen jcinaosrs iarau isus wir. wre Pott L "2*Ä5> gezeigt 
bat. c?a-i. aiacer 311c titf.tr, jac-emes gratdks Eon.) 
gcaKfL «»«LaacjKf*» xüajmzx*ia >«riijfacb£ au lesrat Hesych.) 
and tffnmi'tt jucn aus aci«Lj«RKi<£ in Tergfcnrtten haben, wo 
Eanc amx. ^eitcnsfliir. , *TiJjtn mi|M>, n äceremiomQnx» 

t<) xiy*i -^ icnmncL. Äetk Beniey V IL T7> ans m-qnin- 
-ar* jtuaminen :md nie skr. v3~kx-Ia~s .koch\. Aber in- 
jamar? sie seine aeceixiicraiett in. -anir» v^^eraie faeere 
ESaL Z^in r. > * mennuiencae ymiTTik* znenscrao tempore 
icceiiacar v:» r. II . w:tiL iccit weil .irnmc gebort: der 
stamm, sc -i^e .im» we^u. steh, inuarno aandch verhak wie 
3b;rr.*mfiff ru ,vic : eine zWfeänjK 2*f cexxDann steckt in coe- 
ttam ^;«-:cenns?". V:n %n. pi and wir afco weh abge- 
jährt. I^wai ^eih seil n t-jt»jc ias gleichbedeutende 
alxccflm.-seae scina ScnleiciL Sw 1 2v » ^nd aas dem griechi- 
sciten seiest «nr: - .* v - ^ j: - m* > - ^. t^lxjum deck, schmatz 
▼gL w. TQLt = sckir . 

t*y^. "nryotNc ^fc?dbu »niisc seit skr. cakn vexcrememnmX 
au dem Bofp ebenso nnwairr^'&einixcb rji-woc stefit* mit 
ags. $k?anu Lac c^rda Reml IL I?2^ ist ebne kalu da wir 
hc spirras ,scnaänist^ und andererseiis <rxi»o* <nusTO£ an be- 
rücksicbQgen kaben v Kubn* xextsebr. II. 14k 

13) W. xxx* — rarr« habe ieb selb«* ispraebrgL beitr. 



die labiale tenuis ab Vertreterin einer gutturalen im griechischen. 417 

I. 107) unter berücksichtigung des Wortes xoaaog (ohrfeige) 
und des äol. xoaaoj mit skr. cak verglichen. Da aber die 
dort nach Rosen und Lassen angenommene bedeutung cae- 
dere nicht fest zu stehen scheint, vielmehr bei Westergaard 
nur cakitas, timidus, nachgewiesen ist, so müssen wir diese 
vergleichung wenigstens als zweifelhaft betrachten. Ueber 
andre verwandte dieser wurzel hat Pott (I. 140 f.) das wich- 
tigste zusammengestellt. 

14) W. km in Xin 'iXaiov ist man versucht, dem lat. 
liquere, liquidus zur seite zu stellen (Benf. II. 121). Aber 
der grundbegriff des griechischen wortes scheint, wie Xma- 
Qijg am deutlichsten zeigt, der des fetten (vgl. lippus) und 
klebrigen zu sein, während die lateinischen Wörter die be- 
deutung hell, klar, flüssig haben. Hoflmann (Quaestt. Hom. 
I, 147) vergleicht mit hn goth. chlipan und vermuthet den 
abfall eines anlautenden kehllauts, was durch skr. lip (un- 
gere), lit. pri-Hp-ti (adhaerere) und ksl. lepiti (congluti- 
nare) nicht bestätigt wird (Bopp gloss., Schleich, s. 121). 

15) Tcc7ii]-g (st. rani]x) stellt Ebel (zeitschr. I, 304) 
mit skr. tvac (tegere) zusammen, sehr ansprechend in hin- 
sieht auf die bedeutung, indem er nachweist, dafs xanrig 
bei Homer decke bedeutet, minder in hinsieht auf die form, 
da wir für tv vielmehr — im ionischen dialekt wenigstens 
— g erwarten. Ueberdies steht das wort zu vereinzelt da, 
um eine gewifsheit des Ursprungs zuzulassen. Denn die 
dort versuchten deutungen von rccTtsivog und xonog sind 
unbefriedigend. 

Nach dieser darlegung haben wir nun eine bestimm- 
tere Vorstellung des in rede stehenden lautüberganges ge- 
wonnen. Der Übergang von k in n ist auf einen ziemlich 
engen kreis von Wörtern und zwar gröfstentheils auf den 
inlaut beschränkt und in den meisten fallen zeigten sich 
sehr deutliche spuren des alten kehllauts im griechischen 
selbst. Das zahlenverhältnifs wird die sache noch deutli- 
cher machen. Ich habe 104 griechische wurzeln und ver- 
einzelte Wörter — nach demselben prineip geordnet — bei- 
sammen, in denen x unzweifelhaft einem alten k, 90 in de- 
in. 6. 27 



7 -marnem. Dit wm± £ 

-am üb* 3i ies jumui i Ha wie t7 : )•) .iL 

. iit i t -PTTwaMMMotoesL k an Jen. im- 

*ie 7 *u* use nspsaiar w» i : n. Sifche 

«neu :estezi jbit ^pspadlwr lern gewirr 

7— ut 'r. Car^ini 




Hiu:s iea wessen: l-Jü cäeg mugguül maggi Krefc- 
B>ife .ia*r -isaiiirpfrar ^ii 3annx 3%-jim l^-J 1 imi Lane£e~s 
öe i&Bseae n&rnrxit ier :aomA 3annna. Guttmgisi 1S53) 
acf ier wn;ur ist ~aiE£ ü& ier janDtSBche nach. jD&eküSrt 
wcratarec -ip»rxen: eiocn uesar ms :hr :nr fie ^ntsehnne 
ier tskcKaea scrru:» Jütü aiancnes rn je w inug L» & mö- 
ja ner r»mgr sesrane jemerJEmgrii ^tupti piacz ändan. 

l. :. 7»^ — -tnmut> i Ljng? *. J2 ; pert ist wie Lange 
^ i Bimmmu las der. jrau. xn iuow. 3ubl versfeiehe za- 

'rjmtmeu rTL-iin^r l. iL "rmotet 3iit «ncetrKener ro- 

gru.-isaamiiArrrn- .c-.\ ür "^n ~JWf>ll<yj» = "Tmtntnn t. cuao- 

«im j=t -r^iir?* nemiiL-ii scitr -r/imo/i«7ifi. ^r.e mnra soft im- 
iret -*. :n Hes> rra&.-hr IL :>"! . "^rm ?im — würz, i -f- 
toiE :no im.'h 31 lkcno. Leo. lkaieu i. 5ir?hhon? in dieser 
ieiis*.'är L 44 . uncr lknii = *kr. t^n.y jeit . versL skr. 
17-.mii -3i. ?> mcä r^in.m 5. ;. 

s. f?. mmud = :aossa. Lamri ^. :*? glaubt eine si- 
cher«? ^^tvmoioiiie nachweisen zu kennen: f&r ap-nnd, wie 
somnns ins icenns, 3nd dieses aar durch dos sorSx Ton 
op-as* «kr. ic -is verschieden. rVr •i^r rin.y pa — mn ist 
jedoch im oekischen nichs belebt, ja. wegen des Safinim = 
Iat. ^amnmm. 5o»rir nicht wahrscheinlich. Ich sehe darum 
in amnad Iiefcer eine ableitung v.^n der wurzel am = lat. 
am (in amor;. am-i darch das saflSx no: TergL Iat. gratia, 
gr. jfaoir. 



zur bantinischen tafel. 4IQ 

dat = de s. Kirchhoff 8. 47, doch wohl nicht damit 
formell identisch. Es begegnet merkwürdig dem ital. da 
(de), churwälsch dad, was nach Diez aus de + ad zusam- 
mengesetzt ist, und ich vermuthe darum im oskischen worte 
dieselben bestandtheile; dat ist abweichende Schreibart statt 
dad, wie pocapit statt pocapid; ad erscheint auch in ose- 
rum z. 24 = asserere statt asserum, adserum (Kirchh. s. 35), 
daneben die erweiterte form az t. Agn. 20, wie im latein. 
äbs neben ab, a und ex neben e. 

z. 7. pertumum; u statt e, wie man annimmt, durch 
vokalassimilation, eher durch einflufs des folgenden m, vgl. 
lat. contumax — contemno, condumno = condemno, wie 
auch u im umbr. kumultu — neben kumaltu — durch ein- 
flufs des 1. 

zicelei, nom. wahrscheinlich zicel (dies). Unzweifelhaft 
mit Aufrecht und Kirchhoff von *»• = lat. die (vgl. da- 
corom zi = dies) ; den lateinischen stammen auf e entspre- 
chen oskische auf i i, und folgen einer eigenen deklina- 
tionsklasse, wie kern dat. t. Agn. 3. 32 (gegen futrei u. s. w.) 
zeigt; ebenso im umbrischen, wo ri = latein. re vorkommt, 
vgl. umbr. spr. II, 267. 

z. 8. hipid pf. conj. «= habuerit, fut. II. hipust, fut. I. 
haftest, 8. Kirchhoff s. 37 , wo er die präteritischen formen 
nicht zu erklären weifs. Im Wechsel a — $ erkenne ich 
einen unregelmäfsigen ab laut, ähnlich dem in lat. gradior 
— gressus, fatiscor — fessus; der Übergang von f in p (nicht 
umgekehrt, wie Lange s. 13 annimmt), der sonst auch in 
ip neben puf erscheint, erklärt sich hier daraus, dafs die 
spräche sowohl consonantische als vokalische differenzirung 
der verschiedenen zeiten liebt, man vgl. lat. quaero — quae- 
sivi, gr. nifino) — ntnoficpa, kafißccvco — eiltjipa u. s. w., ags. 
ceösan — ceas — curon — coren, und besonders umbr. am- 
pentu, ampenest — ampelust, ententu — entelust (vgl. umbr. 
spr. lauü. § 27, 3). 

z. 9. eituas nom. sg. eituo. Wenn auch dies wort 
auf t. B. stets das gesammte vermögen bezeichnet (siehe 
Lange) , ist jedoch , wie ich glaube „fahrende habe", 

27* 



at ipm i iucu gjh Mumme; n^=sh«-t ±* 



aECTIEBu I1IIHHH-: .T^UMIK. iat » "Uiin «« 



jhih **wm-ui iL nre=*r Haan 





ae*> i «t n i i&iecpäiKL käme. 
ist ■§ ne- OKapeli»» r^mmr w-_e m. 3mim , 
i it-i-i ü iafic *n* »*-_ "wrr»anr^L f* jl öt 

4C ^nuo&. in mit irnä. am«»- tranarä wt£ *wmL snxk 

i- 1-i «r nur Y#fit .ratDrsi bihmhhw -rö Labt* *. 

- i h« rm-™Lr iü -Ül&^llit-M. äif ltri::;i: teiä:Lsx 
-"nrÄCiinr *< nr ai n '•prrtf £e? irszmuK? i-Je ier reoes- 
Tn; uz. £ ■ x * •- £ x : ; x il. w^:i*~f J «^ -hi.jl irRdi. IL 

k ~ "IT-jfilÜ lHä 1IH X-:. IXI.ZL * T;ir Tr "jlrro^ ear- ;y.*ht. 

s minn xnr *»: ^txc^ 1*5 — : im x::ii 3L*Lr. wann: 
■^♦tiiÄv 25: £a& r^L'ii'eitfir-E^jftf zzl:c. crma^s v.sl Aufrecht 
in*i -SLr-.'äJinf i^ior^r ti* c »•* *•/»* -=riiLn. w-: ^i>A <kr 
frsrf :*t5CjEL«£^i2L rrTT,"r^ "itrfL":^ Az*lj:c 5*:i=in aach das 
rrarcT^Df t=l":c **r*c ^tlit. scc. IL t! >k:cj5^. TieJkicht 
TTc^ü^i-:ri i*:i ics =if — ii = :ei. iiz if . hier ranpo- 
rijfr reifcnnc - Xj:1i :e£r=Ei-Ä "rrr »f 2»r jwhi statt 
w >: 25: ;.i ao:c i^z -l R. *f7 s£Ct=c +tip geschrieben. 

i- It. mttsucsszz >: ii-r taf±L Mrcirissi cnd Kirchhof 
s*:i>fc iim. £^^f itrklri^zs^: dSe rrair? dringt sich uns fohz- 
ikh iur: wir -i«t« .li-f £:<czz- toü ass^sächrieben? medicai. 
= inacgtsrnsrns nRis's so«n- ss- sös, dazu fandet sich z. 24 



zur bantinischen tafel. 421 

der ablativ medicatud; das wort ist von meddic, nom. med- 
dis, wie lat. magistratus von magister, senatus von senex, 
gebildet, nach analogie von senateis mufs demnach der ge- 
nitiv medicateis lauten. Nun gehört aber senateis entschie- 
den der zweiten deklination, die vierte würde senatous 
geben; daher giebt auch K. s. 85 den nomin. senaz nach 
der zweiten deklination (vgl. horz), wonach man für medi- 
catud den nominativ medicaz ansetzen müiste. Wie kann 
nun K. dennoch die lesart medicat. behalten? das scheint 
mir inconsequent. — Wenn man hier nicht ändern will, 
was willkürlich wäre, kann man, soweit ich sehe, nicht nom. 
senaz, medicaz ansetzen; ich glaube annehmen zu müssen 
dafs die genannten bildungen auf -ä-tu nicht in allen ca- 
sus der o- deklination folgen*), sondern namentlich in nom. 
sg. der u- deklination. Wir finden sonst kein beispiel eines 
nom. sg. masc. der u- deklination und sind darum auf die 
analogie hingewiesen. Schon Westphal (in dieser zeitschr. 
II, 170) hat auf die durchgängige Übereinstimmung, worin 
das gothische in seiner singularen nominativbildung mit 
dem umbrischen und oskischcn steht, aufmerksam gemacht: 
goth. stols (statt stölas), mahts (statt mahtis) stimmen mit 
08k. horz (statt hortos), cevs (statt cevis) ; dagegen fallt im 
gothischen kurzes u vor s nicht aus, z. b. sunus; wir dür- 
fen demnach vermuthen, dafs auch im oskischen — was 
schon an und für sich wahrscheinlich ist — u vor s sich 
in nom. sg, erhält. — Vom stamme senatu lautet folglich, 
wie ich vermuthe, der nom. sg. senatus, von medicatu me- 
dicatus, und so ergänze ich daher an dieser stelle. 

z. 17. nesimum = proximum, umbr. nesimo, s. umbr. 
spr. II, 71 ff. Am nächsten stehen keltische Wörter: kymr. 
nes (propior), körn, nes, nees (near), superl. nessa; bret. 
nes, nez, adj. adv. (nah), gael. ir. neas (near, next), vgl. 
Diefenbach goth. wtb. II, 108ff 

z. 18. censtur nom. pl. = censores, vgl. meddiss nom. 



*) Nach censtom darf man auch in acc. senatoni, medicatom (2. dekl.) 
vermuthen. 




aL ^ Kmä]** lli miaffi» nxfcr. HL 152 C). 
%tt niaoh« vw w*ri an. amhcaiehn nonm. *- der eon- 
^■rwitwi» xfäiunsc. jetn&fc aüni 

msl xausciiisL sciinsx fssairsL. dtsm awJt da- 1 

ö ILunimaL iimmi £aL s»33Ö 

r. -*» i^l ? >»~ ictsmif? safejecc zn fiareatier) and 

3um. zL vul iffTwirm» ic = odL nig iK. &. 1£) nae; 

l li. in— » mr = «aefannu & K. s. 7 — 12« wo er 

äe vsKnnMBnsL 4, tr ■frinnL 11 der i pars. pL nw < 
1 -ü 1; -• wjrm^rs jBffieoorwct ist.. S -** 
äzn SaqcracmL. I^ä ääs aöer in* sraoe. awtk in den met- 
saax. jnxm iraaHW^ämrTrTi «cndfcsa erkennbare spahnng 
an münre und Könnens« snnswsn tzL Bopp tcL gramm. 
s. riSil • *i ini -» ***kifc i ä- wo t sieh erhalt und 
soÄii 3L $ x9^»imc isc arartop reh "»h&tfir So 1) 
a£5Gnc i. Ajl. x. Irf : K- aian s. ^ « rkktig als 3- per*. 
pL prfe. imfir. a«. sni snsnu an & 11 * daw. der nasal 
äcn aber :eäancG«e. w«£ dar^h senien — Trfill die 3. pers. 
rL ier 5- re* sr. p3»i ^wicas. aria würden h» lautete 
i^Ä»e iLfr wA^rscgif^i r« * i: x- s n zjch zeszzzz w?nn er aber 
xwel:. iesne klcme z*=r *ryrr s^c^üräesen verfco 3. conj. 
A3£*£0r£E» bzz. :*:i i>=s *cesßcwrc% btTHgen ab seine da- 
elt: xzs&wt r-ri*- \%r-z*c?i*: iiJsercz^ s. l4i». das oskbehe 
▼wrwwaie acr - =äe *• li kenen bcL-SrTjfcaL denn set (= 
sust ^z«i izifrf^ = amyeest b«£wesäi ja doch, dais der 
tizofTjJLil in :- pers. pL pris. i^L yoq Yerfeen 3. conjug. 
e w. ich kfcm in ees^m *^r 5. pers. phir. von einem 
$ar^ eesa 2. ■xxj;*«:. sehen» v^L üki — tud und hafi — est 
Foi^ioh c«k. — int = uLsscin. — enri nach tremonü zu 
schäeJsen x » — J pris. iadk. 5^5 son: = umbr. senu skr. 
süiii, gr. «n: izirr- v :--* ei siehe diese zeitschr. IL 382 
aniN?unt x = skr. yantL grieeh. iäa ^aus ierrn): ftit. indic. 
*e^ei v erunt > &as cw^j-jW. mtsirakan-a- set and anget- 
- * - c*f ru sohlie^en* s. die^e zeitaohr. IL 3S4 ursprünglich 
asanü v umbr. *ercnu Tgl. sicheren turent » entweder neben- 



zur bantini8chen tafel. 423 

form zu set, santi (s. a. a. o.) oder mit Kuhn (ind. stud. 
I, 329) let, vergl. skr. asati (neben asat), altpers. ahatiy. 
Vollere endung hat sich auch in präs. oonjunct. 1. conjug. 
eingedrängt: staiet cipp Ab. z. 57 (stent), welches sich zu 
tribarakattins, lunbr. etaians verhält, wie gr. rgicpoi/La zu 
TQerpoiv, goth. bairaty zu bairai, zd. büidhyoimaidhe zu skr. 
mahi (vgl. Westphal i. dies, ztschr. II, 183.) — 3) impf. ind. 
fu-fans (erant) = skr. abhavan (eig. abhavant) gr. icpvov 
(eig. kcpvovr); pf. ind. profa-ttens, teremna-ttens = skr. 
dadhus (eig. dadhant), öpsens (statt opsa-fens), *aamana- 
ffens (nach sg. aamanaffed zu schliefsen) = skr. babhüvus 
(eig. babhüvant), vergl. umbr. eitipes (umbr. spr. 11,315) 
und die alexandrin. endung av (eig. avx) im pf. statt äai 
(eig. avn), z. b. fyvwxav (Bopp vgl. gr. § 462); präs. conj. 
deicans (dicant) zu umbr. dirsans, dirsas, ved. vahän (eig. 
vahänt), sins (aus fusid und patensins zu schliefsen) = eint, 
umbr. sins, skr. syus (eig. syant), gr. üev (eig. elevr); so 
auch pf. conj. tribaraka-ttins. Imper. eituns Mommsen tab. 
XI, 29 (eunto); nicht mit Aufrecht (in dieser zeitschr. I, 
188) in betreff der form mit umbr. etuto zu identificiren, 
denn ns ist nur aus nt, wo dies ursprünglich auslautend 
war, entstanden; ich sehe in eituns (sg. eitud) eine neuere 
pluralbildung etwa dem gr. Xeyhrwoav aus Xtyitia (vgl. Pott 
etym. forsch. II, 656; Curtius temp. und modi s. 273) anar 
log. In 3. pers. sg. ist der unterschied zwischen volleren 
und stumpferen endungen mehr verwischt, die regel ist je- 
doch t = ursprüngl. ti, d = ursprüngL t. 

esuf acc. sg. neutr. Für die bildung des Wortes vgl. 
fruktatiuf cipp. Ab. z. 21, tribarakkiuf z. 37. 42 und oittiuf 
z. 40. 43, alle drei fem. gen. (K. s. 17); die formen -uf, 
-iuf und tiuf verhalten sich unter einander, wie lat. -ön, 
-iön m. und -ion, -tion f. Das suffix kann nicht, wie Lange 
s. 12 ff. will, das lat. vo, ivo, tivo sein; denn der Übergang 
von v in f ist im oskischen völlig unbezeugt (aamana-ffed 
ist ja statt aamana - fued), ferner kann der thematische end- 
vokal der osk. Wörter, wie esuf zeigt, nicht o sein, endlich 
stimmt die bedeutung nicht. Auch Langes alternative ver- 



424 Bugge 

gleichung mit lat. vol-upe ist lautlich und begrifflich nicht 
eben wahrscheinlich. Die genannten Wörter folgen wahr- 
scheinlich der consonanti sehen deklination, in tribarak- 
kiuf, fniktatiuf und ofttiuf mufs das 8 des nominativs ab- 
gefallen sein; weniger wahrscheinlich ist hier die annähme 
der i- deklination, obwohl man dafür lat. volup statt volupe 
und osk. puf = lat. ubi, ip = lat. ibi, umbr. ife anfuhren 
könnte. Das suffix entspringt, wie ich glaube, der wurzel 
fu; zunächst vergleiche ich das zusammengesetzte goth. 
ub-ni, uf-ni f. n. in valdufni (macht), vundufhi (wunde), 
fraistubni (Versuchung). 

poizad mufs quali oder qua bedeuten. Kirchhoff (s. 
16) vergleicht mit recht umbr. pora Ig. VI b z. 65, wo also 
das r ein älteres s vertritt. Das umbrische wort bezieht 
sich an der angeführten stelle auf ein demonstrativum crafont; 
wir werden so leicht auf den gedanken geführt, dafs pora 
aus po wie ero, osk. eizo aus e, i gebildet ist, damit ver- 
trägt sich aber nicht der vokal oi in poizad, der auch 
nicht zum o in pora stimmt. Dürfen wir daher verwegen 
poizad in pozad ändern? 

z. 20. angeluzet 3. pers. plur. fut. IL act. Im ange- 
tretenen t haben Lange (Gott. gel. anz. 1853 s. 830 ff.) und 
Weilsenborn (neue jahrb. f. philol. u. pädag. LXII 8. 159) 
richtig die wurzel skr. dhä erkannt und germanische und 
romanische formen verglichen. Bemerkenswerth sind hier 
ferner die griechischen, am meisten dem homerischen 
dialekte angehörigen bildungen: cpat&u), xid&a), etgya&ov, 
fjyeQiOovTcu, 7)yeo£d'ovTo } Isaxe&ov u. a., wo & als bildungs- 
elcment am öftesten im präteritum auftritt (vgl. Curtius in 
dieser zeitschr. I, 26 ff.). Statt des einfachen t in an- 
gettnet kommt sonst immer tt vor; ich sehe hier am liebsten 
rhythmische doppelung des consonanten in der stark 
betonten silbe, wie in araTTit]ig, aamanaffed (neben aikda- 
fed), dekmanuiofs u. a., lat. qvattuor = qvatuor, ital. — etti 
= lat. — idi, tntto, brutto u. s. w. Hinsichtlich des t, statt 
gr. \% skr. dh, vgl. lat. latere — gr. let&, pati — nce&, 
puterc — nvtt, poenitet, oportet, fateri, foetere, die, wie 



zur bantinischen tafel. 425 

ich glaube, die wurzel dhä enthalten (anders Curtius in die- 
ser Zeitschrift II, 335). — Aehnlich gebildet scheint das 
v o 1 s k. prät. sistiatiens = posuerunt (auf der tab. V eilet r.), 
welches kaum, wie Mommsen (unterital. dial. 8. 325) und 
Bergk (zeitschr. f. d. alt. 1851 8. 22) annehmen, einem 
stamme stati entspringt; die form ist mir jedoch unklar, 
vielleicht darf man mit Bergk sistatiens emendiren, von 
einem aus sist abgeleiteten stamme sista (vgl. umbr. ate- 
rafust). 

z. 21. praesentid = praesente. Da die endung des 
abl. sg. bei der consonantischen deklination, wie ligud zeigt, 
u d ist (falsch giebt demnach Lange s. 42 abl. meddicid statt 
meddicud), kann praesentid nur von einem aus praescnt er- 
weiterten stamme praesenti, wozu im lateinischen der gen. 
pl. präsentium, gebildet sein. 

z. 23. praefucus = praefectus, vgl z. 30 facus = fac- 
tus. Von den stammen praefucuo, facuo (s. in dieser Zeit- 
schrift II, 383), durch das suffix uo abgeleitet, wenn auch 
dies im lateinischen nur adjectiva verbalia, nicht eigentliche 
participia bildet (vgl. das pcp. mortuus neben mutuus u. a.). 

— Die erklärung der form, welche K. s. 31 ff. giebt, kann 
ich nicht billigen. Er meint, facus sei nachlässige Schreib- 
art statt f accus (vgl. pocapid = pokkapid), und dies durch 
assimilation statt f actus, früher factos = lat. factus; für 
die assimilation verweist er auf tribarakkiuf C. Ab. z. 31. 
42, welches wie fruktatiuf gebildet sein soll. Warum kann 
aber nicht im oskischen neben tiuf das gleichbedeutende 
suffix iuf bestehen, wie im lateinischen i6n neben tiön, io 
neben tio ? tribarakkiuf ist, wie ich glaube, statt tribarfkiuf 

— der consonant ist in der stark accentuirten silbe gemi- 
nirt worden — , so auch [kojmparakkieis Mommsen kl. 
inschr. XXV. statt komparakieis (-h suff. io wie komben- 
nieis). Dafs namentlich in pcp. pf. pass. kt nicht in kk 
assimilirt ward, dafür bürgt saahtom t. Agn. 17. 45*). — 
Auch bleibt bei der annähme K.'s die erhaltung des thema- 

*) ekkum kann hier keine vollgültige analogie liefern, um so weniger, 
als das d auch in iussu (iidem) fehlt. 



▼okaia » eic ■>/ na nom. üc. hl. völlig unerklärt; denn 
woran lü'hc faea von /uro. faeco nach. am&Iogie von tov- 
rk.^ ; Saulich. sprächt je^cen «iieae erklarung Jas zuaammen- 
"Ätzte priefkcmM- frnn wäre hier das Letzte ■, statt o, 
der v.jitu ie» :aiHraii£xa»- der sonst immer im nom. ag. 
ai. jtdxwmtiet. würde «"•» der lnffimilirmiir «nflufo auf des 
Toranirjehtsuien vokal mehr durch, die von K. & -10 
rührten, anaktgieen redmeraciai Innnrn 

Sophns Bugge. 



T«ker fe» alte S ni enfee Ut Tatarie* tariert 



Wenden wir um* jetzt vom eh. bei welchem die von 
uns besprochene erschemimg am. tmitmgreiehöten im sanskrit 
aurirht. zu den anderen Konsonanten, so sind, was die ent- 
wicklung vom sanskrit zum prakrit beträft, bereits oben 
hinreichen« ie bespiele gegeben: die regeL dais ahes s den 
folgenden consenanten erst aspirire and dazm sieh selbst 
ihm assimijre. ist im letzteren so durchgreifend durchge- 
rührt, ■i-A.A Ti.-m schon aus diesem umstände schliefen könnte, 
diese iaüserscheinnng werde bereit» in der zeit, wo das 
sanskrit noch allgemeine Volkssprache war, sich zu zeigen 
begonnen haben* und in der that treten mehrere falle her- 
vor, wo sieh dies entschieden zeigt. Bereits früher (1. 467) 
sind die Wörter a^vattha und kapittha als Zusammensetzun- 
gen mit stha besprochen worden, ihnen reihen sich kulattha, 
Acvanhaman. Manittha an. Wenn ferner neben der be- 
reits oben besprochenen wnrzel skhad die gleichbedeutende 
xad (rrangere. dissecare: edere. comedere; in der nur das 
s, wie im sanskrit häutig, eine Umstellung erfahren hat, 
daneben aber auch eine wurzel khad mit der bedeutung fe- 
rire, oeeidere; comedere aiitgefuhrt wird, von der das häu- 
fig vorkommende khad (edere, vorare; mordere) nur in der 
quantität des vocals verschieden ist, so werden sich auch 



über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 427 

diese wurzelformen unzweifelhaft aus der abneigung des 
sanskrit gegen anlautendes sk erklären, welches das gothi- 
sche in ska)?jan offenbar erhalten hat, wenn auch das J> die- 
ser wurzel nicht genau regelrecht ist. — Wir sahen auch, 
dafs skr. x sowohl durch ch als durch kh im prakrit ver- 
treten wurde und vermutheten, dals beide in gleicher weise 
auch Vertreter eines älteren sk, das sich nur frühzeitig im 
sanskrit umgestellt habe, gewesen sein möchte. Einen zwei- 
fellosen belag dieser doppelten Vertretung bieten die wur- 
zeln chid und khid, deren erstere in den übrigen indoger- 
manischen sprachen durch eine mit sk anlautende form ver- 
treten wird, die wir als die ursprüngliche anzusehen haben. 
Was die wurzel khid betrifft, so tritt ihr verhältnifs zu die- 
ser grundform und zu chid allerdings auf den ersten an- 
blick nicht so klar hervor, dafs man unbedenklich sein 
könnte, da die bedeutungen von khid contristrare, vexare, 
fatigare sich mit denen von chid scindere, frangere, disse- 
care erst durch den begriff des zerrissenen herzens oder 
gebrochenen muthes, gebrochener kraft vermitteln. 
Aber auch hier wie so oft bewahrt uns die vedensprache 
noch mehrfach den ursprünglichen begriff, indem sie khid 
mit der bedeutung spalten, reifsen, zerbrechen aufweist, man 
vgl. z. b. ß. 4. 25. 7. ä 'sya vädah khidati er entreifst ihm 
seinen reichthum; ib. 28. 2. tva yujä ni khidat süryasye 
'ndrap cakräm mit dir verbunden zerbrach Indra der sonne 
rad. ß. 8. 66. 3 säm it tan vrtrahä 'khidat kh£ aräfi iva 
khedayä es zerspaltete sie der Vrtratödter wie an der nabe 
die Speichen (mit einem hieb?); und dafs diese bedeutung 
der wurzel bereits von den ältesten erklärern gegeben wurde, 
zeigt das davon abgeleitete subst. khidra n. Nir. 11. 37., 
welches Yäska durch khedanam, chedanam, bhedanam glos- 
sirt. — Demselben Ursprung verdanken offenbar die ver- 
schiedenen formen der Wörter xura 1) a razor, 2) a horse's 
hoof, 3) the foot of a bedstead und khura mit denselben 
bedeutungen, sowie die von xurikä und churika a knife ihr 
dasein; das sich ihnen anreihende §vqov würde es zweifel- 
haft lassen, ob hier wirklich ursprüngliches sk im anlaut 



428 Kuhn 

stand, da auch in ihm der zischlaut sich hinter k zeigt, 
wenn nicht das ahd. skeran, skerran, skar u. s. w., in de- 
nen das sk alter anlaut ist, wie sich bei anderen unten zu 
besprechenden wurzeln zeigen wird für eine ursprüngliche 
wurzcl skur spräche, der jene sanskritwörter entstammen; 
das u der wurzel ist hier, wie so oft, durch den einflufs 
des folgenden r aus altem a entstanden und man möge ihm 
das oben besprochene schwanken der vocale bei den ablei- 
tungen der wurzel sphur vergleichen. — Unter den oben 
8. 329 gegebenen beispielen für prakr. kh = skr. skh wa- 
ren ferner auch khaladi = skhalati und andere formen; 
an einer vorhergehenden stelle (s. 323) war auch gesagt, 
dafs die vergleichung von skr. chala mit lat. scelus, bei 
welchem Bopp schwankt, ob er es auf die wurzel skhal 
oder chal zurückfuhren solle, nach beiden Seiten ihr recht 
habe, denn beide wurzelformen beruhen eben auf einer ur- 
sprünglicheren form skal, die in scelus reiner bewahrt ist; 
dafs auch hier das s die Wandlung der ursprünglichen form 
erzeugt hat, beweist aufserdem skr. khala adj. mit den be- 
deutungen low, vile, base, bad, cruel, mischievous, welches 
deutlich von wurzel skhal mit abfall des s stammt. Wie 
chal neben ein ursprüngliches skal stellt sich auch die in 
den Veden favere, colere, laudare bedeutende würz, chand 
neben skand (= lat. scando), welches letztere sowohl hin- 
auf- als hinabsteigen bedeutet und von hier aus offenbar 
zu der bedeutung favere in chand geführt hat. Die wei- 
tere bedeutungsentwicklung des Wortes zu colere, laudare 
findet ihre Vermittlung in der erhebung von gedanke und 
wort zu dem höheren und höchsten und da sich die erha- 
benere Stimmung der seele in gebundener rede äufsert, wird 
die wurzel auch zur bezeichnung des metrums gebraucht. 
Dieser entwicklung entstammen die vedischen Wörter chandu 
der Schützer, chanda der sänger, chandas das loblied, die 
gebundene rede, das metrum. Dafs aber die würz, chand 
ursprünglich gleich skand war beweist auch das nordische 
skald, der dichter, neben jenem chanda der sänger (1 statt 
n wie in ahd. skultarra, skultra, ags. sculdor neben skr. 



Über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 429 

skandhas id., und ä statt a nach Grimm gr. 1 3 \ . 457) und 
auch wohl lat. scandere, das, wenn auch erst in der spä- 
teren spräche für die silbenmessung nachweisbar, doch auch 
früher schon in gleicher bedeutung verwandt worden sein 
mag. Das ahd. scaldo sacer, welches Grimm gr. II. 997 
bespricht und bei uns vereinzelt steht, erklärt sich eben- 
falls aus den obigen bedeutungen der wurzel chand. 

Wenn in den hier besprochenen wurzeln das einstige da- 
sein des anlautenden s noch im sanskrit selbst nachweisbar war, 
so ersehen wir dies an anderen erst allein aus der vergleichung 
mit den verwandten sprachen; zu solchen wurzeln gehört 
namentlich khanj, welches lahm sein, hinken bedeutet, dem 
unser hinke (mhd. prät. hanc) zur seite steht, welches von 
der aspirata nicht zur media hinabsank, sondern von ihr 
nur den hauch behielt (in gleicher weise bleibt skr. h = 
goth. h u. s. w. in hrd, hairto, herza u. s. w.) ; beiden den 
anlaut der wurzel verstümmelnden sprachen gegenüber be- 
wahrt das griech. oxd£u) das <x im anlaut, über dessen aus- 
lautenden wurzelconsonanten niemand ein bedenken hegen 
wird (das wort existirt nur im präs. und inf.), da ja die 
präsensstämme auf f allerdings meist einen dental, doch 
auch mehrfach einen guttural, namentlich y, zum Charakter 
haben, vgl. Curtius griech. gramm. § 251. anm. u. D. An 
diese wurzel reiht sich die ihr fast gleichlautende nur durch 
abwesenheit des nasals unterschiedene khaj mit der bedeu- 
tung commovere, agitare (dhätup. 7. 57. khaja manthe) an, 
von der zwar verbalformen nicht belegt sind, die jedoch in 
mehrfachen abgeleiteten nominibus auftritt, denn zu ihr ge- 
hören die vedischen khaja kämpf, khajamkara id., khajakrt 
krieger, ferner khaja m. a laddle, a spoon; — f. — ä — chur- 
ning, stirring; killing, destroying; the palm with the fingers 
extended; — khajaka m. the churning stick; — khajikä f. 
a laddle or spoon, — khajapa m. ghee or clarified butter 
— khajäka mf. a spoon or laddle, m. a bird. Diese ab- 
leitungen genügen vollständig, um das wirkliche dasein der 
wurzel für das sanskrit, sowie ihre bedeutung umrühren, 
schütteln, erschüttern zu sichern, in dieser stimmt sie dann 



430 Kuhn 

genau zum ags. scacan, altn. skaka, skekja quatere, con- 
cutere, welche zeigen, dafs auch sie das anlautende s ver- 
loren hat, dessen nach Wirkung im aspirirten guttural zu- 
rückgeblieben ist. 

Ich habe oben die vedischen Wörter khaja, khajamkara 
und khajakrt mit den bedeutungen kämpf und krieger auf- 
gestellt und bin hierbei den alten auslegern, sowie Benfey 
(gloss. z. Sa. V. s. v.) gefolgt; Säyana erklärt khajamkara 
(zu R. V. 1. 102. 6), durch khajati mathnäti purushän iti 
khajah samgrämah | tasya karta || und läfst sich auf die er- 
klärung des ersten theiles von khajakrt (zu R. 6. 18. 2) 
nicht weiter ein; an der letzteren stelle sowie Sä. 3. 1. 2. 
3. 9. ist beide male yudhma der kämpfer mit dem worte 
verbunden und an allen drei stellen ist es beiwort des Indra, 
so dafs der begriff kämpf für khaja offenbar zu weit ist. Da 
nun Säyana' 8 erklärung durch mathnäti schon eine engere 
bedeutung nämlich die der niederlage andeutet und das fem. 
khaja in der bedeutung killing, destroying auch von Wil- 
son angeführt wird, so wird khaja in den obigen Wörtern 
ebenfalls nicht blos kämpf, sondern specieller flucht, nie- 
derlage bedeuten (man vgl. besonders die stelle aus Sä.V» 
wo yudhmah, khajakrt, puramdarah als bei Wörter Indra's ne- 
ben einander stehen). So fuhren denn auch die bedeutun- 
gen des ags. scacan ire, evadere, effugere, alts. scacan fu- 
gere, abire auf diese begriffsentwicklung, ihnen tritt ahd. 
skähari m. latro, praedator, Schacher, trefflich mit dem cau- 
sativen begriff des andere zur flucht bringenden zur seite. 
Danach wird dann aber auch klar, dafs die beiden von 
uns hier besprochenen skr. ww. khaj und khanj nicht allein 
in innigster lautlicher, sondern auch begrifflicher Verwandt- 
schaft stehen. Aus der bedeutung der lahmheit ergiebt 
sich die der springenden, hüpfenden bewegung und aus die- 
ser entwickelt sich die des causativums eine solche hervor- 
bringen, d. i. schütteln, erschüttern, springen und laufen 
machen , zur flucht bringen. Von diesen bedeutungen ha- 
ben sich denn auch einige reste in ableitungen erhalten und 
so erklären sich namentlich khanjana m. a wagtail (bach- 



über das alte S und einige damit verbundene lauten twicklungen. 431 

stelze) nebst anderen bei Wilson, khanga name eines un- 
bekannten vogels (Väj. 24. 40), so wie khaj&ka m. a bird 
aus dem begriffe des hüpfens, springens und mit rücksicht 
auf diese wird dann auch die gewöhnliche ableitung von 
khaga m. vogel, wonach es aus kha luft, himmel, und ga 
gehend stammen soll (trotz khagama m. id., was nur spä- 
tere Volksetymologie nach khaga gebildet haben wird) mehr 
als zweifelhaft, um so mehr als es auch die bedeutungen 
a grasshopper und air, wind (s. Wilson s. v.) hat. Wie 
die bachstelze vom springen und hüpfen benannt ist (auch 
schack-elster, sowie das schwäbische schäck, der häher, 
werden der vollen wurzel mit s angehören), so wird es auch 
der vogel im allgemeinen sein, ebenso wie die heuschrecke; 
und wie die luft dazu gekommen sein soll in sich selber 
zu gehn, mögen andere enträthseln. 

Aber nicht allein im sanskrit haben sich reste dieses 
ursprünglicheren begriffes springen erhalten, sondern auch 
in den deutschen sprachen, indem ahd. scinca, scincha f. 
scinco, scincho m., ags. seanc, sceanc u. 8. w., nhd. Schen- 
kel sich aufs beste aus demselben entwickeln, und wer noch 
daran zweifeln möchte, dem wird ndd. hanke der obere 
theil am hinterfufse des pferdes, welches wieder von der 
wurzel ohne anlautendes s stammt, jedes weitere bedenken 
nehmen. Dafs die lautverschiebung Übrigens beim k ste- 
hen blieb, war natürliche folge des davorstehenden n: die 
letztgenannten formen scincha, scincho sind die gesetzmä- 
fsigen. Mit diesem auslaut tritt uns die wurzel ohne na- 
sal dann auch in einem andern stamme entgegen, nämlich 
in skehan, gaskehan fieri, deren ursprünglicher begriff sich 
an den von springen anreiht und vom entspringen zum all- 
gemeineren geschehen übergeht; aus der bezeichnung des 
plötzlich eintretenden ereignisses hat sich wie immer erst 
die allgemeinere entwickelt. An den ursprünglichen be- 
griff schliefst sich noch deutlich das causative ahd. skikkan, 
nhd. schicken (aus skikjan) an, welches zuerst „machen 
dafs einer springt, schnell sich bewegt" bedeutet haben 
wird. Für jene entwicklung des begriffes geschehen aus 



432 Kuhn 

dem von springen haben wir eine vollständige parallele an 
dem ags. limpan evenire, accidere, indem das ihm entspre- 
chende mhd. limpfen allerdings sich daran anschliefsend 
gewöhnlich angemessen sein bedeutet, daneben aber auch 
noch in der bedeutung hinken vorhanden ist (dannen be- 
gunde er limpfen), welche ich hier ebenfalls für die ur- 
sprüngliche halte. Wie mit dieser der begriff von hüpfen 
und springen sich aufs natürlichste verbindet, sahen wir 
oben und zeigt sich auch hier, denn das ags. limphalt, 
lemphealt lahm, worin ich nicht eine durch doppelung der 
begriffe ausgedrückte Verstärkung des begriffes lahm, son- 
dern etwa die bedeutung „sprunglahm" sehen möchte, zeigt 
dieselbe würzet im ersten theile der Zusammensetzung; noch 
entschiedener aber zeigt diese bedeutung der niederdeutsche 
name des hasen in der thierfabel; Lampe gehört zu limpan 
und kann wie skr. paca der hase (w. pap springen) und 
gr. Xaywg (skr. w. langh springen, lang hinken) nichts an- 
deres als der Springer heifsen; an dieselbe wurzel, nur ohne 
nasal, wird sich dann auch lat. lepus anschliefsen, obwohl 
die Übereinstimmung der tenuis bedenken machen könnte, 
die sich jedoch wohl durch die Verbindung derselben mit 
dem nasal in der deutschen wurzel und dadurch, dafs beide 
im auslaut stehen, erledigen. Diese bezeichnungen des ha- 
sen als eines springenden thieres führen uns dann schliefs- 
lich noch einmal auf unsere wurzel zurück; wir sehen näm- 
lich auch bei ihr neben den formen sk und kh die dritte 
mit ch in dem worte chaga, chäga m., — ä f . caper, capra 
auftreten, in welchem ein springendes thier anzuerkennen 
man wohl kein bedenken tragen wird. Da, wie wir später 
sehen werden, in allen indogermanischen sprachen anlau- 
tendes s auch spurlos abfallt, stellt sich kslw. koza als ge- 
nau entsprechend daneben, dessen identität mit dem indi- 
schen worte das böhm. kozel, poln. koziol, welche genau 
dem von derselben wurzel stammenden skr. chagala m. ca- 
per entsprechen, noch evidenter machen. Wenn Schleicher 
(kirchensl. formen], p. 98 ff), indem er die gleichheit von 
koza und chaga vermuthet, die identität von aja mit dem 



Über das alte S und einige damit verbundene lau tent Wicklungen. 433 

slawischen worte, gestützt auf andere beispiele des abfalls 
von k, vgl. auch Bopp (gloss. s. ajä), behauptet, so ver- 
dient dies alle beachtung; gr. «l'£ scheint mir, so lange ai 
nicht erklärt ist, nicht mit ajä gleichzustellen; die verglei- 
chung von chaga mit ahd. ziga, die schon mehrfach auf- 
gestellt, aber soviel ich weifs nicht erklärt ist, scheint für 
das deutsche wort nur möglich, wenn wir annehmen, dafs 
der palatale laut dem z vorherging; es wäre also entweder 
anzunehmen, dafs die germ. sprachen sich erst vom sanskrit 
trennten als dies schon die palatalen laute entwickelt hatte, 
oder dafs sie dieselben selbstständig in späterer zeit ent- 
wickelt hätten. Ohne mich hier in eine prüfung dieser 
möglichkeiten einzulassen, will ich nur darauf hinweisen, 
dafs fast das gleiche consonantenverhältnifs wie zwischen 
chaga und ziga zwischen capaläyate tremulum fieri und ahd. 
zabalön nhd. zappeln sowie zwischen ac-cendere und ahd. 
zuntjan statt findet, und dafs dem ndd. schirpen (vgl. oben 
Woeste IL 87) e. to chirp das nhd. zirpen entspricht. 

Wenden wir uns zur weiteren betrachtung unserer er- 
scheinung, so zeigt sich ferner in der wurzel khav (präs. 
khaunäti und khunäti) lemurem apparere, renasci; fortunam, 
puritatem efficere, die jedoch, wenigstens in dieser form, 
noch unbelegt ist, derselbe verlust des s, wenn wir sie mit 
goth. skavjan, ags. sceavjan, scavjan, ahd. scawon, scauwon 
vergleichen: an den durch n erweiterten stamm des skr. 
präs. schliefst sich goth. skauns schön, das ich früher mit 
syona (jucundus, gratus) zusammenstellte und auch jetzt 
noch kein bedenken trage dabei zu verharren, da sich syona 
zu skauns wie w. syand strömen, entströmen zu skand auf-, 
absteigen, hinabgleiten, entströmen (vom samen) verhält. 
Da für sk auch ch auftritt, so liefert skr. chavi f. beauty, 
splendour, brilliance; light, lustre, welches bei Bopp (gloss. 
vergl. auch Qipup. 1. 6) belegt ist, den beweis, dafs die 
wurzel wirklich in der spräche vorhanden war. Da wie 
wir schon oben bemerkten in allen indogermanischen spra- 
chen auch oft ein spurloser abfall des anlautenden s ein- 
tritt, so trete ich Schweizer (oben p. 373) vollkommen bei, 
in. 6. 28 



434 Kuhn 

wenn er lat. caveo zu goth. skavjan stellt; die grundbedeu- 
tung der wurzel wird demnach sich zeigen, erscheinen (le- 
murem apparere, erscheinung) gewesen sein, daran sich an- 
reihend eine erscheinung haben, schauen, skavjan, daraus 
wieder um sich schauen, vorsichtig sein, goth. uskavs, skaus 
vorsichtig, uskavjan vorsichtig sein, an welche sich genau 
lat. caveo anschliefst. 

Gehen wir zu der dentalen und lingualen klasse über, 
so wüfste ich hier zwar augenblicklich keinen fall, in wel- 
chem neben einer mit dh anlautenden wurzel noch ein rest 
ursprünglicherer bildung mit st im sanskrit selber nach- 
weisbar wäre, doch bieten die verwandten sprachen einiges 
zur vergleichung dar. Dahin gehört zuerst skr. dhüma, 
bekanntlich = lat. fumüs und formell auch ;= &vfxog, de- 
nen sich endlich ahd. daum, toum dampf anreiht. Bei sol- 
cher Übereinstimmung eines einfachen anlauts wird es den- 
noch nicht zu kühn sein, in ndd. stoom, ags. steam, engl, 
steam eine ältere form desselben wortes zu erkennen, zumal 
wenn man berücksichtigt, dafs dhüma u. s. w. von w. dhü 
agitare, commovere, präs. dhünomi, griech. Äw.aus, nur 
schwer ihre begriffliche erklärung finden. Die wurzel wird 
eben in älterer zeit mit anderem anlaut noch andere be- 
deutung gehabt haben, worauf auch die skr. causalform 
dhüpäyati räuchern weist, die mit Übergang der anlauten- 
den aspiration auf den auslaut sich im griech. rvcpa), rv(p6(o, 
Tv(f-dwv wiederfindet und in den sprachen gothischer stufe 
gleichfalls formen mit st zeigt, wie z. b. ags. stofe f. su- 
datorium, balneum, e. stove, ofen, kohlentopf, ndd. stooven 
schmoren, e. stew id. beweisen. Zu diesen stellt sich auch 
goth. stubjus staub, stiuban, wie ja stiupandi in der bedeu- 
tung tostus vorkommt, neben duft ohne anlautendes s. Die 
begriffe rauch und staub vermitteln sich als Stoffe, welche 
beide in wolkenform aufsteigen, so dafs auch skr. dhüli, 
staub, mit dhüma von gleicher wurzel stammt. Danach 
wird denn auch hier eine ursprüngliche wurzel mit st an- 
zunehmen sein , und dem kreise derselben auch sanskr. hu 
opfern, gr. &vot) (das neben demselben stehende #£<w w. %v 



über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 435 

zeigt denselben Wechsel von & und % wie skr. tridhä und 
TQi%ct) anzureihen sein, von denen erstere dann nur die 
aspiration des wurzelanlauts gerettet hat, die auch uns im 
goth. hunsl (über seinen stamm habe ich Germania X. 192 ff. 
gesprochen) in gleicher weise wie bei hinke im verhält- 
nifs zu khanj, oxd£a) nur übrig geblieben ist. 

Ein zweites beispiel aus der dentalen klasse liefert 
dharä f. der tropfen für unsere erscheinung, dem niemand 
seine Verwandtschaft mit griech. araXaw, lat. stillare be- 
streiten wird; ferner zeigt sie sich auch an jathara m. n. 
der bauch, goth. qui)>rs, gr. yaar^g, deren letzteres das s 
der wurzel, die im skr. jas lautet und verschlingen, ver- 
zehren; vernichten, verwunden bedeutet (vgl. Aufrecht oben 
s. 200) bewahrt hat; lat. venter ist entweder unverwandt 
oder geht auf eine wurzelform mit ursprünglichem ns, die d. 
wanst wahrscheinlich machen könnte, zurück. Ein ferneres 
beispiel der aus st entwickelten aspirata im inlaut liefert 
das ved. pruth (so, nicht proth wie bei West., ist anzusetzen 
wegen des ger. prapruthyä R. 3. 32. 1) schnaufen, aufblasen, 
wiehern, dem sich unser prusten schw. prusta, dän. pruste 
zur seite stellen. Diesen beispielen reihen sich einige aus der 
verbalflexion an, in denen man das s bisher gewöhnlich 
als eindringling zu betrachten pflegte. Den endungen des 
ätmanep. vahe, äthe, äte, mähe, zend. maidhS, dhve, vahi, 
äthäm, ätäm, mahi, dhvam stellt das griechische bekannt- 
lich die formen fiso&a oder fie&a, a&ov , a&riv, ö&b ge- 
genüber und man sieht keinen grund, weshalb es ein a 
eingeschoben haben sollte; ist nun aber das griechische, 
wie gezeigt werden soll, auch von der aspirirenden kraft 
des <t bei Verbindung desselben mit folgenden consonanten 
ergriffen, so liegt es doch wohl näher, das <r# dieser for- 
men auch aus altem st zu erklären. Diese erklärung ge- 
winnt noch gröfsere Sicherheit durch die endung a&cc der 
zweiten person singul., die ich in dieser form mit a an- 
setze. Ich glaube nämlich entschieden, dafs Curtius recht 
hat (beitr. p. 21 ff.), wenn er diese form ansetzt und sehe 
sie ebenfalls durch das lat. sti des perfecta bestätigt, allein 

28* 



436 Kuhn 

ich glaube auch, dafs die endung tha des sanskritperfects 
ebenfalls ein s verloren hat und ursprünglich sta, genau 
entsprechend dem latein. sti (denn auslautendes a wird im 
lateinischen primair zu i, secundair zu e), gelautet hat. 
Wenn das griechische aber seine form c&a über das per- 
fectum hinaus auch auf andere tempora und modi ausge- 
dehnt hat, so ist dies ebenso wenig zu verwundern, als 
wenn bei uns die 2te sg. jetzt überall auf st ausgeht. Dem 
lat. stis des plur. perf. gegenüber hat das sanskrit in der 
entsprechenden form nur den blofsen bindevocal erhalten, 
allein der dual hat hier die form athus bewahrt, die bis 
auf den vocal der schlu&silbe genau dem latein. istis ent- 
spricht. Dafs aber das lateinische in sti und stis die ur- 
sprünglichere form als das griechische und sanskrit bewahrt 
habe, geht daraus hervor, dafs es sich stets der aspiration 
abgeneigt zeigt und dieselbe für die dentale klasse, wenn 
auch einst besessen, doch im erhaltenen zustand der sprä- 
che nicht mehr hat, so dafs, wenn man annehmen wollte, 
die ursprünglichen formen wären tha, thas gewesen, an 
ihrer stelle wahrscheinlich fi, fus oder di dus auftreten 
würden. 

Mit labialem anlaut treten wie bei den gutturalen 
einige Wörter im sanskrit auf, welche noch die aspirata ne- 
ben formen stellen, die das s in Verbindung mit derselben 
zeigen, es sind dies phata mfh. the expanded hood or neck 
of the Cobra de capello und sphata mf. a snake's expanded 
neck or hood, phuta id. und sphuta id., phutkara m. fire, 
phutkära m. the sound of bubbling etc., sphutkära n. crack- 
ling, burning, phena m. der schäum, welches zweifellos auf 
w. sphai, sphäy schwellen, zurückzufuhren ist, wie dies von 
den indischen grammatikern geschieht, ebenso gehört der- 
selben das adj. pha increasing, swelling an. Dazu gesellen 
sich auch hier einige beispiele aus den verwandten sprachen, 
welche zeigen, dafs das sanskrit ein anlautendes s verloren, 
dagegen die aspiration als Wirkung desselben bewahrt habe. 
Hierher gehört zunächst die wurzel phal, welche die be- 
deutung frucht bringen und sich spalten, in sich vereinigt, 



über das alte S und einige damit verbundene lautentwicklungen. 437 

und der unser spalten mit der erweiterung durch t deutlich 
zur seite steht, so dafs phala die frucht und speit, wie man 
sieht, nahe verwandte sind. Da auch in dem verbum pha- 
lati, sich spalten, ptc. phulla, sich die Wandlung des wur- 
zelvocals zu u findet, so ist auch phal noch insofern den 
vorigen beispielen anzureihen, als daneben noch eine würz, 
sphul, sphal mit den bedeutungen vacillare, concutere; exsi- 
lire, apparere besteht. Die w. phal erscheint übrigens 
auch in einigen ableitungen mit der transitiven bedeutung 
zerreifsen, so namentlich in den Wörtern phala n. the blade 
of a sword or knife, the head of an arrow etc. ; a plough- 
share, phäla m. die pflugschaar Väj. S. 12. 69; deshalb ge- 
hören auch die Wörter lat. sparus, ahd. mhd. sper, ags. sper, 
altn. spiör f., spiörr m. zunächst die breite spitze der lanze, 
dann lanze selbst bedeutend, unmittelbar mit den genann- 
ten sanskritwörtern zu einer wurzel, da r und 1 häufig 
mit einander wechseln, und zeigen auch hier den anlaut sp 
als den älteren. Derselben wurzel gehören auch phal-aka 
m. n. a shield, a bench, a plank, a layer, sowie atpil-ag 
schemel, fufsbank, ruderbank an, deren grundbedeutung 
die des abgespaltenen holzstückes ist, wie sie auch in 
dem gothischen spilda (doch wie es scheint auch hier mit 
Wurzelerweiterung durch d) f. tafel, schreibtafel und deren 
verwandten (welche Diefenbach g. wb. 296 aufrührt) sich 
noch deutlich zeigt. — Das wort phana (vgl. phata u. s. w. 
oben) mfn. the expanded hood or neck of the Cobra da 
capello zog bereits Benfey gr. wurzeil. 1. 542 zur w. span- 
nan, welcher er auch pannus, ntjvog und goth. fana zuord- 
nete, jedoch so, dafs er spannan selbst durch assimilation 
aus spatnan erklärte, was ich bezweifle; hier hätte dem- 
nach das sanskrit noch die aspiration als Wirkung des an- 
lautenden 8 bewahrt, während die übrigen sprachen, viel- 
leicht das gothische ausgenommen, das s spurlos verloren 
haben. Die wurzel phan tritt übrigens im sanskrit in der 
bedeutung ire, ambulare und als causale in den bedeutun- 
gen mittere, sine labore praeparare auf. Als participium 
des letzteren gilt nach Pa. 7. 2. 18 phänta statt des regel- 



438 Kuhn 

rechten phänita; Bopp giebt diesem causale nach Kä$inätha 
(phänayati dugdham, he skims the milk) die bedeutung: 
pingue lactis auferre und dafs dies richtig sei, ergiebt sich 
aus Siddh. K. bl. 184. b. (bei Boehtl. zu Pä. 7. 2. 18), wo 
es heifst: Mädhavas tu navanitabhävät prägavasthäpanam 
dravyam phäntam iti vedabhäshya äha, d. i. M. sagt im Ve- 
dacommentar, dafs bei der butterbereitung der zuerst sich 
setzende Stoff phänta (n.) heifse. phänayati heifst also absah- 
nen und phänta die sahne und, bei dem nicht seltenen Wech- 
sel der labialen mit m (wir werden später bei smakka auf 
ein beispiel nach s zurückkommen) ist es unzweifelhaft, dafs 
unser schmant, smant dieser wurzel angehört und mit phänta 
identisch ist; ob es übrigens wie Grimm gesch. 1002 will, 
erst aus dem slawischen entlehnt sei, mag fraglich bleiben, 
ich habe es auch in Westfalen gefunden, und auch Strodtman 
hat 8mänten= schäumen. Jedenfalls beweist das wort, dafs 
dem skr. ein anlautendes s auch in dieser würze] zukam. — 
Zum schlufs dieser reihe stelle ich noch skr. phalgu auf, das 
als adj. die bedeutung pithless, sapless; vain, unprofitable, 
unmeaning, useless; weak, feeble hat; in der sich an die erst- 
genannten beiden bedeutungen anschliefsenden von mager 
findet es sich Väj. S. 24. 1 (schol. apushtacarira) : als Sub- 
stantiv hat es unter andern die bedeutung the spring sea- 
son, und davon stammt phalguna, phälguna, der name eines 
monats, welcher unserm februar-märz entspricht. Am 
tage des Vollmonds desselben wird das grofse Holi- oder 
frühlingsfest der heutigen Inder gefeiert, welches zugleich 
der Jahresanfang ist (Weber ind. stud. 2. 299. 300). Mit 
phalgu vergleiche ich nun ahd. spacho cremium, sarmen- 
tum, ramus, ags. späc, altn. spaekia ramentum ligni, ferner 
ndd. spaken, spakig, spakerig, spack alle mit der bedeu- 
tung des zusammengetrockneten, dürren; ihnen kam, wie 
ich glaube, ursprünglich noch ein inlautendes 1 oder r zu, 
welches sich noch in nd. sprokware (winddürres holz) 
nnl. sprok, sprokkel (windfall, leseholz), woher das geldri- 
sche sprokkelen holz lesen, erhalten hat (Grimm gesch. 1. 
91). Neben diesen formen mit r im anlaut steht auch eine 
mit 1 im auslaut, denn niederd. steht neben spaken auch 



über das alte S und ejnige damit verbundene lautentwicklungen. 439 

eine form spalkeu (brem. wb. unt spalken: 'tis een weer, 
dat de heven spalket). Als Substantiv finde ich spalk in der 
bedeutung des lärmens, um sich schlagens (da hadde h£ 
ufen in siner gewalt, dat he ken spalks maken kunne Firmen« I. 
196. b.), eben so das verbum bei Woeste oben p. 83, der auch 
noch das schw. sparka (dän. sparke) beibringt. Die grund- 
form der w. wird eben das oben besprochene sphur, sphar, 
gewesen sein, (vergl. Schweiz, spör, g'spör stark gebacken 
oder gebraten, ausgedörrt Stald. id. s. v.), und hier eine Wei- 
terbildung derselben mit einem auslautenden guttural vorlie- 
gen, wie sie auch ags. spelc f. fascia, lamina lignea, quae 
fractis ossibus continendis accomodatur, altn. spialk f. asser« 
culus, spilkur assulae quae ossibus luxatis applicantur (cf. 
Ettm. wb. p. 714; Dief. g. wb. s. v. spilda) wahrscheinlich 
machen. Ist diese ansieht richtig, so ziehe ich auch jenen 
alten monatsnamen sporkel, spörkel für februar herbei und 
halte ihn mit phalgu, phälguna zusammen. Die Wandlung 
des wurzelvocals aus a zu o zeigt sich schon in sprok, und 
das u, aus welchem das o hervorging (mlatein. spurcalia 
Grimm gesch. 1. 90) sahen wie oben schon mehrfach in die- 
ser wurzel sich aus altem a entwickeln. Selbst das auf 
den ersten anblick verschiedene suffix könnte wegen des 1 
der wurzel aus dissimilation entstanden sein und phälgula 
die ursprüngliche form sein, zumal auch in ein paar an- 
dern fällen das sanskrit dem 1 der andern sprachen gegen- 
über ein n zeigt, nämlich in dhenu, griech. &qhvg und in 
anya, gr. akkog, lat. alius, d. aü — . Die ursprüngliche be- 
deutung des monatsnamens möchten am besten die nieder- 
deutschen Wetterregeln „merzen spak, givt roggen innen 
sack" und „wenn de merz spaket un de mey natet, so 
bedüt et en good jähr" geben (Strodtmann idiot. Osnabr. 
s. v. spaken). 

Noch manche andre falle liefsen sich hier anreihen, 
allein sie scheinen mir für jetzt noch nicht sicher genug, 
wohin ich namentlich das oben zu dhrshnu gestellte stre- 
nuus rechne, das ich glaubte aus stresnu-us erklären zu 
können. In einem folgenden artikel werde ich den abfall 
des anlautenden s, da sich diese erscheinung hier am be- 



442 FÖntomann 

minder in den Untergrund zu stellen. Was die gattungen 
von namen anbetrifft, so verhält es sich mit diesem vorder - 
und hintcrgrunde so. Die familiennamcn sind das eigent- 
liche haupttheina des Verfassers und er hat ihnen bei Un- 
ternehmung des werkes jedenfalls eine mehr ausschliefs- 
liche behandluug zugedacht, als ihnen jetzt, da die arbeit 
geschlossen, zu theil geworden ist. Die familiennamen ent- 
halten aber viele tausende von Ortsnamen, die der familie 
eben ihren namen gegeben haben; es durften also zweitens 
die Ortsnamen nicht unerörtert bleiben oder es waere anders 
der forschung ueber die familiennamen viel licht entzogen 
worden. Nun aber sind die Ortsnamen selbst, wie auch die 
familiennamen unmittelbar zu einem sehr grofsen theile von 
den alten eigennamen im engern sinne (den heutigen Vor- 
namen) ausgegangen, und ihnen mufste daher auch viel auf- 
merksamkeit gewidmet werden, da aus ihnen die letzte deu- 
tung der andern namenklassen unsaeglich oft erst resultirt. 
Es sind also in gewisser hinsieht die familiennamen das 
allgemeinste, die Ortsnamen etwas besonderes und die jetzi- 
gen vornamen das engste gebiet. Dieses Sachverhältnis 
spiegelt sich nun in Pott's werk aufs deutlichste wieder, 
indem die beiden letzten namenklassen als mittel zur deu- 
tung der ersten eine verhältnismaeisig kürzere, aber noch 
immer ziemlich umfassende behandlung gefunden haben. 

Den Vordergrund den sprachen nach räumt Pott un- 
sem einheimischen namen ein, die mit eisernem fieifse aus 
den verschiedensten quellen in enormer masse zusammen- 
gebracht sind. Im mittelgrunde stehn die übrigen deutschen, 
die griechischen und romanischen, die slavischen, lithaui- 
schen und celtischen sprachen, so wie das Sanskrit. Das 
uebrige wird in den hintergrund verwiesen, doch fehlt es 
auch auf diesen gebieten nicht an reichhaltigen und lehr- 
reichen mittheilungen, wie z. b. den namen der Araber und 
denen der americanischen Indianer sogar besondere capitel 
angewiesen sind. Dals die behandlung aller dieser spra- 
chen nicht atomistisch vereinzelt ist, sondern dafs stets von 
der einen auf die andere bezug genommen, oder vielmehr 



anzeigen. 443 

dafs stets in der einzelnen spräche die menschliche spräche 
ueberhaupt wiedererkannt wird, darauf braucht bei einem 
meister wie Pott nicht noch besonders hingewiesen zu 
werden. 

Auch innerhalb einzelner gebiete des ganzen Stoffes 
tritt der eine theil in dem werke mehr hervor, der andere 
mehr zurück. In den germanischen familiennamen, die den 
hauptstoff des buches hergeben, erkennt Pott mit recht eine 
dreifache wie durch periodenweise ablagerung gebildete 
Schicht an, erstens die der alteinheimischen namen, zwei- 
tens die der christlichen und drittens die jüngste bildung. 
Es ist häufig schwer, oft auch geradezu unmoeglich zu ent- 
scheiden, welcher von diesen drei schichten ein bestimmter 
familienname angehoert oder ob er (denn auch das kommt 
vor) zu zweien derselben zugleich zu stellen ist. Na- 
mentlich schwankt man oft ganz rathlos, ob man in einem 
bestimmten falle die erste oder die dritte bildung erkennen 
soll. Unwissenschaftliche dilettantenetymologie ist natuer- 
lich immer mit der dritten bildung bei der hand; denn 
was kümmert es sie, dafs die ganze Sprachwissenschaft tau- 
sendmal laut genug ruft, die spräche sei ein gewordenes 
und ewig werdendes! Aber auch männer, die wohl in die 
geschichte unserer spräche hineingeschaut haben, lassen 
noch immer die jüngste bildung in unsern familiennamen 
ueber die älteste ein zu grofses uebergewicht behaupten; 
Pott ruegt das mit recht mehrmals im vorliegenden buche 
an Hoffmann von Fallersleben. Hier mufs ich nun meinen 
Standpunkt im Verhältnis zu dem Pott's dahin bezeichnen, 
dafs mir selbst Pott noch lange nicht weit genug zu gehn 
scheint, wenn er dem fortleben unserer alten eigennamen 
in unsern familiennamen das wort redet; ich bin ueberzeugt, 
dafs noch viele andere der letztern (aufser denen, die schon 
Pott daraus herleitet) aus unserm uralten namenschatze 
deutbar sind, dafs also viele von denen, die Pott noch der 
jüngsten bildung zuweist, bei genauerer betrachtung sich 
als viel altern Ursprungs erweisen werden. Waeren schon 
vollständigere Verzeichnisse unserer alten personennamen aus 



iiifiLanfKäian gp»Jlw« in die Schriften der Sprachforscher 
ueivsrr^rvurfiA. haue als:* Pc«a diesem Mw »™yM > hftrhat7 
iL £T"i*tui^TL nmiang? neliertihcken könne zu als es ihm 
jem xn.i*^h:*i war. so wurde er sich ohne zweifei weil 
frfc-» äu: i*3»ex aßex TminpmwhaTr gesalzt haben. Da& er 
da* um. ai»er in TTianAfm lauen mchi konnte, wer wollte 
eines vorwarf machen? Oder sollte wirklich 
st xhoericJn sein, von Lintia aaanne. der besseres 
T^rnii hat« >ene mnsaecfich ■« ■ ■A t n lh» qneDenforochnng 

fiBTHTiiinng' xn verlangen' 

Wk nchxig nebrigens der Verfasser nach ohne den 
auarei^bendeE dramatischen apparat dem fortleben des al- 
len Tiawn^harwf ein sehr bedeutendes gebiet einräumt, 
cebi an* seinem sehe 2t5 ausgesprochenen princip hervor, 
T dais. im ia£ neuere famiheunamen ach ans abd. formen 
erkiaerex lassen, in der regel diese erklaerung dem meist 
graisnexischen scheine, wekher sie der neuem spräche vin- 
dinn. vmrezriren werden müsse." Von der wahrheh die- 
ses si>izf*. den i:& um wahrer trende begrneike and den 
ich ':*sxl itrsezi des bncbes bis rar 2ö$sten sehe dringend 
erwtr:*:*. tc. i;i n*:i dem oben angefahrten noch mehr 

Wjc^l j:i ;.">:i s&gie. Porfs buch könne vielen als 
VÄTL„rc- viiiii *is a^itiiznxg dienen, so hangt dieser aus- 
>;ir.. "r. n.:; 5-.-: ce:*;»DüiiJr des ganzen Werkes zusammen. 
l\:r.i. »bi i-rsit: Lkru zieht ski nämlich als leitender ge- 
da^k-: ii iurV^tiLiang der Schwierigkeiten hindurch, mit 
dem- if v.. f 47.^'^:>rs:hnag zu kämpfen hat. Schwierigkeiten, 
Wir. i;0:r. du ^eisttc weiche an namendentnng denken, 
i>r kei^* ti^::r^: hi>:n : der zweite theil aber sondert die 
Ix-rscsvüAivjtc: njfcri den K-griäkreisen. aus denen sie ihren 
ursyr.;:^: herkiuc. so di^s dieser zweite theil recht eigent- 
lich <;r. k:;fAder. faer diejenigea ist. die durch den ersten 
r.vV,: x o;ii r.üuVrechea auf diesem gebiete abgeschreckt wor- 
dor. >::*d. 

K:r.j<*r;hcuon her* arzuheben . sei es um ihnen beizu- 
muv.uut. oder ihucn raiwrcxuut roten, das unterlasse ich. 



anzeigen. 445 

Beides konnte hier nur in sehr beschränktem mafse statt- 
finden, und mir will es scheinen, als sei das der anzeige 
eines so bedeutenden Werkes unwürdig, sich kleinlich an 
das einzelne zu heften, es müfste denn eine gelegenheit da 
sein, diese einzelnen bemerkungen selbst wieder zu einem 
organischen ganzen zusammenzufassen. Bald wird vieles 
von dem, was Pott uns hier mittheilt, widerlegt sein oder 
von selbst fortfallen, aber das wird doch stets wahr blei- 
ben, daüs mit dem erscheinen dieses buches alles, was vor 
dem beginn der neuern Sprachwissenschaft (also bis zu Be- 
nekens Teuto incl.) ueber namen geschrieben worden ist, 
und auch noch manches spaetere, gründlich unter die anti- 
quirten dinge versinkt, so verdienstlich darunter auch eini- 
ges fuer seine zeit war; ferner aber, dafs Pott unter den 
Sprachforschern der neuern schule zuerst der namenforschung 
im weitern und weitesten umfang den weg zeigte. 

So wenig der Verfasser dem unverständigen andringen 
einzelner nachgegeben hat, ein allgemeines Wörterbuch der 
familiennamen zu schreiben, so wenig hat er sich auch her- 
beigelassen, dem werke hinten ein alphabetisches register 
anzuhängen. Wer die masse der darin abgehandelten na- 
men uebersieht (die im texte sehr passend durch fetten 
druck hervorgehoben sind) wird das nicht misbilligen. 
Uebrigens bemerke ich, dafs noch etwas anderes aufser 
dem register am Schlüsse des Werkes von manchen ver- 
mifst werden wird, nämlich ein druckfehlerverzeichnis. In 
der that ist die mit dem sonstigen anständigen äufsern des 
buchs schoen harmonirende correctheit desselben hoechst 
wohlthuend und es dürften sich der druckfehler darin nur 
äufserst wenig finden. 

Ich kann hier nicht schliefsen, ohne noch eine bemer- 
kung subjectiver art hinzuzufuegen, die mir aber hier so 
recht an der stelle scheint, insofern uns ja die vorzuege 
anderer den naechsten anlafs dazu geben sollen, unsere eige- 
nen fehler zu erkennen und zu bekennen. Mir ist in neue- 
rer zeit mehrmals eine bemerkung ueber den sinn der ahd. 
zusammengesetzten eigennamen vorgerückt worden (und 



aach Po« spricht sich mit recht dagegen ans), eine be- 
merkunc. die sich in dieser Zeitschrift L s. 103 findet und 
die so lautet: •Es liegt die frage nahe, ob nicht der eine 
tfceil der Zusammensetzung in der art zu dem andern passen 
mfcse. da** das ganze einen schicklichen sinn giebt. Dies 
ich nun entschieden leugnen. Es mag vielleicht hie 
ii von den namengebern. namentlich in der ältesten 
auf eisen solchen schicklichen sinn geachtet worden 
i» all gemeinen aber steht es (est. dais die bedeutung 
stamm hindert, mit jedem andern verbanden zu 



Wie gesagt. e$ ist mir dieser satz eifrig, sowol in 
«huck als in schrift als auch mündlich bestritten worden. 
Ick gestehe visfelem ich von Verdrehungen meiner worte ab- 
sehe, ab hatte ich neberhaupt die Sinnlosigkeit der ahd. 
namec behauptet "* „ dais ich erstens darin in uebereilung 
eagentbch mehr gesagt habe, als ich habe sagen wollen, 
iwehects aher, da*s ich auch nicht mehr «ranz das aner- 
kenne, was ich wirklich sagen wolhe. Ich würde diesen 
sau v und danach modiäcirt sich auch einiges andere von 
mir a. a. o. behaut* :e:e* ietzt so ausdrücken: „Es liesrt die 
fra^e nahe, cb nicht der eine theil der Zusammensetzung 
imuicr in der art *u der- andern passen mufs, dais das 
gan.'c einen schicklichen sinn giebt. Dies muls ich nun 
entrschicxicu ieuguea. Es ist jjewiis meistens von den 
naxnengebcrn« in der gothischen leit wol noch immer, 
auf einen solchen schickliehen gesammtsinn geachtet wor- 
den, trotzdem aber steht es liier die ahd. periode fest, 
da&s durch die bedeutung wenigstens kein in namen häu- 
figer wortstamm gehindert wird, mit einem andern gleich- 
falls häufigen sieh zu verbinden.* 

Von dieser ansieht gehe ich auch jetzt noch kein 
haarbreit ab und denke sie seiner zeit zu beweisen. Oder 
es behaupte mir einer a priori die unmoeglichkeit irgend 
eines tinginen sonst sprachrichtig gebildeten namens der 
bezeichneten kategorie. 

Wernigerode. E. Förstemann. 



anzeigen. 447 

Beitrüge zur geschichte der mitteldeutschen spräche and 
litteratur von Dr. Franz Pfeiffer. 

(Stuttgart. F. Köhler. 1854.) 
Auch unter dem titel: 
Die Deutschordenschronik des Nicolaus v. Jeroschin. 
Ein beitrag zur geschichte der mitteldeutschen spräche und litte- 
ratur von Dr. Franz Pfeiffer. 

Das den brüdern Jacob und Wilhelm Grimm gewid- 
mete buch enthält die in der Überschrift genannte chronik, 
deren spräche dem herausgeber in der einleitung Veranlas- 
sung giebt über das von ihm als mitteldeutsch bezeichnete 
idiom seine ansieht Jacob Grimm gegenüber zu rechtferti- 
gen, welcher (Haupt's zeitschr. 8. 544 ff.) sowohl die be- 
zeichnung mitteldeutsch, was unerheblich wäre, als auch 
namentlich die jener ansieht zu gründe liegenden thatsa- 
chen angefochten und am gebrauch des u, welchen der 
dichter des Passionais im reime macht, nachgewiesen hatte, 
dafs nur bestimmte u, die je anderweitigem mhd. uo, iu, 
üe u. s. w. entsprechen, mit einander reimen, also die schein- 
bare eigenthümlichkeit der spräche nur eine nachlässigkeit 
der Schreiber sei. In betreff der- bezeichnung schlägt der 
herausgeber jetzt, um Verwirrung zu vermeiden, vor, dafs 
man statt des bisherigen mittelhochdeutsch nun den aus- 
druck mitteloberdeutsch, statt des von ihm bis jetzt als 
mitteldeutsch bezeichneten dialekts dagegen den ausdruck 
mittelhochdeutsch wählen solle, da dieser allein dem jetzi- 
gen neuhochdeutschen einigermafsen analog sei, welches 
nach Luthers eigenen Worten die spräche ist „die beide 
Ober- und Niederländer verstehen mögen" oder mit andern 
Worten vorzugsweise aus den mundarten des mittleren 
Deutschlands, die schon seit dem 12. jhd. ein solches ge- 
misch zeigen, hervorgegangen ist. Indefs möchte es sein 
bedenken haben den ausdruck mittelhochdeutsch hinwegzu- 
nehmen oder vielmehr ihn in einem neuen sinn zu verwen- 
den, da dies nur Verwirrung herbeifuhren könnte. 



448 Kuhn 

Was aber das bestehen eines solchen mitteldeutschen 
dialekts betrifft, so hält der herausgeber an der durch 
Wilhelm Grimm gegebenen begründung fest und sucht die 
einwände Jacob Grimm's zu widerlegen, indem er die bei 
Wolfram sich findenden gleichen reime eben nicht als rei- 
nem hochdeutsch angehörig ansieht, sondern sie durch den 
langen aufenthalt Wolfram's am thüringischen hofe, also 
eben auf mitteldeutschem gebiet, erklärt und von den rei- 
men Herbort's einige proben beibringt, die allerdings nicht 
für reine mittelhochdeutsche reime gelten können, sondern 
nur (wie löne : schoene) durch hinneigung zum niederdeut- 
schen vocalismus zu erklären sind. Wenn nun aber wei- 
ter nicht das Passional und Herbort und Hermann von 
Fritzlar allein sondern auch eine reihe anderer denkmäler 
die berührten eigenthümlichkeiten zeigen, so folgt nach des 
herausgebers ansieht daraus, dafs die ausdehnung derselben 
auf einen so weiten kreis zusammen mit der Stetigkeit der- 
selben die annähme eines besonderen dialekts für dieselben 
rechtfertige, welcher das mittelglied zwischen dem hoch- 
und niederdeutschen bilde. Eine ausführlichere darstellung 
der lautverhältnisse dieses mitteldeutschen dialekts verspricht 
der herausgeber in einem zweiten theil dieser beitrage zu 
bringen und damit wird denn die erledigung dieses Streit- 
punktes hoffentlich herbeigeführt werden. Einstweilen wer- 
den die auf s. LVI — LXX. aufgeführten besonderheiten 
der mundart Jeroschin's ein willkommenes material zum 
schliefslichen urtheil über denselben darbieten. Soviel geht 
aus ihnen wohl deutlich hervor, dafs diese besonderheiten 
sich in ziemlich ausgedehntem maafse finden und die frage 
wird nur sein, ob sie einmal durch alle denkmäler hin sich 
gleichmäfsig finden, dann ob sie sich so wesentlich von de- 
nen der beiden deutschen hauptdialekte unterscheiden, dafs 
die annähme eines dritten beide vermittelnden nothwendig 
werde. 

Der inhalt der chronik sowie die behandlung des tex- 
tes u. s. w. liegen aufser dem kreise der beurtheilung die- 
ser Zeitschrift. Dagegen können wir uns nicht versagen 



miscelle. 449 

auf das reiche fast dreizehn bogen umfassende glossar noch 
besonders aufmerksam zu machen, das auch jetzt wo das 
Beneke- Müll er' sehe wb. zur hälfte fertig ist, noch manchen 
willkommenen beitrag zum deutschen Sprachschatze liefert. 

A. Kuhn. 



III. Miscelle. 



Die morgenriithe und die scMcksalsgö'ttinnen. 

Bei Homer erscheint die Moira in Verbindung mit den 
Keren, ebenso schliefsen sich in der nordischen mythologie 
die Nomen enge an die Valkyren an. Bei beiden, Germa- 
nen wie Griechen (von den Römern sehe ich ganz ab) 
scheint die Vorstellung von drei schicksalsgöttinnen nicht 
in die älteste zeit zurückzugehen ; wenn sie sich gleichwohl 
später entwickelt hat, so mufs diese entwicklung, sofern 
man nicht unmittelbare oder mittelbare entlehnung anneh- 
men will, auf einer ursprünglichen gemeinsamkeit des We- 
sens beruhen, die mehr sinnlicher art gewesen sein wird, 
und so zu übereinstimmender gestaltung geführt hat. 

Vurdh, Verdhandi, Skuld, Vergangenheit, gegenwart, Zu- 
kunft sind deutliche personificationen der zeit, welche indefs 
das indogermanische alterthum schwerlich schon als eine ab- 
strakte persönlichkeit ohne sinnlicheren hintergrund gekannt 
hat. Dies sinnliche moment der zeit sind tag und nacht, 
für den einfachen naturmenschen das nächstliegende maafs 
derselben. Darum wandten sich unsre vorältern in d4t asia- 
tischen heimat dem rosigen lichte der morgenröthe mit ganz 
besonderer Verehrung zu, wie uns Homers gesänge und die 
vedischen lieder klar zeigen; die letzteren namentlich ver- 
herrlichen die göttin in erhabener weise, und zeigen ihre 
Vorstellung weit erhaben über die griechische Eos, deren 
wesen früh manche beschränkungen erlitten zu haben und 
wieder neuen gestalten von göttinnen das dasein gegeben 
zu haben scheint. Dies hier ausführlicher darzulegen wäre 

m. 6, 29 



450 Kttbn 

nicht am ort, da es uns zu weit von der etyraologie ab- 
fuhren würde, nach welcher zunächst nur Eos und Ushas, 
deren abstammung von würz, vas unerschütterlich ist, zu- 
sammengehören. Dafs Ushas tochter des Dyaus oder des 
Prajäpati, d. i. des Süryas heifst, Eos die des Hyperion, 
zeigt dafs beide genealogisch dieselben sind, wenn man die 
väter auch nicht mit gleichen namen nannte. Eine mutter 
der Ushas weifs ich in den Veden bis jetzt nicht nachzu- 
weisen, die der Eos wird Theia oder Euryphaessa genannt, 
beides namen, welche eben nicht weiter fuhren; Theia die 
göttliche wird jede göttin heifsen, Euryphaessa wäre indisch 
Urubhasvati, die weitleuchtende, dessen zweiter theil mehr- 
fach als bei wort der Ushas selber erscheint (Rv. 1. 92. 7; 
113. 4). Wie Helios und Hyperion scheinen demnach auch 
Eos und Euryphaessa identisch zu sein. 

Bei unsern vorfahren hiefs die göttin der morgenröthe 
wahrscheinlich Ostara (Grimm d. m. 268); der name 
des Osterfestes, ein heidnischer für ein christliches, zeigt 
noch wie bedeutend sie gewesen sein müsse. Was zu- 
nächst die wurzel betrifft, so ist sie dieselbe wie in Eos und 
Ushas; im suffix steht es dem latein. Auster, skr. vastr m. 
(Rv. 3. 49. 4. xapäm vastä, erleuchter der finsternifs, vgl. 
doshävastar Rv. 1. 1. 7. Benfey rec. v. Boehtl. s. 80) am 
nächsten. Andererseits zeigt mancher gebrauch, dafs die 
Vorstellung der Ostara in enger Verbindung mit der sonne 
gestanden haben müsse, so namentlich wenn es nach dem 
Volksglauben heifst, die sonne thue am ostermorgen drei 
freudensprünge, wenn der osterball, ein symbol des sonnen- 
balls, geschlagen wird, in Süddeutschland feurige Scheiben 
in die luft geschleudert werden und anderes mehr. 

Die Ostara stand nun aber auch mit den schicksalsgöt- 
tinnen bei unseren vorfahren in Verbindung, wie die von Pan- 
zer in seinen beitragen z. deutsch, myth. s. 280 zusammen- 
gestellten namen wahrscheinlich machen. Eine der in die- 
sen sagen stets wiederkehrenden drei Schwestern mufs 
Ostara geheifsen haben, und wenn die dritte, Held oder 
Hei genannte, entweder halb weifs, halbschwarz oder ganz 



miscelle. 451 

schwarz ist, so vergleicht sich ihr die Schwester der Ushas, 
die nacht, welche der älteren Schwester den platz räumt 
(Rv. 1. 124. 8. svasä svasre jyäyasyai yonim äraik). So 
zeigt sich denn auch warum Moira und Vurdh vorzugsweise 
als todesgöttinnen auftreten und wird nun wohl klar, warum 
die boten des Yama weiblich sind und „mithüdrpä" die 
wechselsweis gesehenen heifsen (s. II. 313;, wie andrerseits 
auf die deutung des Vipvanätha, wonach die beiden söhne 
der Saramä nacht und tag seien, licht fällt (s. Weber ind. 
stud. 2. 295 ff.). 

Die Ushas wird aber ferner in den liedern als sehr 
reich gepriesen, sie verleiht herrliche und kostbare gaben, 
die ersehnten von der finsternifs verborgenen schätze (spä- 
rha väsüni tamasä 'pagülhä Rv. 1. 123. 6). Sie bringt das 
gold der sonne zurück, welches die Pani's zurückzuhalten 
scheinen, denn an mehreren stellen heifst es, dafs diese un- 
unaufgeweckt schlafen mögen (R. 4. 51. 3. acitre antar pana- 
yah sasantv abudhyamanäs tamaso vi madhye R. 1. 124. 10. 
prabodhayo 'shah prnato maghony abudhyamänä panayah 
sasantu). So gewinnt wohl auch der Nibelungen hört volle 
klarheit. 

Ushas ist nämlich mit anderem namen auch Süryä; ihr 
veranstaltet Prajäpati die brautschau, die götter stellen einen 
wettlauf an, wer siegt, soll ihr gemahl sein. Da siegen die 
Apvinen, das zwillingsbrüderpaar, und führen sie als gattin 
heim. So kämpfen Siegfried und Günther um Brünhild, 
denen sich die zwillingsbrüder unserer märchen zur seite 
stellen ; die von der waberlohe umgebene valkyre kann nur 
die morgenröthe oder sonne selber sein. Der sieger mufs 
mit ihr zugleich den schätz ersiegt haben, den die Nibelun- 
gen wie die Panis gleicher weise in einer hole verborgen 
halten (nidhim paninam paramam guhä hitam R. 2. 24. 6, 
vgl. noch Haupt ztschr.'ö. 133ff.u. Nib.90ff.).' Der der Ni- 
belunge wird zuletzt in den Rhein versenkt; dieser zug der 
sage mufs von einem stamme ausgegangen sein, welchem der 
Rhein gegen der sonne Untergang lag. So wird auch der 
' EXh'iqnovtoq seinen namen von einem östlich von ihm woh- 
nenden stamme erhalten haben, denn "ElXri ist = Süryä, da 
dies sich erst aus Svaryä entwickelt hat, wie Söl = svar 
am deutlichsten zeigt; über r = l kann kein bedenken sein. 
Im goldnen fliefs des widders, das auch schimmernd und 
purpurn genannt wird, bricht der hört in einer dritten ge- 
stalt hervor. So auch nochmals bei uns. 

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